Hinter dem vagen Titel verbirgt sich eine anspruchsvolle wissenschaftliche Untersuchung der Frankfurter Kunstkritikerin und Professorin für Kunsttheorie zum Thema Genderforschung in der Kunstgeschichte. In Fallstudien zu Künstlerinnen wie z.B. Elaine de Koonig, Hanne Darboven, Cindy Sherman, Rosemarie Trockel beleuchtet die Autorin die Frage der Andersheit der Frauen in der Kunst und im Kunstbetrieb. Gegliedert in 3 Schwerpunkte stellt die Analyse den Begriff der "Aneignung" als spezifische Technik und Arbeitsmethode dar, um anschließend in Milieustudien und Studien des Kunstbetriebes die Stellung der Frauen aufzuzeigen. Mit Exkurs auf sogenannte Ausnahmefrauen. Ausgewählte, im Text besprochene Illustrationen und Überwiegend englischsprachige Bibliographie. Kritische Studie und Dikussionsgrundlage zur feministischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts für Studenten und wissenschaftliches Publikum im Bereich der Genderforschung nach fächerübergreifenden Darstellungen wie das "Metzler-Lexikon Gender Studies" (ID 13/03). (3) (Michaela Bodesheim)
Die Werke der Malerinnen aus den verschiedenen Künstlerkolonien und Künstlerbünden, die sich seit Ende des 19. Jahrhunderts bildeten, werden seit einigen Jahren zunehmend beachtet. Die Publikationen über Julie Wolfthorn, Elisabeth von Eicken, Dora Koch-Stetter, Jeanna Bauck, Anna Ancher und vielen anderen gehen jedoch nahezu ausnahmslos den Weg der Monographie. Die vorliegende Arbeit über das Werk der Landschaftsmalerin Clara Arnheim versucht einen anderen Weg: den Weg über die Maltechnik und die Analyse bestimmter, sich wiederholender Motive. Zwar wird auch hier zunächst entlang der verschiedenen Ausbildungsstationen – Berlin und Paris - versucht, die Genese des spezifischen künstlerischen Stils anhand verschiedener Lehrer nachzuvollziehen. Diese Spurensuche jedoch musste sich als lückenhaft und obendrein recht grobianisch herausstellen, sind doch alle Dokumente aus der Frühzeit der Malerin, etwa von der Pariser Académie Julian, verlorengegangen. Durch den Vernichtungsfuror der Nationalsozialisten sind zudem Korrespondenzen, Tagebücher etc., verschwunden. Clara Arnheim wurde als jüdische Malerin mit Berufsverbot belegt und kam 1942 im KZ Theresienstadt ums Leben. Die Folgen der prekären Quellenlage mussten im ersten Teil dieser Arbeit diskutiert werden: So wird der Hiddensoer Künstlerinnenbund entsprechend vage mal als Kolonie (Wolf Karge), mal als Filiation (Ruth Negendanck) bezeichnet. Theoretische und künstlerische Intentionen lassen sich allein aus der Gründung selbst annehmen; kunstpolitische Ambitionen leitet die vorliegende Arbeit aus den Schriften Henni Lehmanns ab, die im Zuge dieser Arbeit im Nachlass der Familie in den USA gefunden werden konnten: Henni Lehmann (1862 – 1937), Mitglied der Arbeiterwohlfahrt und engagierte Frauenrechtlerin, plädierte für die Professionalisierung malender Frauen und kämpfte für die Zulassung an allen Akademien. Solide handwerklich-künstlerische Ausbildung, die unter Umständen lediglich zu einer "Kunst zweiten Grades" (Lehmann) führen würde, war ihr lieber als das Weitertragen des sich kunstpolitisch fatal auswirkenden Geniekults. Ausweislich des Nachlasses von Henni Lehmann lebten die beiden Künstlerinnen spätestens seit 1933 in Berlin offiziell zusammen; neueste Zeugnisse legen nahe, dass es bei den Künstlerinnen der Gruppe mehrere Frauenpaare gab. Die Hiddenseer Malerinnen waren in ihrer Mehrzahl also in dreifacher Weise Außenseiterinnen: Jüdinnen, Frauenrechtlerinnen und Lesbierinnen. Von Clara Arnheim waren bis in die 2000er Jahre lediglich rund 35 Bilder (Aquarelle und Radierungen, dazu wenige, kleinformatige Ölgemälde) bekannt. Durch das stete Bemühen zweier Museen, verschiedener Sammler und nicht zuletzt durch die Forschung für diese Arbeit konnten bis 2016 jedoch annähernd 230 Bilder gefunden und gesichtet werden. Daher geht die Arbeit im Hauptteil einen anderen Weg: Nach den Funden der vergangenen Jahre kann vom malerischen Material selbst ausgegangen werden. Auffallend an den zahlreichen Aquarellen Arnheims, die fast immer im selben Format und häufig auf demselben Papier gemalt wurden, ist die stete Wiederholung des Immergleichen. Die Interpiktorialität in den Aquarellen entpuppt sich nicht so sehr als Beschränkung oder etwa als Beschränktheit der malerischen Mittel, liegen technisch und motivisch stark abweichende Bilder vor. Denn es handelt sich sondern als bewusster Prozess: die Reduktion auf wenige Motive in der Landschaft (meist der Insel Hiddensee) und hier, noch weitergehend, sogar auf bestimmte Perspektiven, zeigt, dass es der Malerin vor allem um formale Aspekte ging. Ausgehend von den Thesen Vera Lübbrens, dass die Maler seit den Anfängen der Kolonie von Barbizon zunehmend die Verletzlichkeit und Vergänglichkeit "untergehender Landschaften" beschworen, zeigt sich, dass Arnheim, die jedes Jahr mehrere Monate auf Hiddensee verbrachte, in ihren Bildern offenbar eine ähnliche "Beschwörung" des Untergehenden im Sinn hatte – mit den Jahren in zunehmender Düsterkeit. Eine besondere Rolle in der Wiederholung des Immergleichen spielen die "leeren" Bilder, die, ähnlich wie die Bilder Hans Peter Feddersens oder Emil Noldes an der Nordsee, immer wieder den gleichen Himmel zeigen, der auf eine mal stille, mal stürmisch bewegte See "trifft". Das Befragen des "Touristischen", das Matthias Krüger für Feddersen, Toni Elster u.a. konstatiert, trifft auch für Arnheim und offenbar den Hiddensoer Künstlerinnenbund zu. Ob das Festhalten am zwangsläufig Vergehenden auch biografisch gelesen werden kann, kann nicht letztgültig beantwortet werden; wohl aber steht nach dem Abschluss dieser Arbeit fest, dass die Landschaftsmalerin Clara Arnheim einen künstlerischen Beitrag zum Diskurs der Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts geleistet hat, der nicht länger ignoriert werden sollte.
Der Schnellkurs der wissenschaftlichen Assistentin (Universität Regensburg) bietet knapp und leicht verständlich Fakten und Hintergründe zur politischen Weltgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. Der Band ist in chronologische ("Zwischenkriegszeit"), teils auch thematisch orientierte ("Protestbewegungen in Ost und West") Abschnitte gegliedert, die durch farbige Randleisten voneinander abgehoben sind. Zahlreiche z.T. farbige Fotos und Karten - an deren Kleinteiligkeit mein Augenarzt seine Freude hätte! - sowie vertiefende Randglossen sorgen für eine aufgelockerte, ansprechende Gestaltung. Im Anhang eine knappe Chronik, ein kleines Literaturverzeichnis sowie Personen- und geografisches Register. Nützlich als knappe Erstinformation für Schule, politische Bildung und allgemein historisch Interessierte. (2 S) (Engelbrecht Boese)
Ist das 20. Jahrhundert eine weltgeschichtliche Epoche? Wo liegen die Zäsuren, was waren die Deutungsachsen? Wird die Zeit zwischen 1914 und 1945 als das Katastrophenzeitalter schlechthin in Erinnerung bleiben? Warum endete diese Periode der Katastrophen zumindest in Westeuropa zu Beginn der fünfziger Jahre? Waren die Entkolonialisierung und das Entstehen neuer Staaten nicht von höherer weltgeschichtlicher Bedeutung als der Kalte Krieg? War das 20. Jahrhundert das Jahrhundert Amerikas und der großen Persönlichkeiten? War es eine Abfolge gescheiterter Experimente zur Eindämmung des Kapitalismus? Was war wirklich neu am 20. Jahrhundert? Lauter Abschiede? Welche Erkenntnisse bringt ein solcher Ausflug ins Dickicht historischer Fragen? (ICEÜbers)
Obwohl Philosophinnen im 20. Jahrhundert die Philosophiegeschichte wesentlich mit geprägt haben, kommen sie in den wichtigsten Überblicksdarstellungen gar nicht oder nur am Rande vor. In diesem Buch werden endlich die wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts wie Simone Weil, Edith Stein, Hannah Arendt, Simone de Beauvoir u.v.a. porträtiert. Diese Philosophinnen vertreten ganz unterschiedliche Richtungen. Trotz der Verschiedenartigkeit ihrer Denkansätze ist aber auch eine auffallende Gemeinsamkeit zu erkennen: das Nachdenken über Kontingenz, d.h. über die Nicht-Notwendigkeit, Zufälligkeit und historische Bedingtheit von Ordnungs- und Begriffssystemen, die bislang als festgefügt galten.
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