Design als die Kunst der ästhetischen Lüge?
In: Neue soziale Bewegungen - und ihre gesellschaftlichen Wirkungen, S. 165-185
Auf der Grundlage eines Design-Begriffs, der Design als Kunst und als Lebensweltgestaltung versteht, setzt sich der Verfasser in dem Beitrag mit der "Kultur des Designs" auseinander. In einer onthologischen Skizze reflektiert er das Verhältnis von Design, Gesellschaft und symbolischen Interaktionismus als vermittelndes Medium, sowie die Ausblendung kultureller, in Alltagsvorgängen gründenden Sinnstiftungsprozessen aus der "Kultur des Design", die - so der Autor - die "neuen" sozialen Bewegungen wie die Jugend- oder Ökologiebewegung rückgängig oder zumindest bewußt zu machen versuchen. Nach einer kurzen systemtheoretischen Lokalisierung der "neuen" sozialen Bewegungen, unterscheidet er die Formen des originären, strategischen, freien und des kreativen Designs und skizziert die parallel zur Alternativ- und Aussteigerbewegung einsetzende Kunstrichtung der "neoexpressiven Malerei" und des zeitlich späteren "Neo-Geo". Armin Wildermuth stellt heraus, daß durch Design dem Konsumenten eine illusionäre Welt verkauft werde, in der nur die durch Gegenstände vermittelten Bilder gültig seien, und - durch zunehmende piktorale Orientierung - sichtbare Selbstdarstellungsphänomene an Bedeutung gewännen. Der Schein und die Ideologie des als "normal" Geltenden, sei nicht zuletzt durch die Punk-Bewegung verdeutlicht oder entlarvt worden. Besitzt nach Ansicht des Autors die "Kultur des Designs" eine eigenständige Medienwirklichkeit, so untersucht er abschließend den Zusammenhang von "neuen" sozialen Bewegungen und Kommunikationsmedien. Er kommt zu dem Ergebnis, daß in den öffentlichen Medien erscheinende Symbole zur Basis einer "ursprünglichen Wahrnehmung" werden können, die grundsätzlich für neue Interpretationen und Kontexte offen und somit fähig sei, neue soziale Aktionen und Bewegungen hervorzurufen. (TR)