"Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters setzt nicht nur eine Erhöhung der Arbeitsfähigkeit der Arbeitnehmer voraus, sondern auch die Bereitschaft der Betriebe, Ältere zu beschäftigen, und eine Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes. Unter all diesen Aspekten ist eine Rente mit 67 für viele Arbeitnehmer auch auf lange Frist unrealistisch und wird viele in die Altersarmut führen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Der Autor skizziert zunächst fünf hierarchisch geordnete Präferenzen für eine gerechtigkeitsorientierte sozialdemokratischen Gesellschaftspolitik, die den Stellenwert von Arbeit und Beschäftigung und ihre Vernetzung mit den anderen Gerechtigkeitszielen verdeutlicht. Dies sind die Verhinderung von Armut, die Förderung von Bildung und Ausbildung, die Einbeziehung des Individuums in den Arbeitsmarkt (Inklusion), die soziale Absicherung jenseits des Arbeitsmarktes sowie die Verringerung von Einkommens- und Vermögensunterschieden. Der Autor argumentiert mit der zentralen Bedeutung der Erwerbsarbeit für die gesellschaftliche Teilhabe von Individuen in hoch entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Deshalb ist die arbeitsmarktpolitischeBilanz eines Landes oder einer (sozialdemokratischen) Regierung von besonderer Bedeutung. Hier jedoch tut sich eine der großen Gerechtigkeitslücken in Deutschland auf. Eine zukunfts- und gerechtigkeitsorientierte Beschäftigungsstrategie muss vor allem die Bildungspolitik intensivieren, die Lohnnebenkosten senken, das Tabu der niedrigen Beitragsbemessungsgrenzen bei den Sozialversicherungen knacken, Steuererleichterungen für untere Einkommen verstärken, die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen subventionieren, die Frauenerwerbsquote erhöhen sowie die Lebensarbeitszeit flexibilisieren und für jene verlängern, die dies wollen und können. (ICA2)
Traditionelle Wohlfahrtsanalysen auf der Basis monetärer Größen erfordern eine Erweiterung um ihre Zeitdimension. Im Laufe der Zeit verringerte sich die Bedeutung von Vollzeitarbeit zugunsten neuer Arbeitsarrangements (Schlagwort: flexible Arbeitsmärkte). Unsere Studie trägt zur ökonomischen Wohlfahrt bei durch die Analyse des spezifischen Arbeitsaufwandes - die tägliche Lage der Arbeitszeit und ihrer Fragmentierung - und seiner resultierenden Einkommensverteilung. Mit unserem Fokus auf Wer arbeitet wann am Tag und mit welchen Einkommenskonsequenzen' gehen wir über traditionelle Arbeitsmarktanalysen hinaus, die sich auf aggregierte Voll-und Teilzeitarbeit, wöchentliche Arbeitszeit, Arbeit am Wochenende, Lebensarbeitszeit etc. beschränkt. Während der erste Teil unserer Studie die Verteilung der zeitlichen Lage und Fragmentierung der täglichen Arbeitszeit und der resultierenden Einkommen auf der Basis von mehr als 35.000 Zeittagebüchern der aktuellen deutschen Zeitbudgeterhebung 2001/02 beschreibt, quantifiziert der zweite Teil Determinanten arrangementspezifischer Einkommensfunktionen, um signifikante Erklärungsmuster zu finden ...
Entgegen der weltweiten demographischen Entwicklung, die eine Bevölkerungsexplosion zur Folge haben wird, sieht sich Deutschland mit einer stark schrumpfenden und älter werdenden Bevölke-rung konfrontiert. Die differenzierte Erläuterung dieses demographischen Wandels sowie seiner Chancen erfordert eine Analyse der gesamt- und einzelwirtschaftlichen Auswirkungen auf Basis der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. Zunehmend müssen Möglichkeiten zur Integration älter und knapper werdender Arbeitnehmer in Unternehmen implementiert werden, zu deren Gestaltung es personalpolitischer Handlungsansätze und Managementpraktiken bedarf. Dabei gewinnt nach Überlegungen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit insbesondere der Faktor Arbeitszeit an Bedeutung, dessen Nutzung im Konzept der lebensphasenorientierten Personalpolitik alters- und alternsgerechtes Arbeiten länger ermöglichen soll. Es erfolgt eine pra-xisnahe Vertiefung auf den Einzelhandel sowie die Herausstellung eines Best Practice Beispiels, das neben der Wahrnehmung sozialer Verantwortung in der demographischen Entwicklung auch be-triebswirtschaftlichen Erfolg demonstriert.
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Brinck, Erziehungswissenschaftlerin und Journalistin, spricht aus, was viele Mütter fühlen, doch kaum mehr zu äußern wagen. Sie widerspricht dem derzeitigen Mainstream, der die Erkenntnisse von Bindungstheoretikern vom Tisch fegt, den Segen von Krippenplätzen schon für Allerkleinste beschwört, sogenannte "Quality Time" schönredet, atavistische Gefühle denunziert. Ohne traditionelle Lebensformen zu romantisieren! Wichtiger als der Kampf um mehr Krippen (deren derzeitige und bei massivem Ausbau zu erwartende Qualität sie als kaum verantwortbar beschreibt) wäre der um eine Veränderung der Arbeitswelt, die Müttern wie Vätern eine entspannte Verbindung von Arbeit und Familie ermöglichte, wäre Stärkung der Elternkompetenz, besonders in randständigen Milieus ... Endlich wieder ein Blick auf's Kind und seine Bedürfnisse, auf die Bedeutung der ersten Jahre als lebenslang wirkende emotionale Stabilisierung. Unsere Lebenserwartung und die Lebensarbeitszeit verlängern sich, "warum kleinen Kindern nicht die für sie wichtigen 2 bis 3 Jahre Auszeit schenken?" - Als fundierter Beitrag zur aktuellen Diskussion: (2)
Die Mitgliedstaaten der EU stehen vor einer doppelten haushaltspolitischen Herausforderung: Sie müssen erstens ihre expliziten Schuldenstände wieder normalisieren und sie müssen zweitens mit dem Abbau der Implizitschuld beginnen. Die Implizitschuld ergibt sich aus dem Versprechen des Staates an seine Bürger, künftig Sozialleistungen (Renten, Gesundheitsfürsorge) in einem bestimmten Umfang bereitzustellen. Sind die diesbezüglichen Ausgaben nicht durch die Einnahmen gedeckt, liegt eine Finanzierungslücke vor, die - über die Jahre summiert - eine implizite, unsichtbare Verbindlichkeit ergibt. Diese öffentliche Implizitschuld ist EU-weit vielfach größer als die derzeit intensiv diskutierte Staatschuld. Wegen ihrer enormen Ausmaße kann die Implizitschuld nicht allein mit fiskalpolitischen Schritten wie Steuer- und Beitragserhöhung eliminiert werden. Solche Schritte müssen mit demographierelevanten Maßnahmen kombiniert werden. Die größten Reserven birgt die Verlängerung der Lebensarbeitszeit (zu rechtfertigen mit der gestiegenen Lebenserwartung). Die Reduzierung der Arbeitslosigkeit leistet den nächstgrößten Beitrag. Nettoeinwanderung aus der übrigen Welt trägt ebenfalls zur Tilgung der Implizitschuld bei. Die EU-Kommission muss die Implizitschuld in das Excessive Deficit-Verfahren aufnehmen
Der demografische und wirtschaftsstrukturelle Wandel in Deutschland führt nach Einschätzung des Autors zu einem Arbeitskräftemangel gerade in jenen Bereichen, die für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung am wichtigsten sind. In bestimmten Qualifikationsbereichen zeichnet sich schon heute ein Defizit an Fachkräften ab und Regionen, die in den vergangenen Jahren ungewöhnlich geringe Geburtenraten und/oder Abwanderungen zu verzeichnen hatten, werden den Mangel an qualifizierten, jungen Arbeitskräften überproportional zu spüren bekommen. In Deutschland trifft dies insbesondere auf die neuen Bundesländer, das Ruhrgebiet, das Saarland und das ehemalige Zonenrandgebiet zu. Diese Regionen haben durch den wirtschaftlichen Strukturwandel neben vielen Arbeitsplätzen auch einen großen Teil ihrer jüngeren Bevölkerung verloren, wie der Autor anhand der Altersstruktur in Sachsen-Anhalt exemplarisch zeigt. Es gibt seiner Meinung nach drei Möglichkeiten, die demografischen Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt spürbar abzufedern: durch eine längere Lebensarbeitszeit, durch eine Erhöhung der Erwerbstätigenquote von Frauen und durch Zuwanderung. Der Autor konzentriert sich in seinem Vortrag auf den letzten Punkt und erörtert die Aufgaben zukünftiger Zuwanderungspolitik in Deutschland. (ICI2)
"Auf europäischer wie nationaler Ebene wird eine Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer und des faktischen Renteneintrittsalters angestrebt. In Deutschland ist die Rente mit 67 fast schon beschlossene Sache. Als Begründung dienen angebliche demografische Zwänge. Der Beitrag zeigt auf, dass derzeit die Voraussetzungen nicht gegeben sind, um das politisch gesetzte Ziel zu erreichen - weder mit Blick auf die Arbeitsmarktperspektiven noch von Seiten der Arbeitsbedingungen. Es droht zunehmende Altersarbeitslosigkeit und Altersarmut. Sinnvoll wären eine Modifizierung statt Abschaffung der Frühverrentungsinstrumente sowie ein präventiver Ansatz in Richtung alters- und alternsgerechten Arbeitens. Sinnvoll wäre auch eine Annäherung des faktischen an das gesetzliche Rentenalter und nicht eine Erhöhung der Altersgrenze auf 67 Jahre." (Autorenreferat)
In den 1990er Jahren erfolgte in Deutschland und anderen europäischen Ländern ein politischer Paradigmenwechsel, der die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zum Ziel hat. Auch die EU hat 1997 in ihrer Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS) das Thema 'Aktives Altern' aufgegriffen und konkrete Zielvorgaben zur Beschäftigungsförderung Älterer in Form von Benchmarks formuliert (Anhebung der Beschäftigungsquote und des Erwerbsaustrittsalters). Der Beitrag setzt sich mit diesen Zielvorgaben und den nationalen Fortschritten bei der Zielerreichung auseinander. Die beiden zentralen Indikatoren werden im Hinblick auf ihre Aussagefähigkeit analysiert und die mit den Zielvorgaben verbundenen Implikationen näher beleuchtet. Zu diesem Zweck werden auch die Beziehungen der Zielvorgaben für Ältere zu anderen Zielvorgaben der EBS untersucht und daraus Schlussfolgerungen für eine adäquate Strategie gezogen. Abschließend werden Barrieren für eine nationale Umsetzung dargestellt. Als wesentliches Ergebnis wird festgehalten, dass die Zielvorgaben 'sehr ambitioniert' sind und ihre Umsetzung bis zum Jahre 2010 kaum realistisch erscheint. Aufgezeigt wird darüber hinaus, dass ein enger Zusammenhang zwischen verschiedenen Zielgrößen der europäischen Beschäftigungspolitik, der allgemeinen Beschäftigungsquote, der Erwerbstätigenquote von Frauen und der Beschäftigungsquote von Älteren besteht. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass diese wechselseitigen Zusammenhänge adäquat in dem lebenszyklusbasierten Ansatz der europäischen Strategie zur Förderung eines aktiven Alterns aufgenommen wurden, und es vor allem an der unzureichenden nationalen Umsetzung liegt, dass die Erreichung der EBS-Zielvorgaben nur langsam voranschreitet. (IAB)
"Die Arbeitsbedingungen und Qualität von Arbeitsplätzen sind immer wieder Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Auf der einen Seite sind durch äußere Zwänge wie technischer Fortschritt und die Globalisierung induzierte Veränderungen der Arbeitswelt unvermeidbar, auf der anderen Seite stellt sich die Frage, was den Erwerbstätigen zugemutet werden kann. Besonders von Gewerkschaftsseite wird der Fokus immer wieder auf die Belastungen gerichtet, denen Erwerbstätige heute ausgesetzt sind. Zunehmende Befristungsquoten und daraus entstehende Jobunsicherheit, flexiblere Arbeitszeiten und eine mit dem technischen Wandel einhergehende permanente Erreichbarkeit sowie die verlängerte Lebensarbeitszeit durch Erhöhung des Rentenalters sind nur einige Beispiele für veränderte Belastungen, denen Erwerbstätige heute ausgesetzt sind. Da die Erwerbstätigkeit einen zentralen Aspekt des Lebens darstellt, nicht zuletzt weil die Menschen einen Großteil des Tages damit verbringen und Arbeit neben ökonomischen Ressourcen auch Status und Sinn vermittelt, sind die Arbeitsbedingungen für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Erwerbstätigen insgesamt von erheblicher Bedeutung. In welchem Umfang die Erwerbstätigen in Deutschland und den übrigen Ländern der EU tatsächlich von belastenden Arbeitsbedingungen betroffen sind und wie sie ihre Arbeitsplatzsituation subjektiv wahrnehmen und bewerten, wird im vorliegenden Beitrag näher untersucht." (Autorenreferat)
"Seit einigen Jahren ist beobachtbar, dass Lebensläufe sich nicht mehr nur an eine sogenannte 'Normalbiografie' anlehnen, sondern zunehmend auch Wandlungsprozessen unterliegen, die zu einer 'Destandardisierung von Lebensläufen' führen. Gerhard Naegele argumentiert in seinem Beitrag, dass Politik auf diese mit geeigneten Konzepten im Sinne einer 'Life Course Policy' reagieren muss. Hierzu referiert er zunächst wichtige, im internationalen Kontext erhobene Forschungsergebnisse, die belegen, dass es auf individueller Ebene mittlerweile die unterschiedlichsten Typologien von Zeitarrangements im Lebensverlauf gibt. Daran anschließend führt Gerhard Naegele bedeutsame sozialpolitische Gründe für eine Neuorganisation von Lebensarbeitszeit an, die sich auf die dadurch mögliche Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme ebenso beziehen wie auf die Verminderung von sozialen Ungleichheiten. Eine Bestandsaufnahme, inwieweit die Sozial-, Familien-, Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Alterssicherungspolitik bislang auf eine Lebenslaufflexibilisierung reagiert hat, steht im Mittelpunkt des zweiten Teils dieses Beitrages. Das Fazit des Autors, dass in den einzelnen Politikfeldern bislang keine Anreize zur gewünschten und gesellschaftlich erforderlichen Variabilität des Lebenslaufs vorhanden sind, mündet in entsprechenden politischen Handlungsempfehlungen." (Autorenreferat).