Zur Lebenssituation junger Frauen in den neuen Bundesländern
In: Die Hälfte der Zukunft: Lebenswelten junger Frauen, S. 26-51
Anhand verschiedener empirischer Untersuchungen beschreibt die Autorin die Folgen des Einigungsprozesses für junge Frauen in den neuen Bundesländern, der zu einem tiefgreifenden Wandel sämtlicher Lebensbereiche geführt hat: Arbeitsmarktperspektiven, Lebenssituation und Lebensentwürfe. Vorangestellt ist ein Vergleich der Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR mit denen in der BRD in den Bereichen Familienpolitik und -leben, Bildung und Arbeitsmarkt sowie politische Partizipationschancen. Insgesamt hatte Familie in der DDR eine große Bedeutung für individuelle Lebensentwürfe und -planungen. In der Bundesrepublik konnten sich Lebensbedürfnisse im Rahmen unterschiedlicher Lebensbereiche artikulieren, während sich diese Entwicklung in der DDR nahezu ausschließlich auf das Familienleben konzentrierte. Geschlechtsspezifische Unterschiede und Benachteiligungen wurden in der DDR nicht als Resultat grundlegender struktureller, gesellschaftlicher Bedingungen problematisiert. Ungeklärt ist, warum viele Frauen in der DDR erst sehr spät mit frauenspezifischen Forderungen an die Öffentlichkeit getreten sind. Die derzeitige Arbeitsmarktsituation und die Entwicklung der Berufsperspektiven von Frauen in den neuen Bundesländern weist insgesamt eine Verschlechterung im Vergleich zu der in der ehemaligen DDR auf. Ihre Lebensentwürfe sind ökonomische Selbständigkeit, sinnstiftende Integration in den Erwerbsarbeitsmarkt und die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie. Sie haben die soziale und materielle Sicherheit eines staatlich reglementierten Lebens gegen die Instabilitäten einer autonomeren, aber auch marktförmigeren Lebensplanung eingetauscht. (ICK)