Lynchmorde und der weiße Süden nach 1945
In: Von Selma bis Ferguson - Rasse und Rassismus in den USA
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In: Von Selma bis Ferguson - Rasse und Rassismus in den USA
In: Informationen zur schleswig-holsteinischen Zeitgeschichte
In: Beiheft 8
In den frühen Morgenstunden des 10. Juli 1932 schwang sich Adolf Bauer auf sein Fahrrad, um von Marne in Dithmarschen durch die Südermarsch nach St. Michaelisdonn zu fahren. Doch er sollte dort nie ankommen: Mitglieder der Marner SS lauerten dem jungen Instrukteur der KPD bei Rösthusen auf, jagten ihn über eine Weide und prügelten auf ihn ein. Schließlich erstickten sie den diskussionsfreudigen jungen Mann - der ihnen auf politischen Veranstaltungen oft Paroli geboten hatte und intellektuell weit überlegen war - im wässrigen Schlamm eines Grabens. Zu Beginn der NS-Diktatur wurden die Voruntersuchungen zum Fall eingestellt. Die Beteiligten hatten nichts mehr zu befürchten und machten politisch Karriere. 1948 wurde den Tätern zwar der Prozess gemacht, und es kam zu Verurteilungen, die in den Revisionsverfahren jedoch wieder kassiert wurden. Dann geriet Adolf Bauer in Vergessenheit … Der Historiker Dietrich Stein hat nun den Fall erforscht und anhand von wiederentdeckten Quellen und Prozessakten die Vorgänge jener Nacht im politisch so turbulenten wie gewalttätigen Sommer 1932 rekonstruiert. Seine Darstellung zeichnet ein lebendiges Bild der Umbruchzeit von der Weimarer Demokratie in die NS-Diktatur. Sie ist nicht nur der Menschenwürde Adolf Bauers verpflichtet, sondern kann auch für die Gegenwart zeigen, wohin es führt, wenn Hass und Gewaltbereitschaft die politische Auseinandersetzung beherrschen.
In: Multiple Unsicherheit: Befunde aus Asien, Nahost, Afrika und Lateinamerika, S. 229-249
Während die lateinamerikanische Praxis der Lynchmorde in den 1990er Jahren noch als Ausdruck eines versagenden Justizsystems gewertet wurde, leitete die in jüngster Zeit registrierte Ausbreitung von Lynchjustiz in Ländern mit einem hohen indigenen Bevölkerungsanteil einen Wandel des diesbezüglichen Diskurses ein: Die Lynchjustiz wird zunehmend als eine kollektive Praxis indigener "comunidades" interpretiert, die im Rahmen des lateinamerikanischen "ethnic revival" und des Kampfes um indigene Autonomie angewandt wird. Der vorliegende Beitrag setzt sich vor diesem Hintergrund zum Ziel, den medialen, politischen und wissenschaftlichen Diskurs über Lynchjustiz kritisch zu beleuchten. Es wird ein alternativer Interpretationsansatz vorgestellt, der nicht zuletzt auf die semantische Doppeldeutigkeit des Phänomens verweist. Die Ausführungen der Autorin beziehen sich u.a. auf die typischen Erscheinungsformen des Lynchmordes sowie auf die Frage, ob die Lynchjustiz ein autonomes oder anomisches Rechtssystem darstellt. Sie zeigt, dass die Lynchjustiz in Guatemala verschiedene Gesichter hat und insgesamt in einem sozialen Kontext eingebettet ist, der durch einen Anstieg von Kriminalitätsfurcht und ein Patchwork von (Un-) Sicherheiten charakterisiert ist. (ICI2)
In: Human Rights Watch Africa, 7 (July 1995) 5
Der vorliegende Bericht entstand aus den Beobachtungen einer dreiwöchigen Reise von Human Rights Watch nach Nigeria im Februar/März 1994. Er gibt einen aktuellen Überblick (Juli 1995) über die Repressionsmethoden und Menschenrechtsverletzungen der Militärregierung gegenüber Demokratiebefürwortern und Umweltaktivisten. Des weiteren werden die Umstände des Mordes an vier Ogoniführern, die der Kooperation mit der Regierung beschuldigt wurden, geschildert. Für die Lynchmorde machte die Regierung den Führer des Movement for the Survival of Ogoni People (MOSOP), Ken Saro-Wiwa und weitere MOSOP-Aktivisten verantwortlich. Die erste Gerichtsverhandlung gegen Ken Saro-Wiwa und seine Mitangeklagten wird ebenfalls diskutiert. (DÜI-Spl)
World Affairs Online
In: Kölner historische Abhandlungen Band 54
Der Lynchmord an Leo Frank gilt als das bekannteste Beispiel antisemitischer Gewalt in der Geschichte der USA. Doch wie Kristoff Kerl zeigt, kommt der sich über zwei Jahre erstreckenden Affäre (1913–1915) noch eine weit zentralere Bedeutung zu: In ihrem Verlauf wurde bereits zuvor bestehendes antisemitisches Gedankengut befeuert und zu einer kohärenten antisemitischen Weltsicht zusammengefügt. Dies geschah auf einer geschlechtliche codierten Bedeutungsebene – der moderne Antisemitismus und die ihm inhärente Gewalt waren Reaktionen auf gesellschaftlichen Wandel, der im Süden nicht zuletzt als Gefahr einer hegemonialen Geschlechterordnung verstanden wurde. Die Studie blickt zum einen auf die Entstehungsbedingungen des Leo-Frank Case, zum anderen wendet sie sich dem unmittelbar im Anschluss an den Fall neugegründeten Ku-Klux-Klan zu und fragt nach den Effekten der antisemitischen Affäre.
In: Kölner historische Abhandlungen Band 54
In: De Gruyter eBook-Paket Geschichte
Der Lynchmord an Leo Frank gilt als das bekannteste Beispiel antisemitischer Gewalt in der Geschichte der USA. Doch wie Kristoff Kerl zeigt, kommt der sich über zwei Jahre erstreckenden Affäre (1913–1915) noch eine weit zentralere Bedeutung zu: In ihrem Verlauf wurde bereits zuvor bestehendes antisemitisches Gedankengut befeuert und zu einer kohärenten antisemitischen Weltsicht zusammengefügt. Dies geschah auf einer geschlechtliche codierten Bedeutungsebene – der moderne Antisemitismus und die ihm inhärente Gewalt waren Reaktionen auf gesellschaftlichen Wandel, der im Süden nicht zuletzt als Gefahr einer hegemonialen Geschlechterordnung verstanden wurde.Die Studie blickt zum einen auf die Entstehungsbedingungen des Leo-Frank Case, zum anderen wendet sie sich dem unmittelbar im Anschluss an den Fall neugegründeten Ku-Klux-Klan zu und fragt nach den Effekten der antisemitischen Affäre.
In: Palästina-Journal: Zeitung der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Heft 44, S. 15-16
ISSN: 1436-252X
Kommentar zu folgenden zwölf vorherrschenden israelischen Meinungsvorstellungen: 1. Barak hat jeden Stein umgedreht, um Frieden zu erreichen; 2. In Camp David ging Barak weiter als jeder frühere Premierminister; 3. Arafat ließ den Camp David Gipfel platzen; 4. Wir haben immer nur gegeben und gegeben - Arafat dagegen hat nichts gegeben; 5. Wie kann man mit den Palästinensern Frieden machen, wenn sie jedes Abkommen brechen?; 6. Barak ist der Erbe Rabins; 7. Der Lynchmord in Ramallah zeigt, dass die Araber wie Tiere sind; 8. Die palästinensischen Medien sind ein Instrument der Aufwiegelung; 9. Sie schießen auf uns - und die israelische Armee übt sich in Selbstbeherrschung; 10. Die Araber schicken ihre Kinder gegen unsere Armeeposten, damit sie getötet werden können, um Bilder für die Weltmedien zu produzieren; 11. Noch einmal wird bewiesen, dass die ganze Welt gegen uns ist. Sie sind alle Antisemiten; Wir haben keinen Partner für den Frieden. (DÜI-Psn)
World Affairs Online
Mit einem Vorwort von Thomas Hoebel, Laura Wolters und Stefan Malthaner Mit einer Einführung von Martha Finnemore Mit einem Nachwort von Elisabeth Jean Wood Warum stellen einige politische Gewalttäter ihre Taten öffentlich und spektakulär zur Schau? Lee Ann Fujii geht dieser Frage anhand von drei extremen Gewaltereignissen nach: der Ermordung einer Tutsi-Familie während des Völkermords in Ruanda, der Hinrichtung muslimischer Männer in einem serbisch kontrollierten Dorf in Bosnien während der Balkankriege und des Lynchmords an einem schwarzen Landarbeiter an der Ostküste von Maryland im Jahr 1933. Fujii zeigt mit diesen Beispielen, dass es bei demonstrativer Gewalt immer auch darum geht, Einfluss auf die Umstehenden, auf Nachbarschaften oder gar ganze Bevölkerungen zu gewinnen. Das Zuschauen und die Teilnahme an diesen Gewaltspektakeln verändern die Beteiligten mitunter tiefgreifend und stärken politische Identitäten, soziale Hierarchien und Machtstrukturen. Solche öffentlichen Gewalttaten zwingen die Mitglieder der Gemeinschaft auch dazu, sich für eine Seite zu entscheiden: offen die Ziele der Gewalt zu unterstützen oder zu riskieren, selbst Opfer zu werden. In ihrem letzten Buch zeichnet Lee Ann Fujii nach, wie Gewalt zur Schau gestellt wird, analysiert Konsequenzen und zeigt, wie die Täter die Fragilität sozialer Bindungen für ihre eigenen Zwecke nutzen.
In: Rationalitäten der Gewalt: staatliche Neuordnungen vom 19. bis zum 21. Jahrhundert, S. 265-286
Der Autor beleuchtet die Dynamiken der Todesstrafe als eine Form staatlicher Gewalt in den USA. Er geht insbesondere auf die Repräsentation des Staates bei der Ausübung dieser Strafe ein und diskutiert die performativen Aspekte des gerichtlich verordneten Tötens. Er interpretiert die Todesstrafe als das Ergebnis einer komplexen Beziehung zwischen verschiedenen Gruppen entlang der Konfliktlinien Rasse, Klasse und Religion, des Drucks der Bevölkerung auf staatliche Akteure, der Machtkämpfe zwischen dem Bund und den Einzelstaaten sowie den strategischen Entscheidungen politischer Akteure. Er zeigt anhand von Beispielen, dass diese Praktiken durch genau festgelegte politische Prozesse und institutionelle Abläufe strukturiert werden und Bestandteil einer komplexen Konfiguration sind, die sich aus staatlichen Funktionsträgem verschiedener Ebenen, aus vielfältigen Interessengruppen sowie aus den Wertvorstellungen der Bürger zusammensetzt. Diese Konfiguration erzeugt eine historisch und kulturell spezifische Rationalität, die die Todesstrafe als staatliche Gewaltpraktik unter bestimmten Bedingungen als legitim erscheinen lässt. Der Autor geht auch auf Michel Foucaults Überlegungen zum souveränen Staat in dessen Buch "Überwachen und Strafen" (1977) ein und zeigt Parallelen zwischen der modernen Todesstrafe, der Selbstjustiz und dem Lynchmord auf. (ICI2)
In: KAS-Auslandsinformationen, Heft 1, S. 30-56
"Nach wie vor gilt in Peru, dem bevölkerungsreichsten Andenland mit hohem Indígena- Anteil, das Prinzip 'Je weißer, desto einflussreicher'. Tatsächlich stellt die indigene Bevölkerung eine in jeder Hinsicht diskriminierte Mehrheit im Lande dar, deren Leben durch Armut und Vertreibung, fehlende politische Partizipation und mangelhaften Zugang zu Medien und Bildung, zu Strom und Wasser geprägt ist. Interne Konflikte, aber auch die kriegsbedingte Militarisierung vieler ihrer Siedlungsgebiete erschweren zudem das Los der Indígenas, die aus Gründen des Selbstschutzes ihre eigene ethnische Identität oft verdecken, deren Auflehnung gegen die traditionelle Benachteiligung durch Behörden und Justiz jedoch zunehmend auch ihren Ausdruck in Gewalttaten, so etwa dem Lynchmord an dem Bürgermeister des Hochlandstädtchens Ilave, findet. Noch hält die Diskriminierung der indigenen Bevölkerung, als deren Anwalt sich Präsidentengattin Eliane Karp gerne feiern lässt, an. Soll die begonnene Demokratisierung Perus jedoch erfolgreich sein, werden Parteien und Staatsinstitutionen nicht umhin kommen, sich der Problematik der Indígenas zu stellen und sich deren berechtigter Forderung nach adäquater Teilhabe am politischen, kulturellen und sozialen Leben Perus zu öffnen." (Autorenreferat)
Obwohl das 1955 entstandene Bild von Emmett Tills entstelltem Körper ein Symbol für die rassistische Gewalt gegen Afroamerikaner im Amerikanischen Süden wurde, haben Lynch-Fotografien eine viel längere und oft vergessene Geschichte in den USA. Tills Geschichte, brutal verprügelt und erschossen in Mississippi, weil er angeblich einer weißen Frau nachgepfiffen haben soll, spiegelt die Vielzahl an Lynchmorden, welche in den Jahren zwischen 1890 und 1930 begangen wurden, eindringlich wieder, vor allem in deren Fokus auf vorgebliche sexuelle Überschreitungen schwarzer Männer, deren Folter und Ermordung als öffentliche Spektakel inszeniert wurden. Überdies hinaus spiegelt auch die öffentliche Aufbahrung von Tills Körper die Praktiken von Sklavereigegnern, welche Fotografien von entkommenen Sklaven nutzten um die Gewalt und den Missbrauch der Sklaverei darzustellen, und so Betrachter der Bilder zum Aktivismus gegen diese Institution zu mobilisieren. Das Ziel meiner Diplomarbeit ist zu demonstrieren, wie sich Schmerzdarstellungen am schwarzen Körper mit der Zeit entwickelt haben und welche Auswirkungen dies auf die Annerkennung der bürgerlichen Rechte von Afroamerikaner hatte. Als Erstes verbinde ich hierzu den Diskurs des Sentimentalismus mit biopolitischen Ideen von "race" und "impressibility," um herauszustreichen wie diese Konzepte die Rezeption von schwarzen Körpern in dieser Zeit beeinflussen. Im nächsten Schritt diskutiere ich verschiedene Formen von Antisklaverei Fotografien, um zu untersuchen welche dieser zur Publikation ausgewählt wurden und welche Individuen im Folgeschluss wahrscheinlicher als leidende Subjekte hervorgehoben wurden. Danach untersuche ich Systeme der Rassendiskriminierung und rassistischer Gewalt in den Amerikanischen Südstaaten nach dem Bürgerkrieg und wie diese Systeme in Lynchfotografien visuell dargestellt und dokumentiert wurden, und in weiterer Folge von Lynchgegnern durch die Publikation auf nationaler Ebene untergraben werden konnten. ; While the 1955 photograph of Emmett Till's ...
BASE
Vorwort zu: Lee Ann Fujii: Showtime - Formen und Folgen demonstrativer Gewalt. - Mit Blick auf die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen hat Birgitta Nedelmann schon vor fast 30 Jahren bemerkt, dass, wenn "die Beobachter beobachtet werden, das heißt, die Beifall klatschenden Rostocker Bürgerinnen und Bürger am Bildschirm beobachtet werden, […] sich alle zu Rostockern [verwandeln]. Es gibt einen auf die Beobachter der Beobachter ausgeübten Zwang zur Übernahme der Rostocker Rolle, ohne zu wissen, wie mit dieser umgegangen werden soll, weder alltäglich, noch soziologisch." Die Frage ist ungebrochen aktuell. Und Showtime eröffnet einen äußerst gut ausgebauten Weg zu ihrer Bearbeitung, vor allem indem Lee Ann Fujii mit ihrer Theorie des casting darauf abhebt, wie alle an einem Gewaltgeschehen Beteiligten leiblich involviert sind - nicht nur die Betroffenen oder die Angreifenden, sondern gerade auch die Zuschauenden -, und das bei Gewaltgeschehen, die mitunter geografisch und zeitlich weit voneinander entfernt stattfinden können. Hinzu kommt ihre theoretisch elegante Synthese eines situativ-prozessualen Forschungsansatzes und der Analyse gesellschaftlicher Ordnungsstiftung, die insbesondere durch die soziale Hierarchisierung von Personengruppen entlang von Kategorien erfolgt, deren auf- bzw. abwertende Bedeutsamkeit gewaltsam geschaffen wird. Gerade hier kann die deutschsprachige Gewaltforschung sehr von der Lektüre von Showtime profitieren, insbesondere was die klärungsbedürftige Verknüpfung von situationistischen Argumenten mit herrschaftssoziologischen Fragen betrifft.