Diese Arbeit befasst sich mit der Rekonstruktion von historischen Stickstoffisotopensignalen und -frachten in der Deutschen Bucht/SE Nordsee, indem direkt gemessene Daten von Sedimenten mit einem auf den Stickstoffkreislauf spezialisiertes numerisches Ökosystemmodel kombiniert werden. Die Abschätzung der Stickstoffeinträge aus Flüssen für den Zeitraum vor den 1970er Jahren mit dem Ziel, die flussinduzierte Eutrophierung in der deutschen Bucht zu reduzieren, ist einerseits für das Umweltmanagement und den Gesetzgebungsprozess von Bedeutung; andererseits wird gerade diese Abschätzung durch die unzureichende Datenlage erschwert. Modelle stellen daher ein wertvolles Instrument zur Identifizierung von ursprünglichen Bedingungen dar, um die Wissenslücke von historischen Stickstofffrachten der Flüsse zu schließen. Im Kern basiert diese Arbeit auf der Annahme, dass stabile Stickstoffisotopen-verhältnisse (δ15N) in archivierten Sedimentproben und in datierten Sedimentkernen die Nitrateinträge durch die Flüsse widerspiegeln. Modell-Simulationen von δ15N bieten bei der Untersuchung von Prozessen die Möglichkeit, die δ15N-Werte und ihre räumliche Verteilung in Oberflächensedimenten in der Deutschen Bucht zu bestimmen. Die Simulationen wurden mit dem dreidimensionalen Ökosystemmodell ECOHAM erstellt, das um ein N-Isotope-Tracking Modul ergänzt wurde. Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptschritte: (1) Implementierung des N-Isotope-Tracking Moduls in das ECOHAM Modell und Validierung der Modellergebnisse mit Hilfe von heutigen δ15N-Daten in Oberflächensedimenten (Kapitel 2). Das ECOHAM Modell wurde dadurch validiert, dass die modellierte räumliche δ15N-Verteilung für das Jahr 1995 mit der beobachteten δ15N-Verteilung von Oberflächensedimenten der Jahre 1989-2009 verglichen wurde. Sensitivitätstests ergaben, dass die relevantesten Parameter zur Reproduktion der beobachteten δ15N-Werte in Sedimenten die Verhältnisse von 15N/14N in reaktiven Stickstoffquellen (z.B. Flüsse, Atmosphäre) sind, ebenso wie der Fraktionierungsfaktor, der mit den Umsetzungsprozessen von reaktivem Stickstoff (z.B. Nitrataufnahme durch Phytoplankton und N-Einlagerung) verbunden ist. (2) Erfassung der ursprünglichen Isotopensignale und Stickstofffrachten in den Flüssen (Kapitel 3). Für diesen Schritt wurde das Modell angewendet, um die räumlichen Verteilung von δ15N in Oberflächensedimenten für heutige (1990-1999) und historische (1960 und 1860) Bedingungen abzuschätzen. Die Verteilung von δ15N in heutigen Oberflächensedimenten in der Deutschen Bucht zeigen signifikant ansteigende Werte von den offenen Schelfgebieten hin zur inneren Bucht, hauptsächlich bedingt durch von deutschen Flüssen eingetragenen 15N-angereicherten Stickstoff. Die Rekonstruktionen der historischen Bedingungen zeigen, dass die Periode von 1950-1969 durch moderate Eutrophierung charakterisiert ist, wohingegen die Bedingungen vor 1860 als repräsentativ für Nitratgehalte in Flüssen gelten, die die Vorindustrialisierung darstellen. Die gemessenen δ15N-Werte aus Sedimentkernen steigen seit ca. 1860 deutlich an und weisen aufgrund ihrer veränderten Isotopenzusammensetzung auf ansteigende Nitrateinträge in Folge von menschlicher Aktivität hin. (3) Untersuchung zu möglichen Veränderungen der Isotopenzusammensetzung von partikulärem Stickstoff während des Transports durch die Wassersäule und der Einlagerung im Sediment (Kapitel 4). Dieses Kapitel untersucht die Rolle des Abbaus von organischem Material und dessen Einfluss auf das δ15N-Signal von suspendiertem Material und Sedimenten. Die Verteilung von Aminosäuren, ein Maß für den Abbaugrad des organischen Materials, zeigt, dass das rekonstruierte sedimentäre δ15N-Signal nicht durch Diagenese überprägt ist. Eine variable Verschiebung der δ15N-Werte im suspendierten partikulären Material zu den Oberflächensedimenten spiegelt das integrierte Signal der saisonalen Umsetzungsprozesse und den Beitrag des 15N-angereicherten Nitrats aus den Flüssen wider. Zusammengefasst konnte gezeigt werden, dass die modellierten und gemessene δ15N-Niveaus in Oberflächensedimenten der Deutschen Bucht übereinstimmen. Die sedimentären δ15N-Signale wurden dabei unter Annahme verschiedener Einflussmengen sowie unterschiedlicher δ15N-Werte von gelöstem und partikulärem Stickstoff aus den Flüssen modelliert. Der Vergleich zwischen Modellergebnissen mit Werten von δ15N in datierten Sedimenten an verschiedenen Stellen in der Deutschen Bucht ermöglicht die Bestimmung historischer δ15N-Werte und Stickstoff-Einträge. Die modellierten δ15N-Werte für die Bedingungen um 1860 können als repräsentativ für die Nitrat-Signaturen aus Flüssen vor der Industrialisierung angesehen werden. Die angenommenen N-Frachten (28% der heutigen jährlichen Atmosphäreneinträge und 10% der heutigen jährlichen Flussfrachten), die für die Simulation von 1860 verwendet wurden, repräsentieren ursprüngliche (pristine) Bedingungen. ; This work reconstructs historical nitrogen isotope signals and nitrogen loads in the German Bight/SE North Sea in an approach that combines observational data from sediments and numerical ecosystem modelling focused on the nitrogen cycle. Scarce observational data of river nitrate loads prior to the 1970s complicate the assessment of target conditions for environmental management and legislation aiming to combat river-induced eutrophication in the shallow German Bight. In the absence of knowledge on historical nitrogen loads from rivers, models represent a highly useful tool to identify pristine conditions. This study is based on the assumption that stable nitrogen isotope ratios (δ15N) in archive sediment samples and dated sediment cores image riverine nitrate contributions. Simulations of δ15N also help to investigate the processes that determine the levels of and spatial distribution of δ15N in surface sediments of the German Bight. The simulations are carried out with the three-dimensional ecosystem model ECOHAM amended with an N-isotope-tracking module. The work is done within three main steps: (1) Implementation of the N-isotope-tracking module in the ECOHAM model and validation of the model performance using recent surface sediment data of δ15N (Chapter 2). The ECOHAM model was validated by comparing the modeled δ15N spatial distribution for the year 1995 with the observed δ15N distribution of surface sediments collected from 1989-2009. Sensitivity tests suggest that the most relevant parameters to reproduce the observed δ15N in sediments are the 15N/14N ratios in reactive nitrogen sources (e.g. rivers, atmosphere), and the fractionation factors associated with turnover processes of reactive nitrogen (e.g. nitrate uptake by phytoplankton and N burial). (2) Hindcast of pristine isotopic signal and N-loads from rivers (Chapter 3). Here, the model is applied to estimate the spatial distribution of δ15N in sediments for modern (1990-1999 AD) and historical (1960 AD and 1860 AD) conditions. δ15N of modern surface sediments in the German Bight exhibit significantly increasing values from the open shelf sea to the inner bight, mainly attributed to 15N-enriched nitrogen discharged by the German rivers into the North Sea. Reconstructions of historical conditions indicate that the period 1950-1969 is characterized by moderate eutrophication, whereas pre-1860 AD conditions can be considered representative of pre-industrial riverine nitrate levels. Markedly increasing δ15N values observed in sediment cores from approximately 1860 AD onwards indicate changes in isotopic composition of riverine nitrate loads as a consequence of human activities. (3) Study of possible alterations of the isotopic composition of particulate nitrogen during transit through the water column and burial in the sediment (Chapter 4). This chapter investigates the role of organic matter degradation in coining δ15N signals of suspended matter and sediments. Amino acid (AA) composition, a measure of the state of degradation of organic matter, indicates that the reconstructed sedimentary δ15N are not overprinted by diagenesis. A variable offset between δ15N in suspended particulate matter and in surface sediments reflects an integrated signal of seasonal turnover processes and the contribution of 15N-enriched riverine nitrate sources. In summary, modeled and measured levels of δ15N in surface sediments of the German Bight agree. The sedimentary δ15N signals were modeled at various assumptions of magnitude of input and river δ15N composition of dissolved and particulate nitrogen. Comparing the model results to levels of δ15N in dated sediments at various locations in the German Bight constrains historical δ15N signals and nitrogen loads. The modeled δ15N values for 1860 AD conditions can be considered representative of riverine nitrate signatures before industrialization. The N-loads (28% of the modern annual atmospheric loads and 10% of the modern annual river loads) assumed for 1860 AD simulations represent pristine conditions.
Aus der Einleitung: In Zeiten schwachen Konsums, wenn das Einkaufsverhalten zumeist durch die Lust am Sparen gekennzeichnet ist, versucht man alles Mögliche, um die Aufmerksamkeit der Verbraucher genau auf sein Produkt zu lenken. Im Einzelhandel herrscht ein Preiskampf um den Konsumenten. Wegen der harten Konkurrenz, der Vielfalt der gleichartigen Güter und zu vieler Anbieter auf dem Markt kann sich der Verbraucher beim Kauf häufig nicht sofort entscheiden und steht vor der Qual der Wahl. Der Markt ist nicht nur mit den sachlich gering unterscheidbaren und austauschbaren Produkten übersättigt, sondern auch mit einer nicht mehr überschaubaren Anzahl an Informationen. Die Konsumenten spielen in der Kommunikation meistens eine passive Rolle und bringen den dargebotenen Informationen nur wenig Interesse entgegen, weil sie kein Bedürfnis danach haben. Der Informationsüberschuss steigt von Jahr zu Jahr und stößt somit zunehmend an die Grenzen des Verarbeitungsvermögens durch den Menschen. Nach einer Berechnung des Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung werden in Deutschland weniger als 2% der durch Massenmedien angebotenen Informationen aufgenommen. Die Informationsüberlastung in den Massenmedien beträgt über 98%. Da sich in den neunziger Jahren an die herkömmlichen Medien auch ein neues, nämlich das Internet angeschlossen hat, kann man davon ausgehen, dass das Informationsangebot weiter steigen wird. Die Aufmerksamkeit der Nachfrager ggü. dieser Informations- und Reizüberflutung ist dagegen zu einer knappen Ressource geworden. Die neue vergleichende Werbeart bietet den Werbetreibenden eine zusätzliche Möglichkeit, nicht nur das Interesse der Verbraucher auf das eigene Produkt zu ziehen, sondern auch das eigene Produkt ggü. den Mitbewerberprodukten eindeutig abzugrenzen. "Die großen Werbungtreibenden suchen neben der normalen klassischen Werbung verstärkt nach neuen Wegen, um aus dem Werbegrundrauschen heraus zu kommen", begründet Wolfgang Blöcher. Emotionale Werbekampagnen schaffen austauschbare Produkte, und bringen auch die Marke nicht voran. Die Produkte selbst und ihre Bedeutung treten währenddessen für den Verbraucher immer mehr in den Hintergrund. Bis vor kurzer Zeit war die herabsetzende vergleichende Werbung in Deutschland unzulässig. Seit der im Oktober 1997 verabschiedeten EU-Richtlinie ist die vergleichende Werbung zu einem Thema von großer Brisanz geworden. Mit der Harmonisierung des Wettbewerbrechts innerhalb der EU ist diese Werbeart auch in Deutschland möglich geworden. In der Hoffnung die Verbraucher zu Impulskäufen zu verführen, setzen die Anbieter nicht nur ihre Preise herab, sondern betonen dies auch durch die preisvergleichende Werbung. Ob dies die gewünschte Wirkung auf das Verhalten der Konsumenten nach sich zieht, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Einfluss preisvergleichender Werbung auf die Wahrnehmung der Preisgünstigkeit und der Qualität der beworbenen Marken. Genauso wichtig ist es, zu untersuchen, wie sich diese Werbeart auf die Bewertung der Attraktivität der Produkte auswirkt und ob die potentiellen Konsumenten eine höhere Kaufbereitschaft ggü. den preisvergleichend beworbenen Produkten aufweisen. Aufgrund der vielfältigen Ausgestaltungsmöglichkeiten sollen verschiedene Formen der preisvergleichenden Werbung anhand einer empirischen Studie bewertet und miteinander verglichen werden. Aufgrund dessen kann ermittelt werden, welche der möglichen Werbekombinationen zu besseren Ergebnissen hinsichtlich der oben aufgeführten Kriterien führt. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen Handlungsempfehlungen für die deutsche Werbepraxis liefern. Gang der Untersuchung: Entsprechend der Zielsetzung gliedert sich die Arbeit in einen theoretischen Teil, der sich mit den theoretischen Grundlagen auseinandersetzt und einen Teil, der sich der empirischen Untersuchung widmet. In Kapitel 2 wird zunächst der Begriff "vergleichende Werbung" definiert. Aus diesem wird der Begriff "preisvergleichende Werbung" abgeleitet. Danach werden verschiedene Formen der vergleichenden und preisvergleichenden Werbung systematisiert, definiert und an einigen Beispielen aus der Werbepraxis erklärt. Die Entwicklung der rechtlichen Grundlagen bezüglich der Rechtmäßigkeit vergleichender Werbung ist das Thema des Kapitels 3. Im ersten Abschnitt werden allgemeine rechtliche Rahmenbedingungen dargestellt. Dann erfolgt ein kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Rechtsprechung, danach wird genauer auf die Kriterien eingegangen, die aktuell für die Zulässigkeit vergleichender Werbung in Deutschland von Bedeutung sind. In Kapitel 4 werden messtheoretische Überlegungen angestellt. Dieses Kapitel gliedert sich in zwei Teile. Abschnitt 4.1 gibt zunächst einen Überblick über die möglichen Messmethoden. In den darauf folgenden Abschnitten werden diese erläutert und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile erörtert. Der Zweite Teil setzt sich mit den Überlegungen zur Vorbereitung auf die Datenerhebung auseinander. Kapitel 5 befasst sich mit den bisherigen empirischen Erkenntnissen aus den Studien, die sich mit einer ähnlichen Problemstellung beschäftigt haben. Im Kapitel 6 werden die Forschungshypothesen formuliert, die im Rahmen der empirischen Studie zu untersuchen sind. Kapitel 7 stellt die empirische Untersuchung zu den verschiedenen Formen der preis-vergleichenden Werbung selbst dar. Neben dem Untersuchungsvorgehen und den Untersuchungsfragen werden die Erkenntnisse aus der empirischen Studie ausführlich vorgestellt und zuletzt interpretiert. Im abschließenden Kapitel 8 werden die gewonnenen Forschungsergebnisse zusammengefasst und es wird auf Chancen und Risiken vergleichender Werbung eingegangen. Abschließend wird ein Ausblick auf noch verbleibende Forschungsdefizite sowie Handlungsempfehlungen für die Werbetreibenden gegeben.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbbildungsverzeichnisIV TabellenverzeichnisV AbkürzungsverzeichnisVIII 1.Zielsetzung1 1.1Problemstellung1 1.2Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit2 2.Theoretische Überlegungen4 2.1Erklärende Theorie: Zur Bedeutung preisvergleichender Werbung4 2.2Erscheinungsformen vergleichender Werbung5 2.3Mit Bezugnahme der Mitbewerber7 2.3.1Indirekte Vergleiche8 2.3.1.1Alleinstellungswerbung9 2.3.1.2Werbung mit vergleichenden Warentests10 2.3.1.3Werbung mit neutralen Preisvergleichstests11 2.3.1.4Werbevergleiche mit verstecktem Bezug auf Mitbewerber11 2.3.2Direkte Vergleiche12 2.3.2.1Personenbezogene Bezugnahme13 2.3.2.2Leistungsbezogene Bezugnahme14 2.3.2.2.1Anlehnend vergleichende Werbung14 2.3.2.2.2Kritisierend vergleichende Werbung16 2.4Ohne Bezugnahme der Mitbewerber18 2.4.1Eigenvergleiche19 2.4.2Preisvergleiche mit unverbindlichen Preisempfehlungen20 2.4.3Vergleiche mit fiktiven Marktleistungen und Produkten21 2.5Mischformen21 2.5.1Allegatorische Werbung21 2.5.2System- und Fortschrittsvergleich22 2.5.3Abwehrvergleich23 2.5.4Auskunftsvergleich24 3.Rechtliche Grundlagen25 3.1Allgemeine rechtliche Rahmenbedingungen25 3.2Entwicklungsgeschichte der Rechtsprechung26 3.3Kriterien für die Zulässigkeit vergleichender Werbung28 4.Messtheoretische Überlegungen30 4.1Eine Übersicht über die möglichen Messmethoden30 4.1.1Feldexperiment30 4.1.2Produkttest31 4.1.3Foldertest33 4.2Vorbereitungen zur Datenerhebung34 4.2.1Messverfahren des allgemeinen Kaufverhaltens37 4.2.2Bewertungen der Marken39 5.Stand der bisherigen empirischen Forschung41 5.1Studie zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit an die preisvergleichende Werbung aus Deutschland44 5.2Studie zur Verbesserung der Preispolitik46 5.3Studie zur Effizienz verschiedener Ausgestaltungsformen vergleichender Werbung48 5.4Studie zum "Informationsverhalten und Markenwahl"52 5.5Eine Pilotstudie zur Wirkung vergleichender TV-Werbung in Deutschland58 5.6Zusammenfassung60 6.Darstellung der empirischen Überprüfung61 6.1Vorbereitung auf den Test61 6.2Hypothesenformulierung61 7.Empirische Studie65 7.1Untersuchungsvorgehen65 7.2Untersuchungsfragen66 7.2.1Strukturgleichheit und Auswertungsmethodik66 7.2.2Operationalisierung70 7.3Ergebnisse72 7.4Interpretation der Ergebnisse107 8.Fazit111 8.1Zusammenfassung111 8.1.1Gefahren vergleichender Werbung111 8.1.2Chancen vergleichender Werbung113 8.2Ausblick und Empfehlungen für den Einsatz vergleichender Werbung114 Anhang117 Literaturverzeichnis122 Internetquellenverzeichnis129Textprobe:Textprobe: Kapitel 2.4, Ohne Bezugnahme der Mitbewerber: Dieses Kapitel befasst sich mit den Werbeformen, bei welchen weder direkte noch indirekte Bezugnahme auf den Mitbewerber oder dessen Leistung vorgenommen wird. In diesem Fall werden andere Größen als Referenzobjekte gewählt. Dabei wird häufig ein Hinweis auf eigene Produkte, Preise oder andere Daten gegeben. Auch der Einzelhandel betreibt Werbung mit Preisvergleichen, neben eigenen Preisen als Vergleichspreis gibt er beispielsweise die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers an oder vergleicht mit fiktiven Produkten oder Leistungen. Die Besonderheit dieser vergleichenden Werbeart ohne Bezugnahme auf die Leistungen der Konkurrenten ist, dass sie unter dem Aspekt der Irreführung laut § 5 UWG beurteilt wird. Häufig ist es die Werbung mit Preisgegenüberstellungen, eine der bedeutendsten Formen der Preiswerbung, ohne die kein wirtschaftlicher Wettbewerb denkbar wäre. Dazu gehören auch die Preisvergleiche, welche im absatzwirtschaftlichen Sinn die Angabe von zwei gegenübergestellten Preisen für dasselbe Produkt oder dieselbe Leistung darstellen. Das Gemeinsame an den verschiedenen Werbemethoden mit Preisvergleichen bzw. Preisgegenüberstellungen ist, dass der Anbieter den aktuellen und den früheren Preis oder das Ausmaß der Preissenkung nennt. In den folgenden Kapiteln werden die Erscheinungsformen der Werbevergleiche ohne Bezugnahme genauer dargestellt. Eigenvergleiche: Ein Eigenvergleich kann ein eigenes früher am Markt eingeführtes und vor kurzem möglicherweise erneuertes oder verbessertes Produkt enthalten. Er kann aber genauso auf die Modifikation bestimmter Produktmerkmale oder auf den Unterschied zwischen den Normal- und Sonderausführungen hinweisen. Ein Vergleich mit Altpreisen stellt im Einzelhandel eine weit verbreitete und häufige Werbemethode dar. Preisgegenüberstellungen spielen eine bedeutende Rolle und treten in unterschiedlichsten Varianten auf. Am häufigsten werden sie unmittelbar auf den Preisschildern der Waren vorgenommen, man findet sie in zahlreichen Geschäften jeder Stadt. Im Normalfall vermittelt bereits eine kommentarlose Gegenüberstellung eines höheren und eines niedrigeren Preises dem Verbraucher den Eindruck einer Preissenkung. Diese sind im Einzelhandel nicht nur grundsätzlich erlaubt, sondern aus der Verbrauchersicht sogar regelmäßig erwünscht. Einerseits liefert die Werbung mit Eigenpreisvergleichen die erforderliche Information, um den dargestellten Preis mit dem Preis der anderen Mitbewerber zu vergleichen, andererseits klärt sie den Nachfrager über eine erfolgte Preissenkung und eine potentielle Ersparnis auf, falls dieser vom ausgeschriebenen Angebot Gebrauch machen würde. Damit tragen die Eigenpreisvergleiche zur Erhöhung der Preistransparenz bei. Vielfach ist diese Vergleichsart mit dem alten durchgestrichenen und einem neuen niedrigeren Preis dargestellt oder in die Formulierungen "statt – jetzt", "früher/bisher – jetzt", "jetzt nur noch" gekleidet, die erkennen lassen, dass statt des früheren, höheren Preises nun ein niedrigerer Preis verlangt wird. Ein aktuelles Beispiel dazu stellt die Aktion von Burger King dar. Dieser bietet den Kunden auf seiner Internet-Seite Gutscheine mit Preisvorteil für sein Menü an, welche folgendermaßen aussehen (siehe Abbildung 7: Beispiele zu Eigenpreisvergleichen von Burger King). Preisvergleiche mit unverbindlichen Preisempfehlungen: Der Preisvergleich des eigenen Endverbraucherpreises mit einer unverbindlichen Preisempfehlung des Anbieters für Markenwaren ist eine weitere Vergleichsform ohne Bezug auf einen Mitbewerber. Auch diese Werbemethode wird längst als grundsätzlich zulässig angesehen. Bei dieser Vergleichsart erkennt der Endverbraucher, dass es sich lediglich um einen Wunsch des Herstellers handelt, der für den Händler keineswegs verbindlich ist und dieser nimmt einen Abschlag von dem Richtpreis vor. Bei dieser "Preisempfehlung durfte es sich aber nicht um einen so genannten "Mondpreis" handeln, d.h. um einen Preis, den der Hersteller nicht aufgrund ernsthafter Kalkulierung als angemessen durchschnittlichen Verbraucherpreis errechnete, und der den auf dem Markt allgemein üblich gewordenen Durchschnittspreis für die Ware in einem solchen Maß übersteigt, dass er nur noch eine Phantasiegröße darstellt.". Burger King wirbt momentan neben dem "feel the Fire" in den TV-Spots auch mit seinen Preisen, wobei er auf die unverbindliche Preisempfehlung hinweist. Vergleiche mit fiktiven Marktleistungen und Produkten: Diese Erscheinungsform der Werbevergleiche bezieht sich auf fiktive Produkte oder Preise, mit anderen Worten auf Leistungen, die in Wirklichkeit am Markt nicht existieren. Besonders in der Werbung für Spül- und Reinigungsmittel wird häufig die Figur des herkömmlichen Waschmittels verwendet, um verbesserte Eigenschaften des neuen Produkts hervorzuheben.
Diese Studie befasst sich mit Aspekten der Raumplanung und der städtischer Landwirtschaft in Dar es Salaam, Tansania, einer der rasant anwachsenden Regionen Afrikas südlich der Sahara. Die Studie zeigt anhand der Untersuchungsregionen Goba, Chango'mbe 'A' und Ubungo Darajani, in welcher Weise städtische Landwirtschaft mit dem Ziel die städtische Raumplanung zu verbessern in diese integriert werden kann. Lage und periurbane Typologie der Gebiete bilden die theoretischen Grundlagen der Studie, was die Politik und praktische Voraussetzungen besser verstehen lässt, welche die Integration der von städtischer Landwirtschaft abhängigen Existenzen in städtische Raumplanungs- und Landentwicklungsprozesse hemmt. Angewandte methodologische Aspekte sind Literaturrecharge, Interviews, Kartenanalyse, Beobachtungen und die Analyse historischer Entwicklungstrends. Kontext, empirische Forschungsgrundlage und institutionale Vernetzungen wurden als analytischer Rahmen herangezogen. Die Arbeit zeigt, dass Urbanisierungsprozesse, städtische Armut, Nahrungsunsicherheit und unzureichende Beteiligung der Gemeinden an der Raumplanung verstärkende und katalysierende Faktoren von Landnutzungsproblemen, Landumnutzung, Immigration und der Zunahme von städtischer Landwirtschaft sind. Dies lässt annehmen, dass die mangelnde Verwaltung staedtischen Landes nicht als einziger Verursacher der Probleme gesehen werden darf, sondern ebenso die Versäumnisse seitens Planungseinrichtungen, Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und die Planung an diese neuen Herausforderungen, die die städtische Landwirtschaft in den Prozessen der städtischen Raumplanung darstellt, anzupassen. Dementsprechend zeigt die steigende Zahl der mit städtischer Landwirtschaft genutzten Flächen Unstimmigkeiten mit den Planungsrichtlinien. Ein Standard würde äußerliche Landnutzungsplanungsprozesse und Strukturen der städtischen Entwicklung bestärken. Diese beinhalten Zonenbildung, Lage, Änderungen in der Landnutzung, Dichteverteilung, Zugang zu Ressourcen, Pachtverhältnisse und gerechte Verteilung grundlegender Leistungen um eine nachhaltige Nutzung von städtischem Land zu gewährleisten. Die Studie weist ebenso auf die bestehende städtische Landentwicklungspolitik und Landesgesetzgebung für städtische Landwirtschaft hin, die jedoch in der Praxis mit gesundheitlichen, sanitären und ökonomischen Rückläufen konfrontiert sind. Diese Probleme machen sich in der wachsenden städtischen Landwirtschaft mit negativen Vorstellungen der Kunden, mangelnder Akzeptanz räumlicher Landnutzungsplanungsprozesse und seiner Durchführung bemerkbar. Der Sektor macht produktiven Nutzen von unerschlossenem Land, Grüngürtel der Stadt sichern Einkommen, Ernährung und stellen oft Sicherheitsnetzfunktionen für die Ärmsten der Gesellschaft dar. Beispielsweise ist städtische Landwirtschaft ein wichtiger Ansatz zur Minderung städtischer Armut, Mobilisierung des Sozialkapitals und nachhaltigen Landnutzung. Die Studie führt auf, dass in Zukunft das Wachsen des städtischen Landwirtschaftsektors vorrausichtlich eine unerlässliche Realität in der städtische Raumnutzung der schnell wachsenden Städten südlich der Sahara bleibt. Eine Aufnahme der von städtischer Landwirtschaft abhängiger Existenzen in die Landnutzungsprozesse und Entscheidungsstrukturen durch Bereitstellung, Anwendung und Überwachung wird für die Verbesserung des Lebensumfeldes der armen, städtischen Kleinbauern als notwendig betrachtet. Dies kann durch die Aufnahme betreffender Ziele städtischer Planung, Aufwertung der Siedlungen, institutionale Zusammenarbeit und der Dezentralisierung der Rollen auf ein lokales Level erreicht werden. Diese Möglichkeiten können dann effektiv sein, wenn sich die Regierung bemühen würde, Politik und Gesetzgebung an Ort und Stelle durchzuführen und alles zu überprüfen, indem unterschiedliche Akeure im den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden und dadurch das Bewusstsein von Informationen und Kommunikation verbessert wird. Teilweise wird die Nutzung von Abwassertechnologie in die Landwirtschaft miteinbezogen, welche auf lange Zeit betrachtet Sicherheit und Zugang garantiert und flexible Planungsstandards vorgibt. Die Studie schließt mit dem Aufzeigen der geringen Wahlmöglichkeit der Stadtplaner und Entscheidungsträger, die zukünftige Form der städtischen Landwirtschaft auf anderem Wege als in Form der Landnutzungspraxis in einem angeleiteten Planungsrahmen zu gestalten und zu verfestigen. Wenn die städtischen Landwirtschaftsformen nicht angeleitet werden, untergraben die negativen Langzeiteffekte die Existenzen der armen Stadtbevölkerung und die Umweltqualität. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die Prozesse zu leiten und die institutionalen Strukturen und Verbindungen der Raumplanungspraktiken zu stärken, die lokalen Gemeinden als primäres Arbeitsfeld zu betrachten, um die Verwaltung staedtischen Landes in Tansania zu verbessern. ; This study examines spatial land use planning and urban agriculture practises in Dar es Salaam, Tanzania, one of the rapidly urbanising cities in Sub-Saharan Africa. It demonstrates how urban agriculture livelihood can be integrated in spatial land use planning and improve urban land governance by taking Goba, Chango'mbe 'A' and Ubungo Darajani as case study settlements. Location and periurban typology are theoretical premises used in this study. These help in understanding the policy and practical premises that constrain urban agriculture livelihood integration in urban land use planning processes and land management principles. Methodological aspects deployed are documentary search, interviews, mapping, observations, and historical trends analysis. In addition, context, evidence based and institutional links are analytical frameworks used. The study shows that the urbanisation processes, urban poverty, food insecurity and inadequate community involvement in land use planning are the factors underpinning and catalysing changes in land use, land transactions, immigration and overall urban agriculture proliferation in the city. The implications generated by these factors suggest that poor urban land governance is not only the cause, but it is caused by the weakness of planning institutions to realise and adapt to the new challenges that urban agriculture presents to urban land development process. Correspondingly, the rise of urban agricultural land use by and large, indicates a disparity between the widely cherished planning norms and standards underpinning formal land use planning processes and structures in urban development. These include land use zoning, location, land use change conditions, density distribution, accessibility to resources, land tenure modalities, and equitable provision of basic services in ensuring sustainable use of urban land. Equally, the study indicates the existence of supportive city land development policies and country legislature for urban agriculture, which are in practise faced with health, sanitation and economic return constraints. These constraints increase urban agriculture's negative perceptions to consumers and decrease acceptance in spatial land use planning processes and output implementation. However, urban agriculture has been observed to make productive use of undeveloped land, green the city, provide income and nutrition, and is often a safety-net function for the poorest sectors of society. As such, it is an important vehicle for poverty alleviation, capital mobilisation, and sustainable use of land. The study argues that for an unforeseeable future, the growth of the urban agriculture sector is likely to remain an indispensable reality depicting urban land development in rapidly urbanising cities in Sub-Saharan Africa. Inclusion of urban agriculture based livelihoods in spatial land use planning processes and structures, including decision making, preparation, implementation and monitoring are observed rationale for improving the livelihoods of the urban poor-smallholder farmers and space use. This can be achieved through, but not limited to, adopting participatory urban planning approaches, settlement upgrading, institutional collaborations, decentralising roles to the local level and strengthening smallholder organization through institutionalisation and giving them a voice platform in the political dialogue. These options can be effective if the government is able to enforce and review policy and legislatures in place and if different actors are involved in the decision making processes, and if information and communication awareness is established. Other improvement include the use of treated wastewater technology for farming, granting long term tenure security, improving accessibility to resources, and adopting flexible planning standards. The study concludes that urban planners and policy makers have little choice but to ensconce and consolidate emerging forms of urban agriculture based livelihoods within land use planning practises and within a guided planning framework. If urban agriculture forms are not guided, then the negative effects, in the long run can undermine the livelihood of the urban poor and degrade the environment. Thus, there is an urgent need to guide the processes, strengthen institutional structures and linkages in land use planning practises, and consider local communities priorities when working to improve urban land governance in Tanzania.
Inhaltsangabe:Einleitung: Der enorme Anstieg von Auslandsdirektinvestitionen (ADI) durch multinationale Unternehmen (MNU) in den letzten zwanzig Jahren ist eines der deutlichsten Zeichen der Globalisierung der Weltwirtschaft. Auslandsdirektinvestitionen sind zum wichtigsten Bestandteil von privaten Kapitalflüssen zwischen Ländern geworden. Durch die immense, wirtschaftliche Integration weltweit, die viele Handelsbarrieren und Hindernisse für internationale Investitionen beseitigt hat, entstanden immer mehr und größere multinationale Unternehmen. Laut Weltbank wuchs das Volumen von Auslandsdirektinvestitionen von ca. US$ 55 Mrd. im Jahre 1985 auf US$ 573 Mrd. im Jahre 2003, mit einem zwischenzeitlichen Höchststand von US$ 1511 Mrd. im Jahr 2000. Diese Entwicklung lässt sich auch als Anteil der Auslandsdirektinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt weltweit darstellen (siehe Abb. 1). Die Tatsache führte dazu, dass Ökonomen ein zunehmendes Interesse an den Ursachen und Folgen dieser Entwicklungen fanden und immer stärker nach Gründen suchten, die für die zunehmende multinationale Ausrichtung von Unternehmen Erklärungen abgaben. Im Folgenden werden zwei Theorieansätze sowie ein empirischer Teil dargestellt, die versuchen, den internationalen Handel durch multinationale Unternehmen zu erklären. D.h. sie geben Antworten auf die Frage, warum Länder miteinander Handel treiben, welche Güter exportiert und welche importiert werden und welche Anpassungsprozesse bei der Existenz von Handelsbarrieren ablaufen. Das Ziel dieser Arbeit ist es weiterhin die Gründe, sowie die unterschiedlichen Möglichkeiten eines Unternehmens sich multinational auszurichten, darzustellen, und zu zeigen, welche Bedingungen bzw. Vorraussetzungen hierfür gegeben sein müssen. Ein Unternehmen muss verschiedene Entscheidungen treffen, bevor es eine Investition im Ausland tätigt. Falls man sich jedoch entschieden hat zu investieren bleibt immer noch die Frage, in welcher Form und in welchem Ausmaß man das tun sollte: den kompletten Produktionsprozess ins Ausland verlagern (horizontale Integration) oder die Produktion von Zwischen- und Endprodukten international auf verschiedene Länder aufteilen (vertikale Integration)? Im Fokus der Arbeit steht die Beantwortung dieser Frage, die Vor- und Nachteile der beiden Formen für die Unternehmung, unter welchen Vorraussetzungen solche Unternehmen entstehen, welche Handelsmuster sich daraus ableiten lassen sowie die Auswirkungen auf die Ziel- und Herkunftsländer der Investitionen. Gang der Untersuchung: In Kapitel 2 werden wir uns zunächst mit den Begriffen der Auslandsdirektinvestition und der multinationalen Unternehmung auseinandersetzen und diese definieren. Weiterhin werden spezielle Formen der Auslandsdirektinvestition, namentlich die vertikale und die horizontale Auslandsdirektinvestition, vorgestellt und die jeweils wesentlichen Erkennungsmerkmale dieser genannt. Kapitel 2 schließt mit einigen Zahlen und Fakten, die die Bedeutung von Auslandsdirektinvestitionen in unserer globalisierten Welt unterstreichen und stellt neueste Trends und Entwicklungen dar. In Kapitel 3 beginnt der eigentliche Hauptteil. Er beinhaltet das erste theoretische Modell dieser Arbeit und beschäftigt sich mit der horizontalen Integration einer multinationalen Unternehmung. Zunächst wird das Grundmodell vorgestellt, welches im folgenden Teil in der Komparativen Statik untersucht wird. Nach den Ergebnissen der Komparativen Statik folgt eine grafische Darstellung des Modells. Schließlich endet Kapitel 3 mit einer kritischen Betrachtung des Modells. In Kapitel 4 wird das zweite theoretische Modell dieser Arbeit dargestellt. Dieses beschäftigt sich mit der vertikalen Integration der multinationalen Unternehmung. Es beginnt ebenfalls mit der Vorstellung des Grundmodells, fährt mit einer grafischen Analyse fort, geht anschließend auf multinationale Aktivitäten innerhalb des Modells ein und endet schließlich wiederum mit einer kritischen Betrachtung des Modells. In Kapitel 5 wird das theoretische Hybrid aus horizontaler und vertikaler Auslandsdirektinvestition, das sogenannte Knowledge-Capital-Modell, vorgestellt und anschließend auf seine Konsistenz mit der Realität empirisch getestet. Die vorliegende Arbeit schließt mit dem Fazit in Kapitel 6. Hier werden nochmals die erarbeiteten Ergebnisse und Erkenntnisse genannt und es wird ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen von multinationalen Unternehmen und Auslandsdirektinvestitionen gegeben.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: GLIEDERUNGI ABKÜRZUNGSVERZEICHNISII ABBILDUNGSVERZEICHNISIII 1.EINLEITUNG1 1.1Motivation und Ziel der Arbeit1 1.2Aufbau und Vorgehensweise2 2.MULTINATIONALE UNTERNEHMEN UND AUSLANDSDIREKTINVESTITIONEN3 2.1Definitionen3 2.2Formen von Auslandsdirektinvestitionen4 2.3Die Bedeutung von Auslandsdirektinvestitionen und neuere Trends5 3.DIE THEORIE DER HORIZONTALEN INTEGRATION6 3.1Das Modell7 3.2Komparative Statik aus den "Impact Effects"12 3.3Ergebnisse der Komparativen Statik15 3.4Grafische Darstellung des Modells15 3.5Kritische Betrachtung des Modells16 4.DIE THEORIE DER VERTIKALEN INTEGRATION17 4.1Das Modell18 4.2Eine grafische Analyse des Modells24 4.3Multinationale Aktivitäten innerhalb des Modells26 4.4Kritische Betrachtung des Modells30 5.EMPIRISCHE EVIDENZ DER THEORIEN31 5.1Motivation der Analyse31 5.2Grundlagen des Knowledge-Capital-Modells32 5.3Annahmen des Knowledge-Capital-Modells32 5.4Ergebnisse der Simulation34 5.5Spezifikation der Regression36 5.6Ergebnisse der Schätzung37 5.7Interpretation der Ergebnisse38 5.8Das KC-Modell: Kritik und Zusammenfassung40 6.FAZIT41Textprobe:Textprobe: Kapitel 2.2, Formen von Auslandsdirektinvestitionen: Es lassen sich horizontale und vertikale Auslandsdirektinvestitionen einer multinationalen Unternehmung unterscheiden. Horizontale Auslandsdirektinvestitionen dienen dazu, die mit dem Export der Produkte verbundenen Kosten, durch Gründung eines Tochterunternehmens bzw. Beteiligung an einem Unternehmen, zu umgehen. Dabei wird das Tochterunternehmen bzw. das beteiligte Unternehmen als Exportplattform für den ausländischen Mutterkonzern eingesetzt. Durch diese Form können, wie bereits genannt, typische Marktzutrittsbarrieren (Zölle, etc.) umgangen werden. Die Unternehmung kopiert ihre Aktivitäten aus dem Heimatland und überträgt diese auf die ausländischen Produktionsanlagen. Bei vertikalen Auslandsdirektinvestitionen wird der Produktionsprozess geografisch aufgeteilt, was bedeutet, dass die verschiedenen Produktionsstufen teilweise oder vollständig ins Ausland ausgelagert werden. Die Grundidee ist, dass der Produktionsprozess aus verschiedenen Stufen besteht, die jeweils unterschiedliche Vorleistungen (z.B. Arbeit, Kapital, etc.) benötigen. Wenn die Preise für diese zwischen den Ländern variieren, kann es profitabel für die Unternehmung sein, die Produktionsstufen aufzuteilen. Vertikale Auslandsdirektinvestitionen können entweder vorwärts oder rückwärts gerichtet sein. Im Falle der rückwärts gerichteten ADI richtet sich die multinationale Unternehmung ihren eigenen Zulieferer ein, der sie mit Vorleistungen bzw. benötigten Inputs beliefert. Im Falle der vorwärts gerichteten ADI gründet das Mutterunternehmen eine ausländische Tochtergesellschaft, die ihrerseits dann Vorleistungen zur weiteren Produktion vom Mutterunternehmen erhält und an nachgelagerter Stelle im Produktionsprozess angesiedelt ist. Die Bedeutung von Auslandsdirektinvestitionen und neuere Trends: In den letzten zwanzig Jahren hat sich das Investitionsklima in den verschiedenen Ökonomien der Welt durchaus positiv entwickelt. Es wurde begünstigt durch die vorangetriebene Deregulierung und auch Privatisierung in vielen Staaten. Auslandsdirektinvestitionen sind ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie geworden, was wiederum zu diesem enormen Anstieg von grenzüberschreitenden Investitionen führte. Wie wir bereits in Abbildung 1 gesehen haben, wuchs der Anteil der Auslandsdirektinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen Jahrzehnten stetig an. Während der Anteil noch in den Siebziger Jahren bei knapp 0,5% lag, so stieg er im Jahre 2000 auf 6% an, fiel danach jedoch wieder auf den heutigen Stand von ca. 2% ab. Das Unternehmensklima erholte sich in den Jahren 2004 und 2005 von der Rezession in den drei Jahren zuvor und erreichte 2005 den vierthöchsten Stand an Zuflüssen (in OECD-Länder) seit Aufzeichnung der Daten und hatte einen Wert von US$ 622 Milliarden. Innerhalb der OECD-Länder war Großbritannien der attraktivste Standort für Investitionen. Außerhalb der OECD-Länder ging die wirtschaftliche Entwicklung noch schneller voran, wobei hier China, gefolgt von Indien, als attraktivste Standorte für Direktinvestitionen zu nennen sind. Betrachtet man die geografische Verteilung von ADI etwas genauer, so stellt man fest, dass der Großteil an ADI immer noch zwischen den entwickelten Ländern stattfindet - wobei die Entwicklungsländer deutlich auf dem Vormarsch sind (siehe Abbildung 2: Zu- und Abflüsse von Auslandsdirektinvestitionen nach Regionen aufgeteilt). Wie aus Abbildung 2 hervorgeht, waren die Europäische Union zusammen mit den USA noch im Jahre 2000 für mehr als 70% der Zuflüsse von ADI und mehr als 80% der Abflüsse von ADI verantwortlich. Sowohl die Zuflüsse als auch die Abflüsse an ADI waren im Jahre 2000 mehr als 6mal so hoch als noch zehn Jahre zuvor (in absoluten Werten gemessen). Diese Tatsache kann man auch an der Wachstumsrate der Auslandsdirektinvestitionen in Abbildung 5 sehen. Parallel zur Entwicklung der Auslandsdirektinvestitionen verlief der Anstieg von multinational aktiven Unternehmen. Dies ist jedoch nicht verwunderlich, da diese ja die treibenden Kräfte in diesem Zusammenhang darstellen. So gab es laut UNCTAD Ende der Sechziger Jahre nur rund 7000 multinationale Unternehmen und Mitte der Neunziger schon rund 40.000. Die Theorie der horizontalen Integration: Im ersten Hauptteil dieser Arbeit wird ein Modell der horizontalen Integration der multinationalen Unternehmung vorgestellt und analysiert. Unter welchen Annahmen und welchen Vorraussetzungen haben diese Unternehmen einen Anreiz multinational aktiv zu werden? Sollen sie den ausländischen Markt über Exporte versorgen oder eigene Produktionsstätten im Ausland errichten? Errichtet das Unternehmen eine eigene Produktionsanlage im Ausland, so sieht es sich mit verschiedenen zusätzlichen Kosten konfrontiert. Darunter fallen z.B. die Kosten sich mit ausländischen Regierungen, Rechtsvorschriften und anderen Steuersystemen auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite kann das Unternehmen durch eine lokale Produktion im Ausland auch einige Kosten einsparen. Die offensichtlichsten Kosten hierbei sind die Transportkosten oder Zölle, die im Falle einer horizontalen Integration eingespart werden können. Die in der Literatur bekannten theoretischen Modelle zur horizontalen Integration beinhalten genau diesen typischen Trade-Off der Unternehmung. Welche Kosten sind geringer - die zusätzlichen Fixkosten, die durch die Errichtung einer neuen Produktionsanlage entstehen oder die variablen Kosten (Transportkosten, etc.), die beim Exportieren der Produkte entstehen? Diese und weitere Fragen werden im nun folgenden Modell erörtert und dargestellt. Das Ziel dieses Modells ist es, ein flexibles Konstrukt zu bilden, welches nationalen Unternehmen (im weiteren Verlauf der Ausführungen "NE" genannt) und multinationalen Unternehmen (im Folgenden "MNE" genannt) erlaubt, je nach zu Grunde liegenden Parametern im Markt endogen zu entstehen. Das Modell ist so gewählt, dass es mit den Standard-Modellen der neuen Handelstheorie verglichen werden kann. Wir konzentrieren uns in diesem Modell auf horizontale Auslandsdirektinvestitionen, in denen multinationale Unternehmen dasselbe Produkt in mehreren Produktionsstätten herstellen. Es gibt bereits mehrere vorangehende Modelle. So enthalten diese auch die Unterscheidung zwischen firmenspezifischen und produktionsanlagespezifischen Skaleneffekten und das Vorhandensein von Transportkosten und Zöllen. In unserem Modell versuchen wir zu analysieren, warum horizontale Auslandsdirektinvestitionen eher zwischen Ländern entstehen, die bezüglich ihrer Größe, Ausstattung und Technologie ähnlich sind. Kai Bergmaier, Diplom-Volkswirt, Studium der Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Abschluss im Jahre 2006 als Diplom-Volkswirt. Derzeit tätig als Consultant im IT-Umfeld.
Mit der Verabschiedung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) im Jahr 1992 wurde ein Meilenstein für den Naturschutz auf europäischer Ebene gesetzt. Alle EU-Mitgliedsstaaten sind demnach verpflichtet, ein europaweit zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten (nach FFH-RL und nach Vogelschutz-Richtlinie) unter dem Namen Natura 2000 zu schaffen. In der FFH-RL wird ausdrücklich die Überwachung von Lebensraumtypen und Arten gefordert. Es sind umfassende Daten zu ihrem Vorkommen, zur Verbreitung und zu ihrem Erhaltungszustand zu sammeln. Alle sechs Jahre ist ein ausführlicher Bericht darüber abzulegen, so dass mit der FFH-Richtlinie die erste gesetzlich verankerte Pflicht zum flächenhaften Monitoring in der EU eingeführt wurde. Die Erfassung von aktuellen Daten zur Erfüllung dieser Monitoringaufgaben ist mit einem beträchtlichen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Es besteht die Notwendigkeit, geeignete Konzepte und Methoden für die Datenerhebung zu entwickeln. Im Hinblick auf den hohen und wiederkehrenden Informationsbedarf für die Erfüllung der FFH-Berichtspflichten ist der Einsatz der Fernerkundung unbedingt notwendig. Die traditionell verwendeten analogen Luftbilder sind in ihrer Herstellung und Auswertung für die finanziell schlecht ausgestatteten Verwaltungen nicht mehr zu bezahlen. Die neue Generation höchstauflösender Satelliten (v.a. Quickbird) bietet die Möglichkeit, kleine und weit verstreute Gebiete kostengünstig zu überwachen. Es fehlen jedoch geeignete automatisierte Methoden für die Auswertung der Satellitenbilder, die im Sinne der FFH-Richtlinie einsetzbare Ergebnisse liefern könnten. Die wiederholte Bewertung des Erhaltungszustandes von Lebensraumtypen kann nur auf der Grundlage von Indikatoren objektiv und übertragbar erfolgen. Biotopelemente (z.B. der Gehölzanteil) sind sehr wichtige Indikatoren für die Bewertung der Habitatstruktur und von eventuell vorhandenen Beeinträchtigungen. Vor diesem Hintergrund war das Ziel dieser Arbeit, ein Verfahren zu entwickeln, das höchstauflösende Satellitendaten für die Erfassung von Indikatoren für das Monitoring ausgewählter FFH-Lebensraumtypen der Offenbereiche einsetzt und das dabei eine möglichst weitgehende Automatisierung erreicht. Es wurde ein wissensbasierter Ansatz gewählt, der mit Hilfe allgemeingültiger Regeln und unter Einbeziehung von a-priori Information (z.B. Biotoptypen- und Landnutzungskartierung) eine vollautomatische Klassifikation von Biotopelementen ermöglicht. Das Verfahren arbeitet auf Pixelbasis und stellt eine hybrides hierarchisches Klassifikationssystem dar. Die Flächengrenzen der Lebensraumtypen und die Genauigkeit der Klassifikation müssen im Anschluss visuell überprüft werden, so dass es sich insgesamt um eine semi-automatische Vorgehensweise handelt. Das Verfahren wurde anhand vier ausgewählter Untersuchungsgebiete in Brandenburg für zwölf unterschiedliche Lebensraumtypen der Offenbereiche entwickelt und validiert. Die Übertragbarkeit auf andere Gebiete, andere Grundlagendaten und andere Auflösungsstufen wurde ausführlich in vier weiteren Untersuchungsgebieten (in Brandenburg, Thüringen und Schleswig-Holstein) getestet. Für die untersuchten Lebensraumtypen der Halbtrockenrasen und Moore gab es aufgrund der Ausstattung der Testgebiete nur sehr wenig Vorkommen und terrestrisch verifizierte Grundlagendaten, diese sollten weiter untersucht werden. Für die Ermittlung der Indikatoren für Heidehabitate, für Dünen mit offenen Sandtrockenrasen und für Süßwasserlebensräume ist das Verfahren an sehr vielen Flächen erfolgreich getestet worden und kann operationell eingesetzt werden. Der Einsatz der höchstauflösenden Satellitenbilder und des Klassifikationsverfahrens kann das Monitoring von FFH-Lebensraumtypen insgesamt erheblich erleichtern. Es ist möglich, für die untersuchten Lebensraumtypen Strukturindikatoren und Beeinträchtigungen abzuleiten sowie die Flächengrenzen zu überprüfen. Dazu kommt die Erstellung aktueller Biotoptypen- und Landnutzungsdaten und die Verfügbarkeit aktueller digitaler Orthofotos für die terrestrische Kartierung. Große Flächen können schnell bearbeitet werden und die Trefferquote und Konstanz der visuellen Interpretation kann mit der automatischen Klassifikation wesentlich erhöht werden. Die Flächenanteile wichtiger Indikatoren sind sehr genau berechenbar und eine gute Grundlage nicht nur für das Monitoring, sondern auch für die detaillierte Maßnahmenplanung. ; The adoption of the EC Habitats Directive (FFH-RL) in 1992 was an important milestone for nature conservation on the European level. The provisions of the Directive require every Member State to establish a coherent net of Special Areas of Conservation (SAC) embraced with the Special Areas of Protection (SPA) from the EC Birds Directive under the name Natura 2000. Furthermore the EC Habitats Directive claims the introduction of a range of different measures like the surveillance of habitats and species, a report on species conservation and a report on the implementation of the Directive. An extensive amount of data on occurrence, geographical range, representativity and conservation status of habitats and species is required. Every six years a report on the implementation of the Directive is due, which incorporates the first statutory obligation on area-wide surveillance within the European Union. The collection of actual information with regard to these obligations is associated with considerable amounts of time and expenses. Thus applicable concepts and methods for data acquisition have to be developed. Facing the high and repeated information demand the employment of remote sensing is necessary. Traditionally analogue air photos were used for vegetation monitoring, but their acquisition and interpretation are no longer affordable for the Nature Conservation Administration in Germany. The new generation of digital very high resolution satellites (particularly Quickbird) offers the opportunity for a cost-efficient survey of small and widespread areas. But suitable automated methods for the analysis of those satellite data in terms of the EC Habitats Directive are missing. The repeated and impartial assessment of the conservation status of habitat types can only be based on indicators. Elements of biotopes (e.g. percentage of shrubs) are very useful indicators for the assessment of habitat structure and impairments. The aim of this study was to develop a method for the analysis of very high resolution satellite data, that can be used for the acquisition of indicators to support the monitoring of a selected subset of non-forested habitats and that operates to a large extent in an automated mode. With a knowledge-based procedure, implementing universal rules and integrating a-priori information (e.g. biotope type and land use maps), a fully-automated way was found to classify biotope elements. The procedure is pixelbased and works with a hybrid and hierarchical classification scheme. Subsequent to the classification the habitat borders and the classification accuracy have to be evaluated visually. The method was developed and validated for 12 different non-forested habitat types on the basis of four test sites in Brandenburg. The transferability on other sites, other a-priori information and different geometric resolutions was tested in detail with the help of four additional test sites (in Brandenburg, Thuringia and Schleswig-Holstein). For the investigated habitat types that represent bogs and dry grasslands only few habitat areas were available due to the character of the test sites, they should be examined further. For the investigated habitat types that represent dry heaths and inland dunes and for freshwater habitat types the procedure has been successfully validated on the basis of many areas and can be used operationally. The use of very high resolution satellite data and the developed classification procedure can substantially support the monitoring of habitat types. It was possible to automatically derive indicators assessing the structure and existing impairments of the investigated habitat types. The habitat borders have to be verified visually. Additional results of the procedure are actual biotope type and land use maps and digital ortho photos as an important support for the terrestrial mapping. Large areas can be processed in short time and also the accuracy and stability of the visual interpretation increase with help of the automated classification. Percentages of important indicators can be calculated on a high level of detail. They represent a very good basis not only for the monitoring but also for the explicit planning of conservation measures.
Aus der Einleitung: Der Bereich der deutschen Kolonialgeschichte allgemein kann wohl als gut erforscht gelten, und die Einführung technischer Neuerungen wie Dampfschiffe, Eisenbahn und Telegraph wurde zumindest ansatzweise beschrieben, doch fehlt insbesondere eine Beschreibung der Anwendungen und Auswirkungen, die die neue Technik auf das Leben in der Kolonie hatte. Ohne die Kenntnis solcher Folgewirkungen bleiben jedoch Rückschlüsse auf die Effektivität der Technik und damit auch ihr Einfluss auf die Kolonialpolitik reine Mutmaßung es ist unmöglich, solche Auswirkungen von reinem Wunschdenken bzw. Kolonialpropaganda und –apologetik zu trennen (z.B. die Kolonie als Absatzmarkt der Industrie des "Mutterlandes"). Die Gruppe der Kolonialisten, die die meisten Kontakte mit neuer Technik hatten bzw. diese im großen Maßstab erst einführten, waren die Kaufleute. Diese Gruppe auf die Folgen der Techniken zu untersuchen, bietet darüber hinaus den Vorteil, gleichzeitig die Reaktionen auf dem afrikanischen Kontinent, z.B. auf den Bahnbau und auch in Europa, hier etwa auf neue Stoffdruckverfahren oder auf die Expansion der Nahrungsmittelindustrie, zu erfahren, also alle für die koloniale Wirtschaft relevanten Verfahren untersuchen zu können. Obwohl es einige Untersuchungen zu Kolonialkaufleuten gibt, so beschränken sich diese doch auf mehr oder minder kurzgefasste Firmengeschichten oder sie werden in Zusammenhang mit bestimmten Handelsgütern erwähnt, dagegen wird eine Verbindung von Handelsfirmen und Technik selten untersucht. Einer der Gründe dafür ist sicherlich auch die schmale Informationsbasis. Da Handelsfirmen in der Regel nichtstaatlich organisiert waren, entfiel der Zwang zum Archivieren über die Fristen hinaus, die eventuell gesetzlich vorgesehen waren. Die Firmen, die bis heute weiterbestehen, gehen mit Genehmigungen zur Einsicht ihrer Firmenarchive zu Forschungszwecken sehr sparsam um. Unter diesen Aspekten betrachtet, ist die Firma O`Swald ein echter Glücksfall für die Forschung; obwohl bis heute zumindest als Firmenname präsent, wurden ihre Geschäftsakten von der Firmengründung bis weit nach dem Ersten Weltkrieg dem Hamburger Staatsarchiv übergeben, wo sie der Forschung zur Verfügung stehen. Der Grund dafür ist wohl in der engen Verbindung zu suchen, die die Firmengründer mit dem Stadtstaat hatten, so stellten sie unter anderem einen Bürgermeister und die Stadt ihrerseits ehrte die Familie durch die Benennung eines Kais im Hafen (O`Swaldkai). Der Zeitraum dieser Arbeit, 1890–1914, ist nicht willkürlich gewählt, sondern baut auf Vorgängerarbeiten auf und führt diese weiter bis zu der für den deutschen kolonialen Handel einschneidenden Zäsur des Ausbruchs des ersten Weltkrieges. Damit soll auch erreicht werden, zumindest an einer deutschen Handelsfirma, quasi exemplarisch, die Entwicklung kolonialer Handelsfirmen von Beginn des Handels mit Ostafrika in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg aufzuzeigen und so eine Vergleichsmöglichkeit zu schaffen, die eine Überprüfung beispielsweise von Firmenjubiläumsschriften erlaubt, einer Hauptquelle für unser Wissen um solche Handelsfirmen. Die Zeit vor 1890 kann als vergleichsweise gut dokumentiert gelten; neben den Veröffentlichungen zu Jubiläen beschäftigte sich der Wirtschaftshistoriker Ernst Hieke ausführlich mit den Anfängen der Firma Wm. O`Swald Co. Hieke, wie auch Kremling und die Jubiläumsschrift, pflegten einen eher narrativen Stil, der allerdings die Organisation des Geschäftes der Firma O`Swald sowohl in Zanzibar wie auch in Hamburg recht klar beschrieb und durch die neuere Arbeit, eine Dissertation von Karl Evers, im großen und ganzen bestätigt wurde. Da diese Arbeit einen anderen Aspekt des kolonialen Handels untersucht als bei Hieke und Evers, die sich mehr auf den Anfang und die erste Ausbreitung der Firma O`Swald konzentrierten, hilft die von Evers benutzte und kommentierte Literatur nur bedingt weiter. Nötig sind darüber hinaus Informationen über die Einführung von Technik in Ostafrika und hierfür ist man zum Teil wieder auf ältere Literatur angewiesen, die erstens eher national ausgerichtet und zweitens schlecht überprüfbar ist, da viele Archive oder zumindest Teile davon dem zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Bereich Schifffahrt, in dem es Arbeiten zur Errichtung deutscher Schiffslinien nach Ostafrika gibt, welche jedoch aus den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts stammen und mehr oder minder unter dem Eindruck des Verlustes der Kolonien gemäss den Versailler Verträgen standen. Trotzdem erwiesen sich diese Literaturquellen noch immer informativer als die neuere Arbeit über die sogenannten "Reichs-Post-Dampfer" möglicherweise, weil hierbei ein zu großes Spektrum an Schiffsverbindungen behandelt wurde. Somit blieb für einzelne Schiffswege ein zu kleiner Raum, um ihre Entstehung und eventuelle Kartelle genauer zu erforschen. Hilfreicher sind da schon kleinere Artikel in speziellen Periodika, die sich mit der Geschichte einzelner Schiffstypen beschäftigen und so zumindest Eckdaten liefern bzw. bestätigen können und damit die Archivquellen überprüfen. Bei einer Einordnung der Schifffahrtsorganisation in die Geschichte Ostafrikas zeigt sich erneut, wie dünn das vorhandene Material wirklich ist, immerhin reicht es aber aus, sie ansatzweise zu erfassen. Besser, wenngleich auch hier narrativ und populärwissenschaftlich, ist es um die Literatur im Bereich der Eisenbahnen Ostafrikas bestellt. Hier gibt es immerhin Beschreibungen der Entstehung beider Bahnsysteme, des deutschen und des englischen und somit Möglichkeiten, die Aktionen der Kaufleute in Bezug auf Transporte, Faktoreigründungen und ähnlichem zu erklären bzw. nachzuvollziehen. Ob dieser Effekt allerdings beabsichtigt oder auch nur angestrebt wurde, bleibt zu bezweifeln, die Literatur scheint eher als Denkmal britischen und deutschen Pioniergeistes gedacht zu sein, oder als Information für bahngeschichtlich interessierte Kreise. Über den Handel selbst gibt es vergleichsweise viele Äußerungen, allerdings mit zahlreichen Einschränkungen. Mehrere Autoren beschränken sich auf einzelnes Handelsgut, wie z.B. Feuerwaffen, Elfenbein oder Kaurimuscheln, für Zanzibar ist auch der Nelkenhandel interessant, doch so wichtig diese Arbeiten sind, was hier keinesfalls bestritten werden soll, so geben sie nur beschränkt Auskunft über den kolonialen Handel insgesamt, ganz zu schweigen von Einflüssen moderner Technik. Auch zeitlich scheinen viele Autoren sich nicht weiter als bis zum Jahre 1890 zu "trauen". Ob das an den auch von Karl Evers für seine Arbeit angegebenen Gründen liegt, ob man kein Material für diese Zeit finden kann oder ob gar zu große Aktenberge abschrecken, ist nicht leicht zu bestimmen. Die Arbeiten, die über diese "Grenze" hinaus führen, sind mehrheitlich auf einzelne Teile Ostafrikas bezogen (deutsch oder britisch Ostafrika, Zanzibar) und können demzufolge nur Teilaspekte erhellen bzw. bestätigen. Eine Bestätigung durch eine zweite Veröffentlichung ist überwiegend nicht zu erhalten, manche Überraschung auf diesem Gebiet stellt sich bei näherer Betrachtung als neues Zitat einer älteren Publikation heraus. Da diese Arbeit sich mit Technik im weitesten Sinne, eingesetzt im Handel mit Ostafrika, befasst, muss auch nach den Folgen gefragt werden, die technische Neuerungen auf die Importe hatten, also auf diejenigen Güter, die in Europa oder in den USA für den Export, unter anderem nach Ostafrika hergestellt wurden. Da das Archivwesen in Europa besser ausgestattet ist als in Ostafrika, sollten derartige Untersuchungen eigentlich kein Problem sein. Eines der ersten und zugleich überraschendsten Ergebnisse der Vorarbeiten zu dieser Dissertation war aber, dass die Erforschung der Technik- und Unternehmensgeschichte der letzten 100 Jahre in Europa und USA sehr zu wünschen übrig lässt, das Material über solche Themen eher noch dürftiger ist als das über Afrika- bzw. Kolonialgeschichte. Ein möglicher Grund dafür liegt wohl in der Größe der Lieferfirmen. Sie schienen eine mittlere Größe, gemessen an den nationalen, europäischen Industrien, nicht zu überschreiten, beziehungsweise wenn sie der Großindustrie angehörten (z.B. Metallgießereien), so war das Afrikageschäft für sie kein Hauptgeschäft und so verschwand der Handel dorthin in Nebensätzen oder Fußnoten und in dem Rohmaterial in den Firmenarchiven und ist deshalb nur ansatzweise "greifbar". Da die Geschäftsbeziehungen der Firma O`Swald (und erst recht die ihrer Kunden) sich nicht auf das Gebiet Deutsch-Ostafrikas beschränken, ist es nötig, auch auf Veränderungen außerhalb des deutschen Kolonialgebietes einzugehen. Der Helgoland–Zanzibar–Vertrag brachte auch dem britischen Kolonialgebiet Sicherheit bezüglich ihrer Grenzen und man konnte nun an den Ausbau der Länder (Z, BEA, Uganda) gehen. Eines der wichtigsten Projekte war die Ugandabahn. Sie ging, grob gesagt, von Mombasa zu den ostafrikanischen Seen (Kisumu, am Victoria–See) und brachte sowohl strategische (schnelle Truppenverlegungen ins unruhige Uganda), als auch handelspolitische Vorteile (Erschließung des Landes). Obwohl schon 1890 beschlossen, dauerte es mit den Vorarbeiten und der Bereitstellung finanzieller Mittel allerdings bis 1895, bevor die eigentlichen Arbeiten anfingen. Kisumu, der vorläufige Endpunkt am Victoria–See, wurde 1901 erreicht, aber schon die Fertigstellung von Teilstrecken und das dadurch bedingte Wandern der Baustellencamps, die vorwiegend von indischen Arbeitern bewohnt waren, zeigte eine entsprechende Ausbreitung indischer Händler und mit diesen auch indischer Großhändler, der Käuferschicht der Firma O`Swald. "The trade followed the Railway" wie man in Abänderung eines bekannten Kolonialslogans sagen könnte. (The trade follows the flag"). Dieses Abwandern indischer Großhändler nach BEA und die Boomphase Mombasas zeigten sehr genau, was in Ostafrika allgemein bald geschah. Die Verlagerung des Handelsgeschehens an die Küste und dann ins Landesinnere und die dadurch bedingte Konkurrenz der Küstenstädte, denen Filialgründungen der europäischen Unternehmungen folgen mussten, wollten diese den Anschluss an den Handel nicht verlieren. Endgültig besiegelt wurde dies durch die Aufnahme Mombasas in den Linienplan der DOAL 1899, die vom Suez Kanal kommend, Mombasa vor Zanzibar anlief und dadurch die Warensendungen Zanzibar–Mombasa, die bisherige Regel in der Warenversorgung (was Firma O`Swald betraf), unrentabel und entbehrlich machte. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 2.Der alte Handel und sein relatives Ende11 Ende des Waffenhandels11 Elfenbeinhandel13 Ende des Kauri-Muschel-Geschäfts17 Das Ende des Orseille-Handels19 3.Familiengeschichte O`Swald20 4.Schiffsverkehr Firma O`Swald eigene Reederei24 Die Entwicklung der Schiffslinien29 Firma O`Swald und die DOAL - Das tägliche Geschäft41 5.Die Eisenbahnen in Ostafrika45 6.Die O`Swald´sche Faktoreien in Ostafrika52 Mombasa52 Bagamoyo63 Daressalam72 Muanza78 Tanga85 7.Die Inder und ihre Stellung zu Firma O`Swald95 8.Die europäische Konkurrenz120 Firma Hansing122 DOAG134 Firma W. Hintzmann Co143 Firma Smith Mackenzie152 Firma Leon Besson160 10.Produktenhandel176 Nelken177 Coprah197 Kautschuk223 Häute/Felle236 Chillies264 Sesam265 Wachs266 Muscheln268 Reis270 Kaffee273 Baumwolle276 Bodenschätze282 Mangroven282 11.Importenhandel291 Manufakturen295 Wellblech299 Zement302 Bauholz306 Streichhölzer309 Seife313 Steinzeug320 Emaille326 Feze328 Farben334 Maschinen336 Lebensmittel361 Bier368 Tabak375 Petroleumhandel392 12.Stoffe, Tuche und Fertigwaren402 Grey Goods404 Whites413 Unterhemden422 Handkerchiefs428 Kitambi (Witambi)433 Malabars441 Cangas446 Kanikys450 Kikoys466 Shawls478 Decken535 13.Schlußbemerkungen402 Firma O`Swald in Ostafrika545 Welthandel549 Zusammenfassung555 Anmerkungen557 Literaturverzeichnis828
Städte sehen sich in der Entwicklung ihres Einzelhandelsangebots zunehmend Konkurrenzsituationen zwischen traditionellen Innenstadt- und neu entstehenden Stadtrandlagen ausgesetzt, die einerseits die gestiegenen Flächen- und Produktivitätsansprüche der Unternehmen eher erfüllen, während andererseits Bürger, Politik und etablierter Handel ein Aussterben der Innenstädte befürchten. Die Konsequenzen planerischer Entscheidungen in dieser Hinsicht abzuschätzen, wird zunehmend komplexer. Dafür sind ebenso eine stärkere Individualisierung des Konsumverhaltens verantwortlich, wie eine gestiegene Sensibilität gegenüber Verkehrs- und Emissionsbelastungen. Modellierungen und Simulationen können einen Beitrag zu fundierter Entscheidungsfindung leisten, indem sie durch Prognosen von Szenarien mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen solche Auswirkungen aufzeigen. In der Vergangenheit wurden Kaufkraftströme durch Modelle abgebildet, die auf aggregierten Ausgangsdaten und Analogieschlüssen zu Naturgesetzen oder nutzentheoretischen Annahmen beruhten. In dieser Arbeit wird dafür erstmals ein agentenbasierter Ansatz angewendet, da sich so individuelle Ausdifferenzierungen des Konsumentenhandelns wesentlich leichter integrieren und Ergebnisse anschaulicher präsentieren lassen. Dieses Konzept kann in den Sozialwissenschaften als Modellierungsparadigma genutzt werden, insofern als dass sie der Idee der Selbstorganisation von Gesellschaften recht nahe kommt. Insbesondere zeichnen sich Multiagentensysteme durch eine dezentrale Kontrolle und Datenvorhaltung aus, die es darüber hinaus ermöglichen, auch komplexe Systeme von Entscheidungsprozessen mit wenigen Spezifikationen darzustellen. Damit begegnet der Agentenansatz vielen Einwänden gegen Analogie- und Entscheidungsmodelle. Durch die konsequente Einnahme einer individuenbezogenen Sichtweise ist die individuelle Ausdifferenzierung von Entscheidungsprozessen viel eher abbildbar. Für das Forschungsprojekt konnten für einen Untersuchungsraum in Nordschweden (Funktionalregion Umea) individuenbezogene Einwohnerdaten verfügbar gemacht werden. Diese enthielten u.a. Lagekoordinaten des Wohn- und Arbeitsorts, Alter, Geschlecht, verfügbares Einkommen und Angaben zur Haushaltsstruktur. Verbunden mit Erkenntnissen aus empirischen Untersuchungen (Konsumentenbefragung, Geschäftskartierung) stellten sie die Eingabegrößen für ein agentenbasiertes Modell der Einkaufsstättenwahl bei der Lebensmittelversorgung dar. Die Konsumentenbefragung stellte regressionsanalytische Abhängigkeiten zwischen sozioökonomischen Daten und Konsumpräferenzen bezüglich einzelner Geschäftsattribute (Preisniveau, Produktqualität, Sortimentsbreite, Service etc.) her, die gleichen Attribute wurden für die Geschäfte erhoben. Somit können Kaufkraftströme zwischen Einzelelementen der Nachfrage (individuelle Konsumenten) und des Angebots (einzelne Geschäftsstandorte) als individuell variierende Bewertung der Geschäfte durch die Agenten dargestellt werden. Da auf der Angebotsseite die Umsätze der Geschäfte ebenso bekannt sind, können die Summen der von den Agenten dort allozierten Kaufkraftbeträge mit denselbigen verglichen werden. Dies erlaubt die Quantifizierung einer Schätzgüte für die Geschäftsumsätze mittels eines Gütemaßes. Für die Geschäfte der gesamten Region konnten Gütemaßwerte bis 0,7 erreicht werden, für einzelne Betriebsformate auch über 0,9. Dies zeigt, dass auch bei der Verwendung individuenbezogener Modelle, die mit einer deutlich höheren Anzahl Freiheitsgraden behaftet sind als ihre aggregierten Gegenstücke, hohe Prognosequalitäten für Umsatzschätzungen von Standorten erreicht werden können. Gleichzeitig bietet der Agentenansatz die Möglichkeit, einzelne Simulationsobjekte bei ihrer Entscheidungsfindung und ihren Aktivitäten zu verfolgen. Dabei konnten ebenfalls plausible Einkaufsmuster abgebildet werden. Da die Distanz vom Wohn- bzw. Arbeitsort zum Geschäft Bestandteil des Modells ist, können auch die von den Einwohnern zum Zweck der Grundversorgung zu leistenden Distanzaufwände in verschiedenen Angebotssituationen analysiert werden. An agentenbasierte Simulationen werden in den Sozialwissenschaften große Erwartungen geknüpft, da sie erstmals ermöglichen, gesellschaftliche Phänomene auf der Ebene ihres Zustandekommens, dem Individuum, zu erfassen, sowie komplexe mentale Vorgänge des Handelns, Lernens und Kommunizierens auf einfache Weise in ein Modell zu integrieren. Mit der vorliegenden Arbeit wurde im Bereich der Konsumentenforschung erstmals ein solcher Ansatz auf regionaler Ebene angewendet, um zu planungsrelevanten Aussagen zu gelangen. In Kombination mit anderen Anwendungen im Bereich der Bevölkerungsprognose, des Verkehrs und der innerstädtischen Migration haben Agentensimulationen alle Voraussetzungen zu einem zukunftsweisenden Paradigma für die Raum- und Fachplanung. ; Concerning the development of their retail location structures, urban areas are increasingly faced with situations of competition between traditional inner-city and spontaneously emerging suburban forms of outlets, which can on one hand rather satisfy augmented demands on sales areas and productivity of retailers, while on the other hand citizens, politicians and established retailers fear the "death of the centre". To evaluate the consequences of planning decisions in that respect is gaining in complexity; this can be ascribed to a strong individualisation of consumption habits as well as an enhanced sensitivity towards exposure to emissions from traffic and land consumption. Social simulations can contribute to such decisions as they are able to demonstrate the implications thereof by undertaking prognoses in different planning frameworks and scenarios. In the past, estimations of buying power flows between elements of demand and supply have been modelled from aggregate input data utilising approaches characterized by analogies to laws from physical sciences or utility maximizing assumptions. This contribution is the first to use an agent-based approach, since it is capable of integrating individually differentiated variations of consumer behaviour and results can be depicted more effectively. This concept can be used as a modelling paradigm in the social sciences in so far as it reflects the idea of self-organization of human societies. Multi agent simulations are characterized by a distributed control and organisation of data enabling the representation of complex decision processes with a small number of specifications. With these features, agent-based approaches address many of the objections against analogy and choice models. The strictly individual viewpoint allows for a much better representation of individually variations of decision processes. For this research project, individual population data for a study area in Northern Sweden (functional region of Umea) were obtained. They included figures on age, sex, disposable income, coordinates of dwelling and workplace, and household structure for every individual in the region. Combined with empirical results from consumer and store surveys they constituted the data base for an agent-based model of store choice in grocery retailing. The consumer survey contributed regression analyses for individual preferences for store attributes such as price, size of assortment, quality of products, service, etc., dependant on socio-demographic characteristics of the sample. The same attributes were observed for the stores. Hence, the buying power flows between single elements of the demand side (individual consumers) and single elements of the supply side (individual stores) can be specified as individually varying evaluations of choice alternatives, by which the agents will distribute their buying power among the stores. By comparing the sums of buying power collected at the stores with their turnovers, a measure for the quality of the turnover estimation can be given. For all shops in the region, values of 0.7 for R(2) were achieved, for some store formats even up to 0.9. This demonstrates how individual decision based models of buying power allocation despite their fairly large number of degrees of freedom are suitable for turnover estimation and forecasts of individual stores. Simultaneously, the simulation objects, i.e. the individual agents can be observed on performing their shopping trips to ensure plausible results on the micro level as well. Since the distance between the places of dwelling and work and the location of the shop is part of the model, changes in transportation demand in different spatial structures of retail outlets can be analysed. Agent-based simulations are raising high expectations in the social sciences, as they are the first to allow to capture social phenomena on the level of their emergence, the individual, as well as to integrate complex cognitive processes such as motivations, learning and com-munication into such models. This study is the first to apply an agent-based approach in con-sumption research on a regional level in order to support planning decisions in a regional and urban context. Combined with further applications in the areas of population prognosis, transportation and intra-regional migration, social simulations are a promising tool for future challenges in regional and urban planning.
Aus der Einleitung: Am 11. September 2001 schien Hitlers wahnsinniger Alptraum wahr zu werden, als Terroristen mit zwei entführten Passagierflugzeugen die Twin Towers in New York City zerstörten und dabei 3000 Menschen ermordeten. Aber es waren keine Nazis, die den schlimmsten Terroranschlag in der Geschichte der USA ausgeführt hatten, sondern islamistische Fundamentalisten aus der arabischen Welt. Und doch: In den Tagen, Wochen und Monaten nach den Massakern von New York und Washington überschlugen sich Rechtsextremisten und (Neo-) Nazis in den USA und in Europa in Applaus für die Selbstmordattentäter und Lobgesängen auf deren Anführer Osama bin Laden. In den USA ließ zum Beispiel Tom Metzgers White Aryan Resistance (WAR) verlautbaren, "That was a great sacrifice of great warriors and of their families. Whoever they were and whoever their surviving families may be, our deepest condolences and appreciation." Und William Pierce, der kürzlich verstorbene Anführer der National Alliance (NA), nannte die Attentäter bewundernd "people with a sense of pride". Sie hatten die apokalyptischen Szenen verwirklicht, die sich Pierce 1978 in seinem Roman "The Turner Diaries" lustvoll ausgemalt hatte. Dort lässt er einen rechtsextremen Terroristen mit einem Flugzeug in das Pentagon hinunter- und New York City samt seiner Wolkenkratzer zusammenstürzen. Auch in Deutschland lösten die Terroranschläge gegen die USA innerhalb der rechten Szene in Deutschland unterschiedliche Reaktionen aus und reichten von entschiedener Verurteilung bis hin zu uneingeschränkter Zustimmung. In den Reihen der "Republikaner" (REP) und Deutschen Volksunion (DVU) wurden die Anschläge als "barbarische Akte" verurteilt und mit fremdenfeindlichen Forderungen verknüpft. Da einige der mutmaßlichen Attentäter in Deutschland gelebt hatten, trügen die etablierten Politiker die Verantwortung dafür, dass deutsche Städte "durch den ungezügelten Ausländerzustrom (...) zu 'Terrornestern' und zu 'Stützpunkten ausländischer Fanatiker' geworden" seien. Den Parteien der "klassischen" radikalen Rechten in Deutschland erschienen die Anschläge also in erster Linie als Bestätigung ihres Rassismus'. Es sind diese Positionen, die in den folgenden Wochen und Monaten nach dem 11. September 2001 zu Aufrufen der liberalen Öffentlichkeit für Toleranz und gegen Islamophobie führten. Ignoriert wurde dabei zum einen die Zielrichtung mancher "Zusätze" wie zum Beispiel von Rolf Schlierer von den "Republikanern", der behauptete, sich für die "Interessen der arabischen Völker" einzusetzen, und zum anderen die Reaktionen aus dem rechtsextremen Lager, in denen die Anschläge sogar begrüßt wurden. Auf den ersten Blick stellt sich hier die Frage, warum Rechtsextremisten, die normalerweise Jagd auf Menschen mit dunkler Hautfarbe machen, sich solidarisch mit islamistischen Terroristen erklären. Die Antwort: Beide haben das gleiche Feindbild, die Vereinigten Staaten von Amerika, die sie als von Juden kontrolliert halluzinieren. Aus diesem Grund sieht der Hamburger Verfassungsschutz "die Möglichkeit einer Solidarisierung von Neonazis mit militanten Islamisten im Kampf gegen die USA." Obwohl man gegen die in Deutschland lebenden Muslime hetzt, würden "sich viele Rechtsextremisten grundsätzlich mit den militanten islamistischen Gruppen und ihrem weltweiten Kampf gegen den gemeinsamen Feind USA und das 'Weltjudentum' verbunden fühlen". Im Zentrum dieser Arbeit soll nun die Frage stehen, ob das Fazit der Verfassungsschützer zutrifft, dass "über diese Solidarisierung hinaus (...) aus grundsätzlichen Erwägungen heraus (nationalistische, teilweise rassistische Vorbehalte) keinerlei Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Gruppen in Deutschland zu erwarten" sei. Die Angst vor einem Bündnis ist da. So warnte Paul Spiegel, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, vor der möglichen Gefahr einer derartigen Zusammenarbeit. "Ich befürchte eine solche Kooperation", sagte er. Wenn dies geschehe, "dann haben wir ein ganz großes Problem und Anlass zur Sorge." Derweil beobachten Rechtsextremismusforscher wie Anton Maegerle und NGO's wie die Anti-Defamation League und das Southern Poverty Law Center intensive Bemühungen von Rechtsextremisten auf beiden Seiten des Atlantiks miteinander zu arbeiten, aber auch in verstärktem Maße Islamisten als Bündnispartner aufzusuchen. Gang der Untersuchung: Wenn wir es mit einer sich formierenden globalen Koalition der Antisemiten zu tun haben sollten, dann funktioniert ihr Antisemitismus nach gemeinsamen ideologischen Mustern und greift auf Stereotypen und Projektionen zurück, deren Botschaften auf der ganzen Welt von Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund verstanden werden können, das heisst von Rechtsextremisten wie islamistischen Fundamentalisten. Im ersten Kapitel werde ich daher auf die ideologischen Grundlagen des gemeinsamen Antisemtismus und den antisemitischen Charakter der Anschläge vom 11. September 2001 eingehen. (2. Antisemitismus global – eine theoretische Einführung) In dieser Definition betone ich die Aspekte, die weniger mit nationalen oder regionalen Besonderheiten zu tun haben, sondern mit übergeordneten Zusammenhängen. Zu diesem Zweck wende ich die Ergebnisse der Antisemitismusforschung der Kritischen Theorie auf das Thema an. Dabei wird deutlich, dass die sozialpsychologischen Bedingungen der antisemitischen Ideologie eine internationale Kooperation der Antisemiten begünstigen können. Im darauf folgenden Kapitel soll die praktische Umsetzung der Theorie schrittweise nachgezeichnet werden. Da sich diese Arbeit dem laufenden Verbotsverfahren gegen die NPD verpflichtet fühlt, soll in diesem Kapitel der Frage nachgegangen werden, in wie weit in der Ideologie der NPD ein Antisemitismus vertreten wird, der sie zu Bündnissen befähigen würde. (3. Die NPD sowie 4. Horst Mahlers Wahn) Im darauf anschließenden Abschnitt soll anhand der Reaktionen von Horst Mahler und Reinhold Oberlercher auf die Anschläge vom 11.9. bestätigt werden, dass die NPD die politische Zielsetzung der Massaker, deren anti-amerikanische und besonders antisemitische Bedeutung, erfasst hat und befürwortet. (5. Die Reaktionen auf den 11.9.) Über diese Begeisterung hinaus setzen die beiden "Chefideologen" der NPD offenbar ganz bestimmte Hoffnungen auf ein Bündnis mit arabischen Antisemiten. Doch was beinhalten und begründen diese Hoffnungen? Dieser Frage, in welchem Verhältnis der Antisemitismus der westlichen mit dem der arabischen Welt steht, wie Rechtsextremisten und (Neo-) Nationalsozialisten dort Anschlußmöglichkeiten finden, bzw. auf welche Art und Weise dies schon geschehen ist, wird nachzugehen sein. Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, wird in den folgenden Kapiteln die Arbeit derjenigen Akteure beleuchtet, die bereits eben diese Zusammenarbeit vorantreiben. (6. Die Vermittler) Im Zentrum dieser Ausführungen stehen drei ausgewählte Vermittler zwischen westlichem Rechtsextremismus und islamistischem Fundamentalismus, bzw. Terrorismus. Diese Kontaktpersonen führen vor allem Holocaustleugner, aber auch Neonazis aus aller Welt zusammen und sind dabei selber recht reiselustig: der Justizflüchtling Jürgen Graf (6.1), der schwedische Muslime Ahmed Rami (6.2) sowie der Konvertit Ahmed Huber. (6.3) Besondere Aufmerksamkeit widme ich dabei letzterem. Vom Simon Wiesenthal Center und Southern Poverty Law Center sowie der Washington Post und der Financial Times wird Huber als einer der wichtigsten Drahtzieher im sich verdichtenden Netzwerk militanter Rechtsextremisten und Islamisten genannt. Nach ihren Informationen hat der US-Geheimdienst Huber und seine Al Taqwa Bankgesellschaft "im Visier", da sie im Verdacht stehen, das Terrornetzwerk Al Kaida finanziell zu unterstützen. Da in diesem Abschnitt zu Ahmed Huber die historischen Verbindungen zwischen Nationalsozialisten und arabischen Antisemiten schon anklingen, soll im folgenden Kapitel auf dieses Zusammenwirken und seine Ergebnisse heute näher eingegangen werden. (7. Arabischer Antisemitismus) Nach den allgemeinen aktuellen Einschätzungen der wichtigsten NGO's, die sich mit dem Thema beschäftigen und einer Einführung in die historischen Verbindungen (7.1 und 7.2), werde ich anschließend auf die beiden Kernelemente des Antisemitismus in der arabischen Welt, die halluzinierte jüdische Weltverschwörung (7.3) und die Leugnung des Holocaust (7.4), eingehen, um nach den personellen Kontakten den direkten Bezug zum Nationalsozialismus und die Auswirkungen heute aufzuzeigen. Dies geschieht anhand der Verbreitung und Verarbeitung, bzw. Rezeption der sog. "Protokolle der Weisen von Zion" sowie anhand des Umgangs mit heute aktiven Holocaustleugnern wie zum Beispiel Roger Garaudy aus Frankreich. (7.5) Die von mir gewählten Texte und Beispiele aus arabischen Medien sind in diesem Zusammenhang nur besonders prägnante aus einer größeren ständig aktualisierten Sammlung repräsentativer Dokumente und Nachrichten des Middel East Media Research Instituts (MEMRI), das diese übersetzt, kommentiert und online veröffentlicht. Da die gemeinsamen Feindbilder der westlichen Rechtsextremisten wie arabischen Islamisten "jüdisch kontrolliertes" USA und Israel heissen, da in den USA die Menschen leben, die Horst Mahler und Osama bin Laden auffordern, die eigene Regierung zu stürzen, soll im letzten Kapitel auf ausgewählte Akteure der US-amerikanischen Rechtsextremisten eingegangen werden. (8. Die Internationalisten) Neonazis in den USA teilen nicht nur den antisemitischen Wahn, sondern stellen die fanatische Gegnerschaft zu ihrer – wie sie sie nennen – Zionist Occupied Government (ZOG) heute in den Mittelpunkt ihrer Ideologie, die sie aufgrund der verfassungsmäßigen Garantie der "Free Speech" auch offen propagieren. Sehr wichtige Impulse der Internationalisierung des Rechtsextremismus und Antisemitismus kommen aus den USA selber. Damit schließt sich dann sozusagen das Dreieck, denn mit den Kontakten US-amerikanischer Rechtsextremisten wie Gary Lauck, David Duke und vor allem William Pierce (8.4) nach Deutschland kommen wir zurück zur NPD, deren intensiver Kontakt zur National Alliance hier näher beleuchtet werden soll, da diese Kooperation viel über die tatsächliche Programmatik der NPD aussagt. (8.4.2) In der Zusammenfassung soll daher – vor dem Hintergrund des laufenden Verbotsverfahrens – auch die Position der NPD in der von mir nachgezeichneten Internationale der Antisemiten reflektiert werden, um die erste Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes beurteilen. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung4 1.1Zur Vorgehensweise7 2.Antisemitismus global – eine theoretische Einführung9 2.1Antisemitismus jenseits nationaler Besonderheiten10 2.2Im Hass vereint12 2.3Die Symbole des 11. September 200113 3.Die NPD14 3.1Der Antisemitismus der NPD15 3.2Befreiungsnationalismus und Antisemitismus19 4.Horst Mahlers Wahn19 4.1Mahlers "Anstand"21 5.Reaktionen auf den 11. September 200124 5.1Freudige Erwartung25 5.2Die eigene Rolle im weltweiten Befreiungskrieg27 5.3Für das Bündnis mit Islamisten28 5.4Mahlers totaler Krieg31 6.Die Vermittler32 6.1Jürgen Graf34 6.2Ahmed Rami35 6.2.1Ramis Reisen37 6.3Ahmed Huber39 6.3.1Der Brückenbauer41 6.3.2Überzeugungsarbeit42 6.3.3Der Konvertit45 6.3.4Francois Genoud – "Ein Leben zwischen Hitler und Carlos"45 6.3.5Spekulationen46 6.3.6Hubers Way of Life48 7.Arabischer Antisemitismus51 7.1Der Kontakt mit dem Nationalsozialismus53 7.2Nazis im Nahen Osten55 7.3Die Verbreitung der "Protokolle der Weisen von Zion"57 7.4Holocaustleugnung59 7.5Westliche Holocaustleugner61 7.5.1Der Fall Garaudy62 8.Die Internationalisten aus den USA64 8.1Gary Rex "Gerhard" Lauck67 8.2Das Institute for Historical Review (IHR)69 8.3David Duke71 8.3.1David Duke und der politische Anspruch der NPD76 8.4William Pierce77 8.4.1Die internationalen Verbindungen79 8.4.2National Alliance und NPD81 8.4.2.1Gemeinsamkeiten81 9.Ende84 9.1Fazit92 9.2Schlusswort95 Literatur/Quellen96
Das Sektionsgut des Zentrums der Rechtsmedizin in Frankfurt am Main der Jahre 1993 bis 1995 wurde anhand der entsprechenden Sektionsprotokolle und -bücher mit Hilfe eines eigens für den rechtsmedizinischen Bereich entwickelten Datenerfassungsprogrammes erfasst und ausgewertet (MÜLLER und BRATZKE, 1993). Im Untersuchungszeitraum wurden insgesamt 4115 Leichen in das Zentrum der Rechtsmedizin eingeliefert, von denen 79,5% (3271 Leichen) obduziert wurden. Bezüglich der Geschlechtsverteilung des gesamten Sektionsgutes betrug der Anteil der Männer 66% und der Frauen 34%. Sowohl bei den natürlichen Todesfällen (62,3%) als auch bei den nichtnatürlichen Todesfällen (70,5%) überwog der Anteil der Männer deutlich. Das Durchschnittsalter aller Obduzierten lag bei 50,7 Jahren. Im Auftrag der Staatsanwaltschaften Frankfurt am Main, Darmstadt mit der Zweigstelle Offenbach, Hanau und Wiesbaden wurden innerhalb der drei Jahre 2031 Leichen obduziert. In 937 Fällen fand eine Feuerbestattungssektion und in 278 Fällen eine Verwaltungssektion statt. Neun Obduktionen wurden im Auftrag einer Versicherung und 16 Obduktionen im Auftrag von Privatpersonen durchgeführt. 53 Todesfälle fielen unter die Kategorie "Sonstiges". Hierunter wurden sowohl 44 "Irrläufer", die zunächst in die Rechtsmedizin eingeliefert wurden, eigentlich aber in der Pathologie seziert werden sollten, sieben amerikanische Staatsbürger, die nach Kenntnis der Nationalität ohne Obduktion oder Besichtigung den amerikanischen Stellen überantwortet wurden, und zwei Fälle von Organteilen zusammengefaßt. 791 Leichen wurden besichtigt. In 50,7% (1660) der Fälle wurde ein nichtnatürlicher Tod, in 43,8% (1432) ein natürlicher Tod festgestellt, in 5,1% (168) blieb die Todesart auch nach der Obduktion unklar. Unter den nichtnatürlichen Todesfällen befanden sich 333 Verkehrstote, 75% waren Männer. In 35% der Fälle handelte es sich bei den Unfallopfern um Fußgänger, die durch einen Pkw, ein anderes Kfz oder ein Schienenfahrzeug erfaßt und getötet wurden. 28% der Todesfälle waren Fahrer und 11% Insassen eines Pkw. Weitere 11% kamen als Radfahrer und 9% als Motorradfahrer ums Leben. 49,5% der Verkehrsunfallopfer starben an den Folgen eines Polytraumas und bei 31% führte ein isoliertes Schädelhirntrauma zum Tode. Die Selbsttötungen stellten mit 30% (492 Fälle) die häufigste Art des nichtnatürlichen Todes dar. Der Suizid durch Erhängen bzw. Strangulation war die meist gewählte Methode (28%), gefolgt vom Tod durch "stumpfe Gewalt" bedingt Sprung aus dem Fenster oder vor einen Zug (24%). Bei 404 Todesfällen handelte es sich um einen Unglücksfall. Hier standen die sog. Drogentoten mit 239 Todesfällen deutlich im Vordergrund. Anhand der rückläufigen Tendenz der Anzahl der Drogentoten werden Chancen und Möglichkeiten einer integrativen gegenüber einer restriktiven Drogenpolitik deutlich. 80 Personen kamen bei einem Haushaltsunfall und 45 Personen, unter ihnen eine Frau, bei einem Arbeitsunfall ums Leben. In den Jahren 1993 bis 1995 wurden 243 Personen Opfer eines Tötungsdeliktes. Der Anteil von 39% Frauen entspricht dabei dem bundesweiten Durchschnitt. Die Zahl der Tötungsdelikte nahm im Untersuchungszeitraum um 15% zu, wobei der weibliche Anteil relativ konstant blieb. Der Vergleich des Sektionsgutes mit den Verstorbenen der Stadt Frankfurt am Main zeigte, daß im Betrachtungszeitraum durchschnittlich 7,2% der verstorbenen Frankfurter Bürger im Zentrum der Rechtsmedizin obduziert wurden. Die Obduktionsfrequenz lag bei den natürlichen Todesfällen bei 4,5% und bei den nichtnatürlichen Todesfällen bei 50,4%. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen Enwicklungstendenzen und Auswirkungen bestimmter Maßnahmen in Bereichen wie Straßenverkehr und Drogenpolitik auf und können für andere epidemiologische Untersuchungen zum Vergleich herangezogen werden, ebenso kann durch systematische Sektion ein "Frühwarnsystem" etabliert werden, das zu rechtzeitigen präventiven Maßnahmen Anlass gibt. ; The autopsies in the Department of Forensic Medicine in Frankfurt/Main between 1993 and 1995 were collected and evaluated using post mortem protocols, diaries and a special data collection software for the speciality of forensic medicine (MÜLLER and BRATZKE, 1993). Within the stated period of time a total number of 4115 bodies were transferred to the Department of Forensic Medicine, out of which 79.5% (3271 bodies) underwent post mortem examinations (PM). The sex ratio of the corpses on which autopsies were performed was 66% male and 34% female. The percentage of males was higher in deaths due to both, natural and unnatural causes (62.3% and 70.5%, respectively). The average age of the corpses was 50.7 years. Between 1993 and 1995, 2031 post mortem examinations were carried out on behalf of the public prosecutors for Frankfurt/Main, Darmstadt (with the branch in Offenbach), Hanau and Wiesbaden. 937 bodies were cremated and 278 autopsies were performed for academic reasons. Nine post mortems were done on behalf of an insurance company, and sixteen on behalf of private individuals. 53 deaths were classified as "other". These included 44 bodies transferred to the Department of Forensic Medicine which were meant to be transferred to the Department of Pathology, and seven were citizens of the United States of America who, after confirmation of their nationality, were handed over to the United States of America without undergoing a PM or any review. In two cases only parts of organs had been available for examination. 791 bodies did not undergo a full post mortem examination but were reviewed. In 50.7% (1660) of the cases an unnatural cause of death was found, 43.8% (1432) had died of a natural cause, in 5.1% (168) the cause of death remained unclear even after a PM. There were 333 road casualties among the unnatural deaths, out of which 75% were male. 35% of the casualties were pedestrians who had been hit and killed by a private car, other motor vehicles, or by a track vehicle. 28% of the casualties were drivers, 11% were passengers in a private car, another 11% were cyclists and 9% were riding a motorbike at the time of death. 49.5% of the road casualties died from polytrauma, and in 31% an isolated head trauma was found to be the cause of death. The most frequent unnatural cause of death was suicide (30%, or 492 cases). The most frequently used mode of suicide was hanging or strangulation (28%), followed by death due to "blunt trauma" like a fall from a height or being run over by a train (24%). 404 cases were accidents, the majority of which were so-called "drug deaths", accounting for 239 of these. The general decrease in number of drug deaths reflects the advantages of an integrated drug policy in contrast to a restrictive drug policy. 80 individuals lost their lives in a domiciliary accident. 45 individuals, including one female, died in an industrial accident. Between 1993 and 1995, 243 individuals were victims of homicide. 39% of the victims were female which reflects the national average. During the period of evaluation the number of homicides increased by 15%, whereas the share of females remained fairly constant. During the period of evaluation an average of 7.2% of the deceased citizens of Frankfurt/Main underwent a post mortem in the Department of Forensic Medicine. 4.5% of those who died of natural causes underwent a post mortem examination as compared to and 50.4% of those who died of unnatural causes. The results of this study reflect the developments in and the consequences of certain measures in different areas such as road traffic or drug policy. These results give useful data for comparison in future epidemiological studies. Systematic autopsies could establish an "early warning system", facilitating timely preventive measures.
Meine Arbeit reflektiert die Auseinandersetzung von Fotografen mit der Großstadt Berlin innerhalb des Zeitraumes 1871 bis 1914. Ich untersuche anhand der Fotografien die Aussagen, die sich über die Stadtwahrnehmung ihrer Zeit machen lassen. Der Wahrnehmungsrahmen der Epoche, die durch den Wilhelmismus einerseits und den Anbruch der Moderne in der Welt der Medien andererseits charakterisierbar ist, führt zu Konditionierungen von Fotografen und Rezipienten der Fotografien. Die gegenseitige Abhängigkeit dieser Elemente wird anhand ihrer fotografischen Äußerungen gezeigt und Thesen zu deren Aussagen über ästhetische Fragen, Großstadtwahrnehmung und Moderne aufgestellt. Die spezifischen Möglichkeiten des Mediums werden dabei berücksichtigt. Voraussetzung dieser Beobachtungen ist die Grundannahme, daß die Fotografen zum einen ihr eigenes Verhältnis zur Welt durch die Fotografien strukturieren (aufgrund tradierter Darstellungskanones oder aufgrund eigener Inventionen), zum anderen aber auch Welten schaffen, für die sie selbst noch keine Begriffe haben. Auf diese Weise greifen sie in die Zukunft und schaffen Bildwelten, deren Gehalte sich erst späteren Generationen eröffnen. In der Gesamtheit der betrachteten Bilder ergibt sich ein Ausschnitt der visuellen, aber daraus abgeleitet auch des kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Kosmos der Berliner Kaiserzeit. Die Arbeit nimmt erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme Berliner Stadt- und Architekturfotografie vor und hat zum Ziel, die Schwerpunkte des medial erfaßten Goßstadtbildes zu zeigen. Sie verweist sowohl auf die allgemein für Großstadtphotographien typischen Pheonomene (beispielsweise das für den Tourismus bestimmte, idealisierende Photo) als auch auf die zwar literarisch behandelte, jedoch nur spärlich photographisch berücksichtigte Realität der Metropole, die Armut, die Randgebiete und das nächtliche Leben. Die Gliederung der Arbeit ist thematisch und ergibt sich anhand der Untersuchung überwiegend unveröffentlichter Stadt- und Architekturfotografien (von der eleganten Lichtdruck-Mappe über die Postkarte und das Pressefoto zum privaten Schnappschuß) der acht bedeutendsten Berliner fotografischen Sammlungen. Die methodische Einführung erläutert den grundsätzlich kunsthistorischen, aufgrund des Betrachtungsgegenstandes jedoch multidisziplinären Ansatz der Arbeit. Ihr schließen sich vier Kapitel an, die folgende Schwerpunkte behandeln: 1. Die Verbreitung des Berlin-Bildes durch moderne Reproduktionsverfahren, insbesondere dem Lichtdruck und der Illustrierten Presse (Bilder des Großstadtlebens); 2. Die fotografische Verarbeitung der massiven Abbruch- und Neubauvorgänge in Berlin (Die Stadt als Palimpsest); 3. Die amateurhafte und künstlerische Reflektion von Stadtrand und Fauna im städtischen Raum (Stadt, Natur, Stadtlandschaft); und schließlich 4. Die Auseinandersetzung mit Wohnungselend in Berliner Mietskasernen durch Fotodokumentation (Das steinerne Berlin – Die andere Seite der Gesellschaft). Der Erkenntnisgewinn ergibt sich anhand von formalen, sachlichen und inhaltlichen Vergleichen des Berliner Materials mit Beispielen aus der Malerei (Natur-Kapitel), aus anderen Städten (Die andere Seite der Gesellschaft), unterschiedlicher Reproduktionsverfahren (Großstadtleben) und verschiedener Herangehensweisen (dokumentarisch/künstlerisch) von Fotografen (Palimpsest). Das Ergebnis besteht nicht allein in einer zeithistorischen Erkenntins zum So-sein von Stadt der Wilhelminischen Ära, sondern auch in der Entdeckung der Manifestation von Raumverlust und wachsender Beschleunigung im modernen urbanen Raum anhand der Bildorganisation und der Bildinhalte. ; In this study, photography is interpreted as a parameter within a cultural context and a reflector of the dramatic changes in society stirred by urbanization and industrialization in the modern age. Berlin city photographs, whether an image of a monumental landmark or of the urban periphery, equally reveal changes in the city, in its formal depiction, and in modes of visual perception. Evidence of these changes varies, looked at them as a whole body, from motion captured in images to the lost depth of space they employ in abstracting their subject. The doctoral dissertation approaches city photography based upon certain cultural and political premises. During the period following the German Empire's founding in 1871, the nation was subject to massive cultural, political, and social changes. Drastic alterations to the city's shape began to appear during the first half of the 19th century and reached a peak at its end. Berlin's face and structure changed from that of a provincial capital of the Prussian kingdom into a heavily industrialized metropolis. Photography was invented in 1839 and developed within thirty years. It moved from being a means of and subject to mostly technical experimentation and entrepreneurism to being a serious means of image-making, rivaling painting and other media. Not only for painters and etchers, but also for the press and a new group of amateur image-makers, photography became an important tool and means of expression. It provided a forum for diverse ways of city presentation, from the postcard to the snapshot to the pictorialist platinum print. This phenomenon challenged concepts of authorship and representation. From these general premises that typify transformations of European capitals into modern, industrialized places, the dissertation focuses on Berlin's situation. After an introduction to the methodological grounds for the study, Berlin city photographs are discussed in four thematic chapters that each evidence the working premises in different ways. Images of the Modern Metropolis discusses the city as a subject of commercial photographic imagery; the form and strategies of distribution of the city image; and the lively, mostly technically and scientifically oriented photography community in Berlin during the end of the 19th century. The City as Palimpsest examines the destruction and new construction of Berlin's architectural and urban fabric as how it was reflected in the photograph. It focuses on the artistic and sentimental treatment of the historic city by pictorialists and preservationists. In this chapter, the city presents itself not as a new metropolis, but as a "palimpsest", a ground for several layers of past "cities" that get destroyed and rebuilt over and over again. Photography in this context performs a stretch between serving as an objective tool of documentation and a means for idealization. An important issue of Berlin's photographic imagery is the periphery and the parks of the city. City, Nature, Cityscape reflects the presentation of nature in an urban context and the ambiguity of its representation as artistic "landscape" or mere "nature". Berlin's periphery turns out to be the playground for the most experimental approach to city photography. Photography and painting both prove to be witnesses and voices to a new artistic development which is best described as the growing importance of the banal, the random. A second subject discussed in this chapter is the increasing popularity of snapshot photography that is created during weekend excursions to Berlin's outskirts. Industrialization brought new social issues to the city's agenda. More modest than a work such as Jacob Riis' book "How the other half lives," which documented the conditions in New York's tenements, a local health insurance company in Berlin initiated a research project to bring light to the interconnection between illnesses and living conditions in that city's tenements. Stony Berlin – How the Other Half Lives compares the insurance company's study with Jacob Riis' effort and similar work in Vienna by Hermann Drawe. The approach in the Berlin case can best be described as comparatively fact-oriented and by all means "objective", whereas Riis and Drawe both used the medium from a rather editorial stance. For each of these four chapters, a small selection of photographs was made from the totality of eight major Berlin photo collections. The photographs are understood as rooted in the recognition of their complex cultural webbing; and as subjects in a dialogue with the observer. The dissertation's methodology is cultural historical, recognizing the importance of a comprehensive understanding of the medium instead of limiting its history to single individuals and their oeuvre.
Ergebnisse einer "Suche in einem Scherbenhaufen". - Zum "Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945" Im Frühjahr dieses Jahres erschien im Münchner K.G. Saur Verlag das umfangreiche Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933-1945, herausgegeben von Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter und Hansjörg Schneider. Das Handbuch besteht aus zwei Teilen, die in drei Bänden vorliegen. Der erste Teil (und 1. Band) trägt den Titel Verfolgung und Exil deutschsprachiger Theaterkünstler, der zweite Teil ist ein Biographisches Lexikon der Theaterkünstler, das zwei Teilbände umfaßt und rund 4000 Biographien enthält Die Idee zu einem Buch über deutschsprachiges Exiltheater entstand schon Anfang der siebziger Jahre an der "Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur"; unter völlig veränderten politischen Bedingungen wurde sie 1990, anläßlich einer Tagung in Hamburg, wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten über Exiltheater finden sich hier Themen wie "Auf Abruf" - Das Theater des Jüdischen Kulturbundes im "Dritten Reich" 1933 – 1941 (von Herbert Freeden) oder eine Analyse über Österreichs Rolle als Asylland bis 1938 (Exilland Österreich von Hilde Haider-Pregler). Nach einer ausführlichen Beschreibung der Verfolgung und Vertreibung deutscher Bühnenkünstler durch den Nationalsozialismus (von Werner Mittenzwei) beschäftigt sich eine Reihe von Aufsätzen mit deutschsprachigem Exiltheater in allen denkbaren Exilländern – wie z. B. in der Tschechoslowakei, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg, Polen, Schweiz, den skandinavischen Ländern, der Sowjetunion, Großbritannien, Türkei, Palästina / Israel, USA, Mexiko, Südamerika – und in Städten wie Danzig und Shanghai. Der zweite Teil des Handbuchs, das Biographische Lexikon, kam mithilfe einer Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie Mitteln der P. Walter Jacob Stiftung Hamburg zustande. Im einleitenden Beitrag beschreibt Herausgeber Frithjof Trapp die Probleme bei der Erstellung der einzelnen Biographien, die sich vor allem durch die disparate Quellenlage ergaben, und er bezeichnet das Lexikon als Forschungsinstrument, das einen erreichten Erkenntnisstand dokumentiere und so Ergänzungen und Korrekturen ermögliche. Sehr unterschiedlich sind die Beiträge über Verfolgung und Exil deutschsprachiger Theaterkünstler im 1. Band des Handbuches. Helmut Müssener etwa schreibt detailliert über Deutschsprachiges Theater im skandinavischen Exil, einleitend gibt er einen Einblick in die Theaterszene, die die Exilanten vorfanden, beschreibt, welche Chance sie unter den völlig anderen Arbeitsbedingungen hatten und wie sie sie nutzten. Müssener räumt auch mit dem Mythos auf, daß Bertolt Brecht in den skandinavischen Ländern Anschluß an die lokale Szene gefunden hätte. Ganz anders liest sich Henry Marx' Beitrag über Exiltheater in den USA, der sich vor allem mit der New Yorker Emigrantenszene beschäftigt und mit den Schwierigkeiten, mit denen die deutschsprachigen Künstler unter den Produktionsbedingungen des Broadway konfrontiert waren. Trotz aller Differenzen in Intention und Ausführung der Aufsätze gibt der vorliegende Band einen sehr guten Überblick über die Arbeitsbedingungen, die die deutschsprachigen Theaterkünstler in den Exilländern vorfanden, über ihre Probleme und ihre – trotz aller menschlicher und finanzieller Schwierigkeiten – geleistete Theaterarbeit. In der Zusammenschau der Beiträge werden die politischen Verhältnisse sowie die Bedingungen für eine künstlerische Arbeit in den einzelnen Exilländern deutlich, was sich etwa in der Geschichte von Erika Manns Kabarett "Die Pfeffermühle" zeigt. Am 1. Jänner 1933 wurde das Anti-Nazi-Kabarett "Die Pfeffermühle" von Erika Mann, Klaus Mann, Therese Giehse u.a. in München eröffnet, mußte aber wegen der Machtübernahme der Nazis bald geschlossen werden. Erika Mann und Therese Giehse gingen in die Schweiz, wo im Oktober 1933 die "Pfeffermühle" in Zürich wiedereröffnet wurde. In den folgenden Jahren gab das Kabarett 1.034 Vorstellungen in sieben Ländern, u.a. im Jänner und August 1935 sowie im Februar 1936 in der Tschechoslowakei. Hansjörg Schneider beschreibt in seinem Beitrag über Exiltheater in der Tschechoslowakei die Intention und das Programm der anti-nationalsozialistischen Kabarettgruppe. Erika Mann und ihre Truppe stellten sich "mit der Waffe des Geistes gegen den Nazismus", sie kämpften gegen Lüge und Dummheit und wandten sich dabei vor allem an ein bürgerliches Publikum, das die "Brandzeichen der Zeit nicht wahrnahm oder ignorierte". Schneider schätzt die Wirkung der "Pfeffermühle" sehr hoch ein: "Durch ihre Vorstellungen erreichte 'Die Pfeffermühle' Zehntausende von Zuschauern und warnte sie vor der braunen Gefahr. Und wenn sich 1938/39 viele tschechoslowakische Bürger durch rechtzeitige Flucht vor dem deutschen Faschismus retten konnten, hatte sie durch ihre Aufklärungsarbeit einen Anteil daran." Eine ähnlich interessierte Aufnahme wie in der Tschechoslowakei hatte die "Pfeffermühle" auch in Luxemburg. Trotz aller künstlerischen Erfolge der Kabarettgruppe gab es bald Probleme: Die Behörden weiterer Länder, in denen die "Pfeffermühle" spielte oder spielen wollte, wie etwa die Schweiz und die Niederlande, wollten sich ihre (guten) Beziehungen zu NS-Deutschland nicht durch die Auftritte des engagierten Kabaretts "verscherzen". In der Schweiz kam es zu Krawallen von nationalsozialistischen "Fröntlern" anläßlich der Aufführungen, 1937 wurde die Tätigkeit ausländischer politischer Kabaretts, also auch der "Pfeffermühle", vom Züricher Kantonatsrat verboten. Ein Versuch Erika Manns und ihrer Schauspieler, die "Pfeffermühle" 1937 in New York erfolgreich herauszubringen, endete in einem Totaldesaster, wie Henry Marx in Exiltheater in den USA beschreibt. Das Ensemble löste sich auf. Die "Pfeffermühle" war ein engagiertes Kabarett, das, solange es vor deutschsprachigem Publikum auftreten konnte, Erfolg hatte und vielleicht auch eine gewisse aufklärende Wirkung. Außerhalb dieses Publikums aber, das genauso wie die Betreiber des Kabaretts mit der deutschsprachigen Theater- und Kabaretttraditon vertraut war, konnte es nicht bestehen. Wie erging es nun Theaterleuten, die in einem fremdsprachigen Land Exil fanden? Warum und wie sollte man etwa in Shanghai Theater spielen? Shanghai gehört sicher zu den "fernsten" Fluchtorten der deutschsprachigen Emigranten, aber auch zu den wichtigsten, nach Angaben von Michael Philipp (Exiltheater in Shanghai 1939-1947) gelangten etwa 20.000 Verfolgte in diese Stadt. Shanghai war in den Jahren nach 1933 der einzige Hafen der Welt, in dem eine Landung ohne Visum möglich war, diese Stadt war also auch nach dem "Anschluß" Österreichs an Deutschland und nach den Novemberpogromen 1938 noch Flüchtlingen offen. Philipp beschreibt im folgenden, daß die Exilanten in Shanghai eine (negative) gemeinsame Erfahrung hatten: jahrelange Entrechtung und Bedrohung (wenn sie aus Deutschland kamen), bürgerliches Leben bis vor kurzem, dann aber extrem feindliche antisemitische Aktionen (sofern sie aus Österreich kamen); relativ hoch war auch der Anteil an Menschen, die in einem Konzentrationslager inhaftiert gewesen waren. Im Zusammenhang mit diesen Erfahrungen der Flüchtlinge sei ihr Bemühen um eine kulturelle Identität genauso wichtig gewesen wie die materielle Lebenssicherung, so Philipp. In Shanghai waren die ungefähr 200 Kulturschaffenden unter den Exilanten vor besonders eklatante Probleme gestellt. Die Lebensbedingungen waren sehr hart: Noch 1941 wurden rund drei Viertel der Flüchtlinge aus Gemeinschaftküchen verpflegt; nach Beginn des Pazifikkrieges im Dezember 1941 verfügten die japanischen Behörden die Einrichtung eines Ghettos für "stateless refugees", von Juni 1943 bis August 1945 mußten sie alle im teilweise noch zerstörten Stadtteil Hongkew leben. Der Alltag erlaubte also kaum einen Luxus wie die Beschäftigung mit Theater; dennoch bildeten etwa 40 der rund 80 professionellen Bühnenkünstler, die im Shanghaier Exil waren, Spielgemeinschaften, die "Bunte Abende", viele Komödien und im Exil geschriebene ernsthafte Dramen zeigten. Das Theater der Exilanten in Shanghai war kein dezidiert anti-nazistisches Theater, wie es die "Pfeffermühle" bot, sondern, wie Michael Philipp schreibt: "Seine entscheidende Bedeutung – und beachtliche Leistung – liegt darin, in einer fremden, weitgehend sogar bedrohlichen Umgebung den Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit individueller Selbstbehauptung gegeben zu haben. Zugleich wurde ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur sozialen und kulturellen Identität aller Emigranten geleistet. Als "Suche in einem Scherbenhaufen" stellt Frithjof Trapp das Herangehen an ein Projekt wie dem Biographischen Lexikon der Theaterkünstler dar. Als die Nazis an die Macht kamen und systematisch jüdische und politisch unliebsame Künstler aus ihren Engagements drängten und verfolgten, sorgten sie auch dafür, daß die Erinnerung an sie zerstört wurde, ihre Namen, sogar die berühmter Exilierter, verschwanden aus den Lexika. Und nur ein Teil der Verfolgten kam zurück; und nur von einem Teil dieser Künstler ist bekannt, wo sie in den Jahren des Exils waren und ob und wie sie dort Theater spielten. Aufgrund der äußerst disparaten Quellenlage ist es verständlich, daß manche der Lebensläufe nur fragmentarisch sind. Die Wichtigkeit des Biographischen Lexikon liegt vor allem in zwei Bereichen: Sein Erscheinen ist ein Zeichen, daß der Intention der Nazis, ihnen unliebsame Künstler aus der Erinnerung zu löschen, entgegengehalten wird; und es erfaßt neben den Namen prominenter Künstler und Künstlerinnen wie Alexander Granach, Therese Giehse und Elisabeth Bergner ebenso Theaterkünstler, deren Lebensweg und künstlerischer Werdegang weniger bekannt sind, wie etwa Jaro Klüger oder Walter Firner. Vereinzelt werden auch Theaterleute genannt, die eigentlich mehr der jiddischen als der deutschsprachigen Theaterszene angehören, wie etwa Jacob Kalich und Sigmund Turkoff, und über die in der entsprechenden Literatur auch weitere Angaben zu finden sind. Einige Namen emigrierter Künstler/innen, wie etwa der Tänzerin Vera Goldmann oder des Tanzkritikers Walter Sorell, sucht man vergebens. Trotzdem bietet die vorliegende Ausgabe des Lexikons Informationen, die sonst nirgends zu finden sind, etwa über die Schauspielerin Silvia Grohs, die vor dem "Anschluß" an kleinen Wiener Bühnen aufgetreten war, 1938 über die Schweiz in die Niederlande kam, nach Belgien flüchtete, verhaftet wurde, in die Konzentrationslager Mechelen, Auschwitz und Ravensbrück kam, überlebte und 1947 in die USA ging. Insgesamt ist das Lexikon als Zusammenfassung eines derzeitigen Forschungsstands zu betrachten, auf dem aufbauend weitere Ergänzungen zu den Lebenswegen der Theaterkünstler gesammelt werden können und sollen. Der erste Teil (und 1. Band) des Handbuchs des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945 mit dem Titel Verfolgung und Exil deutschsprachiger Theaterkünstler ist interessant und bietet eine Vielfalt an Informationen aus allen Teilen der Welt, in denen die Theaterkünstler Exil suchten. Nach der Lektüre bleiben aber einige Wünsche offen: Die Einbeziehung neuerer Bücher und Forschungen ist hier an erster Stelle zu nennen. So wird etwa Werner Mittenzweigs Darstellung der Arbeit der Exilanten am Züricher Schauspielhaus beziehungsweise der Rezeption ihrer Arbeit, wie er sie in Exiltheater in der Schweiz beschreibt, von der Darstellung in Peter Exingers und Ute Krögers Buch über das Schauspielhaus Zürich ("In welchen Zeiten leben wir!" Das Schauspielhaus Zürich 1938-1998. Zürich: Limmat Verlag, 1998) etwas relativiert. Ferner wäre es aufgrund der sehr unterschiedlichen Ansätze der einzelnen Beiträge notwendig, kurze Informationen über deren Verfasser zu bieten. Eine in diesem Sinn aktualisierte und mit Anmerkungen zu den Autoren ergänzte Buchausgabe, die für ein breiteres Publikum erreichbar (und erschwinglich) ist, ist ein weiterer Wunsch. Der zweite Teil (Band 2 und 3) des umfangreichen Projekts, das Biographische Lexikon der Theaterkünstler, ist eine sehr brauchbare und ausbaufähige Quelle für alle weiteren Forschungen und Arbeiten über das Leben und Theater der exilierten Künstler, und es ist zu hoffen, daß es auch als solche wahrgenommen wird.
(Siehe dazu auch das downloadbare PDF-Dokument zu dieser Studie)
Die Entwicklung der regionalen Wirtschaft, des Handels und damit des Wohlstands hängen eng mit der zur Verfügung stehenden Verkehrsinfrastruktur zusammen. Der Verkehrssektor sorgt für die Mobilität von Personen sowie den effizienten Austausch von Gütern und Nachrichten und lässt die Bedeutung räumlicher Distanzen in den Hintergrund treten. Hierbei sind sämtliche Bereiche des Verkehrs- und Informationswesens von Bedeutung. In verschiedenen Studien konnten große wirtschaftliche Modernisierungseffekte für die frühe Neuzeit durch die Entwicklung des Postverkehrs in festen Fahrplänen sowie den Bau von Chausseen nachgewiesen werden. Die Innovationen im Bereich der Telekommunikation beschleunigen den Austausch von Informationen um ein Vielfaches, frühere Technologien werden ergänzt oder sogar vollkommen ersetzt durch neue Formen der Informationsvermittlung. (Ein Beispiel ist das Telegramm, das Ende des 19. Jh. und Anfang des 20. Jh. eine hilfreiche und schnelle Form der Nachrichtenübermittlung war, da es wenig Telefone gab und die Briefe eine Laufzeit von ca. 4 Tagen hatten. Im 21. Jh. werden Telegramme nur selten eingesetzt. Das Telegramm hat an Bedeutung verloren, da das Kommunikationsnetz ausgebaut wurde und mittlerweile modernere Möglichkeiten der Datenübertragung wie z.B. SMS, E-Mail, Instant Messaging, zur Verfügung stehen.) Später wurden hinsichtlich der Entwicklung und des Ausbaus des Eisenbahnverkehrs ähnliche Effekte für den Warenhandel und die Integration von Regionen in den überregionalen nationalen Markt und in den Welthandel für die Zeit der industriellen Revolution nachgewiesen. Es soll versucht werden, die quantitative Entwicklung von Indikatoren zu den verschiedenen Verkehrsbereichen Eisenbahn, Kraftfahrzeuge, Binnen- und Seeschifffahrt, Luftverkehr sowie Post- und Nachrichtenverkehr über einen möglichst langen Zeitraum wiederzugeben, um so aufbereitete Zeitreihen der Forschung zur Verfügung zu stellen.
Die vorliegende Datensammlung zum Themenbereich 'Verkehr und Information' enthält insgesamt 75 Zeitreihen, die sich auf den Zeitraum vom Beginn der Amtlichen Statistik zur Zeit des Deutschen Reiches im Jahr 1870 bis zur heutigen Bundesrepublik in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 erstrecken; es soll also, soweit es die Quellen erlauben, der Zeitraum von 1870 bis 2010 statistisch wiedergegeben werden. Aufgrund der sich häufig ändernden Erhebungssystematiken sowie durch die Folgen des 1. und des 2. Weltkrieges können nicht für alle Zeitreihen kontinuierlich Daten für den gewünschten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Entweder liegen für die Zeitabschnitte während der Kriege keine Daten vor oder aber die Vergleichbarkeit insbesondere bei unterschiedlicher Erhebungssystematik ist stark eingeschränkt. Letzeres Problem tritt in besonderer Weise für die Statistik aus der Zeit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik auf, aber auch die Statistik der früheren Bundesrepublik Deutschland (das Gebiet der alten Länder) kann erhebliche Brüche in der Systematik aufweisen. Der technische Fortschritt ist ein weiterer Grund, der das Fortführen kontinuierlicher Zeitreihen erschwert.
Die Zeitreihen zum Bereich 'Verkehr und Information' decken folgende Gebiete ab: • 01: Eisenbahnen: Streckenlängen und Fahrzeugbestände (1850-2009) • 02: Eisenbahnen: Personen- und Güterverkehr (1850-2002) • 03: Straßenverkehr: Bestand an Kraftfahrzeugen (1902-2010) • 04: Straßenverkehr: Straßenverkehrsunfälle (1906-2010) • 05: Binnenschifffahrt: Bestand an Binnenschiffen (1872-2010) • 06: Binnenschifffahrt: Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen (1909-2010) • 07: Seeschifffahrt: Handelsschiffstonnage und Anzahl der Schiffe (1971-2010) • 08: Seeschifffahrt: Güterumschlag bedeutender Seehäfen - Hamburg, Bremische Häfen, Emden sowie Rostock, Wismar und Stralsund (1925-2010) • 09: Gewerblicher Luftverkehr (1919-2010) • 10: Deutsche Reichs- und Bundespost, Telekommunikation (1871-2010)
Zeitreihen zum Kraftfahrzeugverkehr: 03: Strassenverkehr: Bestand an Kraftfahrzeugen (1902-2010) Kraftfahrzeuge insgesamt, Krafträder, Personenkraftwagen, Kraftomnibusse, Lastkraftfahrzeuge, Zugmaschinen, Sonderkraftfahrzeuge, Bevölkerung in 1000, Krafträder auf 1000 Einwohner, Personenkraftwagen auf 1000 Einwohner, Lastkraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner.
Zeitreihen zur Binnenschifffahrt: 05: Bestand an Binnenschiffen (1872-2010) Güterschiffe mit eigener Triebkraft (Anzahl), Güterschiffe mit eigener Triebkraft (Tragfähigk. in 1.000 t), Güterschiffe ohne eigene Triebkraft (Anzahl), Güterschiffe ohne eigene Triebkraft (Tragfähigk. in 1.000 t).
06: Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen (1909-2010) Beförderte Güter (Mill. T.). Zeitreihen zur Seeschifffahrt: 07: Handelsschiffstonnage und Anzahl der Schiffe (1871-2010) Insgesamt, Anteil an Welthandelstonnage, Anzahl der Schiffe.
08: Güterumschlag bedeutender Seehäfen - Hamburg, Bremische Häfen, Emden sowie Rostock, Wismar und Stralsund (1925-2010)
Zeitreihen zur Luftfahrt: 09: Gewerblicher Luftverkehr (1919-2010) Für deutsche Flughäfen: Beförderte Personen, Beförderte Luftfracht, Beförderte Luftpost. Für deutsche Fluggesellschaften: Beförderte Personen, Personenkilometer (Pkm), Beförderte Luftfracht, Beförderte Luftfracht in Tonnenkilometer (Tkm), Beförderte Luftpost, Beförderte Luftpost in Tonnenkilometer (Tkm)
Zeitreihen zum Post- und Telekommunikationswesen: 10: Deutsche Reichs- und Bundespost, Telekommunikation (1871-2010) Für das Deutsche Reich, die Alten Länder und die Neuen Länder bis 1990: Beförderte Briefsendungen, Beförderte Paket- und Wertsendungen, Übermittelte Telegramme, Sprechstellen (Telefonanschlüsse), Ortsgespräche, Ferngespräche, Ton-Rundfunkgenehmigungen (Radioempfang), Fernseh-Rundfunkgenehmigungen. Für Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 ab 1990: Beförderte Briefsendungen, Beförderte Paket- und Wertsendungen, Übermittelte Telegramme, Sprechstellen (Kanäle) - Alle Service-Anbieter, Sprechstellen (Kanäle) - Dt. Telekom, Sprechstellen (Kanäle) - Wettbewerber der Telekom, Sprechstellen (Telefon-Anschlüsse) - Alle Service-Anbieter, Sprechstellen (Telefon-Anschlüsse) - Deutsche Telekom, Sprechstellen (Telefon-Anschlüsse) - Wettbewerber der Telekom, Mobilfunk, Teilnehmer, Verbindungsvolumen im Festnetz(in Mrd. Minuten; zuvor: Summe Ortsgespräche bzw. Ferngespräche) - Alle Service-Anbieter, Verbindungsvolumen im Festnetz(in Mrd. Minuten) - Dt. Telekom, Verbindungsvolumen im Festnetz(in Mrd. Minuten) - Wettbewerber, TAL-Anmietungen durch Wettbewerber der Deutschen Telekom (Mio Anmietungen), Ortsgespräche, Ferngespräche, Ton-Rundfunkgenehmigungen, Fernseh-Rundfunkgenehmigungen.
Zu den einzelnen Bereichen
Die Eisenbahn Die Frage, ob die Eisenbahn als Staatsbahn oder als privat betriebenes Unternehmen geführt werden soll, begleitet die Eisenbahn schon seit ihren ersten Jahren. Vor allem in den wichtigen Handels- und Industriestädten werden in Deutschland private Aktiengesellschaften gegründet, um den Bau von Eisenbahnstrecken zu finanzieren. Dagegen setzt man in Baden und Braunschweig von Beginn an auf das Staatsbahnsystem. 1886 übernimmt schließlich der preußische Staat die bedeutende "Rheinische Eisenbahngesellschaft". Nach Ende des ersten Weltkrieges 1918 wurde die erste Verfassung eines demokratischen Staates, die Weimarer Verfassung 1919 für das Deutsche Reich beschlossen. Auf Grundlage dieser Verfassung wurde 1920 der Staatsvertrag zur Gründung der Deutschen Reichseisenbahnen in Kraft gesetzt. Die bis dahin noch den Ländern unterstellten staatlichen Eisenbahnen (bzw. Länderbahnen) gingen jetzt in Reichsbesitz über. Im Einzelnen waren dies: die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen, die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen, die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, die Preußischen Staatseisenbahnen, die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft "K.P. u. G.H. StE", die Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen und die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn. (Vergl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reichsbahn_%281920%E2%80%931945%29) Neben dieser Entwicklung waren in Deutschland immer sowohl staatseigene als auch private Bahnen tätig. Für die Zeit des Deutschen Reiches, für die ehemalige Bundesrepublik (alte Länder) sowie für Deutschland nach dem 1. Oktober 1990 werden daher die Angaben zu den aufgeführten Beständen jeweils für alle Bahnen zusammen und für die Staatsbahn im speziellen aufgeführt (d.i. Deutsche Reichsbahn, Deutsche Bundesbahn). Zu der Entstehungsgeschichte der einzelnen deutschen Bahnen sowie den Entscheidungsphasen sind wertvolle Hinweise aus R. Fremdling und A. Kunz: Statistik der Eisenbahnen in Deutschland 1835 – 1989. Scripta Mercaturae Verlag, 1995, S. 19ff. zu entnehmen.
01: Eisenbahnen: Streckenlängen und Fahrzeugbestände (1850-2009) Dieser Abschnitt enthält Zeitreihen zur Länge der Schienenstrecken und den Fahrzeugbeständen, die sich aufgliedern in Lokomotiven, Triebwagen, Personenwagen, Gepäckwagen und Güterwagen. Angaben für alle Bahnen zusammen zur Zeit des Deutschen Reiches sowie für die staatseigene Bundesbahn der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland in den Grenzen von 1945 wurden – mit Ausnahme der Reihe zu den Triebwagen – bereits von R. Fremdling und A. Kunz im Rahmen ihrer Studie "Statistik der Eisenbahnen in Deutschland 1835 – 1989. Scripta Mercaturae Verlag, 1995" erhoben. Sie decken den Zeitraum 1850-1932 für das Deutsche Reich und 1950-1989 für die Alten Länder (also die ehemalige Bundesrepublik) ab. Ergänzt wurden diese Reihen für 1938 bis 1940 aus den Statistischen Jahrbüchern für das Deutsche Reich bzw. für 1989 bis1993 aus den Statistischen Jahrbüchern für die Bundesrepublik Deutschland. Zusätzlich zu den Reihen von Fremdlung/ Kunz wurden in dieser Studie für die entsprechenden Werte zur Länge des Schienennetzes sowie zum Fahrzeugbestand speziell für die staatliche Bahn des Deutschen Reiches, also für die Deutsche Reichsbahn, sowie für alle Bahnen der Bundesrepublik bis 1993 zusammengestellt. Für die Zusammenstellung der Streckenlängen und Fahrzeugbestände wurde daher sowohl auf die Ergebnisse dieser Studie als auch auf die Publikationen des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Für die neuen Länder können für die Zeit der ehemaligen DDR nur zur Staatsbahn – also zu der Deutsche Reichsbahn – Angaben gemacht werden, da es zur Zeit der DDR keine privaten Bahnen gab. Neben dem Statistischen Jahrbuch für die DDR wurden hier die von dem Statistischen Bundesamt herausgegebenen Sonderreihen mit Beiträgen für das Gebiet der ehemaligen DDR und die darin enthaltenen verkehrsstatistischen Übersichten herangezogen. Für die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung werden noch Werte für die Gebiete der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR in den Statistischen Jahrbüchern für die Bundesrepublik Deutschland gesondert ausgewiesen. Ab 1994 werden die Bestände nur noch für Gesamtdeutschland nachgewiesen, so dass die Datenreihen jeweils für die Neuen Länder und die Alten Länder mit dem Jahr 1990, spätestens 1993 enden und nur noch für Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 fortgeführt werden können. Die Schienenstrecken werden als Eigentumslänge mit Stand am Ende des jeweiligen Kalenderjahres wiedergegeben. Der Fahrzeugbestand bezieht sich immer auf den Stand am Ende des Rechnungs- bzw. Betriebsjahres. Bis 1937 werden Eigentumsbestände der Bahnen ausgewiesen. Anschließend beziehen sich die Werte auf den Einsatzbestand, d.h., in den angegebenen Werten können auch von anderen Bahngesellschaften für den eigenen Bahnbetrieb geliehene Bestände mit enthalten sein. Die Bahn durchlief grundlegende technische Veränderungen. In den alten Ländern, dem Tätigkeitsgebiet der Deutschen Bundesbahn, wurden sukzessiv bis 1977 alle Dampflokomotiven durch Elektro- und Diesellokomotiven ersetzt. Die Schienenstreckentypen wurden vereinheitlicht (vollständiger Abbau von Schienenstrecken für Schmalspurbahnen). Neue Wagentypen und Zugtypen (InterCity, TransEuroExpress) wurden eingeführt. Dies alles kann im Rahmen der vorliegenden Studie nicht detailliert in Form von statistischen Zeitreihen nachgezeichnet werden, da dies den zeitlichen Rahmen des Projektes sprengen würde. Die technischen Veränderungen insbesondere im Bereich der Fahrzeugbestände, und hier besonders in Bezug auf die Triebwagen (Lokomotiven, etc.) haben zu einer Veränderung der Systematik geführt. Um die Darstellung der Reihen möglichst konstant zu gestalten, wurden neu hinzugekommene Triebwagentypen bzw. weiter ausdifferenzierte Wagentypen, die in der Statistik gesondert aufgeführt wurden, soweit es möglich war, zu Oberbegriffen zusammengefasst. Dies wird in den jeweils betreffenden Zeitreihen für den Zeitraum, auf den diese Vorgehensweise angewendet wurde, in den Anmerkungen kenntlich gemacht. So werden ab 1990 im Statistischen Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland unter dem Oberbegriff 'Triebwagen' die Kategorien 'Elektrische Lokomotiven', Diesellokomotiven', 'Elektrische Triebwagen' und 'Dieseltriebwagen' gesondert aufgeführt. Der Bestand der Lokomotiven wurde für die Vademecum-Studie durch die Aufaddierung der Kategorien 'Elektrische Lokomotiven' und 'Diesellokomotiven' erfasst. Dampflokomotiven wurden so lange erfasst, wie sie auch in den Statistischen Jahrbüchern der Bundesrepublik aufgeführt wurden. Für die Triebwagen wurde jeweils die Summe aus ´Elektrische Triebwagen´ und ´Dieseltriebwagen´ gebildet.
02: Eisenbahnen: Personen- und Güterverkehr (1850-2002) Neben dem Fahrzeugbestand stellt die Leistung in den Bereichen der Personenbeförderung und der Güterbeförderung eine bedeutende betriebswirtschaftliche sowie verkehrsstatistische Größe dar. Der gemäß vergebenen Aufträgen durchgeführte Transport von Gütern inklusive der Be-, Um- und Ausladung, beinhaltet eine Vielzahl von Verkehrsunterstützungs-, Verkehrsvermittlungs- und Verkehrskoordinierungsprozessen. Zum einen kann die Verkehrsleistung in den absoluten Werten ausgedrückt werden, d.h. die Anzahl der transportierten Personen bzw. das Gewicht der transportierten Güter. Statistisch wird die Verkehrsleistung mit Hilfe einer Kennzahl zum Ausdruck gebracht, die für den Personentransport die Dimension »Pkm (Personenkilometer)« (= Personen X Kilometer) und für den Gütertransport die Dimension »tkm (Tonnenkilometer)« (= Tonnen X Kilometer) hat. Das Produkt aus der zurückgelegten Strecke und der Menge der transportierten Güter bzw. der beförderten Personen wird als 'Aufwandsgröße' im Transportwesen verstanden. Diese vier Größen werden jeweils für alle Bahnen zusammen sowie für die Deutsche Reichsbahn/Deutsche Bundesbahn im speziellen dargestellt – wobei für die neuen Bundesländer Angaben nur für die Deutsche Reichsbahn erhältlich sind. Auch hier kann für die Zeit des Deutschen Reiches auf die Studie von Fremdling und Kunz für alle Bahnen zusammen zurückgegriffen werden. Für die Deutsche Reichsbahn im speziellen werden die Angaben des Statistischen Reichsamtes in den herausgegebenen Jahrbüchern herangezogen. Für das Gebiet der alten Bundesländer stellen Fremdling und Kunz Kennzahlen für die Deutsche Bundesbahn zur Verfügung. Dementsprechend werden die Kennzahlen für alle in der Bundesrepublik Deutschland (Alte Länder) tätigen Bahnen zusätzlich aus der amtlichen Statistik erhoben.
Der motorisierte Strassenverkehr: Rainer Flik beschreibt in seinen Arbeiten "Motorisierung des Straßenverkehrs, Automobilindustrie und Wirtschaftswachstum in Europa und Übersee bis 1939" (in: M. Lehmann-Waffenschmidt (Hg., 2002): Perspektiven des Wandels - Evolutorische Ökonomik in der Anwendung. Metropolis – Verlag für Ökonomie.) und insbesondere "Von Ford lernen? Automobilbau und Motorisierung bis 1933. Köln: Böhlau, 2001" die Ursachen für die verzögerte Durchsetzung des Automobils als Transportmittel sowie die verspätete Motorisierung der deutschen Bevölkerung. Es waren seiner Analyse zu Folge die schlechteren Rahmenbedingungen für den Automobilmarkt und weniger Unterschiede in den Bedürfnissen der Bevölkerung oder im Unternehmerverhalten, die dem Automobil in Deutschland zunächst zum Nachteil gereichten. In den dicht besiedelten und durch die Eisenbahn und Strassenbahn (sog. Pferdeomnibusse und Pferdebahnen, später um 1880 sukzessive ersetzt durch die Elektrische Stadt- bzw. Strassenbahn) gut erschlossenen Ballungsräumen Deutschlands spielte zunächst das Automobil für die Wirtschaft und den Transport der Güter eine untergeordnete Rolle. Darüber hinaus waren hohe Investitionskosten für den Ausbau von Strassen notwendig, während die Schienenstrecken für die Eisenbahn in den deutschen Großstädten schon vorhanden waren. Daher wurde auch durch die Besteuerungspraxis des Staates das Automobil gegenüber der Eisenbahn zunächst benachteiligt, was zur Folge hatte, dass die Motorisierung des Mittelstandes langsamer verlief als beispielsweise in den USA. Erst in den 1920er Jahren hat das Lastkraftfahrzeug in den Ballungsräumen sich als Transportfahrzeug durchsetzen können, während der Personenkraftwagen noch als teures Luxusgut nur wenigen wohlhabenden Personen zugänglich war. Dagegen spielte das Motorrad für die Motorisierung der deutschen Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Deutschland hatte in den 30er Jahren die höchste Motorraddichte und war der bedeutendste Motorradproduzent auf dem Weltmarkt. Als das Automobil technisch ausgereift war und die für den wirtschaftlichen Betrieb notwendige Infrastruktur geschaffen war, konnte sich der Diffusionsprozess schneller und erfolgreicher entfalten. Flik unterscheidet in dem Diffusionsprozess des Automobils in Deutschland drei Stadien: Motorisierung der Oberschicht, Motorisierung des Gewerbe treibenden Mittelstandes und schließlich die Massenmotorisierung (Flik, R.: 2005: Nutzung von Kraftfahrzeugen bis 1939 – Konsum- oder Investitionsgut? In: Walter, R. (Hrsg.): Geschichte des Konsums. Erträge der 20. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 23-26. April 2003 in Greifswald. Stuttgart: Franz Steiner). Für die Zeitreihen zum Kraftfahrzeugbestand in Deutschland wird auf die Studiendaten von Flick zurückgegriffen, welche durch Daten der amtlichen Statistik (Statistisches Bundesamt und Kraftfahrt-Bundesamt) ergänzt werden. Ein weiteres Kapitel (Tabelle 04) zeichnet die Entwicklung der Strassenverkehrsunfälle statistisch nach.
03: Bestand an Kraftfahrzeugen (1902-2010) Der Bestand der Kraftfahrzeuge nach Kraftfahrzeugtyp spiegelt die Durchsetzung dieses Verkehrsmittels wieder. Es liegen Zeitreihen zum Bestand der Kraftfahrzeuge insgesamt und Kraftfahrzeuge untergliedert nach den Typen Motorrad, Personenkraftwagen, Kraftomnibusse, Lastkraftfahrzeuge, Zugmaschinen und schließlich Sonderkraftfahrzeuge vor. Weiterhin werden der Bestand an Motorrädern, Personenkraftwagen und Lastkraftwagen pro 1000 Einwohner wiedergegeben. Aufgrund vorgenommener Korrekturen können die Werte zu den einzelnen Reihen zwischen den verschiedenen Ausgaben der statistischen Jahrbücher abweichen. Da Flik sich in seiner Studie auf die Angaben der amtlichen Statistik stützt, wurden Werte des Statistischen Bundesamtes dann den Werten von Flik vorgezogen, wenn diese Publikationen neueren Datums sind und von den Angaben bei Flik abweichen. Für das Deutsche Reich sind die Angaben auf den jeweiligen Gebietsstand Deutschlands bezogen. Das Saarland ist von 1922 bis 1935 nicht eingeschlossen. Die Angaben für 1939 beruhen auf einer Fortschreibung des Kraftfahrzeugbestands von 1938 und schließen die 1938 und 1939 dem Deutschen Reich angeschlossenen Gebiete nicht ein. Die Daten geben den Bestand jeweils zum 1. Januar wieder. Ferner wird bis 1933 der Bestand ohne vorübergehend abgemeldete Fahrzeuge, ab 1934 inklusive der vorübergehend abgemeldeten Kraftfahrzeuge angegeben. Bis 1914 wurde in der Erfassung zwischen Personenkraftwagen und Kraftomnibussen keine Unterscheidung getroffen, so wurden beide in der Kategorie Personenkraftwagen wiedergegeben. Unter der Rubrik 'Sonderkraftfahrzeuge' werden Fahrzeuge der Kommunen (Kommunalfahrzeuge) aufgeführt, wie z.B.: Straßenreinigungsmaschinen, Feuerwehrfahrzeuge, sowie ab 1948 Krankenwagen. Weiterhin werden Abschlepp- u. Kranwagen sowie Wohnwagen u. ähnliche Fahrzeuge dieser Kategorie zugeordnet. Der Kraftfahrzeugbestand insgesamt für das Gebiet der alten Länder (ehemalige Bundesrepublik) wurde aus den Daten zu den einzelnen Fahrzeugtypen berechnet. Die Werte für die neuen Länder bzw. für die ehemalige DDR sind für die Zeit bis 1989 den Statistischen Jahrbüchern für die DDR entnommen worden. Für die Zeit von 1990-1994 wurde die Publikation 'Verkehr in Zahlen', vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung herausgegeben, herangezogen. Bei der Erfassung der Sonderkraftfahrzeuge und der Kraftomnibusse wurde in der Statistik der ehemaligen DDR 1978 eine neue Systematik eingeführt, in der einige Fahrzeugtypen den jeweiligen Obergruppen neu zugeordnet wurden. Das hat in den beiden Fahrzeug-Gruppen zu einer starken Erhöhung der Fahrzeug-Anzahl geführt. Es muß dennoch festgehalten werden, dass der Anstieg der Fahrzeuge um 28000 bzw. 30000 Fahrzeuge von einem Jahr auf das andere sich nicht aus den Veränderungen der Fahrzeugbestände der anderen Fahrzeugtypen erklären lässt, so dass der Hinweis auf eine veränderte Systematik sich nicht in den Zahlen der Datenreihen wiederspiegelt.
04: Straßenverkehrsunfälle (1906-2010) Insbesondere das Automobil hat den einzelnen Bürgern in der Gesellschaft in jüngster Zeit einen enormen Mobilitätszuwachs beschert. Im Laufe der Zeit konnten immer größere Teile der Bevölkerung am Individualverkehr partizipieren. Die Kehrseite der Mobilität einer ganzen Gesellschaft sind die Unfälle mit den Verletzten und Getöteten. Durch die massenhafte Verbreitung motorisierter Fahrzeuge, die sich im selben Verkehrsraum wie Pferde und Fuhrwerke, Fußgänger oder Radfahrer bewegen, steigt die Unfallwahrscheinlichkeit stark an. Auch die Geschwindigkeit der motorisierten Verkehrsmittel erhöht die Unfallwahrscheinlichkeit und die Schwere der Unfälle, den Personen- und Sachschaden enorm. Darüber hinaus hat die Strassenverkehrssicherheit und damit die Zuverlässigkeit, mit der Güter schnell und sicher transportiert werden können und unbeschadet am Zielort ankommen, einen empfindlichen Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung. Denn der Transport übernimmt eine bedeutende Funktion als Wachstumsmotor durch die Erweiterung der Märkte. Eine besondere Zusammenstellung von langen Zeitreihen zur Entwicklung der Strassenverkehrsunfälle erscheint daher sinnvoll. Das Statistische Bundesamt definiert Straßenverkehrsunfälle wie folgt: "Straßenverkehrsunfälle sind Unfälle, bei denen infolge des Fahrverkehrs auf öffentlichen Wegen und Plätzen Personen getötet oder verletzt wurden oder Sachschaden entstanden ist. Auskunftspflichtig für die Statistik der Straßenverkehrsunfälle ist die Polizei. Demzufolge sind Unfälle, zu denen die Polizei nicht gerufen wurde, in der Statistik nicht enthalten. ( In der Unfallstatistik ) … werden Angaben zu Unfällen, Beteiligten, Fahrzeugen, Verunglückten und Unfallursachen erfasst." Statistisches Bundesamt Es wird regelmäßig vom Statistischen Bundesamt ein Heft der Fachserie 8, Reihe 7 mit langen Reihen zu Verkehrsunfällen herausgegeben. Auf der Basis dieser Publikation wurden die Reihen zu der Anzahl der Unfälle, der bei Unfällen Getöteten und der Verletzten zusammengestellt.
Die Schifffahrt
Eine der ersten Verkehrsmittel war die Fortbewegung mit Flößen, später mit Schiffen, zunächst in Ufernähe und auf Flüssen, später auf hoher See. Schon sehr früh wurde der Radius der Fortbewegung erheblich erweitert. Noch bevor die Staaten Europas die Blüte der Hochseeschifffahrt erreichten, haben sie schon die Flüsse als Transportwege für den Handel benutzt. Große Handelsstädte entstanden entlang der großen Flüsse Rhein, Main, Mosel, Donau, Oder, usw. Die Schifffahrt ermöglichte so schon früh den Austausch von Gütern und Ideen, brachte aber auch Auseinandersetzungen über territoriale, wirtschaftliche und militärische Interessen mit sich. Im Laufe der Zeit spezialisierte sich die Schifffahrt in zivile und militärische Bereiche, in Handel und Fischerei. Die Schifffahrt wird im folgenden unterteilt in Binnenschifffahrt und Seeschifffahrt.
05: Bestand an Binnenschiffen (1871-2010) Die Binnenschifffahrt umfasst die Binnen-see-schifffahrt, Flussschifffahrt und Kanalschifffahrt, wobei im Rahmen der vorliegenden Studie auf die Fluss- und Kanalschifffahrt der Schwerpunkt gelegt wird. Binnenfischerei mit Fischerbooten und Transport mit Frachtschiffen auf Binnengewässern machten den Hauptanteil der Binnenschifffahrt aus. Im 17. Jh. wurden noch auf Flößen große Mengen Holz auf den Flüssen nach Holland transportiert. Ende des 18. Jahrhunderts kamen die Treidelschiffe zum Einsatz (Boote und Kähne durch Segel, Ruder, Staken oder Treidel fortbewegt). Mit Erfindung der Dampfmaschine setzten sich Schiffe mit eigener Triebkraft immer stärker in der Binnenschifffahrt durch. Sämtliche Massengüter wurden auf den Binnengewässern transportiert (z.B. Kohle, Erze und Erdölprodukte). Mit dem Ausbau von Binnenwasserstraßen und Schleusen, durch die eine Regulierung des Wasserstandes ermöglicht wurde, kann der Transport über die Binnenwasserstraßen beschleunigt werden. Heute übernimmt die Binnenschifffahrt Massentransporte in vielen Bereichen (Containertransport, Autotransport, etc.). Laut des Bundesverbandes für Deutsche Binnenschifffahrt dominieren Schütt- und greiferfähige Massengüter, wie etwa Baustoffe, Erze, Kohle und Stahl, mit einem Anteil von rund 70 % an der Gesamtmenge das Geschäft der Binnenschifffahrt (http://www.binnenschiff.de/). Für die Hütten- und Stahlindustrie ist die Binnenschifffahrt unentbehrlich. Auch in deutschen und europäischen Logistikketten stellt die Binnenschifffahrt ein unverzichtbares Glied dar. Im Rahmen dieser Studie kann der Bestand der in der Binnenschifffahrt zum Einsatz gekommenen Schiffe nach Schiffstyp nicht wiedergegeben werden, da dies den Rahmen sprengen würde. Einer der einschneidendsten Veränderungen war die Dampfmaschine und damit die Möglichkeit, Schiffe mit eigener Triebkraft zu bauen. Daher wird hinsichtlich des Bestandes der Binnenschiffe zwischen Güterschiffen mit eigener Triebkraft und Güterschiffen ohne eigene Triebkraft unterschieden. Der Bestand der Schiffe wird dargestellt zum einen anhand der Anzahl der Schiffe, zum anderen aber mittels der Tragfähigkeit des Binnenschiffsbestandes in 1000 t. Für das Deutsche Reich und für die Bundesrepublik Deutschland dient als Datenquelle die Studie von Kunz, Andreas (Hrsg.), 1999: Statistik der Binnenschiffahrt in Deutschland 1835-1989. St. Katharinen: Scripta Mercaturae Verlag.; GESIS Köln, Deutschland ZA8157 Datenfile Version 1.0.0; Datentabelle: Bestand an Binnenschiffen. Die Angaben zu den Beständen beziehen sich für die Periode von 1845-1956 auf den 1.1. und ab 1957 auf den 31.12. des jeweiligen Jahres. Zum Teil wurden die Angaben vom Primärforscher geschätzt. Für den Bestand an Binnenschiffen der ehemaligen DDR dient das Statistische Jahrbuch für die DDR, Jg. 1990, S. 260, Tab. ´Registrierter Bestand an Binnenschiffen´ als Datenquelle. Hier werden nur Schiffe mit eigener Triebkraft aufgeführt und es wird der Jahresdurchschnitt berichtet. Aussagen zu Schiffen ohne eigene Triebkraft können nicht gemacht werden. Für Deutschland in den Grenzen von Oktober 1990 wurde das Statistische Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland als Datenquelle herangezogen. Die Werte beziehen sich immer auf den Stand zum 31.12. des jeweiligen Jahres. Es wurde die Summe aus Gütermotorschiffen und Tankmotorschiffen für Reihe der Schiffe mit eigener Triebkraft gebildet. Schlepper und Schubboote wurden nicht mit einbezogen. Fahrgastschiffe wurden ebenfalls nicht mit einbezogen. Güterschleppkähne und Tankschleppkähne wurden dagegen in die Reihe der Binnenschiffe ohne eigene Triebkraft aufgenommen.
06 Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen (1909-2010) Der Transport von Gütern auf den Binnenwasserstrassen ist ein Indikator für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt. Bedeutende Einflussfaktoren sind die verfügbaren Höhen der Wasserspiegel der Flüsse und später der Binnenkanäle. Der Bau von Schleusen hat den Transport auf Binnenwasserstraßen entscheidend beschleunigt. Kleinere Flüsse, wie z.B. der Neckar, der Main oder die Mosel wurden durch die Kanalisierung und den Bau von Schleusen erst schiffbar gemacht. Der Bau von Binnenlandkanälen ergänzt die Flüsse, indem zwei Flüsse miteinander verbunden werden (z.B. der Mittellandkanal). Insgesamt wurde durch solche Baumaßnahmen der Umfang der schiffbaren Wasserstraßen entscheidend erhöht. Bei der Erfassung der Transportleistung deutscher Binnenwasserstraßen ist auch der Gütertransport nicht-deutscher Fahrzeuge beteiligt. Für das Deutsche Reich in den Grenzen vom 31.12.1937 wurde für den Zeitraum von 1909-1914 und 1932-1938 die Publikation vom Statistischen Bundesamt: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972, S. 207 als Quelle herangezogen. Für 1919-1931sind die erhobenen Zeitreihen von Andreas Kunz: Statistik der Binnenschifffahrt in Deutschland 1835-1989; GESIS Köln, Deutschland ZA8157 Datenfile Version 1.0.0., Datentabelle: Verkehrsleistungen auf Binnenwasserstraßen verwendet worden. Auch für die frühere Bundesrepublik Deutschland in den Grenzen von 1949, also die sogenannten Alten Länder, wurde für die Jahre 1936, 1938, 1947 u. 1948 auf die Publikation des Statistisches Bundesamtes: Bevölkerung und Wirtschaft, S. 207 zurückgegriffen. Für 1949-1989 stammen die Werte aus der Studie von A. Kunz (ZA8157 Datenfile Version 1.0.0.). Einbezogen wurden für das Bundesgebiet die Wasserstaßen des Elbegebietes, des Wesergebietes, des Mittellandkanalgebietes, das Westdeutsche Kanalgebiet, das Rheingebiet, das Donaugebiet, sowie Berlin (West). Auch der Durchgangsverkehr auf den deutschen Wasserstrassen wurde mit erfasst. Für den Bereich der ehemaligen DDR bzw. der Neuen Länder wurde auf das Statistische Jahrbuch für die DDR zurückgegriffen. In dieser Reihe werden die Transportwerte inklusive der von der Binnenreederei der DDR beladenen Schiffe anderer Länder berichtet. Ausnahmen bilden die Jahre 1960, 1965, 1970, 1975, 1980 und 1985 bis 1989. Hier werden nur für die deutschen Binnenschiffe die Werte angegeben. Für das wiedervereinte Deutschland stehen die Transportwerte seit 1991 zur Verfügung. Die Werte wurden mittels einer Abfrage vom 15. Februar 2012 von der GENESIS-Online Datenbank ermittelt. (vergleiche: (www-genesis.destatis.de; Abfrage: ´Beförderte Güter (Binnenschifffahrt): Deutschland, Jahre, Hauptverkehrsbeziehungen, Flagge des Schiffes, Güterverzeichnis (Abteilungen)´)
07 Handelsschiffstonnage (1871-2010) Eine leistungsfähige Seeschifffahrt hat schon früh zur Erweiterung der regionalen Märkte beigetragen. Ein Beispiel für die frühe Globalisierung stellt die Hanse dar, die ohne die Seeschifffahrt nicht möglich gewesen wäre. Die zwischen Mitte des 12. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts bestehenden Vereinigungen niederdeutscher Kaufleute hatte sich zum Ziel gesetzt, die Sicherheit der Überfahrt zu verbessern und die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen besonders im Ausland wahrzunehmen. In den Zeiten ihrer größten Ausdehnung waren beinahe 300 See- und Binnenstädte des nördlichen Europas in der Städtehanse zusammengeschlossen. Eine wichtige Grundlage dieser Verbindungen war die Entwicklung des Transportwesens, insbesondere zur See. Die Kogge, ein bauchiges Handelsschiff, stellte den bedeutendsten größeren Schiffstyp der Hanse dar. Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurden die Koggen mehr und mehr von anderen Schiffstypen abgelöst. Im 15. Jahrhundert setzte der Machtverlust der Hanse ein, der unter anderem auch durch die Entdeckung Amerikas ausgelöst wurde. Der bisher dominierende Ostsee-Westsee-Handel (heute Nordsee-Handel) wurde nun in überseeische Gebiete ausgedehnt. Dabei ging nicht etwa das Handelsvolumen der Hanse im eigentlichen Sinne zurück, es entstanden jedoch mächtige Konkurrenten, die die Bedeutung der Hanse für die einzelnen Städte und Kaufleute schwächten (siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Hanse und Rolf Hammel-Kiesow (2008): Die Hanse, München 4. aktualisierte Auflage). Auch heute ist eine leistungsfähige Seeschifffahrt Voraussetzung für die Globalisierung. Arbeitsteilige Volkswirtschaften sind in starkem Maße vom überseeischen Handel abhängig. Die Handelsschiffstonnage gibt die Transportkapazität in Tonnen einer Handelsflotte an. Bei fortschreitender Technik im Schiffsbau steigt auch die Transportkapazität einzelner Schiffe, was die Wettbewerbsfähigkeit positiv beeinflusst. Die Entwicklung der Handelsschiffstonnage ist somit ein Indikator neben anderen, der die Stellung und Leistungsfähigkeit der nationalen Handelsflotte auf dem Weltmarkt angibt. Die Zusammenstellung der deutschen Handelsschiffstonnage gibt die Tonnage einmal in Bruttoregistertonnen und zum anderen, soweit die entsprechenden Werte aus den Quellen erhoben werden konnten, als Anteil an der Welthandelstonnage wieder. Auch die Anzahl der Handelsschiffe wird angeführt. Das Raummaß Bruttoregistertonne (abgekürzt = BRT) ist die Maßeinheit für die Tragfähigkeit der Seeschiffe. Es wird der gesamte umbaute Schiffsraum vermessen (Bruttoraumgehalt bzw. Bruttotonnage). Seit dem 1. Juli 1994 wird der Raumgehalt eines Schiffes in Bruttoraumzahl (BRZ) und Nettoraumzahl (NRZ) berechnet. Die Angaben für das Deutsche Reich beziehen sich auf das Reich in seinen jeweiligen Grenzen. Als Quellen wurde das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich sowie die Publikation "Bevölkerung und Wirtschaft" des Statistischen Bundesamtes herangezogen. Ab 1900 geben die Werte den Stand zum 1. Juli des jeweiligen Jahres an. Für die Alten Länder bzw. das Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland wurden die Werte aus der Publikation "Verkehr in Zahlen" des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Tabelle: ´Seeschifffahrt - Handelsflotte der BRD´ bezogen. Hier beziehen sich die Werte jeweils auf den 31 Dezember des jeweiligen Jahres. In dieser Quelle wurden Schiffe mit mechanischem Antrieb und einem Raumgehalt von mindestens 100 BRT und mehr berücksichtigt. Außerdem sind für den Zeitraum von 1975 – 1990 Schiffe unter der Flagge der Bundesrepublik einschl. ausländischer Schiffe mit Flaggenschein aufgenommen worden. Schiffe der BRD, die unter fremder Flagge fuhren, werden nicht berücksichtigt, da sie nicht für den deutschen Handel und Transport verwendet werden. Leider kann nach 1971 keine Angabe zum Anteil der deutschen Handelsschiffstonnage an der Welthandelstonnage gemacht werden. Für das Gebiet der ehemaligen DDR wurde das Statistische Jahrbuch für die DDR, Jahrgang 1990, als Quelle herangezogen. Hier ist der Stichtag der Bestandsangaben, wie im Falle des Deutschen Reiches, der 1.7. des jeweiligen Jahres. Für das wiedervereinte Deutschland in den Grenzen des 3. Oktobers 1990 beziehen sich die Angaben – wie für die ehemalige Bundesrepublik – auf den Stand zum 31.12. des jeweiligen Jahres. Als Quelle wurde die Publikation "Verkehr in Zahlen" des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung herangezogen.
08 Güterumschlag in bedeutenden Seehäfen - Hamburg, Bremische Häfen, Emden sowie Rostock, Wismar und Stralsund (1925-2010) Der Güterumschlag eines Hafens ist ein Indikator für seine wirtschaftliche Bedeutung und der Einbettung des Hafens in der Logistikkette. Bei guter Anbindung an Bahn und Autobahn und kurzen, zügigen Be- und Entladungsphasen von Schiffen sowie LKWs und Bahn-Waggongs wird sich ein Hafen als Güterumschlagszentrum etablieren. Die Datentabelle K15.08 enthält für die wichtigsten Häfen Deutschlands die Entwicklung des Güterumschlags vom Deutschen Reich bis zum Jahr 2010 im wiedervereinten Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990. Vor dem Hintergrund der Teilung Deutschlands nach dem 2. WK in zwei Staaten und der Auswahl der wichtigsten Häfen für die ehemalige DDR, wie sie in dem Statistischen Jahrbuch für die ehemalige DDR getroffen wurde, sind folgende Häfen in der Datentabelle aufgenommen worden: Hamburg, Bremische Häfen, Emden, Rostock, Wismar und Stralsund. Als Quelle dienen die Statistischen Jahrbücher für das Deutsche Reich, für die Bundesrepublik Deutschland und für die DDR. Für die neuen Länder wurde darüber hinaus noch die Publikation des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Verkehr in Zahlen, Jg. 1990, S. 282, Tabelle: 'DDR Kennziffern - Seehäfen und Binnenhäfen' herangezogen.
Die Luftfahrt
Mit der Erfindung des Flugzeuges tritt eine vollkommen neue Form der Fortbewegung auf den Markt. Die ersten Flugzeuge wurden zunächst nur für militärische Zwecke genutzt; 1919 setzte mit Gründung der Deutschen Luft-Reederei (DLR) in Deutschland eine Entwicklung hin zum zivilen Luftverkehr ein. Die Deutsche Luft-Reederei (DLR) wurde vom Reichsluftamt in Berlin als weltweit erste Fluggesellschaft für den zivilen Luftverkehr zugelassen. Zwischen Berlin und Weimar begann der regelmäßige Post- und Passagierverkehr. Die Luftpost mit Flugzeugen, die schon während des Ersten Weltkriegs entstand, wurde wesentlich ausgebaut. In den darauf folgenden Jahren entstanden viele kleine Fluggesellschaften, die häufig nur eine Strecke bedienten. Der technische Fortschritt ermöglichte schließlich die Entwicklung eines Verkehrsflugzeuges mit beheizbarer Kabine und gepolsterten Sitzen. 1926 wurde die "Deutsche Lufthansa AG" unter Beteiligung des Reiches, der Länder und Städte gegründet. Bis 1945 war sie Einheitsgesellschaft für den zivilen Luftverkehr mit weit verzweigtem europäischem Streckennetz. Mit der Kapitulation Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg im Mai 1945 wurde die deutsche Luftfahrt zunächst unterbrochen. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Einrichtung des Verkehrsministeriums konnte der zivile Luftverkehr wieder 1955 aufgenommen werden. Der Luftverkehr hat gerade für eine international ausgerichtete Volkswirtschaft wie Deutschland eine enorme Bedeutung durch die hohen Mobilitätszuwächse in wirtschaftlichen Bereichen und im Bereich des Personenverkehrs. Mit Einsetzen des Luftverkehrs als Transportmittel ist eine Verringerung der Transportkosten und Transportzeiten zwischen weit entfernten Orten erreicht worden. Eisenbahn- und Schiffsverkehr stellen für den Flugverkehr aufgrund der größeren Gütermengen, die sie transportieren können, sowie der günstigeren Kosten pro transportierter Gewichtseinheit, weiterhin wichtige Mitbewerber im Bereich des Gütertransportes dar. Wesentliche Akteure des Luftverkehrs sind neben der Flugsicherung die Flughäfen und die Fluggesellschaften. In der Zeit von 1919 bis 1949 entwickelte sich der Luftverkehr bis in die 1970er Jahre hinein als ein stark staatlich regulierter Sektor. Die Luftverkehrsgesellschaften wie z.B. die Deutsche Lufthansa sowie die Flughäfen befanden sich oft im Besitzt des jeweiligen Heimatlandes. Ende der 70er Jahre setzte in den USA ein Deregulierungsprozess des Luftverkehrssektors ein, der schließlich auch in den 80er Jahren die Länder der Europäischen Union erfasste. Die Europäische Gemeinschaft verwirklichte in drei großen Liberalisierungsschritten in den Jahren 1987, 1990 und 1993 eine weitgehend vollständige Dienstleistungsfreiheit für den innereuropäischen Luftverkehr. (vergl.: St. Kraft: Geschäftsmodelle strategischer Luftverkehrsallianzen. Universität Gießen. WEB: http://www.org-portal.org/fileadmin/media/legacy/Gesch_ftsmodelle_strategischer_ Luftverkehrsallianzen.pdf)
09 Gewerblicher Luftverkehr der deutschen Fluggesellschaft und aller Fluggesellschaften auf deutschen Flugplätzen (1919-2010)
Solange der Luftverkehr noch nicht liberalisiert war, diente der größte nationale Flughafen der nationalen Fluggesellschaft als Hauptstützpunkt. Aufgrund der strikten Reglementierung des europäischen Luftverkehrs durch bilaterale Abkommen wurde den Fluggesellschaften die Streckenführung und Passagierbeförderung größtenteils vorgegeben. Nur, wenn es um Zubringerdienste (die sog. spokes) innerhalb des eigenen Landes ging, konnten die Passagierströme für Langstreckenflüge auf einen bestimmen Flughafen als sogenannten Hub (=gewählter Umsteigeflughafen einer Fluggesellschaft) konzentriert werden. Nach der Liberalisierung innerhalb der EU treten Flughäfen und Fluggesellschaften nun als selbständige Akteure auf, die Entscheidungen nach Effizienzgesichtspunkten fällen können. Die Flughäfen treten untereinander in den Wettbewerb ein. Mit dem Ausbau ihrer Kapazitäten und Dienstleistungen am Boden versuchen sie, für Fluggesellschaften als Hauptstützpunkt (das sog. Hub-and-Spokes-System ) attraktiv zu sein. Unternehmen des Güterverkehrs sowie die Teilnehmer des Personenverkehrs sollen aufgrund guter Serviceleistungen angesprochen werden. Die Fluggesellschaften wiederum konkurrieren über angebotene Flugrouten und Preise. (vgl. Gordon Paul Schenk, 2003: Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Markt im Luftverkehr. Dissertation, Hamburg, S. 123 f.) Von daher erscheint es sinnvoll, die erbrachten Transportleistungen im Luftverkehr sowohl nach den Fluggesellschaften als auch nach den Flughäfen getrennt darzustellen. Es wurde versucht, möglichst lange kontinuierliche Datenreihen für Deutschland zur Zeit des Deutschen Reiches bis 1938/1940, jeweils für die frühere Bundesrepublik (Alte Länder) und die ehemalige DDR (Neue Länder) von 1950 bis 1990 sowie für das wiedervereinte Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 für die Zeit von 1990 bis 2010 zusammenzustellen. Für die Flughäfen wurden die Leistungen sämtlicher deutscher und ausländischer Fluggesellschaften aufgenommen. Zur Zeit des Deutschen Reiches ist auch der Luftschiffverkehr in den Zahlen mit enthalten. Für die Bundesrepublik Deutschland und das wiedervereinte Deutschland wurde der Gesamtverkehr einschließlich des Durchgangsverkehrs erfasst. Für die alten Länder (ehemalige Bundesrepublik) wurden die Werte folgender Flughäfen erfasst: Berlin-West, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, München, Nürnberg, Stuttgart, ab 1977 Saarbrücken. Die Datenreihen für die Neuen Länder beziehen sich auf die Flughäfen Berlin- Schönefeld, Dresden, Leipzig/Halle, ab 1998 Erfurt. Für die Fluggesellschaften werden jeweils neben den Beförderungsleistungen in absoluten Zahlen auch die Kennwerte der Transportleistungen, Personenkilometer und Tonnenkilometer angegeben. Für die ehemalige DDR wird in dem Statistischen Jahrbuch für die DDR nur für die Fluggesellschaft der ehemaligen DDR, die Interflug bzw. Deutsche Lufthansa der DDR berichtet, so dass für die Zeit von 1945 bis 1990 keine Angaben zu den Flughäfen gemacht werden können. Folgende Zeitreihen sind in dieser Datentabelle aufgenommen worden: Für die deutschen Flughäfen: - Beförderte Personen in 1000; - Beförderte Luftfracht in 1000 t.; - Beförderte Luftpost in 1000 t. Für die deutschen Fluggesellschaften: - Beförderte Personen in 1000; - Beförderte Personen in Personenkilometer; - Beförderte Luftfracht in 1000 t.; - Beförderte Luftfracht in 1000 Tonnenkilometer; - Beförderte Luftpost in 1000 t. - Beförderte Luftpost in 1000 Tonnenkilometer.
Die Nachrichtenübermittlung durch Post und Telekommunikation
Die Beförderung von Nachrichten, Kleingütern und zum Teil auch Personen ist ein wesentlicher Bestandteil eines funktionsfähigen Gemeinwesens. Bis zum späten Mittelalter gab es in dem damaligen Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen kein etabliertes System der allgemeinen Nachrichtenübermittlung, sondern Kaiser, Klerus und Fürsten sendeten per Boten ihre Nachricht direkt zum Zielort. Der Habsburger Maximilian I. benötigte für die effektive Verwaltung seines Reichs eine zuverlässige und sichere Nachrichtenübermittlung. 1490 beauftragte er die Familie Torre e Tassis (später Thurn und Taxis) mit der Einrichtung einer systematisch organisierten Nachrichtenübermittlung. Durch die Einrichtung von Poststationen war die Übermittlung von Nachrichten nicht mehr an eine Person, den Boten, gebunden, sondern wurde – vergleichbar einem Staffelrennen – an der Station einem anderen Reiter übergeben. Der Nachrichtenbeförderung wurde bei Tag und bei Nacht durchgeführt. Dieses Poststationen-System wurde ständig erweitert, Briefe konnten so über große Distanzen innerhalb von 5 bis 6 Tagen transportiert werden. Die Nachrichtenübermittlung wurde extrem beschleunigt. Raum und Zeit waren plötzlich keine unüberwindbaren Hindernisse. War dieses Übermittlungssystem zunächst ausschließlich für kaiserliche Nachrichten eingerichtet, wurde schon 1530 die Post der Allgemeinheit zugänglich gemacht. In der darauffolgenden Zeit wurden von Landesfürsten, Herzogtümern und Städten konkurrierende Postrouten eingerichtet. Zwar wurde durch Kaiser Rudolf II. die Reichspost 1597 zum kaiserlichen Hoheitsrecht erklärt. Dieses Monopol, welches das Haus Thurn und Taxis als kaiserliches Lehen erhielt, wurde jedoch nicht von allen Landesfürsten anerkannt, was zu einer Vielzahl ausgehandelter bilateraler Verträge zwischen der Reichspost und den jeweiligen konkurrierenden lokalen Postunternehmen zwang. 1850 wurde schließlich der Deutsch-Österreichische Postverein als Zusammenschluß kleinstaatlicher Posten mit dem Ziel eines einheitlichen Tarifsystems gegründet, dem in der Folgezeit immer mehr deutsche Staaten beigetreten sind. Durch die politischen Ereignisse 1866/67 (Deutsch-Preußischer Krieg) wurde der Deutsche Postverein aufgelöst. Schon in dieser Zeit hat der technische Fortschritt zu großen Umwälzungen und neuen Perspektiven geführt. Als technische Erneuerung sind in diese Zeit gefallen: die Telegrafie, die Bahn, die als Transportmittel für die Post entdeckt wurde, und die Rohrpost. Die Preußen führten die Telegrafie 1832 offiziell ein (Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz). 1850 wurde der Deutsch-Österreichische Telegrafenverein gegründet, der den Anschluss an das belgische, französische und das englische Telegrafennetz ermöglichte. "Erst mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 unter Bismarck wurde auch das deutsche Postwesen endgültig unter einem Dach zusammengefasst und über 100 Jahre lang verstaatlicht." (Gregor Delvaux de Fenffe, www.planet-wissen.de/kultur_medien/ kommunikation/post/index.jsp ) Gebühren der Postbeförderung wurden vereinheitlicht, der Einsatz moderner Technologien forciert. Schließlich wurden mittels bilateraler Verträge die Beförderungshemmnisse über die Grenzen des Deutschen Reiches abgebaut. Führte in der Entstehungszeit des Postwesens die Vielfalt eigenständiger, regionaler Postvereine aufgrund vieler Grenzen und unterschiedlicher Regeln zu einem unübersichtlichen und starrem System, so brachte die Liberalisierung des Post- und Telekommunikationswesens in Deutschland in den 1990er Jahren einen Anstieg der Auswahl für die Verbraucher, stark fallende Preise, neue innovative Dienste und damit mehr Flexibilität. Auslöser der Liberalisierungsprozesse nicht nur für Post und Telekommunikation, sondern für den gesamten Verkehrssektor, war das Binnenmarktprogamm der Europäischen Union, das europäische Wettbewerbsrecht und die Europäische Kommission als Akteur. Ziel der Liberalisierung ist es, wettbewerbsverzerrende staatliche Eingriffe und damit nationalstaatliche Gestaltungsspielräume einzuschränken. Nationalstaatliche Monopole sind wegen bestehender europarechtlicher Verpflichtungen nicht mehr zu halten. (vergl.: Susanne K. Schmidt: Liberalisierung in Europa. Campus, 1998; Justus Haucap / Coenen, Michael (2010): Ordnungspolitische Perspektiven Nr.01. Regulierung und Deregulierung in Telekommunikationsmärkten: Theorie und Praxis. Düsseldorf, Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie DICE) Flankiert wird diese Entwicklung durch eine Vielzahl neuer Technologien der Kommunikation, wie das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten (Social Media, das Semantische Web, die Internet-Telefonie, der E-Mail-Verkehr), der Mobilfunk oder die Möglichkeit, SMS zu versenden.
10 Deutsche Reichs- und Bundespost (1871-2010)
Die quantitative Entwicklung der Dienstleistungen des Post- und Telekommunikationswesen von der Zeit des Deutschen Reichs bis zur Gegenwart soll mit folgenden Zeitreihen festgehalten werden: - Beförderte Briefsendungen, - Beförderte Paket- und Wertsendungen, - Übermittelte Telegramme, - Sprechstellen (Telefonanschlüsse), - Ortsgespräche, - Ferngespräche, - Ton-Rundfunkgenehmigungen - Fernseh-Rundfunkgenehmigungen
Durch die rasante technische Entwicklung können viele Reihen insbesondere ab den 1990er Jahren in dieser Form nicht mehr fortgeführt werden bzw. müssen durch weitere Reihen ergänzt werden, und zwar: - Bezüglich der Telefone muss zwischen Telefon-Anschlüssen und Telefon-Kanälen unterschieden werden. Der klassische Analoganschluss ermöglicht durch das ISDN die Bereitstellung von mehreren Kanälen auf einen ISDN-Anschluss. Darüber hinaus stellt der Mobilfunk ein neues Medium dar, das neben dem Festnetzanschluss erfasst werden muß. - Aufgrund der Monopolstellung, welche die Post für ca. 120 Jahre innehatte, ist sie die Eigentümerin wertvoller Infrastruktur. Im Falle des Telefons ist sie, bzw. die aus ihr hervorgegangene Deutsche Telekom AG Eigentümerin der Telefonanschlussleitungen. Das Telefonnetz kann als einziger Teil nicht oder nur schwer von alternativen Anbietern ersetzt werden und es wird für gewöhnlich von einem örtlichen Zugangsnetz-Monopolisten (die Deutsche Telekom) kontrolliert. Damit die Wettbewerber den Zugang zum Anschluss des Kunden auf wirtschaftliche Weise realisieren können, sorgt die Regulierungsbehörde für eine angemessene Tarifierung der Vorleistungen des etablierten Betreibers. Daher ist die Entwicklung der TAL-Anmietungen durch Wettbewerber ein wichtiger Indikator für den Prozess der Liberalisierung. - Viele technische Neuerungen, die in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen haben, sind im Rahmen dieser Tabelle nicht berücksichtigt worden, so. z.B. die Verbreitung der Internet-Anschlüsse in den Haushalten oder die Internet-Telefonie. Der Grund liegt darin, dass die Reihen oft erst mit Ende der 1990er Jahre oder später beginnen, wie man dies auch am Beispiel der TAL-Anmietungen sehen kann, für die erst mit dem Jahr 1998 der erste Wert erhoben wurde. Zum andern wurde versucht, soweit wie möglich, eine gewisse Vergleichbarkeit zu den Jahren vor 1990 beizubehalten. Für die Telefonanschlüsse bedeutet dies, dass für Deutschland ab 1990 die Sprechstellen, gezählt als Anzahl der Kanäle für alle Anbieter und für die Telekom AG im besonderen ausgewiesen werden. Nach 2007 ergibt sich ein Bruch in diesen Reihen, da ab 2008 nur noch die Sprechstellen, gezählt als Anschlüsse, ausgewiesen werden, womit sich die ausgewiesenen Zahlen verringern (ein Anschluss kann mehrere Kanäle bereitstellen). - Für die 'Übermittelten Telegramme' sind aus den uns vorliegenden Quellen keine Werte zu entnehmen.
Beschreibung der Haushaltskonstellation (Haushaltsmatrix genannt). Familienstand und Angaben zur Partnerschaft. Sprache im Haushalt. Bildung, Beruf, Erwerbstätigkeit, Mobilität. Migrationshintergrund der Auskunftsperson, der Eltern und Großeltern. Kinder im Haushalt und außerhalb.
Themen: Erfassung der Haushaltsstruktur: In der Haushaltsmatrix wurden detailliert die Personenmerkmale aller Personen im Haushalt abgefragt sowie deren Beziehungen um das Zielkind zu identifizieren.
Haushaltsgröße; Kinderzahl; Anzahl der Kinder unter 18 Jahren im Haushalt; Beziehung der Auskunftsperson zur Zielperson; Angaben zu Familienstand und Partnerschaft der Auskunftsperson: Hochzeitsjahr, Trennungsjahr bzw. Scheidungsjahr, feste Partnerschaft und Beginn des gemeinsamen Haushalts mit dem Partner;
Für max. 9 Kinder: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr); leibliches, Adoptiv-, Pflege- oder Stiefkind; gemeinsames Kind mit dem Partner; gemeinsames Sorgerecht bzw. Sorgeberechtigter; Geburtsland; deutsche Staatsbürgerschaft; Bildung: höchster Schulabschluss; abgeschlossene Berufsausbildung; Hauptaktivität; Schulbesuch; Betreuungssituation (Kindertageseinrichtung, Tagesmutter, andere Person oder ausschließliche Betreuung in der Familie); Wochenstunden in der Betreuungseinrichtung; besuchte Schulform; Art der beruflichen Ausbildung.
Angaben über das Zielkind von 0 bis 6 Jahren: Sprache zwischen Zielperson und Auskunftsperson bzw. zwischen Zielperson und Geschwistern; konkrete Angaben zur Betreuungssituation: Betreuungsperson und Wochenstunden; Gründe für die Nichtinanspruchnahme einer Kindertageseinrichtung; hypothetische Entscheidung für eine Kindertagesstätte bei Vorliegen ausgewählter Voraussetzungen; frühere Unterbringung des Kindes in einer Kindertageseinrichtung oder bei einer Tagesmutter und Alter des Kindes zum damaligen Zeitpunkt; Angaben zur derzeit besuchten Kindertageseinrichtung: Träger; Eintrittszeitpunkt; Höhe der monatlich anfallende Kosten; Öffnungszeit; Schließzeit, Schließung über Mittag; Öffnungszeiten entsprechen dem persönlichen Bedarf; Wunsch nach Anpassung der Öffnungszeiten morgens, mittags oder abends; passende Öffnungszeiten an Samstagen und in den Ferien; übliche Bring- und Abholzeit; Bring- und Abholzeit jeden Tag gleich; Mittagstischangebot; Inanspruchnahme des Mittagessens; weitere Angebote der KITA: Sprachförderung, Naturwissenschaften, Computer, Fremdsprachen; Teilnahme des Kindes an diesen Angeboten; Nutzung ausgewählter Zusatzangebote für die Eltern; Häufigkeit von Elterngesprächen im letzten Jahr; Zufriedenheit mit der Kinderbetreuung in der Einrichtung hinsichtlich ausgewählter Aspekte (z.B. Gruppengröße und Öffnungszeiten) sowie insgesamt; Wohlfühlen des Kindes in der Einrichtung; Schwierigkeiten einen KITA Platz zu bekommen; Bedeutung ausgewählter Aspekte bei der Wahl der Betreuungseinrichtung; Wunschalter für die Einschulung des Kindes; Einstellung zu Kindertageseinrichtungen (Skala); Teilnahme an einem Test zur Sprachentwicklung und Alter des Kindes bei diesem Test; Fördermaßnahme im Anschluss an den Test; Rahmen der Sprachförderung (Förderprogramm in der KITA oder logopädische Behandlung); Durchführung des Förderprogramms in einer Fördergruppe oder im Alltag der KITA.
Inanspruchnahme Tagesbetreuung (Tagesmutter): Zeitpunkt der ersten Betreuung durch eine Tagesmutter; früherer Besuch einer Kindestagesstätte; Zeitpunkt des Beginns der Betreuung durch die jetzige Tagesmutter; Betreuung im Haushalt der Tagesmutter, im eigenen Haushalt oder an einem anderen Ort; monatlich anfallende Kosten einschließlich Mittagessen; Art des Zustandekommens dieser Betreuung (Vermittlungsinstanz); Zuschuss vom Jugendamt; Wichtigkeit ausgewählter Gründe für eine Tagesmutter; Nationalität der Tagesmutter; Zufriedenheit mit ausgewählten Betreuungsaspekten und mit der Betreuung durch die Tagesmutter insgesamt; Wohlfühlen des Kindes bei der Tagesmutter; Tagesmutter übernimmt Aufgaben im Haushalt neben der Kinderbetreuung; Tagesmutter betreut gleichzeitig eigene Kinder; Anzahl der mitbetreuten eigenen Kinder und der Kinder insgesamt; Alter des jüngsten und des ältesten betreuten Kindes; Alter der Tagesmutter; feste oder flexible Betreuungszeiten; Notfalllösung bei Ausfall der Tagesmutter; frühere Betreuung durch eine andere Tagesmutter; Auswahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Tagesbetreuungsangeboten.
Freizeit und andere Aktivitäten: Häufigkeit ausgewählter Elternaktivitäten mit dem Kind; Teilnahme des Kindes an Musikschule, Sportverein, Sprachkurs, Malkurs, Babyschwimmen, Prager-Eltern-Kind-Programm (PEKiP) oder Eltern-Kind-Gruppen.
Detaillierte Fragen zu kindlichen Verhaltensweisen (je nach Altersgruppe unterschiedlich). Fragen zur elterlichen Kindererziehung: Häufigkeit ausgewählter Verhaltensweisen bei der Kindererziehung; Wichtigkeit wünschenswerter Eigenschaften des eigenen Kindes (Leistungsbereitschaft, Selbstbeherrschung, gutes Auskommen mit anderen Kindern, Gehorsam, Verantwortungsbewusstsein, Rücksichtnahme, Interesse, eigene Interessen verfolgen und zur eigenen Meinung stehen); Häufigkeit von Meinungsverschiedenheiten mit dem Partner bezüglich der Kindererziehung in ausgewählten Bereichen; präferierte Art der Kinderbetreuung in den verschiedenen Altersstufen des Kindes.
Über das Zielkind von 5-8 Jahren, Auskunftsperson Mutter): Monat und Jahr der Einschulung; Besuch einer Betreuungseinrichtung vor der Einschulung; Alter des Kindes beim ersten Besuch einer Betreuungseinrichtung; Art der derzeitigen organisierten Betreuung; Anzahl der Tage pro Woche in der Betreuung; Schließzeit der Betreuung; Kind geht gerne in die Einrichtung; Zufriedenheit mit ausgewählten Aspekten der Betreuungseinrichtung; Häufigkeit der Betreuung außerhalb der Schule durch andere Personen; Schwierigkeiten bei der Suche einer kurzfristigen Betreuung, während der Ferienzeit bzw. bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Umgang mit nicht abgedeckten Betreuungszeiten; Höhe des monatlichen Elternbeitrages für die Betreuung in der Schule bzw. im Hort; Präferenz für Ganztagsschule oder Hort; derzeit besuchte Schulart; Klassenstufe; Klasse wiederholt (Klassenstufe); Angebote der Schule; Nutzung dieser Angebote; letzte Zeugnisnote in den Fächern Mathematik und Deutsch; außerschulische Aktivitäten (kostenlose bzw. bezahlte Nachhilfestunden, Musikunterricht, Computerkurs); Vereinsmitgliedschaften; ausgeübte Sportart; Freundeskreis insgesamt und Anteil der deutschen Freunde; Charakterisierung des Kindes; Aussagen zum Selbstvertrauen des Kindes; zuhause gesprochene Sprache mit der Auskunftsperson und den Geschwistern; Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten; Freizeitaktivitäten des Kindes und Häufigkeit dieser Aktivitäten; Häufigkeit ausgewählter gemeinsamer Aktivitäten mit dem Kind; gemeinsame Aktivitäten vor der Einschulung; Häufigkeit übernommener Aufgaben im Haushalt; Tätigkeiten ohne Eltern (z.B. bei Freunden übernachtet, einkaufen); Charakterisierung des Kindes anhand ausgewählter Aussagen; wünschenswerte Eigenschaften des Kindes; Häufigkeit von Problemen mit dem Partner bei der Kindererziehung; Beschreibung der eigenen Kindererziehung.
Demographie der Auskunftsperson: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr); Wohnen und Haushaltsgröße: Wohndauer am Wohnort; Art der Wohnform (Wohnstatus); Zimmeranzahl; Wohnfläche in qm; Migrationshintergrund; gesprochene Sprache im Haushalt; hauptsächliche Sprache; Geburtsland; Wohndauer in Deutschland; Geburtsbundesland; Geburt in West- oder Ostberlin; Staatsbürgerschaften; Lebenslauf: Auszug aus dem Elternhaus; Jahr des ersten Auszugs; Jahr der ersten festen Partnerschaft; Jahr des Zusammenziehens mit dem Partner; Jahr der ersten Heirat; Ausbildung und Erwerbstätigkeit; höchster Schulabschluss; Jahr des Erwerbs des Schulabschlusses; Berufsvorbereitungsjahr; Jahr des Berufsausbildungsbeginns; abgeschlossene Berufsausbildung bzw. höchster Bildungsabschluss; Zeitpunkt der ersten Berufstätigkeit; Aktivitätsstatus; derzeitige Haupttätigkeit; Art der Beschäftigung; derzeitiger Schulbesuch: angestrebter Schulabschluss; Art der derzeitigen Berufsausbildung; zusätzlicher Nebenerwerb; Wochenstunden der Nebentätigkeit; aktuelle Erwerbstätigkeit: mehrere Beschäftigungsverhältnisse; Art der Haupttätigkeit; Erwerbstätigkeit und Haupttätigkeit bis zum Beginn der Elternzeit; berufliche Tätigkeit und berufliche Stellung; Charakteristika der beruflichen Tätigkeit; Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche bei Landwirten, Anzahl der Mitarbeiter bei Selbständigen; Wochenstundenzahl; Erwerbstätigkeit und Mobilität: beruflich bedingter Nebenwohnsitz; Arbeitsweg länger als eine Stunde;
letzte Erwerbstätigkeit der Auskunftsperson bzw. der Zielperson: erwerbstätig bis zum Beginn des Mutterschutzes bzw. der Elternzeit; Tätigkeit vor Beginn des Mutterschutzes; Zeitpunkt der Beendigung bzw. Unterbrechung der Erwerbstätigkeit; frühere Erwerbstätigkeit und Charakteristika der früheren Tätigkeit; Lebenszufriedenheit; gerechter Anteil am Sozialprodukt.
Für den Partner wurde erfragt: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr); Geburtsland; Geburtsbundesland; Geburt in West- oder Ostberlin; deutsche Staatsbürgerschaft bzw. weitere Staatsbürgerschaft; höchster Schulabschluss; höchster Ausbildungsabschluss; Haupttätigkeit; Art der Tätigkeit; angestrebter Schulabschluss bei derzeitigem Schulbesuch; Art der Ausbildung bei derzeitiger Berufsausbildung; Nebenerwerbstätigkeit und Wochenstunden; detaillierte Erfassung der aktuellen Erwerbstätigkeit.
Für alle anderen Personen im Haushalt wurde erfragt: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr); Geburt in Deutschland; deutsche Staatsbürgerschaft; höchster Schulabschluss; höchster Bildungsabschluss; Haupttätigkeit; Art der Schule (Schüler); Art der Ausbildung (Personen in beruflicher Ausbildung).
Gemeinsame Aktivitäten der Familie und soziales Netz: Gemeinsames Essen; Häufigkeit von Urlaub mit den Kindern im letzten Jahr; nicht verwandtschaftliche Kontexte: Beurteilung des Zusammenhalts in der Nachbarschaft; Hilfspersonen außerhalb des Haushalts; Pflege: pflegebedürftige Person im Haushalt; Verwandtschaftsverhältnis zum Befragten; pflegende Personen bzw. professionelle soziale Dienste; Pflegeleistung durch den Befragten oder seinen Partner außerhalb des Haushalts; Person des Pflegebedürftigen; persönliche Belastung durch die Pflege; Generationsbeziehung: Generationentreffen und Häufigkeit solcher Treffen; Kinder außerhalb des Haushalts;
Für alle externen Kinder der Auskunftsperson und des Partners wurde erfragt: Anzahl externer Kinder; Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr); leibliches Kind, Adoptiv-, Pflege- oder Stiefkind; gemeinsames Kind mit dem Partner; derzeitige Unterbringung; Todeszeitpunkt; Sorgerecht; Entfernung vom Wohnort; Häufigkeit persönlicher Treffen und sonstiger Kommunikation; in Deutschland geboren; deutsche Staatsbürgerschaft; höchster Schulabschluss; höchster Bildungsabschluss; Haupttätigkeit; derzeitiger Schulbesuch; Betreuungssituation; besuchte Schulform; Art der beruflichen Ausbildung; externe Kinder des Partners sind leibliche Geschwister der Zielperson.
Externer Elternteil der Zielperson (Kind/Jugendlicher): Elternteil lebt außerhalb des Haushalts; Entfernung zum Wohnort; Häufigkeit von Treffen bzw. sonstiger Kommunikation der Zielperson mit diesem Elternteil; höchster Bildungsabschluss der Mutter bzw. des Vaters.
Externe Eltern der Auskunftsperson und des Partners: leibliche Eltern leben beide noch; Zusammenleben der Eltern; Entfernung zum Wohnort der Eltern; Entfernung zum Wohnort der Mutter bzw. des Vaters; Häufigkeit von Treffen bzw. sonstiger Kommunikation mit der Mutter bzw. dem Vater; Eltern in Deutschland geboren; deutsche Staatsbürgerschaft der Mutter bzw. des Vaters; Enkel der Auskunftsperson bzw. des Partners; Anzahl der Enkel.
Wunsch nach weiteren Kindern; bestehende Schwangerschaft; beabsichtigte Inanspruchnahme der Elternzeit; geplanter Zeitpunkt für ein weiteres Kind; präferierte Wunschkinderzahl; allgemeiner Kinderwunsch; geplanter Zeitpunkt für das erste Kind.
Konfession; Kirchgangshäufigkeit; Religiosität; Konfession des Partners; Kommunion des Zielkinds; Einschätzung des Gesundheitszustands der Zielperson; Bezug staatlicher Transferleistungen; Höhe des Elterngeldes; Haushaltsnettoeinkommen und persönliches Nettoeinkommen (insgesamt und kategorisiert).
Zusätzlich verkodet wurde: Panelbereitschaft; Adressabgleich und Zusatzkommentare.
Kinderfragebogen 9- bis 12-Jährige: Selbstcharakterisierung (Skala); Freizeitaktivitäten; Anzahl der guten Freundinnen und Freunde; Anzahl deutscher Freunde; Kommunikationsverhältnis mit Freunden; Kontaktfreudigkeit; Vereinsmitgliedschaften; ausgeübte Sportart; Besuch eines Jugendtreffs; Aktivitäten ohne Eltern; Einschätzung des Familienzusammenhalts und Familienklima; mit den Eltern und Geschwistern gesprochene Sprache; Beziehung zu Mutter und Vater; Häufigkeit übernommener Aufgaben im Haushalt; Einstellung zur Schule und zum Lernen; selbständiges Lernen bzw. Unterstützung; Zeugnisnoten in den Fächern Deutsch und Mathematik; Wiederholung einer Klasse; Klassenstufe; derzeit besuchte Schulform; zukünftige weiterführende Schule; gewünschter Schulabschluss; Sorgen um Schulabschluss; gewünschte weiterführende Schulform; Vergleich der derzeitigen Schule mit der Grundschule; Schulschwänzen; eigenes Verhalten bei schlechten Noten; Wichtigkeit ausgewählter Personen des sozialen Umfelds; Selbsteinschätzung des Problemlösungsverhaltens; Selbstbeschreibung (Skala).
Kinderfragebogen 13- bis unter 18-Jährige: Freizeitaktivitäten; beste Freundin bzw. bester Freund und deren Herkunftsländer; feste Freundschaft; Herkunftsland der Familie des Partners; Größe des Freundeskreises; Herkunftsland der Familien der Freunde; Freizeitpartner; Wichtigkeit ausgewählter Personen des sozialen Umfelds; Unterstützungsperson in schwierigen Situationen (Bezugsperson); genutzte Freizeit- und Kultureinrichtungen; derzeitige Hauptbeschäftigung; höchster Schulabschluss; Schüler wurden gefragt: Klassenstufe; besuchte Schulform; Wechsel des Schulzweigs und Schulzweigart; angestrebter Schulabschluss; Privatschule; Schulnoten in Mathematik und Deutsch; Wiederholung einer Klasse; Übernahme sozialer Aufgaben in der Schule (Schulämter); Wechsel des Schultyps; Schultypen nach der Grundschule; Häufigkeit von Schulschwänzen allgemein sowie ganzer Unterrichtstage; Schularbeitenunterstützung durch die Familie; Wunsch nach mehr Unterstützung; Nachhilfe; private Bezahlung der Nachhilfe; Nebenjob und Praktikum; Selbsteinschätzung von Schulerfahrungen; Zukunftspläne nach dem Schuljahr; derzeitige Ausbildung entspricht dem Berufswunsch;
Wichtigkeit ausgewählter Berufsaspekte; Berufswunsch; Jahr des ersten allgemein bildenden Schulabschlusses; Tätigkeiten zwischen Schule und Ausbildung; Zeitpunkt des Ausbildungsbeginns; Ausbildungsberuf; Ausbildungsstatus; Übernahme von Funktionen und Ämtern in der Berufsschule oder Ausbildungsstelle; verfügbares Geld pro Monat und Geldquellen; Wichtigkeit ausgewählter Lebensbereiche; Aktivitäten ohne Eltern; Beziehung zur Mutter sowie zum Vater (Häufigkeit von Gesprächen über Erlebnisse, über Belastendes und über Ausbildungs- und Berufsfragen, Mitsprache der Eltern bei Entscheidungen, politischen Diskussionen); Häufigkeit übernommener Haushaltsaufgaben; Sprache im Haushalt und hauptsächliche Sprache; Fremdsprachenkenntnisse; Selbsteinschätzung (Skala: Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Leistungsorientierung, Fremdbestimmung, Außenorientierung); Wichtigkeit ausgewählter Verhaltensweisen (Pflichtbewusstsein, Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz, Hedonismus, Kritikfähigkeit, Altruismus, Fähigkeiten entfalten, Rücksichtnahme, keine Bevormundung, hohes Einkommen); Konfession; Kommunion, Konfirmation oder Jugendweihe; Kirchgangshäufigkeit; negative Erlebnisse und Schicksalsschläge (z.B. Tod einer Bezugsperson, Suizidgedanken, schwere Krankheit); Alter zum Zeitpunkt des ersten Erlebnisses; Selbsteinschätzung (Stress, Selbstbestimmung, Sorgen, alle Möglichkeiten stehen offen, innovationsfreudig, Verantwortung); Zufriedenheit mit dem persönlichen Leben (Lebensgestaltung, Wohnsituation, Umfang der freien Zeit, Wohnsituation, berufliche Perspektiven, verfügbares Geld); Aktivität in Vereinen oder Gruppen; Teilnahmehäufigkeit an Vereinsaktivitäten; Funktion im Verein; aktive ehrenamtliche Mitarbeit bzw. gelegentliche Teilnahme an ausgewählten Gruppen und Organisationen; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands; Politikinteresse; Einstellung zur Gleichberechtigung (Skala); Kinderwunsch; Zukunftspläne.
Fragebogen 18-32: Geschlecht des Zielkindes; Kinderzahl im Haushalt; Heirat unter 18 Jahren; geplanter gemeinsamer Haushalt bzw. Heiratsabsicht; Glücklichsein in der Partnerschaft; Streithäufigkeit mit dem Partner; Schwierigkeiten bei der Lösungsfindung; Sprachkenntnisse; Entfernung des Wohnortes des Partners; Häufigkeit der Treffen und der Kommunikation mit dem Partner; Herkunftsland des Partners; Erwerb des Schulabschlusses unter 14 Jahren; Wehrdienst oder Zivildienst; Freiwilligendienst; Freiwilligendienst anstelle des Zivildienstes; Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit und Zeitpunkt der Wiederaufnahme; Besuch einer Privatschule; Schulzweig gewechselt; Zeitraum für Jobben; Übernahme von Schulämtern; Pläne für die Zeit nach dem Schuljahr; übernommene Ämter in der Berufsschule bzw. im Studium; Tätigkeit zwischen Schule und Ausbildungsbeginn; detaillierte Angaben zur Ausbildungsbiographie; Beschäftigung nach Abbruch der Ausbildung bzw. des Studiums; derzeitige sowie erste Tätigkeit entspricht der Ausbildung; erste Stelle befristet oder unbefristet; Wahlbeteiligung an Betriebsratswahl; Mitgliedschaft im Betriebsrat; Arbeitslosigkeit, Einschätzung der Chancen auf einen Arbeitsplatz (nur Arbeitslose); Wunsch nach Reduzierung der Vollzeitarbeit bzw. nach Vollzeitarbeit; Charakterisierung der Erwerbstätigkeit (Arbeitszufriedenheit); Unterbrechung der Berufstätigkeit wegen der Geburt oder Betreuung eines Kindes; Beginn und Ende der jeweiligen Unterbrechung; Inanspruchnahme der gesetzlichen Elternzeit; Monate der gesetzlichen Elternzeit; präferierte Erwerbssituation von Eltern mit Kindern unter 3 Jahren im Haushalt sowie mit Kind im Kindergartenalter; Elternteil, der Vollzeit arbeiten sollte bzw. generell arbeiten; Partner hat Zivildienst gemacht; Jahr des Zivildienstabschlusses; Zufriedenheit mit der Zeitverwendung im Hinblick auf Beruf, Hausarbeit, persönliche Freizeit, Partnerschaft, Kinder und Freunde; empfundene Belastung durch Hausarbeit, Kinderbetreuung, Beruf bzw. Ausbildung; Häufigkeit von Zeitdruck aufgrund beruflicher Anforderungen im Hinblick auf die Familie; Zufriedenheit mit ausgewählten Aspekten und Lebenszufriedenheit; Fühlen als Jugendlicher oder Erwachsener; derzeitiges Lebensgefühl: Vieles derzeit nicht endgültig zu entscheiden; Sicherheitsdenken; Geburtsland weiterer Personen im Haushalt; Häufigkeit der Vollzähligkeit der Familie beim Frühstück, Mittagessen und beim Abendessen; Häufigkeit von auswärts Essengehen mit der Familie; Häufigkeit von Essenslieferungen nach Hause (Pizza Taxi); haushaltsnahe Dienstleistungen im letzten Monat; Gesamtdauer der Urlaube mit den Kindern im letzten Jahr; Häufigkeit von Unternehmungen mit dem Partner ohne Kinder und allein oder mit Freunden ohne Familie; für alle externen Kinder des Befragten wurde erfragt: Ferien im Haushalt bzw. gemeinsamer Urlaub innerhalb des letzen Jahres und Urlaubsdauer; Geburtsland und Bildungsabschluss von Mutter und Vater; Großeltern leben noch und Anzahl lebender Großeltern; präferierter Zeitpunkt für eigene Elternschaft; Häufigkeit der Übernahme von ausgewählten Aufgaben im Haushalt und Aufgabenverteilung; Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten; Häufigkeit von Aktivitäten mit ausgewählten Freizeitpartnern am Wochenende und unter der Woche; derzeitige Wichtigkeit der eigenen Kinder; Aktivität in Vereinen und Teilnahmehäufigkeit und Gruppen; Vereinsmitgliedschaften; Übernahme einer Funktion; präferierte Möglichkeiten der politischen Partizipation; Unterstützungspersonen in schwierigen Situationen; im letzten Jahr genutzte Einrichtungen (z.B. Berufsberatung, Jugendamt, Verbraucherzentrale); negative Erlebnisse und Alter zum erstmaligen Zeitpunkt des Erlebnisses; Charakterisierung der Beziehung zum jüngsten Kind und der Kommunikation mit dem jüngsten Kind; Selbsteinschätzung der Rolle als Mutter bzw. Vater (Überforderung, Freude); Charakterisierung des Familienklimas; Dauer aktiver Beschäftigung mit dem Kind an Sonntagen sowie unter der Woche pro Tag; Art der Unternehmungen mit den Kindern; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands.
Zivildienst: Beginn des Zivildienstes; Dauer des Zivildienstes in Monaten; Bundesland des Zivildienstes; Tätigkeit vor dem Zivildienst; Art der Auswahl des Zivildienstplatzes; Gründe für die Auswahl; Tätigkeitsbereich; Typ der Einrichtung der Zivildienststelle; Träger bzw. Spitzenverband der Zivildienststelle; Motivation für die Zivildienstentscheidung (Skala); Zivildiensttätigkeit aus der Rückschau; Kompetenzentwicklung: Weiterentwicklung ausgewählter Kenntnisse und Fähigkeiten im Zivildienst; Gestaltung des Zivildienstes in der Zivildienststelle (Skala: Einschätzung der Zivildienststelle); Zusammensetzung des Teams (weiblich oder männlich); Gelegenheiten zum Lernen (´Lernarrangements´); Einfluss des Zivildienstes auf die weitere Berufswahl; langfristiger Einfluss auf Berufswahl durch Zivildienst; Nutzen des Zivildienstes in Ausbildung oder Beruf; Nutzungsaspekte; verändertes Verständnis von Frauen- und Männerberufen (Geschlechterrollen) durch den Zivildienst; Einschätzung der Zusammenarbeit mit weiblichen Kolleginnen; weibliche Vorgesetzte im Zivildienst und Einschätzung der Zusammenarbeit; Erweiterung der Kenntnisse und Fähigkeiten in Betreuung, Pflege oder Hauswirtschaft durch den Zivildienst; mehr Verständnis für ältere, behinderte oder benachteiligte Menschen; gesteigertes Interesse an sozialen Fragen; ehrenamtliches Engagement neben dem Zivildienst und Einsatzort; retrospektive Bewertung des Zivildienstes; Art des sozialen oder gesellschaftspolitischen Engagements aufgrund des Zivildienstes; Partner ist derzeit Zivildienstleistender.
Für männliche Kinder über 17 Jahre im Haushalt und extern wurde erfragt: derzeit Zivildienstleistender; Eltern-Kind-Beziehung bzw. Beziehung der Auskunftsperson zu externen Kindern; Jahr des höchsten Bildungsabschlusses; Wichtigkeit ausgewählter Lebensbereiche; Aufgabenverteilung im Haushalt; Besitz von Haustieren und Haustierart; Befragter leistet Hilfe für Personen außerhalb des Haushalts; Person des Hilfeempfängers; Größe des Freundeskreises; Unterstützungspersonen in schwierigen Situationen; Nutzen von sozialen Einrichtungen; Beziehung zur Mutter und zum Vater; Geschwister und Geschwisterzahl; Kindheit und Jugend bei den leiblichen Eltern verbracht; Gründe für Aufwachsen außerhalb des Elternhauses; Enkel und Enkelzahl; Freizeitaktivitäten; Fernsehkonsum an einem Werktag; Häufigkeit der Freizeitaktivitäten am Wochenende mit ausgewählten Freizeitpartnern; Häufigkeit von Zeitdruck wegen Berufsanforderungen im Hinblick auf das Privatleben; Zufriedenheit mit ausgewählten Lebensbereichen; Sohn derzeit Zivildienstleistender.
Zusätzlich verkodet wurde: Bundesland; Regierungsbezirk; Ortsgröße; Feldinstitut; Interviewsprache; Interviewmonat und Interviewjahr mit der Zielperson bzw. der Auskunftsperson;
Auskunftsperson männlich oder weiblich, hat Kind; Kinder im Haushalt; Kinderzahl im Haushalt unter 3 Jahren, unter 8, 14 und 18 Jahren, zwischen 4 und 18 Jahren, Kinder älter als 2 und jünger als 18 Jahre (Jungkind), Kind über 7 und über 18 Jahre im Haushalt; Schülerstatus des Kindes, Familiensituation; derzeitige bzw. letzte berufliche Stellung der Auskunftsperson bzw. der Zielperson; letzte berufliche Stellung des Partners;
Soziales Prestige der Auskunftsperson und des Partners; beruflicher Abschluss; Bildungsjahre nach Ostermeier/Blossfeld 1998; höchster Bildungsabschluss nach CASMIN sowie nach Bildungsjahren des Befragten und des Partners; Zeitpunkt des ersten Auszugs aus dem Elternhaus; Heiratsdatum der derzeitigen bzw. letzten Ehe; Trennungsdatum; Scheidungsdatum; Beginn des Lebens der Auskunftsperson in Deutschland; Enkel im Haushalt; Eltern im Haushalt; Alter des jüngsten und des ältesten Kindes im Haushalt; Alter bei der Geburt des ältesten Kindes; Äquivalenzeinkommen nach OECD-Skala; Prozentanteil unter Medianeinkommen von 2008; Migrationshintergrund (Herkunftsland, Nationalität, ausländische Staatsangehörigkeit oder Geburtsland) der Zielperson; Staatsbürgerschaft der Auskunftsperson bzw. der Zielperson und des Partners; Aktivitätsstatus; Partner im Haushalt oder außerhalb; Lebensform; Familien- und Lebensform nach dem Mikrozensus, Generationen im Haushalt; erwerbstätige Personen im Haushalt; Erwerbskonstellation im Haushalt; Lebensform der Zielperson; im Haushalt neben Deutsch gesprochene Sprache; Sprachpraxis im Haushalt, Herkunftsland; Herkunftsland nach ökonomischer Situation, nach Mikrozensus und nach dominanter Religion; Arbeitnehmerfreizügigkeit; erweiterte Wohlfahrtstypologie; Herkunftsland in Anlehnung an Klassifikation des Bildungsberichts 2006; Jahr des Schulabschlusses; Wunsch nach weiteren Kindern, Zeitpunkt des nächsten Kindes; gewünschte Kinderzahl insgesamt; Aktivität vor dem Mutterschutz bzw. der Elternzeit; Zusammenzug mit dem derzeitigen Partner; Alter der Mutter und des Vaters im Haushalt bei Geburt; Bildungsabschluss des Vaters und der Mutter der Zielperson; Altersgruppen 13- 32-Jährige im Haushalt; Ausbildungs- und Erwerbsstatus; Ausbildungs- und Erwerbsstatus (13 bis 32-Jährige); Lebensformen junger Erwachsener (13- bis 32-Jährige); allgemeinbildenden Schulabschluss erreicht oder angestrebt; Schulabschluss erreicht oder angestrebt; Geschlecht; derzeitige Betreuungsform; Schichtindikator (Einkommen, Bildung, Beruf); Betreuungsform des Zielkindes; monatliches Haushaltsnettoeinkommen (gruppiert); Indizes: Erikson-Goldthorpe-Portocarero-Klasse (EGP) für Auskunftsperson; ausgeübter bzw. angestrebter Beruf und Ausbildungsbiographie (ISCO-88, SIOPS, ISEI, Mps); höchster ISEI im Haushalt; Aggregatdaten für das Wohnumfeld.
Die Inhalte der verlinkten Blogs und Blog Beiträge unterliegen in vielen Fällen keiner redaktionellen Kontrolle.
Warnung zur Verfügbarkeit
Eine dauerhafte Verfügbarkeit ist nicht garantiert und liegt vollumfänglich in den Händen der Blogbetreiber:innen. Bitte erstellen Sie sich selbständig eine Kopie falls Sie einen Blog Beitrag zitieren möchten.
#Polenwählt #PolenWahl #PLWahl23 #WahlenInPolen Eigentlich ist oft eine bestimmte, nicht zu große Vielfalt von sich zur Wahl stellenden politischen Parteien für Wählerinnen und Wähler sowie für die Demokratie insgesamt von Vorteil. Bürgerinnen und Bürger können entscheiden, welche politischen Meinungen und Pläne ihnen am besten passen. Das Argument, dass man keine Partei wählt, weil ohnehin alle gleich seien, ist dann fehl am Platz. Doch in Polen wird seit einigen Monaten von der Opposition und in Expertenkreisen heftig darüber debattiert, auf wie viele Listen die heutigen Oppositionsparteien antreten soll. Warum ist das so und was wird genau diskutiert?Die nächsten Parlamentswahlen in Polen werden aller Voraussicht nach im Herbst 2023 stattfinden. Laut jüngster Umfragen würde die regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) mit 34% zwar wohl die Wahl gewinnen, aber kaum eine regierungsbildende Mehrheit im Parlament bekommen. Bei einem solchen Ergebnis würde sie 192 Sitze erhalten, während für eine Regierungsmehrheit 231 Sitze erforderlich sind. Die von der Bürgerkoalition (KO) angeführte Opposition würde demnach mit 26% auf dem zweiten Platz landen, gefolgt von Szymon Hołownias Polen 2050 mit 14%, der Linkspartei mit 9% und der Polnischen Koalition (die größte Partei ist dort die Volkspartei, PSL) mit fast 7%. Die rechtsextreme Konföderation (Konfederacja) würde aktuell an der 5-Prozent-Hürde scheitern. Folgt man den Regeln der politischen Arithmetik, hätten die Parteien der heutigen politischen Opposition nach den kommenden Wahlen die Möglichkeit, gemeinsam die Regierung zu bilden.Was die Geschichte zeigtGleichwohl handelt es sich bei diesen Umfrageergebnissen um eine Momentaufnahme. Bereits eine Verschiebung um wenige Prozentpunkte kann über die Zusammensetzung der nächsten polnischen Regierung entscheiden. Dies zeigt auch ein Blick in die jüngere Geschichte polnischer Parlamentswahlen. Zum Beispiel gewann im Jahr 2015 die PiS mit knapp 38% die Wahlen, auch weil die Vereinigte Linke den Einzug ins Parlament knapp verpasste (als Parteienbündnis hätte sie die 8-Prozent-Hürde überwinden müssen). Vier Jahr später allerdings hätte dieses Ergebnis der PiS keine alleinige Regierungsbildung ermöglicht. 2019 benötigte die Partei Recht und Gerechtigkeit hierfür bereits 43,6%. Dieses Ergebnis reichte aus, obwohl die Oppositionsparteien KO, PSL sowie der Demokratische Linksbund (SLD) insgesamt 48,51 % der Stimmen erhielten. Möglich macht dies das in Polen angewendete d'Hondt-Verfahren, mit dem die erzielten Stimmen in Parlamentsmandate umgerechnet werden. Größere Parteien erhalten hierbei proportional mehr Sitze zugeteilt als kleinere Parteien. So erhielt die PiS 2019 insgesamt 235 Sitze. Die drei oben genannten heutigen oppositionellen Parteien hätten mit damals fast 9 Millionen Stimmen dann eine Mehrheit im Sejm gehabt, wenn sie mit einer einzigen Liste zur Wahl angetreten wären. Der Vorschlag für eine gemeinsame Liste war aber von der PSL abgelehnt worden, da sie behauptete, als konservative Partei einige der Vorschläge der linken Partei SLD nicht akzeptieren zu können.Dass Bündnisse unter den oppositionellen Parteien sich tatsächlich lohnen können, bestätigte 2019 die Wahl zum Senat, der zweiten Kammer des polnischen Parlaments. Damals ging die Opposition den sogenannten Senatspakt ein, also eine Vereinbarung zwischen der Bürgerkoalition, der SLD und der PSL, nach der die Opposition in den meisten Wahlbezirken nur einen Senatskandidaten bzw. eine Senatskandidatin gegen die PiS aufstellte (die Senatswahlen sind Mehrheitswahlen, in jedem Bezirk wird ein Senator gewählt). Im Ergebnis erhielt die PiS 48 von 100 Sitzen, und damit ebenso viele wie Oppositionsparteien, die sich jedoch auf weitere 4 Mandate unabhängiger Senatoren stützen kann und damit die Mehrheit im Senat stellt.Was die heutige Statistik sagtEine gemeinsame Oppositionsliste soll die Nachteile verhindern, die das d'Hondtsche Verfahren gerade für kleinere Parteien bereithält. Wenn die Opposition mit drei oder sogar vier Listen zur Wahl antritt, könnte es wieder zu einem ähnlichen Ergebnis wie 2015 oder 2019 kommen. Dies ist vor allem durch das Aufkommen neuer politischer Kräfte wie etwa Polen 2050 wahrscheinlich (diese Partei gab es 2019 noch nicht), da sich hierdurch die durchschnittliche Anzahl der für jede Partei abgegebenen Stimmen verringert. Aber die Befürworter einer gemeinsamen Liste betonen nicht nur die Vorteile der Prämie, die dem Wahlsieger durch das d'Hondtsche Verfahren gewährt wird, sondern auch die psychologische Bedeutung einer gemeinsamen Oppositionsliste von der Linken über die Bürgerkoalition und Polen 2050 bis hin zur Polnischen Koalition, um die bis kurz vor der Wahl unentschlossenen Wähler zu gewinnen. Laut dieser Überzeugung würden diese Bürger den Oppositionsparteien eine Prämie dafür geben, dass sie sich vereinigt haben und eine reale Chance haben, die nächste Regierung zu bilden.Also alles klar? Leider nein!Wenn man diese Argumente berücksichtig, könnte man sagen, es sei selbstverständlich für die Opposition, eine einzige Liste zu bilden. Doch die politischen Debatten zeigen etwas anderes. So sind etwa die Polnische Koalition und Polska 2050 weiterhin nicht von einer gemeinsamen Liste überzeugt und plädieren für zwei Oppositionsblöcke. Die PSL macht sich zum Beispiel Sorgen, dass ihre konservativen Wähler, wenn die gemeinsame Liste mit dem Vorschlag "Ehe für alle" (wie ihn die Linken fordern) zur Wahl geht, lieber doch die PiS wählen. Mit einer Liste ist es für die beiden konservativen Parteien (Polska 2050 und Polnische Koalition) und die Linke äußerst schwierig sich vorzustellen, ein gemeinsames Programm zu vereinbaren ohne die eigenen Werte zu verraten. Sie befürchten, dass Teile ihrer Wählerschaft eine gemeinsame Liste nicht gutheißen und der Wahl fernbleiben werden.Andererseits werden die Bürger theoretisch wissen, wer von den Kandidaten auf einer Liste welche Partei repräsentiert und dieser Person die Stimme geben können (in Polen wählt man eine Liste, indem man eine konkrete Person auf dieser Liste "ankreuzt"). Und bei den Sejm-Wahlen ist es in der Tat möglich, dass in jedem Bezirk mindestens ein Kandidat jeder Gruppierung auf einer gemeinsamen Liste für den Oppositionsblock antritt. Wählerinnen und Wähler wissen natürlich, dass sein Kandidat möglicherweise nicht durchkommt und die Stimme für "seinen" Kandidaten letztlich einem anderen Kandidaten auf der gemeinsamen Liste zugutekommt, aber zumindest hat er die Gewissheit, dass er/sie für seinen/ihren eigenen Kandidaten gestimmt hat. Diese Situation sollte also eigentlich sogar besser sein als bei den Senatswahlen, wo nur ein Kandidat des oppositionellen Bündnisses zur Wahl steht, der dann zwangsläufig oft auch eine wirklich andere Meinung vertritt. Dennoch hat dieses Rezept für den Senat 2019 Erfolg gehabt.Ein weiterer Grund, warum die Gespräche über eine Einigung zwischen den Oppositionsparteien ins Stocken geraten sind, ist die Überzeugung von PO-Parteichef und Oppositionsführer Donald Tusk, dass es der Bürgerkoalition gelingen werde, die PiS in den Umfragen Ende dieses und Anfang nächsten Jahres zu überholen. Das würde die Rolle der KO und Tusks selbst in der Konstellation noch weiter stärken. Diese potenzielle Dominanz gibt den kleineren Parteien weitere Gegenargumente an die Hand. Das Beispiel der Partei Nowoczesna (Moderne), die nach zwei gemeinsamen Listenverbindungen mit der Bürgerplattform von letzterer mit der Zeit absorbiert wurde, ist ein Warnzeichen. Eine ähnliche Entwicklung würde wahrscheinlich das Ende der ehrgeizigen Pläne von Szymon Hołownia bedeuten und die Position der Linken schwächen. Kaum weniger wichtig sind die finanziellen Aspekte des Projekts. Alle Parteien, die bei den Wahlen mehr als 3% erreicht haben, bekommen finanzielle Zuschüsse aus dem Staatshaushalt. Es könnte nämlich passieren, dass im Fall einer gemeinsamen Liste der Zuschuss vollständig in den Händen der größten Partei bleiben würde, falls unter ihrem Hut alle Verbündeten an die Wahl gingen. Auch dafür gibt es schon ein Beispiel, und zwar, als die Partei Kukiz'15 und die PSL ein Bündnis gründeten. Es endete, als die PSL sich weigerte, das Geld mit dem kleineren Partner zu teilen.Alle diese Faktoren deuten darauf hin, dass die Verwirklichung des Projekts einer gemeinsamen Liste sehr schwierig werden dürfte.AusblickAlle Argumente zeigen, dass es noch gar nicht klar ist, ob ein, zwei oder gar drei Bündnisse in Opposition zur Regierungspartei PiS im Herbst 2023 um Wählerstimmen kämpfen werden. Zwar geben alle Oppositionsführer zu, dass für die Machtablösung der PiS die Bildung einer Koalitionsregierung nötig ist, die nur dann über eine stabile Mehrheit im Sejm verfügen wird, wenn sie Vertreter aller vier Parteien umfasst. Entscheidend ist jedoch das Programm mit ein paar konkreten Wahlzielen, das die Bürger überzeugen kann. Es ist davon auszugehen, dass die Opposition bis Ende des Jahres weitere Gespräche führt, aber die Personalfragen werden dann aller Voraussicht nach erst im nächsten Frühjahr entschieden. Gleichzeitig ist es auch kein Geheimnis, dass alle politischen Parteien derzeit ihre eigenen Ressourcen (Personal und Finanzmittel) für die Wahl vorbereiten. Auch die Erstellung eigenen Wahllisten beginnt langsam.In den Debatten kursiert deshalb eine weitere Idee, nämlich dass eine gemeinsame Liste nur in bestimmten Regionen aufgestellt werden soll, wo die PiS in der Vergangenheit am erfolgreichsten war. Zum Beispiel erleidet die Opposition im Osten Polens, in denjenigen Bezirken, die der Regierungspartei nahestehen, durch das d'Hondtsche Verfahren die größten Verluste. Dort wäre, laut Experten, eine gemeinsame Liste am sinnvollsten und würde auch die Nachteile einer landesweiten Koalition reduzieren.Realistischer aber erscheint ein Szenario mit zwei Listen, das unter anderen von der Polnischen Koalition verbreitet wird: einem linksliberalen Bündnis von der Bürgerkoalition und der Linken auf der einen und einem Mitte-Rechts-Bündnis mit Polen 2050 und der Polnischen Koalition auf der anderen Seite. Wie der Anführer der Polnischen Koalition, Władysław Kosiniak-Kamysz, sagt: "Zwei Listen bringen uns Erfolg, fünf Listen bedeutet den PiS-Sieg, und eine gemeinsame Liste kann einige Parteien den Verlust von Millionen von Wähler kosten".Viel leichter zu erreichen ist eine Neuauflage des Senatspakts von vor vier Jahren. Alle Analysen deuten darauf hin, dass die "vereinte Opposition" nach den Wahlen 2023 über sechzig Sitze im Senat haben wird, also zehn mehr als jetzt. Zwar sollen, wie man hört, die derzeitigen Senatorinnen und Senatoren Vorrang bei der Kandidatur haben, aber es gibt auch einige Senatoren, die z.B. für den Sejm oder 2024 für das Europäischen Parlament kandidieren wollen oder aus Altersgründen ausscheiden. Das ergibt etwa zwanzig zusätzliche Sitze in den Wahlbezirken. Hier also steht die Vereinbarung schon fast fest.Die Diskussion darüber, ob die Opposition bei den Sejm-Wahlen mit einer, zwei oder mehreren Listen antreten soll, ist daher aus mehreren Gründen sehr wichtig. Für die Opposition, für es um eine mögliche Rückkehr an die Macht geht, ist die Frage natürlich essenziell. Sie spielt aber auch für die Regierungspartei eine Rolle, denn die PiS wird ihren Wahlkampf entsprechend anpassen müssen. Schließlich haben die Debatte und die sich aus ihr ergebenden Konstellationen eine große Bedeutung für die Wähler. Und außerdem müssen sich die Anhänger der Opposition entscheiden, ob bestimmte Parteienbündnisse ihren Präferenzen entsprechen und wie sie dann abstimmen werden. Aber auch für Teile der potenziellen Anhängerschaft der Partei Recht und Gerechtigkeit kann die Haltung der Opposition ausschlaggebend für ihr Abstimmungsverhalten am Wahltag sein, also ob sie zur Wahl gehen und falls ja, wen sie letztendlich unterstützen. Sie kann andererseits jedoch auch diejenigen Bürger mobilisieren oder entmutigen, die nicht vorhatten, sich an den Wahlen zu beteiligen, oder die zögerlich waren.Weitere Informationen:https://www.polityka.pl/tygodnikpolityka/kraj/2175903,1,jednoczyc-sie-czy-nie-to-mniej-wazne-opozycja-ma-inne-zadanie.readhttps://www.polityka.pl/tygodnikpolityka/kraj/2184408,1,razem-jedna-lista-opozycji-czy-osobno-rzucmy-okiem.readhttps://www.rp.pl/opinie-polityczno-spoleczne/art36323291-zalety-jednej-listyhttps://www.pap.pl/aktualnosci/news%2C1429898%2Clisty-wyborcze-opozycji-kiedy-decyzja.html
Die afrikanische Schlafkrankheit (HAT), übertragen durch die Tsetse Fliege und ausgelöst durch den einzelligen Parasit Trypanosoma brucei, wird vor über 100 Jahren entdeckt. Diese unbehandelt immer tödlich verlaufende Erkrankung zählt zu den Neglected Tropical Diseases. Es existiert keine Impfung und die Behandlung ist nebenwirkungsreich. Das weltweite Forschungsaufkommen zu diesem Thema wird von 1900 bis 2016 anhand von Metadaten untersucht, die aus dem Web of Science Core Collection (Clarivate Analytics) extrahiert wurden. Die 5079 Publikationen werden mittels bibliometrischer Parameter ausgewertet. Diese umfassen chronologische Publikationsparameter, Analysen der Länder, Institutionen, Autoren, Fachzeitschriften, Fachbereiche, Kooperationen und Geschlechterparität. Die Analyse zeigt ein aufkommendes Forschungsinteresse der Kolonialmächte Anfang des 20. Jahrhunderts in den okkupierten Koloniegebieten Afrikas. Zu dem Zeitpunkt als der Erreger entdeckt wird, grassiert eine Epidemie der Ost-und Westafrikanischen Schlafkrankheit. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges brechen die Publikationszahlen ein. Erst ab den 1970ern steigen die Artikelzahlen kontinuierlich. Die Vernachlässigung der Erkrankung resultiert in einer Epidemie mit geschätzt 300.000 Fällen (1998). In den letzten Jahren verringerte sich die Anzahl der Neuinfektionen erheblich, im Jahr 2016 werden 2184 Fälle gemeldet. Zwischen 1964 und 2013 kommt es zu einer mehr als 11-fachen Steigerung der Publikationen. Ab 1980 nehmen die Zitierungen sprunghaft zu, wahrscheinlich konnten viele neue Erkenntnisse aufgrund der hohen Prävalenz gewonnen werden. Der meistzitierte und produktivste Fachbereich ist die Biochemistry and Molecular Biology. Der Anteil Pharmacology and Pharmacy nimmt kontinuierlich zu. Die Popularität könnte auf 2 Faktoren zurückgeführt werden, den steigenden Bedarf an neuen Medikamenten und den Einfluss der WHO. 2009 wird NECT als Kombinationstherapie zugelassen, 2018 folgt Fexinidazole. Das durchschnittliche Literaturverzeichnis vergrößert sich, ebenso die Forschungsgruppen, denn die durchschnittliche Autorenzahl steigt von 2,5 (1975) auf 8,03 (2014). Die Zahl der internationalen Kooperationsartikel wird innerhalb der letzten 30 Jahre versechsfacht. Die publikationsstärkste Nation ist die USA, gefolgt von Großbritannien, weiteren westeuropäischen Staaten sowie Kenia und Nigeria. 36% der 25 produktivsten Länder sind afrikanische. Gemessen an ihren ökonomischen Daten ist die Forschungsleistung extrem hoch. Unter den 15 produktivsten Institutionen ist als einziges afrikanisches das International Livestock Research Institut (Nairobi) vertreten. Diese Forschungseinrichtung wird durch Stiftungen wie Wellcome Trust finanziell unterstützt, welche bei mehreren hundert Publikationen als Funding Agency dient. Zwei weitere außeruniversitäre Institutionen zählen zu den produktivsten: Das Center of Infectious Disease Research (USA) sowie das Institute of Tropical Medicine Antwerp (Belgien). Die zehn produktivsten Länderkooperationen finden innereuropäisch oder mit den USA statt, darunter existiert eine europäisch-afrikanische Kollaboration (ITM Antwerp, Ministry for für Public Health (DR Kongo)). Bei Analyse der europäisch-afrikanischen Kooperationen fällt auf, dass diese mit der ehemaligen Kolonialpolitik korrelieren könnten. Die meisten afrikanischen Nationen publizieren in Kooperationen, eine Ausnahme bildet Nigeria. Sie veröffentlichen nur 18,7% der Artikel in Zusammenarbeit. Sie sind das Land mit dem höchsten BIP der ausgewerteten afrikanischen Nationen. Der produktivste Autor ist E. Pays der an der Université Libre de Bruxelles forscht. Der meistzitierte Autor G.A.M. Cross von der Rockefeller University ist Verfasser von zwei der meistzitierten Artikel. Die erfolgreichsten Wissenschaftler stehen eher am Ende ihrer Karriere und fungieren meist als Letztautoren und als Leiter einer Einrichtung. Obwohl in den letzten Jahren eine zunehmende Geschlechterparität auf dem Forschungsgebiet identifiziert werden konnte, ist die Chancengleichheit für Frauen abhängig vom Land. In Brasilien überwiegt als einzige Nation der Anteil weiblicher Autoren, während Japan den geringsten Frauenanteil besitzt. 11,2% der Artikel erscheinen in der Fachzeitschrift Molecular and Biochemical Parasitology und deckt somit die beiden meistzugewiesenen Themenfelder ab. Infektiöse Erkrankungen, die vor allem Drittweltländer mit geringen finanziellen Möglichkeiten betreffen, müssen im Interesse der Weltgemeinschaft weiter intensiv erforscht werden. Um dies zu ermöglichen ist eine Finanzierung und Stärkung der Wissenschaft in den betroffenen Ländern vor Ort nötig. ; The African Sleeping Sickness (HAT), transmitted by the Tsetse fly and caused by the unicellular parasite Trypanosoma brucei, was discovered over 100 years ago. This disease, always fatal if left untreated, belongs to the Neglected Tropical Diseases. No vaccine exists and the medical treatment has a great number of side effects. The worldwide research volume on this topic from 1900 to 2016 will be examined using metadata extracted from the Web of Science Core Collection (Clarivate Analytics). The 5079 publications are evaluated by instrumentalizing bibliometric parameters, including chronological publication parameters, analysis of countries, authors, journals, subject areas, cooperation and gender parity. This analysis shows an increasing research interest by the Colonial Powers in the occupied African colonies at the beginning of the 20th century. An epidemic of East- and Westafrican Sleeping Sickness was raging at the time the pathogen was discovered. With the outbreak of World War I, the numbers of publications dropped. The neglection of this disease resulted in an epidemic with estimated 300.000 cases (1998). The numbers of infections rapidly dropped in the last years, only 2184 cases were reported in 2016. The publication rate shows an eleven-fold increasement between 1964 and 2013. From the 1980's on, the numbers of citations rapidly increased, very likely due to a lot of scientific findings on the basis of the high prevalence of the disease. The most cited and most productive subject area is Biochemistry and Molecular Biology. The percentage of Pharmacology and Pharmacy has steadily risen. The popularity of this subject could be attributed to two factors: on the increasing requirement of new medications and the influence of the WHO. In 2009 Nifurtimox-Eflornithine- Combination-Therapy was admitted, Fexinidazole followed in 2018. The average list of references grows as well as the size of the research groups, the average number of authors increased from 2,5 (1975) to 8,03 (2014). The number of the international cooperation articles has increased six-fold over the last 30 years. The nations with the most publications are the USA, followed by Great Britain, other Western European States as well as Kenia and Nigeria. 36% of the 25 most productive countries are African. Measured by their economic figures, the research output is extremely high. The International Livestock Research Institute (Nairobi) is the only African institute represented among the 15 most productive ones. This research facility is financially supported by foundations like Wellcome Trust, which serves as a funding agency for over hundreds of publications. Two further non- university institutes are included in the most productive ones: Center of Infectious Disease Research (USA) and Institute of Tropical Medicine Antwerp (Belgium). The 10 most productive country cooperations take place within Europe or between Europe and the USA, among those, only one European-African collaboration (ITM Antwerp, Ministry for Public Health (DR Congo)) exists. An analysis of the African-European cooperations shows that these collaborations correlates with the former colonial politics. Most African nations publish in cooperation, except Nigeria. It published just 18,7% of its articles in collaboration. Nigeria is the country with the highest GDP among the evaluated African nations. The most productive author is E. Pays, who is researching at Université Libre de Bruxelles. The most cited scientist G.A.M. Cross from Rockefeller University is the author of two of the most cited articles. The most successful scientists tend to be at the end of their careers and usually act as last author and as the head of an institute. Although an increasing gender parity within the research field can be identified over the past years, the equal opportunities for women is country-specific. Brasil is the only nation showing a female quota higher than 50%, while Japan has the lowest percentage of female authors. 11,2% of the articles where published by the journal Molecular and Biochemical Parasitology, which covers the two most assigned subject areas. Infectious diseases, which mainly affect third world countries with limited financial resources, must be further intensively researched, in the interest of the global population. In order to make this happen local funding support and strengthening of science in the affected countries is required.