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'Am Beispiel Makedoniens wird die Elite einer jugoslawischen Nachfolgerepublik untersucht. Das kleine Balkanland wurde nicht nur wegen seiner Überschaubarkeit (25.713 qkm, kaum 2 Mio. Einwohner) ausgewählt, sondern als eine der am wenigsten bekannten Regionen des ehemaligen Jugoslawiens. Makedonien verdient darüber hinaus wegen seiner strategischen Bedeutung als Oase des Friedens und Barriere zur Eindämmung des Jugoslawienkriegs besonderes Interesse. Zur Prävention haben außer der UNO auch die USA dieses Land unter ihren besonderen Schutz gestellt, was durch die Präsenz von Blauhelmen und eines symbolischen US-Kontingents, durch finanzielle Förderung und ständige Vermittlung im Streit mit Griechenland und zwischen den Nationalitäten im Inneren (Makedonen, Albanier, Türken und Muslime) demonstriert wird. Zur Einschätzung der Stabilität dieser neuralgischen Ecke des Balkans ist ein Blick auf die Elite für den politischen Entscheidungsprozeß besonders hilfreich. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Personenkonstellation in Makedonien als einziger Ex-Republik Jugoslawiens zur Friedenswahrung beitrug, wenn man bedenkt, daß Beobachter diesem Land wegen der schwierigen ethnischen Verhältnisse bereits die Entstehung eines zweiten Bosnien prophezeiten. In der folgenden Untersuchung wird die Führungsschicht Makedoniens nicht nur abstrakt durch ihr strukturelles Profil, in ihren Ideen und Traditionen definiert, sondern wegen der günstigen Quellenlage in konkreten Lebensläufen und Verflechtungen dargestellt. Die Untersuchung basiert - abgesehen von seltenen Agenturmeldungen und einer äußerst begrenzten Literatur - vor allem auf der Berichterstattung der führenden makedonischen Zeitung 'Nova Makedonija'' (Autorenreferat)

Die Kontroverse um Makedonien stellt derzeit eines der schwerwiegendsten Nationalitätenprobleme in Südosteuropa dar. Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien bzw. ihr integraler Bestandteil, die Sozialistische Republik Makedonien, auf der einen Seite sowie die Volksrepublik Bulgarien auf der anderen befinden sich seit 1967 in einer hitzigen Debatte über die Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit der autochthonen Bevölkerung dieser zentralbalkanischen Region. Ideologische Differenzen und der wechselseitige Vorwurf territorialer Aspirationen, zumal vor dem Hintergrund innenpolitischer, vor allem wirtschaftlicher Krisen, geben diesem Streit eine besonders aggressive und somit unberechenbare Note. Hüben wie drüben tragen neben den Massenmedien die Historiker die Hauptlast der Polemiken, während die Strategen der Außenpolitik die diplomatische Form wahren. Der Historiographie wurde aufgetragen, in der Geschichte Argumente für die jeweiligen Standpunkte und Argumente zu suchen bzw. auszusuchen. Welche Auswirkungen solch ein direktes politisches Engagement auf die Geschichtswissenschaften in beiden Staaten hat, welche Rolle die z. T. an den Haaren herbeigezogenen , aus der Vergangenheit abgeleiteten Konzeptionen in der Tagespolitik spielen und schließlich welche gesellschaftspolitischen Hintergründe die bilateralen Feindbilder und Fehden haben – diese Fragen behandelt und dokumentiert der vorliegende Forschungsbericht.