Die Ideen Mao Zedongs wirken über seinen Tod hinaus. Unter Verweis auf einige Bücher werden grundlegende Aspekte des "Maoismus" angesprochen. (DÜI-Sch)
Revolutionär, brutaler Diktator, Pop-Ikone: Mao Zedong war eine der prägendsten Personen des 20. Jahrhunderts. Das kleine Rote Buch, bis heute knapp eine Milliarde Mal gedruckt, verbreitete sein Denken weltweit. Antikoloniale Bewegungen beriefen sich ebenso auf den Großen Vorsitzenden wie Politsekten und Terrororganisationen. Rudi Dutschke propagierte den "Langen Marsch durch die Institutionen". Andy Warhol wählte Mao als sein erstes nichtwestliches Motiv. In ihrem monumentalen Buch zeigt Julia Lovell, wie der Maoismus in China und zahlreichen anderen Ländern rund um den Globus zu einer so wirkmächtigen Ideologie werden konnte. Dabei verschiebt sie die Koordinaten der herkömmlichen Geschichtsschreibung. Fernab von Moskau und Washington beeinflusste Peking zur Hochzeit des Kalten Krieges den Konflikt in Vietnam, verhalf den Roten Khmer in Kambodscha an die Macht und inspirierte Guerillas in Indien und Peru. Lovell erklärt, warum Intellektuelle in Westeuropa von einer Weltanschauung fasziniert waren, die sich an chinesische Bauern richtete. Sie folgt den Wegen revolutionärer Kämpfer aus Afrika, Südamerika und den USA. Unter der Herrschaft Xi Jinpings, so Lovell, prägt der Maoismus bis heute die Politik Chinas. Umso wichtiger ist es, seine Geschichte zu verstehen.
In: Sowjetwissenschaft: Zeitschrift der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, Band 32, Heft 12, S. 1287-1297
Die Vorgeschichte der Grünen Partei wie auch ihr Gründungsprozess ist ohne die Präsenz des Maoismus, seiner Gruppierungen und Aktivitäten nicht zu verstehen. Der westliche Maoismus hat den antiautoritären Aufstand gegen die alte Welt in einen Marsch zur Arbeiterklasse und ihren heroischen Revolutionen verwandelt. Die Erosion des westdeutschen Maoismus - wie die der radikalen Linken überhaupt - verlief parallel zum Aufstiegsprozess der Grünen und spülte eine breite Unterströmung ehemaliger Maoisten in die neue Partei. Maoistische Ideologie ("Theorie der Drei Welten") und grünes Programm waren keineswegs so unvereinbar, wie es auf den ersten Blick scheint. In der Figur des westdeutschen Maoisten vereinigen sich der einstige Rebell und der künftige Staatsadministrator. Die Verfasser beschreiben den Amalgamierungsprozess zwischen Maoisten und Grünen zusammenfassend als wechselvoll und kurvenreich. (ICE2)