Auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen Mauretaniens skizziert der Verfasser des Handbuchartikels die Entwicklung, Größe und Struktur der zahlenmäßig zwar kleinen, aber politisch einflußreichen Gewerkschaften. Im weiteren wird das Verhältnis der Gewerkschaften der Parteien und staatlichen Organe zu den Gewerkschaften dargestellt; schliesslich werden die Schwerpunkte gewerkschaftlicher Tätigkeit beschrieben. Den Abschluss des Artikels bilden die internationalen Verbindungen der Gewerkschaften. Ergänzt wird die inhaltliche Darstellung durch Literaturhinweise und die Anschrift des Gewerkschaftsbundes. (KS)
Am Beispiel der Geschichte und Gegenwart Mauretaniens untersucht der Beitrag die von Medien und Menschenrechtsgruppen vorgetragenen Vorwürfe der fortgesetzten modernen Sklaverei. Gleichzeitig wird auch analysiert, auf welche Weise die scharfen sozialen Grenzziehungen innerhalb der maurischen Gesellschaft Integration und Identitätsbildung der Ex-Sklaven gefördert haben. Es zeigt sich, dass der Prozess der gesellschaftlichen Integration früherer Sklaven und Herren in der maurischen Gesellschaft bis heute von tiefgreifenden Ambivalenzen gekennzeichnet ist. Trotz einer Reihe trennender und diskriminierender sozialer und ökonomischer Merkmale lassen sich jedoch Momente der allmählichen kulturellen Assimilation der Sklaven beobachten, die dafür verantwortlich ist, dass Herrenmentalität und Diskriminierung weiterhin fortbestehen. Ziel der Auseinandersetzungen um den Platz der Sklaven ist es somit, die Widersprüche der maurischen Gesellschaft in Form des Gegensatzes zwischen Inklusion und Exklusion der Ex-Sklaven produktiv nutzbar zu machen. (ICH)
Der Beitrag beschäftigt sich mit Christenverfolgungen in Nordafrika. Zunächst geht der Beitrag allgemein auf die Strukturen der islamischen Gesellschaften ein: geografische Gegebenheiten, patriarchalische Strukturen und die geringe Trennung von Staat und Religion. Anschließend erfolgt ein historischer Überblick über die Entwicklung der Religion und der Entstehung der Minderheiten im Vergleich zur Entwicklung in Europa. Schließlich werden einige ausgewählte Länder betrachtet und die politische Situation in diesen Ländern erläutert: Ägypten, Nigeria, Mauretanien und Senegal. (ICB2)
Der Autor bezieht sich auf den krassen Gegensatz der "sagenhaften Handelstradition der Araber" und die materielle Armut in den meisten arabischen Ländern von heute. Einen Grund sieht der Autor im Staatsdirigismus dieser Länder, in den Einschränkungen durch politische Eliten, die eine Dominanz des Staatssektors, eine Marginalisierung der freien Märkte und eine Reduktion individueller Tätigkeitsfelder durchsetzten. Beschrieben wird die Entstehung der volkswirtschaftliche Misere vieler arabischer Länder auch unter dem Aspekt der Entwicklungshilfe. An Beispielen werden die Strukturen in den achtziger Jahren konkret aufgezeigt. Ein Überblick zeigt Versuche einer Strukturreform seit den 70er Jahren (Tunesien, Ägypten), Aspekte der Schuldenkrise und Zahlungsunfähigkeit, die zu außen- und binnenwirtschaftlichen Stabilisierungsprogrammen führten (z.B. Mauretanien, Jordanien, Irak etc.). Die Marktkräfte, so ein Fazit, haben in den arabischen Ländern seit einem Jahrzehnt mehr Spielraum, aber der Autor konstatiert einen weiten Reformweg, bis keine Investitionshemmnisse mehr den Privatsektor belasten werden. (rk)
"Dieses Kapitel setzt sich mit den außenpolitischen Beziehungen der USA zu einer Region auseinander, deren Länder bis auf Israel mehrheitlich von Muslimen bewohnt sind. Dazu zählen die arabischen Staaten in Nordafrika (Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko, Mauretanien) und der Levante (Libanon, Jordanien, Syrien, palästinensische Gebiete), die arabischen Golfanrainer (Saudi-Arabien, Irak, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Qatar, Bahrain, Jemen), sowie darüber hinaus die Türkei, Iran, Afghanistan, Pakistan und die ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien. Die grundlegenden US-amerikanischen Interessen in der Region sind hauptsächlich von geostrategischen, sicherheitspolitischen und ökonomischen Überlegungen determiniert und manifestieren sich in drei Hauptzielen: 1) die Bewahrung geostrategischer Unabhängigkeit zur Eindämmung anderer (potentieller) Großmächte wie Russland und China sowie zur Bekämpfung des Terrorismus und anderer Sicherheitsbedrohungen wie Massenvernichtungswaffen, 2) die nachhaltige Sicherung der eigenen Rohstoffversorgung mit Erdöl und Erdgas und 3) die Existenzsicherung Israels, des engsten regionalen Verbündeten. Diese Ziele bedingen gegenläufige Strategien, die von diplomatischer Allianzbildung und finanzieller Unterstützung bis hin zu Sanktionen und militärischen Abschreckungsmaßnahmen reichen. Die parallele und teils widersprüchliche Implementierung der jeweiligen Strategien resultiert zumeist aus kurzfristigen machtpolitischen Überlegungen, die eine nachhaltige Sicherung von Stabilität und Frieden in der Region erschweren." (Autorenreferat)
Der Beitrag zur Friedens- und Sicherheitspolitik des Westens im Mittleren Osten diskutiert die Frage nach der neuen Rolle der NATO in der Mittelmeerregion und zeigt Optionen und Grenzen eines neuen regionalen Engagements nach dem NATO-Gipfel in Istanbul 2004 auf. In das Thema einführend, wird zunächst die geostrategische Bedeutung des Mittelmeers für die NATO beschrieben. Der zweite Schritt skizziert den NATO-Mittelmeerdialog, der 1994 von den damaligen NATO-Mitgliedsstaaten ins Leben gerufen wurde und die Initiative mit Ägypten, Israel, Mauretanien, Marokko und Tunesien startete. Der dritte Schritt widmet sich sodann dem komplementären Ansatz des Dialogs zur EU-Mittelmeerpartnerschaft und der dabei auftretenden Skepsis, den Prioritäten und Interessen der Dialogländer. In diesem Zusammenhang werden ferner die (1) politischen sowie (2) praktischen und militärischen Optionen für die Fortentwicklung der Mittelmeerkooperation herausgearbeitet. Der fünfte Schritt betrachtet schließlich die Istanbul Cooperation Initiative hinsichtlich ihres Ziels, der Schaffung eines neuen transatlantischen Engagements mit interessierten Ländern in der Region, und der Implementierung der ersten Schritte zur Umsetzung der neuen Initiative. Ob die Allianz im Mittelmeerraum künftig erfolgreich sein wird, hängt vor allem davon ab, ob die NATO sich authentisch und ernsthaft bemüht präsentiert und dies in der Region auch so wahrgenommen wird. Das Fehlen eines gemeinsamen transatlantischen Ansatzes für die gesamte Region ist eindeutig negativ zu bewerten. (ICG2)