In demokratischen Regierungssystemen sind die Minister als Agenten der exekutiven Staatsgewalt gegenüber dem Parlament für ihre Handlungen verantwortlich. Die ministerielle Fragestunde ist hierbei ein gewichtiges Kontollinstrument und Gegenstand der vorliegenden kontrastiven Metaphernanalyse unter spezieller Berücksichtigung von pragmatischen und kulturellen Gesichtspunkten. Neben einer Diskussion und Kontextualisierung kognitiver Metapherntheorien wird vor allem im Rahmen einer Korpusanalyse festgestellt, welche Quelldomänen in diesem Diskursgenre quantitativ am häufigsten und qualitativ am bedeutsamsten für das zum Zeitpunkt der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise relevante Makrotopik der Wirtschaftsrezession auftreten; außerdem welche interkulturellen Variationen und Konventionaliäten in den konzeptuellen Metaphern bestehen. ; In the course of this contrastive metaphor analysis the metaphoric source domains in the parliamentary discourse of question time are qualitatively and quantitatively examined against the background of cognitive metaphor theories . A detailed original corpus analysis of three versions of question time reveals which intercultural variations and conventionalities exist in the assessed conceptual metaphors
Hans Magnus Enzensberger gehört seit mehreren Jahrzehnten zu den bedeutenden Autoren der zeitgenössischen Literatur in deutscher Sprache. Bekannt ist er als kenntnisreicher Beobachter und scharfsinniger Kritiker der politischen und kulturellen Entwicklungen in Deutschland und Europa in ihren weltweiten Zusammenhängen. Als Meister seines Fachs hat er sich vor allem auf den Gebieten der Lyrik und der Essayistik erwiesen. Dazu gehören auch eine Reihe metapoetischer und literarisch-theoretischer Texte. Doch auch unter seinen Gedichten finden sich zahlreiche von poetologischer Natur. Auf dieser Grundlage reformuliert die Studie erstmalig Enzensbergers Konzeption von Literatur und rekonstruiert sie als idealtypisches Modell, dessen Kohärenz sich aus dem komplexen Zusammenspiel verschiedener Bedeutungskomponenten ergibt: Poesie, literarische Bildung, Text/Werk, Kunst, Institution und Medium. Die Analyse behandelt diese Komponenten als Begriffsworte von prädikativer Natur. Wie gezeigt werden kann, beruht Enzensbergers Konzeption auf einer ungewöhnlichen Verbindung von Hermeneutik und Logik, die fundiert wird durch das anthropologische Theorem vom dialogischen Menschen. Die Studie entwickelt Enzensbergers Konzeption von Literatur in ihren theoretischen und historischen Bezügen und interpretiert sie in ihrer pragmatischen Verbindung mit Wissenschaft, Philosophie, Gesellschaft und Politik und in iher Prägung durch die Geschichte der Germanistik. Besonderes Gewicht wird auf die Untersuchung der kommunikativen Praxis von Enzensbergers Texten gelegt, die in ihren dialogischen, kognitiven, ästhetischen, moralischen und politischen Dimensionen beschrieben wird. Skizziert werden die Charakteristika von Enzensbergers praktischer Poetik, praktischer Rhetorik und Metapherntheorie an ausgewählten Texten. Die Studie zeigt die besondere Kontinuität der elementaren Bestimmungen von Enzensbergers Konzeption auf, hinsichtlich der engen Verbindung von menschlicher Sprach- und Bewußtseinstätigkeit, des Zusammenspiels von Sprache, Logik, ...
Aus der Sicht der Politikwissenschaft sind der Fiskalpakt an sich, und auch seine Implementation ein weiteres Phaenomen der bereits seit laengerer Zeit zu konstatierenden postdemokratischen Tendenzen (Crouch 2008, 2011; Bluehdorn 2006; Joerke 2005, 2011) innerhalb der EU und deren Mitgliedstaaten, wie etwa auch schon das Europaeische Semester oder die "EU-Sixpack"-Massnahmen. Intransparente Entscheidungen, wo zwar versucht wird, nach aussen hin den Schein eines rechtmaessigen Instanzenzuges und eines demokratiepolitisch einwandfreien Verfahrens zu wahren, werden hinter verschlossenen Tueren getroffen und mittels "Sachzwang-Argumentation" begruendet. Der Fiskalpakt, der weitreichende Folgen und Eingriffe in die nationalstaatlichen Budgethoheiten und Haushaltsrechte hat, wurde von den Staats- und Regierungschefs der EU innerhalb von nur zwei Monaten ausverhandelt und ein Monat spaeter beschlossen (Oberndorfer 2012). Die Aushebelung demokratischer Kontrollinstanzen, Einschraenkungen zukuenftiger politischer Spielraeume und der Verstoss gegen geltendes EU-Recht sind nur einige der entdemokratisierenden Folgen (Mouffe 2011) dieses Vertrages. Die konkreten zentrale Inhalte des Fiskalpakts (maximales jaehrliches strukturelles Defizit von 0,5 Prozent und eine Schuldenobergrenze von maximal 60 Prozent des nationalen BIP sowie automatische Sanktionsmechanismen bei der Nichteinhaltung der vorgegebenen Ziele) dienen der Festschreibung neoliberaler Dogmen, fuehren zu einer Verrechtlichung der Demokratie (Guth 2012) und leisten einer austeritaerer Disziplinierung der Nationalstaaten Vorschub. Nach einer Aufbereitung der oekonomischen, rechtlichen und politischen Folgen des Fiskalpaktes wird mit Hilfe einer Analyse des medialen oeffentlichen Diskurses ueber die Implementierung des Fiskalpakts anhand eines Textkorpus von Artikeln ueber den Fiskalpakt in drei fuehrenden oesterreichischen Qualitaets-Tageszeitungen die oeffentliche Wahrnehmung dieses postdemokratischen Phaenomens nachvollzogen. Methodisch orientiert sich unsere Untersuchung an den Arbeiten zur kritischen Diskursanalyse (Fairclough 1992, Fairclough und Wodak 1997, Jaeger 2004) sowie an der kognitiven Metapherntheorie Lakoff und Johnsons (1980). Dieser methodische Rahmen ermoeglicht eine Analyse einerseits der Diskurshegemonie ueber die oeffentliche Wahrnehmung des Fiskalpakt an sich und andererseits der dominanten rhetorischen Legitimation- und Argumentationsmuster zur Festschreibung marktradikaler, neoliberaler Denklogiken.
In der Psychoanalyse Freuds kommt der »Urszene« ein fragiler epistemischer Status zu. Als traumatischer Keim einer Neurose schwankt sie zwischen realem Ereignis, phylogenetisch vorstrukturierter Phantasie und Konstruktion des Therapeuten. Anhand der Fallstudie »Aus der Geschichte einer infantilen Neurose« rekonstruiert das Buch Freuds Argumente für und gegen den »Realwert« der Urszene. Es verbindet philosophische, wissenschaftsgeschichtliche und bildtheoretische Fragestellungen und weist nach, dass Freud neben den indirekten Beweisen für die Realität der Urszene eine Reihe von supplementären Verfahren zur Anwendung bringt, die darauf zielen, die Urszene direkt vor Augen zu stellen. Die Untersuchung berücksichtigt nicht nur die interne Struktur der freudschen Argumente und die Metaphern, deren sie sich bedienen, auch das materielle Arrangement der Erstpublikation und das Manuskript der Fallstudie werden erstmals zugänglich gemacht und einer detaillierten Analyse unterzogen. ; In Freudian psychoanalysis the so-called »primal scene« is of a very fragile ontological and epistemological nature. It oscillates between factual event, phylogenetically pre-structured phantasy and construction of the analyst. The book examines Freud's arguments for and against the reality of the primal scene by way of his famous case study »Aus der Geschichte einer infantilen Neurose«. It employs methods from the history of science to address philosophical, epistemological, aesthetic, and political questions. Apart from analyzing Freud's arguments themselves and their metaphorical vehicles, it examines the first edition of the case study and also takes into account the manuscript in the Library of Congress in Washington. Both sources have been heretofore neglected by Freud scholars.
Der menschliche Sprachverarbeitungsprozess basiert auf sogenannten Frames. Dabei handelt es sich um kognitiv verankerte Deutungsrahmen, die Wissen und Erfahrungen zu einem Thema speichern und strukturieren. Die vorliegende Diplomarbeit zeigt, wie solche Frames nicht nur zum Verständnis von Sprache beitragen, sondern auch Einfluss auf das menschliche Denken und Handeln nehmen. Es werden zunächst die für diese Diplomarbeit relevanten Forschungen des Kognitionswissenschaftlers Marvin Minsky und des Linguisten und Begründers der sogenannten Frame-Semantik Charles Fillmore vorgestellt. Neben Frames leistet auch die Metapher einen essenziellen Beitrag für das menschliche Sprachverständnis. Der konzeptuellen Metapherntheorie nach Lakoff/Johnson zufolge ist die Metapher fester Bestandteil der Alltagssprache und eng mit Frames verknüpft. Mit dem bewussten Einsatz von Sprache, dem sogenannten strategischen Framing, gelingt es, konkrete Deutungsrahmen bei den Rezipientinnen und Rezipienten hervorzurufen. Frames können demnach eine persuasive oder gar manipulative Funktion einnehmen und dienen vor allem in der Politik als Instrument zur Vermittlung von Ideologien. Daher werden im analytischen Teil der Arbeit die Wahlplakate der fünf stimmenstärksten Parteien der österreichischen Nationalratswahlen 2019 (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Die Grünen, NEOS) mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse untersucht. Ziel der Frame-Analyse ist es, die verwendeten Frames und Metaphern sowie die angewandten Framing-Techniken zu identifizieren und in Relation zu den Wahlkampfthemen zu setzen. Das Ergebnis der Analyse bildet die Besonderheiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Framing-Strategien der Parteien ab und verdeutlicht deren Einfluss auf die Meinungsbildung und das politische Handeln der Gesellschaft. ; The human language process is based on so-called frames. Frames are cognitively anchored in human minds; they structure knowledge and experiences about a topic. In addition, they significantly contribute to language understanding. This thesis shows how the strategic use of frames influences not only opinion formation but also human action. The first part is an explanation of the research done by the cognitive scientist Marvin Minsky in the field of artificial intelligence and the theory of the linguist and founder of the so-called frame semantics, Charles Fillmore. Despite frames, metaphors play an important role in human language comprehension. According to Lakoff/Johnson's conceptual metaphor theory, metaphors are an integral part of everyday language and structure human thinking, acting and speaking. Political framing relies on this phenomenon. With strategic framing, language is used consciously to evoke certain frames among recipients. Frames therefore have a persuasive or even manipulative function. In the analytical part of the paper, the election posters of the five parties with the highest number of votes in the Austrian National Council elections 2019 (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Die Grünen, NEOS) are getting examined. This is done with the method of qualitative content analysis. The aim of the frame analysis is to identify the used frames and metaphors as well as the framing techniques. Hence, they are related to the election campaign issues. The result of the frame analysis shows the particularities, similarities and differences of the parties' framing strategies and the impact this can have on our opinion formation and political action. ; vorgelegt von Larissa Feiler ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2021 ; (VLID)6196820
Die Tötung Osama bin Ladens durch ein US-Sonderkommando Anfang Mai 2011, wenige Monate vor dem zehnten Jahrestag der verheerenden Terroranschläge vom 11. September, erhielt ein großes Maß an medialer Aufmerksamkeit. Der Tod des Mannes, der für die Terroranschläge verantwortlich gemacht wurde, führte zu einer erneuten Auseinandersetzung mit diesem Ereignis und dessen individuellen und globalen Folgen. Ausgangspunkt der Untersuchung dieses Pressediskurses ist die Annahme, dass eine solche gedankliche und sprachliche Auseinandersetzung, wie sie in der Presse kreiert und reflektiert wird, insbesondere auch von Metaphern bestimmt wird. Die Untersuchung stützt sich auf die Erkenntnisse kognitiver Metapherntheorien. Sie orientiert sich aber vor allem auch an jüngeren Untersuchungen innerhalb der Metaphernforschung, die speziell die sprachliche Dimension der Metapher wieder mehr in den Vordergrund rücken. Der Arbeit liegt daher ein multidimensionales Verständnis der Metapher zugrunde. Die kognitive Funktion der Metapher ermöglicht das Begreifbarmachen abstrakter bzw. unbekannter Phänomene. Metaphern können aber zugleich auch Indikatoren für die bewusste wie auch unbewusste Bewertung von Ereignissen, Handlungen und Personen sein. Die Untersuchung verfolgt einen vergleichenden Ansatz, der auf der Grundlage eines Arbeitskorpus aus US-amerikanischen und französischen Pressetexten zur Tötung bin Ladens den Metapherngebrauch in den beiden Ländern anhand ausgewählter Themenaspekte gegenüberstellt. Ziel der Untersuchung ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Landespressen zu identifizieren und diesbezüglich mögliche Interpretationen anzugeben. Dabei wird der Sprachgebrauch im Terror-Diskurs nach 9/11 einer kritischen Betrachtung unterzogen, um ein Bewusstsein für möglicherweise unbewusste metaphorische Konzeptualisierungen zu entwickeln. Im Vergleich des Metapherngebrauchs in der US-amerikanischen und französischen Presse werden deutliche Gemeinsamkeiten festgestellt. Die analysierten Unterschiede sind häufig sprachlich bedingt. Teilweise können sie aber auch im Hinblick auf Differenzen in der Positionierung der beiden Länder in Bezug auf bin Ladens Tötung interpretiert werden. Die weitgehende Übereinstimmung in den Metaphern lässt sich zum einen auf die Nähe der beiden Sprachen, zum anderen auf den ähnlichen politischen Hintergrund der beiden westlichen Länder zurückführen. Darüber hinaus wird die Hypothese aufgestellt, dass der verstärkt stattfindende internationale Austausch von Nachrichten, vor allem über Presseagenturen, auch zunehmend zu einer Globalisierung auf dem Gebiet der Metapher führt. ; The killing of Osama bin Laden by a US special task force in early May 2011, only a few months before the tenth anniversary of the devastating terror attacks of September 11, received a great deal of media attention. The death of the man who had been made responsible for the terror attacks triggered a fresh discussion of the events of 9/11 and both the individual and global consequences thereof. The starting point for an analysis of the relevant press discourse lies in the assumption that such a discussion taking place in language and thought, as it is created and reflected by the press, is to a great extent also determined by metaphors. The analysis draws on the insights of cognitive metaphor theories. It is, however, also primarily influenced by recent studies within metaphor research that aim to bring the linguistic dimension of metaphors back to the forefront. Therefore, a multidimensional understanding of metaphors forms the basis of the present study. The cognitive function of metaphors allows us to grasp abstract or unknown phenomena. Yet metaphors may further serve as indicators of conscious as well as unconscious evaluations of events, acts and people. The analysis follows a comparative approach: A study corpus of US and French press texts on the subject of bin Laden's killing is analyzed with regard to selected aspects of the topic in order to compare the use of metaphors in the two countries. The aim of the study is to identify similarities and differences in the two countries' press coverage and give possible interpretations for the results obtained. At the same time, the language used in the post-9/11 terror discourse is subjected to a critical examination in order to provide an understanding of metaphorical conceptualizations that are possibly unknown. In the comparison of metaphor use by the US and the French press clear similarities can be observed. The dissimilarities are often due to differences between the two languages. In some cases, however, they may be interpreted as the result of differences in the positions of the two countries on the subject of bin Laden's killing. The extensive consistency in metaphor usage can be attributed to the closeness of the two languages as well as to the comparable political background of the two Western countries. Furthermore, it is hypothesized that the growing international exchange of news, especially via press agencies, may increasingly also lead to globalization in the field of metaphor.