Historische Migrationsforschung
In: Migrationsforschung und Interkulturelle Studien: zehn Jahre IMIS, S. 55-74
Mit seinem Überblick über die Entwicklung von Hypothesen, Fragen, Ansätzen und Methoden der Historischen Migrationsforschung führt der Autor gleichzeitig in den IMIS-Arbeitsschwerpunkt "Wanderungen und Wanderungspolitik in Geschichte und Gegenwart" ein. Er betont, dass die Historische Migrationsforschung aufgrund der Breite ihres Forschungsfeldes auf Inter- und Transdisziplinarität angewiesen ist und dabei folgende zentrale Aufgaben verfolgen sollte: die Untersuchung des Wanderungsgeschehens und des Wanderungsverhaltens sowie deren Einbettung im Kontext der Bevölkerungs-, Wirtschafts-, Gesellschafts-, Kultur- und Politikgeschichte. Der Autor zeigt, dass die Historische Migrationsforschung als interdisziplinär orientierte Forschungsrichtung noch relativ jung ist, wobei ein internationaler Vergleich sehr unterschiedliche "Forschungslandschaften" offenbart. In Europa hat der Wandel zum Einwanderungskontingent im späten 20. Jahrhundert die Aufmerksamkeit für historische Wanderungsprozesse wesentlich erhöht, was auch im Hinblick auf Probleme der Selbst- und Fremdzuschreibung von Migranten gilt, die angesichts "multipler Migrantenidentitäten" ein sehr komplexes Forschungsfeld bilden. (ICI2)