mode 2 - Wissenserzeugung in globalen Netzwerken?
In: Stadtregion und Wissen: Analysen und Plädoyers für eine wissensbasierte Stadtpolitik, S. 149-157
Unter dem Themenkomplex 'Vernetzte Formen der Wissenserzeugung: Wissensmilieus, Medien und wissensbasierte Dienstleistungen' beschäftigt sich der Beitrag mit den Transformationen der gesellschaftlichen Formen der Erzeugung und Nutzung von Wissen durch globale Netzwerke. Das besondere Interesse gilt dabei der neuen Form der Wissensproduktion, die unter der Bezeichnung 'Modus 2' firmiert. Was unter Modus 2 zu verstehen ist, lässt sich durch eine Gegenüberstellung mit dem traditionellen Verständnis von Wissenschaft (Modus 1) verdeutlichen. Modus 1 bezeichnet demnach ein Ensemble von sozialen und kognitiven Normen und Praktiken, das am Modell der Newtonschen Physik orientiert ist. Intellektuelle Aktivitäten, die auf die Produktion, Legitimation und Verbreitung von neuen Erkenntnissen gerichtet sind, genügen in diesem Verständnis nur dann dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit, wenn sie an eben diesem Set von Normen ausgerichtet sind. Nach demselben Kriterium wird auch bestimmt, wer als Wissenschaftler gilt und wer nicht. Die Bezeichnung Modus 2 zielt dagegen auf eine Praxis der Wissenserzeugung ab, bei der solch klare Abgrenzungen verschwimmen. Weder sind ihre Produkte nur durch akademische Peer review beglaubigtes wissenschaftliches Wissen, noch sind die Beteiligten ausschließlich Wissenschaftler. Während im Modus 1 das Angebot von neuem Wissen weitestgehend in einem disziplinären, durch akademische Interessen und Institutionen bestimmten Kontext entwickelt wird, erfolgt die Wissensproduktion im Modus 2 definitionsgemäß immer schon in einem Anwendungszusammenhang. Im zweiten Fall ist also von Anfang an der Bezug darauf handlungsleitend, dass das produzierte Wissen für irgend jemanden nützlich sein soll - der Prozess von Angebot und Nachfrage wird wirksam. Der These vom Modus 2 sind kritische Reaktionen entgegengeschlagen, die hier vom Autor skizziert werden. In einer Schlussbemerkung weist er darauf hin, dass die zu Recht umstrittenen Trendaussagen im Rahmen von Modus 2 doch eine Heuristik liefern, die für die Untersuchung von relevanten Bereichen der Erzeugung wissenschaftlichen und technologischen Wissens durchaus hilfreich sein können. (ICG2)