In: Das Standesamt: STAZ ; Zeitschrift für Standesamtswesen, Familienrecht, Staatsangehörigkeitsrecht, Personenstandsrecht, internationales Privatrecht des In- und Auslands ; mit sämtl. amtl. Bekanntmachungen für die Standesamtführung, Band 49, Heft 11, S. 346
Der Beitrag beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der französischen Sicht der deutschen Vereinigung. Beschrieben werden die politischen und moralischen Aspekte, sowie Perspektiven für die zukünftige gesamteuropäische Entwicklung. Bei der Erklärung der komplizierten Gefühle und Befindlichkeiten geht er auch auf die Position der osteuropäischen Staaten ein. Die Rolle der evangelischen Kirche während der Revolution in der DDR bezeichnet er vor allem als von der Jugend getragen. Der Autor bezieht immer wieder ausdrücklich Stellung, wobei er versucht, versöhnliche und ausgleichende Argumente anzuführen. (rk)
Sechzehn Jahre nach dem Fall der Mauer wird deutlich, dass die Vereinigung der beiden deutschen Gesellschaften sich als weitaus schwieriger erweist, als der anfängliche nationale Überschwang es wahrhaben wollte. Trotz massiv geförderten industriellen Strukturwandels hängen die neuen Bundesländer am Tropf der westdeutschen Wirtschaft. Manche Ökonomen warnen sogar vor einer reinen Transferökonomie bzw. einem neuen "Mezzogiorno" ohne überschaubare Perspektive für ein selbsttragendes Wachstum. Der westdeutsche "Durchschnittsbürger" reagiert angesichts fortlaufender Transferzahlungen und der damit verbundenen steuerlichen Belastung sowie wegen des Wahlverhaltens seiner ostdeutschen Mitbürger "beleidigt". Zunehmend wird die ostdeutsche Misere auch für die schlechte gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland verantwortlich gemacht. Vor diesem Hintergrund versucht der Beitrag folgende Fragen zu klären: Warum stagniert die Wirtschaft in den neuen Bundesländern, während sie in den östlichen Nachbarländern dynamisch wächst? Können wir etwas von Ostmitteleuropa lernen? In den neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union scheint die Wirtschaft zu boomen, denn die Investitionen ziehen an und die Exporte expandieren. Immer öfter wird von Produktionsverlagerungen aus Deutschland in diese Länder berichtet. Unmittelbare Lehren aus der Entwicklung Ostmitteleuropas lassen sich für Ostdeutschland nur bedingt ziehen, zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen. Der Autor glaubt, dass es den Ostdeutschen an der Bereitschaft zu harten Einschnitten und Reformen gefehlt hat. Die Erfahrungen Ostmitteleuropas zeigen, dass man die Reformen rasch, nachhaltig und auf "breiter Front" ansetzen muss, um massive institutionelle Blockaden zu überwinden und wirksame Erfolge zu erzielen. (ICA2)