Wissenschaftlich-Technologische Zusammenarbeit mit Afrika
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 34/35, S. 27-32
ISSN: 0479-611X
Die Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit widmeten sich in Afrika bislang nur selten der Förderung von höherer Bildung und Forschung. Hingegen hatte man schon in kolonialer Zeit in Form von christlichen Schulen und Kolonialschulen ein großes Augenmerk auf die Vermittlung grundlegender schulischer Bildung gerichtet. Dieser Trend setzte sich in der postkolonialen Entwicklungszusammenarbeit fort: Sowohl internationale wie auch nationale Akteure konzentrierten ihre Aktivitäten bislang hauptsächlich auf die primäre Bildung. Die sekundäre, weiterführende Schulbildung sowie die tertiäre, universitäre Bildung galten indes als wenig relevant für wirtschaftliche Entwicklung. Bis heute spielt grundlegende Schulbildung die zentrale Rolle im Bildungsteil des entwicklungspolitischen Maßnahmenkatalogs. Entwicklungspolitische Maßnahmen, die Wissenschaft und Forschung in Afrika zugute kommen, waren nur punktuell zu beobachten und wurzeln zumeist in anders gelagerten Schwerpunkten der Entwicklungszusammenarbeit. Es wird argumentiert, dass Afrika im Fokus intensivierter Kooperationsformen von entwicklungs- und wissenschaftspolitischen bzw. wissenschaftlichen Akteuren stehen sollte. An der Schnittstelle zwischen den beiden Politikfeldern bietet sich eine einmalige Gelegenheit, um Lösungsstrategien für eine wissenschaftliche, langfristige und nachhaltige Bewältigung spezifisch afrikanischer bzw. globaler Probleme in ihrer afrikanischen Ausprägung zu erarbeiten. In dem Maße, in dem Entwicklungszusammenarbeit "als Teil globaler Struktur- und Friedenspolitik" verstanden wird, ist es erforderlich, Problemstellungen jenseits von Wissenschaftspolitik und traditioneller Entwicklungspolitik systematisch zu berücksichtigen. Wenn es dabei gelingt, den Koordinationserfordernissenzwischen den einzelnen Politikfeldern gerecht zu werden und entwicklungspolitische Zielsetzungen in den Strategien der Wissenschaftlich- Technologischen Zusammenarbeit (und darüber hinaus) zu verankern, könnte hierin eine große Zukunftschance für Afrika und seine Gesellschaften liegen. (ICF2)