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Die rechtspopulistische Partei Perussuomalaiset (PS) (dt.: Finnen-Partei), auch bekannt als die Finnen (die kursive Schreibweise weist auf die Partei hin, in Abgrenzung zu finnischen Bürger:innen), weist einige Besonderheiten im Gegensatz zu anderen europäischen rechtspopulistischen Parteien auf, die sich teils aus Besonderheiten von Finnland ergeben.Zum Beispiel spielt das Thema Migration – obwohl die Finnen dieses Thema durchaus bedienen – in Finnland eine eher untergeordnete Rolle (vgl. Wilde-Krell & Adorf 2022, S. 288 f.). Auch zeigt sich in der Regierungsbeteiligung die Besonderheit, dass die Finnen nicht erst die nötige Reputation dafür aufbauen mussten, im Gegensatz zu einigen anderen rechtspopulistischen Parteien.Dieser Umstand ist in der Tatsache begründet, dass die Finnen eine Nachfolgerpartei der Suomen maaseudun puolue (SMP) darstellt, welche als populistische Partei bereits Regierungserfahrung sammeln konnte (vgl. Wilde-Krell & Adorf 2022, S. 279). Die Finnen besitzen also eine lange Parteiengeschichte, welche auch dazu führt, dass die Partei nach Cas Muddes Kategorisierung in "extreme right" und "radical right" von Lahti und Palonen als "radical right" Partei gesehen wird, wobei "extreme right" Parteien als demokratiefeindlich gelten, während die "radical right" Parteien im Rahmen der Demokratie operieren (vgl. Lahti & Palonen 2023, S. 128).Eine weitere Besonderheit der Finnen wird nachfolgend in den Fokus genommen: ihre Russland-kritische Haltung. Viele rechtspopulistische Parteien in Europa fallen immer wieder durch ihre Nähe zu Russland bzw. Putin auf. Eine Nähe, die selbst nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem daraus resultierenden Krieg häufig bestehen bleibt.So beispielsweise die deutsche AfD, die diese Nähe aufrechterhält (vgl. Ntv 2023). Zwar ist die AfD auch in dieser Hinsicht gespalten und parteiintern gibt es genauso Stimmen gegen diese Russlandnähe, es ist jedoch auffällig, dass wichtige Parteimitglieder wie der Vorsitzende Tino Chrupalla immer wieder mit einer Pro-Russland Haltung auffallen.Zudem zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie bei anderen Streitfragen der AfD: die Gemäßigteren, die die radikalen Meinungen anderer Parteimitglieder ablehnen, sind diejenigen, die die Partei verlassen (vgl. Schmidt 2022). Die AfD stellt hierbei nur ein Beispiel dar für eine europäische rechtspopulistische Partei, die – vereinfacht auf die beiden Konfliktparteien aus dem Kalten Krieg bezogen – einen USA-kritischen und Russland-freundlichen Ton anschlägt.Die USA, sinnbildlich für den liberalen Westen mit seinen vermeintlich linken Ideologien, welche durch die Rechtspopulisten abgelehnt werden (LGBTQI+ Bewegung, Klimaproteste, etc.), Russland bzw. Putin sinnbildlich für Autorität, Stärke, Nationalismus. Entgegen diesem Bild stehen die finnischen Rechtspopulisten der PS.Hierbei ist erwähnenswert, dass Finnland nicht frei von Populisten mit Nähe zu Russland ist. Die finnische Partei Liike Nyt ist stark geprägt von wirtschaftlichen Eliten mit Nähe zu russischen Oligarchen, welche jedoch seit Beginn des Krieges abgestritten wird (vgl. Lahti & Palonen 2023, S. 129).Die Finnen hingegen waren nie pro-russisch eingestellt, wofür es vielseitige Erklärungsansätze gibt. Einerseits kann hierbei das historische Erbe erwähnt werden. Lahti und Palonen sehen die Möglichkeit einer starken Solidarisierung mit der Ukraine auf Basis der finnischen Geschichte. Finnland wehrte im Winterkrieg 1939-1940 mit vergleichsweise geringer militärischer Stärke das militärisch starke Russland ab.Russland ist somit in der finnischen Geschichte ein Kriegsgegner gewesen, zudem stellt sich möglicherweise für manche finnische Bürger:innen die Situation in der Ukraine ähnlich dar: die militärisch unterlegene Ukraine, welche von Russland angegriffen wird und bisher erfolgreich Widerstand leistet.Ein weiterer wichtiger Faktor stellt der bis 2021 Vorsitzende der Partei, Jussi Halla-aho, dar. Halla-aho kann keineswegs als gemäßigter Konservativer bezeichnet werden, viel Kritik begleitet seine politische Biografie sowie seine ideologischen Positionen, immerhin wurde Halla-aho bereits wegen Volksverhetzung verurteilt und fällt immer wieder mit extremistischen Aussagen gegen Bevölkerungsgruppen, beispielsweise muslimische Bürger:innen, auf. Auch gilt er nicht als EU-freundlich, immerhin forderte er den "Fixit", also den Austritt Finnlands aus der EU (vgl. Wolff 2017).Ein Punkt in Halla-ahos Biografie beleuchtet allerdings, weshalb er dennoch pro-ukrainisch eingestellt ist: Halla-aho studierte Slawistik und setzte sich im Rahmen des Studiums schon früh mit der Geschichte slawischer Länder auseinander, so auch mit der Geschichte der Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Es scheint logisch, dass Halla-aho eine große Gefahr in der Ausbreitung der russischen Grenzen für das eigene, an Russland grenzende Land sieht. Als überzeugter Nationalist ist es daher kaum verwunderlich, dass er für finnische Interessen einen Eingriff zugunsten der Ukraine als nötig betrachtet, wofür er sich auch mehrfach stark gemacht hat (vgl. Lahti & Palonen 2023, S. 131 f.). Dass die pro-ukrainische Haltung der Finnen nicht nur ein politisches Manöver darstellt, um Stimmen zu generieren, sondern auf Überzeugung basiert, zeigt auch der Wechsel der Fraktion im EU-Parlament. Während die Finnen – Vertreten durch zwei Abgeordnete – vor dem Krieg in der Ukraine der rechtspopulistisch bis -extremistischen Fraktion Identität und Demokratie (ID) angehörten, welche viele weitere rechtspopulistische bis -extremistische Parteien unter sich vereint wie z.B. Rassemblement National, Lega, Alternative für Deutschland, Vlaams Belang uvm., schloss sie sich als Reaktion auf den Krieg der Fraktion Europäische Konservative und Reformer (EKR) an (vgl. Camut 2023).Die EKR vereint ebenfalls einige rechtspopulistische Akteure unter sich, wie z.B. Vox oder die Alternative für Deutschland, bevor sie in die ID-Fraktion eintrat. Die Finnen kommentierten, sie hätten sich einer Gruppe angeschlossen, "whose member parties are united by the uncompromising defense of Western civilization and the European security policy architecture" (Camut 2023). Ihre anti-russische Haltung zum Schutze Europas bzw. Finnlands sahen sie folglich in der vorigen Fraktion nicht mehr für möglich.Eine weitere schwerwiegende Entscheidung und Veränderung in der Haltung der Finnen war der Eintritt Finnlands in die NATO. Während die finnische Bevölkerung, die ein Selbstverständnis von Neutralität in Bezug auf den Kalten Krieg hatte und bis heute hat, nach der Annexion der Krim durch Russland nach wie vor gegen einen NATO-Beitritt war, änderte der russische Angriff auf die Ukraine 2022 diese Haltung. 2014 nach der Annexion der Krim stimmten nur 26% für einen Beitritt Finnlands zur NATO. Im März 2022 waren es 48%, die dafür stimmten, im Juni 2022 waren es 79% (vgl. Lathi & Palonen 2023, S. 129). Infolge dieser Veränderung kam es 2023 zum Beitritt in das NATO-Bündnis (vgl. ZDFheute 2023), wobei auch die Finnen hinter diesem Beitritt stehen. Die Haltung der Finnen unterscheidet sich also in Bezug auf Russland von anderen europäischen rechtspopulistischen Parteien. In Umfragen ist kein maßgeblicher Unterschied merkbar, seit die Finnen sich auf die Seite der Ukraine gestellt haben, was vermuten lässt, dass dieser Faktor keinen allzu großen Stellenwert in der Wählerschaft hat oder die bisherige Wählerschaft diesen Standpunkt teilt.Dennoch ist diese Besonderheit einer europäischen rechtspopulistischen Partei nicht unbedeutend, insbesondere mit Blick auf mögliche Entwicklungen. Die Entscheidung zum NATO-Beitritt könnte Spannungen einerseits zwischen den Finnen und anderen rechten Randparteien, andererseits aber auch zwischen verschiedenen Lagern innerhalb der Partei auslösen. Mit der Frage beispielsweise nach der Neutralität Finnlands, die mit dem NATO-Beitritt nicht mehr vorhanden ist, könnte vor allem von NATO-kritischen Parteien der Versuch unternommen werden, Wähler:innen zu mobilisieren oder von den Finnen abzuwerben.Auch die Tatsache, dass die Finnen nicht mehr aktiv die "Fixit"-Kampagne verfolgen – wobei unklar ist, ob die Kampagne wieder aktiviert wird – könnte einerseits das Feld für andere rechtspopulistische Parteien öffnen, andererseits aber auch die Finnen für eine breitere Wählerschaft öffnen (vgl. Lathi & Palonen 2023, S. 134 f.). Ob und - wenn ja - wie sich die Partei und die Zustimmung im Volk verändern wird aufgrund dieser Entwicklungen, bleibt abzuwarten. Mit der Unterstützung der Ukraine, der Ablehnung von Russland und der Zustimmung zum NATO-Beitritt haben die Finnen in den letzten zwei Jahren jedoch auf jeden Fall besondere Positionen eingenommen, verglichen mit anderen europäischen rechtspopulistischen Parteien. Quellen:Camut, Nicolas (2023): Far-right Finns Party moves to ECR group in EU Parliament. In: POLITICO, 05. 04.2023. Online verfügbar unter https://www.politico.eu/article/far-right-finns-party-ecr-european-conservatives-and-reformists-group-parliament/ ,zuletzt geprüft am 14.01.2024.Lahti, Yannick/Palonen, Emilia (2023): The impact of the Russia–Ukraine war on right-wing populism in Finland; in: Ivaldi, Gilles/Zankina, Emilia (Hrsg.) (2023): The Impacts of the Russian Invasion of Ukraine on Right-wing Populism in Europe. European Center for Populism Studies (ECPS). Brussels.Ntv (2023): Bensmann zur AfD und Russland: "Die machen das aus Überzeugung". In: n-tv NACHRICHTEN, 10.01.2023. Online verfügbar unter https://www.n-tv.de/politik/Die-machen-das-aus-Uberzeugung-article24434349.html , zuletzt geprüft am 14.01.2024.Schmidt, Martin (2022): Ukraine-Krieg: Wie hält es die AfD mit Russland? In: tagesschau.de, 30.03.2022. Online verfügbar unter https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-russland-115.html , zuletzt geprüft am 14.01.2024.Wilde-Krell, Anna-Lena/Adorf, Philipp (2022): Die Finnen - Auf dem Weg zum konventionellen Rechtspopulismus?; in: Decker, Frank (Hrsg.) (2022): Aufstand der Außenseiter. Die Herausforderung der europäischen Politik durch den neuen Populismus, Nomos.Wolff, Reinhard (2017): Ein neuer Chef bei den Wahren Finnen: "Der größte Rassist des Landes". Online verfügbar unter https://taz.de/Ein-neuer-Chef-bei-den-Wahren-Finnen/!5416271/ ,zuletzt geprüft am 14.01.2024.ZDFheute (2023): Finnland ist Nato-Mitglied - was das bedeutet. In: ZDFheute, 04.04.2023. Online verfügbar unter https://www.zdf.de/nachrichten/politik/nato-beitritt-finnland-bedeutung-ukraine-krieg-russland-100.html , zuletzt geprüft am 14.01.2024.
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Bertrand Badie on the Trump Moment, the Science of Suffering, and IR between Power and Weakness
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IR retains a traditional focus on the game of power between states as its defining characteristic. But what, so asks Bertrand Badie, if this means that our discipline is based on a negation of our humanity? A giant in Francophone IR, Badie has labored to instead place human suffering at the center of analysis of the international, by letting loose sociological insights on a truly global empirical reality. In this Talk, Badie—amongst others—challenges the centrality of the idea of state power, which makes little sense in a world where most of the IR agenda is defined by issues emanating from state weakness; argues for the centrality of suffering to a more apt IR; and uses this to contextualize the Trump Moment.
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What is (or should be), according to you, the biggest challenge / principal debate in current International Relations? What is your position or answer to this challenge / in this debate?
Unquestionably, it would be the matter of change. It is time to conceptualize, and further than that, to theorize the change that is happening in the field of International Relations (IR). Humans have always had the feeling that they are living in a period of upheaval, but contemporary IR is really characterized by several landmarks that illustrate the drastic extent of change. I see at least three of them.
The first one concerns the inclusive nature of the international system. For the first time in the history of mankind, the international system covers nearly the whole humanity, while the Westphalian system was an exclusively European dynamic in which the United States of America entered to turn it into a system, that I would call, Euro-North-American.
The second element, around which publications abound (see notably Mary Kaldor's work, Theory Talk #30), is the deep mutation of the nature of conflict. War used to be, in the Westphalian model, a matter of competition between powers. Today we have the feeling that weakness is replacing power, in that power cannot any longer function as central explanatory term of conflictual situations, which are rather manifestations of state weakness. Think of 'failing' or 'collapsing' states, which refers to the coming apart of nations that have been built badly as well as the deliquescence of social ties. This new form of conflictuality completely turns the international environment upside down and constitutes a second indicator of transformation.
The third aspect concerns mobility. Our international system used to be fully based on the idea of territory and boundaries, on the idea that fixity establishes the competences of States in a very precise way. In this perspective, the state refers to territory—as the definition given by Max Weber states very clearly—but today this territorial notion of politics is challenged by a full range of mobilities, composed of international flows that can be either material, informational, or human.
These are three indicators illustrating a deep transformation of the inner nature of IR that encourage me to speak about 'intersocial relations' rather than 'interstate relations'. The notion of interstate relations no longer captures the entirety of the global game. Our whole theory of IR was based on the Westphalian model as it came out of the peace of Westphalia, as it was confirmed by the accomplishment of the nation-state construction process and as it dominated the historical flow of international events until the fall of the Berlin wall.
Until the fall of the wall, all that was not related to Europe or to the United States of America, or more precisely North-America, was simply called 'periphery', which says enough. Today, by contrast, the periphery is central at least regarding conflictuality. We should therefore drop our Westphalian prism and build up new analytical tools for IR that would take these mutations as their point of departure. Doing away with our Westphalian approach to IR would mean questioning both our classical IR theories and questioning the practical models of action in international politics, which means the uses of diplomacy and warfare.
How did you arrive at where you currently are in your thinking about International Relations?
You know when we write, when we work, we are first of all influenced by our dissatisfaction. The classical Westphalian approach to IR, as I said earlier, did not satisfy me as I had the feeling that it was focusing on events that no longer had the importance that we kept giving them—for instance the arms race, great power politics, or the traditional diplomatic negotiations—while I was seeing, maybe this was the trigger, that the greatest part of suffering in the world was coming from places that IR theory was not really covering.
I have always told my students that IR is the science of human suffering. This suffering exists of course where we are—in Europe, in North America, they exist everywhere in the world—but the greatest part is outside of the Westphalian area, so the classical approach to IR gives a marginal and distorted image. Africa and the Middle East seen through the Westphalian prism are a dull image, strongly different from the extraordinary wealth, both for good and bad, that these areas of the world have. I've also always held that in a world where 6 to 9 million people starve to death each year, the main foci of traditional IR were derisory. Even terrorism, to which we collectively attribute so much importance, hardly comes near how important a challenge food security is.
My three latest books take a stand against traditional IR theories. In Diplomacy of Connivance (2012) I tried to show that the great power game is really a game way that is much more integrated than we usually say and that this game plays out in all multilateral fora. There is indeed a club, and that is precisely what I wanted to describe, a club of powers—one which results to the detriment of less powerful members in the international system.
In Le Temps des humiliés ('the era of the humiliated', 2014), I tried to crystallize what the classical theory could not express, which is domination seen through the lens of the dominated, humiliation as felt by the humiliated, violence as experienced by the desperate. For instance, even if we look at powers as accomplished as China today—sharing the first place with the USA in terms of GDP—we have to admit that their historical experience of humiliation constitutes a huge source of inspiration when it comes to the elaboration of its foreign policy.
And then, in my last book Nous ne sommes plus seuls au monde ('we are no longer alone in the world', 2016), this critique was even more explicit. We are writing an IR that encompasses only about one billion of human beings, while forgetting all the others. Today it is simply no longer true that these old powers are setting the international agenda. Global politics today is written by the little, the weak, the dominated; often with recourse to extreme forms of violence, but this needs to be analyzed and understood, which would mean to totally change the IR theory.
We should not forget that in large part, IR theory was a given as the USA triumphed in 1945. The well-known 'great power politics' that dominates traditional IR theory, inaugurated by Morgenthau and supported by so many others, described what was true at that time: the ability of American power to set us free from the Nazi monster. Today the challenge is strongly different, and it is by the way meaningful that two of the greatest American internationalist political scientists, Robert Keohane (TheoryTalk #9) and Ned Lebow (Theory Talk #53), have both written books that elude to the end of this global order (respectively After Hegemony and Goodbye Hegemony). Well what interests me is exactly to dig into what comes after hegemony.
What would a student need to become a specialist in International Relations or understand the world in a global way?
First of all, I would advise them to rename their science, as I said earlier, and to call it intersocial relations. The future of what we call IR comes down to the ability to understand the extremely rich, multiple and diversified interactions that are happening among and across the world's societies. It does not mean that we have to completely abandon the state-centric perspective, but rather dethrone states from the middle of this multiplicity of actors in order to realize how very often these states are powerless when faced with these different actors. That would be my first advice.
My second advice would be to look ahead and not back. Do not let yourself be dominated by the Westphalian model, and to try to build up what we need—since almost nothing has been done yet today to construct this post-Westphalian, meta-Westphalian model. Beyond power, there are things that we still misidentify or overlook while they are the driving forces of today's and tomorrow's IR. From this point of view, sociology could prove particularly useful. I consider, for instance, that Émile Durkheim is a very important inspiration to understand the world today. Here is an author to study and to apply to IR.
The third advice that I would give them would be to not forget that IR or intersocial relations are indeed the sciences of human suffering. We should be able to place suffering at the core of the thinking. We've lost far too much time staring at power, now it is time to move on to place human suffering at the center. Why? First of all because it is ethically better; maybe will we be able to learn from it? But also because in today's actual international politics suffering is more proactive than power, which is not necessarily optimistic but if recognized, would allow us a better questioning of new forms of conflictuality. Perhaps unfortunately, the international agenda is no longer fixed with canons, but with tears. Maybe this is the key point on which we should concentrate our reflection.
Your insistence on placing suffering at the center of IR scholarship seems to place you firmly alongside those who recognize "grievance" ratherthan "greed" as a central logic of international politics. What do you make of this parallel?
You are right: the idea of grievance, of recrimination, is a structuring logic of the international game today. We did not see it coming for two reasons. First of all because our traditional analysis of international politics presupposed a unity of time, as if the African time, the Chinese time, the Indian time and the European time where all identical. Yet this is completely wrong because we, in our European culture, have not understood that before Westphalia there were political models, political histories, that profoundly marked the people that would then shape contemporary politics. Remember that China is 4000 years of empire, remember that precolonial Africa was composed of kingdoms, empires, civilizations, philosophies, arts... Remember that India also is multi-millenary. The Westphalian time came to totally deny and crush this temporality, this historicity, almost in a negationist way, which means that, in the spirit of those who were defending the Westphalian model, only this model was associated to the Renaissance; and that the age of enlightenment and reason with a big R had a calling to reformat the world as if it were a hard drive. This was a senseless bet, a bet for which our European ancestors who led it had excuses because at that time we did not know all these histories, at that time we did not have all the knowledge we today have of the other and thus we simply resolved it, through the negation of alterity. Yet, IR ought on the contrary aspire to the accomplishment of alterity. Inevitably, all those who saw themselves denied their historicity, over several centuries and even several millenaries, accumulated a feeling of recrimination, of particularly deep grievances.
The second element is that all of this happened in a context of disequilibrium of power resources, linked to different factors that reflected indeed the fact that at a given moment of time western powers were both literally and figuratively better armed than other societies. Abovementioned negation of alterity was mapped onto, and amplified, by the forceful imposition of a multilateral system that turned into the worst situation, into a proclaimed hierarchy of cultures; as a result and there were, as Jules Ferry put it in the France of the 19th century, 'races'; as in, 'We have the obligation to educate inferior races'. It is not the beginning of history, but it is the beginning of a history of humiliation. And through subsequent waves of globalization, this humiliation has turned into a central nerve running through international life. A nerve that has been used by both the powerful, who made a tool out of humiliating the others to better dominate them (think here of the opium wars, colonization) and simultaneously a nerve that fed the reaction of mobilization in the extra-Westphalian world by those that had to stand up against those who were humiliating them. So you see how it truly lies at the basis of IR. In my mind, it became a forceful paradigm, it explains everything, even though others factors continue to weigh in on actual dynamics.
In order to appreciate all this, we need a sociological approach, which has for me two aspects. Both these aspects must be considered together for the approach to be well understood. The first one is a timeless aspect, which is to consider that everywhere and in all eras politics is a social product. Politics cannot be understood as somehow outside society. This I would say contradicts the majority of IR scholars, who believe excessively in the autonomy of politics and of the state—even if only for analytical purposes. The second element of this sociological approach is the historical or temporal component. That is what I was talking about earlier: with globalization the social fabric strongly progressed compared to the political fabric, and considering that intersocial relations grew, we need a sociological approach to understand them.
Do you think that the Trump period constitutes a fundamental break with the conduct of IR?
Trump himself maybe not, but what he represents certainly. If we look at the USA today we see, since the new millennium, three models succeeding each other. After 11-09 there was a time of neo-conservatism where globalization was considered by American leaders as a means or maybe a chance to universalize the American model, willingly or not. By force, as was the case in Iraq in 2003. This model failed.
This lead to a second model which I would describe as a liberal model, neo-liberal, incarnated by Obama who learnt from the lessons of the failure of neo-conservatism, and had the courage to question the hypothesis hitherto considered as indisputable of American leadership in the world, and who considered that the USA could win only through soft power or smart power or free-trade. That is the reason why Obama was just a little bit interventionist and was counting a lot on the TTIP and on all these transregional agreements.
With Trump we arrive at a third model, one that I would call neo-nationalist, that looks at globalization in a different way. In his perspective, globalization constitutes a chance to satisfy the national American interests. The idea of the national comes back after a long interlude of a globalizing vision. It does not mean that we are not interventionist anymore. What happened in Syria proves it. It means that we will intervene not according to the needs of globalization but rather to American interests. It is about sharing a strong and powerful image of the USA on the one hand and on the other serving the concrete interests of the American people and nation.
This neo-nationalist model is not defended only by Trump, that is the reason why I was saying that we should not consider Trump individually. We find it exactly the same way with Putin. We find it by many other world leaders, such as Erdogan or Duterte or Victor Orbán—really different figures—or Marshal Sissi in Egypt.
We find it as well in attitudes, for instance Brexit in Great Britain, in right-wing neo-populism in Europe: Ms. Le Pen, Mr. Wilders... or in a certain left-wing neo-populism as Mélenchon in France. It is in the air, seeming almost a passing fad. But it constitutes perhaps a double rupture within IR. First of all because since the emergence of globalization, let's say around the 70's, the national interest as a thought category was bit by bit replaced with approaches in terms of collective goods. Today by contrast we witness the abandonment of this image of collective goods for a return to the national interest. This is very clear in Trump's renouncing of the COP21 of Paris. At the same time, second, this constitutes some form of the rehabilitation of the idea of power, which again seeps into the language of IR.
You know the IR scholar is not a neutral person, we have to use our science towards positive action and for the definition of sound public policies. Going against the idea of collective goods, casting doubt on the ideas of human security, environmental security, food security, and sanitary security is extremely dangerous because the composition of national interests and egoism will never converge to a globally coherent policy. It is the weak that will suffer first.
And the same time that power is reinstated as a driving principle of IR praxis, the paradox is that great powers are becoming more and more powerless. If we look only since 1989, and ask, when did state power ever triumph in IR? Where did the strongest ever find a battleship enabling him to resolve a problem to his benefit and according to his goals? Never. Not in Somalia, not in Afghanistan, not in Iraq, not in Syria, not in Palestine. Nowhere. Not in Sahel, not in the Democratic Republic of the Congo. Nowhere. So I am a little worried, indeed, about this naive and old-fashioned rehabilitation of state power.
Can we say that globalization, or rather the ambition of integration at either the European or global scale, has failed? Can today be considered a good moment to bury of the idea of integration?
I do not like burials, it is not an expression that I would use, but your question is very pertinent. For around twenty years I have been saying and teaching that regional integration constituted an intermediary and realistic level of adaptation between the era of the nation state and that of globalization, which means that I believed for a long time that regional integration was the final step towards a global governance of the world.
I thought for a long time that what was not possible at the global scale, a global government, was possible at the regional level and this would already strongly simplify the world map and thus go in the way of this adhesion to the collective dimension required by globalization. Nevertheless, not only Europe suffers a setback, but all the regional constructions in the world are in a similar situation. Mr. Trump openly shoves the NAFTA agreement, MERCOSUR is down as every State that is composing it has recriminations against it, and we could extend the list… All the forms of integration that have been set by Chavez around his Bolivian ideal have ceased to exist; Africa progresses very slowly in terms of regional integration; the Arab Maghreb Union, which is an essential device, totally failed. Thus indeed the situation does not look good.
In the case of Europe there is a double phenomenon: on the one hand, there is this really grave failure due to the secession of Great Britain from Europe, and then there is a general malaise of the European model. Brexit is really rare, if you look at the contemporary history of IR it is simply unprecedented that a state shuts the door on a regional or global organization. As far as I remember, it only happened a few times before, with Indonesia in the UN in 1964, which lasted only 19 months. It happened with Morocco with the African Union and Morocco is currently reintegrating in it. This British situation came as a thunderbolt, worsened by the fact that paradoxically it is not so much because of regional integration that the British voted against the European Union. It was more from an anti-migration, xenophobic and nationalist (in reference to that nationalism trend that I was earlier talking about) perspective and what is dramatic is that we can clearly see that the nationalist sentiment is really attacking the inner principles of regional integration.
I was saying that in the European case there are internal problems which run even deeper than the British defection, and I will underline at least two of them. First of all there is a democratic deficit of Europe, meaning that Europe was not able to match electoral spaces with the ones where decisions get made; people still vote at the national level while the decisions are taken in Brussels. In consequence, democratic control over these decisions is extremely weak. How to resolve this equation? And here the breakdown is total since very few people are coming up with suggestions. The other factor of this crisis is, according to me, the fact that Europe has been built with success after World War II in a progressive way around association and indeed, Durkheim proved it, the integrative logic makes sense. Unity makes strength and it did make strength once in Europe to prevent war, a third World War, and secondly to encourage the reconstruction of European countries where economy was totally collapsed. This time is now over and it is the fault of Europe to not have known how to recontextualize itself, to react to the new contexts.
Paying one more time tribute to Durkheim who guessed it right, Durkheim said that there are two ways of constructing social ties: around association and around solidarity. I think that the time of association is now over, we should enter in the time of solidarity, which does not consist in saying 'We Germans are associated with Greece', but rather 'We Germans are joined together with Greece because we know that if Greece collapses, in a long term perspective, we will suffer the consequences'. Thus this idea of fundamental unity is an idea that has been a little bit overlooked, abandoned by the Europeans and now they find themselves in a complete paralysis.
Is the decolonization period still having an impact on contemporary IR?
Oh totally, totally. I would first say because it is a major event in the field of IR, which made the World switch from 51 sovereign States of the UN in 1945 to 193 today but above all, a very aggravating circumstance, is that this decolonization has been a complete failure and this failure weighs enormously on international politics.
It has been a failure because decolonization assumed the format of copying the western state model in countries that were accessing independence, while this model was not necessarily adapted, which provoked a proliferation of failed states, and these collapsed states had a terrible effect on IR.
Secondly because decolonization should have led to the enrichment and to the substantial modification of multilateralism, by creating new institutions able to take charge of new challenges resulting from decolonization. Yet, except the creation of UNCTAD in 1964 and of UNDP in 1965, there have been very little innovations in terms of global governance. Thus global governance remains dominated by what I earlier called 'the club', which means the great powers from the north, and this is very dysfunctional for the management of contemporary crises. Then also because the ancient colonial powers happen to find new forms of domination that did somehow complicate the international game. Thus in fact decolonization is a daily aspect of the crisis that the international system faces today.
In conclusion, which question should we have asked? In other terms, which question have we forgot?
I found your questions very pertinent as it allowed the discussion of themes that I consider essentials. Now, the big problem that makes me worry is the great gap between the analysts and the actors in IR. I am not saying that the analysts understood everything, far from it, but I think that IR theorists are very conscious of some of these transformations I have mentioned. If you look at some great authors such as James Rosenau, Ned Lebow or Robert Keohane, to name just a few—there are way more—they all contributed to the reconstruction of IR.
What truly strikes me is the autism of political actors, they think that they are still at the time of the Congress of Vienna and that is an extraordinary source of tension. Thus as long as this spirit of change does not reach political actors, maybe Barack Obama was the first one to enter this game and then the parenthesis was closed, as long as there will not be this move towards the discovery of a new world, maybe as well through the inclusion in our reflection about the international fabric such partners as China, it is not normal that this very powerful China does not have any choice but to share the paradigm and the model of action proper to occidental diplomacy, as long as we would not have done this precise effort, well, we will remain in the negation of the human, and that is the essential problem today, we are unable to understand that at the end there is just one unity, which is the human being.
I had the chance to visit 105 countries and everywhere I met the same men and the same women, with their pain, with their happiness, their hardship, their joy, their sorrow, their needs that were everywhere identical. As long as we will not understand that, well, we will be living in a world that is in total contradiction with what it is truly and essentially. We will live in a world of artifice and thus a world of violence.
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Read Badie's The Arab Spring: A starting point (SER Études 2011) here (pdf)
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Bertrand Badie sur le moment Trump, la science de la souffrance, et les RI entre puissance et faiblesse
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La discipline de RI se focalise traditionnellement sur l'enjeu de pouvoir entre états. Mais, s'interroge Bertrand Badie, est-ce que cela veut dire que notre discipline est basée sur la négation de notre humanité ? Un géant dans les RI françaises, Badie a œuvré pour remplacer le pouvoir et pour mettre la souffrance au cœur de l'analyse de l'international, en appliquant des idées sociologiques sur une réalité véritablement globale. Dans ce Talk, Badie, entre autres, défie la centralité de l'idée de pouvoir, qui a peu de sens dans un monde où la plupart de l'agenda international est défini par des défis qu'émanent de la faiblesse ; défend la centralité de la souffrance pour une discipline de RI plus adaptée ; et utilise ces idées de base pour contextualiser le Moment Trump.
Quel est selon vous actuellement le plus grand défi ou débat dans le domaine des Relations Internationales ? Quelle est votre position vis-à-vis de cet ou ces enjeu(x) ?
Incontestablement, c'est la question du changement. C'est à dire que le moment est venu de conceptualiser, et au-delà même, de théoriser le changement qui s'effectue dans les Relations Internationales (RI). On a toujours le sentiment qu'on vit une période de changement, mais concernant les RI nous avons plusieurs repères qui montrent l'effectivité du changement. J'en vois au moins trois.
Le premier, c'est la nature inclusive du système international. Pour la première fois dans l'Histoire de l'humanité le système international couvre la quasi-totalité de l'humanité, alors que le système Westphalien était un système Européen dans lequel les Etats-Unis sont entrés pour en faire un système, je dirais, euro-nord-américain.
Deuxième élément, et plusieurs ouvrages déjà ont permis de le montrer, il y a une mutation profonde de la nature du conflit. La guerre était autrefois, dans le modèle Westphalien, une affaire de compétition de puissance. Aujourd'hui on a le sentiment que la faiblesse remplace la puissance, c'est à dire la puissance n'est plus explicative des situations belligènes, que l'on doit trouver davantage dans les manifestations de faiblesse : que ce soit les « collapsing states », c'est à dire le déchirement des Nations souvent mal ou hâtivement construites ou encore la déliquescence des liens sociaux. Cette nouvelle conflictualité vient complètement bouleverser la donne internationale et constitue un deuxième marqueur de transformation.
Le troisième axe, c'est ce que j'appellerais la mobilité. Tout notre système international reposait sur l'idée de territoire et de frontière, sur l'idée de fixité marquant de manière très précise les compétences des Etats. L'Etat renvoie au territoire, comme la définition donnée par Max Weber l'indique très clairement, alors qu'aujourd'hui le territoire est défié par toute une série de mobilités, c'est à dire de flux transnationaux : qu'il s'agisse de flux commerciaux, de flux d'informations ou de flux humains à travers notamment toutes les diverses formes de migrations.
Donc voilà au moins trois indicateurs objectifs d'une transformation profonde de la nature même des RI qui m'incitent d'abord à parler plus volontiers désormais de « relations intersociales » plus que de « relations interétatiques ». Les relations entre Etats ne saturent plus le jeu mondial et ça amène à considérer que toute notre théorie des RI reposait sur le modèle Westphalien tel qu'il est issu de la paix de Westphalie, tel qu'il a été confirmé par l'accomplissement du travail de construction des Etats-Nations et tel qu'il a dominé l'actualité internationale jusqu'à la chute du Mur. Jusqu'à la chute du Mur, ce qui ne relevait pas de l'Europe et des Etats-Unis, et de l'Amérique du Nord disons plus exactement, était nommé périphérique, ce qui en dit long. Aujourd'hui la périphérie est centrale au moins du point de vue de la conflictualité, donc il faut abandonner notre grammaire Westphalienne et construire un nouveau guide d'analyse des RI qui tienne compte de ces mutations. Supprimer notre grammaire Westphalienne des RI, c'est remettre en cause notre théorie classique des RI et c'est remettre en cause aussi les modèles pratiques d'action en politique internationale, c'est à dire l'ordinaire de la diplomatie.
Comment est-ce que vous êtes arrivé dans votre pensée autour les Relations Internationales ?
Vous savez souvent quand on écrit, quand on travaille, on est d'abord influencé par son insatisfaction. C'est à dire que la théorie classique Westphalienne des RI, comme je l'ai dit tout à l'heure, ne me satisfaisait pas parce que j'avais l'impression qu'elle focalisait sur des évènements qui n'avaient plus l'importance qu'on continuait à leur prêter, par exemple la course aux armement, les relations entre puissances ou les négociations diplomatiques traditionnelles alors que je voyais, peut-être est-ce là l'élément déclenchant, que l'essentiel des souffrances dans le monde venait d'espaces que ne couvrait pas réellement la théorie des RI.
J'ai toujours dit à mes étudiants que les RI c'était la science des souffrances humaines. Ces souffrances bien sûr elles existent chez nous, elles existent en Europe, elles existent en Amérique du Nord, elles existent partout dans le monde mais l'essentiel des souffrances se situe hors champ westphalien et du coup l'analyse classique des RI en donnait une image tout d'abord marginale et déformée. L'Afrique ou le Moyen Orient vus au prisme du système Westphalien avaient une allure aplatie qui ne correspondait en rien à l'extraordinaire richesse, en bien et en mal, de ces régions du monde. Je considérais aussi que dans un monde où 6 à 9 millions d'individus meurent de faim chaque année, les grands agendas des RI classiques étaient dérisoires. Même le terrorisme, auquel on donne tant d'importance, a des scores dérisoires par rapport à ceux de l'insécurité alimentaire.
Mes trois derniers livres sont trois cris de révolte contre la théorie classique des RI. La diplomatie de connivence est un livre dans lequel j'ai essayé de montrer qu'en réalité le jeu des puissances était un jeu beaucoup plus intégré qu'on ne le dit et renvoyant souvent à de fausses conflictualités. Il y a bien un club, et c'est ça que j'essayais de décrire, un club de puissants.
Le Temps des humiliés était là pour mettre en scène justement ce que la théorie classique ne savait pas exprimer, c'est à dire la domination vue du côté des dominés, l'humiliation vue du côté des humiliés, la violence vue du côté des désespérés. Même si on regarde des puissances aussi accomplies que la Chine aujourd'hui, première ex aequo avec les Etats-Unis en PIB, il faut bien admettre que la mémoire de l'humiliation constitue pour la Chine une source énorme d'inspiration et d'élaboration de son actuelle politique étrangère.
Et puis, dans mon dernier livre Nous ne sommes plus seuls au monde, là le cri était encore plus direct, c'est à dire nous sommes en train d'écrire les RI qui concernent un gros milliard d'êtres humains en oubliant tous les autres et aujourd'hui ce ne sont pas ces vieilles puissances qui font l'agenda international. Il est écrit à l'initiative du petit, du faible, du dominé, avec bien entendu des recours à des formes de violences extrêmes, mais qu'il faut essayer d'analyser et de comprendre, donc totalement renverser la théorie des RI.
Il ne faut pas oublier que l'essentiel de la théorie des RI nous a été livré par les Etats-Unis triomphants en 1945. Le fameux « power politics » qui domine la théorie classique des RI, inaugurée par Morgenthau et porté par tellement d'autres, mettait en scène ce qui était vrai à l'époque, c'est à dire la capacité de la puissance américaine de nous délivrer du monstre nazi. Aujourd'hui l'enjeu il est tout autre, et c'est d'ailleurs significatif que deux des plus grands politistes internationalistes américains, Robert Keohane (Theory Talk #9) et Ned Lebow (TheoryTalk #53), aient écrit le premier un livre qui s'appelle After hegemony et le second Goodbye hegemony. Et bien justement, moi ce qui m'intéresse c'est de voir ce qu'il y a après l'hégémonie.
Une question maintenant pour les étudiants qui aspireraient à se spécialiser dans le domaine des RI : quels conseils ?
D'abord je leur conseillerais de débaptiser leur science, comme je le disais tout à l'heure, et de l'appeler relations intersociales, c'est à dire que l'avenir de ce que nous nous appelons les Relations Internationales se trouve dans la capacité de comprendre les interactions extrêmement riches, multiples et diversifiées qui s'opèrent entre les sociétés du monde. Ce qui ne veut pas dire de complètement abandonner la piste des Etats, mais replacer les Etats au milieu de cette multiplicité d'acteurs pour constater souvent l'impuissance de ces États face à ces acteurs nouveaux. Ce serait mon premier conseil.
Mon deuxième conseil c'est regarder devant eux et non derrière eux, c'est à dire ne pas se laisser dominer par le modèle westphalien et essayer de bâtir ce dont nous avons besoin parce que presque rien n'a été fait encore aujourd'hui pour bâtir ce modèle post-westphalien, méta-westphalien. Au-delà de la puissance il y a des choses que l'on identifie encore mal et qui sont le moteur des RI. De ce point de vue-là, l'aide de la sociologie est particulièrement précieuse car si nous sommes dans des relations intersociales, évidemment, la sociologie a un rôle très important à jouer. J'ai considéré, dans ma contribution au The return of the theorists que Durkheim est une source très importante d'inspiration pour comprendre le monde aujourd'hui. Voilà un auteur à étudier et à appliquer aux RI.
Le troisième conseil que je leur donnerais c'est de ne pas oublier qu'effectivement les « RI » ou les relations intersociales sont les sciences de la souffrance humaine. Il faut savoir remettre la souffrance au centre de la réflexion. On a trop perdu de temps à analyser la puissance, il est temps maintenant de se mettre du côté de la souffrance. Pourquoi ? D'abord parce que éthiquement c'est meilleur, peut-être pourra-t-on en tirer alors des enseignements pratiques ? Mais aussi pour une deuxième raison, c'est que dans les nouvelles RI la souffrance est plus proactive que la puissance, ce qui n'est pas forcément optimiste mais qui permet notamment de mieux s'interroger sur les formes nouvelles de conflictualité. Hélas ce n'est plus avec des canons que l'on écrit l'agenda international, mais c'est avec des larmes. C'est peut-être là qu'il y a un effort important à consentir sur le plan de la réflexion.
Dans Le temps des humiliés, vous proposez une lecture durkheimienne des RI dont l'accent est surtout mis sur le « grievance » qui s'oppose à une autre logique : celle du « greed ». Que pensez-vous de ce parallèle ?
« Greed » on peut le traduire par accaparement, captation. En réalité vous avez raison, l'idée de grievance, de récrimination, le mot est parfait aussi en français, est une idée très structurante du jeu international. On ne l'a pas vu venir pour deux raisons. D'abord parce que notre analyse classique des RI supposait une unité de temps, comme si le temps africain, le temps chinois, le temps indien et le temps européen étaient identiques. Or ceci est complètement faux parce que nous dans notre culture européenne nous n'avons pas compris qu'avant Westphalie il y avait des modèles politiques, des histoires qui avaient profondément marqué les peuples qui les avaient alors façonnés. Pensez que la Chine c'est 4000 ans d'empire, pensez que l'Afrique avant la colonisation c'était des royaumes, des empires, des civilisations, un art, des productions artistiques. Pensez que l'Inde aussi est multimillénaire. Le temps Westphalien est venu totalement nier et écraser cette temporalité, cette historicité, presque sur un mode négationniste, c'est à dire que dans l'esprit de ceux qui étaient porteurs du modèle Westphalien seul ce modèle associé à la Renaissance et au Siècle des Lumières et à la Raison avec un grand R avait vocation à formater le monde. Or, c'était un pari insensé, un pari pour lequel nos ancêtres Européens qui l'ont mené avaient des excuses parce qu'à l'époque on connaissait mal ces Histoires, à l'époque on n'avait pas cette connaissance de l'autre et de l'altérité donc on a réglé ça au plus simple, c'est à dire à partir de la négation de l'altérité. Or les RI c'est au contraire l'accomplissement de l'altérité. Donc, inévitablement tous ceux qui se sont vus nier dans leur historicité sur plusieurs siècles et même plusieurs millénaires ont accumulé un ressentiment de récrimination, de grievance particulièrement fort.
Le deuxième élément c'est que tout ceci s'est opéré dans un contexte de déséquilibre des ressources de puissance, lié à différents facteurs qui faisaient qu'effectivement à un moment donné du temps les puissances occidentales étaient mieux armées au sens propre, au sens figuré, que les autres sociétés. Donc cette négation de l'altérité a été aggravée par l'imposition d'un système multilatéral de force qui s'est traduit de la pire des façons, c'est à dire à partir d'une hiérarchie proclamée des cultures, donc voilà il y avait comme disait Jules Ferry, en France au XIXe siècle, les « races », « Nous avons l'obligation d'éduquer les races inférieures ». C'est le début d'une Histoire, c'est le début de l'Histoire de l'humiliation et comme au même moment la mondialisation venait à se faire, cette humiliation est devenue le nerf de la vie international. Un nerf qui a été utilisé autant par les puissants, qui en ont fait un instrument, c'est à dire où on va humilier les autres pour mieux les dominer (guerres de l'Opium, la colonisation) et en même temps un nerf qui a irrigué la réaction mobilisatrice de ce monde extra-westphalien qui pour exister a eu besoin de s'affirmer contre ceux qui les humiliaient. Donc vous voyez c'est vraiment la trame des nouvelles RI. Dans mon esprit c'est devenu un paradigme, ça explique tout même si d'autres facteurs continuent à expliquer parallèlement.
Et pour apprécier cela on a besoin d'une approche sociologique, ce que pour moi a deux fonctions. Ces deux fonctions il faut les avoir en tête toutes les deux pour bien comprendre ce qu'elle veut dire. La première c'est une fonction intemporelle, c'est à dire considérer que partout et de tout temps le politique est un produit social, donc ne peut pas être compris hors de la société, ce qui n'était pas forcément la posture de certains et même de, je dirais, la majorité des analystes qui croyaient de manière excessive à une autonomie du politique et de l'Etat. La deuxième composante de cette approche sociologique est une composante temporelle historique. Ce que je vous disais tout à l'heure : avec la mondialisation le social a beaucoup progressé en propre par rapport au politique et les relations intersociales, ayant grandi, on a besoin d'une approche sociologique pour les comprendre.
Est-ce que vous pensez que « le moment Trump » constitue une rupture fondamentale avec la conduite des RI ?
Trump en soi peut-être pas, ce qu'il représente certainement. C'est à dire si on regarde les Etats-Unis on voit, depuis le changement de millénaire, trois modèles se succéder. Vous avez eu au lendemain du 11 Septembre un temps néo-conservateur où la mondialisation était considérée par les dirigeants Américains comme un moyen ou peut-être une chance d'universaliser le modèle américain de gré ou de force. De force comme ce fut le cas par exemple en Irak en 2003. Ce modèle a échoué.
Cela a amené un deuxième modèle qui est, je dirais, un modèle libéral, néo-libéral, incarné par Obama qui tirant les leçons de l'échec du néo-conservatisme, a eu le courage de remettre en cause l'hypothèse jugée jusque-là indiscutable d'un leadership américain et considéré que les Etats-Unis ne pouvaient gagner aujourd'hui qu'à travers le soft power ou le smart power ou le libre échangisme. C'est la raison pour laquelle Obama se faisait très peu interventionniste et misait beaucoup sur le TTIP, sur tous ces accords transrégionaux.
Avec Trump est arrivé un troisième modèle, que j'appellerais néo-nationaliste, qui considère la mondialisation mais de façon différente. La mondialisation est ramenée dans son esprit à une chance donnée de satisfaire les intérêts nationaux américains, l'idée de « national interest » rejaillit après ce long temps de vision globalisante. Ca ne veut pas dire qu'on n'est pas interventionniste. Ce qui s'est passé en Syrie le démontre. Ça veut dire qu'on interviendra non pas en fonction des besoins de la mondialisation mais en fonction des intérêts des Etats-Unis. Il s'agit de montrer l'image des Etats-Unis forts, puissants et d'autre part de servir les intérêts concrets du peuple américain et de la nation américaine.
Ce modèle néo-nationaliste n'est pas porté par Trump tout seul, c'est la raison pour laquelle je disais qu'il ne faut pas prendre Trump isolément. On le retrouve exactement de la même manière chez Poutine. On le retrouve chez quantité d'autres dirigeants du monde, comme par exemple Erdogan ou Duterte ou Victor Orbán, donc des personnages aussi différents, ou le Maréchal Sissi en Egypte.
On le retrouve dans des postures : le Brexit en Grande-Bretagne, ce néo-populisme de droite en Europe : Mme Le Pen, Mr Wilders, voire un certain néo-populisme de gauche comme Mélenchon en France. Bref il est dans l'air du temps, c'est presque un effet de mode et il constitue peut-être une double rupture dans les RI.
D'abord parce que depuis l'avènement de la mondialisation, les années 70 disons en gros même si la mondialisation n'est pas née à un jour précis, on avait un peu laissé de côté l'idée d'intérêt national pour raisonner en termes de biens collectifs. Là c'est un abandon des biens collectifs et un retour vers l'intérêt national. On le voit bien, l'un des actes de Trump a été de dire que la COP21 de Paris doit être reconsidérée. Et puis c'est une certaine forme aussi de réhabilitation de la force, qui redevient le langage des RI.
Voilà deux bonnes raisons d'abord de compléter notre science positive pour comprendre cette nouvelle tentation mais aussi pour s'en inquiéter. Vous savez l'internationaliste ce n'est pas quelqu'un de neutre, c'est aussi quelqu'un qui doit mettre sa science au service de l'action et de la définition des politiques publiques. Aller à l'encontre de l'idée de biens communs, c'est à dire à nouveau jeter un doute sur l'idée de sécurité humaine, de sécurité environnementale, de sécurité alimentaire, de sécurité sanitaire c'est extrêmement dangereux car ce n'est jamais la composition des intérêts et des égoïsmes nationaux qui fera une politique globalement cohérente. C'est le faible qui en pâtira le premier.
La deuxième raison c'est ce paradoxe à un moment où l'on voit que la puissance est de plus en plus impuissante, j'ai fait tout un livre là-dessus, de réhabiliter la force. Or regardez, ne serait-ce que depuis 1989, où la force a-t-elle triomphé sur le plan des RI ? Où donc le plus fort a gagné la bataille qui lui a permis de résoudre le problème à son avantage ou conformément à ses objectifs ? Jamais. Ni en Somalie, ni en Afghanistan, ni en Irak, ni en Syrie, ni en Palestine. Nulle part. Ni au Sahel, ni en République Démocratique du Congo. Nulle part. Donc je suis un peu inquiet, effectivement, de cette réhabilitation naïve et ringarde de la force.
Peut-on considérer que l'idée de la mondialisation, ou plutôt de l'ambition intégratrice, aurait échoué ? Devrait-on enterrer l'idée d'intégration régionale ou mondiale ?
Je n'aime pas les enterrements, ce n'est pas un terme que j'emploierai, mais votre question est très pertinente. Pendant près de vingt ans j'ai enseigné que l'intégration régionale c'était l'échelon intermédiaire et réaliste entre le temps des nations et le temps de la globalisation, c'est à dire j'ai longtemps cru que l'intégration régionale était l'antichambre d'une gouvernance globale du monde.
J'ai longtemps cru que ce qui n'était pas possible à l'échelle mondiale, à un gouvernement mondial, pouvait l'être au niveau régional et déjà simplifier de beaucoup la carte du monde et donc de progresser vers cette adhésion au collectif que commande la mondialisation. Or non seulement l'Europe est en échec, vous avez raison de le dire, mais toutes les constructions régionales dans le monde sont en échec. Alors Mr. Trump bouscule ouvertement le NAFTA ALENA, le MERCOSUR est en panne chaque Etat qui le compose a des récriminations à son encontre, on pourrait continuer l'énumération… Toutes les formes d'intégration que Chavez avait mis en place autour de son idéal bolivarien n'existent plus, l'Afrique ne progresse que très très très lentement en matière d'intégration régionale : l'Union du Maghreb Arabe, qui est quand même un dispositif essentiel, a totalement échoué. Donc effectivement la conjoncture n'est pas bonne.
Pour l'Europe le phénomène est double : d'une part il y a cet échec très grave du départ de la Grande Bretagne de l'Europe et puis il y a un malaise général du modèle européen. Alors, le départ de la Grande Bretagne c'est très grave parce que c'est très rare si vous regardez l'Histoire contemporaine des RI qu'un Etat claque la porte d'une organisation régionale ou mondiale. C'est arrivé avec l'Indonésie aux Nations Unies en 1964, ça n'a duré que 19 mois. C'est arrivé pour le Maroc au sein de l'Union Africaine et le Maroc est actuellement en voie de réintégration. Donc ce fait Britannique claque comme un coup de tonnerre, aggravé par le fait que paradoxalement ce n'est pas tant sur l'idée d'intégration régionale que les Britanniques ont voté contre l'UE. C'est beaucoup plus dans un réflexe anti-migratoire, xénophobe, nationaliste (correspondant à cet élan de nationalisme que je décrivais tout à l'heure) et donc ce qui est dramatique c'est que l'on voit bien que cet ère du temps nationaliste vient réellement attaquer les principes même de l'intégration régionale.
Alors je disais que pour l'Europe il y a des problèmes internes encore plus profonds que la défection Britannique, j'en vois au moins deux.
D'abord il y a un échec démocratique de l'Europe, c'est à dire l'Europe n'a pas su faire coïncider les espaces d'élection et les espaces de décisions, le peuple vote au niveau national et les décisions se prennent à Bruxelles. Du coup, le contrôle démocratique sur les décisions est extrêmement faible. Comment résoudre cette équation ? Et là la panne est complète car personne ne propose de solutions.
L'autre élément à mon avis composant de cette crise, c'est que l'Europe a été construite avec succès au lendemain de la Seconde Guerre Mondiale de manière progressive sur le maître mot d'association et effectivement, Durkheim l'a montré, la logique d'intégration associative fait sens. C'est à dire l'union fait la force et l'union a fait la force en son temps en Europe pour empêcher la guerre premièrement, c'est à dire une troisième guerre européenne au XXe siècle, et deuxièmement pour favoriser la reconstruction de pays européens dont l'économie s'était totalement effondrée. Ce temps-là est terminé et la faute de l'Europe c'est de ne pas avoir su se contextualiser, c'est à dire réagir aux contextes nouveaux.
Rendant à nouveau hommage à Durkheim qui avait vu juste, Durkheim avait dit il y a deux façons de construire le lien social : autour de l'association et autour de la solidarité. Je pense que le temps de l'association est terminé, on doit entrer dans le temps de la solidarité, c'est à dire la solidarité consiste à dire non pas « Nous Allemands nous nous associons à la Grèce » mais « Nous Allemands sommes solidaires de la Grèce car nous savons que si la Grèce s'effondre, à terme, nous en subirons les conséquences ». Donc cette idée d'unité fondamentale est une idée qui a été un peu snobée, abandonnée par les Européens et maintenant ils se trouvent dans une situation de paralysie complète.
Est-ce que la période de décolonisation laisse encore des traces au niveau des RI contemporaines ?
Ah totalement, totalement. Je dirais d'abord parce que c'est un événement majeur des RI, qui a quand même fait passer le monde de 51 Etats Souverains membres des Nations Unies en 1945 à 193 aujourd'hui mais surtout, circonstance très aggravante, c'est que cette décolonisation a été complètement ratée et que l'échec de la décolonisation pèse énormément sur les RI.
Elle a été ratée parce que la décolonisation a conduit à copier le modèle étatique occidental dans les pays qui accédaient à l'indépendance, alors que ce modèle n'était pas forcément adapté, ce qui a provoqué une prolifération de failed States, et ces collapsed States ont eu un effet effroyable sur les RI.
Deuxièmement parce que la décolonisation aurait dû conduire à un enrichissement et en tous les cas à une modification substantielle du multilatéralisme en créant de nouvelles institutions capables de prendre en charge les défis nouveaux issus de la décolonisation. Or, à part la création de la CNUCED en 1964 et du PNUD en 1965, il y a eu très peu d'innovations sur le plan de la gouvernance mondiale. Donc la gouvernance mondiale reste dominée par ce que j'appelais tout à l'heure le club, c'est à dire les puissances du Nord et ceci est très dysfonctionnel dans la gestion des crises contemporaines. Puis enfin parce que les anciennes puissances coloniales sont amenées à trouver des formes nouvelles de domination qui ont en quelques sorte compliqué le jeu international. Donc effectivement la décolonisation c'est l'ordinaire des crises que rencontre le système international aujourd'hui.
Question finale : quel autre souci vous inquiète dans les RI contemporaines ?
J'ai trouvé que votre questionnement était très pertinent parce qu'il permettait de toucher aux thèmes que je tiens pour essentiels. Maintenant, si vous voulez, le grand problème qui moi m'inquiète c'est le formidable décalage qu'il y a entre les analystes et les acteurs. Je ne dis pas que les analystes ont tout compris, loin de là, mais je crois que les analystes sont très conscients de ces transformations. Si vous prenez les grands auteurs comme James Rosenau, Ned Lebow, comme Robert Keohane, juste quelques-uns il y en aurait beaucoup d'autres, ils ont tous apporté une pierre à la reconstruction de l'édifice des RI.
Moi ce qui me frappe, c'est l'autisme des acteurs politiques, c'est à dire ils se croient encore à l'époque du Congrès de Vienne et ça c'est source de tension absolument extraordinaire. Donc tant que ce parfum de changement n'aura pas touché les acteurs politiques, peut-être que Barack Obama était le premier à commencer à entrer dans ce jeu et puis la parenthèse s'est refermée, tant donc qu'il n'y aura pas ce mouvement vers la découverte d'un nouveau monde, peut-être aussi en intégrant dans notre réflexion sur l'international des partenaires comme la Chine, ce n'est quand même pas normal que cette Chine si puissante n'ait d'autre choix finalement que de se rallier au paradigme et au modèle d'action propre à la diplomatie occidentale, tant qu'on n'aura pas fait cet effort là et bien on sera encore dans la négation de l'humain, et c'est ça le problème essentiel aujourd'hui, c'est que nous n'arrivons pas à comprendre qu'au bout de tout ça il y a une seule unité qui est l'être humain.
J'ai eu la chance de visiter 105 pays et partout j'ai rencontré les mêmes hommes et les mêmes femmes, avec leurs souffrances, avec leurs bonheurs, leurs malheurs, leurs joies, leurs peines, leurs besoins qui étaient partout absolument identiques. Tant qu'on n'aura pas compris cela, et bien je crois que l'on vivra dans un monde qui est en contradiction totale avec ce qu'il est vraiment et essentiellement. On vivra dans un monde d'artifice et donc dans un monde de violence.
Lire plus
· Lire Badie's Printemps Arabe : un commencement (SER Études 2011) ici (pdf)
· Lire Badie's Pour une sociologie historique de la négotiation (préface de Négociations internationales) ici (pdf)
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Vortrag von Sina Marie Nietz bei Festo am 24.10.2019 (verschriftlichte Form)Der Titel dieses Vortrags beinhaltet mehrere "Riesenbegriffe": Globalisierung und Digitalisierung, zwei Begriffe, die heutzutage geradezu inflationär genutzt werden und dabei ganz unterschiedliche Prozesse und Entwicklungen beschreiben. Autonomer Individualverkehr, Pflege-Roboter, softwaregesteuerte Kundenkorrespondenz und Social Media, Big-Data-Ökonomie, Clever-Bots, Industrie 4.0. Die Digitalisierung hat ökonomische, kulturelle und politische Auswirkungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die zunehmenden technischen Möglichkeiten vor allem durch KI zwingen uns auch zu einer Auseinandersetzung mit ethischen Fragen und unseren bisherigen Konzepten von Intelligenz. Was zeichnet menschliches Handeln aus? Wie unterscheidet sich menschliche, natürliche Intelligenz von Künstlicher? Die Frage, was menschliches Handeln und menschliche Intelligenz von Maschinen unterscheidet, wird aus einem Alltagsverständnis heraus häufig mit Emotionen wie Empathie, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Mitmenschlichkeit beantwortet. All diese Begriffe wollen wir nun zunächst einmal unter "emotionaler Intelligenz" zusammenfassen, bevor wir uns zu einem späteren Zeitpunkt näher damit auseinandersetzen werden.Globalisierung – ein weiterer überaus komplexer Begriff, der genutzt wird, um ganz unterschiedliche Prozesse zu beschreiben. Globalisierung meint die Verflechtung von Handelsbeziehungen und Kommunikationstechnologien sowie den Anstieg von Mobilität. Globalisierung umfasst zunehmende transnationale Abhängigkeiten in Form von losen Abkommen, Verträgen und Gesetzen. Globalisierung bedeutet auch, dass Organisationen wie NGOs, transnationale Institutionen, Konzerne und Staaten über Ländergrenzen hinweg agieren und kooperieren. Globalisierung meint jedoch auch globale Herausforderungen wie internationalen Terrorismus und vor allem die Klimakatastrophe. In dieser Zeit zunehmender Verflechtungen und internationaler Abhängigkeiten lassen sich gleichzeitig nationalistische Tendenzen beobachten, die der zunehmenden Öffnung gesellschaftliche Abschottung entgegenzusetzen versuchen. Die Frage nach Öffnung oder Abschottung polarisiert und spaltet. In der Wissenschaft wird von einer neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie, einer cleavage gesprochen. Die cleavage zwischen Öffnung und Abschottung, zwischen Kosmopoliten und Nationalisten, zwischen Rollkoffer und Rasenmäher.Die Ergebnisse der letzten Europawahlen im Mai 2019 haben jene cleavage eindeutig widergespiegelt. Die etablierten Parteien, allen voran CDU/CSU und SPD, haben erneut massiv Wählerstimmen eingebüßt. Wohingegen auf der einen Seite der neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie die AfD mit ihrem Abschottungskurs und auf der anderen Seite die Grünen, die klare Kante für Kosmopolitismus verkörpern, Stimmenzuwächse verzeichnen konnten. Auch in anderen europäischen Ländern sahen die Wahlergebnisse programmatisch vergleichbarer Parteien ähnlich aus.Bereits seit der Wirtschafts- bzw. "Eurokrise" erhalten rechtspopulistische Parteien zunehmend Zuspruch in ganz Europa. Deutschland war mit der AfD in dieser Hinsicht ein Nachzügler. Der Begriff "Rechtspopulismus" ist dabei nicht ganz unproblematisch. Zum einen dient er als sogenannter "battle term", um gegnerische Parteien oder PolitikerInnen zu degradieren. Zum anderen findet er keine einheitliche Verwendung, sondern wird genutzt, um einen Politikstil, eine rhetorische Strategie, eine Mobilisierungsstrategie oder eine politische Ideologie zu bezeichnen. Des Weiteren bildet sich zunehmend der Konsens heraus, dass mit dem Begriff auch die Gefahr der Verharmlosung in Bezug auf Parteien oder Personen einhergeht, die ihrer politischen Gesinnung nach eigentlich als rechtsradikal bis rechtsextrem einzuordnen sind. Trotz dieser Schwierigkeiten hat sich in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Publikationen ein wissenschaftlicher Konsens geformt. Im Folgenden soll die Definition von Rechtspopulismus nach Jan Werner Müller, einem der federführenden Populismusforscher in Deutschland, umrissen werden. Populismus leitet sich von dem lateinischen Wort "populus", zu deutsch "Volk", ab. Der Bezug auf das Volk ist für jede Form des Populismus essenziell. In der Logik des Populismus stehen "dem Volk" die "korrupten Eliten", das Establishment gegenüber ("Altparteien", "Eurokraten"…). Es ist prinzipiell variabel, wer zu den Eliten zählt. In diesem Zusammenhang wird häufig das vermeintliche Paradoxon Donald Trump angeführt. Dieser zählt aufgrund seines Vermögens definitiv zu einer finanziellen Elite, kann sich jedoch aufgrund seines Mangels an Politikerfahrung als Politikaußenseiter, als "Mann aus dem Volk" und Sprachrohr des Volkes darstellen.Jan Werner-Müller zufolge sind RechtspopulistInnen immer anti-elitär, doch nicht jeder, der Eliten kritisiert, ist auch automatisch ein Rechtspopulist. Es muss immer noch ein zweites Kriterium gegeben sein, nämlich das des Anti-Pluralismus. In einer pluralistischen Gesellschaft konkurrieren zahlreiche verschiedene Organisationen, gesellschaftliche Gruppierungen und Parteien um wirtschaftliche und politische Macht. Es herrscht außerdem Vielfalt in Form von Meinungen und unterschiedlichen Lebensentwürfen. Rechtspopulismus lehnt diese Vielfalt ab. Es findet demnach nicht nur eine Abgrenzung nach oben zu "den Eliten", sondern auch nach unten ("Sozialschmarotzer") bzw. außen ("der Fremde", "der Islam", "die Flüchtlinge", Homosexuelle) statt. Rechtspopulistische Repräsentanten behaupten, ein homogen gedachtes "wahres Volk" mit einem einheitlichen Volkswillen zu vertreten. So wird ein moralischer Alleinvertretungsanspruch postuliert. Da der homogen konstruierte Volkswille in der Logik des Rechtspopulismus a priori feststeht und RechtspopulistInnen diesen repräsentieren, bedarf es keiner anderen Parteien oder Vertreter. Daraus ergibt sich jedoch ein Logikproblem, wenn sie dann bei Wahlen nicht die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen können. So betrug der Stimmenanteil der AfD bei der Bundestagswahl 2017 12,6%. Um diese Differenz "erklären" zu können, werden verschwörungstheoretische Erklärungsmuster wie das einer "schweigenden Mehrheit" herangezogen. Es werden gezielt Zweifel am politischen System, an den Medien ("Lügenpresse") und der Wissenschaft gesät. Es wird auf vermeintliche Fehler im System und die angebliche Unterdrückung des "eigentlichen Volkswillens" verwiesen. So schaffen RechtspopulistInnen eine Parallelwelt der "alternativen Fakten" und tragen zur Spaltung der Gesellschaft bei.Betrachtet man die verschiedenen rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen in Europa, stößt man auf Unterschiede in deren Inhalten und Strategien. So hat Geert Wilders in den Niederlanden beispielsweise immer eine sehr liberale Gesellschaftspolitik vertreten, etwa in Form liberaler Abtreibungsgesetze und der Befürwortung gleichgeschlechtlicher Ehen. In Polen fährt die PiS-Partei hingegen einen katholisch geprägten konservativen Kurs hinsichtlich gesellschaftspolitischer Themen, wie auch die FPÖ in Österreich. Als gemeinsame Klammer dient allen rechtspopulistischen Parteien ihre ablehnende bis feindliche Haltung gegenüber Migration und "dem Islam". Die ausgrenzende Gesinnung bildet demnach das Kernelement rechtspopulistischer Ideologien. Das bedeutet, dass es keinen Rechtspopulismus ohne Feindbilder gibt.Und damit wären wir bei der ersten These meines heutigen Vortrags: Feindbilder sind das Kernelement von Rechtspopulismus. Rechtspopulistische Parteien greifen gezielt xenophobe Vorurteile, Stereotype und Emotionen wie Angst und Hass auf, schüren diese und verbreiten sie so. Wir werden gleich noch darauf zu sprechen kommen, wie sie dies genau machen. Vorurteile sind eine effektive Strategie, um Ungleichheit oder die Entstehung von Ungleichheit zu legitimieren. Hier dockt der Populismus perfekt an die bereits vorhandene Ungleichheitsideologie unserer meritokratischen Leistungsgesellschaft an. Unsere freie Marktwirtschaft basiert auf der Annahme der Notwendigkeit von Ungleichheit und legitimiert diese durch unterschiedliche Mechanismen. Stichworte in diesem Kontext lauten: survival of the fittest, Leistungsprinzip, Konkurrenzdruck in Zeiten von Outsourcing von Arbeitsplätzen und Zeitarbeit, Selbstoptimierung, Humankapital.Ich würde Sie an dieser Stelle gerne zu einem kurzen Exkurs in die Kognitionswissenschaft einladen, um die Bedeutung von Vorurteilen und Stereotypen für das menschliche Denken und Handeln näher zu erläutern. Der menschliche Verstand benötigt Kategorien zum Denken, zum Einordnen und Verarbeiten von Sinneseindrücken und Informationen. Andernfalls würde der Prozess der Informationsverarbeitung viel zu viel Zeit beanspruchen und wir wären nicht handlungsfähig. Wir ordnen unsere Eindrücke also bestimmten, vorgefertigten Kategorien zu. Innerhalb einer Kategorie erhält nun alles dieselbe Vorstellungs- bzw. Gefühlstönung. Der Grad der Verallgemeinerung hängt mit dem Wissen über die einzuordnende Information zusammen. Auf die rechtspopulistischen Ausgrenzungsstrategien bezogen ergibt sich Folgendes: Es wird das Feindbild "Islam" konstruiert und mit Eigenschaften wie "Gewalt" und "Terror" verknüpft. Dabei wird nicht zwischen verschiedenen Strömungen und Glaubensrichtungen unterschieden, sondern alles zu einem homogenen Gebräu innerhalb derselben Kategorie umgerührt. Individuen, die aufgrund von Herkunft, Religionszugehörigkeit, Ethnie etc. dieser Gruppe zugezählt werden, werden als Teil der Feindgruppe gedacht, nicht als Individuen. Sie werden objektiviert und entmenschlicht. Das Leiden des Einzelnen geht in der Masse unter und Empathie wird verhindert. Einzelne Ausnahmen werden als solche anerkannt, um das Gesamtbild, bzw. die gebildeten Kategorien, aufrechterhalten zu können. Und damit sind wir bei der zweiten These angelangt: Die Verallgemeinerung rechtspopulistischer Ausgrenzungsstrategien verhindert Empathie.Die einfache Zweiteilung des Freund-Feind-Denkens geht mit einer enormen Reduktion von Komplexität einher - ein attraktives Angebot in Zeiten zunehmender Komplexität und Undurchschaubarkeit (Stichwort Globalisierung). Doch wie werden diese Feindbilder nun genau erzeugt und aufrechterhalten? Hierzu bedienen sich rechtspopulistische Akteure unterschiedlicher rhetorischen Strategien.Rechtspopulistische Sprache ist zumeist eine reduktionistische und sehr bildhafte Sprache. Es werden häufig Metaphern verwendet, die Träger einer Botschaft sind. So ist der im Kontext der Migrationsbewegungen ab 2015 oft verwendete Begriff "Flüchtlingswelle" kein neutraler Begriff. Die Zusammensetzung der beiden Worte "Flüchtlinge" und "Welle" impliziert eine unaufhaltsame Naturgewalt, gegenüber der es sich durch Bauen eines Dammes abzuschotten gilt. Zudem finden auch biologistische Metaphern wie "Flüchtlingsschwärme" ihren Einzug in rechtspopulistische Narrative. Die Entlehnung nationalsozialistisch geprägter Begriffe wie beispielsweise "völkisch" durch Akteure der AfD hat nicht nur einmal zu medialer Aufmerksamkeit geführt. Weitere häufig verwendete rhetorische Strategien und Stilmittel sind Wiederholungen, Wortneuschöpfungen, Tabubrüche, kalkulierte Ambivalenz und auch die eingangs erwähnten Verschwörungstheorien. Ich möchte diese Stilmittel nicht im Einzelnen näher ausführen. Aber ich möchte auf die Beziehung zwischen Rechtspopulismus und Medien aufmerksam machen. Es gab in den vergangenen Monaten zahlreiche Beispiele für Tabubrüche seitens der AfD, die nach und nach zu einer Diskursverschiebung geführt hat, die mit einer Normalisierung von Gewalt in der Sprache im öffentlichen Diskurs einhergeht.Medien und Populismus folgen ähnlichen Kommunikationsstrategien wie beispielsweise Personalisierung, Emotionalisierung, Dramatisierung und Komplexitätsreduktion. Trotz der grundlegend feindlichen Einstellung rechtspopulistischer Parteien gegenüber der "Lügenpresse" gehen Populismus und Massenmedien eine Art Symbiose ein. Die Massenmedien sind auf Schlagzeilen angewiesen und die PopulistInnen auf mediale Aufmerksamkeit. Eine besondere Rolle spielen insbesondere seit dem letzten US-Wahlkampf soziale Medien wie Twitter. Trump bezeichnete sich einmal selbst als den "Hemingway der 140 Zeichen". Durch seine kurzen Tweets in einer einfach gehaltenen Sprache vermittelt er Nahbarkeit und inszeniert sich als Sprachrohr des Volkes. Immer in Abgrenzung zu der abgehobenen, korrupten Politikelite mit ihrer "political correctness". Es scheint, als würden "gefühlte Wahrheiten" schwerer wiegen als Fakten, so wird häufig vom Anbruch des postfaktischen Zeitalters gesprochen. Das Leugnen wissenschaftlicher Erkenntnisse bei gleichzeitiger Fokussierung auf "alternative" und "gefühlte Wahrheiten" birgt die Gefahr einer zunehmenden Parallelwelt der Fakten.Durch Echokammern und Filterblasen verfestigen sich eigene Einstellungen und die politische Meinung. Die neue Rechte hat sich zudem die Funktionsweise von Algorithmen und Bots zunutze gemacht und wirkt dadurch in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, aber auch in Foren und Blogs unheimlich präsent. Medien sind hier keine Einrichtungen im Sinne von Organisationseinheiten mit besonderen Rechten, Sach- und Personalmitteln, sondern Räume und Kanäle. Dialogroboter sind zugleich Werkzeug und Medium einer neuen Kommunikationswelt. In den Massenmedien kann man eine stetige Zunahme von dialogischer Kommunikation beobachten. Dialogroboter werden funktional wie Massenmedien eingesetzt, funktionieren strukturell aber nach den Prinzipien interpersoneller Kommunikation.Kehren wir zu den beiden Ausgangsthesen zurück. Erstens: Feindbilder sind ein Kernelement von Rechtspopulismus. Zweitens: Die Verallgemeinerung von Feindbildern verhindert Empathie. Nun stellt sich die Frage nach möglichen Lösungsansätzen. Wie kann der dargelegten Objektivierung von Menschen durch Feindbilder entgegengewirkt werden? Welche Gegenstrategien gibt es? Häufig werden sehr allgemeine Handlungsempfehlungen ausgesprochen oder die Ausführungen zu möglichen Lösungen sehr kurz gehalten, sodass der politikwissenschaftliche Diskurs bisweilen in Bezug auf die Gegenstrategien ungenau und schwammig bleibt.Ich möchte Ihnen heute einen spezifischen Ansatz vorstellen, der darauf abzielt, Empathie als Teil emotionaler Intelligenz zu stärken, um rechtspopulistischen Feindbildern präventiv zu begegnen. Die gezielte Schulung von Empathie als Teil emotionaler Intelligenz. Das Konzept der emotionalen Intelligenz (EQ) kam in den 1990er Jahren auf, federführend unter den Sozialpsychologen John D. Mayer und Peter Salovey. Das gleichnamige Buch veröffentlichte 1995 Daniel Goleman. Bereits damals wurde Empathie als eine "Schlüsselkompetenz" emotionaler Intelligenz gefasst. Hier wurde zum einen der Versuch unternommen, auf die Bedeutung von Gefühlen beim Erreichen beruflicher Ziele und des eigenen Lebensglücks zu verweisen, zum anderen EQ messbar zu machen, sodass bald darauf zahlreiche EQ-Tests folgten. Der Versuch, Intelligenz anhand von Testsituationen oder ähnlichen Verfahren messbar zu machen, geht jedoch mit einigen Aspekten einher, die es kritisch zu betrachten gilt. Vor allem stellt sich, wie auch bei den klassischen IQ-Tests (auf denen im Übrigen unser heutiges Verständnis von Intelligenz beruht) die Frage, ob tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll. In einer Leistungsgesellschaft, die dem Diktat der Transparenz und Messbarkeit (PISA, Evaluationen etc.) unterworfen ist, haben es schlecht messbare emotionale Kompetenzen wie Empathie schwer.Die zunehmenden Abhängigkeiten im Kontext der Globalisierung weisen eigentlich in Richtung Kooperation. Die vorherrschende Ideologie unserer Gesellschaft basiert jedoch nach wie vor auf dem Konkurrenzprinzip. Die meritokratische Leistungs- und Wettbewerbsideologie des freien Marktes hat ein empathiefeindliches Umfeld geschaffen. Zudem lässt die Hyperindividualisierung Empathie unwahrscheinlicher werden. Das Wachstum des "Ichs" als Instanz der Nicht-Ähnlichkeit führt zur Kultivierung eines Bewusstseins für Differenzen anstatt für Gemeinsamkeiten. Je mehr wir uns auf die Unterschiede konzentrieren, desto schwieriger werden empathische Empfindungen und Handlungen, da diese eine Identifikation mit dem Anderen voraussetzen. Des Weiteren hat insbesondere im Bildungsdiskurs viele Jahre lang eine einseitige Fokussierung auf Rationalität stattgefunden. Diese impliziert eine künstliche Trennung zwischen Emotionalität und Rationalität. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass verschiedene gesellschaftliche, politische, aber vor allem auch ökonomische Faktoren wie die neoliberale Konkurrenz- und Wettbewerbsideologie, das Diktat der Messbarkeit, die Hyperindividualisierung sowie die einseitige Fokussierung auf Rationalität der Etablierung von Empathie als Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts im Weg standen und noch immer stehen. Doch was bedeutet Empathie eigentlich konkret in einem wissenschaftlichen Verständnis? Empathie stammt von dem griechischen Wort "Pathos", zu deutsch "Leidenschaft". Umgangssprachlich ist mit Empathie die Fähigkeit des Sich-in-jemand-Einfühlens oder Hineinversetzens gemeint. Empathie hat eine kognitive (Wahrnehmung der Interessen des Anderen) und eine affektive (dabei entstehende Gefühle) Komponente. Die Entstehung von Empathie erfolgt in drei Schritten: Soziale Perspektivenübernahme, Identifikation, Empathie. Die Übernahme einer anderen Perspektive erlernen wir bereits im Kleinkindalter. Zunächst anhand der Übernahme räumlicher Perspektiven. Durch den zweiten Schritt, die Identifikation mit einer anderen Person oder einem anderen Lebewesen, entsteht das Potenzial für die empathische Einfühlung in jene Person oder jenes Lebewesen. Aus dieser empathischen Empfindung kann wiederum ein gewisses Aktionspotenzial entstehen, wenn beispielsweise eine Ungerechtigkeit Empörung auslöst und zur Aktion gegen jene Ungerechtigkeit führt.Wir kommen nun zu der dritten These meines Vortrags: Empathie kann gezielt gelehrt und gelernt werden. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Empathie eine erlernbare Fähigkeit ist. Die deutsche Neurowissenschaftlerin und Psychologin Tania Singer hat im Rahmen einer großangelegten Untersuchung, dem "ReSource-Projekt" am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Wirkung von Meditation auf das Verhalten und die damit verbundenen Veränderungen im Gehirn untersucht. Die Idee, die hinter diesem Forschungsprojekt steht, war die Suche nach einer Möglichkeit, gezielt soziale Fähigkeiten wie Mitgefühl, Empathie und die "Theory of Mind" zu fördern. Die Untersuchung ging über einen Zeitraum von elf Monaten und bestand aus unterschiedlichen Modulen. Im "Präsenzmodul" lag der Schwerpunkt vor allem auf der Achtsamkeit gegenüber geistigen und körperlichen Prozessen. Das Modul "Perspektive" konzentrierte sich auf sozio-kognitive Fähigkeiten, insbesondere die Perspektivenübernahme. Ein drittes Modul "Affekte" sollte den konstruktiven Umgang mit schwierigen Emotionen sowie die Kultivierung positiver Emotionen schulen. Die Probanden führten die entsprechenden Übungen täglich mit ihren zugeordneten Partnern durch Telefonate oder Videoanrufe aus.Das Team um Tania Singer konnte nach den drei Monaten mithilfe von Gehirnscans eine tatsächliche Verbesserung der Kompetenzen der TeilnehmerInnen feststellen, die mit struktureller Gehirnplastizität in den spezifischen neuronalen Netzwerken einhergingen. Das sozio-affektive Modul konnte so tatsächlich zur Verbesserung der Fähigkeit des Mitgefühls beitragen. Das sozio-kognitive Modul hingegen hat die Fähigkeit verbessert, sich gedanklich in die Perspektive eines anderen zu versetzen. Die Studie hat gezeigt, dass Empathie und Mitgefühl erlernbare Kompetenzen sind, die durch entsprechende Übungen gezielt gefördert werden können. Dazu bedarf es jedoch zunächst einer Anerkennung von Empathie als einer erlernbaren Kompetenz.Fassen wir zusammen: Rechtspopulismus agiert immer über Feindbilder. Diese Feindbilder basieren auf der Konstruktion einer homogenen Feindgruppe. Durch Verallgemeinerung werden den Individuen innerhalb dieser Feindgruppe Subjektivität und Individualität abgesprochen und so die Entstehung von Empathie verhindert. Die rechtspopulistische Ungleichheitslogik schließt an die Ungleichheitslogiken unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung an. Die Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie hat ein empathiefeindliches Umfeld geschaffen. Zudem hat sich die Bildung zu lange einseitig auf Rationalität konzentriert. Daher gilt es, Empathie als eine soziale und emotionale Fähigkeit mit kognitiven Anteilen im bildungswissenschaftlichen Diskurs zu verankern. So können rechtspopulistische Differenzierungskategorien wie Nationalität oder Religion sowie die Verallgemeinerungen zugunsten einer Fokussierung auf Gemeinsamkeiten und Mitmenschlichkeit überwunden werden. Um in einer vernetzten, globalisierten Welt intelligent handeln zu können, nützt ein Rückzug in nationalistische Freund-Feind-Denkweisen nicht. Vielmehr gilt es, auf Kooperation und Empathie zu setzen, auch wenn diese nicht immer messbar ist. Vielen Dank.Literatur- und Quellenverzeichnis:Allport, Gordon W. (1971): Die Natur des Vorurteils. Köln: Kiepenheuer & Witsch. Bischof-Köhler, Doris (1989): Spiegelbild und Empathie. Die Anfänge der sozialen Kognition. Hans Huber: Berlin, Stuttgart, Toronto.Decker, Frank (2017): Populismus in Westeuropa. Theoretische Einordnung und vergleichende Perspektiven. In: Diendorfer, Gertraud u.a. (Hrsg.) (2017): Populismus – Gleichheit – Differenz. Herausforderungen für die politische Bildung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Wissenschaft, S. 11-28.Holtmann, Everhard (2018): Völkische Feindbilder, Ursprünge und Erscheinungsformen des Rechtspopulismus in Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.Mudde, Cas / Kaltwasser, Cristóbal Rovira (2017): Populism. A Very Short Introduction. New York: Oxford University Press.Müller, Jan-Werner (2016): Was ist Populismus? Ein Essay. Berlin: Edition Suhrkamp.ReSource-Projekt: https://www.resource-project.org/ [10.09.2019]Wodak, Ruth (2016): Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse. Wien/Hamburg: Edition Konturen.