Was ist neu an den neuen Kriegen?
In: Der Irak-Krieg und die Zukunft Europas, S. 101-116
Der Beitrag beleuchtet die fundamentalen Veränderungen in der Kriegsführung während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. So beschreibt ein erster Schritt die Privatisierung und Kommerzialisierung des Krieges. Ein Hauptmerkmal der neuen Kriege ist die Verbilligung des Krieges, denn die meisten der neuen Kriege werden nicht mehr mit militärischem Großgerät und regulären Truppen geführt, sondern mit eilends rekrutierten Kämpfern (nicht selten so genannten Kindersoldaten) und billigen Waffen: automatischen Gewehren, leichten Raketenwerfern und Pick-ups. Dass der Krieg (wieder) zu einem Geschäft und einer Form des Lebensunterhalts geworden ist, liegt ferner an den offenen Bürgerkriegsökonomien, die über die Kanäle der Schattenglobalisierung mit den Friedensökonomien der OECD-Welt verbunden sind. Der zweite Schritt beschreibt die Asymmetrie der neuen Kriege anhand von Beispielen: (1) offene Gewaltregime von Warlords, Milizenführern oder Clanchefs über die Zivilbevölkerung einer Region zwecks Ausplünderung der natürlichen Ressourcen oder des gesellschaftlichen Reichtums, (2) klassische Formen des Partisanenkrieges, bei denen die Strategie der Konzentration der Kräfte in Raum und Zeit durch eine Strategie der Verstreuung der Kräfte im Raum und der Ausdehnung des Kriegsgeschehens in der Zeit konterkariert wird, (3) das Ausspielen waffentechnischer Überlegenheit (z.B. die Luftangriffe der NATO im Kosovokrieg) und schließlich (4) der Terrorismus als eine Strategie der systematischen Kostenerhöhung. Der dritte Schritt erörtert die beiden Richtungen der Asymmetrisierung bei den neuen Kriegen, die Asymmetrie der Stärke und die Asymmetrie aus Schwäche. Sie werden symbolisiert durch moderne Kampfflugzeuge und lasergesteuerte Bomben auf der einen Seite und durch Selbstmordattentäter auf der anderen Seite. (ICG2)