Die Politik des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank geht zu Nutzen der westlichen Industrieländer, v.a. der USA. Satzungsbestimmungen, Förderung privatwirtschaftlicher Investitionen, faktische Machtverteilung und die Ideologie der freien Marktwirtschaft bringen erhebliche Nachteile für Länder der 3. Welt und werden häufig zu deren Erpressung eingesetzt. Die Entwicklungsländer fordern eine Änderung des Weltwährungssystems. Mit der Einrichtung des Trust-fund und der Bindung des ständigen internationalen Liquiditätszuwachses an die Entwicklungsfinanzierung könnte ein erster Schritt dazu eingeleitet werden. (HM)
Die Frage, die ich mir gestellt habe, nämlich 'Was ist neu in den neuen sozialen Bewegungen?' möchte ich zunächst in zwei Teilfragen aufteilen: (a) was ist neu? und (b) was ist eine soziale Bewegung? Ich werde zunächst die zweite Teilfrage beiseite lassen und nur diskutieren, was wir meinen, wenn wir davon reden, daß etwas in einem soziologischen Sinn 'neu' ist. Eine Antwort auf die Frage nach dem Neuen in einer Gesellschaft ist in den Untersuchungen zum Wertwandel zu finden. Die Grundfrage lautet hier: haben Individuen auf Grund von sozialen Erfahrungen (zu denen in jüngerer Zeit insbesondere die Erfahrung der Unterbeschäftigung bzw. Arbeitslosigkeit getreten ist) ihre normativen Orientierungen, ihr Wertsystem geändert? Daß solche Erfahrungen auf der kognitiven Ebene verarbeitet werden müssen und zu Anpassungen der subjektiven Deutungsschemata zwingen, ist unbestritten. Da reicht schon eine Alltagspsychologie hin, zu vermuten, daß dann, wenn man sich nicht mehr in der erwarteten und gesellschaftlich als normal definierten Statushierarchie (insbesondere im Berufssystem) wiederfindet, diejenigen Vorstellungen eher als subjektive Identitätsstützen herangezogen werden, die sich kritisch auf das mit dem Berufssystem verbundene Wertsystem beziehen. Statt Geld würde dann verfügbare Zeit, statt Streß Selbstfindung hoch bewertet werden usw. Es hat sich sogar schon eine Idealisierung dieser Umkehrungen herausgebildet, eine Art Umkehrung der Story vom self-made-man: nämlich die Story vom Manager, der nach 10 oder mehr erfolgreichen Berufsjahren aussteigt, um ein neues, sinnvolleres und auch einfacheres Leben zu führen. Dies deutet schon auf eine gewisse gesellschaftliche Normalisierung des neuen Wertorientierungssyndroms. Es scheint sich unter dem Einfluß von zunehmender Arbeitslosigkeit zu verbreiten, und die Demoskopen unter uns versuchen nun - mit geschlossenen oder offenen Fragen bzw. Interviews-, dem Ausmaß der Verbreitung dieser neuen Story auf die Spur zu kommen. Doch was tut man hier als Soziologe? Man untersucht individuelle Wertorientierungen und deren Verteilung in der Gesellschaft. Die den Soziologen (im Gegensatz zum Psychologen) spezifischerweise interessierende Frage, inwiefern diese subjektiven Deutungsmuster ein neues Kollektivbewußtsein signalisieren, wie die subjektiven Deutungsschemata zu kollektiven Forschers überlassen. Es wird nicht als empirisch zu klärende Frage behandelt. Der individualistische Ansatz hat noch eine zweite Konsequenz, nämlich die, daß Wertwandel nur als inhaltlicher Wandel konzeptualisiert wird. Aus der Sicht der Individuen sind in der Tat nur Inhalte relevant; denn nur Inhalte kann man heranziehen, um eine soziale Erfahrung zu verarbeiten, um ein konsistentes Bild des Selbst zu stiften. Ein Individuum wird niemals Formen oder Strukturen von Wertmustern heranziehen, um sich als identisches darzustellen. Strukturen von Wertmustern verweisen auf eine intersubjektive Realität, auf die Beziehungen zwischen Individuen, nicht auf subjektive Deutungen. Wenn man aber kollektive Bewußtseinsformen erfassen will, dann muß man nicht nur die Inhalte, sondern die Form derjenigen Prozesse, die aus subjektiven Deutungen kollektive Deutungsmuster machen, der Analyse zugänglich machen.
Der rapide technische Wandel (vor allem die Entwicklung der Mikroelektronik) schafft neue Möglichkeiten für den gesamten Bereich der Rundfunk- und Fernsehübertragung. Der Verfasser versucht, jene Aspekte der neuen Technologien darzustellen, die für den Rundfunk bisheriger Definition relevant sind. Er stellt vor allem die Frage, welche Konsequenzen sich für die Rundfunkanstalten ergeben. Dabei berücksichtigt der Beitrag nicht nur die in der Bundesrepublik bereits erprobten oder implementierten Technologien, sondern geht auf die möglichen oder wahrscheinlichen Entwicklungen der kommenden Jahre ein. Im Hinblick auf die neuen technischen Möglichkeiten für die Verteilung von Rundfunksendungen an die Allgemeinheit werden (1) der Rundfunksatellit, (2) Breitband-Kabelnetze und (3) Videotext/Kabeltext vorgestellt. Im einzelnen beschreibt der Verfasser die technischen Prinzipien der neuen Systeme und die neu eröffneten Nutzungsmöglichkeiten. Hinsichtlich der neuen Technologien für die individuelle Programmverteilung werden (1) Bildplatte und Videorecorder, (2) zukünftige Hörfunk- und Fernsehempfangsgeräte sowie (3) die Auswirkungen auf die Rundfunkanstalten skizziert (Programmangebot durch Dritte, Zusatzinformationen für Fernseh- und Hörfunkempfangsgeräte). Angesichts der weitreichenden Veränderungen weist der Verfasser in seinen Schlußfolgerungen auf die Notwendigkeit hin, bald eine Gesamtkonzeption der zukünftigen Medien zu entwickeln; dabei sind aber neben den technischen Aspekten auch politische, gesellschaftliche und psychologische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. (JL)
"Geschildert wird zunächst die Dynamik im Bereich der "neuen Technologien". Kritisiert wird dabei die Unzulänglichkeit der Angaben der amtlichen Statistik und der Ergebnisse offizieller Untersuchungen zu diesem Prozeß. Ausgehend von einer produktionsbezogenen Betrachtung werden Möglichkeiten für alternative Entwicklungen behandelt. Darauf aufbauend werden einige Schlußfolgerungen für eine gewerkschaftliche Betriebspolitik zur bewußten Nutzung dieser Möglichkeiten für alternative Entwicklungen dargestellt." (Autorenreferat)
Es wird eine Berührungsangst konstatiert, die das Verhältnis Bildung - Massenmedien bestimmt. Während die technologische Seite der elektronischen Medien unkritische Euphorie auslöst, spielen Medienpädagogik und -didaktik noch immer eine Nebenrolle. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind explizit an einen Bildungsauftrag gebunden, der im Gesamtprogramm wahrgenommen werden müßte. Bildung andererseits ist auf den Einsatz von Medien angewiesen. Deshalb haben medienpolitische Entscheidungen für die Zukunft der Bildung große Relevanz. Eine besondere Gefahr wird in der Kommerzialisierung der Bildung gesehen. Die audio-visuellen Medien können jedoch durch die Sinnlichkeit der Bilder das emotionale Lernen fördern. Den Schulen obliegt es, eine Medienerziehung einzuleiten, die eine kritische Distanz den Medien gegenüber schafft, sowie die Medien in die Bildungskonzeption einschließt. Zweikanalige Kommunikationssysteme und verschiedene Formen der Zuschauerbeteiligung sind Aufgabe der Medien, um ihrer politisch-sozialen Dimension gerecht zu werden. (BS)
In: Wehr und Wirtschaft: Monatsschr. für wirtschaftl. Fragen d. Verteidigung, Luftfahrt u. Industrie = Defence and economics = Défense et économie, Band 18, Heft 10, S. 437-440