Der Beitrag bezweifelt die radikale Globalisierungsthese einer weitgehenden Umwälzung tradierter Strukturen der internationalen ökonomischen Verflechtung. Statt dessen wird vorgeschlagen, von einer Fortschreibung der in der soziologischen Klassik bearbeiteten Modernisierungsprozesse auszugehen. Die aktuellen Entwicklungen des Nonprofit-Sektors werden in diesem Sinne modernisierungstheoretisch analysiert. Dies erfolgt als Gegenposition zu einer überzogenen Globalisierungsrhetorik. Modernisierungstheoretisches Denken hat sich in Gesellschaftstheorie und Organisationssoziologie mit Fragen der Durchsetzung dominanter Prinzipien in der Gesellschaft beschäftigt, die zu Assimilationsprozessen führen. Der vorliegende Beitrag fokussiert die Frage der möglichen Assimilation des Nonprofit-Sektors an den Marktsektor. Der Autor begründet zunächst, warum eine gewisse Skepsis gegenüber radikalen Thesen der Globalisierung geboten ist. Diese Kritik öffnet den Blick für längerfristige Modernisierungsprozesse, denen moderne Gesellschaften unterliegen. Zum besseren Verständnis der Begriffe der "Nonprofit-Organisation" und des "Nonprofit-Sektors" werden diese präzisiert. Die Assimilation von Nonprofitorganisationen an ihre Umwelt - im Zuge dieses Modernisierungsprozesses - wird seit dem Beginn der Organisationssoziologie thematisiert; einige dieser Diskussionslinien werden abschließend nachgezeichnet. (ICA2)
"Das bürgerschaftliche Engagement (BE) hat in den letzten zehn Jahren nicht nur als Hoffnungsträger für eine solide Zivilgesellschaft und ein funktionierendes demokratisches Gemeinwesen Karriere gemacht. Auch im Rahmen der Debatte um lebenslanges Lernen und der Bedeutsamkeit von informellem Lernen erfährt Engagement zunehmende Aufmerksamkeit als informeller Ausbildungsort, als Lernsetting und als Möglichkeit zum Erwerb alltagsdemokratischer Kompetenzen. In Anlehnung an die Debatten zu Sozialkapital und Bürgergesellschaft werden hohe Erwartungen an das bürgerschaftliche Engagement adressiert.' So schulten Menschen durch bürgerschaftliches Engagement ihre demokratische Artikulationsfähigkeit, bildeten im Austausch mit anderen soziales Kapital und würden zu aktiven Bürgerinnen. Zivilgesellschaftliche Handlungsformen wie solidarisches Verhalten, freiwillige Selbstverpflichtung oder die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme, die auch als bürgerschaftliche Kompetenzen bezeichnet werden, konstituieren, verstärken und verstetigen sich nach dieser übereinstimmenden Interpretation durch das Engagiert-Sein. Nonprofit-Organisationen (NPO) wie Vereine, Verbände, aber auch ehrenamtliche Projekte, Initiativen und weitere zivilgesellschaftliche Gruppierungen gelten in dieser Sichtweise als Garanten der Ausbildung von sozialem und demokratischem Verhalten. Von ihnen wird angenommen, dass sie kooperationsfördernde und sozialintegrative Strukturen schaffen, und sie werden als wichtige (vor-)politische Sozialisationsinstanzen betrachtet. Oft führen diese 'empathischen Erwartungen' (Bode et al. 2009: 8) zu der einfachen Gleichung, dass jegliche Form von Engagement nachgerade zu wachsenden bürgerschaftlichen Kompetenzen bei den engagierten Personen führe. Der vorliegende Beitrag steht der These von einem solch einfachen Zusammenhang von Engagement, das sich direkt in bürgerschaftliche Kompetenz übersetzt, eher skeptisch gegenüber. Nicht nur fehlt bislang der empirische Nachweis einer solchen Kausalität (vgl. von Erlach 2006), auch erscheint diese Schlussfolgerung vor dem Hintergrund sich grundlegend verändernder Rahmenbedingungen des Engagements wenig wahrscheinlich. Während die Erwartungen in die heilsamen Wirkungen des Engagements steigen und diesem eine Ausprägung von mehr Bürgerschaftlichkeit zugeschrieben wird, gewinnen auf Seiten der Nonprofit-Organisationen und der Engagierten ganz andere Motivlagen an Bedeutung. In vielen Vereinen und Verbänden erhalten Engagierte Nachweise und Bescheinigungen über ihre ehrenamtlich erworbenen Kompetenzen ausgestellt, und ganz gezielt wird mit der Aussicht auf Lernzuwachs zum Engagement geworben. Diese Nonprofit-Organisationen setzen auch häufig die umfassende Qualifikation ihrer freiwilligen Helferinnen vor deren Einsatz. Und manche Arbeitgeberinnen erkennen die ehrenamtlichen Kompetenznachweise als qualifikationsbedeutsam oder gar als lohnwirksam an. So kann Kompetenzerwerb hier vor allen Dingen im Sinne eines Erwerbs arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen (für die Engagierten) oder auch im Sinne der Schulung und Ausbildung kompetenter Freiwilliger (für die NPO) verstanden werden. Die Stärkung bürgerschaftlicher Kompetenzen steht hier zumindest nicht im Vordergrund des Kompetenzerwerbs. In diesem Artikel soll daher ausgelotet werden, wie ein Konzept bürgerschaftlichen Engagements aussehen kann, das die unterschiedlichen Ansprüche verbindet und - auch angesichts der sich verändernden Engagementlandschaft - zur Bildung und Vermittlung bürgerschaftlicher Kompetenzen beiträgt. Im Anschluss an eine kurze Skizze der aktuellen Diskussion um bürgerschaftliches Engagement und die daran formulierten Erwartungen hinsichtlich aufblühender Kompetenzen bei den Engagierten diskutiert dieser Beitrag daher in einem ersten Schritt den Begriff 'bürgerschaftlich' und unterstreicht die Notwendigkeit einer qualifizierten Verwendung dieser Zuschreibung. Ein solcher - qualifizierter - Begriff von bürgerschaftlichen Kompetenzen, der über bisherige Definitionsansätze hinausgeht und bürgerschaftliche Kompetenz mit Elementen des bürgerschaftlichen Engagements zusammen denkt, wird dann in einem zweiten Schritt, unter anderem mit Bezugnahme auf die angloamerikanische Diskussion um civic skills, begründet. Darauf aufbauend werden Überlegungen angestellt, wie die Erlangung und Vermittlung bürgerschaftlicher Kompetenz überhaupt organisiert werden kann. Dazu wird besonderes Augenmerk auf die Rahmenbedingungen für Engagement gelegt und diskutiert, wie im Zuge einer zunehmend sich bemerkbar machenden Inwertsetzung von Engagement - sowohl auf Seiten von Nonprofit-Organisationen und Politik als auch von Seiten der Engagierten selbst - überhaupt Spielräume für den Erwerb bürgerschaftlicher Kompetenzen erhalten werden können. Dies mündet in dem Vorschlag, Elemente der politischen Bildung mit Techniken, Methoden und Praktiken der Freiwilligenunterstützung zu verschmelzen und Freiräume für den Erwerb bürgerschaftlicher Kompetenzen in NPO zu schaffen und zu erhalten." (Textauszug).
"Das bürgerschaftliche Engagement (BE) hat in den letzten zehn Jahren nicht nur als Hoffnungsträger für eine solide Zivilgesellschaft und ein funktionierendes demokratisches Gemeinwesen Karriere gemacht. Auch im Rahmen der Debatte um lebenslanges Lernen und der Bedeutsamkeit von informellem Lernen erfährt Engagement zunehmende Aufmerksamkeit als informeller Ausbildungsort, als Lernsetting und als Möglichkeit zum Erwerb alltagsdemokratischer Kompetenzen. In Anlehnung an die Debatten zu Sozialkapital und Bürgergesellschaft werden hohe Erwartungen an das bürgerschaftliche Engagement adressiert.' So schulten Menschen durch bürgerschaftliches Engagement ihre demokratische Artikulationsfähigkeit, bildeten im Austausch mit anderen soziales Kapital und würden zu aktiven Bürgerinnen. Zivilgesellschaftliche Handlungsformen wie solidarisches Verhalten, freiwillige Selbstverpflichtung oder die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme, die auch als bürgerschaftliche Kompetenzen bezeichnet werden, konstituieren, verstärken und verstetigen sich nach dieser übereinstimmenden Interpretation durch das Engagiert-Sein. Nonprofit-Organisationen (NPO) wie Vereine, Verbände, aber auch ehrenamtliche Projekte, Initiativen und weitere zivilgesellschaftliche Gruppierungen gelten in dieser Sichtweise als Garanten der Ausbildung von sozialem und demokratischem Verhalten. Von ihnen wird angenommen, dass sie kooperationsfördernde und sozialintegrative Strukturen schaffen, und sie werden als wichtige (vor-)politische Sozialisationsinstanzen betrachtet. Oft führen diese 'empathischen Erwartungen' (Bode et al. 2009: 8) zu der einfachen Gleichung, dass jegliche Form von Engagement nachgerade zu wachsenden bürgerschaftlichen Kompetenzen bei den engagierten Personen führe. Der vorliegende Beitrag steht der These von einem solch einfachen Zusammenhang von Engagement, das sich direkt in bürgerschaftliche Kompetenz übersetzt, eher skeptisch gegenüber. Nicht nur fehlt bislang der empirische Nachweis einer solchen Kausalität (vgl. von Erlach 2006), auch erscheint diese Schlussfolgerung vor dem Hintergrund sich grundlegend verändernder Rahmenbedingungen des Engagements wenig wahrscheinlich. Während die Erwartungen in die heilsamen Wirkungen des Engagements steigen und diesem eine Ausprägung von mehr Bürgerschaftlichkeit zugeschrieben wird, gewinnen auf Seiten der Nonprofit-Organisationen und der Engagierten ganz andere Motivlagen an Bedeutung. In vielen Vereinen und Verbänden erhalten Engagierte Nachweise und Bescheinigungen über ihre ehrenamtlich erworbenen Kompetenzen ausgestellt, und ganz gezielt wird mit der Aussicht auf Lernzuwachs zum Engagement geworben. Diese Nonprofit-Organisationen setzen auch häufig die umfassende Qualifikation ihrer freiwilligen Helferinnen vor deren Einsatz. Und manche Arbeitgeberinnen erkennen die ehrenamtlichen Kompetenznachweise als qualifikationsbedeutsam oder gar als lohnwirksam an. So kann Kompetenzerwerb hier vor allen Dingen im Sinne eines Erwerbs arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen (für die Engagierten) oder auch im Sinne der Schulung und Ausbildung kompetenter Freiwilliger (für die NPO) verstanden werden. Die Stärkung bürgerschaftlicher Kompetenzen steht hier zumindest nicht im Vordergrund des Kompetenzerwerbs. In diesem Artikel soll daher ausgelotet werden, wie ein Konzept bürgerschaftlichen Engagements aussehen kann, das die unterschiedlichen Ansprüche verbindet und - auch angesichts der sich verändernden Engagementlandschaft - zur Bildung und Vermittlung bürgerschaftlicher Kompetenzen beiträgt. Im Anschluss an eine kurze Skizze der aktuellen Diskussion um bürgerschaftliches Engagement und die daran formulierten Erwartungen hinsichtlich aufblühender Kompetenzen bei den Engagierten diskutiert dieser Beitrag daher in einem ersten Schritt den Begriff 'bürgerschaftlich' und unterstreicht die Notwendigkeit einer qualifizierten Verwendung dieser Zuschreibung. Ein solcher - qualifizierter - Begriff von bürgerschaftlichen Kompetenzen, der über bisherige Definitionsansätze hinausgeht und bürgerschaftliche Kompetenz mit Elementen des bürgerschaftlichen Engagements zusammen denkt, wird dann in einem zweiten Schritt, unter anderem mit Bezugnahme auf die angloamerikanische Diskussion um civic skills, begründet. Darauf aufbauend werden Überlegungen angestellt, wie die Erlangung und Vermittlung bürgerschaftlicher Kompetenz überhaupt organisiert werden kann. Dazu wird besonderes Augenmerk auf die Rahmenbedingungen für Engagement gelegt und diskutiert, wie im Zuge einer zunehmend sich bemerkbar machenden Inwertsetzung von Engagement - sowohl auf Seiten von Nonprofit-Organisationen und Politik als auch von Seiten der Engagierten selbst - überhaupt Spielräume für den Erwerb bürgerschaftlicher Kompetenzen erhalten werden können. Dies mündet in dem Vorschlag, Elemente der politischen Bildung mit Techniken, Methoden und Praktiken der Freiwilligenunterstützung zu verschmelzen und Freiräume für den Erwerb bürgerschaftlicher Kompetenzen in NPO zu schaffen und zu erhalten." (Textauszug)
Dieser Ratgeber richtet sich an alle, die eine Nonprofit-Organisation, z. B. eine Stiftung oder einen gemeinnützigen Verein, gründen wollen, leiten, für sie arbeiten oder als Jurist mit ihr Berührung haben