Seit dem 6. Juli 2000 gilt Franz Beckenbauer, der "deutsche Nuntius der Weltreligion Fußball" und Fußball-"Kaiser" gar als die "Lichtgestalt", die die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holte. Als Kopf des Organisationskomitees der Fußball-WM verbesserte er das Image der Deutschen im Ausland nach Meinung vieler mehr als "50 Jahre Diplomatie und zehn Goethe-Institute zusammen". Als Gastgeber erhoffte sich Deutschland unmittelbar messbare Wohlfahrtsgewinne für die Volkswirtschaft. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft sollte wachsen und ein "feelgood factor" die Deutschen aus ihrer latenten Schwermut reißen. Diese qualitativen Auswirkungen – den Beckenbauerschen Vermächtnis-Effekt – hielten viele Ökonomen für bedeutender als die direkten, ökonomischen Auswirkungen etwa durch Investitionen und Einnahmen im Tourismus. Malte Heyne untersucht in diesem Buch, wie groß der Beckenbauersche Vermächtnis-Effekt tatsächlich ist. Sind die qualitativen Wirkungen wirklich größer als die direkten Effekte, und sind sie von Dauer? Waren öffentliche Subventionen für die Ausrichtung der WM damit überhaupt gerechtfertigt?
Die 1580 eingerichtete und bis 1622 bestehende Nuntiatur in der innerösterreichischen Residenzstadt Graz war in der Frühen Neuzeit neben der Nuntiatur am Kaiserhof die einzige diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhles in den habsburgischen Erbländern. Ihr standen insgesamt sechs Nuntien vor. Girolamo Portia (1559-1612), Bischof von Adria (1598-1612), hatte dieses Amt von 1592-1607 inne. Diese ungewöhnlich lange Amtszeit wird in der Dissertation in Form einer politischen Mikrogeschichte analysiert, die dergestalt einen Beitrag zur Kommunikations- und Kulturgeschichte sowie zur Internationalen Geschichte leistet. Dabei stehen vor allem die Handlungs- und Denkmuster der Akteure der innerösterreichisch-römischen Beziehungen im Mittelpunkt. Girolamo Portia hat als Mitglied eines weit verzweigten adeligen Familienverbandes die kuriale Karriere eingeschlagen, die mit der Nuntiatur in Graz ihren Höhepunkt erfuhr. Als apostolischer Nuntius an einem weltlichen Fürstenhof stand er vor der Aufgabe, die Interessen der Kurie und des innerösterreichischen Landesfürsten ausgleichen zu müssen, um den Erfolg seiner Mission zu sichern. Eben diese Verhandlungs- und Entscheidungsprozesse fördert die amtliche Korrespondenz zwischen dem päpstlichen Staatssekretariat und dem Nuntius zu Tage. Sie gewährt überdies Einblicke in die Politik der Päpste Clemens VIII. und Paul V. und in die Grazer Jugendzeit des späteren Kaiser Ferdinand II., aber auch in kommunikative Strategien von Kurie und Nuntius auf der einen, des Grazer Hofes auf der anderen Seite. Formale Faktoren dieses Schriftverkehrs wie die Anrede- und Schlussformeln sowie die Eigenhändigkeit ermöglichen Rückschlüsse auf die Existenz von Privatsekretariaten der Korrespondenten und lassen Klientelbeziehungen vermuten. Darüber hinaus wurden eigenhändige Ergänzungen und vollständig eigenhändige Schreiben in der Korrespondenz bewusst als Kommunikationsmittel eingesetzt. ; The nunciature in the city of Graz, the residence of the Inner Austrian line of the Habsburgs, was founded in 1580 and existed trough 1622. Apart from the emperial nunciature it was the only diplomatic respresentation of the Holy See in the Habsburg hereditary lands in the early modern period. This mandate was performed by six different papal office holders. Girolamo Portia (1559-1612), bishop of Adria (1598-1612), was nuncio from 1592-1607. This unusually long term of office is analysed in form of a political microhistory in this thesis which provides a significant contribution to history of communication and culture as well as to international history. The patterns of behaviour and thinking of the players in the inneraustrian-romans relations are in the main focus. Girolamo Portia a member of a widely ramified family made a curial career in which he reached the top position as nuncio in Graz. As apostolic nuncio on a secular court he was challenged with finding a balance between the interests of the curia and the Inner Austrian sovereign to ensure the succeeding of his mission. The correspondence of the papal secretariat of state and the nuncio puts light on the process of negotiation and decision making. In addition it provides insight into the politics of the popes Clemens VIII. and Paul V. as well as in to the Graz young days of the later reign Emperor Ferdinand II., but also in communicative strategies of curia and nuncio on one side and of the Graz court on the other side. Formal factors as forms of address and closing rate as well as authenticity allow conclusions about the existence of a private secretariat of the corresponding individuals and suggest clientele relationships. More over personal additions and entirely personal written letters in the correspondence were consciously used as means of communication. ; eingereicht von Elisabeth Zingerle ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassungen in dt. und in engl. Sprache ; Graz, Univ., Diss., 2015 ; OeBB ; (VLID)818882
Der Abschluss des Konkordats von 1929 zwischen dem Freistaat Preußen und dem Heiligen Stuhl ist ein Meisterstück der Diplomatiegeschichte. Die Verhandlungen erstreckten sich annähernd über den gesamten Zeitraum der Weimarer Republik. Am Ende stand der erste Vertrag, den die römische Kurie mit einem mehrheitlich protestantischen Staat schließen sollte. Federführend auf Seiten der Kirche war Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. Der Abschluss des preußischen Konkordats bildete den finalen Coup seiner Ära als Nuntius in Deutschland. Die vorliegende Arbeit schließt eine beträchtliche Lücke in der Konkordatsforschung. Erstmals werden die einschlägigen Akten aus dem Vatikanischen Apostolischen Archiv ausgewertet. In Verbindung mit zum Teil unerschlossenem Material aus deutschen Beständen ergibt sich ein umfassendes Gesamtbild der Verhandlungen von 1919 bis 1929, die zum preußischen Konkordat führten. Der Schwerpunkt der Untersuchung, die die kirchlich-römische Diplomatie, ist von der Persönlichkeit Eugenio Pacellis nicht zu trennen. Kein anderes Projekt sollte ihn während seiner Zeit als Nuntius ähnlich in Beschlag nehmen. Die Untersuchung seiner Vorgehensweise lässt deshalb nicht nur Rückschlüsse auf seine Kompetenzen als Chefdiplomat des Heiligen Stuhls zu, sie stellt auch eine einzigartige Charakterstudie über eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Kirche des 20. Jahrhunderts dar. ; The concordat of 1929 between the Free State of Prussia and the Holy See was a remarkable achievement in the history of diplomacy. The negotiations which led to the agreement stretched over almost the entire duration of the Weimar Republic. The result was the first treaty ever signed between the Roman Curia and a predominantly protestant state. The man in charge on the side of the Church was Eugenio Pacelli, later to become Pope Pius XII. The completion of the Prussian concordat was the final coup in his era as papal nuncio in Germany. The following dissertation fills a substantial gap in the research into the concordat. For the first time the relevant documents from the apostolic archives in the Vatican were analysed , and these, in conjunction with material from German collections, some of which was previously inaccessible, result in a comprehensive picture of the negotiations which led to the Prussian concordat. The main focus of this study, diplomacy in the Roman Catholic Church, is inextricably linked with the figure of Eugenio Pacelli. During his time as papal nuncio this project required much more time than any other. The examination of his modus operandi not only makes it possible to draw conclusions about his skills as the leading diplomat of the Holy See, but also provides a unique character study of one of the most controversial figures in the Church in the 20th century.
Adels- undWappenbriefWappenbrief: König Wenzel erhebt Pietro Lantis von Pisa in den Adelsstand, belehnt ihn und verleiht ihm ein Wappen. KönigWenzel nobilitiert und erhebt (nobilitamus et ad nobilitatis gradum . elevamus) mit rechtem Wissen dennobili Pietro Lantis vonPisa(Petro Lantis de Pisis), Doktor der Rechte, apostolischer Nuntius am königlichen Hof und Advokat, sowie alle ehelichen Erben für dessen Verdienste und Tugend in den Adelsstand und ernennt und macht (constituimus, facimus et creamus) sie damit zu rechtmäßigen Adeligen. Er bestimmt (decernentes), dass sie alle Ehren, Privilegien, Gnaden, Immunitäten, Rechte und Würden (honoribus, privilegiis, graciis, emmunitatibus, iuribus et dignitatibus) überall (ubique locorum) genießen sollen, wie es andere Adelige tun (quibus cetera nobiles utuntur). Da er wünscht (cupientes), die täglichen Dienste des Begünstigten zu belohnen, belehnt, überträgt und schenkt (in feodum dedimus, contulimus et donavimus, damus . conferimus et donamus) er ihm die BurgMassain der DiözeseLuni(castrum seu arcem Masse in Lunensis dyocesis) mit allen Zugehörungen, mit allen Städten, Dörfern, Fischteichen, Weiden, Wäldern, Wäldchen, Bergen, Viehweiden, Jagdrechten, Gewässern, Teichen, Bächen, Flüssen, dem Meer, Ufern, Vasallen, Regal- und anderen Rechten und besonders mit dem Dorf San Vitale, mit dem Dorf Collis und dem Dorf unter Rocca und anderen Zugehörungen (burgo, villis, piscinis, pascuis, silvis, nemoribus, montibus, alpibus, venacionibus, aquis, piscacionibus, rivis, fluminibus, mari, littoribus, vasallis, vasallagiis, iuribus regalibus et non regalibus et signanter cum villa Sancti Vitalis cum villa Collis et cum villa post Rocham sive subtus Rocham et cum aliis suis pertinentiis), die sie fortan von königlicher Macht und mit allen Einkünften, Rechten und Gewalten ungehindert innehaben sollen. Damit der Begünstigte und alle Erben künftig zu den Adeligen und Vasallen des Reichs (nobiles et imperii feodales) gezählt werden, verleiht und erteilt (concedimus et largimur) er ihnen ein Wappen (arma seu signum armature), wie es in der Mitte der Urkunde farbig eingemalt ist (in presentibus pictoris magisterio destribuntur). Er bestimmt (decernentes et volentes), dass der Empfänger und seine Erben das Wappen mit seinen Farben auf Helm und Schild (cum appropriatis sibi coloribus tam in galea quam in clippeo) überall (ubique locorum) zu Schimpf und Ernst (in iocis et serio) sowie in allen militärischen Übungen und bei Dienstleistungen an König und Reich (in omni militari exercicio ac in nostris et sacri imperii serviciis) ungehindert führen dürfen, unbeschadet jedoch der älteren Wappenführung anderer. Niemand darf unter Androhung schwerer Ungnade sowie einer Strafe von fünfzig Mark lötigen Goldes, die je zur Hälfte an die Reichskammer und an die Betroffenen zu zahlen ist, gegen die Bestimmungen der Urkunde (hanc nostram nobilitatis, donacionis, largicionis et decreti paginam) verstoßen.Daniel MaierVenceslao, re di Boemia e de' Romani, concede in feudo perpetuo al nobile Pietro 'Lantis' di Pisa, dottore di legge e nunzio della Sede apostolica presso la Maestà sua, il castello di Massa con tutte le sue pertinenze e diritti annessi, e gli dà facoltà di avere lo stemma di famiglia nel modo che è dipinto nel presente diploma.
Inwiefern gelingt es der katholischen Kirche, Einfluss auf die Politik der Europäischen Union zu nehmen? Um Antworten auf diese spannende Frage zu finden, muss zunächst geklärt werden, wer überhaupt auf europäischem und internationalem Parkett handelt - der Heilige Stuhl oder die Vatikanstadt? In dieser Studie wird anhand des verfügbaren Quellenmaterials diskutiert, welche Rolle die katholische Kirche beispielsweise bei der Osterweiterung der Europäischen Union oder aber bei der Erarbeitung der Europäischen Grundrechtscharta gespielt hat