Die Aussicht auf einen Militärschlag gegen den Irak bringt nicht nur Bewegung in die Entwicklung des Ölpreises. Sie löst auch weitergehende Spekulationen darüber aus, welche Bedeutung die irakischen Ölreserven und Produktionsmöglichkeiten für die Motivation der Amerikaner haben könnte, im Irak einzugreifen. Wenn der irakische Außenminister Naji Sabri die USA anklagt, daß es ihr in Wirklichkeit darum ginge, »den Irak zu zerstören, um das Öl des Nahen Ostens unter Kontrolle zu bekommen«, so spricht er einen Vorwurf aus, der in vielen, auch westlichen Kommentaren mitschwingt. Washington wiederum streitet strikt ab, daß das Öl ein Motiv für die Androhung einer militärischen Intervention im Irak darstelle, nicht aber, daß eine solche Intervention Auswirkungen auf den internationalen Ölmarkt habe. (Autorenreferat)
Ziel dieses Projekts ist die Analyse eines möglichen Zusammenhangs des jüngsten Ölpreisanstiegs mit dem Peak-Oil Effekt, welcher sich über die Verknappung des Erdölangebots realisieren würde. Ein direkter Test einer solchen Interrelation ist jedoch erst ex-post möglich. Dieses Paper liefert einen plausiblen alternativen Erklärungsansatz, wie die derzeit beobachtbaren Effekte auf den Erdölmärkten nicht durch einen Peak-Oil Effekt induziert werden, sondern durch die strukturellen Eigenschaften der Angebotsseite. Die Dekomposition der Erdölindustrie in vollkommen staatliche (Staats-) und nicht vollkommen staatliche (Privat-) Firmen enthüllt ein signifikant heterogenes Verhalten dieser beiden Gruppen hinsichtlich der Dynamik in der Erdölförderung. Empirische Ergebnisse für den Zeitraum von 1998 bis 2009 offenbaren, dass Staatsfirmen eine Politik der Angebotsverknappung betrieben, wohingegen für private Firmen kein solches Verhalten festgestellt werden kann. Diese Politik der Angebotsverknappung durch Staatsfirmen zeigt sich durch eine Reduktion der jährlichen Erdölproduktion von ca. 4% bei gegebenen Kontrolvariablen. Begleitet wurde diese Verknappung von einem drastischen Nachfrageanstieg und der Tatsache, dass der Hauptteil der weltweiten Erdölproduktion aus staatlicher Hand stammt und sich rund 80% der weltweiten Erdölreserven in Staatsbesitz befinden. Dies resultierte in einem Ölpreissprung von fast 500% während des Untersuchungszeitraumes.Weiter war es den Staatsfirmen möglich, während des untersuchten Zeitraumes ihre Ölreserven zu erhöhen, wobei sich dies nicht für private Firmen feststellen lässt. Eine Ölangebotsreduktion bei steigenden Ölreserven widerspricht allerdings der Idee eines Peak-Oil Effektes. Vor allem Angesichts der Tatsache, dass Privatfirmen ihren Output drastisch erhöhten, obwohl die Ölreserven dieser Firmen gefallen sind. Als Rückschluss auf die mittelfristige Ölpreisbildung lassen diese Ergebnisse keine von Seiten des Erdölangebots eingeleiteten Entspannung im Erdölmarkt erwarten.
Am 3. Juli 2008 erreichte der Ölpreis (WTI) mit über 145 USDollar je Barrel seinen historischen Rekordwert. Dieses Ereignis galt als eine eindeutige Bestätigung der Befürworter der Peak- Oil Theorie, die seit Jahrzehnten vor den wirtschaftlichen Konsequenzen einer unvermeidlichen Verknappung von Rohöl warnten. Deren pessimistischste Anhänger befürchteten eine unausweichlich starke Reduzierung der Erdölförderung, und in der Folge sogar einen Zusammenbruch der Wirtschaftssysteme, auf Grund stark steigender Preise. Die Plausibilität langfristig steigender Ölpreise ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings zeigen Überlegungen zum Öl-Angebot und -Nachfrage, dass mit einer plötzlichen Verknappung von Öl wohl auch auf längere Sicht nicht zu rechnen ist. Die Peak-Oil-Debatte hat zweifelsohne die unbestrittene Endlichkeit des Rohstoffs "Erdöl" in das Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Aber neue Technologien wie Hydraulic Fracturing, die Ölsandgewinnung und verbesserte Fördermethoden sorgen dafür, dass der von den Peak-Oil Befürwortern postulierte "Tipping-Point" noch nicht erreicht wurde. Ein Versorgungsproblem ist unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen auf absehbare Zeit als nicht sehr wahrscheinlich einzustufen. Vielmehr zeigt sich, dass die größere wirtschaftspolitische Herausforderung der Zukunft sein wird, Öl als CO2-emittiertenden Energieträger zu substituieren.
Experten aus der Ölindustrie erwarten, dass die Erdölproduktion schon in wenigen Jahren ihre Produktionsspitze erreichen wird. Pessimisten unter den Fachleuten vermuten, dass das bereits geschehen ist. Professor Kurt M. Reinicke, Leiter der Abteilung für Erdöl-/Erdgasgewinnung und Erdgasversorgung am Institut für Erdöl-und Erdgastechnik der TU Clausthal beschreibt in seinem Vortrag auf eindringliche Weise, dass sowohl das Zeitalter des billigen Erdöls vorbei ist als auch dass es zukünftig zu Versorgungsengpässen kommen wird.
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"Vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Erdölpreises und Krisen in Förderregionen prognostizieren zahlreiche Stimmen in den letzten Monaten verschärfte, auch gewaltsame Konflikte um Öl. Haupthypothese ist, dass die endlichen Ölreserven und die anhaltende oder gestiegene Nachfrage von Ländern wie den USA bzw. China gewalttätige Konflikte zwischen Ölimporteuren und/ oder -exporteuren hervorrufen werden. Erdölkriege sind in der Zukunft in mindestens vier Szenarien denkbar: 1. Konflikte zwischen Exporteuren und Importeuren, 2. Konflikte zwischen Importeuren, 3. Konflikte zwischen Exporteuren und 4. Konflikte innerhalb von Exportländern. Die Wahrscheinlichkeit von Erdölkriegen hängt zunächst von der wachsenden Ölknappheit ab. Diesbezügliche Prognosen (z.B. 'Peak Oil') sind aber sehr unzuverlässig. Stand und Entwicklung von Produktion und Reserven, Nachfrage, technologischer Innovation und alternativen Energiequellen sowie politische Faktoren sind in ihrer Gesamtheit kaum vorherzusagen. In der Vergangenheit waren Erdölkriege zwischen Staaten eher selten und nur erhebliche Ölknappheit bei gleichzeitig abwesenden Alternativen und fehlendem internationalen Ressourcenmanagement macht eine diesbezügliche Änderung wahrscheinlich. Erdölkriege waren bislang vor allem ein innerstaatliches Phänomen, dessen Häufigkeit bisweilen übertreiben wird. Ihre Wahrscheinlichkeit steigt vor allem bei ungünstigen Kontextbedingungen wie großer Ölabhängigkeit und schlechter Regierungsführung. Alarmistische Prognosen müssen mit einem gerüttelt Maß an Skepsis betrachtet werden - zu viele unbekannte Größen sind im Spiel. Ölexporteure und -importeure tun dennoch gut daran, sich auf mögliche Herausforderungen vorzubereiten. Während Exporteure vor allem auf die Diversifizierung der Wirtschaft und politisch sensible Governance setzen sollten, sind für Importeure verringerte Abhängigkeit von einzelnen Herkunftsländern und Energiequellen sowie technologische Innovation zu empfehlen. Insbesondere sollten die politischen Beziehungen zwischen Importeuren und Exporteuren verstärkt verregelt werden." (Autorenreferat)
Da Erdöl der Treib-Stoff der Industriegesellschaft ist, wird seine Verteuerung und Verknappung außergewöhnliche Konsequenzen haben. Der gesellschaftliche Veränderungsprozess, geprägt von Globalisierung, demografischem Wandel, Hinwendung zur Dienstleistungsgesellschaft usw., könnte durch ein bislang unzureichend beleuchtetes Phänomen an eben diesen Tipping Point geraten: Peak Oil. Peak Oil ist voraussichtlich einer jener Begriffe, an den sich die heute lebenden Menschen lange erinnern werden. Peak Oil markiert das Ende einer Ära: Das Ende des Erdöl-Zeitalters. Doch, was bedeutet Peak Oil?:1 Peak Oil als Tipping Point. 9 1.1 Peak Oil – Strukturbruch der Industriegesellschaft.10 1.1.1 Peak Oil im engeren Sinne – globaler Erdölförderhöhepunkt.10 1.1.2 Peak Oil im weiteren Sinne – die Auswirkungen dieses Höhepunktes auf Wirtschaft und Gesellschaft.11 1.1.3 Best-First-Prinzip, EROEI, Decline-Rate, Ressourcen.nationalismus und die besondere Situation für Importländer.13 1.2 Psychologische Barrieren: nichtlineare Entwicklung, komplexes Wirksystem, Doomer-Depressionen, tiefgehender gesellschaftlicher Wandel.14 1.2.1 Nichtlinearität und Komplexität.14 1.2.2 Doomer-Depressionen – die postfossile Anpassungsstörung.17 1.3 Gegenrede am Beispiel der "Abiotischen Theorie" und grundsätzlichem Fortschrittsoptimismus.18 1.4 Ein Überblick über die existierenden Akteure.19 1.5 Ein Überblick und eine Bewertung existierender Studien.19 1.5.1 Prof. Paul Stevens (Chatham House): The Coming Oil Supply Crunch.19 1.5.2 Lloyds of London & Chatham House: Sustainable Energy Security.20 1.5.3 Zentrum für Transformation der Bundeswehr .20 1.5.4 Enquete-Kommission NRW .21 1.5.5 Jahresbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).21 1.6 Ein Überblick über existierende Meinungen/Prognosen zum Eintreten von Peak Oil und seinen Wirkungen.22 1.7 Fuel Protests und Energiearmut in Großbritannien.24 1.8 Peak Oil als "Parameter": Worauf sollte die Politik vorausschauend bei Entscheidungen achten? Vorschläge für parlamentarische ...