Opfer und Täter in einer Person: zwei biographische Skizzen
In: Dachauer Hefte: Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 10, Heft 10, S. 167-190
ISSN: 0257-9472
Der Beitrag stellt zwei biographische Studien vor, die in erschreckender Weise die Entwicklung zweier Mittäter in der NS-Maschinerie und ihre Machenschaften verdeutlichen: die Geschichte des Lagerältesten Paul Knopf im KZ Buchenwald und die des Betriebsassistenten F.F. im Flugzeugwerk Mielec. Knopf, der Opportunist, wurde "zum Dreh- und Angelpunkt" der Lagerorganisation und betrieb für die SS blühenden Handel mit Gandersheimer Bürgern und Geschäftsleuten. F.F., der Täter im Hintergrund, forderte für das Werk Mielec 620 KZ-Häftlinge an, von denen etwa nur 110 den Krieg überlebten. Beide Biographien erinnern daran, daß unter die Bezeichnung Täter auch die indirekten, moralischen Täter sowie die strafrechtlichen Mörder und Mordgehilfen fallen. Beide Personen erhielten in der neugegründeten Bundesrepublik die Möglichkeit des beruflichen Neuanfangs und entkamen der juristischen Strafverfolgung nach 1945 aufgrund eines Lebensabschnittes, in dem auch sie kurzzeitig zu den Opfern des NS-Regimes gehörten. (ICH)