Otto Kirchheimer, Leben und Werk
In: Verfassungsstaat, Souveränität, Pluralismus: Otto Kirchheimer zum Gedächtnis, S. 11-23
Ziel dieses Beitrags ist es, das Leben Otto Kirchheimers und das Werden seiner Gedanken in großen Linien nachzuzeichnen. Die biographische Linie beginnt in der Schulzeit, führt ausführlich durch die Studienzeit und die ersten Berufsjahre. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 zwang Kirchheimer in die Emigration: zunächst Paris, von 1937 an New York. Er fand Unterschlupf bei dem dorthin emigrierten Frankfurter Institut für Sozialforschung. Die weiteren beruflichen Stationen Kirchheimers waren in dem Washingtoner Office of Strategic Services (OSS) und seit 1954 an der New York School of Social Research und später an der Columbia Universität. In einem zweiten Teil des Beitrags wird das Werden von Kirchheimers Ideen skizziert. Dabei wird zunächst die Zeit vor 1933 beschrieben. Die nächste Phase ist Kirchheimers Arbeit in OSS und State Department. Abschließend befaßt sich der Autor mit der akademischen wie publizistischen Spätphase Kirchheimers in den Jahren 1954 bis 1965. Der Biograph kommt zu dem Ergebnis: Kirchheimer hat kein System geschaffen; es gibt keine Kirchheimersche Staats- oder Rechtslehre. Was ihn als Wissenschaftler vor allem auszeichnete, war sein untrügliches Gefühl für das politisch Relevante, eine zuweilen fast unheimliche Fähigkeit, aus dem Strom der Ereignisse das Entscheidende herauszufischen und zu analysieren. (RW)