Über die Misere der palästinensischen Autonomiegebiete
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 26, Heft 1, S. 77-91
ISSN: 0340-0425
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In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 26, Heft 1, S. 77-91
ISSN: 0340-0425
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In: Edition Politik Band 95
Unsere Mobilität befindet sich im Wandel. Elektroautos sind dabei auf dem Vormarsch und werden für viele Verkehrsprobleme als zentrale Lösung angepriesen. Allerdings greift dieser Wechsel der Antriebstechnologie zu kurz, denn er bringt neue soziale und ökologische Probleme für die Rohstoffpolitik und die globale Wertschöpfungskette mit sich. Aber auch Mobilitätskonzepte um Carsharing, autonomes Fahren und weitere Ansätze zur Verkehrswende lassen viele Fragen offen. Die aus verschiedenen Disziplinen kommenden Beiträger*innen beschäftigen sich mit diesen hochaktuellen Entwicklungen und liefern Orientierung in der Auseinandersetzung mit der Transformation und Zukunft der (Auto-)Mobilität.
In: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00050347-3
von Hans-Jürgen Puhle ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Z 73.841-16
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In: Vereinte Nationen: Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen, Band 62, Heft 3, S. 99-105
ISSN: 0042-384X
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In: Die Friedens-Warte: Journal of International Peace and Organization, Band 80, Heft 1, S. 83-111
ISSN: 0340-0255
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Die neuen Anforderungen an Schulleitungen im Zuge gesellschaftlicher, schulpolitischer und schulinterner Entwicklungen sind erheblich (Huber, 2008). Diese in der Literatur breit geteilte Einschätzung schlägt sich bislang nicht ausreichend in Forschungsaktivitäten zur Gesundheit schulischer Führungskräfte nieder – im Unterschied zu der ausgiebigen Forschung zur Lehrergesundheit, die für die Lehrer durchgängig eine kritische Gesundheitslage feststellt. Besondere Aufmerksamkeit erzielte dabei die Potsdamer Lehrerstudie (Schaarschmidt, 2004). Sie belegte unter anderem auch die Einflussmöglichkeiten der Schulleitung auf die Lehrergesundheit. Die vorliegende Arbeit verfolgt zwei Ziele: Erstens wird die aktuelle Schulleitungsforschung um empirische Daten zur gesundheitlichen Situation von n = 484 Schulleitungen aus Brandenburg und Baden-Württemberg ergänzt. Zweitens wird die Bedeutung der Schulleitung für die Lehrergesundheit näher untersucht, indem empirische Daten aus Führungsfeedbackverfahren mit n = 12 Schulleitungen und n = 332 Lehrern in Baden-Württemberg und Hessen herangezogen werden. Das diagnostische Verfahren AVEM ("Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster", Schaarschmidt & Fischer, 1996/2003) dient als methodische Grundlage. Es erhebt Selbsteinschätzungen zum arbeitsbezogenen Verhalten und Erleben und weist auf mögliche Risiken im Sinne psychischer oder psychosomatischer Gefährdung hin. Das Instrument erfasst mit 66 Items 11 Dimensionen (z.B. Distanzierungsfähigkeit). Auf diese Weise ist es möglich, die befragte Person einem von vier arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern zuzuordnen: Muster G (Gesundheitsideal), Muster S (Schonungstendenz gegenüber beruflichen Anforderungen), Risikomuster A (überhöhtes Engagement), Risikomuster B (Resignation). Zudem werden Fragen zu schulischer Führung eingesetzt, die sich aus vorhandenen Fragebögen speisen. Mit Hilfe einer exploratorischen Faktorenanalyse können sechs Faktoren identifiziert werden: Persönliche emotionale Wertschätzung und Fürsorge, optimistische Zukunftsorientierung, konstruktives Management des Schulbetriebs, Förderung von Weiterbildung und pädagogischem Diskurs, Präsenz/Ansprechbarkeit und Partizipationsorientierung. Zu der ersten Fragestellung zeigt sich für die befragten Schulleitungen im Mittel ein gesundheitlich recht positives Bild – gerade im Kontrast zu den befragten Lehrern. Für die befragten Schulleitungen wird eine signifikant günstigere AVEM-Musterkonstellation festgestellt: Der Anteil des Musters G ist bei den Schulleitungen deutlich höher, der Anteil des Musters B deutlich niedriger und der Anteil des Musters A in etwa gleich groß. Die AVEM-Ergebnisse schlagen sich bei den befragten Schulleitungen in unmittelbaren Gesundheitsindikatoren nieder. Für bestimmte Untergruppen herrscht allerdings ein gesundheitlich vergleichsweise kritisches Bild vor, nämlich tendenziell für Schulleitungen in Brandenburg, für weibliche Schulleitungen und Schulleitungen an Grund- und Förderschulen. Eine hohe Unterrichtsverpflichtung ist mit einem größeren Anteil an Risikomustern verbunden. Ein hohes Maß an erlebter Autonomie – insbesondere im sozial-interaktiven Bereich mit den Lehrern (d.h. bei Auswahl, Einstellung und Beurteilung von Lehrern sowie bei der innerschulischen Arbeitsorganisation und kollegialen Zusammenarbeit) – geht dagegen mit jeweils günstigeren AVEM-Musterkonstellationen einher. Zur Beantwortung der zweiten Fragestellung wird eine methodisch anspruchsvolle Mehrebenenanalyse durchgeführt, die die hierarchische Anordnung der Daten angemessen behandelt. Für die wahrgenommene soziale Unterstützung durch die Schulleitung wird dabei eine negative Beziehung zur subjektiven Bedeutsamkeit der Arbeit und der Verausgabungsbereitschaft der befragten Lehrer gefunden. Hingegen ergibt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der erlebten Förderung von Weiterbildung und pädagogischem Diskurs und dem Erfolgserleben der befragten Lehrer. Ebenso hängt die wahrgenommene Führung durch die Schulleitung in ihrer Gesamtheit in positiver Weise mit der Lebenszufriedenheit der befragten Lehrer zusammen. Es sei betont, dass ausschließlich Effekte nachgewiesen werden, die auf die individuelle Ebene der Lehrer zurückgehen, d.h. es scheint – was den Zusammenhang zwischen erlebter Führung und Lehrergesundheit angeht – auf die subjektive Wahrnehmung des Führungsverhaltens der Schulleitung durch den/die jeweilige(n) Lehrer/in anzukommen. Eine erste theoretische Skizze zu wesentlichen Determinanten von Schulleitungsgesundheit wird vorgeschlagen. Empfehlungen für die Schulleitungspraxis umfassen die Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung, die Erweiterung von Autonomie im sozial-interaktiven Bereich mit den Lehrern und die systematische Etablierung von Mitarbeitergesprächen zur Ausgestaltung individueller Führungsbeziehungen zwischen Schulleitungen und Lehrern. ; The new requirements for school principals in the course of social, school-political and school-internal developments are considerable (Huber, 2008). However, this appraisal broadly shared in the literature is not sufficiently reflected in current research activities concerning the health of school principals – in contrast to the extensive research concerning the health of teachers which generally ascertains a critical health situation for the teaching staff. Special attention was achieved by the Potsdam teacher study (Schaarschmidt, 2004). Among other results it also showed the influence of the school principals on the health of the teachers. The present work pursues two objectives: Firstly, it adds empirical data from surveying n = 484 school principals primarily from the German federal states Brandenburg and Baden-Wurttemberg to the current school leadership research. Secondly, the particular importance of the school principals for the health of teachers is examined in more detail. Empirical data from leadership feedback procedures with n = 12 school principals and n = 332 teachers in Baden-Wurttemberg and Hesse are used. The diagnostic instrument AVEM ("Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster" [Occupational Stress and Coping Inventory], Schaarschmidt & Fischer, 1996/2003) serves as the methodical basis. It registers self-assessments regarding work-related behavior and experience and allows to identify mental or psychosomatic risk patterns. The instrument AVEM consists of 66 items loading on 11 dimensions (e.g. ability to distance oneself from work issues). Thus, it is possible to assign the surveyed person to one of four patterns of coping with professional demands: Type-G (Health supportive behavior type), Type-S (Sparing, self-protective behavior type), Type-A (Self-overtaxing, exhaustion-prone type), Type-B (Exhaustion, burn-out, resignation-prone type). In addition, questions to assess school leadership are used which are based on previous questionnaires. By running an exploratory factor analysis six factors are identified: Individual emotional esteem and care, optimistic orientation towards future, constructive management of the school processes, support of training and discussions on education, presence and participation orientation. Regarding the first question, on average a rather positive picture appears for the surveyed school principals – in contrast to the surveyed teachers. Thus, a significantly more favorable constellation of the AVEM patterns is registered for the surveyed school principals: The proportion of Type-G is substantially higher, the proportion of Type-B clearly lower and the proportion of Type-A is about the same size. The AVEM-results are directly reflected in health indicators of the surveyed school principals. For certain sub-groups, however, there are relatively critical results with regard to health, namely by tendency for surveyed school principals in Brandenburg, for female school principals and school principals of elementary schools and special-needs schools. A high amount of teaching requirements is related to a bigger proportion of Type-A and Type-B. A high degree of experienced autonomy – in particular in social interaction with the teachers (i.e. recruiting and assessment of teachers, internal organization of work and cooperation) – however, relates to more favorable constellations of the AVEM patterns. To answer the second question of this work regarding the role of the school principals for the health of teachers, a methodically sophisticated multi level analysis is carried out which deals appropriately with the hierarchical order of the data. A negative relationship between the perceived social support by the school principals and the subjective importance of work as well as the willingness to excessive effort of the surveyed teachers is found. However, a positive relationship arises between the perceived support of training and discussions on education and the experienced professional success of the surveyed teachers. Also, the perceived leadership behavior as a whole relates positively to the life satisfaction of the surveyed teachers. It must be emphasized that only those effects can be demonstrated which refer to the individual level of the teachers, i.e. it seems – regarding the relationship between perceived leadership and the health of the teachers – that only the subjective and quite personal perception by the teacher concerning the leadership behavior of the school principal matters. A first theoretical draft of essential determinants of the health of school principals is suggested. Recommendations for the school leadership practice include the reduction of the amount of teaching requirements, the enlargement of autonomy in social interaction with the teachers and the systematic establishment of employee's dialogues which allow the development of individual leadership relations between school principals and teachers.
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In: https://freidok.uni-freiburg.de/data/7734
Bewertungen der landschaftlichen Typizität, Eigenart und Schönheit dienen hauptsächlich der Landschafts- und Regionalplanung mit Schwerpunkt der Erholungsplanung und der Bemühung um Erhaltung historischer Kulturlandschaften. Sie werden seit Jahren in vielen Ländern der Erde diskutiert. Bild und Charakter der Landschaft und ihre Bedeutung für die Bevölkerung sind dementsprechend zu einem wichtigen Thema geworden. Im Jahre 2004 wurde in Tschechien eine Vereinheitlichung unterschiedlicher methodischer Vorgehensweisen zur Erfassung und Bewertung des Landschaftscharakters politisch und fachlich gefordert. Ergebnis der Vereinheitlichung sollte ein operationales Vorgehen zur Landschaftsbildbewertung sein, welches weiterhin zum Schutz und zur Entwicklung des Landschaftsbildes beitragen sollte. Diese Forderung machte die Anpassung eines neuen Vorgehens zur Landschaftsbildbewertung notwendig. Um dieses entwickeln zu können, mussten zuerst die bestehenden Methoden analysiert werden, um konkrete Mängel und Lücken der Bewertungsprozesse festzustellen. Da die Landschaftsplanung in Deutschland kontinuierlich entwickelt wurde, während dies in Tschechien auf Grund der politischen Situation in dem Zeitraum 1968 – 1989 nicht möglich war, wird in der vorliegenden Untersuchung die aktuelle Situation in beiden Ländern analysiert. Gegenstand der Untersuchung sind die Expertenmethoden zur Bewertung des Landschaftsbildes und des Landschaftscharakters in Deutschland und in Tschechien, welche die ästhetische Qualität der Landschaft messen. Diese wurden im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse bezüglich ihrer Objektivität, Validität und Reliabilität untersucht. Die für die Landschaftsbild- und Landschaftscharakterbewertung entwickelten Gütekriterien wurden auf insgesamt 13 Expertenmethoden angewandt und auf diese Weise auf ihre Tauglichkeit hin geprüft. Die Inhalte sowie die formalen Rahmenbedingungen der Expertenmethoden wurden auf ein Untersuchungsgebiet angewendet. An Beispielen aus dem Testgebiet im Landkreis Zlin in Tschechien wurden diese Aspekte dargestellt und veranschaulicht. Nach einer kartografischen Erfassung der Landschaftselemente wurde anschließend die Bewertung des aktuellen Zustandes anhand von Kriterien aus den untersuchten Theorien zur Landschaftsbildbewertung durchgeführt. Während der Zusammenfassung von notwendigen Forschungsgrundlagen wurden drei unterschiedliche Perspektiven zur Annäherung an die Landschaftsästhetik formuliert. Es sind die künstlerische, die philosophische und die gesellschaftliche Perspektive. Erforschung und Definition dieser Perspektiven waren notwendig, weil diese als Referenz zur Beurteilung untersuchter landschaftsbildbewertender Methoden als geeignet eingestuft wurden. Neben den Expertenmethoden wurden die landschaftsplanerischen Paradigmen und die naturschutzfachliche Gesetzgebung aus beiden Ländern zur Bewertung des Landschaftsbildes und -charakters analysiert. Die Bestandsaufnahme ergab, dass die aktuelle Landschaftsbildbewertung mittels Expertenmethoden sich durch ihre inhaltliche sowie formale Vielfalt auszeichnet. Beispiele sind hier die Nutzung von qualitativ unterschiedlichem Material (Luftbilder, historische und aktuelle Landnutzungskarten vom Maßstab 1:5000 bis 1:200 000 und Literaturquellen), die unterschiedlich stark ausgeprägte Einbeziehung von Geoinformationssystemen sowie die als relevant definierten Kriterien und Indikatoren für die Bewertung des Landschaftsbildes. Weiterhin zeigte sich ein Unterschied in der Auswahl von theoretischen Hintergründen zur Ableitung der Bewertungsskalen. Die Auswertung der Ergebnisse wurde mit Beispielen aus dem Testgebiet in Zlin belegt. Die Gesetzesanalyse von tschechischen und deutschen Landschaftsschutzgesetzen zeigte, dass die deutsche naturschutzfachliche Gesetzgebung eine sehr komplexe Aufgabenaufstellung für die Landschaftsplanung mit sich bringt, welche über Bewertung und Interpretation des Landschaftszustandes zu Planung von zukunftsorientierten Handlungsmaßnahmen hinausgeht. Die tschechische Gesetzgebung begrenzt sich im Vergleich dazu ausschließlich auf Schutzmaßnahmen. Die Europäische Landschaftskonvention schließt hingegen zukunftsorientierte Aspekte, wie Aufwertung und Gestaltung von Landschaften ein. Auf Grund dessen sind die durch die tschechische Gesetzgebung bestimmten Maßnahmen als nicht ausreichend zu betrachten und sie entsprechen nicht dem aktuellen Stand des Wissens in der Landschaftsplanung. Ein Vergleich zwischen Gesetzesinhalten und landschaftsplanerischen Paradigmen hat deutlich gemacht, dass sowohl die tschechische als auch die deutsche Gesetzgebung mehr fordert, als die Expertenmethoden zu leisten im Stande sind. Es wurde belegt, dass der Komplex der ästhetischen Qualität von Landschaft nur mit einer Paradigmen- bzw. Methodenkombination bewertbar ist. Die Lösung besteht in einer Annäherung und in der Zusammenarbeit von Experten und der beteiligten Bevölkerung. Das Landschaftsbild und der Landschaftscharakter als Instrumente der Landschaftsplanung sind nur dann gesellschaftlich begründet und berechtigt, wenn sie in der Bevölkerung unterstützt werden. Gerade Landschaftsexperten mit ihrem Fachverstand, ihrer Erfahrung und einer oft stark ausgeprägten positiven Beziehung zu bestimmten Landschaften haben die Möglichkeit, solche Diskussionen zu eröffnen. Denn alle Maßnahmen der Landschaftsplanung sowie der Landespflege haben nur dann eine langfristige Chance, wenn sie von der Bevölkerung bewusst akzeptiert werden. Unter dieser Prämisse ist der Ausbau von Kommunikation auf mehreren Ebenen der erste Schritt zu einem langfristig positiv wahrgenommenen Landschaftsbild. Eine konstruktive und transparente Kommunikation zwischen Experten aller Landschaftsdisziplinen, der Bevölkerung sowie den Investoren fördert die Identifikation mit der Landschaft und schafft Akzeptanz gleichermaßen für Prozesse der Bewahrung und der Veränderung. ; Evaluations of a landscape's typicism, uniqueness and beauty mostly serve leisure planning as well as the efforts to preserve historical cultural landscapes as part of the overall landscape and regional planning. For years these evaluations have been discussed in many countries. Accordingly, the appearance and character of a landscape and their meaning for the local population have become increasingly important issues. In the Czech Republic harmonisation of different landscape evaluation methods was called for by politicians and experts in 2004. The purpose of this harmonisation was to bring forth an operational evaluation method, which would continue to contribute to the preservation and development of the landscape's appearance. This demand required an adaptation of the landscape evaluation methods applied. In order to facilitate this existing methods had to be analysed first to identify specific shortcomings and gaps within existing evaluation procedures. Since landscape planning in Germany had been developed continuously, whereas such a development was hindered in the Czech Republic due to the political situation between the years 1968 and 1989, this study analyses the current situation in both countries. The research focused on the examination of expert methods used for evaluating the appearance and character of the landscape in Germany and the Czech Republic, measuring the aesthetic quality of the landscape. As part of a qualitative content analysis these expert methods were examined with regard to their objectivity, validity and reliability. The quality criteria developed for evaluating the appearance and character of the landscape were applied to a total of 13 expert methods testing the criteria's practicability. The contents as well as the formal overall conditions of the expert methods were applied to an investigation area in the Czech administrative district Zlin using examples from that area. Following the mapping of landscape elements the current state was evaluated applying the criteria based on landscape evaluation theories. As part of the synopsis of the necessary research fundamentals three different perspectives on approaches to landscape aesthetics were formulated. These are the artistic, the philosophical, and the societal perspective. Researching and defining these perspectives was necessary because they were considered to be suitable references for the assessment of the landscape evaluation methods that were analysed. Landscape planning paradigms and legislation with regard to nature protection drawn upon for the evaluation of the appearance and character of the landscape in both countries were analysed in addition to the expert methods. The analysis of the current state showed that contemporary landscape evaluation by means of expert methods is very heterogeneous in form and content. Examples are the use of materials of different qualities (aerial photos, historical and recent land use maps of scales between 1:5000 to 1:200 000, and literature sources), various degrees of employing geographical information systems, as well as differences with regard to the criteria and indicators considered to be relevant for evaluating the landscape. Furthermore the choice of theoretical backgrounds serving as a basis for evaluation scales differ. The evaluation of the results were backed up by examples from the investigation area in Zlin. The analysis of Czech and German landscape protection legislation showed that the German legislation includes a very complex catalogue of landscape planning tasks going beyond the evaluation and interpretation of the state of the landscape carried out to plan future-oriented measures. In comparison Czech legislation solely focuses on protection measures. The European Landscape Convention includes future oriented aspects though, e.g. improving and designing the landscape. Due to this the measures defined by Czech legislation are considered to be insufficient and do not comply with the current standard of knowledge in relation to landscape planning. A comparison of the legislations' contents and landscape planning paradigms made it clear that both Czech and German legislation demand more than the expert methods can provide. It was proven that aesthetic quality of the landscape can only be evaluated by combining paradigms and methods. The solution lies in the cooperation of experts and the population that is involved. The appearance and character of a landscape as instruments of landscape planning are only justified at societal level, if the population supports them. Especially landscape professionals – with their expertise, experience, and often very positive relationship with landscapes – can initiate discourses. All landscape planning and management measures can only be successful in the long term, if the population consciously approves. Based on this precondition communication at different levels is the first step towards a lasting positive perception of the landscape. Constructive and transparent communication between experts of all landscape disciplines, the population, as well as investors supports the identification with the landscape and serves as a basis for accepting both preservation and change.
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Detaillierte Informationen über die Verbreitungsareale von Arten sind essentiell für die Beantwortung zentraler Fragen der Ökologie, Evolutionsbiologie und Biogeographie. Solche Informationen sind auch notwendig, um Naturschutzressourcen kostenwirksam zwischen verschiedenen Regionen und Maßnahmen zu verteilen. Unser Wissen über Artverbreitungen beruht vor allem auf Punktdaten, die das Vorkommen einer bestimmten Art an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt belegen (nachstehend "Records"). Riesige Mengen solcher Records wurden über internationale Data-Sharing-Netzwerke mobilisiert, allen voran durch die Global Biodiversity Information Facility (GBIF). Auch wenn diese Netzwerke die Zugänglichkeit zu solchen Informationen enorm verbessert haben, ist unser Wissen über globale Artverbreitungen immer noch äußerst lückenhaft und von grober räumlicher Auflösung – der sogenannte Wallace'sche Wissensrückstand. Vorhandene Informationen enthalten zudem zahlreiche Unsicherheiten, Fehler und Daten-'Biases'. Diese könnten durch Ort-spezifische Faktoren wie Zugänglichkeit oder durch artspezifische Faktoren, wie Entdeckungswahrscheinlichkeit, verursacht werden. Zukünftiges Sammeln und Mobilisieren von Informationen sollte so gestaltet werden, dass der erreichte Nutzen der Records für Forschung und Naturschutz maximiert wird. Hierfür ist ein tiefgehendes Verständnis der Lücken, Unsicherheiten und Biases in den Informationen sowie der sie verursachenden Faktoren notwendig. Bisher wurden diese Mängel in globalen Artverbreitungsinformationen niemals quantitativ untersucht. Mit meiner Dissertation liefere ich die ersten globalen Analysen zu Mängeln von digital verfügbaren Verbreitungsinformationen für terrestrische Wirbeltiere und Landpflanzen. Ich habe >300 Millionen Records für Landpflanzen und drei Gruppen terrestrischer Wirbeltiere (Amphibien, Säugetiere, Vögel) über GBIF abgerufen. Diese Informationen habe ich mit taxonomischen Datenbanken sowie unabhängigen Verbreitungskarten und Checklisten verbunden. Auf Grundlage der erstellten Datensätze habe ich unterschiedliche Formen von Informations-Mängeln für verschiedene taxonomische Gruppen und auf mehreren räumlichen Maßstäben untersucht. In Kapitel I habe Daten-Abdeckung sowie Daten-Unsicherheiten in Informationen zu Pflanzenvorkommen jeweils in Bezug auf Taxonomie, Raum und Zeit quantifiziert. Für diese insgesamt 6 Maße habe in anschließend Variation in den drei Dimensionen (Taxonomie, Raum, Zeit) gemessen. Zudem habe ich mithilfe von paarweisen Spearman-Rang-Korrelationen und Hauptkomponentenanalysen die Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Formen von Informationsmängeln analysiert. In Kapitel II habe ich anhand von terrestrischen Wirbeltieren zwei spezielle Aspekte von Datenabdeckung zwischen geographischen Regionen verglichen: i) die Datendichte und ii) die Vollständigkeit der abgedeckten Arten. Durch Multi-Modell-Analysen habe ich die Effekte von zwölf potentiellen sozioökonomischen Einflussfaktoren auf Informationsmängel verglichen, und zwar einzeln für jede der drei Wirbeltiergruppen auf jeder von vier verschiedenen räumlichen Auflösungen. In Kapitel III habe ich anhand von Säugetieren drei Aspekte von Datenabdeckung zwischen einzelnen Arten verglichen: i) die Anzahl von Records pro Art, ii) die räumliche Abdeckung der Verbreitungsareale durch Records, und iii) den räumlichen Bias in der Abdeckung verschiedener Teile der Verbreitungsareale. Durch Multi-Modell-Analysen und Variations-Partitionierung habe ich die Effekte von verschiedenen Artmerkmalen, Größe und Form der Verbreitungsareale sowie von sozioökonomischen Faktoren untersucht. Diese Analysen habe ich auf globalem Maßstab sowie einzeln für sechs zoogeographische Gebiete durchgeführt. In meiner Dissertation habe ich in allen untersuchten Aspekten von Artverbreitungsinformationen starke Biases gefunden. Die Anzahl von Records variierte um mehrere Größenordnungen zwischen Arten und zwischen geographischen Gebieten. Verschiedene Maße von Datenabdeckung und Datenunsicherheiten zeigten klare taxonomische, geographische und zeitliche Muster. Ich fand beispielsweise Höchstwerte von taxonomischer Abdeckung in industrialisierten westlichen Ländern, aber auch in einigen tropischen Gebieten wie Mexiko. Im Gegensatz dazu gab es in weiten Teilen Afrikas und Asiens entweder gar keine oder nur sehr veraltete Informationen. Da taxonomische, räumliche und zeitliche Abdeckung jeweils durch die Anzahl der Records numerisch eingeschränkt sind, fand ich zwischen diesen Maßen gemäßigte bis starke positive Korrelationen. Maße von Datenunsicherheiten hingegen korrelierten kaum untereinander oder mit Datenabdeckungsmaßen. In Kapitel II habe ich den Einfluss von zwölf potentiellen sozioökonomischen Einflussfaktoren auf Datendichte und Datenvollständigkeit von geographischen Artgemeinschaften untersucht. Nur vier hatten einen durchweg für alle untersuchten Wirbeltiergruppen und räumlichen Auflösungen starken Einfluss. Dies waren der Endemitenreichtum, die räumliche Nähe zu Daten-beisteuernden Institutionen, politische Mitgliedschaft im GBIF-Netzwerk, sowie lokal verfügbare Forschungsgelder. Andere Faktoren, von denen man oft annimmt, dass sie eine große Rolle spielen würden, hatten einen erstaunlich geringen Einfluss, wie z.B. Verkehrsinfrastruktur oder Größe und Finanzausstattungen westlicher Daten-beisteuernder Institutionen. Meine Analysen in Kapitel III ergaben, dass die vier in Kapitel II identifizierten sozioökonomischen Schlüsselfaktoren ebenfalls einen starken Einfluss auf Artverbreitungsinformationen auf der Ebene von einzelnen Arten hatten. Jedoch unterschied sich ihre relative Wichtigkeit deutlich zwischen geographischen Gebieten. Zwischenartliche Unterschiede in Verbreitungsinformationen waren zudem sehr stark durch Größe und Form der Verbreitungsareale beeinflusst. Dies unterstützt meine Hypothese, dass diese geometrischen Faktoren die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, dass sich Verbreitungsgebiete bestimmter Arten mit Untersuchungsgebieten von Feldforschern überschneiden, was wiederum Aufswirkungen auf die Wahrscheinlichkeiten hat, mit denen diese Arten besammelt werden. Entgegen unserer Annahmen hatten Artmerkmale wie etwa Nachtaktivität, die das Entdecken oder Sammeln bestimmter Arten wahrscheinlich machen sollten, kaum einen Einfluss auf zwischenartliche Unterschiede in Verbreitungsinformationen. Die Ergebnisse meiner Dissertation lassen wichtige Schlussfolgerungen darüber zu, wie mobilisierte Artverbreitungsinformationen effizient genutzt und verbessert werden können. Erstens belegen meine Ergebnisse schwerwiegende Mängel in digital verfügbaren Artverbreitungsinformationen, insbesondere für Gebiete und Arten von besonderer Wichtigkeit für den Naturschutz. Zweitens zeigen sie, dass für die allermeisten Arten feiner aufgelöste Informationen nur durch Artverbreitungsmodelle erreicht werden können, die mit geringen Datenmengen auskommen, die starke Datenunsicherheiten und Biases innehaben. Eine vielversprechende Methode, um in solchen Modellen mit Biases umzugeben, ist das explizite Einbeziehen der Bias-verursachenden Faktoren in die Modelle, und meine Ergebnisse bieten hilfreiche Anhaltspunkte für die Auswahl relevanter Faktoren. Drittens schaffen meine Ergebnisse eine empirische Grundlage zur Überwachung von Fortschritten in der Verbesserung weltweiter Artverbreitungsinformationen. Schließlich schafft mein Identifizieren der global wichtigsten Informations-limitierenden Faktoren sowie das Unterscheiden verschiedener Informationsaspekte eine Grundlage dafür, um Aktivitäten zu identifizieren, die Datenmängel effektiv beheben können. Als wichtigste Aktivitäten empfehle ich unter anderem i) das Unterstützen von Bemühungen zur Datenmobilisierung in Institutionen, die in geographischer Nähe zu datenarmen Gebieten liegen, ii) das Fördern von Kooperation zwischen großen Schwellenländern und Data-Sharing-Netzwerken, iii) die Durchführung von neuen Biodiversitäts-Surveys im zentralen Afrika und südlichen Asien, um weitgehend veraltete Informationen zu aktualisieren, und iv) das Verschieben des Fokus von Datensammel- und Datenmobilisierungsbemühungen auf Asien sowie Arten mit begrenzten Verbreitungsarealen. ; Detailed information on species distributions is crucial to answering central questions in ecology, evolutionary biology and biogeography and for effectively allocating conservation resources among regions. Huge numbers of species occurrence records, the basic data underlying our knowledge of species distributions, have been mobilized via international data-sharing networks, most notably that of the Global Biodiversity Information Facility (GBIF). While these networks have greatly increased accessibility of information, severe knowledge gaps remain, a situation termed the 'Wallacean shortfall'. Moreover, the available information is rife with uncertainties, gaps and biases caused by site-specific factors like accessibility or species-specific factors like detectability. If we are to effectively prioritize future data collection and mobilization, we must understand the gaps, biases and uncertainties in current distribution information and what causes them. So far, patterns and drivers of the different information limitations have never been analyzed in detail at the global scale. In this thesis, I provide the first global analyses of limitations in digital accessible occurrence information for land plant and terrestrial vertebrates. I retrieved >300 million occurrence records for land plants and three vertebrate groups (amphibians, bird and mammals) from GBIF, and integrated these with taxonomic databases and independent range map and checklist information. I then used these datasets to analyze different types of limitations in occurrence information for different taxonomic groups and spatial scales. In chapter 1, I analyzed taxonomic, geographical and temporal data coverage and uncertainty for land plants. I measured taxonomic, geographical and temporal variation in these aspects of occurrence information and quantified their relationships using pairwise correlations and principal component analysis. In chapter 2, I used terrestrial vertebrates to analyze two aspects of occurrence information at the level of geographical assemblages: i) record density and ii) inventory completeness. I used multi-model inference to compare effects of twelve potential socio-economic drivers across the three vertebrate groups and across four spatial grains. In chapter 3, I focused on terrestrial mammals to analyze three aspects of occurrence information at the species level: i) record count per species, ii) how these records cover individual species' ranges, and iii) the level of geographical bias in their representation of different parts of their ranges. I used multi-model inference and variation partitioning to test effects of different species attributes, size and shape of their ranges, and socio-economic factors at the global scale and for individual zoogeographical regions. In my thesis, I found severe biases in all examined aspects of occurrence information. Record counts varied by several orders of magnitude across species and regions. Different coverage and uncertainty measures showed clear taxonomic, geographical and temporal patterns. For instance, taxonomic coverage peaked in Western industrialized countries, but also in several tropical regions. In contrast, information was either antiquated or entirely lacking for many Asian and African regions. As taxonomic, geographical and temporal coverage are all numerically constrained by the number of records, these metrics showed moderate to strong positive correlations. Metrics of data uncertainty generally showed low pairwise correlations with one another and with coverage metrics. In Chapter 2, I found that only four of my twelve hypothesized drivers of assemblage-level record density and inventory completeness received strong support across vertebrate taxa and spatial grains. These were endemism richness, proximity of grid cells to record-contributing institutions, political participation in GBIF, and locally available research funding. Other factors often assumed to strongly constrain information, like transportation infrastructure or size and funding of Western data-contributing institutions, received surprisingly little support. In Chapter 3, I found that the four key socio-economic factors identified in Chapter 2 also had a strong influence on occurrence information at the species-level, but their relative importance differed depending on the geographical focus of the analysis. Interspecific variation in occurrence information was also strongly determined by range size and shape. This supports our hypothesis that while large ranges are bound to overlap with more sampling locations, large, irregular-shaped ranges constrain the detail with which a given number of records can cover a range. Against expectation, species attributes related to detection or collection probabilities had little impact on species-level differences in occurrence information. The results of my thesis have important implications for the improvement and effective use of mobilized occurrence information. First, my results prove that digital accessible occurrence information is severely limited, particularly for regions and species of conservation concern. Second, success in refining distribution knowledge for these species will depend on distribution modeling techniques that can deal with low record numbers, data biases and data uncertainties. One promising way to account for biases is explicitly incorporating bias-causing factors into models, and my results can help identify meaningful predictor variables. Third, my results create an empirical baseline for monitoring progress in improving the state of global species occurrence data. Finally, my identification of the main factors limiting occurrence information, and the distinction between different information aspects, will help in identifying activities that will remedy data limitations most effectively. I suggest that key activities include supporting mobilization efforts in institutions near data scarce regions, fostering cooperation of large emerging economies with data-sharing networks, conducting novel surveys for Central Africa and Southern Asia as local data are often outdated, and generally increasing the focus of collection and mobilization activities on Asia and on range-restricted species.
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Die industrielle Produktion stellt sich für Unternehmen als ein zunehmend arbeitsteiliger Prozess dar, der durch die Vernetzung und Kooperation mit Partnern sowie Internationalisierung und Globalisierung gekennzeichnet ist. Diese Entwicklung wird durch die Verlagerung von Prozessen oder Aktivitäten von Unternehmen auf Zulieferer (Outsourcing) im Inland wie auch zunehmend in das Ausland angetrieben. Neben der Erschließung ausländischer Märkte ist die Reduktion von Fertigungskosten, insbesondere der Lohn- und Lohnnebenkosten, eine maßgebliche Motivation für die Verlagerung von Produktionsschritten. Für Unternehmen ist diese Entwicklung mit einer Zunahme der Beschaffungsvolumina und der Komplexität von Lieferantenbeziehungen verbunden. Durch den Einsatz von Systemlieferanten konnte die Komplexitätszunahme in den letzten Jahren zwar reduziert werden, sie führt für das produzierende Unternehmen jedoch zu neuen Risiken. Dies wird insbesondere am Beispiel von komplexen Investitions- und Konsumgütern deutlich, deren effiziente Fertigung in einem internationalisierten Markt stark von der konstanten Versorgung mit qualitativ hochwertigen und preisstabilen Gütern und Vorprodukten abhängt. Die Folge der geschilderten Auslagerung von Produktionsschritten ist für Unternehmen ein steigender Umsatz neben einem gleichzeitig sinkenden Wertschöpfungsanteil an der Produktion. Die Kosten der Materialbeschaffung machen in diesem Fall einen entscheidenden Prozentsatz des Warenwertes aus. Mit der Materialbeschaffung rücken daher auch die Lieferanten in den Blickwinkel von Optimierungsbemühungen der Unternehmen. Ziel des entwickelten Verfahrens ist, die durch Lieferanten in einem Unternehmen erzeugten Prozesse und deren Auswirkungen in Form von Umweltwirkungen und Prozesskosten erfassbar und bewertbar zu machen und die Ergebnisse als lieferantenbezogene Kennzahlen zusammenfassen. Die Arbeit nimmt zunächst eine Analyse existierender Ansätze zur Bewertung von Lieferanten und Umweltwirkungen durch Unternehmen vor und leitet daraus Defizite der Lieferantenbewertung ab. Aus der Analyse wird deutlich, dass lieferantenbezogene Prozesse ein wichtiges Optimierungspotenzial zur Reduzierung der von Lieferanten ausgehenden Umweltwirkungen und Prozesskosten darstellen, das bisher nicht ausreichend erfasst werden kann. Gründe dafür liegen zum einen in fehlenden Ansätzen zur Identifizierung und strukturierten Erfassung von lieferantenbezogenen Prozessen und zum anderen in der fehlenden praxisgerechten Integration von Ansätzen zur Bewertung von Umweltwirkungen und Prozesskosten. In dem entwickelten Verfahren wird der Ansatz der Stoffstromanalyse für die Erfassung lieferantenbezogener Prozesse genutzt und mit einer vereinfachten Bewertung von Umweltwirkungen durch das MIPS(Materialinput pro Serviceeinheit)-Konzept sowie der Bewertung von Prozesskosten kombiniert. Durch das Verfahren werden lieferantenbezogene Kennzahlen zu Umweltwirkungen und Prozesskosten erzeugt, die in einem Lieferantenvergleichsportfolio miteinander verglichen werden. Aufgrund seiner Ausrichtung auf die Analyse potentieller Auswirkungen von Produktionstätigkeiten auf die ökologische Umwelt kann das Verfahren der objektorientierten Produktionsforschung zugeordnet werden. Durch die Anwendung des Verfahrens in zwei Unternehmen wird gezeigt, dass die schrittweise Vorgehensweise geeignet ist, um lieferantenbezogene Prozesse zu erfassen und sie für eine Bewertung nutzbar zu machen. Die Anwendungen zeigen zudem, dass durch das Verfahren signifikante Potenziale zur Optimierung von Umweltwirkungen und Prozesskosten bei den jeweiligen Lieferanten aufgezeigt werden können. Am Beispiel der zwei Unternehmen wird deutlich, dass die Zusammenfassung der Bewertungsergebnisse in Kennzahlen und der Vergleich von Lieferanten in Portfolien für eine effiziente und praxisgerechte Auswertung sorgen. Die integrierte und parallele Bewertung von lieferantenbezogenen Umweltwirkungen und Prozesskosten sowie die aggregierte Form der Auswertung machen die Ergebnisse anschlussfähig an im Unternehmen bestehende Ansätze der Lieferantenbewertung. ; Industrial production is facing the accelerated outsourcing of production processes to both local and international suppliers. For producing companies, this leads to an increase in the volume of purchased goods and to a growing complexity of supplier relationships. Seen from a company's perspective, these effects can often lead to new processes and costs caused by suppliers at a company's production site. But suppliers and supply chains, especially because of transportation process, are also responsible for remarkable environmental effects that are the subject of political reduction aims. The objective of this thesis was therefore to develop an approach for the identification and assessment of supplier-related processes in terms of their environmental and financial impacts in industrial companies. For this purpose existing approaches for environmental impact assessment and process cost accounting were adapted and combined with the method of material flow analysis in a multi-phase approach. The approach draws upon aggregated supplier-related indicators on environmental impacts and process costs which can be integrated easily into a company's existing supplier assessment routine. The thesis first reflects and analyses the state of the art in supplier assessment and environmental impact assessment. It shows that existing methods and approaches of supplier and environmental impact assessment have the following deficits: - They do not sufficiently support the identification and evaluation of supplier-related processes in producing companies. - They do not support the efficient quantification and assessment of environmental impacts and process costs stemming from supplier-related processes. - The existing approaches of environmental impact assessment are costly and labour-intensive and therefore not suitable for practical use in supplier assessment. - The existing methods of supplier assessment do not unite environmental impact assessment and process cost accounting in an integrated approach. In a second step, the described deficits are transformed into requirements for a combined approach for the identification and assessment of supplier-related processes and their environmental and financial impacts. Deficits and requirements form the background for the development of a procedure that uses material flow analysis for the identification and evaluation of supplier-related processes. The supplier-related processes are then assessed according to their environmental impacts by means of the MIPS-concept and process cost accounting. The resulting multi-phase procedure follows the structure of a simplified Life Cycle Assessment (LCA) and leads to supplier-related key indicators on environmental impacts and process costs that are compared in a so-called supplier comparison portfolio. Because of its focus on the analysis of the potential impacts of production on the environment, the procedure can be classified as an object-oriented approach of production research. Seen from the perspective of environmental impact assessment, the procedure is a quantitative, input-oriented approach which benefits producing companies by compiling information on supplier-related material and resource intensity. Seen from the perspective of supplier assessment, the procedure is a quantitative, key-figure-oriented approach for the assessment of supplier performance. By applying the procedure in two producing companies from the consumer goods industry, it could be shown that the approach is suitable for identifying supplier-related processes and making them accessible for assessment purposes. The application also made evident that the procedure can identify significant potentials for the reduction of environmental impacts and costs related to suppliers. The aggregated key indicators proved to be particularly suitable for practical use in companies and for integration into existing supplier assessment approaches. The supplier-related process cost key indicator can e.g. be used to identify logistics and purchasing costs. A restriction of the developed procedure can be seen in its limited capability to convey the complexity of environmental impacts. Environmental impact assessment is still far from standardisation, largely due to the complexity of the required inventory data. Its application in producing companies requires a reduction of complexity. Therefore, further research should be conducted on the efficient use of environmental impact assessment and its integration in the standard business routines of producing companies, taking both the accuracy of results and applicability into account. The approach for environmental impact assessment chosen in this thesis focuses on material intensity and for that reason allows no judgement on other important environmental effects caused by suppliers (e.g. toxicity). In contrast, its strength lies in its applicability for producing companies.
BASE
In: S + F: Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden, Band 15, Heft 2, S. 85-91
ISSN: 0175-274X
World Affairs Online
Blog: www.jmwiarda.de Blog Feed
Nach sieben Jahren Verhandlungsdrama schließen Deutschlands Wissenschaftseinrichtungen einen Fünf-Jahres-Vertrag mit Elsevier. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aber es gibt auch eine andere Seite.
Foto: klimkin / Pixabay.
DASS DAS keine normalen Verhandlungen waren, konnte man bereits an der Pressemitteilung erkennen, die am Mittwochvormittag von der Pressestelle der Hochschulrektorenkonferenz (HRK)
verschickt wurde. Überschrift: "The DEAL Consortium and Elsevier Announce Transformative Open Access Agreement for Germany". Deutsche Übersetzung: Fehlanzeige. So wie auch der gesamte
Meldungstext und die beigefügten Statements rein englischsprachig waren. Weil die HRK, Konsortialführer von DEAL, nichts mehr von Wissenschaftskommunikation auf Deutsch hält? Wohl kaum.
Die tatsächliche Erklärung dürfte darin bestehen, dass nach sieben Jahren Verhandlungs-Drama, Teile davon auf offener Bühne, die Erleichterung
über den abgeschlossenen Open-Access-Transformationsvertrag zwar groß war und die Stimmung unter den neuen Partnern gut. Aber nicht so gut, dass die HRK sich eine eigenständige Übersetzung
der mit Elsevier sicherlich bis ins Detail verhandelten Pressemitteilung erlauben zu können glaubte. Eine Abstimmung aber hätte wiederum ein derart komplexes Räderwerk erneut in Bewegung gesetzt, das nicht zu dem Zeitdruck passte, raus zu
wollen mit der Agreement-Nachricht.
Schaut man sich an, was DEAL, dieser Zusammenschluss hunderter deutscher Hochschulen und Forschungseinrichtungen, mit Elsevier, dem weltgrößten Wissenschaftsverlag, vereinbart hat, muss man
allerdings sagen: Die Partner können sich ruhig etwas locker machen. Denn zumindest auf dem Papier kann sich das Ergebnis sehen lassen, das am Mittwoch auch per – natürlich rein
englischsprachiger – Pressekonferenz verkündet wurde.
Was sind die zentralen Inhalte? Um es an dieser Stelle leichter zu machen, zitiere ich aus dem Schreiben, das ebenfalls gestern an die Chefetagen der deutschen Hochschulen und
Hochschulbibliotheken ging und das die HRK, offenbar ganz in eigener Verantwortung, auf Deutsch verfasst hat. Unterzeichnet hat es HRK-Präsident Walter Rosenthal.
Opt-In, Opt-Out und angeblich
eine Preisersparnis um 40 Prozent
o "Beim Vertrag handelt es sich um einen sogenannten Opt-In-Vertrag", kann man da lesen. "Das heißt, dass nur die Einrichtungen von den angebotenen Konditionen profitieren, die
sich mittels eines unterzeichneten Teilnahmevertrages aktiv für einen Beitritt zum zum Vertrag entscheiden." Mit anderen Worten: Anders als die älteren – und teilweise heftig kritisierten –
DEAL-Verträge mit den Verlagen Wiley und Springer Nature ist das Mitmachen freiwillig, keiner wird gezwungen.
o Auch können Einrichtungen jeweils zum Jahresende ihre Partizipation an der vom 1.September 2023 bis 31. Dezember 2028 laufenden Vereinbarung kündigen ("opt out"),
wenn ihnen die Angelegenheit zu teuer wird. Heißt aber auch, wie die HRK fast drohend formuliert, dass die Teilnahme "zwingende Voraussetzung" sei, damit die Publikationen der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der eigeneren Einrichtung Open Access veröffentlicht werden." Woraus sich ein nicht unbedeutender Haken ergibt, dazu gleich mehr.
o Rund 1.800 Core-Hybrid-Zeitschriften von Elsevier, etwa 50 Titel der Marken Cell Press and The Lancet und dazu nochmal etwa 660
Gold-Open-Acess-Zeitschriften sind Bestandteil des Vertrages, der Open-Access-Rechte und den Lesezugriff umfasst.
o Die sogenannten Publish-and-Read-Fees (PAR) für die Publikationen in allen Core-Hybrid-Zeitschriften liegen 2024 bei 2.550 Euro zuzüglich Umsatzsteuer. Sollten
mehr als 90 Prozent der deutschen Hochschulen mitmachen, wird es 50 Euro billiger. Dann aber so oder so jedes Jahr bis 2028 um drei Prozent teurer. Mit den Fees ist der
Lesezugriff auch für die Produkte von Cell Press und The Lancet abgegolten, aber nur dieser. Denn für deren – in der Community besonders angesehenen – Hybrid-Journals beträgt die
gesonderte Article Processing Charge (APC) anfangs bei 6.450 Euro und ist mit sogar vier Prozent pro Jahr dynamisiert. Für die
Gold-Open-Access-Zeitschriften von Elsevier wiederum wurden APC-Rabatte in Höhe von 20 Prozent gegenüber dem Listenpreis vereinbart, bei Cell Press und The Lancet 15 Prozent.
o Noch ein bisschen Kleingedrucktes: Es gibt für Einrichtungen eine Mindestgebühr für die Teilnahme am DEAL-Vertrag, und die den Vertrag abwickelnde MPDL Services (Hauptgesellschafter sind seit
2022 die DFG, die Max-Planck-Gesellschaft, die HRK und weitere Forschungsorganisationen) erhebt künftig für jede Publikation eine Servicepauschale, das werde so künftig für alle neuen
DEAL-Verträge gelten. Und wurde da noch die Option vereinbart, dass die MPDL Services gegen eine Einmalzahlung von zehn Millionen Euro plus Umsatzsteuer für alle teilnehmenden
Wissenschaftseinrichtungen den dauerhaften Zugang zu 10,7 Millionen bis 2022 archivierte Journal-Artikel erhält – also auch für die Jahre des Elsevier-Boykotts. Die zehn Millionen hat die MPDL
Services bei der DFG beantragt.
Klingt ein wenig
nach Heldenerzählung
"DEAL ist überzeugt, ein gutes Verhandlungsergebnis erzielt zu haben, das den deutschen Einrichtungen attraktive Konditionen bietet und die Gesamtausgaben der Wissenschaftseinrichtungen bei
Elsevier im Vergleich zur Situation vor Beginn der Verhandlungen deutlich senken wird", schreibt HRK-Präsident Rosenthal an die Hochschul- und Bibliothekchefs – und erinnert daran, dass die
"stetig steigenden Ausgaben" für Elsevier-Publikationen und "eine zugespitzte, nicht nachhaltige Preisgestaltung des Verlages" Auslöser für die DEAL-Gründung gewesen seien. Im Jahr 2016 hätten
die Gesamtausgaben der deutschen Einrichtungen bei rund 55 Millionen Euro gelegen, jetzt sänken sie um rund 40 Prozent "bei gleichzeitiger Steigerung des Leistungsumfangs". Was man als
Prozentwert erst einmal so glauben muss.
Wesentlichen Anteil an der DEAL-Einigung hatte in jedem Fall Günter Ziegler, im Hauptberuf Präsident der Freien Universität Berlin, der die Rolle als DEAL-Verhandlungsführer vom Horst Hippler
übernommen hatte – mitten in der jahrelangen Funkstille zwischen deutscher Wissenschaft und Elsevier. Wichtig war auch die in der Folgezeit eingeleitete Umstrukturierung des DEAL-Konsortiums mit
dem Umbau der MPLD, um ein geeigneter Vertragspartner der Großverlage zu werden, und schließlich halfen personelle Änderungen in der Elsevier-Führungsetage der Kompromissbereitschaft im Verlag
nach.
In Rosenthals Schreiben geht die Geschichte so: Den Weg zu diesem Vertrag geebnet hätten "der seit 2018 fast flächendeckende Boykott, der zwischenzeitliche
Abbruch der Verhandlungen und die Beharrlichkeit der Einrichtungen und ihrer Forschenden." Klingt ein wenig nach Heldenerzählung, und die ist auch nötig. Denn der potenziell bedeutsame Haken
an der Vereinbarung ist der Passus, dass der Transformationsvertrag zwar eine Laufzeit ab 1. September 2023 hat – aber dauerhaft erst im Kraft tritt, wenn so viele Einrichtungen mitmachen, dass
mindestens 70 Prozent des Publikationsaufkommens in den Elsevier-Zeitschriften und mindestens 90 Prozent in den deutlich teureren Journals von Cell Press und The Lancet erreicht wird.
Und eine Deadline dafür gibt es auch: Es ist der 15. Januar 2024. Also in nur vier Monaten. Die Zeit tickt. Und DEAL muss jetzt ordentlich trommeln. Sonst ist selbiger zumindest mit Elsevier
schnell wieder vorbei. Wobei der Haken dann vielleicht doch nicht so gefährlich ist, weil das Quorum von 70 Prozent vermutlich schon dadurch fast erreicht wäre, wenn neben Helmholtz & Co die
großen Universitäten der U15 und TU9 mitmachen.
Die andere Seite –
die von Elsevier
So oder so zeigt auch dieser Passus, dass es bei all der demonstrativen DEAL-Begeisterung über den Verhandlungserfolg noch eine andere Seite gibt – die von Elsevier. Deren Chefs dürften sich
nicht weniger als Gewinner fühlen, auch wenn sie sich betont bescheiden geben. Elsevier-CEO Kumsal Bayazit wird in der anfangs erwähnten Pressemitteilung sehr erfreut zitiert, dass der Verlag die
deutschen Wissenschaftler unterstützen könne: DEAL und Elsevier hätten gemeinschaftlich und pragmatisch zusammengearbeitet, um Deutschlands weltführenden Forschungseinrichtungen dabei zu helfen,
dass sie ihre Forschungsziele zum Wohle der Gesellschaft erreichen könnten.
Tatsächlich mussten das DEAL-Konsortium jedoch im Gegenzug den jährlichen Preisanstieg schlucken, der deutlich über der mittelfristigen Inflationsrate liegen dürfte – und die Publikationskosten
dauerhaft kräftig erhöht. Obwohl manche Kritiker schon alle APCs über 1000 Euro als überteuert und unangemessen empfinden. Ein anderer Gewinn für Elsevier aber besteht ganz allgemein
darin, dass der Verlag seine Marktposition in Deutschland gegenüber seinen Konkurrenten wieder verbessern kann – sicherlich auch auf Kosten der kleineren Verlage, von denen viele die auf
Großverlage konzentrierte DEAL-Strategie ohnehin als Gefahr für ihre Zukunft betrachten. Gleichzeitig tut Elsevier etwas gegen sein Image als renditegieriger Verlag, der im Zweifel
lieber einen Boykott in Kauf nimmt als einen Kompromiss.
Wieviel der Amsterdamer Geschäftsführung am Vertragsabschluss lag, kann man auch daran sehen, dass Elsevier bei der ihm sonst so wichtigen Nutzung von Nutzerdaten deutliche
Zugeständnisse gemacht hat. Das DEAL-Abkommen schließt explizit die Generierung, Verfügung, Speicherung, Weitergabe oder Verkauf persönlicher Daten ohne das Einverständnis der Betroffenen
aus, sofern die Daten nicht für die inhaltliche Bereitstellung notwendig sind. Volle IP-Adressen dürfen nicht gespeichert werden, hinzu kommt ein sehr datenschutzstriktes Cookie-Management, das
Elsevier vorhalten und betreiben muss.
Eine Reaktion auf
den Zeitgeist in Europa
Auch wenn die Auswertung der nicht personalisierten Datenströme für Elsevier sicher noch attraktiv genug ist: Der Verlag und sein sich zunehmend auf das Geschäft mit
Daten konzentrierender Mutterkonzern RELX reagieren auf den politischen Zeitgeist in Europa. So wurde die Kritik am kommerziellen Verlagswesen in Wissenschaft und Politik zuletzt
deutlich wie nie formuliert wird: Ende Mai warnte
sogar der Rat der EU vor dem Einfluss privater Unternehmen auf das wissenschaftliche Publikationswesen und forderte Kommission und Mitgliedsstaaten auf, "Maßnahmen in Bezug auf ein
gemeinnütziges Open-Access-Modell des wissenschaftlichen Publizierens in mehreren Formaten ohne Kosten für Autorinnen und Autoren oder Leserinnen und Leser zu unterstützen".
In diesem Umfeld ist es für Elsevier an sich schon ein Erfolg, dass sich die DEAL-Organisationen auf eine so langfristige Vereinbarung eingelassen haben. Was der Verlag sicherlich künftig in
seiner Öffentlichkeitsarbeit – in Deutschland und international – zu nutzen wissen wird, wann immer ihm Kritik an seinem Geschäftsmodell begegnet.
Unterdessen versichert auch HRK-Präsident Rosenthal in seinem Schreiben, man habe mit Elsevier über Fragen des Datenschutzes und des Science Trackings sogar in einer eigens eingerichteten
Arbeitsgruppe gerungen – und verweist auf die "umfassend formulierte Datenschutzklausel". Zudem seien mit Elsevier "nächste Schritte zu einer weiteren Verbesserung des Datenschutzes vereinbart" –
was im Umkehrschluss bedeutet, dass die HRK an der Stelle immer noch Bedarf einräumt.
Nach Elsevier ist übrigens vor Wiley und Springer Nature – denn deren DEAL- Verträge laufen Ende 2023 schon wieder aus. Der Erwartungsdruck bleibt also hoch. Kommt es zu da zu
Nachfolgeabkommen, wird auch der Vergleich mit dem Elsevier-Agreement zeigen, wie gut die deutsche Wissenschaft bei letzterem tatsächlich weggekommen ist.
Nachtrag am 07. September, 21 Uhr: Ich habe die Passagen zur Datennutzung im Nachhinein geändert/präzisiert.
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In der vorliegenden Arbeit wurden Leben und Werk des Bergbauingenieurs, Unternehmers, Mäzens und Mineraliensammlers Dr. Richard Baldauf (1848-1931) untersucht und in einen wissenschaftshistorischen Zusammenhang gebracht. Eine Neubearbeitung der Biografie von Richard Baldauf (1848-1931) förderte interessante Details, besonders in Zusammenhang mit den politischen und wirtschaftlichen Umständen der damaligen Zeit, zutage. Die Bearbeitung von Mineralproben aus seiner Sammlung zeigt die Entwicklungen und Fortschritte im Wissenschaftszweig Mineralogie innerhalb der letzten 100 Jahre auf. Julius Richard Baldauf wurde am 09. März 1848 in Chemnitz geboren. Nach erfolgreichem Abschluss seines Bergbauingenieurstudiums im Jahr 1869 blieb Baldauf weiterhin als bergmännischer Kurspraktikant an der Königlich-Sächsischen Bergakademie Freiberg eingeschrieben, um den Grad eines Markscheiders zu erhalten. Es folgten Anstellungen im damals tiefsten Kohlenschacht Deutschlands "Frisch Glück" in Oelsnitz (1871-1874) und beim Hänichener Steinkohlenbauverein (1874-1876). Die böhmische Braunkohle machte der sächsischen Steinkohle gegen Ende des 19. Jahrhunderts allmählich Konkurrenz. Sie kam bereits im Jahr 1880 auf sechs Eisenbahnlinien und auf der Elbe nach Sachsen. Später breitete sich ihr Einsatz auf das gesamte Deutsche Kaiserreich aus. Diese wirtschaftliche Gunst wurde auch von Richard Baldauf erkannt. Er siedelte mit seiner Ehefrau Rosalie (geb. Rudolph, 1855-1918) und seinen Kindern nach Nordwestböhmen über, um im Braunkohlenbergbau tätig zu werden. Baldauf nahm zunächst Anstellungen als Bergverwalter in Klostergrab (Hrob) und als Bergdirektor in Ladowitz (Ledvice) an, bis es 1891 in Gemeinschaft mit seinem Schwager Hermann Eduard Rudolph (1846- ?) zur Gründung der Baldauf-Rudolphschen Braunkohlenwerke kam, die ihren Hauptsitz in Dux (Duchcov) hatten. Das Baldauf-Rudolphsche Braunkohlenwerk erwarb im Laufe der Jahre mehrere Grubenfelder, u. a. die Grube Hermann in Sobrusan (Zabrušany), Grube Richard in Brüx (Most) und die Grube Marianne in Skyritz (Skyřice). Im Jahr 1913 besaß der Betrieb insgesamt 20 Gruben im nordwestböhmischen Braunkohlenrevier. Richard Baldauf war ein fortschrittlich denkender und technisch interessierter Mensch. So wollte er bereits im Jahr 1883 moderne Abraummaschinen aus England in Böhmen einführen. Sein fortschrittliches Denken führte auch dazu, dass er mit der Grube Richard in Brüx (Most) einen wirtschaftlichen Tagebaubetrieb schuf. Dieser zählte zu den technisch modernsten Anlagen im Revier. Der Mitbegründer des Baldauf-Rudolphschen Braunkohlenwerks war der Architekt Hermann Eduard Rudolph. Er schloss sein Studium an der Kunstakademie Dresden im Jahr 1872 ab, um anschließend als Baumeister und Architekt in Teplitz (Teplice) zu wirken. Dass Hermann sehr erfolgreich war, zeigte er beim Bau der Teplitzer Synagoge, denn hier wurden seine Baupläne umgesetzt. Martin Baldauf, einziger Sohn von Richard und Rosalie Baldauf, sollte auch Bergbau in Freiberg studieren, um später die Geschäfte im väterlichen Braunkohlenwerk fortführen zu können. Er übernahm ab dem Jahr 1908 im Verwaltungsgebäude des Hermannschachts in Dux (Duchcov) die kaufmännischen Arbeiten. Durch die erfolgreiche Unternehmertätigkeit im böhmischen Braunkohlenrevier ist die Familie Baldauf zu Wohlstand gekommen. Mit diesem finanziellen Hintergrund war es Richard Baldauf möglich, ab dem Jahr 1904 eine wertvolle Mineraliensammlung aufzubauen und als Mäzen der Geowissenschaften in Sachsen hervorzutreten. Im Laufe von 25 Jahren hatte er 10 000 Mineralstufen zusammengetragen. Die in vier Teilkollektionen gegliederte Sammlung legte er nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten an. In seinem "Öffentlichen Mineralogischen Museum", welches er auf der Geinitzstraße 5 in Dresden im Jahr 1916 eröffnete, präsentierte er unentgeltlich seine eindrucksvollen Mineralstufen. Der erfolgreiche Fortbestand des Braunkohlenunternehmens war nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr möglich, da nach Kriegsende eine politische Neuordnung in Europa entstand. Das führte im Jahr 1920 zwangsläufig zum Verkauf der Baldaufschen Gruben in Böhmen an die Tschechische Handelsgesellschaft. Mit dem Anteil des Erlöses aus dem Braunkohlenwerk wagte Richard Baldaufs Sohn Martin einen Neuanfang als Schokoladenfabrikant in Braunschweig, da Lebens- und Genussmittel nach dem Ersten Weltkrieg dringend benötigt wurden. Aufgrund der hohen Konkurrenz in dieser Branche, der zunehmenden Geldentwertung und eintretenden Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 bekam die Familie Baldauf, wie viele andere Familien auch, finanzielle Probleme. Die Fortführung des neugegründeten Unternehmens war nun nicht mehr möglich. Richard Baldauf wollte seinem Sohn aus der finanziellen Krise heraushelfen. So hegte er den Gedanken, seine wertvolle Sammlung zu verkaufen. Aus diesem Grund sind in den Jahren 1929 und 1930 zahlreiche Verkaufsverhandlungen im In- und Ausland durchgeführt worden, die aber erfolglos blieben. Der Verkauf der geschlossenen Sammlung wurde erst im Jahr 1939 durch Baldaufs Erben möglich. Im Zeitraum 1904 bis 1929 war Richard Baldauf mit dem Aufbau seiner Mineraliensammlung beschäftigt und wurde als Mäzen in Sachsen aktiv. Baldauf war vor allen in Fachkreisen für seine Großzügigkeit und seinen Einsatz als Förderer bekannt. Er ermöglichte dem Museum für Mineralogie und Geologie Dresden, dem Mineralogisch-Geologischen Institut der TH Dresden, der Bergakademie Freiberg und dem dortigen Institut für Geologie und Lagerstättenlehre die Anschaffungen wertvoller Minerale, teilweise ganzer Sammlungen sowie wissenschaftlicher Instrumente. An dieser Stelle ist die Baldauf-Stiftung in Höhe von 1 Million Mark aus dem Jahr 1920 besonders hervorzuheben. Diese Summe stammte aus dem Verkauf des Baldauf-Rudolphschen Braunkohlenwerkes und sollte der TH Dresden zu Unterstützungszwecken dienen. Im Rahmen der Dissertation wurde ein Teil der mineralogischen Sammlung von Richard Baldauf neu bearbeitet und in einen wissenschaftshistorischen Zusammenhang gestellt. Zunächst werden die Methoden zur Mineralidentifizierung in der Ära Baldauf vorgestellt sowie mineralogische Einteilungssysteme, die er für seine Sammelarbeit genutzt hat. Diskutiert wird weiterhin die heutige Systematik und Benennung von Mineralen, womit zu den Revisionsarbeiten übergeleitet wird. Im Rahmen der Dissertation wurden 25 Proben aus der Sammlung Baldauf mittels Röntgendiffraktometrie (XRD), Rasterelektronenmikroskopie (REM) gekoppelt mit einer energiedispersiven Elektronenstrahlmikroanalyse (ESMA oder EDS) und Thermoanalyse (DTA-TG-DTG) einer Revision unterzogen. Minerale, die in Baldaufs Sammelära noch völlig unbekannt waren, Fehlbestimmungen, Gemenge oder Minerale, die zuvor noch keiner Untersuchung unterzogen worden sind, konnten vollständig geklärt werden. Die aktuell ermittelten Untersuchungsergebnisse sind in 17 Fällen eindeutig, sieben Proben konnten nur teilweise geklärt werden. Für eine Mineralprobe konnte gar kein Ergebnis mit den modernen, mineralogischen Untersuchungsverfahren erzielt werden. Die Mineralproben, bei denen eine vollständige Identifizierung nicht möglich war, sollten einer nochmaligen Präparation und Untersuchung unterzogen werden. Die gründliche Aufarbeitung der gesamten Sammlung Baldauf würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Revisionsarbeiten bieten noch sehr viel Potenzial, das von der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Zukunft verstärkt in Kooperation genutzt werden sollte. Auch Baldaufs umfangreicher archivalischer Nachlass konnte im Rahmen der Dissertation inhaltlich nicht vollständig bearbeitet werden. Bei einer weiteren Untersuchung würden vermutlich noch mehr interessante Details hervortreten. Da im archivalischen Nachlass nur die Briefe und Rechnungen enthalten sind, die Baldauf selbst empfangen hat, ist davon auszugehen, dass sich noch weitere, von ihm verfasste Schriftstücke, in anderen Institutionen auffinden lassen. So lassen sich beispielsweise über den Verbundkatalog für Nachlässe und Autografen "Kalliope" vier Briefe von Richard Baldauf an den Münchner Mineralogen Paul Heinrich Groth in der Bayerischen Staatsbibliothek München nachweisen. Baldaufs Abschlussarbeit an der Königlich-Sächsischen Bergakademie Freiberg aus dem Jahr 1869 war im Universitätsarchiv Freiberg nicht mehr aufzufinden. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind dort zahlreiche Akten vernichtet worden. Wenig überliefert bleiben Details zu Baldaufs Tätigkeiten im sächsischen Steinkohlenrevier (Frisch-Glück-Schacht in Oelsnitz, Hänichener Steinkohlenbauverein). Das liegt vermutlich darin begründet, dass Baldauf nur wenige Jahre dort tätig gewesen ist. Abschließend ist festzustellen, dass die Sammlung Baldauf für die Sammlungsdokumentation, für die mineralogische und wissenschaftshistorische Forschung im angegebenen Zeitraum auch in Zukunft vielfältige Forschungsansätze bietet. ; This work investigated life and work of the mining engineer, entrepreneur, patron and mineral collector Dr. Richard Baldauf (1848-1931) and brought it into a scientifically historical context. A new revision of Richard Baldauf´s biography made appear interesting details, especially concerning the political and economical conditions of his time. The examination of mineral samples of his collection shows how the scientifical branch of mineralogy has developed and improved during the last 100 years. Julius Richard Baldauf was born on 9th March 1848 in Chemnitz. After having finished successfully his studies of mining science in 1869, Baldauf remained enroled at the Mining Academy Freiberg as a mining trainee, in order to achieve the title of a mine surveyor. Afterwards he was employed from 1871 to 1874 at "Frisch Glück" at Oelsnitz, which at that time was the deepest coal mine of Germany, and at "Hänichener Steinkohlenbauverein" (1874-1876). Towards the end of the 19th century the Bohemian brown coal started becoming a rival product for the Saxon hard coal. Already in 1880, it was transported into Saxony via six railway lines and the river Elbe. Later it was used more widely, in the complete German Empire. Among others, Richard Baldauf recognised this economical chance. He moved with his wife Rosalie (née Rudolph, 1855-1918) and their children to the northwest of Bohemia to work in the brown coal mining. In the beginning Baldauf became employed as a mining administrator in Klostergrab (Hrob) and as a mining director in Ladowitz (Ledvice), until he founded with his brother-in-law, Hermann Eduard Rudolph (1846- ?), the so-called "Baldauf-Rudolphsche Braunkohlenwerke", which had its main base in Dux (Duchcov). The "Baldauf-Rudolphsches Braunkohlenwerk" bought, as the years went by, some mining fields, among them the mine Hermann at Sobrusan (Zabrusany), mine Richard at Brüx (Most) and the mine Marianne at Skyritz (Skyrice). In 1913 the company possessed all in all 20 mines in the brown coal region in the northwest of Bohemia. Richard Baldauf was a man who was interested in progress and technology. No later than in 1883 he wanted to introduce modern machines from England into Bohemia. These machines were designed to remove the mining waste. His modern manner of thinking lead also to his creating the mine Richard at Brüx (Most) as an economically-working mining factory. It was counted among the region´s most modern constructions. Co-founder of the "Baldauf-Rudolphsches Braunkohlenwerk" was the architect Hermann Eduard Rudolph. He had finished his studies at the Kunstakademie Dresden in 1872, afterwards he became constructor and architect in Teplitz (Teplice). His construction plans were made reality in the building of the Teplitz synagogue. That demonstrates impressively how successful Hermann was. Martin Baldauf, only son of Richard and Rosalie Baldauf, was encouraged to study mining at Freiberg, too, in order to succeed his father later as administrator of their coal-mining company. From 1908 on he did the economical work at the administrational building of the Hermann-shaft at Dux (Duchcov). Being successful entrepreneurs in the Bohemian brown coal mining region meant for the Baldauf family living in prosperity. This financial background helped Richard Baldauf to establish, from 1904 on, a valuable collection of minerals and to made himself known as patron of the geological sciences of Saxony. In 25 years he had collected 10 000 mineral specimens. He established his collection according to scientific aspects. It was divided into four sections. In his Public Mineralogical Museum, which he in 1916 opened in Dresden, at Geinitzstraße 5, he presented his impressive mineral specimens without demanding an entrance free. After the First World War, his brown coal mining company could no longer exist successfully, for after the war Europe was politically divided and organised differently. Therefore, the Baldauf mines in Bohemia had to be sold to the Czech Trade Company in 1920. After having been given his share of the proceeds of the brown coal mining company, Richard Baldauf´s son Martin endeavoured a new start as a chocolate entrepreneur at Braunschweig, for after the First World War food and drink were needed urgently, no matter if for every day or semi-luxury. But there was high competition in this field, money was losing its valour increasingly and in 1929 the worldwide economic crisis began. That is why the Baldauf family, like many others, started having financial problems. Now it was not possible to go on with the newly-found enterprise. Richard Baldauf wanted to help his son to emerge of the financial crisis. Therefore, he was thinking of selling his valuable collection. That is why in 1929 and 1930 many sale negotiations took place, all without success. Only in 1939 the heirs of the Baldauf family were able to sell the complete collection. Between 1904 and 1929, Richard Baldauf was establishing his mineral collection and became active in Saxony as a patron. Particularly among specialists and scientists of his field, he was famous for his generosity and his commitment as a patron. He made it possible for the Museum for Mineralogy and Geology Dresden, the Institute for Mineralogy and Geology of the TH Dresden, the Mining Academy Freiberg and its Institute for Geology and Economic Geology to acquire valourable minerals, even as whole collections, and scientific instruments. Furthermore, he sponsored the work of scientific and other assistants. In that context the Baldauf foundation has to be emphasized in particular. It was founded in 1920 with a sum of 1 million Deutschmarks. This money had been earned with the sale of the "Baldauf-Rudolphsches Braunkohlenwerk" and was designed to support the TH Dresden. In this doctoral thesis a part of Richard Baldauf´s mineralogical collection was revised and put into a scientifically historical context. First, the methods for mineral identification in the Baldauf era and mineralogical classification systems that he used for his collection work were presented. Furthermore, the systematization and nomination of minerals that are applied today are discussed. That leads to the revision work. In the doctoral thesis 25 samples from the Baldauf collection were revised, applying X-ray diffraction (XRD), scanning electron microscope (SEM), combined with an energy-dispersive microanalytical spectrometer (EDS) and thermal analysis, including a combination of differential thermal analysis (DTA), thermal gravimetric analysis (TG) and derivative thermogravimetry (DTG). So entire research could be made about minerals that in Baldauf´s times still were totally unknown and minerals that had been classified wrongly or not at all. 17 of the research results made here are definitive, seven samples could only partly be clarified. No result at all could be made for one sample, using the modern, mineralogical examination methods. Those mineral samples for which a complete examination was not possible should be prepared and examined again. To revise the whole Baldauf collection thoroughly would take some years. There is still much potential in the revision work. In the future, that should be used cooperatively even more than today by the scientific community. Baldauf´s wide archival holdings, too, could not be seen through completely in this doctoral thesis as far as its content is concerned. In a second examination probably more interesting details would come to light. Since the archival holdings only contain the letters and receipts that Baldauf himself received, it seems probable that in other institutions further papers can be found the author of which he is. Using the corporal catalogue for heritages and autographers, "Kalliope", four letters can be proven, written by Richard Baldauf to the mineralogist Paul Heinrich Groth, of Munich, of the Bavarian State Library, Munich. Baldauf´s final thesis with the Mining Academy Freiberg, from 1869, was intraceable and could not be found anymore at the University Archive at Freiberg. After the Second World War numerous files have been destroyed there. Few information could be found to details about Baldauf´s work in the Saxon hard coal region (the shaft Frisch-Glück-Schacht in Oelsnitz, the Hänichener Steinkohlenbauverein). The reason might be that Baldauf worked there for only some years. In the end it must be emphasized that it becomes evident that, in the future, too, the Baldauf collection offers numerous research opportunities: for the collection documentation and for the mineralogical and scientifically historical investigation for the said time.
BASE
In: OSZE-Jahrbuch, Band 7, S. 341-359
World Affairs Online
"Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 für die fünfte und letzte Forschungsphase 2000-2001 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden.
Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenen sozialen Gruppen bewältigt?
In der zweijährigen Abschlussphase soll es darum gehen, durch Konzentration und Integration der Arbeiten der Einzelprojekte den Beitrag des Sfb 186 zur Lebenslauf- und Biographieforschung und damit zu einer Institutionen orientierten und dynamischen Sozialstrukturanalyse national wie international darzustellen. Die Erträge der Einzelprojekte werden zu einer Bremer Konzeption der Lebenslauf und Biographieforschung gebündelt. Das geschieht anhand von drei Strukturelementen des Lebenslaufs: Institutionalisierung, Sequenzierung und Verflechtung von Lebensläufen. Übergreifende metatheoretische Aufgabenstellung für die Abschlussphase ist es, die weitere Wirkung des Sfb 186 in der Wissenschaftsgemeinschaft über die bereits ausgeprägte nationale wie internationale Publikations- und Tagungsaktivität hinaus zu sichern. Die bisherige Gliederung des Sfb in vier Projektbereiche wird aufgegeben und refokussiert. Dazu schließen sich zum einen die bisherigen Projekte A1 und B1 zu einem Verbundprojekt zusammen, ebenso wie die Projekte C1 und D1."
"Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 für die dritte Forschungsphase 1994-1996 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden.
Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenen sozialen Gruppen bewältigt?
Mit dem Forschungsprogramm des Sfb 186 wird angestrebt, Analysemodelle qualitativer und quantitativer Sozialforschung zur wechselseitigen Spezifizierung ihrer jeweiligen Ergebnisse einzusetzen und dadurch ihr Erklärungspotential für Lebensläufe in der Moderne zu erhöhen. Die statistische Analyse von quantitativen Lebensverlaufsdaten führt dabei zur Identifikation jener Strukturmuster des Lebenslaufs, die die theoretisch begründete Ziehung kleiner, qualitativer Samples anleitet. Der Prozess der Theoriebildung wird auf der Basis der biographieanalytischen Auswertung des qualitativen Datenmaterials weitergeführt. Dies ermöglicht eine vertiefte oder veränderte Interpretation und Bewertung der bisherigen Ergebnisse der quantitativen Strukturanalyse. Für die nächsten Förderungsphasen sind die Teilprojekte derart aufeinander abgestimmt, dass Statuspassagen zwischen und innerhalb der drei für den Sfb konstitutiven Lebensbereiche Berufsarbeit, Familie/ Ehe und Sozialstaat mit ihren jeweiligen institutionell- normativen Rahmungen sowie politisch-administrativen Organisationsformen aufeinander bezogen werden."