Zunächst erörtert die Autorin die allgemeine soziologische Bedeutung von Emotionen. Anschließend wird die Geschlechtsspezifik von Gefühlsnormen und Gefühlsarbeit in Paarbeziehungen untersucht. Hier geht es unter anderem um die Frage, ob sich die Mechanismen auflösen, die dafür gesorgt haben, daß Frauen die Spezialistinnen für das Emotionale sind. Abschließend analysiert die Verfasserin die Bedeutung von Scham- und Schuldgefühlen bei der Verletzung von Partnerschafts- und Geschlechtsnormen in Intimbeziehungen. Gefühle wie Scham, Schuld und Angst werden in dieser Perspektive als Sanktionen oder als Präventivinstrument der Normerhaltung betrachtet. (ICE)
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 8, Heft 2/3, S. 189-202
"Gegenstand dieses Beitrags ist die Analyse von Veränderungen der Aufgaben- und Rollenverteilung in Paarbeziehungen. Ein wichtiger Ansatzpunkt liegt in Transitionen wie dem Übergang zur Erstelternschaft vor, innerhalb dessen sich das Aufgabenbudget der Partner verändert. Aus diesem Grunde werden Veränderungen von Aufgabenverteilungen am Beispiel des Übergangs zur Erstelternschaft untersucht und Überlegungen zu entsprechenden Auswirkungen von Ungerechtigkeit geschildert. Zusammenfassend lässt sich folgern, dass Ungleichverteilungen von Bildung, Arbeit und Entlohnung in der Kindheit und im Erwachsenalter durch die Elternschaft und die damit verbundene Traditionalisierung fortgeschrieben bzw. verschärft werden. Arbeitsteilung und Entscheidungsfindung stellen sich als die häufigsten Konfliktquellen zwischen Frauen und Männern dar. Sozialpolitische Folgerungen mit dem Ziel des Abbaus bestehender Ungleichheiten werden aus den Befunden abgeleitet (u.a. flexible Arbeitszeiten, job sharing, qualifizierte Teilzeittätigkeiten mit Karrierechancen, finanzieller Ausgleich während der Erziehungszeiten orientiert am Familieneinkommen sowie Ausbau und Flexibilisierung von Kindertageseinrichtungen)." (Autorenreferat)
Zusammenfassung Familien bzw. allgemeiner private, informelle Solidaritäts- und Austauschzusammenhänge sind neben Markt und Staat eine wesentliche Komponente in der Produktion und Verteilung von Ressourcen. Den Arrangements der Verwaltung und Verteilung finanzieller Ressourcen in Familien bzw. Paarbeziehungen hat die Forschung bislang jedoch wenig Beachtung geschenkt. Die Arbeit gibt zunächst eine knappe Ubersicht über den Forschungsstand in Soziologie und Ökonomie und skizziert theoretische Modelle zur Erklärung von Geldarrangements. Auf der Grundlage des ΑLL.- BUS/ISSP aus dem Jahr 2002 werden anschließend Hypothesen hinsichtlich der Wahl der Geldarrangements von Paaren getestet. Für die Zukunft wird es auch darauf ankommen, mehr Licht in die paarbezogenen Strukturen sozialer Sicherung bringen.
"Was kann, was darf, was will der Staat? Er kann noch einiges tun, um im Recht der Paarbeziehungen für mehr Einzelfallgerechtigkeit zu sorgen. Die Härteklausel des Zugewinnausgleichsrechts müsste neu gefasst werden, um mehr Spielraum für einzelfallgerechte Lösungen zu lassen. Die Anwendung des geltenden Rechts führt in vielen Fällen zu ungerechten Ergebnissen. Für die nichteheliche Lebensgemeinschaft sollte ein gesetzlicher Unterhaltsanspruch im Trennungsfall eingeführt werden, denn das Schutzbedürfnis ist hier ganz ähnlich wie bei Ehegatten nach Scheidung. Die eherechtlichen Normen über die Schlüsselgewalt und die Beschränkung der Vermögensverfügung sollten gestrichen werden. Genehmigungsabhängig sollten allein Geschäfte betreffend die Ehewohnung sein. Entsprechendes gilt für die parallelen Normen bei der eingetragenen Lebenspartnerschaft." (Autorenreferat)
Die Verfasser untersuchen die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, die "im Rahmen eines relationalen Streßkonzepts als mögliches Ungleichgewicht zwischen Anforderungen der neuen Situation 'Erwerbslosigkeit' und Bewältigungsmöglichkeiten des Paares als Gesamtheit" verstanden wird. Vorgelegt werden Ergebnisse einer Befragung (n=108), die sich auf (1) Unterschiede in Kohäsion und Adaptabilität vor und nach Eintritt der Arbeitslosigkeit, (2) den Zusammenhang zwischen individuellen Moderatorvariablen und der Beziehungsqualität, (3) den Zusammenhang der Dimensionen Adaptabilität und Kohäsion vor und nach Eintritt der Arbeitslosigkeit sowie (4) den Zusammenhang der Einschätzungen der Beziehungsqualität von Männern und ihren jeweiligen Partnerinnen beziehen. Insgesamt zeigen die Untersuchungsergebnisse eine Verringerung "sowohl des emotionalen Zusammenhaltes als auch der Anpassungsfähigkeit der Paarbeziehung". (ICE)
Zusammenfassung: Das Ziel dieser Arbeit war, Zusammenhänge zwischen partnerschaftlicher Bindung, Liebesstilen und Narzissmus als einem Persönlichkeitsstil zu überprüfen. 45 Studenten und 60 Studentinnen wurden mit Hilfe standardisierter Messinstrumente befragt. Zunächst wurde überprüft, ob sich die Dimensionen der partnerschaftlichen Bindung und die Liebesstile zu übergeordneten Dimensionen des Erlebens in Paarbeziehungen zusammenfassen ließen. Drei Dimensionen wurden gefunden: Distanzierung vom Partner, Verunsicherung in der Beziehung und Orientierung an Gemeinschaft und Austausch. Anschließend wurden Selbsteinschätzungen des Narzissmus zu diesen Dimensionen in Beziehung gesetzt. Narzissmus hing mit allen drei Dimensionen zusammen: Hoch Narzisstische tendierten zur Distanzierung vom Partner durch Untreue, zeigten Verunsicherung und Eifersucht und waren auf der Grundlage einer pragmatischen Einstellung stark austauschorientiert. Die Ergebnisse stützen die These, dass Narzissmus mit verschiedenen Dimensionen des Erlebens in Partnerschaften zusammenhängt.
Der Beitrag analysiert "Arbeitslosigkeit im Rahmen eines relationalen Streßkonzepts als mögliches Ungleichgewicht zwischen Aufforderungen der neuen Situation 'Erwerbslosigkeit' und Bewältigungsmöglichkeiten des Paares als Gesamtheit." Die Befragung von 54 Paaren stützt sich auf ein Modell mit den zentralen Dimensionen 'Adaptabilität' und 'Kohäsion'. "Kohäsion ist als die emotionale Bindung der Familienmitglieder untereinander definiert; unter Adaptabilität wird die Fähigkeit des Paarsystems verstanden, als Anwort auf Streß seine Machtstruktur, Rollenverteilungen und Regeln zu ändern." Die Belastungswirkungen der Arbeitslosigkeit wurden durch sechs Skalen erhoben: Identität und Arbeit, Sozialbeziehungen, Zeitstruktur, ökonomische Deprivation, Partnerschaft sowie Sexualität. "Es läßt sich zusammenfassend feststellen, daß ein Zusammenhang zwischen einigen die individuelle Belastungswirkung von Arbeitslosigkeit moderierenden Variablen und solchen der Beziehungsqualität bestätigt wird: Eine Belastung der Partnerschaft, eine geringe Zufriedenheit im Sexualleben und eine hohe Adaptabilität hängen zusammen mit höheren individuellen Belastungen des Mannes in den Bereichen Selbstwertgefühl, Sozialbeziehungen, Zeitstruktur, finanzieller Situation, Ursachenattribution sowie geringer Kinderzahl. Darüber hinaus läßt sich in dieser Stichprobe ein Zusammenhang zwischen der Berufstätigkeit der Frau und Belastungen der Paarbeziehung nachweisen. Als belastet erweisen sich insbesondere Paare, in denen die Partnerin nicht berufstätig ist." (IAB2)
"In der Diskussion über Entwicklungstendenzen moderner Gesellschaften nimmt der Begriff 'Individualisierung' einen prominenten Platz ein. Er hat sich zur Kennzeichnung einer Entwicklungsrichtung so sehr durchgesetzt, daß gegenläufige Bewegungen kaum wahrgenommen und untersucht werden. Der vorliegende Aufsatz versucht, am Beispiel der Bildung und Trennung von Paaren zu zeigen, daß Individualisierungsprozesse immer nur im Rahmen von vorhandenen Einbindungen erfolgen und auch dann, wenn sie aus Institutionen scheinbar hinausführen, letzten Endes in verschiedenen Rückbindungen und Stärkungen von Institutionen münden. Individualisierung ist so gesehen kein 'Leitvorgang', sondern im Gegenteil ein instrumenteller Prozeß, der zwischen verschiedenen Stufen der Gemeinschaftsbildung und Institutionalisierung vermittelt." (Autorenreferat)
"Der Beitrag befasst sich kritisch mit der These der Gendersymmetrie bei Gewalt in Paarbeziehungen und ihrer empirischen, sozialwissenschaftlichen und politischen Relevanz. Er zeigt auf, dass nicht von einer Gleichbetroffenheit beider Geschlechter durch Gewalt in heterosexuellen Paarbeziehungen auszugehen ist, insbesondere wenn Muster, Schweregrade und kontextuelle Bedeutungen von Gewalt einbezogen werden. Gleichwohl wird für eine Entpolarisierung des Diskurses der einseitigen Festlegung von Frauen/ Männern auf Opfer-/ Täterpositionen plädiert." (Autorenreferat)