Die Autorin stellt die feministischen Anforderungen an die politische Kulturforschung dar. In einem historischen Rückblick auf das politische Kulturkonzept in den 50er und 60er Jahren zeigt sie erstens den Ausschluß von Frauen aus der Politik auf und geht exemplarisch auf die geschlechtsspezifischen 'Blindflecken' in der Einstellungs- und Wahlforschung ein, in welcher die Kategorie 'Geschlecht' nur als Variable der politischen Kultur begriffen wurde. Sie diskutiert zweitens die struktur- und symboltheoretischen Implikationen des politischen Kulturkonzepts und skizziert feministische Ansätze einer Re-Interpretation. Im dritten Teil ihres Aufsatzes stellt sie Überlegungen zur Einbeziehung des Geschlechts als Strukturkategorie in politikwissenschaftliche Analysen und zu einem feministischen Forschungsdesign an. (ICI)
Der Beitrag fragt nach dem Bestand an politischen Kulturen in 12 Ländern Osteuropas und seinem Einfluß auf die Demokratisierungschancen. Ausgangspunkt ist ein Modell politischer Kultur, daß die Vorstellung vom Entweder-Oder demokratischer und sozialistischer Orientierungen durch die Idee ihres widersprüchlichen, interaktiven Nebeneinanders ersetzt. Die Koexistenz solcher verschiedener Dimensionen in einer politischen Kultur kann damit erklärt werden, daß politische Kulturen sowohl durch Prozesse politischer Sozialisation als auch durch die nichtpolitischen Prozesse der Sozialisation in die allgemeine Kultur geformt und übermittelt werden. Die kulturellen Grundlagen eines Landes beeinflussen dabei die Ausprägung der politischen Orientierungen. Somit ist die Ausbildung demokratischer Orientierungen in Osteuropa vom kulturellem Hintergrund jedes einzelnen Landes abhängig. Hier beeinflußt insbesondere die kollektivistische oder indivudualistische Prägung einer Kultur die Unterstützung demokratischer Orientierungen. Osteuropa ist also kein homogenes Ganzes, sondern zerfällt in mehrere Teile. Auf Grundlage der Daten des World Value Survey 1990 wird die 'Grundausstattung' politischer Kultur in 12 osteuropäischen Ländern analysiert. Sie setzt sich aus dem Traditionalismus der allgemeinen Kultur, der politischen Lernfähigkeit der Bevölkerung und dem Verhältnis zwischen sozialistischen und neuen, potentiell demokratischen Orientierungen zusammen. Aus dem Mischungsverhältnis dieser Komponenten lassen sich, unter Zuhilfenahme von Strukturdaten über den tatsächlichen Stand der Demokratisierung, fünf Gruppen von Ländern in Osteuropa mit unterschiedlichen Demokratisierungschancen ableiten. Eine Bewertung der Demokratisierungschancen in den verschiedenen Teilen Osteuropas erfolgt unter der Annahme, daß politische Kulturen in Demokratisierungsprozessen als 'mind set' wirken, das die Anzahl möglicher Demokratienvarianten in einem Spektrum zwischen Elitismus und Egalitarismus auf die kulturell geförderten beschränkt. In einigen Ländern Osteuropas scheinen günstige Ausgangsbedingungen für eine mittelfristige liberale Gestaltung von Demokratie gegegen, in anderen Ländern wird ein polyarchisches Modell für längere Zeit unvermeidlich sein und es gibt auch Länder, in denen kulturell autoritäre Wege durchaus möglich sind. Dennoch ist das wahrscheinlichste Szenario der Entwicklung in Osteuropa das eines 'trial and error'. Es handelt sich um eine Fülle widersprüchlicher und nicht gradliniger Versuchsprozesse, in denen Strukturen, Orientierungen und Verhaltensweisen genutzt, umgeformt und durch neue ergänzt werden. (LO2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 678-681
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 247-264
Aus soziologischer Perspektive wird die Bedeutung des Nationalsozialismus für die Entwicklung verschiedener politischer Kulturen in den Nachfolgestaaten des "Großdeutschen REiches" untersucht. Gezeigt wird, daß der Neubeginn in Österreich, der Bundesrepublik Deutschland und der DDR keine positiven Orientierungen aus dem Nationalsozialismus ziehen konnte und daher nach anderen historischen Anknüpfungspunkten suchen mußte. Dargelegt wird, welche anderen historischen Bezugspunkte die drei Gesellschaften jeweils gewählt haben. Dabei wird deutlich, daß das jeweilige Ziel für die Neuformierung die Auswahl der historischen Anknüpfungspunkte und die Theoreme für die Erklärung des Nationalsozialismus beeinflußte. Dieser blieb das gemeinsame negative Bezugsereignis, das auf unterschiedliche Weise den jeweiligen Neubeginn legitimierte. Der NAtionalsozialismus zerstörte durch seine Handlungen und Folgen eine Reihe von alternativen Ordnungselementen innerhalb der Traditionen der deutschen politischen Kultur. Es wird die Bedeutung des Nationalsozialismus für die Herausbildung einer neuen politischen Moral analysiert. (GF)
'Im folgenden werden drei zentrale Kulturelemente in ihrer historischen Entstehung innerhalb der (italienischen) Arbeiterbewegung dargestellt: das kulturelle Rechtselement, das kulturelle Subjekt- oder Verhandlungselement sowie das egalität-universalistische Element.' Das Referat konfrontiert Orientierungen, Forderungen und Aktivitäten der italienischen Arbeiterklasse, besonders ihrer Organe (Gewerkschaften), von 1968/69 mit den heutigen. Die Autoren kommen zu dem Schluß, "daß mit Prozessen ökonomischen Strukturwandels in der Krise konservativ-korporative Werte der Arbeiterkultur, die vorher schwach entwickelt waren, an Gewicht zunehmen". (MB)
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 120-131
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 755-757
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 170-172
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 279-281
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4255-4265
"Die Beschäftigung der Cultural Studies mit der Populärkultur ist durch ein emanzipatorisches Interesse motiviert. Deshalb muss sie sich auch mit jenen politischen Bewegungen seit den 1960er Jahren befassen, die in der Auseinandersetzung mit dem power bloc erfolgreich waren. Dabei erscheint es dem Verfasser wesentlich, eine eurozentristische Sichtweise zu vermeiden, um die von ihnen erreichten Formen massenmedialer Präsenz untersuchen zu können. Während die politische Kultur der europäischen neuen Linken einer Kritik der Kulturindustrie und der Massenmedien verhaftet ist, wie sie etwa von der Kritischen Theorie formuliert wurde und ein gewisses Nachleben noch im euphorischen Aufgreifen von Naomi Kleins Anti-Logo-Haltung hat, haben erfolgreiche US-amerikanische Bewegungen die Arbeitsweisen von Kulturindustrie und Werbung für sich nutzbar gemacht. Anders als die europäischen gingen diese - in den kulturellen Metropolen entstandenen - Bewegungen pragmatisch vor, blieben nicht in kritischer Attitüde stecken und machten sich daran, die Instrumente des Machtblocks ihren Zwecke nutzbar zu machen. Sie betrachteten ihren Kampf um Öffentlichkeitswirksamkeit als - wie es einer der Aktivisten der frühen 1990er Jahren nüchtern ausdrückte - ebenso hart war wie den von Coca-Cola, und sie eigneten sich deshalb die Methoden von Werbung und Kulturindustrie an ('appropriation'). Die Untersuchung der politischen Kultur dieser Bewegungen kann einerseits den Ansatz Fiskes stützen, der an emanzipatorischen Tendenzen in der Populärkultur interessiert ist und diese in den Vordergrund rückt. Andererseits kann sie auch dazu beitragen, die in der deutschen Geschichte wurzelnden Berührungsängste von Intellektuellen gegenüber Kulturindustrie und Werbung kritisch zu durchleuchten - und dadurch auch die Durchsetzungsfähigkeit emanzipatorischer Bewegungen zu verbessern. Darüber hinaus möchte der Verfasser auch den Anteil von Künstlerinnen und Künstlern an der Entwicklung öffentlichkeitswirksamer Verfahren des politischen Aktivismus gegenüber oberflächlichen Beurteilungen wieder ins rechte Licht rücken: denn die verbreitete - und auch in den Cultural Studies vertretene - Auffassung, radikale Kunstformen, die in Opposition zu Herrschaftsstrukturen stehen, könnten niemals populär sein, erweist sich bei genauer Betrachtung als nicht zutreffend." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 419-422
"Der Moralisierung gesellschaftlicher Verhältnisse kommt nach wie vor eine erhebliche Relevanz in der Kommunikation zwischen Politik und Öffentlichkeit zu: Aufrichtigkeit, Verantwortung, Verläßlichkeit, Schuld usw. sind Schlüssel- und in ihrem Verwendungskontext oft auch Kampfbegriffe der politischen Kommunikation. Dies geschieht einerseits unter den Bedingungen der modernen Gesellschaft, die keine einheitlichen normativen Orientierungen mehr kennt und deren Teilsysteme gerade nicht mehr über Moral organisiert und integriert sind. Andererseits können weiten Teilen der Öffentlichkeit politische Entscheidungen und deren Begründung wie überhaupt eine undurchsichtig gewordene gesellschaftliche Wirklichkeit nur durch eine starke Vereinfachung verständlich und akzeptabel gemacht werden. Moralisierungen bilden dabei eine besonders leistungsfähige Strategie der Vereinfachung und sind als handlungsnahe Deutungen in der Allianz von Politik und Massenmedien wirksam und unverzichtbar. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie der Mangel an einer normativ abgestützten der modernen Gesellschaft von den Subjekten kompensiert werden kann und welche Folgen dies für die Kommunikation zwischen Politik und Öffentlichkeit hat. Als vorläufig letzte Bastion bleibt hier der Rückzug auf die eigene, als authentisch wahrgenommene Subjektivität. Für die politische Kommunikation würde das bedeuten, daß der Kampf um Glaubwürdigkeit eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Personalisierung der Politik setzt dieses Problem in die Frage der subjektiven Sinngebung in Glaubwürdigkeit der Politiker um. Wenn man nicht vermitteln kann, daß es einem ernst damit ist, verlieren moralisierende Deutungen unabhängig von ihrer normativen Begründbarkeit an Überzeugungskraft. Eine Moral der subjektiven Glaubwürdigkeit schafft allerdings große Probleme, denn sie ist diskursiv nicht in gleicher Weise wie Fragen der normativen Rechtfertigung überprüfbar: Glaubwürdigkeit schreibt man einer Person auf Treu und Glauben zu. Sollte sich der neue Typus einer durch persönliche Glaubwürdigkeit gestützten und nur noch dadurch überzeugenden Moral durchsetzen, würden deshalb große Unsicherheiten in der politischen Kommunikation entstehen, wobei nicht abzusehen ist, wie sie zu bewältigen wären." (Autorenreferat)