Born in the Black Forest to Andalusian parents, the poet José F. A. Oliver has developed in recent decades a complex oeuvre in which multiple languages (German, Spanish, Alemannic and Andalusian) and plural kinships play a chief role. The present paper analyses the prose works of José F. A. Oliver as a fragmentary "language memoir" (Kaplan/Kramsch) while at the same time trying to reconstruct his nomadic identity between and across regions and languages. Special attention will be paid to José F. A. Oliver's use of the metaphors of multiple mothers and the two-storey house when referring to his own multilingual upbringing and literary habitus. In stark contrast to conceptual models of monolingualism which posit the mother tongue as the unique and irreplaceable buttress of national loyalties and literary creativity, José F. A. Oliver's work pleads for an alternative affective relationship to a multiplicity of mother tongues (in plural). In so doing, the present paper underscores the political dimension of José F. A. Oliver's metaphors for multilingualism. His alternative vision allowing the peaceful coexistence of multiple affective loci expressed in very different mother tongues questions the rigid exclusivity of German citizenship politics while simultaneously bringing to light the emancipatory and democratic potential of transregional and multilingual (e.g. Black Forest – Andalusia / Alemannic – Andalusian) identities beyond a national monolingual rationale.
This article addresses reactions to the death of Emperor Hirohito and studies as well as judgements about his life and politics. In Japan, as well as in other countries, opinions are divided. At the center of these debates is the issue of the Emperor's role in Japan's entry into the Second World War. For politicians as well as scholars, Hirohito was either a war criminal or a helpless tool of the militarists. The majority of the Japanese people, however, held and still hold him in high esteem. The next generation of the Imperial family seems to be less distant to ordinary people and seems to be developing into a monarchy similar to those of European countries. The political changes in Japan during 1993 give the impression that the character of state and society have changed compared with late Shōwa Japan.
1986 eröffnete in Berlin das erste Literaturhaus, ein Literaturvermittlungsakteur mit ganzjährigem Angebot und festem Ort. Weitere Gründungen folgten in anderen Städten – ab 2005 auch in Skandinavien. Das Konzept wird dabei ausgeweitet, variiert und modifiziert. Der Transfer ist Anlass für diese komparative Arbeit, die zugleich eine der ersten umfassenden Untersuchungen des Literaturhauses ist. An acht Fallstudien aus Deutschland und Skandinavien – in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Göttingen, Kopenhagen, Oslo, Bergen und Göteborg – stellt sie die Einrichtungen in ihren Eigenarten dar und trifft Aussagen über die abstrakte Variante: die Institution Literaturhaus. Auf breiter Materialbasis analysiert sie eine dynamische Institution, die keinesfalls Geschichte ist, und ordnet sie in ihren Kontext ein. Sehr unterschiedliche und doch immer wieder miteinander verknüpfte Aspekte werden so anschaulich präsentiert und liefern zahlreiche Anknüpfungspunkte für nachfolgende Arbeiten. Das Balancieren des Literaturhauses etwa zwischen finanziellen Belangen und ästhetischen Ansprüchen, zwischen gesellschaftspolitischen Absichten und künstlerischen Motivationen oder zwischen 'klassischen' moderierten Lesungen und innovativen Vermittlungsformaten bildet ein zentrales Moment. Ein Schwerpunkt liegt auf der detaillierten Analyse der Programme und Programmhefte. Die Studie leistet einen Beitrag zur (literatur-)wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kulturinstitutionen wie Literaturhäusern, ihren Praktiken und ihrem Einfluss auf die Literatur(-vermittlung) der Gegenwart. Außerdem richtet sie sich an Akteur*innen des Literaturbetriebs, die alltäglich mit dem Literaturhaus zu tun haben oder es selbst maßgeblich weiterentwickeln. ; In 1986, the first House of Literature (Literaturhaus) opened in Berlin, a literary mediation actor with a year-round offer and a permanent location. Further foundations followed in other cities – from 2005 also in Scandinavia. The concept is expanded, varied and modified. The transfer is the reason for this comparative work, which is at the same time one of the first comprehensive investigations of the Literaturhaus. In eight case studies from Germany and Scandinavia – in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Göttingen, Copenhagen, Oslo, Bergen and Gothenburg – the dissertation portrays the Houses in their own peculiarities and displays the abstract version: the institution Literaturhaus. On a broad material basis, it analyses a dynamic institution, which is by no means history, and places it in its context. Very different yet always interlinked and entangled aspects are presented in this way and provide numerous connecting points for subsequent works. The Literature houses' balancing between for instance financial concerns and aesthetic demands, between socio-political intentions and artistic motivations, or between 'classical' moderated readings and innovative event formats is a central momentum. One focus is on the detailed analysis of the programmes and programme brochures. The study contributes to the academic research of cultural institutions such as Houses of Literature, their practices and their impact on contemporary literature (mediation). In addition, it addresses practitioners, who deal with the House of Literature in their working life or who themselves leadingly develop it further.
In: Schröder, Stephan Michael orcid:0000-0003-3808-1478 (2019). Literatur als Bellographie: Der Krieg von 1864 in der dänischen Literatur. Berlin: Nordeuropa-Institut. ISBN 978–3–932406–37–9
Im deutschsprachigen Raum ist der Krieg von 1864 zu einer Marginalie in den Geschichtsbüchern geworden. Ganz anders in Dänemark, wo der Krieg ein zentraler Bestandteil der dänischen Erinnerungskultur ist. In Absetzung von der gängigen These, der Krieg sei in der dänischen Literatur vergleichsweise wenig behandelt worden, zeichnet dieses Buch die Tradition des bellographischen literarischen Diskurses über 1864 bis in die Gegenwart nach. Das besondere Augenmerk gilt dabei den verschiedenen Kriegsnarrativen und der Frage, wie Körperlichkeit in diesen Texten verhandelt worden ist.
Was ist Fakt, was ist Fiktion? In den politischen Debatten unserer Gegenwart wird diese Frage kontrovers diskutiert. Es ist aber auch eine Frage, die seit der Antike geistes- wie ideengeschichtliche Debatten bestimmt hat. Dichtung, die Geschichte zum Thema hat, und scheinbar geschichtliche Zeugnisse, die bei genauer Betrachtung eher Dichtung sind, führen zu sehr unterschiedlichen Deutungen. Die Beiträge der siebten Saarbrücker literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung stellen deshalb Beispiele von den Evangelien und grundlegenden Reflexionen von Philosophen und Historikern in der Antike bis hin zur Literatur der Gegenwart vor.
An der Sprache des Rechts wird Kritik geübt, seit die Aufklärung die Verständlichkeit der Gesetze zu ihrem Anliegen gemacht hat. Mit den großen Kodifikationen des Rechts im ausgehenden 19. Jahrhundert hat die Kritik am angeblich schlechten, unverständlichen Juristendeutsch eine besondere demokratietheoretische Legitimation bekommen. Diese Sprachkritik sucht seit den siebziger Jahren vermehrt bei der Linguistik Rat, wie denn eine bessere Allgemeinverständlichkeit von Rechtstexten verwirklicht werden könnte. Der Band versammelt systematisch aufeinander bezogene Beiträge ausgewiesener Linguisten, Juristen und Schriftsteller zur Problematik des Verständnisses juristischer Sprache, zur Methodik empirischer Verständlichkeitsmessung und zu den Möglichkeiten transdisziplinärer Kooperation zwischen Rechts- und Sprachwissenschaftlern.
Die vorliegende Arbeit untersucht anhand ausgewählter Beispiele aus der Literatur das gegenwärtige kulturelle Selbstverständnis Kanadas. Hierzu werden die Romane Der lange Traum von Margaret Atwood, In der Haut eines Löwen von Michael Ondaatje und Fort von Jane Urquhart auf ihre Hauptthemen und Botschaften hin analysiert. Als Hinführung zu dieser Analyse wird im ersten Teil der Arbeit ein Überblick über die historisch- kulturelle Entwicklung Kanadas – beginnend im 16. Jahrhundert – gegeben. Der Entwurf eines Ausstellungsprojektes zum Thema "Kanada", der sowohl eine Auswahl an Titeln zu Geographie, Gesellschaft und Politik dieses Landes, als auch an aktueller kanadischer Belletristik enthält, dient als Ergänzung zu dieser Untersuchung. Abgerundet wird die Arbeit durch ein Interview mit Astrid Holzamer, der Kulturreferentin der kanadischen Botschaft in Deutschland.
Im Mittelpunkt steht I.V. Stalin als literarische Figur. Untersucht wird, wie das offizielle Stalinbild der dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Texten der sowjetischen Literatur reproduziert wird. Erstellt wird eine Phänomenologie des literarischen Stalinkults, die beschreibt, mit welchen literarischen Verfahren die einzelnen Werke eine literarische Figur "Stalin" erschaffen und welche stereotypen Merkmale seinen literarischen Doppelgänger charakterisieren. Analysiert werden der historische Roman \(\it Chleb\) von Aleksej Tolstoj, fünf sowjetische Dramen, die I.V. Stalin als Held in Revolution und Bürgerkrieg zeigen, sowie die ab Mitte der dreißiger Jahre offiziell inszenierte sowjetische Folklore. In einem einleitenden Kapitel geht die Dissertation der Frage nach, warum Mitte der dreißiger Jahre ein realistisches Literaturverständnis kanonisiert wird und welche Funktion der Sozialistische Realismus für die Mythenkonstruktion des offiziellen Stalinkults hat.
Translation of Mere literature, and other essays. ; "Nur Literatur."--Der Schriftsteller.--Über den Umgang des Schriftstellers.--Ein literarischer Politiker.--Der Interpret englischer Geschichte.--Von den Aufgaben des Historikers.--Almanach grosser Amerikaner.--Der Verlauf amerikanischer Geschichte. ; Mode of access: Internet.
Der Beitrag führt in die Geschichte des Begriffs "Biopolitik" ein und erläutert Grundzüge des Konzepts mit einem Fokus auf der 'Regierung des Lebens'. Eine exemplarische Lektüre von August Strindbergs I havsbandet ("Am offenen Meer", 1890) verdeutlicht Potentiale einer biopolitischen Perspektive auf literarische Texte. Strindbergs Roman verhandelt in hohem Maße Möglichkeiten und Grenzen einer Regierung des Lebens, die sowohl am Individuum als auch an Kollektiven ansetzt. Dabei kommt dem Sex eine wichtige Rolle zu. ; The contribution delves into the history of the term "biopolitics" and explains main features of the concept, focusing on the 'government of life#. An exemplary reading of August Strindberg's I havsbandet ("By the Open Sea", 1890) illuminates the potentials of biopolitical perspectives on literary texts. Strindberg's novel negotiates the possibilities and boundaries of the government of life in particular, including the government of individuals as well as the government of collectives. In this context, sex or sexuality plays an important role.
1981 erschien eine erste Fassung meiner Kleinen Literaturgeschichte der DDR, eine zweite, stark erweiterte und bis an den Herbst 1988 heranreichende Ausgabe im Frühjahr 1989. Die seit dem Frühjahr 1996 vorliegende dritte Fassung zeigt, daß sich mein Blick auf vierzig und mehr Jahre DDR und DDR-Literatur nicht unbeträchtlich verändert hat. Anders als die (wenigen) Forscherkollegen, die sich nicht zu korrigieren brauchten, anders vor allem als die große Zahl derer, die sich nicht korrigieren wollten und schnurstracks zu einer neuen Tagesordnung übergingen, als ob nichts gewesen wäre, fand ich Anlaß zu einer ganzen Reihe von Korrekturen. Bei aller Kritik hatte ich dem Staat DDR und seinen offiziellen kulturellen Hervorbringungen immerhin einigen Kredit eingeräumt. Die Loyalitätsfalle Antifaschismus und die Sehnsucht nach einem wahren Sozialismus waren wohl die entscheidenden Gründe dafür. Sigmund Freud umreißt den therapeutischen Prozeß der Psychoanalyse bekanntlich mit dem Dreischritt 'Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten', und dazu gehören, wie man weiß, auch Mühen und Schmerzen. Mir schien es so, daß es unausweichlich sei - mit dem Motto von Freud - , den Weg von der Mythologisierung zur Historisierung der DDR-Literatur zu gehen. Die nachstehenden Blicke zurück - ohne Zorn, aber doch kritisch und mit je einer Prise Selbstironie und Trauer versehen, versuchen es.
[Rudolf G. Wagner] ; In: Literatur und Politik in der Volksrepublik China. - Frankfurt am Main, 1983 ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Z 80.1233-151#S.11-21