"In der Literatur gelten Netzwerke häufig als eher kooperative und konsensorientierte Beziehungsformen. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass Machtasymmetrien und Konflikte in netzwerkförmigen Arrangements keine Ausnahme sind, sondern die Regel. Anhand von Kooperationen zwischen öffentlichen Verwaltungen lassen sich grundlegende Mechanismen und Einflusswege politischer Prozesse in Netzwerken sichtbar machen. Die Netzwerkforschung sollte diese antagonistische Dimension berücksichtigen, um die Reichweite von Netzwerkpolitik richtig einschätzen zu können." [Autorenreferat]
"In the last decade the historic dimension of politics has become more and more important in political science. There are a growing number of articles dealing with questions of political dynamics and political processes. Nevertheless, the interdisciplinary dialogue is rare between history and political science. This article examines first the characteristics of both disciplines and asks for a common methodological ground analyzing political processes. It is argued that the analysis of political processes should be theory-driven, looking for social mechanisms like path dependency and based on agency. The usefulness of this method will be demonstrated by analyzing the international regulation of Intellectual Property Rights. It will be reasoned that external changes in the environment of the international institutions (WIPO and GATT) triggered changes in the development of the path along which the protection of IPRs evolved and switched the modus of institutional change from path dependency to open change and vice versa." (author's abstract)
'Der Artikel konzentriert sich auf die Gegenüberstellung von aktivem und passivem Citizenship. Auf Basis einer Auswertung des International Social Survey Programmes werden sechs Länder untersucht. Die Aufmerksamkeit gilt sowohl dem vorherrschenden Staatsbürgerschaftsverständnis als auch tatsächlicher politischer Partizipation. Insgesamt zeigt sich in dieser Studie, dass das Partizipationspotenzial nicht so gering ist, wie in Medien bzw. Meinungsumfragen manchmal behauptet wird. Angesichts einer recht starken Ausprägung eines eher passiven, legalistischen Staatsbürgerschaftsverständnisses (Betonung von Gesetzestreue) sind Sorgen um einen 'stabilen' Staat keineswegs angebracht. Protestorientierte Formen der politischen Partizipation werden eher von Personen gewählt, die größeres politisches Interesse aufweisen, politisch informierter sind und ein stärker sozial-altruistisches Staatsbürgerschaftsverständnis (Betonung der Relevanz von Hilfestellungen) zeigen. Kritische BürgerInnen können deshalb als Ressource zur Verbesserung der Demokratie angesehen werden.' (Autorenreferat)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Märkte und Politik, Forschungsgruppe Institutionen, Staaten, Märkte, Band 2005-21
"Das Konzept der institutionellen Komplementarität - d.h. die Idee, dass zwei oder mehr Institutionen sich gegenseitig stützen und ihre Funktionsfähigkeit erhöhen - gilt mehr und mehr als Erklärung dafür, dass Institutionen gegen Veränderungen resistent sind und das Einführen neuer Institutionen in ein bestehendes System oft unerwartete Konsequenzen oder nicht darin erfolgreich sind, das gewünschte Ziel zu erreichen. Obwohl das Konzept attraktiv und intuitiv ist, ist sein Erklärungsnutzen nicht offensichtlich. In diesem Aufsatz werden Beispiele aus der vergleichenden politischen Ökonomie verwendet, um zunächst den Inhalt des Konzeptes zu umschreiben und die Frage zu stellen, wie die Stärke bzw. 'Bindungskraft' von Komplementaritäten zu messen sind. Dann bewertet er den Nutzen des Konzeptes zur Erklärung von institutionellem Wandel. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass es stark vom Hintergrund des Betrachters, seiner allgemeinen Theorie von Institutionen und institutionellem Wandel, abhängt, welchen Blickwinkel er in Bezug auf die Einschätzung der Methoden und des Nutzen der Komplementaritätsmessung einnimmt. Abschließend stellt sich heraus, dass institutionelle Komplementaritäten wichtig sind, es aber in den meisten Fällen schwierig und unklar bleibt, ihren kausalen Effekt auf institutionellen Wandel zu bewerten. Zum besseren Verständnis ist es notwendig, dass das Konzept der Komplementaritäten in eine allgemeine Theorie des institutionellen Wandels eingebettet wird, die eine breitere Sicht über die Art und Weise zulässt, wie Institutionen untereinander verbunden sind und sich verändern." (Autorenreferat)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Organisation und Beschäftigung, Band 98-108
"In der aktuellen Debatte erscheinen Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit in zwei Typen aufgespalten: Forderungen nach Umverteilung von Ressourcen und Forderungen nach Anerkennung kultureller Verschiedenheit. Diese beiden Typen von Forderungen werden zunehmend gegeneinander polarisiert. Entsprechend sollen wir wählen zwischen Klassenpolitik und Identitätspolitik, sozialer Demokratie und Multikulturalismus, Umverteilung und Anerkennung. Es handelt sich dabei jedoch um falsche Gegensätze. Gerechtigkeit erfordert heute beides: Umverteilung und Anerkennung. Eines allein ist unzureichend. Wenn man diese These akzeptiert, rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie beide Forderungen zu vereinbaren sind. In dem Papier wird der Standpunkt vertreten, daß die emanzipatorischen Aspekte der beiden Paradigmata in einen umfassenden Rahmen integriert werden müssen. In dem Beitrag werden zwei Dimensionen dieses Vorhabens behandelt. Als erstes wird auf der Ebene der Moralphilosophie eine übergreifende Konzeption von Gerechtigkeit vorgeschlagen, die sowohl vertretbare Forderungen nach sozialer Gleichheit umfaßt als auch vertretbare Forderungen nach Anerkennung von Differenz. Auf der Ebene von Gesellschaftstheorie wird ein Ansatz vorgeschlagen, der den komplexen Beziehungen zwischen Interesse und Identität, Ökonomie und Kultur sowie Klasse und Status in der heutigen globalisierten, kapitalistischen Gesellschaft Rechnung trägt." (Autorenreferat)
The often-posed claim that Europe is a pessimistic continent is not unjustified. In 2012, 53 percent of European Union (EU) citizens were pessimistic about their country. Surprisingly, however, societal pessimism has received very little scientific attention. In this article, we examine to what extent political and economic factors drive societal pessimism. In terms of political factors, we expect that supranationalization, political instability, and corruption increase societal pessimism, as they diminish national political power and can inspire collective powerlessness. Economically, we expect that the retrenchment of welfare state provisions and economic decline drive societal pessimism, as these developments contribute to socioeconomic vulnerability. We assess the impact of these political and economic factors on the level of societal pessimism in the EU, both cross-nationally and over time, through multilevel analyses of Eurobarometer data (13 waves between 2006 and 2012 in 23 EU countries). Our findings show that the political factors (changes in government, corruption) primarily explain cross-national differences in societal pessimism, while the macro-economic context (economic growth, unemployment) primarily explains longitudinal trends within countries. These findings demonstrate that, to a large extent, societal pessimism cannot be viewed separately from its political and economic context.
"Elite integration has been a central topic within research an elites. In this paper, theoretical ideas about factors behind elite cohesion are discussed and empirically tested. The analyses presented in the paper Show that ideological integration is strongest in elite groups where the share of members with upper/upper middle class origin is highest. This finding is valid whether the elite groups are located to the left or to the right in the political landscape. Various explanations of the finding are discussed." (author's abstract)
This article makes a case in defense of oral history in the study of political science and international relations. The existing literature has scrutinized the technical aspects and appropriate use of oral material. This article focuses on the circumstances under which oral history may be an indispensable method of scholarly investigation: first, when written primary sources are not readily available; second, when an investigation targets complex and secret high-level negotiations; and third, when the main research concern is the human agent's perspective and ideational factors. The article first addresses the issue of reliability and rigor of oral history as compared to written sources and then concentrates on the creation of Mercosur as an example of the validity of oral history under the three circumstances identified. The conclusion proposes a revival of a more historical approach to political studies. (GIGA)
"Der Beitrag untersucht die Implikationen der Finanzkrise von 2008 auf die Wohlfahrtsstaaten und die Spielarten des Kapitalismus in der post-kommunistischen Welt, einschließlich Osteuropa und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Es werden drei politökonomische Dimensionen von Variation analysiert: die des Kapitalismus, der Leistungen des Sozialstaats und der Vulnerabilität gegenüber der Krise. Diese drei Dimensionen sind miteinander verknüpft; zusätzliche Varianzen kommen durch politische und policy-Faktoren ins Spiel. Die Wachstumsmodelle der einzelnen Volkswirtschaften schufen unterschiedliche Zwänge für die Anpassungspolitik der Staaten in Reaktion auf die Krise. So war die currency substitution mit einer starken politischen Präferenz für die Verteidigung der Umtauschkurse verbunden, die als Anpassungsmaßnahme vor allem eine Reduktion öffentlicher Ausgaben und der Löhne einschloss. Unterschiede in den Wohlfahrtsstaatssystemen lassen sich zudem auf die unterschiedliche politische Unterstützung für Sozialleistungen zurückführen, die wiederum eng mit der Präsenz der entsprechenden Interessen im politischen System zusammenhängen. Das Wechselspiel zwischen diesen Zwängen und politischen Faktoren sowie mit der Intervention internationaler Institutionen prägen die Art und Weise, wie die Wohlfahrtsstaaten an die Krise angepasst werden. Frühere Entwicklungen führen zudem zu einigen unerwarteten Ergebnissen." (Autorenreferat)
"Political Correctness" scheint zur modernen liberalen Demokratie heute dazuzugehören. Liberale Demokratie, Menschenrechte, Universalität und Gleichheit sind dabei Teile eines Konzeptes, das die westliche Welt für sich beansprucht und in andere Regionen der Welt exportieren möchte. Außenseiter sprechen polemisch von der "Diktatur der Guten". Ist PC also eine neue Intoleranz, ein neuer McCarthyism, gar Meinungsdiktatur? Im Alltag treffen wir immer wieder auf den Begriff der PC, aber was bedeutet er genau? Die Beiträge dieses Sammelwerks befassen sich mit der Zeit und Zeitbedingtheit von Political Correctness, mit Normen und Moral, um den Sinn von Denkverboten und Sittenkodices festzustellen, analysieren und dann beurteilen zu können. (JA).
"Der anhaltende Trend zur Verbetrieblichung der Tarifpolitik in Deutschland hat der Betriebsratsforschung weiteren Vorschub geleistet. Seither haben Ansätze Konjunktur, die die Annahme vom strukturellen Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit verbinden mit Elementen aus dem Symbolischen Interaktionismus und der Wissenssoziologie. Argumentiert wird in diesem Beitrag, dass diese Verbindung nur bedingt gelingt: Der luziden Kenntnis organisationskultureller Prozesse steht die Vernachlässigung struktureller Einflüsse auf die betriebliche Mitbestimmung gegenüber. Die Ursache wird in der mikrozentrierten Forschungsmethodik lokalisiert." (Autorenreferat)