In: Policy-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland: ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zu den Grundfragen der Politikwissenschaft, S. 137-143
Der Beitrag enthält Thesen zu den Grundlagen der Politikwissenschaft. Sie lauten u. a. (1) Institutionen, Einstellungen und politische Entscheidungen sind die zentralen Gegenstände der Politologie. (2) Erwerb und Ausübung politischer Macht bilden die Besonderheit der politikwissenschaftlichen Analyse. (3) Auf diesem Gebiet liegt auch der Schwerpunkt der Politikfeldanalyse (Policy-Forschung). (4) Substanz und Folgen politischer Entscheidungen müssen im Mittelpunkt der Politikwissenschaft stehen. (5) "Die beste Politologie ist diejenige, die Fragen der institutionellen Ordnung, der ideengeschichtlichen Grundlagen, der Konflikt-, Konsens- und Machterwerbsprozesse und der Substanz politischer Entscheidungen gleichermaßen berücksichtigt". (6) Politikwissenschaft besteht aus den drei Bereichen Polities (Politikstrukturen), Politics (politische Prozesse) und Policies (Politikfelder). (HA)
Politikwissenschaftliche Forschung in Bezug auf Globalisierung wird kontrovers diskutiert. Der Autor arbeitet im ersten Teil des Handbuch-Beitrages vier Fragestellungen heraus, mit der sich auf Globalisierung bezogen die Politologie beschäftigt: (A) Was ist unter Globalisierung zu verstehen? (B) Hat ein supra- und transnationaler Strukturwandel des Politischen stattgefunden? (C) Was sind die Herausforderungen der Globalisierung für politisches Handeln? (D) Wie legitim sind aus normativer Sicht supra-nationale Institutionen? Im zweiten Teil werden Forschungsansätze zu den Leitfragen erläutert. Zu (A): (1) Globalisierungsskeptiker vs. Hyperglobalisten; (2) transformationstheoretischer Zugang; (3) Globalisierung und Global Economic Governance; (4) Konvergenz vs. Divergenz staatlicher Steuerungsmacht; (5) politische Globalisierung als Logik der Kosmopolitanisierung; (6) Globalisierung und globale 'Netzwerkmacht'. Zu (B): (1) realistische Theorien; (2) Theorien des Niedergangs nationalstaatlicher Souveränität; (3) liberaler Institutionalismus; (4) konstruktivistische Theorien; (5) rationalistische Ansätze. Zu (C): (1) globalisierte Policies; (2) globalisierte Policies und globaler politischer Wertewandel; (3) Kosmopolitanismus vs. Antikosmopolitanismus. Zu (D): (1) liberale Nationalisten vs. demokratische Kosmopoliten; (2) neue Theorien zu Kosmopolitanismus und Demokratie. Im letzten Teil erörtert der Autor einige Forschungsdesiserate, insbesondere zum Phänomen der 'Glokalisierung'. (ICC2)
Der Autor stellt dar, welche Fragestellungen für die Politikwissenschaft konstitutiv sind und auf welchen Wegen die Politikwissenschaft zu Antworten gelangt. Dabei wird davon ausgegangen, daß im Mittelpunkt der Politikwissenschaft des 20. Jahrhunderts einerseits die empirische politikwissenschaftliche Analyse und andererseits die normative Politikwissenschaft, die in die politische Philosophie mündet, steht. Anhand zweier Schlüsselbegriffe der Politikwissenschaft, "Demokratie" und "Legitimität" wird der gegenwärtige Entwicklungstand in beiden Bereichen charakterisiert. Es zeigt sich, daß es sowohl eine streng auf Beschreibung und Erklärung der Wirklichkeit gerichtete und beschränkte Demokratieforschung oder auch Legitimitätsforschung gibt, als auch eine stärker an normativen Fragen orientierte politikwissenschaftliche Beschäftigung mit den Themen "Demokratie" und "Legitimität". Die Begriffe führen zu Fragen, die die Politikwissenschaft als praktisch, handlungsleitende Wissenschaft fordern, so daß sie modellhaft ein Panorama der Politikwissenschaft nachzeichnen. (HN)
Der Verfasser skizziert einleitend die Vorgeschichte der Politikwissenschaft in Österreich und gibt einen Überblick über die Entwicklung der Disziplin nach 1945. Er behandelt im folgenden das politikwissenschaftliche Studium sowie die universitäre und außeruniversitäre Institutionalisierung der Politikwissenschaft. Inhaltliche Schwerpunkte der Forschung an den Universitäten Wien und Innsbruck sowie am Institut für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung und am Österreichischen Institut für Internationale Politik werden benannt. Abschließend werden Entwicklungsperspektiven der Disziplin im internationalen Kontext diskutiert. (ICE)
Der Aufsatz befaßt sich mit den inhaltlichen Beziehungen und methodischen Unterschieden zwischen der Politikwissenschaft und der Zeitgeschichte. Der Autor befaßt sich dabei insbesondere mit folgenden Aspekten: (1) Verwendung zeithistorischer Argumente in der politischen Auseinandersetzung und damit als Begründung politischer Entscheidungen; (2) Aufspürung von politischen Konsensen aus historischer Erfahrung; (3) Zeitgeschichte als Stoff einer Politikwissenschaft, die bewußt auf Analogie und Komparatistik abzielt; (4) Zeitgeschichte als Stoff mancher politischer Auseinandersetzungen, die immer wieder der "Revitalisierung" von historischen Konflikten und Erfahrungen bedürfen. (psz)
In dem Beitrag werden die Gegenstandsbereiche der Politikwissenschaft betrachtet. Zunächst werden Begrifflichkeit und Herkunft der Politikwissenschaft erläutert. Dazu wird die Entwicklung der Politikwissenschaft in der BRD nach dem Zweiten Weltkrieg nachgezeichnet. Die verschiedenen Begriffe werden erläutert. Das Verhältnis der Politikwissenschaft zu ihren Nachbarfächern, anderen gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen, wird diskutiert. Beispielhaft an einzelnen Teilbereichen wird das breite Spektrum des Faches inhaltlich beschrieben. Vorgestellt werden: (1) politische Theorie; (2) politisches System; (3) vergleichende Analyse politischer Systeme; (4) internationale Politik und internationale Beziehungen; (5) politische Ökonomie. Die weitere Ausdifferenzierung der Politikwissenschaft seit Beginn der 70er Jahre wird skizziert, indem die Gegenstandsbereiche der Politikwissenschaft heute dargestellt werden. (RW)
In dem Beitrag, der Politikwissenschaft als Beruf untersucht, geht es um folgende Fragen: Welche charakteristischen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt das Studium der Politikwissenschaft? In welchen Arbeitsverrichtungen sind Politologen tätig? Wo sind sie tätig? Wie kann man sich über all diese Fragen informieren? In einer Einführung werden einige Vorschläge gemacht, worüber man sich informieren sollte und wie man sich informieren kann. Die Gegenwart und die Zukunft der Arbeitslandschaft in der BRD für Politologen werden anhand einiger Statistiken abgeschätzt. Ausgehend von den Ausbildungsschwerpunkten in der Politikwissenschaft werden die Berufsfeldorientierung der Politikwissenschaft und die Arbeitsmarktchancen erkundet. Einzelheiten der Ausbildungs- und Beschäftigungslage werden dargestellt. Tätigkeitsfelder und Einsatzbereiche werden aufgezählt: Organisations-, Verwaltungs-, Büroberufe sowie Sozial- und Erziehungsberufe. Verschiedene Qualifikationen und Karrieremöglichkeiten werden skizziert. Dann werden einige Empfehlungen für den Berufseintritt gegeben. Der Stellenwert des Praktikums im politikwissenschaftlichen Studium wird bestimmt. Als zwei spezielle Tätigkeitsbereiche werden die Selbständigkeit und der öffentliche Dienst beschrieben. Es wird auf die zunehmende Bedeutung der politischen Informatik hingewiesen. (RW)
In dem Beitrag wird in den Gegenstand der Politikwissenschaft eingeführt. Zunächst wird die allgemeine soziale Bedingtheit der politikwissenschaftlichen Erkenntnis veranschaulicht. Es wird erläutert, warum für die Politikwissenschaft eine Vielfalt von Politikbegriffen konstitutiv ist. Zur Annäherung an die Grundbedeutung des Wortes Politik werden verschiedene Dimensionen des Politikbegriffs betrachtet: (1) Politik als 'polity'; (2) Politik als 'politics'; (3) Politik als 'policy'. Auf der Grundlage dieses politologischen Dreiecks werden einige Politikbegriffe näher erläutert: (1) Politik als Freund-Feind-Verhältnis; (2) Politik als 'rechte' Ordnung des Gemeinwesens; (3) Politik als Konflikt; (4) Politik als System; (5) Politik als Aufhebung von Entfremdung. (RW)
In dem Beitrag wird das Verhältnis der Politikwissenschaft zu ihren Nachbardisziplinen untersucht. Zunächst wird die zunehmende Abspaltung und Emanzipation von Einzelwissenschaften vom vormaligen Wissenschaftsuniversum beschrieben. Die Grundprinzipien der Wissenschaftsgemeinschaft werden dargestellt. Dabei geht es vor allem um ethisch-praktische Ziele der Wissenschaft. Ein funktional-pragmatisches Wissenschaftsverständnis wird entwickelt. Im einzelnen werden dann die Beziehungen der Politikwissenschaft zu folgenden Disziplinen betrachtet: (1) Soziologie: Große Ähnlichkeiten, vor allem in der Begrifflichkeit werden festgestellt; (2) Ökonomie: Es wird ein enges Verhältnis festgestellt; (3) Anthropologie und Psychologie: Sie machen das politisch-philosophische System verständlich; (4) Pädagogik; (5) Publizistik; (6) Philosophie: Es geht um Fragen der politischen Ethik; (7) Geschichtswissenschaft: Durch den Bezug zur Historie können Tendenzen der Gegenwart analysiert werden; (8) Sprachwissenschaften; (9) Verwaltungswissenschaft und Rechtswissenschaft; (10) Geographie; (11) Verhaltensforschung; (12) Naturwissenschaften; (13) Strukturwissenschaften; (14) Theologie. (RW)
Ausgangspunkt des Autors ist, daß wir in einem Zeitalter leben, in dem große Bedrohungen und Herausforderungen auf uns zukommen - "Challenges" im Sinne von Arnold Toynbee. In Erinnerung an die sieben Todsünden der Kirche spricht der Autor von sieben Challenges: (1) Rüstungswettlauf und Militarisierung, Kriegsgefahr und Krieg; (2) Umweltbedrohung und -zerstörung; (3) Elend, Hunger und Not in der Dritten Welt; (4) die Wirtschaftskrise in ihren verschiedenen Aspekten und Formen; (5) Gewalt und Terror im politischen Bereich, aber auch Defizit und Demontage der Demokratie; (6) die Krise der Gesellschaft und Kultur; (7) die Entfremdung, Vereinsamung usw. des Individuums. Vor diesem Hintergrund entwickelt der Autor verschiedene Zukunftsszenarien. Nach zwei Szenarien, die ein finsteres Zeitalter für die Menschen prognostizieren, wird in einem dritten Modell eine wünschens- und lebenswerte Zukunft ausführlich dargestellt, die sich wohl erst zu einem fernen Zeitpunkt verwirklichen lassen würde. In einer solchen Welt ohne Waffen und ohne Bevölkerungsdruck, ohne Machtblöcke und ohne fieberhaften technischen Fortschritt könnte die Synthese des modernen faustischen Menschen mit dem dionysischen oder apollinischen neue Gestalt annehmen. In einer neuen Gesellschaft, in der sich Nord und Süd, Orient und Okzident durchdringen, mag sich der westliche Mensch, der sich vor totaler Entleerung und Entmenschung bewahren will, auch auf uralte östliche Kulturtraditionen besinnen, um eine neue Verwurzelung und Verinnerlichung zu erzielen. So spricht einiges dafür, daß die Zukunft des Menschen (wenn er Zukunft hat!) nicht das Werk des zerstörenden, erobernden, bezwingenden einzelnen, sondern das des genußfähigen, bewahrenden und pflegenden Mitmenschen sein wird. In diesem dritten Zukunftsszenario erwartet der Autor eine Fortentwicklung der Politikwissenschaft zu einer echten Humanwissenschaft. Nun würde die Machtpolitik hinter einer rational-funktionalen Leitung oder Führung zurücktreten. Die Politik würde nun zusehends dem Menschen und der Menschheit dienen. Als Human- und Globalpolitik würde sie ihren Beitrag zur Entwicklung des Menschen vom Homo sapiens zum Homo humanus leisten. (RW)
In diesem Beitrag werden unterschiedliche theoretische Ansätze und unterschiedliche Theorieebenen - Metatheorien, Paradigmen, Theorieschulen - vorgestellt. Dabei werden die Vielfalt theoretischer Ansätze und die politischen Implikationen sichtbar, die sich aus unterschiedlichen theoretischen Annahmen ergeben können. Als klassische Paradigmen der Politikwissenschaft werden der normativ-ontologische, der kritisch-dialektische und der empirisch-analytische Ansatz vorgestellt. Drei Theorieschulen der Internationalen Beziehungen werden beschrieben: die realistische/neorealistische Schule, die idealistische/institutionalistische Schule sowie materialistische und andere kritische Ansätze. (ICE2)
In dem Beitrag werden die Beziehungen zwischen Politikwissenschaft und Wissenschaftstheorie erörtert. Zunächst wird gefragt, was Wissenschaft ist. Eine problemorientierte Einteilung bzw. Klassifikation von Wissenschaft wird vorgenommen. Dabei wird Wissenschaft als soziales und erkenntnistheoretisches System beschrieben. Einige Grundprobleme der Wissenschaftstheorie werden erörtert, indem die Bedingungen von Wissenschaft aufgezeigt werden. Nach der Klarstellung von Begriffen und der Begriffsbildung werden verschiedene Typen wissenschaftlicher Begriffe unterschieden. Einige Aussagen und Theorien werden erläutert, worauf dann Probleme der wissenschaftlichen Erklärung, der empirischen Bestätigung und der Induktion angesprochen werden. Die theoretischen Grundlagen der hermeneutischen Wissenschaften werden dargestellt. Eine Einführung in die Theorien der Sozialwissenschaften unterscheidet zwischen normativ-ontologischen und kritisch-dialektischen Theorieansätzen. Abschließend werden Bemerkungen zum Problem sozialer Wirklichkeit und sozialwissenschaftlicher Methodologie gemacht. (RW)
In seinem Aufsatz siedelt der Autor Politikwissenschaftler "zwischen kritischer Distanz zur Macht und Einflußsuche auf ihren Gegenstand 'Politik'" an. Politikverdrossenheit wird vielfach als Niedergang wahrgenommen, entpuppt sich im kühlen Rückblick als unvermeidlicher sozialer Wandel. "Man muß weniger begründen, warum die Mehrheit der Bürger sich nur mäßig für Politik interessiert, sondern vielmehr das Engagement der Wenigen erklären." In dieser Mittellage kann die intelligente Politikverdrossenheit der Spezialisten durchaus beim Abbau der politischen Apathie helfen. (psz)
"Wie die Politikwissenschaft insgesamt, so ist auch die politikwissenschaftliche Methodenlehre noch eine sehr junge Disziplin. Gleichwohl ist zu erkennen, dass sie sich von der reinen Adaption des methodischen Handwerks benachbarter Disziplinen zwischenzeitlich als eigene, selbstbewusste Teildisziplin emanzipiert hat. Inhaltlich ist vor allem das wachsende Streben, nicht nur zu beschreiben, sondern auch kausal zu erklären, erkennbar. Im vorliegenden Beitrag werden wir diese zentrale Entwicklung herausstellen, institutionell einordnen und daraus folgende Konsequenzen für das 'Quo Vadis' des politikwissenschaftlichen Methodeninstrumentariums diskutieren." (Autorenreferat)