In: Sowjetwissenschaft: Zeitschrift der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, Band 27, Heft 2, S. 161-166
The immediate post–Cold War era was defined by the material and ideological dominance of the United States. Thirty years on, challenges to both types of dominance proliferate. What explains the systemic change currently underway? The conventional wisdom of a shift to bipolarity or multipolarity ignores the possibility of changes within unipolarity. Recent instability is better explained by the decreased dominance of liberal-democratic ideology and the re-emergence of ideological competition. Building on Raymond Aron's analysis of homogeneous and heterogeneous international systems, we propose a typology exploring the intersections of systemic distributions of power and ideological topographies. Homogeneous topographies operate on a principle of collusion, reducing uncertainty while promoting restraint, transnational society, and gatekeeping against challenger ideologies. Heterogeneous topographies follow a crisscrossing logic, raising the stakes of relations, contributing to breakdowns in norms of nonintervention, enabling subversion by splitting loyalties, and encouraging repression and the fragmentation of transnational society. Applying this framework, we reappraise the 1990s as a unipolar-homogeneous moment. The emergence of heterogeneity in the mid-2000s, with the rise of authoritarianism and transnational illiberalism, put greater pressure on US unipolarity. This work has implications for debates about US foreign policy, the stability of unipolar systems, and the consequences of systemic change.
Der Aufsatz behandelt die Ziele und Strategien der "Narodnaja Volja", einer terroristischen Partei im Rußland der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, die für eine Reihe von spektakulären Attentaten, vor allem die Ermordung des Zaren Alexander II, verantwortlich war. Es zeigt sich, daß eine klare Ideologie, wie sie später die Sozialrevolutionäre auszeichnete, noch nicht gegeben war, und daß die Gruppe unter dem sehr viel autoritären Regime Alexander III wieder zusammenbrach. Sie hatte gegen ihre Absicht die Reaktion gefördert. Dennoch muß sie als Vorkämpfer der russischen Revolution gesehen werden, weil sie im eigenen Land und in Europa deutlich gemacht hat, wie sehr die Gesellschaft dem zaristischen Regime entfremdet war. (MH)
Bei der Parlamentswahl von 1999 gewann die 1983 gegründete Shas-Partei, die überwiegend bei unterprivilegierten arabisch- und afrikanischstämmigen Juden (Sephardim) Gehör findet, 17 der 120 Knesset-Sitze - 1984 waren es erst vier. Dieser Erfolg, so die These des Autors, rühre daher, dass Shas den Sephardim biete, was ihnen der Staat verweigere: gesellschaftliche Integration durch ein Netzwerk von Bildungseinrichtungen und sozialen Diensten. Der Artikel, nach dem Willen des Autors ein Beitrag zur Zivilgesellschafts-Debatte in der Region, analysiert die politische Auseinandersetzung zwischen dem aschkenasisch dominierten Staat und dem sephardischen Bevölkerungsanteil seit 1948 sowie die Ziele und Aktivitäten von Shas, die seit Mitte der 1990er Jahre den staatlichen Interessen zunehmend zuwider laufen. (DÜI-Cls)
In unserem Beitrag steht mit #120db eine "Frauenrechts-Kampagne" der sogenannten "Identitären Bewegung" im Fokus. Die Identitären, die sich als Teil einer modernen rechten Bewegung inszenieren, nutzen vor allem digitale Medien im Zusammenspiel mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Anhand einer Analyse des im Mittelpunkt der Kampagne #120db stehenden YouTube-Videos zeigen wir, wie die angeblichen Forderungen nach Frauen*rechten mit geschlechterbinären, rassistischen und antifeministischen Positionen verknüpft sind. Die zentralen Argumentationsmuster des Videos verorten wir im Rahmen von politischen und medialen Debatten, gesellschaftlichen Diskursen und kulturellen Deutungsmustern. Insbesondere finden sich im Video Bezüge zu Nationenund Kriegsdiskursen, zu ethnopluralistischen Positionen, zu medialen Inszenierungen im Kontext von Flucht und Migration sowie schließlich zu aktuellen Sicherheitsdebatten in Österreich. Die Ergebnisse zeigen, dass die Inhalte der Kampagne eng mit rechten Ideologien verknüpft sind, etwa im Hinblick auf völkische und identitätspolitische Diskurse. Darüber hinaus werden Gender, Migration und Gewalt verknüpft, um rassistische Politiken und Ausgrenzung zu legitimieren. Dies wird von einer De-Legitimierung und Abwertung feministischer Politiken begleitet.
Die Atombombenangriffe von 1945 galten aus sowjetischer Sicht nicht als Ende des Weltkrieges, sondern als Auftakt des Kalten Krieges. Für die UdSSR stellte das Ereignis eine gewaltige militärische, wissenschaftliche und politisch-ideologische Herausforderung dar, doch diese Bedeutung wurde von offizieller Seite systematisch heruntergespielt. Schon gar nicht sollte Angst vor der Atombombe und der Atomkraft entstehen. Blieb Hiroshima unter Stalin weitgehend ignoriert, stieg es in den 1950er Jahren zu einem Symbol des drohenden Atomkriegs und des US-amerikanischen Imperialismus auf. Doch erst im Zweiten Kalten Krieg der 1980er Jahre wurde Hiroshima auch in der Sowjetunion zu einem Erinnerungsort der möglichen nuklearen Apokalypse. (Osteuropa (Berlin) / SWP)
Feste, so die Autorin, sind dem Alltag komplementär oder gegensätzlich strukturierte kollektive gesellschaftliche Höhepunkte, die alltägliches Leben unterbrechen, es rhythmisieren und das Leben abwechslungsreicher gestalten.Die Verfasserin erörtert in ihrem Beitrag die Frage, welche Mentalitätsmuster sich in der Symbolik der Volksfeste in der DDR erkennen lassen und in welchem Verhältnis sie zur offiziellen Ideologie des Marxismus-Leninismus stehen. Die Feste, die in den achtziger Jahren sich immer größerer Beliebtheit erfreuten, werden von zwei Tendenzen geprägt: Sie unterliegen einem Wandel der Festsymbolik von der Arbeiterkultur zur Volkskultur sowie einer Wiederbelebung regional-kultureller Traditionen. Kennzeichnend ist ebenso eine starke Hinwendung zur Natur. Die Politik der SED wendet sich einerseits gegen "eskapistische Tendenzen" innerhalb der Volksfestkultur, toleriert faktisch jedoch die Rückwärtsgewandtheit der Volks- und Heimatfeste, da diese unterhalten sollen. Den Heimatbegriff versucht die offizielle politische Kultur zu instrumentalisieren. Die Partei versucht, gegenüber der Landbevölkerung die Vorzüge des Dorfes gegenüber der Stadt ideologisch zu verankern und bindet die regionalen Identitätsmuster in ihr Konzept einer "sozialistischen Nation" ein. (ICC)
Es scheint,daß Terrorismus in Frankreich ein länger andauerndes Problem wird. Die französische Terroristengruppe Action directe hat ihre Organisation professionalisiert und ihre Ideologie verschärft. Darüber hinaus versuchen gewisse Staaten, allen voran Syrien mit terroristischem Druck und nicht wie allgemein üblich auf diplomatischen Wege, außenpolitische Forderungen durchzusetzen. Zu Anfang der achtziger Jahre unterschätzte die französische Regierung das Gewaltpotential der Action directe und verfolgte eine Politik, die zu einer Zunahme terroristischer Aktivitäten führte. Während gegen den nationalen Terror vehement vorgegangen wurde, war die Regierung gegenüber dem internationalen Terror zu gewissen Zugeständnissen bereit und damit zu einer Neudefinition nationaler Interessen. (SWP-Mgr)
Die AfD ist eine chaotische Partei, die vom Streit lebt: zerfressen von Ideologie und Machtinteressen, Karrierismus und dem Kampf um das ?wahre Deutschland?; zerrissen zwischen Gemäi︣gteren und rechtsextremen Flügel-Kämpfern; zerfallen in Strassen-Politiker und Parlamentarier; auf dem Weg nach rechts argwöhnisch beobachtet vom Verfassungsschutz. Und dennoch ist und bleibt sie, keine zehn Jahre alt, die bedeutendste politische Bedrohung unserer demokratischen Kultur. Wie schafft sie das? Unter welchem Einfluss steht sie selbst? Wer finanziert sie? Sebastian Pittelkow und Katja Riedel gehen diesen Fragen nach. Sie verfolgen das Innenleben der AfD seit sieben Jahren, führten unzählige Gespräche mit AfD-Provinz- und Spitzenleuten, sammelten Festplatten voller vertraulicher Informationen, enthüllten die interne Kommunikation der ersten Bundestagsfraktion. Sie folgen der Spur des Geldes und zeigen, wie eine Reihe erzkonservativer Milliardäre Kampagnen und Funktionäre beeinflusste. Sie erklären, welche Kräfte ein Interesse an ihrer Existenz haben und warum man trotz der letzten Talfahrt nach rechts unten noch lange mit ihr rechnen muss. Eine Langzeit-Recherche
Die extreme Rechte in Chemnitz ist gut vernetzt, gewaltbereit und aktiv. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren die Ausschreitungen im Sommer 2018, die als Fanal für die sachsen- und bundesweite Mobilisierung der extremen Rechten bezeichnet werden können. Dieses Policy Paper bietet einen Überblick über die Strukturen und Netzwerke vor Ort und damit Ansatzpunkte für die demokratische Zivilgesellschaft sowie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger. Die Übergänge zwischen Parteien und Kameradschaftsszene bis hin zu terroristischen Gruppierungen sind fließend. Entsprechend ist vor einer Verharmlosung bestimmter Gruppen oder gar Zusammenarbeit mit diesen ausdrücklich zu warnen. Neben ihrer rassistischen und antidemokratischen Ideologie lässt sich bei allen Gruppierungen das Konzept der Raumnahme beobachten: auf verschiedenen Ebenen versuchen sie, öffentlichen Raum, Debattenraum und physischen Raum durch Provokationen bis hin zu Gewalt zu erobern und zu dominieren. Auch die Proteste gegen Corona-Maßnahmen sind durch diese Strategie geprägt. Diesen Versuchen gilt es weiterhin parteiübergreifend und auch mit den Mitteln von Polizei und Justiz konsequent entgegenzutreten. Die starke lokale Zivilgesellschaft braucht dazu die Unterstützung durch die Landespolitik und die Öffentlichkeit.
Wiederholt sich Geschichte? Aktuell verdichten sich die Anzeichen, dass wiederkehrt, was als überwunden galt: geschlossene, illiberale Gesellschaften, die sich vor allem über Ausgrenzung definieren. »Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« – der Titel des Hauptwerks von Karl Popper – scheint aktueller denn je. Im Angesicht der Katastrophe wirkte die Veröffentlichung 1945 als politisches Signal. Was Popper darin verurteilte, waren geschlossene Ideologien – Gesinnungen also, die heute wiederkehren, ob in Trumps Amerika, Orbans Ungarn oder in der Türkei Erdogans. Handelt es sich dabei nur um ein vorübergehendes Phänomen oder erwächst hier Gefahr? Stefan Brunnhuber denkt Poppers Konzept für die Moderne weiter und plädiert für eine »Ordnung der Freiheit« als Voraussetzung dafür, auch morgen noch das Leben führen zu können, das eine große Mehrheit befürwortet. "Eine Analyse der gesellschaftlichen Spaltungen oder ihrer Gründe liefert Brunnhuber nicht, dafür aber ein Plädoyer zur richtigen Zeit und eine wichtige Erinnerung, dass die liberale Demokratie nicht das bequeme Ende der Geschichte ist, sondern über das individuelle Handeln eines jeden immer wieder mit Leben gefüllt werden muss" (deutschlandfunkkultur.de)
Was ist Heimat? Die Antworten sind vielfältig, denn längst ist Heimat zum politischen Kampfbegriff geworden. Die einen verbinden damit das Bewahren deutscher Kultur und Identität, die anderen setzen der vermeintlich überholten Idee neue Werte wie Weltoffenheit, Dynamik und Diversität entgegen. Der Band bietet einen innovativen Überblick über die Kultur- und Debattengeschichte des Heimatbegriffs seit dem 17. Jh. Die meist missverstandene Bewertung der Romantik von Heimat wird ebenso behandelt wie die Propaganda in der Kolonialzeit, im Ersten Weltkrieg und im Nationalsozialismus. Ein systematischer Teil beleuchtet im Kontext von Heimat umstrittene Begriffe wie Kitsch oder Nostalgie. Damit leistet der Band einen Beitrag zur Versachlichung einer ideologisch stark aufgeladenen Debatte und hilft, die oft zu Schlagworten verkürzten Argumente besser zu verstehen. "Scharnowskis Argumentation folgt man gerne – zumal sie bei aller Wissenschaftlichkeit ausnehmend gut zu lesen ist. Heimat also ist, so das Fazit, ein gemeinsam gestalteter Ort, der den Einzelnen und sein Verhältnis zur Welt entscheidend bestimmt. Kein Gefühl, kein Abstraktum. Und schon gar keine Ideologie" (deutschlandfunkkultur.de)
In: Jahrbuch Extremismus & Demokratie Band 29 (2017)
In: Nomos eLibrary
In: Politikwissenschaft
Das Jahrbuch "Extremismus & Demokratie" fördert die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Problemkreis des politischen Extremismus in seinen verschiedenen Ausprägungen. Es versteht sich als Diskussionsforum, Nachschlagewerk und Orientierungshilfe zugleich. Der 29. Band dokumentiert, kommentiert und analysiert umfassend die Entwicklung im Berichtsjahr 2016.Neben Analysen, Daten und Dokumenten findet sich eine Literaturschau zu den wichtigsten Publikationen zu Fragen von Extremismus und Demokratie in Geschichte und Gegenwart. Aktuelle Schwerpunkte bilden u.a. Parteiverbote im internationalen Vergleich, Form und Gestaltwandel des "Trotzkismus", die Anziehungskraft des Dschihadismus auf Jugendliche, die Ideologien der "Neuen Rechten" wie der "Reichsbürger".Mit Beiträgen vonUwe Backes, Klaus von Beyme, Peter Brandt, Jan Freitag, Alexander Gallus, Matthias Garbert, Michael Hüllen, Hans-Gerd Jaschke, Eckhard Jesse, Yasemin Krüger, Lisa Marie Kupsch, Jürgen P. Lang, Armin Pfahl-Traughber, Christine Schirrmacher, Peter Ulrich, Nikolaus Werz u.a.
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Das Buch vereint interdisziplinäre Sichtweisen auf Formen, Kontexte und Prozesse von Landschaftswandel vor dem Hintergrund von Macht, Strukturen und Deutungshoheiten mit dem Ziel, Kräfteverhältnisse und ihre Wirkungen innerhalb der politischen, gesellschaftlichen und sozio-ökonomischen Diskurse und Praktiken zu erkennen und sichtbar zu machen. In den Beiträgen werden verschiedene Zugänge zu Landschaftswandel und Macht aus unterschiedlichen Zeiten und Räumen aufgezeigt. Dabei geht es um Prozesse der Veränderung physischer Strukturen und Nutzungsmuster (physisch-materielle Dimension) sowie um die Analyse landschaftsbezogener (Leit-) Bilder, Vorstellungen und Ideologien (wahrnehmungsbezogene Dimension). In der Auseinandersetzung mit Macht und Machtverhältnissen werden sowohl aktuelle Raumfragen (Energiewende, nachhaltige Landnutzung) als auch die Entwicklung von (Macht-) Strukturen in konkreten Räumen beleuchtet sowie Analysemethoden vorgestellt. Dr. Susanne Kost ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart.Dr. Antje Schönwald arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachrichtung Geographie an der Universität des Saarlandes.
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