Sofern die schwache Datenbasis überhaupt Verallgemeinerungen zuläßt, entspricht die lokale Politische Kultur der Bundesrepublik weitgehend den Anforderungen an eine demokratische Staatsbürgerkultur: Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut der Exekutive, und sie hält sich selbst für fähig, das Handeln der lokalen politischen Führung zu beeinflussen. Den politischen Parteien bringt sie mehr positive als negative Gefühle entgegen. Mit zunehmender Gemeindegröße schwächt sich das Vertrauen zur Exekutive graduell ab, die Einschätzung der politischen Parteien wird positiver und das Kompetenzbewußtsein der Bürgerinnen und Bürger steigt. Die Balance verschiebt sich also von einer traditionellen Untertanenorientierung zu einer partizipativen, konfliktorientierten Politischen Kultur.
Folgende drei Gesichtspunkte sollen erörtert werden: (1) Reichels diffuse Verwendung des theoretischen Konzepts ,politische Kultur', (2) seine Verwechslung des theoretischen Konzepts mit einer seiner möglichen tatsächlichen Ausprägungen, der demokratischen politischen Kultur, (3) die spekulative und einseitige Beschreibung der gegenwärtig in der Bundesrepublik Deutschland anzutreffenden Form politischer Kultur.
Die Aufgabe dieses Beitrages besteht darin, die Fragestellungen und Probleme bei der empirischen Analyse der politischen Kultur Deutschlands zu demonstrieren. Im einzelnen sind die folgenden Fragen zu klären: (1) Welcher Ausschnitt aus der politischen Wirklichkeit konstituiert den Gegenstand der empirischen Analyse politischer Kultur und wie läßt sich dieser Realitätsausschnitt für die empirische Forschung erschließen? (2) Welche konkreten Einzelfragen stehen bei der Analyse der kulturellen Entwicklung Gesamtdeutschlands im Vordergrund? (3) Welche Strategien sind in der empirischen Forschung einzusetzen?
Seit dem Sommer 1997 hat sich die Situation in Südostasien tiefgreifend verandert. Jahrzehntelang war diese Weltregion mit weit über 450 Mio. Einwohnern ein Muster rapiden wirtschaftlichen Aufstiegs und sozialen Wandels. Der wirtschaftliche Aufstieg der ASEAN-5 Lander (Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand) war auf den ersten Blick tatsächlich sehr beeindruckend: Das jährliche Wachstum des BSP betrug in den letzten zehn Jahren durchschnittlich 8%.
Philippinen: Seit Sommer 2016 geht ein Gespenst um in den Philippinen – das Gespenst des 'Dutertismo'. Dieser zeichnet sich aus durch bizarres Mäandrieren zwischen (rechts-)populistischem, mitunter finster reaktionärem Poltern und links drapiertem Habitus. Inszeniert wird diese Pendelpolitik gemäß knallhartem Machtkalkül oder sie geschieht in impulsivem, häufig mit misogynen Attacken flankiertem Stakkato. Befindet sich das Land auf dem Weg zum Faschismus?
Kärnten wird in der sozialwissenschaftlichen Literatur als ?Sonderfall? der österreichischen Zeitgeschichte beschrieben; der Volksgruppenkonflikt zwischen der slowenischsprachigen Minderheit und der deutschsprachigen Mehrheit, der in Österreich bislang einmalige politische Erfolg des ?Dritten Lagers? und eine politische Kultur, die mit Korruptionsskandalen, Ausgrenzung von Fremden und Diffamierung in Zusammenhang gebracht wird, kennzeichnen dieses Land. Die vorliegende Arbeit möchte der Frage nachgehen, welche Besonderheiten der historischen Soziogenese und Psychogenese Kärntens zum einen die Konfliktsituation zwischen den beiden Sprachgruppen hervorgebracht haben und welche Bedeutung diese Prozesse zum anderen für die politische Kultur des Landes noch heute haben. Dabei stellt sich die Soziogenese und Psychogenese Kärntens in vielen Fällen unterschiedlich von den entsprechenden Prozessen Restösterreichs dar. So wurde das Land erst sehr spät und unter besonderen Bedingungen in den österreichischen Staatsbildungsprozess integriert. Möglich wurde dies durch die Etablierung eines ständischen Patrimonialismus zum Beginn der Neuzeit, der den Zugriff der Zentralgewalt auf die regionale Integrationsebene nachhaltig behinderte. Sowohl die Epochen der Reformation und Gegenreformation, des Reformabsolutismus und die der Nationalisierung und Demokratisierung im 19. Jahrhundert verstärkten diesen Prozessverlauf. Die damit verbundene fortlaufende Fragmentierung Kärntens in kleinere Herrschafts- und Verwaltungseinheiten begünstigte den Erhalt maßgeblich segmentär gefasster Figurationen in Kärnten ebenso wie die Herausbildung zweier in sich geschlossener Wir-Gruppen, die sich zunehmend in einer emotional aufgeladenen Konfliktspirale gegenüberstanden. Erst diese historischen Bedingungen schufen die Grundlage für die Dynamik des Kärntner Volksgruppenkonflikts, den heutigen Erfolg des ?Dritten Lagers? und den Erhalt einer autoritär-patrimonialen politischen Kultur. ; Social-scientific research has described Carinthia as an exceptional case in the contemporary history of Austria; the country is characterized by a still unresolved ethnic conflict between the Slovenian speaking minority and the German speaking majority, the unique political success of a right wing party as a particularity in Austria and a political culture marked by corruption scandals, hostility towards strangers and defamation. The present study wants to investigate the historical sociogenetic and psychogenetic conditions of this culture as they have developed in Carinthia in contrast to those of Austria as a whole. It supposes that these differences have led to a distinct conflict system of the two ethnic groups and further, that they still have an impact on the specific political culture in Carinthia today. The country has been integrated into the Austrian state-formation process very late and under special conditions. It was the establishment of an estates-based patrimonialism at the beginning of modern age which prevented the central power of Austria from accessing the local integration level. This situation continued to exist from the following historical period of Reformation and Counter-Reformation to the era of Enlightened Absolutism and the period of nationalization and democratization in the 19th century. This path led to the fragmentation of Carinthia into small and diverse territorial dominions and administrative areas which preserved ?segmental? figurations as well as the development of a peculiar relationship between two originally separate ethnic groups that increasingly came to face each other in an emotionally charged conflict spiral. The present study elaborates the historical conditions that have laid the ground until today for this particular dynamics to continue, and also for the contemporary success of a right-wing ideology and the preservation of an authoritarian-patrimonial political culture. ; Christian Dorner-Hörig ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und in engl. Sprache ; Graz, Univ., Diss., 2012 ; OeBB ; (VLID)225029
Trotz der Einbindung der EG-Staaten in eine gemeinsame kulturelle Tradition kann von einer Konvergenz der nationalen politischen Kulturen zu einer gemeinsamen politischen Kultur Europas derzeit noch nicht die Rede sein. Die nationalen Traditionen wirken bis heute in den Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zum politischen System fort, und diese Unterschiede bleiben auch dann bestehen, wenn man sozialstrukturelle Merkmale, Wertorientierungen und ideologische Präferenzen konstant hält. Der Prozeß der europäischen Integration wird auch nach der Einrichtung eines gemeinsamen europäischen Marktes seine Grenzen in kulturellen Besonderheiten der Mitgliedsstaaten finden, und es ist zu erwarten, daß diese nationalen Traditionen auch das Verhältnis zum politischen Symbol Europa und zu den Institutionen der Europäischen Gemeinschaft bestimmen werden.
Die Bedeutung der politischen Meinung und der politischen Kultur ist bei vergleichenden Untersuchungen zur Staatstätigkeit stark vernachlässigt worden. Die meisten Studien zur Umweltpolitik in den USA konzentrieren sich auf sozioökonomische und politisch-institutionelle Faktoren. Gleichwohl besteht ein enger Zusammenhang zwischen der öffentlichen Meinung und der umweltpolitischen Innovationsfähigkeit. Ausgehend vom amerikanischen Begriff des Liberalismus, für den die Befürwortung des Wohlfahrtsstaates und staatlicher Interventionen charakteristisch ist, können deutliche Unterschiede zwischen liberalen und konservativen Einzelstaaten beobachtet werden: Einzelstaaten mit einer liberalen Wählerschaft neigen sehr viel stärker zu umweltpolitischen Innovationen als Einzelstaaten mit einer konservativen Wählerschaft. Teil der Analyse ist eine vergleichende Studie zu Oregon, einem starken Politikinnovateur, der im pazifischen Nordwesten liegt. Die Fallstudie zeigt, daß eine partielle Entkoppelung der sozioökonomischen Entwicklung von der umweltpolitischen Innovationsfähigkeit möglich ist. Dies kann durch die politische Kultur der Einzelstaaten erklärt werden, die eine erstaunliche Stabilität im Zeitverlauf aufweist. Die beste Voraussetzung einer innovativen Umweltpolitik scheint eine liberale Wählerschaft kombiniert mit einer moralistischen politischen Kultur zu sein. Im Gegensatz dazu steht die traditionalistische Kultur des amerikanischen Südens – einem Teil des Landes, dessen soziokulturelle Basis zweifellos negative Auswirkungen auf die umweltpolitische Innovationsfähigkeit hat. Ein umweltpolitischer Deregulierungswettbewerb ('race to the bottom') ist deshalb allenfalls zwischen den Südstaaten zu erwarten, wurde bislang aber durch vom Bund gesetzte Mindeststandards verhindert. ; The significance of political opinion and political culture has been widely neglected in comparative analyses of public policy. Most studies on environmental policy in the United States focus on socioeconomic and political-institutional ...
Nachstehenden Text schrieb ich, während ich an der University of Victoria in British Columbia, an der Westküste Kanadas, lehrte. Schon vorher war ich oft in Nordamerika gewesen und hatte überall im Land mit vielen Menschen gesprochen. Die Auseinandersetzung mit "Political Correctness" war ein Versuch zu verstehen, was mich jedesmal neu irritierte, wenn ich den Fuß auf nordamerikanischen Boden setzte: Mein (europäisches) politisches Orientierungssystem funktionierte nicht mehr. Ethnozentrismus, identitäre Politik, Tendenzen zu politischer Abschließung waren und sind in meiner europäischen Sicht "rechts" - hier galten sie als "links" und als die letzte Weisheit progressiver Politik. Und in der Kritik solcher Tendenzen, auch im Seminarraum, fühlte ich mich in mir unangenehmer Nähe zu - aus europäischer Sicht - "rechten", konservativen Autoren, mit denen ich sonst keine politischen Werte teilte. Schon damals war mir klar, dass die US-Gesellschaft, weniger die kanadische, politisch in zwei feindliche Blöcke gespalten war. Diese Spaltung wirkte tief bis in die Argumente der verfeindeten Gruppen; für abwägende Positionen war wenig Raum, zu sehr waren die Feinde ineinander verkeilt. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass das gesellschaftliche und politische Zerwürfnis sich noch weiter vertiefen könnte. Aber die heutigen USA sind tatsächlich noch tiefer in einem Strudel politischen Irrationalismus. Insofern war die schon schattige Schlussbemerkung des alten Aufsatzes bei Weitem zu optimistisch. Und der politische Irrationalismus hat sich auch in Europa einen weiten Handlungsraum erobert.
Robert Gerwig aus Karlsruhe war nicht nur Bahnbauer, sondern auch Politiker. Als Abgeordneter im Landtag und im Reichstag kümmerte er sich um die wirtschaftliche Entwicklung und setzte sich dafür ein, dass das Reichstagsgebäude in der Form gebaut wurde, die wir kennen. In seinen Tätigkeitsfeldern antwortete er auf Herausforderungen der Zeit und nutzte den vorhandenen Gestaltungsspielraum. Insofern ist er Repräsentant seiner Epoche; in seinem Wirken werden Strukturen, Regeln, Konflikte und Denkweisen – die "politische Kultur" – Badens und des Kaiserreichs beispielhaft erkennbar.
The article deals with the role of intellectuals in the authoritarian "new order" and with the perception of a new "openness" in Indonesia. In the existing political culture there is little room for a critical opposition. Nevertheless intellectuals have never stopped trying to bring new elements into the political culture. They used different methods and means, from petitions to open protests, all demanding the democratization of Indonesian society. The changes in Eastern Europe since 1989 made the Suharto government realize that - at least to a certain extent - it would have to accommodate to the new global situation. So more discussion on sensitive issues in the mass media, more openness was allowed. But real changes did not occur. The Democratic Forum, created in April 1991, was recognized only as a new debating club, it was prohibited as a new organization for the growing opposition to the Suharto government.
In der Dissertation versucht der Autor aufzuzeigen, dass die politische Bildung eines Landes in einem sichtbaren Zusammenhang mit der jeweiligen politischen Kultur steht. Hierfür werden zunächst die politischen Kulturen der Untersuchungsländer Deutschland und Frankreich dargestellt, um in einem nächsten Schritt deren Wirkung auf die politische Bildung nachzuweisen. Um den Untersuchungsgegenstand im Sinne wissenschaftlicher Arbeitsweise zu präzisieren, beschränkt sich der Autor insbesondere auf die Untersuchung der institutionenkundlichen Inhalte politischer Bildungsarbeit. Die Nachweisführung erfolgt auf der Grundlage einer Lehrwerksanalyse der wichtigsten zugelassenen Schulbücher und durch die qualitative Untersuchung von Examensarbeiten zur Lehramtsbefähigung und einzelner Unterrichtsstunden.
Im Jahr 1990 wurden im Zuge der Wiedervereinigung die westdeutschen demokratischen Institutionen und das bestehende Parteiensystem auf die ostdeutschen Bundesländer ausgeweitet. Auch 25 Jahre danach unterscheiden sich die Menschen in Ost- und Westdeutschland weiterhin in ihrem politischen Engagement und ihren politischen Einstellungen. Allerdings lassen sich diese Unterschiede keinesfalls pauschalieren. Eine differenzierte Analyse von Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt, dass Unterschiede sowohl im allgemeinen Politikinteresse als auch bezüglich der aktiven Teilnahme an der Politik in vielen Jahren statistisch nicht nachweisbar sind. Dagegen zeigen sich bei der Parteiverbundenheit und in der tatsächlichen Wahlbeteiligung im Bund und den Ländern starke, persistente Unterschiede zwischen Ost und West. Die Lücke in der Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen ist nicht nur seit Jahren auszumachen, sie ist auch über alle Altersgruppen hinweg deutlich erkennbar. Auch das Parteiensystem unterscheidet sich noch recht deutlich zwischen Ost- und Westdeutschland. Dies zeigt sich insbesondere in der starken Rolle der Linken in Ostdeutschland, die sich trotz einiger Wahlerfolge in westdeutschen Parlamenten in den alten Bundesländern nicht vergleichbar etablieren konnten. Bei den Einstellungen der Bürger zum Sozialstaat, die zu Beginn der 1990er Jahre deutlich unterschiedlich ausfielen, lässt sich in unseren Daten aber durchaus eine Angleichung von Ost und West feststellen. ; In 1990, during reunification, West German democratic institutions and the existing political party system were expanded to the East German states. Even after 25 years, the people of eastern and western Germany still differ in their political engagement and attitudes. However, these differences do not apply across the board by any means. A detailed analysis of survey data from the Socio-Economic Panel (SOEP) study shows that differences both in terms of general interest and active participation in politics cannot be identified statistically in many years. By contrast, there are considerable differences between eastern and western Germany in terms of party attachments and actual turnout in national and state elections. The gap in turnout at national elections is not only evident over the years but is also clearly recognizable across all age groups. There are also still distinct differences in the political party systems of eastern and western Germany. In particular, the Left (Die Linke) plays a major role in eastern Germany but despite some electoral successes in some state parliaments, this party has not been able to establish itself to the same extent in the former West German states. What is more, according to our data, individuals' attitudes to the welfare state in the two parts of the country, which differed significantly at the beginning of the 1990s, have certainly converged since.
Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zur vergleichenden Landesgeschichte und zur politischen Anthropologie der Frühneuzeit. Seit der Zeit um 1500 bildete das Gebiet der Acht Gerichte eine Landvogtei der ober- und vorderösterreichischen Lande, des habsburgischen Territorialkomplexes im Südwesten des Reichs. Aber schon etwas länger gehörten die Gemeinden der Acht Gerichte zu den Drei Bünden in Oberrätien. Damit stiessen hier zwei Mächte aufeinander, die ganz unterschiedlichen Modellen der Staatsbildung und der politischen Kultur entsprachen: Fürstenstaatliche Herrschaft traf auf kommunale Selbstorganisation. Letztlich vermochten die Habsburger ihre Ansprüche nicht durchzusetzen: Um die Mitte des 17. Jahrhunderts endete ihre Herrschaft in den Acht Gerichten. Der erste Teil der Arbeit behandelt den österreichischen Herrschaftsantritt in diesem Gebiet, der sich bereits krisenhaft anliess. Untersucht werden die beiderseitigen politischen Strukturen sowie die bilateralen Beziehungen zwischen den habsburgischen Herrschern und den Bündnern, aber auch entscheidende Handlungsabläufe auf der Mikro-Ebene. Sodann wird die Landvogtei vergleichend in den Rahmen der allgemeinen österreichischen Territorialverwaltung gestellt. Die administrativen Strukturen werden mit jenen informellen Patronagebeziehungen konfrontiert, welche die politische Alltagspraxis bestimmten. Der dritte Teil der Arbeit widmet sich der Frage, welche der beiden Mächte die wesentlichen Herrschaftskompetenzen in den Acht Gerichten innehatte. Nebst der Einsetzung von fürstlichen bzw. kommunalen Amtleuten betrifft dies die Ausübung der hohen bzw. der niederen Gerichtsbarkeit. Ferner gilt es zu untersuchen, wie es den Gemeinden im Zuge der Konfessionsbildung gelang, ein eigenes Kirchenregiment zu etablieren. Der abschliessende Teil befasst sich mit der politischen Kommunikation und der politischen Kultur in den Acht Gerichten. Die Manifestationen symbolischen Handelns und Sprechhandelns reichten von baulichen und bildlichen Herrschaftszeichen über politische Rituale bis hin zur politischen Sprache. Bei letzterer ist wiederum der semantische und der pragmatische Aspekt zu unterscheiden: Bezeichnungen und Benennungen, politische Zentralbegriffe, ganze Argumentationsketten, aber auch Titulaturen und Anreden, Beleidigungen und Drohungen. Ein wichtiges Medium für Protest und Widerstand war die politische Gewalt. Von teils symbolhaften Einzelhandlungen sind eigentliche Kriegsaktionen zu unterscheiden, die auf beiden Seiten konfessionell gerechtfertigt wurden und letztlich eine Funktion der Staatsbildung darstellten.
Griechenland wurde in den letzten sechs Jahren zum Symbol der Wirtschaftskrise in Europa. Was aber hat Griechenland zu dieser tiefen wirtschaftlichen bzw. sozialen Krise geführt? Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Folgen des Beitritts Griechenlands zur europäischen Wirtschafts- und Währungsunion im Jahr 2001. Die zentrale Frage befasst sich mit dem Zusammenhang der Einführung des Euros und dem Ausmaß der Korruption sowie deren Auswirkung auf den Wandel der sozialen Schichtung. Die Probleme der Korruption und des Klientelismus wurden anhand ausgewählter griechischer, deutscher und englischer Literatur theoretisch dargestellt und anhand von Sekundäranalysen mittels Daten bereits durchgeführter Studien sowie eigener Berechnungen in Beziehung gesetzt.Ein kurzer historischer Rückblick auf die griechische politische Kultur seit der Gründung des Staates im Jahr 1830 wird als Ausgangspunkt genommen. Nach der Beschreibung des politischen Parteiensystems werden die Begriffe "Korruption" und "Klientelismus" dargestellt und soziologisch reflektiert. Im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie sich die politische und bürokratische Korruption unter dem Einfluss des Euros auf die Landwirtschaft, die Industrie, die EU-Subventionen bzw. die staatliche Verschuldung, des privaten Konsums und schließlich auf die griechische Gesellschaft auswirkten.Anhand der Sekundäranalyse konnte verifiziert werden, dass die Einführung des Euros zur aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Krise des Landes beigetragen hat und die Korruption und der Klientelismus dadurch verstärkt wurden. Allerdings ist festzuhalten, dass einen wesentlichen Grund für den Wandel der griechischen Gesellschaft die Transformation von einer Agrargesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft darstellt. Dies passierte allerdings bereits vor der Einführung des Euros. ; Greece became during the last six years symbol of economic crisis in Europe. What has Greece led, however, to this deep economic or rather social crisis? This master thesis examines the effects of the entry of Greece to European Economic and Monetary Union in 2001. The central question deals with the connection of the introduction of Euro and the magnitude of corruption as well as their effect on the Greek social structure. The problems of corruption and clientelism were posed theoretically according to well-chosen Greek, German and English literature. Furthermore these were put on the basis of secondary analysis of already conducted studies and personal calculations grounded on these data.A short historical review on the Greek political culture since the foundation of the state in 1830 is taken as a starting point. Subsequently the concepts "corruption" and "clientelism" are shown and sociological reflected, followed by an analytical review of Greek political party system. In the empirical part of the present work political and bureaucratic corruption are inquired under the influence of Euro on agriculture, industry, EU subsidies, private consumption and Greek society. After the secondary analysis could be verified that the introduction of Euro contributed to the current economic and social crisis in Greece. Corruption and clientelism were thereby strengthened. Indeed, is to be held on that an essential reason for the transformation of Greek society is its change from an agrarian to a service society, which had already occurred before the introduction of Euro. ; Maria Chalkiti ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassungen in engl. und dt. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2015 ; (VLID)790364