Politische Leistungen, politische Unterstützung und politische Stabilität: ein Simulationsmodell zur Analyse langfristiger politischer Entwicklungen
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 24, Heft 14, S. 202-239
ISSN: 0032-3470
Das vorgelegte Simulationsmodell stellt ein Submodell des politischen Systems dar, das in ein multisektorales Weltmodell integrierbar ist. Das Modell erfaßt die Bereiche politische Legitimität, verstanden als das "Problem der Aufrechterhaltung von politischer Unterstützung", und Opposition, verstanden als das Auftreten von internen Konflikten, von Protestverhalten wie auch von staatlichen Sanktionsmaßnahmen. Der Bezugsrahmen des Modells besteht aus drei Elementen: (1) den unterschiedlichen Ebenen politischer Unterstützung, die die Bevölkerung der Regierung, der institutionellen Ordnung oder der nationalen Identität gegenüber zum Ausdruck bringt, wobei entsprechende Leistungen des politischen Systems national unterschiedlich gewichtet werden; (2) Leistungsindikatoren, die die Versorgung der Bevölkerung mit materiellen und immateriellen Gütern messen; (3) Einschätzung der Leistungen durch die Bevölkerung gemäß dem Grenznutzenprinzip und entsprechende Ableitung von Zufriedenheit. Die Parameter der Modellgleichungen werden auf empirischer Basis geschätzt; Grundlage hierfür ist ein Datensatz für die USA über den Zeitraum 1960-1977. Das Modell bestätigt einen engen Zusammenhang von Protest und Sanktion, wobei die Akteure jeweils mit kurzer zeitlicher Verschiebung und orientiert am Aktivitätsniveau der Gegenseite handeln. Die politische Unterstützung (Präsidentenpopularität) scheint im Untersuchungszeitraum relativ unabhängig von ökonomischen Variablen zu sein und folgt einer durch politische Variablen bestimmten zyklischen Bewegung. (IB)