In dem Aufsatz wird der Zusammenhang zwischen Sozialpolitik und politischer Stabilität thematisiert. Es werden drei Hypothesen über die Wirkungen von Sozialpolitik diskutiert: die These vom Zusammenhang zwischen Wohlfahrtsstaat und Massenloyalität, das Wirtschaftssoziologische Paradigma und Sozialpolitik als "soziale Kontrolle". Abschließend wird auf die These eingegangen, daß Sozialpolitik gerade dadurch zur politischen Stabilität beiträgt, daß sie den gesellschaftlichen und sozialen Wandel fördert, unterstützt und flankierend sozial absichert.
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft : SZPW = Revue suisse de science politique : RSSP, Band 6, Heft 2, S. 1-26
ZusammenfassungDieser Aufsatz untersucht den Einfluss politisch‐institutioneller Faktoren auf das langfristige Wirtschaftswachstum zwischen 1960 und 1992, wobei der Fokus auf den Effekt politischer Stabilität und politischer Regime auf die ökonomische Entwicklung gelegt wird. Hinsichtlich der Bedeutung der politischen Stabilität für die ökonomische Entwicklung wird gezeigt, dass schwere inner‐ und zwischenstaatliche Konflikte die ökonomische Entwicklung hemmen, während schwelende und sporadische Konflikte keinen Bremseffekt auf das Wirtschaftswachstum ausüben. Bezüglich des Einflusses politischer Regime auf das Wirtschaftswachstum wird die Hypothese vertreten, dass ein simpler Demokratie‐Diktatur‐Vergleich zu kurz greift. Die empirischen Befunde sprechen vielmehr dafür, dass sowohl Autokratien als auch Demokratien mit langfristigem Wirtschaftswachstum kompatibel sind, sofern wirtschaftliche Eigentums‐ und Verfügungsrechte garantiert werden und diese rechtsstaatlich abgesichert sind. Hält man den Entwicklungsstand dieser Institutionen konstant, zeigt sich ein nichtlinearer Zusammenhang zwischen dem Demokratisierungsniveau und dem langfristigen Wirtschaftswachstum.
In dem Beitrag werden die theoretische Grundlegung politischer Stabilität dargestellt und die Beiträge der Tagung in diesen Kontext eingeordnet. Die beiden Regimetypen und der ihnen zugrundeliegenden Verständnisse von politischer Stabilität werden in der Geschichte der politischen Idee bis in die Antike zurückverfolgt: Die eine Entwicklung geht von Aristoteles über Montesquieu bis Fraenkel und Guggenberger; für die andere Tradition stehen Namen wie Platon, Morus, Marx und Lenin. Für die zwischenstaatlichen Beziehungen werden zwei unterschiedliche Verständnisse von Stabilität als Abwesenheit von Krieg vorgestellt: das von Thukydides, für den politische Stabilität als immer nur vorübergehendes Ergebnis von Machtgleichgewichten denkbar ist, und das von Kant, der die innerlich stabilisierende Funktion des Rechts in einem Völkerbund republikanischer Staaten für eine dauerhaft kriegsfreie Beziehung zwischen ihnen nutzbar macht. (RW)
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 1, Heft 1, S. 28-30
ISSN: 0340-2304, 0340-2304
Rezension zu Harry Eckstein: Authority Relations and Governmental Performance. In: Comparative Political Studies 2 (1969), S. 269-325. J.D. Greenstone: Stability, Transformation, and Regime Interests. In: World Politics 22 (1970), S. 448-473. Eckstein zielt mit der Weiterentwicklung seiner These von der Kongruenz staatlicher und gesellschaftlicher Zwangsbeziehungen als Bedingung für die politische Stabilität ganzer Gesellschaften auf den Versuch, eine empirisch überprüfbare Theorie zur vergleichenden Analyse sozialer Systeme vorzulegen. Seine zentrale Hypothese geht davon aus, daß die Stabilität von Demokratien abhängig sein könnte von dem Grad der Ähnlichkeit, der zwischen gesellschaftlichen und staatlichen Machtstrukturen besteht. Der Vorzug des Ansatzes von Eckstein besteht darin, daß er Probleme der das Einzelverhalten formenden Lernprozesse (Sozialisation) stärker in den Rahmen politischer Analysen ganzer Gesellschaften einbezieht. In einem zweiten Hypothesenbereich stellt er sich die Frage nach möglichen Richtungen sozialen Wandels bei gegebener Inkongruenz zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Machtstrukturen. Nachdem er zunächst eine Totalveränderung (Revolution) gesellschaftlicher und staatlicher Machtstrukturen ausgeschlossen hat, bleiben zwei Möglichkeiten adaptiven Wandels: entweder wandeln sich die Machtstrukturen einer oder mehrerer sozialer Einheiten oder es kommt zur Entstehung neuer intermediärer Einheiten, die sich zwischen Bürger und politisches System schieben (z.B. freiwillige Vereinigungen). Auch Greenstone beschäftigt sich mit sozialen Bedingungen politischer Stabilität und dem sozialen Wandel ganzer Gesellschaften. Aus systemtheoretischen und konflikttheoretischen Annahmen entwickelt er sein 'Konzept der Regime-Interessen', das davon ausgeht, daß jeder Bürger neben seinen sozialen Gruppeninteressen auch an der Erhaltung bestehender Herrschaftsbeziehungen und davon abhängiger Dienstleistungen eines Staatswesens interessiert ist. Die Plausibilität seiner theoretischen Konstruktionen sucht Greenstone an Hand von empirischen Befunden nachzuweisen, die er zwei neueren Untersuchungen über politische Attitüden von Arbeitern in Großbritannien und Kuba entnimmt. (HH)
Die politischen Zeiten werden instabiler. Die liberale Demokratie ringt um ihre innere Balance und wird von außen destabilisiert. Wie bleibt sie stabil? Worin besteht Stabilität? Wann wird Stabilität undemokratisch? Und was lässt sich aus historischen Krisen- und Instabilitätsdiagnosen für die gegenwärtigen Debatten um politische, ökonomische und internationale Stabilität lernen? Antworten eröffnet die neuere Theorie und Ideengeschichte politischer Stabilität. Sie begründet Stabilität als eine umkämpfte demokratische Grundnorm und destabilisiert Ideen allzu statischer Stabilität. Mit Beiträgen von Tobias Albrecht, Vincent August, Manuel Becker, Andreas Braune, Frank Decker, Verena Frick, Johannes Gerschewski, Jens Hacke, Eva Hausteiner, Frauke Höntzsch, Michael Kubiak, Sebastian Lange, Philip Manow, Christoph Michael, Tobias Schottdorf, Veith Selk, Grit Straßenberger, RiekeTrimcev, Felix Wassermann.
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In der Analyse der politischen Stabilität in kommunistischen Ländern wird deren oberflächliche Stabilität konstatiert. Es wird gezeigt, daß Stabilität im Widerspruch zu Theorie und Praxis des Aufbaus des Sozialismus steht. Als Stabilitätsfaktoren werden die Führung und totale Macht der Partei, die nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus organisiert ist, und der Warschauer Pakt bezeichnet. Es wird diskutiert, daß zwei Fehler die Stabilität kommunistischer Systeme gefährden: das Fehlen echter empirischer Legitimation und dasjenige einer geordneten institutionalisierten Nachfolgeregelung, daß Nomenklatura und Führerkämpfe zu Faktoren der Instabilität werden. Die in China seit 1978 durchgesetzten Prinzipien von "Einheit und Stabilität" werden erörtert: der sozialistische Weg in die Wirtschaft, die Diktatur des Proletariats, der Marxismus-Leninismus sowie die Mao-Zedong-Ideen und die Führung durch die kommunistische Partei. Dengs Reformen und ihre Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung werden dargestellt. (RW)