Politische Verantwortung
In: Staat ohne Verantwortung?: zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik, S. 55-85
"Verantwortung wird dort nötig, wo keine präzisen Handlungsvorschriften zu befolgen sind, sondern ein Mensch für komplexe Aufgaben zuständig ist und sein Handeln einen Verhaltensspielraum lässt, der durch die jeweilige individuelle Kompetenz auszufüllen und auszumessen ist. Diese Kompetenz verortet der Autor wesentlich in dem der humanistischen Denktradition entspringendem Vertrauen, dass der handelnde Mensch sich von Gründen leiten lässt. Der Mensch kann sinnvoll nur dann Verantwortung für etwas übernehmen, wenn es dafür Gründe gibt. Insofern sind Rationalität und Freiheit eng verzahnt mit dem Denken und der Erfahrung der Verantwortung, denn sie wirken zusammen in der spezifischen condition humain', im Denken sowie Handeln von Gründen bestimmt zu werden. Jede größere oder umfangreichere Formation menschlicher Vergemeinschaftung muss daher in ihren Begründungszusammenhängen stets den Schritt zurück zur individuellen Verantwortung nehmen. Da jede kollektive Handlung aus einer Kombination individueller Handlungen besteht, die von Kooperationsabsichten getragen werden, ist letztlich alle kollektive Verantwortung auf individuelle Verantwortung zurück zu führen. Das trifft auch auf politische Kollektive, wie Parteien, Verbände und Regierungen zu. " (Autorenreferat)