Der Autor durchleuchtet die öffentliche Verwaltung als Gegenstand von politischer Wissenschaft und Bildung, wobei er primär das Orientierungsproblem durch das verzweigte Behördenwesen, gesellschaftliche und politische Bedeutung diskutieren will. Nach kurzer Darstellung der Entwicklung der Verwaltung zum Dienst- und Leistungsapparat mit zunehmender politischer Kompetenz sowie der Beschäftigung verschiedener Disziplinen mit Verwaltung untersucht der Autor die politische Wissenschaft auf Ansätze, die ausreichend strukturiert sind, um im politischen Unterricht der Schulen behandelt zu werden. Das Resultat: politische Wissenschaft hat das innerhalb der Rechtswissenschaft konservierte Verwaltungskonzept der vollziehenden zweiten Gewalt durch neuere Konzepte abgelöst. Die strukturell-funktionalistische Theorie (Luhmann) hat den Begriff der bindenden Entscheidung eingeführt; die neoklassische Regierungslehre (Hennis) den Begriff der öffentlichen Aufgaben und der instruments of government; kombinierte Theorieansätze stellen die Vermittlerrolle der Verwaltung zwischen konfligierenden gesellschaftlichen Interessen heraus (Schelsky, Ellwein, Hirsch). (KHS)
Die vorliegende Festschrift will Prof. Dr. Paul-Ludwig Weinacht anlässlich seines 65. Geburtstags und seines Ausscheidens aus dem aktiven Universitätsdienst ehren und ihm sowie seinem Lebenswerk in der Politikwissenschaft und der Didaktik der Sozialkunde Respekt zeugen und Dank erweisen.
In: Politische Wissenschaft und Politische Bildung: Eröffnung einer Diskussion ; Beiträge aus der Arbeit der Sektion Politische Wissenschaft und Politische Bildung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, S. 127-145
Angesichts der Defizite politischer Sozialisation und ihrer Rahmenbedingungen wird in dem Beitrag die Verantwortung der Politischen Wissenschaft für die Politische Bildung diskutiert. Zu diesem Zweck werden die Bemühungen um Reetablierung der Politischen Wissenschaft in der Bundesrepublik seit dem Zweiten Weltkrieg nachgezeichnet. Dabei wird deutlich, daß die Vertreterinnen und Vertreter der Politischen Wissenschaft ihre Stellen zu wesentlichen Teilen dem gesellschaftlichen und staatlich gelenkten Bedarf an Politischer Bildung verdanken. Es wird gezeigt, daß die Etablierung der wissenschaftlichen Fachdidaktik zur Verwissenschaftlichung der Politischen Bildung beigetragen hat, daß sich die Didaktik zu einer interdisziplinären Sozialwissenschaft entwickelt hat, so daß es gerechtfertigt ist, ihr die Bewältigung wesentlicher Teilaufgaben auf dem Weg zu einer umfassenden Theorie der Politischen Bildung zu attestieren. Anhand verschiedener Aspekte wird erläutert, warum es wichtig ist, die außeruniversitäre Politische Bildung zu verstärken und auch andere pädagogische Belange politikwissenschaftlich zu bearbeiten. Vor diesem Hintergrund wird eine umfassende Kooperation von Pädagogik und Politischer Wissenschaft gefordert. (ICA)
In: Politische Wissenschaft und Politische Bildung: Eröffnung einer Diskussion ; Beiträge aus der Arbeit der Sektion Politische Wissenschaft und Politische Bildung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, S. 21-33
In dem Beitrag wird das Verhältnis von Politischer Bildung und Politischer Wissenschaft aus wissenschaftsdidaktischer Perspektive erörtert. Zunächst wird die Notwendigkeit einer Kooperation von Politikwissenschaft und Politikdidaktik betont, um dann einige Bemerkungen zu Akzentuierung und Zielperspektiven der Politischen Bildung zu machen. Die neuen Aufgaben der Politischen Bildung werden aufgezeigt. Dann werden einige Bedingungen genannt, die für einen Politischen Unterricht fehlen, deren Fehlen aber kompensiert werden könnte. In zwei Thesen werden die Bedingungen für einen seinen Zielen genügenden Politischen Unterricht zusammengefaßt: (1) Der Lehrer kann nur das glaubwürdig vertreten, was er sich selber zueigen gemacht hat. (2) Ergebnisse des Politikunterrichts sind in nicht geringem Maße eine Funktion der pädagogischen, didaktischen und methodischen Kompetenz des Lehrers. Abschließend werden einige Anregungen für weitere Forschungen gegeben. (ICA)
In: Politische Wissenschaft und Politische Bildung: Eröffnung einer Diskussion ; Beiträge aus der Arbeit der Sektion Politische Wissenschaft und Politische Bildung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, S. 41-50
Ausgehend von der Feststellung, daß es in der Politischen Wissenschaft als "Mutter-Disziplin" der Politischen Bildung in zunehmendem Maße Unsicherheiten in der Beurteilung ihrer gegenwärtigen Situation gibt, werden in dem Beitrag auf der Basis von zwei Aufsätzen von H.-H. Hartwich Überlegungen zum Verhältnis von Politischer Bildung und Politikwissenschaft diskutiert. Anhand der Entwicklung politikwissenschaftlicher Fachdidaktik wird deutlich gemacht, daß Politische Bildung neben der Politikwissenschaft auch noch andere Bereiche der Sozialwissenschaften umfaßt. Fragen der Fachdidaktik werden angesprochen. Die Integration der Politikwissenschaft in die Sozialkunde als einen Bereich neben Soziologie und Wirtschaftswissenschaft wird dargestellt. Dabei wird betont, daß die politischen Lehrinhalte nicht der Beliebigkeit des Lehrenden überlassen bleiben dürfen. Es wird darauf hingewiesen, daß die Bedeutung der Politischen Bildung auch im außerschulischen und nachschulischen Bereich immer größer wird. Vor diesem Hintergrund wird davor gewarnt, die Politische Bildung durch eine finanzielle Restriktionspolitik ins Abseits geraten zu lassen. (ICA)
Die Situation der politischen Bildung in der Bundesrepublik wird einer kritischen Betrachtung unterzogen. Dabei wird von einer Neuorientierung der politischen Pädagogik ausgegangen, die sich u. a. im Auslaufen der antiautoritären Erziehungspädagogik und der Demokratisierungspostulate für das Schul- und Bildungswesen zeigt. Die Sozialwissenschaften werden als schwankendes und unsicheres Fundament der politischen Bildung angesehen. Politik wird als praktische Wissenschaft verstanden, die Sinnfragen, ethische Probleme und Handlungsaspekte impliziert; daraus werden Folgerungen für die politische Bildung gezogen, die aus dieser eine Verbindung von praktisch-politischer Anthropologie, Rationalitätslehre und Tugendlehre machen. (HA)