Der politische Diskurs im Iran
In: Autoritäre Systeme im Vergleich, S. 141-146
Der Iran hat in seiner neueren Geschichte bisher drei Arten politischen Diskurses erlebt. Der Autor unterschiedet und beschreibt als erste grobe Orientierung drei Phasen: die paternalistische, den Modernitätsdiskurs der Pahlawi-Ära sowie den politische Diskurs der islamischen Republik. Die Kombination von Rationalismus, Machtstreben und staatlichen Reformen von oben unter dem Schah ist Grundlage des ersten Modernitätsdiskurses. Westliche Zivilisation und Modernität gelangten in den Iran. Rückblickend lässt sich feststellen, dass dieser Prozess der Modernisierung nicht sehr tief reichte und sich vielfach in äußerlichen Phänomenen erschöpfte. In jedem Fall ging mit ihm eine Schwächung der religiösen Institutionen einher, was den Widerstand der Religionsgelehrten weckte. Folgenschwere Konflikte in der Gesellschaft und innere Spaltungen führten schließlich zum Ausbruch und zum Sieg der islamischen Revolution im Iran 1979. Der politische Diskurs der Islamischen Republik stellt ein neues Modell der Verbindung von Religion und Demokratie dar. Ausgehend von der gesellschaftlichen Situation nach der Revolution neigt diese Phase zu verstärktem religiösen Traditionalismus und zum Anspruch auf absoluten Gehorsam gegenüber religiösen Institutionen. Mit der Übernahme des Staatspräsidentenamtes durch Khatami verlagerten sich die Gewichte zugunsten der religiös inspirierten Demokratie und Volksherrschaft. Die islamische "Volksherrschaft" ist eine Form der Demokratie, bei der neben dem Wettstreit verschiedener Parteien bei politischen Aktivitäten vor allem die "Massendemonstration" im Sinne des Populismus eine wichtige Rolle spielt. (ICA2)