Rechtspopulistische und faschistische Rhetorik – Ein Vergleich
In: Totalitarismus und Demokratie: Zeitschrift für internationale Diktatur- und Freiheitsforschung = Totalitarianism and democracy, Band 9, Heft 2, S. 303-324
ISSN: 2196-8276
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In: Totalitarismus und Demokratie: Zeitschrift für internationale Diktatur- und Freiheitsforschung = Totalitarianism and democracy, Band 9, Heft 2, S. 303-324
ISSN: 2196-8276
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 44, Heft 14, S. 3-10
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
Um den ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen einer ganzheitlich gedachten Nachhaltigkeit auf regionaler und globaler Ebene heute wie in Zukunft begegnen zu können, ist Bildung international als ein Schlüsselelement zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung bestimmt worden. Seit nahezu 30 Jahren wird deshalb das Bildungskonzept der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) politisch verfolgt und von der Wissenschaft stets weiterentwickelt und adaptiert. Nachdem in Deutschland auf Bundesebene in der Vergangenheit einzelne Modellprogramme durchgeführt wurden, fand inzwischen seit 2016 eine Verankerung der BNE in den Bildungsplänen des Landes Baden-Württemberg als eine von sechs Leitperspektiven statt. Jedes Unterrichtsfach hat seinen spezifischen Beitrag zur Anbahnung der einzelnen Leitperspektiven zu leisten. Dem Fach Biologie wird in diesem Zusammenhang ein hervorgehobenes Potenzial zur Realisierung von BNE beigemessen. Insbesondere die an das Fach angelehnte Schulgartenarbeit rückte in letzter Zeit in den Mittelpunkt politischen und wissenschaftlichen Interesses. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Verknüpfung des Lernorts Schulgarten mit einer BNE. Die im Sinne eines Mixed-Method-Ansatzes durchgeführte Fallstudie verfolgte drei wesentliche Ziele. Zunächst wurde in einem ersten Schritt das BNE-bezogene Lernpotenzial ermittelt, das Lehramtsstudierende mit ihrer eigenen Arbeit in einem Lerngarten verbinden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Verständnis der angehenden Lehrkräfte von Nachhaltigkeit und der im Rahmen von BNE angestrebten Gestaltungskompetenz, welche die Studierenden später bei Schüler*innen gemäß dem Bildungsplan anbahnen sollen. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wurden anschließend forschungsgestützt Unterrichtseinheiten mit entsprechenden Materialien entwickelt, die die Realisierung von BNE im Rahmen von bzw. in Anlehnung an Schulgartenarbeit ermöglichen sollen. Abschließend wurde eine Auswahl dieser Materialien evaluiert. Die Studierenden stimmten dem Lernpotenzial ausgewählter BNE-bezogener Kompetenzen bei der Arbeit im Lerngarten zwar zumeist (tendenziell) zu, allerdings erkannten sie nur vereinzelt die Möglichkeiten, die Schulgartenarbeit bietet, um globales Lernen zu realisieren oder generationenübergreifende Bezüge herzustellen. Dies sind jedoch wesentliche Grundgedanken der Gestaltungskompetenz. Durch die gezielte Materialentwicklung konnte die Wahrnehmung der Studierenden dahingegen verändert werden, dass sie mit der Schulgartenarbeit auch globales Denken verbanden. Hinsichtlich einzelner der zwölf Teilkompetenzen, die die Gestaltungskompetenz konkretisieren, zeigten sich bei den Studierenden Verständnisprobleme. Zudem wiesen viele Studierende kaum oder gar keine globalen und generationenübergreifenden Denkmuster auf. Demnach kann bei den angehenden Lehrkräften im Lerngarten von einem unvollständigen Verständnis der zu vermittelnden Gestaltungskompetenz ausgegangen werden. Des Weiteren wurden bei den Studierenden zahlreiche inhaltliche Überschneidungen im Verständnis der einzelnen Teilkompetenzen festgestellt. Offensichtlich sind diese nicht trennscharf abzugrenzen. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wurden zwei Ansätze erarbeitet, wie das Konstrukt der Gestaltungskompetenz im Rahmen von Schulgartenarbeit abgewandelt beibehalten und an die Studierenden herangetragen werden könnte. Die vorliegende Studie kann ein Beitrag dazu liefern, die Praktikabilität der Gestaltungskompetenz mit ihren Teilkompetenzen für den Einsatz zum Beispiel in der Unterrichtsvorbereitung oder –durchführung von Schulgartenarbeit besser einschätzen zu können. Eine Übertragung der Ergebnisse auf andere schulische Lehr- und Lernarrangements ist anzunehmen, wurde in der vorliegenden Studie jedoch nicht überprüft. Ebenso konnte aufgezeigt werden, welche BNE-bezogenen Kompetenzen durch Schulgartenarbeit nach Einschätzung von Studierenden, die selbst im entsprechenden Lernsetting aktiv wurden, im Besonderen angebahnt werden können. ; Education has been identified internationally as a key issue in order to achieve sustainable development. To reach this goal, today as well as in the future, it is absolutely necessary to cope with ecological, social and economic challenges of a holistically conceived sustainability on a regional and global level. Therefore, the educational concept of education for sustainable development (ESD) has been pursued politically for almost 30 years and has been constantly developed and adapted by science. Various individual model programs were carried out in Germany in the past. In 2016 ESD became part of Baden-Württemberg's curricula as one of six guiding educational goals. Each school subject has its specific contribution to realize these goals. In this context, the subject of biology is considered to play an outstanding role for the implementation of ESD. In particular school gardening, which is directly linked to the subject, became the focus of attention by politics and science. The present study focuses on the link between school gardening and ESD. A mixed-method approach was used in the case study in order to pursue three main objectives. At the first step ESD-related learning potential was identified, that student teachers associate with their own work in a university garden. Another focus was put on students understanding of sustainability and shaping competence ("Gestaltungskompetenz") within the framework of ESD, which they should later initiate and pass on to their own students according to the given curricula. Teaching units with appropriate material were developed based on the results of the study. These teaching materials should enable the implementation of ESD in the context of school gardening. Finally, a variety of these teaching materials were evaluated. Students mostly agreed (tended to agree) with the learning potential of selected ESD-related competencies while working in the university garden. However, they only recognized the opportunities infrequently that school gardening offers to implement global learning or to establish intergenerational connections. However these are essential basic ideas of the shaping competence. The specifically developed teaching materials changed students' perceptions so that they also associated global thinking with school gardening. The students had problems understanding some of the twelve sub-competencies, which constitute the shaping competence. In addition, many students showed little or no global or intergenerational thinking patterns. Accordingly, it can be assumed that student teachers in the university garden have an incomplete understanding of the shaping competence to be taught. It was also found out that students showed numerous overlaps in their understanding of the individual sub-competencies. It seems that the sub-competencies cannot be clearly distinguished. Based on the results, two approaches were developed for how the construct of shaping competence could be maintained in a modified form in the context of school gardening and delivered to students. The present study can contribute to a better assessment of the practicability and usability of the shaping competence with its sub-competencies, for example, in teacher's work concerning school gardening. A transfer of the results to other school teaching and learning arrangements can be assumed, but was not tested in the present study. Moreover, it was possible to show which ESD-related competencies in particular can be initiated through school gardening according to the assessment of students who themselves became active in the corresponding learning setting.
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In: Osteuropa, Band 41, Heft 7, S. 695-700
ISSN: 0030-6428
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In: Medienkulturen 4
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In: Osteuropa, Band 39, Heft 1, S. 61-67
ISSN: 0030-6428
Seit dem Machtantritt Gorbacevs wächst wieder das Interesse an der Beschäftigung mit sowjetischer Ideologie. Der Verfasser gibt einen Überblick über drei Arbeitskonferenzen, die 1987-88 in Köln zur Positionsbestimmung stattfanden. Themen waren das Verhältnis von Ideologie und Bewußtsein, die systemlegitimierende Kraft der Ideologie, der internationale Einfluß auf die derzeitige Politik der UdSSR und deren mögliche Perspektiven sowie abschließend eine Bewertung des derzeitigen Gorbacev-Kurses. (BIOst-Jhn)
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KURZFASSUNG DER ERGEBNISSE In der Dissertation werden die Bezüge zwischen Dostoevskijs zeitlich aufeinanderfolgen- den Werken Tagebuch eines Schriftstellers (1873 bis Januar 1881) und Die Brüder Karamasov (1878 bis 1880) untersucht. Die Untersuchung folgt der These, dass sich der Autor beim Verfertigen des Romans Die Brüder Karamazov vielfach der Texte bediente, die er zuvor für das Tagebuch eines Schriftstellers verfasst hatte, und dass er im Roman dieselben Ideen und Überzeugungen vertritt wie im überwiegend journalistischen Tagebuch. Diese These von dem Werkstatt-Charakter des Tagebuchs steht im Widerspruch zu der in der Literatur häufig postulierten Trennung in einerseits den Publizisten und andererseits den Romanautor Dostoevskij, die auf Michail Bachtins Vorwort zu seinen Problemy poėtiki Dostoevskogo aus dem Jahr 1929 fußt. Vor dem Beginn der Analyse soll ein kurzer Überblick im zweiten Kapitel zeigen, in welcher Weise sich die slavistische Literaturwissenschaft von den 1920er Jahren bis heute mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Im folgenden dritten Kapitel wird der Einsatz ausgewählter Stilmittel im Tagebuch und den Brüdern Karamazov miteinander verglichen. Dazu gehören die Polyphonie, die Doppelung von Charakteren, unterschiedliche Zeitkonzepte (wie die offene und die geschlossene Zeit) und die Mittel der Charakterisierung von Personen und Schauplätzen der Handlung. Der enge Zusammenhang beider Werke wird im vierten Kapitel in der Analyse der direkten Übernahmen aus der Gerichtsberichterstattung im Tagebuch in die Brüder Karamasov deutlich. Zu den direkten Übernahmen gehören auch Dostoevskijs Kritik der russischen Gesellschaft seiner Zeit und sein orthodoxer Glaubenseifer. Im fünften Kapitel werden die indirekten Übernahmen analysiert, also Gedanken und Motive aus dem Tagebuch, die Dostoevskij in eine andere Form gebracht hat, um sie für den Roman zu verwenden. Hierzu zählen strukturelle Bausteine, Bausteine der Philosophie Dostoevskijs, seine Feindbilder und Bausteine der Handlung. Im Anschluss daran werden die drei großen Mythen im Tagebuch und den Brüdern Karamazov besprochen: Der Mythos des Vatermords, der Mythos Ivans mit seiner Religionskritik und der christliche Mythos. Anhand der Vielzahl direkt und indirekt übernommener Motive wird im zentralen siebten Kapitel der Versuch unternommen, die Grundpositionen Dostoevskijs und ihre Verdichtung im Roman zu definieren. Als Schlüsselbegriffe für Dostoevskijs Denken lassen sich hier vor allem die persönliche Moral (das "Demütige Dich"), die sozialen Ideale und die "tätige Liebe" ausmachen. In einem Exkurs zu dem 1868/69 entstandenen Roman Der Idiot wird gezeigt, dass sich die politischen und religiösen Überzeugungen Dostoevskijs im Zeitablauf von 1868 bis 1881 nicht verändert haben. Als wichtiges Ergebnis der Arbeit ist festzuhalten, dass sich die Charaktere der Brüder Karamasov als Verlebendigung der von Dostoevskij im Tagebuch vertretenen Reformideen und Überzeugungen verstehen. Eine willkürliche Trennung zwischen Dostoevskijs Arbeit als Publizist und als Romanautor erscheint deshalb nicht gerechtfertigt. ; SHORT SUMMARY OF RESULTS In this dissertation, the relationship between Dostoevsky's A Writer's Diary (1873 until January 1881) and the novel The Brothers Karamazov (1878 until 1880) is being exam- ined. The working hypothesis for this examination is that the Diary has served as an open workshop for the upcoming novel. This thesis contradicts the supposed separation of Dostoevsky's work as a journalist on the one hand and a novelist on the other. Critics who favour this kind of separation often appeal to the preface to Mikhail Bakhtin's 1929 Problems of Dostoevsky's Art. The second chapter functions as a short summary of the comparative analysis of the Diary and the Brothers Karamazov in literary science since the 1920s. Dostoevsky's usage of selected stylistic devices in the Diary and the Brothers Karamazov is compared in the following, third chapter. These devices include polyphony, the doubling of characters, different concepts of time (such as open and closed time), and the methods of characterizing persons and locations. The direct transfers from Dostoevsky's reporting on judicial processes in the Diary to the Brothers Karamazov, which are given in the fourth chapter, make the close connection between the two works apparent. Dostoevsky's critique of the Russian society of his time and his orthodox religious zeal are also amongst these direct transfers. In the fifth chapter, the indirect transfers are being analysed. Indirect transfers are those, where Dostoevsky takes thoughts and motives from the Diary and modifies them for their appearance in the novel. Some examples are structural components, elements of Dostoevsky's philosophy, his antagonistic picture of Jews, Poles, and the Catholic Church and building blocks of his plot. The next point of discussion are the three big myths in the Diary and The Brothers Karamazov: the myth of patricide, the myth of Ivan and his critique of religion, and the Christian myth. With the help of the manifold of directly and indirectly transferred motives an attempt is made to define those of Dostoevsky's basic principles that are commonly occurring in the novel. Amongst these are his personal moral code (the need for humility), his social ideals, and "active love". In an excursion examining the political convictions of the author and the novelist as already laid down in the novel The Idiot (written in 1868/69), it is argued that the political convictions of Dostoevsky have not changed between 1868 and 1881. Summarizing, the characters in the Brothers Karamazov should be understood as manifestations of ideas that Dostoevsky put forward in the Diary. Because of that, the supposed separation between Dostoevsky's work as a journalist and his work as a novelist is artificial and without substance.
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Die Studie geht der Frage nach, wie sich die Entwicklung von Aufteilungsgerechtigkeit im Schulkontext zwischen Kindheit und Erwachsenenalter vollzieht. Werden die Gerechtigkeitskriterien "Gleichaufteilung", "Orientierung an Anstrengung/Leistung" und "Orientierung an Bedürftigkeit" bei Zuweisungsentscheidungen altersabhängig verwendet oder entwickelt sich das Denken über Gerechtigkeit in Abhängigkeit von Sozialisationserfahrungen innerhalb des Umfelds, in dem sich die zuweisenden Personen befinden? Zudem gilt es herauszufinden, ob sich Geschlechtsunterschiede sowie Zusammenhänge zwischen Gerechtigkeit und der Mitgefühlsbereitschaft ergeben. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden N = 528 Versuchspersonen neben der Geschlechtszugehörigkeit (n = jeweils 264) auch danach klassifiziert, welchem Schultypus (Grundschule, Hauptschule, Realschule oder Gymnasium) sie zugehören und ob sie SchülerInnen, Studierende oder Lehrkräfte sind. Die Analyse der Aufteilungsgerechtigkeit wurde anhand eines Experiments durchgeführt, in dem die Untersuchungsteilnehmer intuitiv ein Gut zwischen zwei Stimulusfiguren aufteilen sollten, deren unterschiedliches Maß an Anstrengung und Bedürftigkeit systematisch variiert wurde. Für die Messung des Mitgefühls kam ein Fragebogen zum Einsatz. Es zeigte sich, dass alle TeilnehmerInnen sowohl die Anstrengung als auch die Bedürftigkeit in ihren Aufteilungsentscheidungen berücksichtigten. Während der Faktor Bedürftigkeit als alleiniges Kriterium bei allen Kindern und Jugendlichen mit ansteigendem Alter an Bedeutung verlor, war eine stetige Zunahme der Integrationsfähigkeit in Bezug auf die erhaltenen Informationen festzustellen. Im Vergleich der Schularten orientierten sich die Schülerinnen und Schüler aus der Grund- und Hauptschule weniger stark als jene aus der Realschule und dem Gymnasium an der Anstrengung; das gleiche galt für die Studierenden der drei genannten Schulrichtungen. Dieser Trend kehrte sich bei den berufstätigen Lehrkräften um: Hier berücksichtigten die TeilnehmerInnen aus der Haupt- und Realschule im Vergleich zu denen aus dem Gymnasium und der Grundschule die Anstrengung mehr. In den Befunden ließ sich weder eine Geschlechtsabhängigkeit in der Zuweisungsmenge noch eine Korrelation zwischen Gerechtigkeitsdenken und Mitgefühl der befragten Personen nachweisen. Aufgrund der Daten liegt der Schluss nahe, dass in der Entwicklung der Aufteilungsgerechtigkeit über den Lebenslauf sowohl altersspezifische, v. a. aber schulspezifische Komponenten, also soziale Erfahrungen, zusammenwirken. Offen dabei bleibt, inwiefern im Erwachsenenalter politische und ökonomische Gegebenheiten in diesbezügliche Entscheidungen mit einfließen. ; The study looks into how distributive justice develops in an academic context from childhood to adulthood. Are "equality", "consideration of effort/achievement" and "consideration of need" as criteria for justice in decisions of allocation used differently depending on a person's age or does the concept of justice develop in accordance with socialization experiences within the allocating persons' environment? Moreover, the study tries to find out if there are gender differences and interrelations between the concept of justice and readiness for sympathy. To answer these questions, N = 528 subjects were not only classified according to gender (n = 264 each) but also according to which type of school (Grundschule, Hauptschule, Realschule or Gymnasium)* they are associated with and whether they are pupils, students* or teachers. Distributive justice has been analyzed by means of an experiment: The subjects were asked to intuitively allocate a desirable object to one of two persons, whose effort and need were varied systematically. Sympathy was measured with a questionnaire. For making their allocation decision, all participants took into consideration effort as well as need. While the factor of need as a sole criterion became less important among children and juveniles with increasing age, a constant increase in the capability of integrating the available information became obvious. Comparing the different school types, effort was less important for pupils from the Grundschule and Hauptschule than for those attending Realschule and Gymnasium. The same applied to students studying to become teachers at those school types. This trend was reversed among the teachers: Here the participants from Hauptschule and Realschule attached more importance to effort than those from Gymnasium and Grundschule. Neither could gender differences nor a correlation between the subjects' concept of justice and sympathy be established. All these data suggest that the development of distributive justice from childhood to adulthood is influenced by an interaction of age and, more importantly, school-related components, i. e. social experiences. However, the question remains unanswered to what extent adults are influenced by political and economic circumstances in such decisions. *Translator's note: Grundschule – primary school, four grades, beginning at age six or seven After primary school, pupils in the German school system can choose between three levels of secondary education: Hauptschule – five grades, leading to vocational training in businesses and part-time vocational school Realschule – six grades, intermediate level, leading to further vocational education Gymnasium – eight grades, academically oriented, leading to the Abitur (school-leaving certificate and university entrance qualification) *Translator's note: Students aspiring to a teaching degree for the German school system have to decide at a very early stage of their university education at which type of school (see above) they want to teach.
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Das Zurückdrängen der osmanischen Macht auf dem Balkan hatte die habsburgische Dynastie gestärkt und das kulturelle Umfeld des Wiener kaiserlichen Hofes beflügelt. Man beanspruchte die Führungsrolle auf der politischen Bühne Europas und begann unter diesen Vorzeichen den Spanischen Erbfolgekrieg, der zu einer kurzzeitigen Residenz des Erzherzogs Karl in Barcelona führte. Hier entspann sich ein dem Wiener Vorbild vergleichbares Musikleben, das aber -z.B. die aufgeführten Opern betreffend- ein eigenständiges Profil gewann. Zur selben Zeit wurden auch in Wien Opern gegeben, die Erzherzog Karl gewidmet waren, darunter 1710 La decima fatica d'Ercole von Johann Joseph Fux. Wie sich zeigt, kommentiert das Libretto insgeheim die missliche Lage im Spanischen Erbfolgekrieg und wechselt bereits vor Kriegsende von der Realität in eine Vision, die das dynastische Denken der Habsburger hinfort prägte. ; La retirada paulatina de poder dels otomans als Balcans havia reforçat la dinastia habsburguesa i alhora havia inspirat la vida cultural de la cort imperial vienesa, fins a la pretensió de gestionar el teatre polític d'Europa. Sobre aquests auguris s'inicià la Guerra de Successió, que motivà la residència temporal de l'arxiduc Carles a Barcelona. En aquesta ciutat el conreu de la música desenvolupà el model vienès, bé que aviat -pel que fa a la interpetació de les òperes- aconseguí un perfil característic. Simultàniament, a Viena foren representades algunes òperes dedicades a l'arxiduc Carles; per exemple, La decima fatica d'Ercole de Johann Joseph Fux. El libretto comenta la precària situació de les tropes habsburgueses a la Guerra de Successió, canviant la realitat per una visió, que fonamentà el pensament de la dinastia habsburguesa. ; La retirada paulatina del poder de los turcos en los Balcanes había reforzado la dinastía de los Haubsburgo y, a la vez, había inspirado la vida cultural de la corte imperial vienesa, incluso a la pretensión de arbitrar el teatro político de Europa. Sobre estos augurios, se inició la Guerra de Sucesión, que motivó la residencia temporal del archiduque Carlos en Barcelona. En esta ciudad, el cultivo de la música desarrolló el modelo vienés, aunque pronto -en lo que se refiere a la interpretación de las óperas- consiguió un perfil más característico. Simultáneamente, en Viena se representaron algunas óperas dedicadas al archiduque Carlos; por ejemplo, La decima fatica d'Ercole, de Johan Joseph Fux. El libretto comenta la precaria situación de las tropas austríacas en la Guerra de Sucesión, cambiando la realidad por una visión, que fundamentó el pensamiento de la dinastía haubsburguesa. ; Le retrait progressif des Balkans de la part des Turcs avait renforcé la dynastie des Habsbourg en même temps qu'il inspirait la vie culturelle de la cour impériale viennoise voire même la prétention d'arbitrer le théâtre politique européen. La Guerre de Succession fut déclenchée sous ces auspices, ce qui motiva la résidence temporaire de l'Archiduc Charles à Barcelone. Dans cette ville, la culture musicale développa le modèle viennois, bien que ce dernier atteigne rapidement un profil plus caractéristique en ce qui concerne l'interprétation des opéras. Simultanément, des opéras dédiés à l'Archiduc Charles furent représentés à Vienne, comme par exemple La decima fatica d'Ercole, de Johan Joseph Fux. Le libretto évoque la situation précaire des troupes autrichiennes lors de la Guerre de Succession, substituant la réalité par la vision qui fonda la pensée de la dynastie des Habsbourg. ; The gradual withdrawal of Turkish power in the Balkans reinforced the Hapsburg Dynasty and also inspired the cultural life of the imperial Viennese court, including the pretension of arbitrating European political theatre. It was against this backdrop that the War of Succession began, which led to Archduke Charles temporary taking up residence in Barcelona. In this city, music developed along Viennese lines, but soon -in terms of opera performances- it would take on a character more of its own. Meanwhile, in Vienna, some operas were performed in honour of Archduke Charles; for example, La Decima Fatica d'Ercole, by Johann Joseph Fux. The libretto comments on the precarious situation of the Austrian troops in the War of Succession, and changes reality into a vision, which was the basis for the thinking of the Hapsburg Dynasty.
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Die philosophische Diskussion um das, was mit Macht bezeichnet wird, bewegt sich vornehmlich im Rahmen des Politischen. Auch die Autoren, die Macht für eine anthropologische Konstante erachten, wie zum Beispiel Georges Sorel, Thomas Hobbes, Helmuth Plessner und Hannah Arendt, entwerfen den Begriff in der Regel im Hinblick auf ein Staats- oder Gemeinwesen. Im 19. und 20. Jahrhundert macht sich, als Folge der Industrialisierung, in den politischen Theorien eine zunehmende Berücksichtigung der ökonomischen Herrschaftsverhältnisse bemerkbar, wobei jedoch das Phänomen der Macht ebenso wie das Selbstverhältnis des handelnden Einzelsubjekts wie zum Beispiel bei Karl Marx, keine gebührende theoretische Beachtung finden. Im Bereich der Psychologie, der Soziologie und der Wirtschaftswissenschaften findet sich hingegen ein reichhaltiges Sammelsurium zu Fragen der. Zumeist beschäftigen sich die einschlägigen Publikationen jedoch überwiegend mit empirischen Problemen wie Management- und Konfliktlösungsstrategien. In der Regel ist eine theoretisch philosophische Fundierung des Subjekt- oder Machtbegriffs ebenso wie in der Politologie nicht zu erkennen. So schreibt Paul Noack: "Neuere Ansätze, Macht als ein sozialtechnisches Steuerungsmittel zu beschreiben, das heißt, sie als eine Kraft einzuordnen, die den Beziehungen zwischen den politischen Akteuren zugrunde liegt verzichten auf eine umfassende Definition. An Stelle dessen tritt der Versuch, die Wirkung und die Verteilung von Macht zu erkennen." Generell ist festzustellen, dass sich auch Autoren mit philosophischem Anspruch zumeist nur mit den Folgen der Machtausübung in größeren Zusammenhängen auseinandersetzen. Anstatt den Begriff in seiner Tiefe auszuloten und auch nach dem handelnden, Macht ausübenden Subjekt zu fragen, sind die Ausführungen bezüglich dessen, was das spezifische der Macht anbelangt, zumeist sehr oberflächlich und verlassen nur selten die Ebene der Empirie. Das Scheitern vieler Versuche das Phänomen der Macht zu beschreiben hat in der Regel seine Ursache im verfehlten Ansatzpunkt der Untersuchungen. Nicht die empirische Beobachtung muss, so man den ontologischen Status der Macht fassen will, als Ausgangspunkt der Untersuchung gewählt werden. Will man das Wesen der Macht verstehen, müssen die Vorgänge, welche die Konstitution des Subjekts, das machtvoll in den Weltlauf eingreift, bedingen sowie der Begriff der Subjektivität in ihrer ganzen Breite untersucht werden. Ein tieferes Verständnis der wechselseitig aufeinander verwiesenen Begriffe Subjektivität und Macht kann nur eine Analyse der das Subjekt beziehungsweise das Individuum konstituierenden Vorgänge leisten. Das Phänomen Macht kann erst dann Gegenstand einer Theorie werden, wenn es gelingt zu klären, wie ein Subjekt sich als Subjekt – das heißt als Ich – er- und begreift. Darüber hinaus muss geklärt werden, wie der Wandel vom Rezipienten amorpher, kontingenter Reize hin zum interpretierenden und handelnden Zurechnungssubjekt vonstatten geht. In der Auseinandersetzung mit der Philosophie der Subjektivität wird aufgezeigt, dass Macht und deren Ausübung nicht zum Beispiel in der Angst vor einem gewaltsamen Tod (Hobbes), dem Streben nach Lust (Helvetius), dem Streben nach wodurch auch immer motivierter Kommunikation (Arendt, Luhmann, Habermas) oder ähnlichem wurzelt, sondern, dass Macht als ein unbedingtes, diesen empirisch beobachtbaren Verhaltensmustern vorgelagertes Phänomen der Selbstvergewisserung und Selbstkonstitution des Subjekts betrachtet werden muß. Subjektivität ist ohne den Begriff der Macht nicht denkbar und umgekehrt. Die vorliegenden Arbeit zeigt auf, dass das einzelne Subjekt, wie der Begriff der Subjektivität, insofern auf den Begriff der Macht verwiesen sind, als das Ausüben von Macht die Form des "In-der-Welt-Seins" der Subjektivität ist. Macht und Subjektivität stehen in einem gegenseitigen Verweisungszusammenhang. Es sind zwei Begriffe, die wechselseitig füreinander konstitutiv sind. Subjektivität lässt sich nicht ohne Macht denken und Macht lässt sich ohne den Begriff der Subjektivität nicht verstehen. Subjektivität, so die These der vorliegenden Arbeit, ist das machtvolle, nach Fichte vor allem vernunftgeleitete, Gestalten von Welt und Gemeinschaft durch ein Ich, das sich zu sich und zur Macht selbst ermächtigt hat und als solches für sein Handeln verantwortlich ist. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wird das subjectum dem Wortsinn entsprechend anhand der Arbeiten von Johann Gottlieb Fichte und Walter Schulz als das "Zugrundeliegende" aufgewiesen. Im Anschluß an die zwei grundlegenden Theorien der Subjektivität folgt im zweiten Teil ein Aufriss klassischer Theorien der Macht, der deutlich die mangelnde theoretische Fundierung derselben bezüglich einer Theorie der Subjektivität aufzeigt. Im dritten Teil erfolgt der Versuch des Entwurfs einer Theorie der Macht auf der Basis einer Theorie der Subjektivität. ; The discussion and analysis of what we call 'power' is largely confined to the narrow field of politics and political science, apart from a few exceptions. Even philosophers like Georges Sorel, Thomas Hobbes, Helmut Plessner and Hannah Arendt, who consider power an anthropological constant, draft the idea with regard to political systems or communities. In the 19th and 20th centuries the consequences of industrialisation found their way into political theories, and as a result economical structures of power were considered more and more important. But neither the phenomenon of power nor the relation of the acting single subject to itself (like e.g. in Karl Marx' work) were discussed on a sound theoretical basis. However, in the fields of psychology, sociology and economic sciences there is an abundant coverage of the question of power. Yet the pertinent publications mostly deal with empirical problems like strategies of management and solving of conflicts. As a rule it is hard or even impossible to find any well-founded theoretical philosophical conception of 'subject' or 'power' neither in these publications nor in political science. Paul Noack writes: "Recent approaches which describe power as a means of socio-technological control, i.e. classify power as a force underlying the relations between political actors, relinquish a comprehensive definition. Instead, they try to recognise the effects and the distribution of power."1 All in all it has to be said that even authors who follow a philosophical approach in most cases just deal with the consequences of the exercise of power on a larger scale. They do not explore the idea of power in depth and neglect to pay attention to the acting subject that exercises power. On the contrary, discussions of what is specific about power are mostly superficial and rarely transcend the level of empirical observation. The fact that so many approaches fail to successfully explain the phenomenon of power is often due to an ill-conceived starting point of the discussion. I t is not empirical observation that can serve as a starting point if you want to determine the ontological status of power. If you want to understand the nature of power, you have to examine the processes which condition the constitution of the subject that powerfully engages in the course of the world, and you have to examine the idea of subjectivity in its whole range. Only an analysis of the processes that constitute the subject or rather the individual can yield a deeper understanding of the reciprocally referred ideas of subjectivity and power. The phenomenon of power can only be theorized about if you succeed in resolving the problem of how a subject considers and seizes itself as 'subject', i. e. as 'I'. Moreover, it has to be made clear how the change from a percipient of amorphous contingent stimuli into the interpreting and acting subject takes place. Through a critical dialogue with the philosophy of subjectivity this doctoral dissertation shows that power and ist exertion do not have their roots in e. g. the fear of a violent death (Hobbes), the pursuit of pleasure and desire (Helvetius), the pursuit of communication, however it may be motivated (Arendt, Luhmann, Habermas), or something similar. Instead, it shows that power is a phenomenon that precedes all these empirically observable patterns of behaviour, it shows that power has to be regarded as a phenomenon of selfreassurance and self-constitution of the subject. Subjectivity is inconceivable without the idea of power and vice versa. This doctoral dissertation shows that the individual subject, just like the idea of subjectivity, refer to the idea of power in as much as the exertion of power is the form of the "Being-in-the world" ("In-der-Welt-Sein") of subjectivity. Power and subjectivity refer to each other reciprocally. They are two ideas that constitute each other mutually. Subjectivity cannot be conceived withoutthe idea of power, and power cannot be conceived without the idea of subjectivity. The thesis of this dissertation is that subjectivity is the powerful, and according to Fichte mainly rationally-led act of giving shape and form to world and community by an Ego ("Ich"), that has empowered itself to itself and to power. And as such it is responsible for its action. The first part of this doctoral dissertation is based on the works of Johann Gottlieb Fichte and Walter Schulz and shows the subjectum in accordance with ist etymological roots as the "under-lying". Following the two basic theories of subjectivity the second part deals with an outline of classic theories of power, showing their lack of a sound theoretical basis concerning a theory of subjectivity. The aim of the third part of this dissertation is to try to present the outlines of a theory of power on the basis of a theory of subjectivity.
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Entsprechend der Erkenntnis, dass weltweit Regionen von hoher Schutzpriorität zumeist auch soziale Lebensräume indigener und lokaler Gemeinschaften sind, wird im internationalen Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (CBD) explizit gefordert, deren Wissen, das für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität von Bedeutung ist, anzuerkennen, zu bewahren und seine breitere Anwendung zu fördern. Ausgehend von dieser Inwertsetzung fokussiert die umweltethnologische Arbeit die lokale Umsetzung der Konvention durch die Ausweisung von Schutzgebieten und untersucht Möglichkeiten adaptiver Konzepte, die kulturspezifische Wissensformen als Bestandteil indigenen Ressourcenmanagements mit globalen Schutzinteressen zu integrieren versuchen. Basierend auf der Annahme, dass geschützte Landschaften auch immer kulturelle Landschaften sind, in die Spuren menschlichen Handelns und Denkens eingeschrieben sind, untersucht die Studie exemplarisch indigenes Wissen von Maya-Q'eqchi' Gemeinschaften im Umfeld von Schutzgebieten in Alta Verapaz, Guatemala. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Dimensionen indigenen Wissens, die für den Schutz und die Bewahrung natürlicher Ressourcen von Relevanz sind. Über die materielle Ebene von sichtbaren Wissensinhalten hinaus geht es um symbolische Bedeutungsebenen von Mensch-Umwelt-Beziehungen, die - weil zumeist unsichtbar - im akademischen und umweltpolitischen Diskurs weitgehend unberücksichtigt bleiben. Beide Wissensdimensionen in einer Analyse zu integrieren und sie in einen Kontext historischer, sozio-ökonomischer und machtpolitischer Strukturen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu stellen, ist das zentrale Anliegen der Arbeit. Sie zeigt, dass Umweltkenntnisse an spezifische Naturkonzeptionen und Interpretationen von Raum und Zeit, von Identität und Kausalität gebunden sind, die Menschen Orientierung in ihren wesentlichen Lebensbeziehungen geben. Wie Menschen Natur wahrnehmen und was Natur für sie bedeutet, ist an diese kulturspezifischen Wertvorstellungen gebunden. Diese sind eingewoben in ein Weltbild, verstanden als ein meist nicht bewusst reflektiertes philosophisches Konzept mit Deutungsmustern, das nicht nur welterschließend, sondern auch handlungsorientierend ist und als Sinn gebende Instanz das Mensch-Natur-Verhältnis definiert. Schutzgebiete sind nicht nur Schauplätze divergierender Nutzungsinteressen, sondern auch Orte, wo verschiedene Naturkonzeptionen und Weltbilder aufeinander treffen. Davon muss man ausgehen, wenn indigenes Wissen im Sinne der Biodiversitätskonvention bewahrt werden soll. Die interkulturelle Verständigung über verschiedene Naturkonzeptionen ist eine Voraussetzung, globale Schutzinteressen mit Nutzungsbedürfnissen der Bevölkerung auf lokaler Ebene in Einklang zu bringen. Im Gegensatz zum ›westlich‹-wissenschaftlichen Weltbild trennt die indigene Kosmovision nicht zwischen objektiver Naturerkenntnis und subjektiver Naturwahrnehmung und ist insofern wegweisend für eine neue ganzheitliche Umweltethik. ; Due to the recognition that many areas of the world that contain high levels of biodiversity are cultural landscapes inhabited by indigenous and local communities, the significant role such communities play in preserving natural resources has been underlined in the International Convention on Biological Diversity (CBD). In particular, the agreement calls for the acknowledgement and wider application of local knowledge systems being embedded in traditional lifestyles as they can contribute to the in situ conservation of biodiversity. The purpose of this study is to analyse the role of indigenous communities and local knowledge systems in the global environmental debate. It draws on an ethnographic case study of Maya-Q"eqchi" communities living adjacent to protected areas in Alta Verapaz, Guatemala. The operative paradigm, that underlies the anthropological perspective, indicates that a comprehensive understanding of the cultural context is essential to the success of any initiative designed for the sustainable use and conservation of biodiversity. Accordingly, the applied approach assumes that indigenous environmental knowledge has to be encountered as a social product integral to the respective cultural system it has been generated in. Equally, human cognitive understandings of nature are culturally embedded, bound to locality and intertwined with the broader context. This implies a multidimensional reality in which diverse economic, social, political and historical aspects intersect. The field-based research is concerned with these contextual dimensions, whereas the particular purpose intends to document that indigenous knowledge depends not only on the relationship between humans and nature, but also on the relationship between the visible material and theinvisible spiritual worlds. Especially, it aims to explore the significance of the internal dynamics of cultural values related to local landscapes and beliefs in the intimate attachment of humans to nature, which are closely tied to subsistence activities and ritual practices that define indigenous perceptions of the environment. Although the determining role of worldviews in indigenous cultures has been highlighted for a long time, their relevance for issues related to biodiversity conservation has only recently emerged. In the quest for a global solution to the protection of biodiversity, local knowledge, customary practices, social values and religious beliefs provide a foundation upon which effective initiatives responsive to the needs of the humans involved should be based on. The relatedness of culture and nature through which the Q"eqchi" conceptualise their world might serve as a better basis for a meaningful consideration of alternative conservation measures. Thus, strategies in protected area management need to be modified to realise the implications of a multicultural definition of environment. The implementation of such a more broadly based and holistically conceived bio-cultural conservation approach demands an entirely different epistemology for cultural affirmation, which may be derived from environmental ethics and principles rooted in the indigenous cosmovision.
BASE
In: Osteuropa, Band 47, Heft 1, S. 3-25
ISSN: 0030-6428
Die Autorin führt zunächst die Argumente westlicher Forscher an, die bestreiten, daß sich die im Jahre 1989 in Ostmitteleuropa erfolgten Umbrüche unter den klassischen Revolutionsbegriff subsumieren lassen, und setzt sich sodann kritisch mit dieser Argumentation auseinander. Die verschiedenen Ursachen revolutionären Entwicklung in Ostmitteleuropa werden anschließend unter geopolitischen und nationalen Aspekten diskutiert. Darüber hinaus wird die Rolle des "Gorbacev-Faktors" untersucht. Die Autorin arbeitet abschließend die gemeinsamen Charakteristika der ostmitteleuropäischen Revolutionen heraus und faßt die Ergebnisse und Perspektiven der Revolutionen zusammen. (BIOst-Mrk)
World Affairs Online
In: Osteuropa, Band 39, Heft 11/12, S. A592-A606
ISSN: 0030-6428
Aus sowjetischer Sicht
World Affairs Online
Blog: www.jmwiarda.de Blog Feed
Wie gehen Deutschlands Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen mit dem Nahostkonflikt um? Wie mit Antisemitismus und einer extrem aufgeheizten politischen Stimmungslage? Eine Analyse.
"AN DEUTSCHEN HOCHSCHULEN ist kein Platz für Antisemitismus", sagte Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am Tag nach der HRK-Mitgliederversammlung Mitte November
2023. Die Hochschulen müssten Orte sein, an denen sich Jüdinnen und Juden wohl und sicher fühlen können, "ohne Wenn und Aber". Die Erklärung, die Rosenthal diesmal im Namen aller
HRK-Mitgliederhochschulen abgab, war nicht seine erste, und sie kam fünf Wochen nach dem Terrorangriff auf Israel.
Dennoch kam sie genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn seit Hamas-Terroristen am 7. Oktober die Grenzanlagen überwunden und wahllos Männer, Frauen und Kinder misshandelt und ermordet und rund 240
Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt hatten, war viel passiert. In Israel, im Gazastreifen, aber auch auf dem deutschen Hochschulcampus. Die HRK zählt auf: "Unverhohlene Drohungen mit
körperlicher Gewalt, das Anbringen von Plakaten oder Graffiti sowie Kundgebungen, die den Terror der Hamas gutheißen, die Opfer ausblenden oder aufrechnen, die das Existenzrecht Israels in Frage
stellen und Jüdinnen und Juden insgesamt angehen und einschüchtern sollen".
Erste Einigkeit bröckelte schnell
Dabei hatte es direkt nach den Hamas-Verbrechen so ausgesehen, als würde Deutschlands Wissenschaftscommunity in großer Einigkeit reagieren. Vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) über
die Allianz der Wissenschaftsorganisationen bis hin zu Studierendenverbänden und Hochschulen überall im Land: Die Verurteilungen der Untaten waren fast immer ohne Zögern und Relativierungen,
unmissverständlich, mitfühlend und zugleich kämpferisch ausgefallen. "Wir stehen solidarisch an der Seite des Staates Israel. Wir gedenken der Israelis und der Menschen aus aller Welt, die dem
Terror der Hamas zum Opfer gefallen sind. Unser Mitgefühl gilt ihren Familien und Freunden, insbesondere auch unseren Kolleginnen und Kollegen an den israelischen Universitäten und am Weizmann
Institute of Science", schrieben etwa Max-Planck-Gesellschaft und Minerva-Stiftung am 11. Oktober 2023. "Sehr klar" und "außergewöhnlich" nannte denn auch etwa die Vizepräsidentin für
Internationales der Universität von Tel Aviv, Milette Shamir, im Research.Table die deutschen Reaktionen.
Während die Hochschulleitung der Hebräischen Universität in Jerusalem den amerikanischen Elite-Unis Stanford und Harvard vorwarf, diese hätten "uns im Stich gelassen". Die ersten Erklärungen der
beiden US-Universitäten hätten trotz der extremen Immoralität der Hamas-Terrorakte nicht klar Täter und Opfer benannt. Das Ziel, eine geschlossene Hochschul-Gemeinschaft zu erhalten, sei von
Stanford und Harvard über die eindeutige Verurteilung des Bösen gestellt worden, so der Vorwurf aus Jerusalem.
Weitere Aufregung verursachte ein Brief des studentischen "Harvard Undergraduate Palestine Solidarity Committee", demzufolge allein das "israelische Regime" mit seinem "Apartheid"-System die
Verantwortung trage für alle kommende Gewalt. 33 weitere Harvard-Studierendengruppen setzten ihre Unterschrift darunter. Woraufhin unter anderem der frühere US-Finanzminister und ehemalige
Harvard-Präsident Larry Summers auf der Plattform "X", vormals Twitter, kommentierte, dieses Statement mache ihn krank: Das "Schweigen der Harvard-Leitung" verbunden mit dem Brief der
Studierenden sorge dafür, dass Harvard "bestenfalls neutral" dastehe angesichts der "Terrorakte gegen den jüdischen Staat Israel".
Den richtigen Ton treffen
Es sollte nur ein paar Tage länger dauern, bis die Auseinandersetzungen um die Einordnung der Ereignisse in Israel und Gaza dann doch die deutsche Wissenschaft erreichten. So löschte die
Hochschule Düsseldorf (HSD) Mitte Oktober 2023 einen Instagram-Beitrag, in dem sie ihre Solidarität mit Israel erklärt hatte, nachdem die antisemitischen Kommentare darunter überhandnahmen. In
einer neuen Version, diesmal ohne Kommentarfunktion, sprach die Hochschule dann von einer politischen Diskussion, die zum Teil "in Ton und Inhalt nicht angemessen war". Der Post sei so verstanden
worden, "dass nur das Leid der Menschen in Israel gesehen wird. Aber die HSD steht selbstverständlich an der Seite aller Opfer von Krieg und Gewalt." Ein Schritt hin zur nötigen Ausgewogenheit –
oder das Einknicken vor dem Mob?
Fest steht: In den Chef*innen-Etagen vieler deutscher Wissenschaftseinrichtungen war in den vergangenen Wochen die Sorge groß, nicht den richtigen Ton zu treffen. Man möchte in der jetzigen
politischen Lage alles richtig machen, aber was heißt das? Das Ergebnis waren mitunter gleich klingende, schablonenhaft ähnliche Formulierungen.
Eine blutige Nase wiederum holte sich der Potsdamer Universitätspräsident Oliver Günther, als er – nach einem ersten sehr klaren Solidaritätsstatement zugunsten Israels – einen verunglückten
Versuch der vermeintlichen Differenzierung unternahm. Günther kritisierte die durch die israelische "Besetzung verursachten prekären und teilweise menschenunwürdigen Lebensumstände weiter Teile
der palästinensischen Bevölkerung" und fügte hinzu: "Offensichtlich ist auch, dass sich diese Probleme nicht durch eine aggressive Siedlungspolitik und Schikanen gegen die Zivilbevölkerung –
schlicht: Gewalt jeglicher Art lösen lassen. Ganz im Gegenteil führen solche Maßnahmen, wie wir vor wenigen Tagen gesehen haben, nur zu mehr Gewalt." Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) kommentierte flugs im Berliner Tagesspiegel: "Was Israel in diesen schweren Stunden nicht braucht, sind Schuldzuweisungen, Belehrungen, Relativierungen oder gar Versuche einer
Täter-Opfer-Umkehr ausgerechnet aus Deutschland."
Trauerfeier eskaliert
Besonders eindrücklich sind die Ereignisse, die sich in den vergangenen Wochen an der Universität Kassel zugetragen haben. Ein autonomes AStA-Referat hatte einen Film zeigen wollen, der
ausschließlich Position für Palästina ergreift. Was die Hochschulleitung um Unipräsidentin Ute Clement untersagte. Als wenig später die Jüdische Hochschulunion einen Stand auf dem Campus
aufbaute, inklusive Israel-Flagge, kochte die Stimmung hoch. Umso mehr, als bekannt wurde, dass ein früherer Kasseler Student mitsamt seiner Familie im Gazastreifen getötet worden war, laut
"Palestinian Lives Matter" bei einem israelischen Angriff.
Clement erlaubte eine Trauerfeier auf dem Campus unter der Auflage, sie nicht zu einer politischen Kundgebung zum Konflikt zwischen Israel und Palästina zu missbrauchen. Clement hielt sogar eine
Rede. "Zuerst sah es so aus, als würde es eine würdige Veranstaltung bleiben, dann wurde sie aber doch gekapert." Ihre Palästinensertücher hatten Teilnehmer nach Aufforderung der Unipräsidentin
während deren Trauerrede noch abgenommen. Als dann Redner doch gegen Israel zu agitieren begannen, stellte Clement das Mikrofon ab. Später erklärte die Hochschulleitung, sie sehe ihr "Vertrauen
missbraucht".
"Morgens, mittags und nachts", denke sie seitdem über sie Situation nach, sagt Clement, ihr sei dabei immer klarer geworden: Es gebe bei dem Thema in Deutschland ein Schisma, auch an den
Hochschulen. "Da sind Menschen meiner Generation, etwas jünger und älter, die alle ihr Leben lang gesagt haben: Nie wieder. Und die jetzt fassungslos vor dem stehen, was Juden in Israel und
anderswo geschieht. Und da sind viele Studierende und Angehörige der jungen Generation, viele mit arabischen Wurzeln, aber nicht nur, die das für einseitige Parteinahme halten und das Gefühl
haben, ihre Stimme werde in dem Konflikt nicht gehört. Die uns Älteren, die wir an das Existenzrechts Israels als deutsche Staatsräson glauben, vorwerfen, wir würden in unserem Rassismus nicht
das Leid der getöteten Kinder in Gaza und anderswo sehen.“
Sie sei erschrocken über solche Wahrnehmungen, sagt Clement, aber es sei wichtig, ihnen einen Rahmen zu geben, um Radikalisierungen zu verhindern. "Genau das sehen wir als Hochschulleitung jetzt
als unsere Aufgabe: eine gewaltfreie Debatte ermöglichen, die auf der Grundlage von Argumenten und Fakten stattfindet." Weshalb sie auf dem Zentralcampus jetzt zwei Banner aufgehängt haben, auf
Deutsch und auf Englisch, mit den Grundsätzen, die für alle gelten sollen. Unter anderem steht da: "Klar muss sein: Wir schauen nicht weg, wenn Menschen leiden. Das Existenzrecht Israels wird
nicht in Frage gestellt. Das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat wird nicht in Frage gestellt." Jede Form des Terrors sei abzulehnen, jegliche NS-Vergleiche verböten sich. "Genau wie
jede Form von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit." Der gesamte Uni-Senat stehe dahinter, sagt Clement. Was sie sich wünscht: dass sich alle Hochschulen in Deutschland gemeinsam einen solchen
Diskursrahmen geben.
Hitzige Töne und gegenseitig Vorwürfe
Und tatsächlich lud HRK-Präsident Walter Rosenthal direkt nach der HRK-Mitgliederversammlung zu einer weiteren virtuellen Austauschrunde ein "mit einem besonderen Fokus auf Maßnahmen zum Schutz
von jüdischen Studierenden sowie auf die Moderation von Konflikten auf dem Campus". Wie hatte er in seiner Erklärung gesagt: "Wir dulden keine Gewalt, weder verbal noch physisch, keinen
Antisemitismus, keinerlei Ausgrenzung – auch nicht gegen Studierende und Mitarbeitende palästinensischer Herkunft, die sich aktuell ebenfalls Sorgen machen." Und er fügte hinzu: Das Miteinander
an einer Hochschule und die produktive Diskussion auf und neben dem Campus beruhten auf wechselseitigem Respekt, der Wahrung wissenschaftlicher Grundsätze, auf der freiheitlich-demokratischen
Grundordnung und der Einhaltung der Gesetze.
Doch statt produktiven Diskussionen und wechselseitigem Respekt gibt es seit Wochen hitzige Töne und gegenseitige Vorwürfe. Etwa als die Staatsekretärin im Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) Sabine Döring auf "X" kritisierte, die international bekannte US-Philosophin Judith Butler kontextualisiere in einem Meinungsbeitrag das "Opfer" Hamas, aber nicht den "Täter"
Israel. "So kommt – trotz ‚Ich verdamme den Terror der Hamas‘ — am Ende eben doch eine Relativierung desselben heraus". Und Döring, zugleich Philosophieprofessorin an der Universität Tübingen,
fügte hinzu: Wenn man Butlers "hehre Vision" umsetze, würde der Staat Israel empirisch aufhören zu existieren und jüdisches Leben würde aus der Region rückstandsfrei getilgt.
Dörings Post löste Zustimmung, aber auch empörte Reaktionen in der Wissenschaftsszene aus. Der Historiker Ben Miller bezeichnete es ebenfalls auf "X" als "intellektuell grotesk, wenn jemand,
insbesondere eine Deutsche, auf die Arbeit einer jüdischen Philosophin, die in der jüdischen intellektuellen Tradition arbeitet, mit dem Vorwurf reagiert, sie würde das jüdische Leben nicht genug
wertschätzen". Was Döring pessimistisch resümieren ließ: "Sehen Sie, das ist genau der Grund, warum wir keine Chance mehr haben, miteinander einen fruchtbaren Diskurs zu führen."
Ein praktisches Ausrufezeichen der Verbundenheit mit Israel setzte derweil die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und vereinbarte mit ihrer israelischen Partnerorganisation Israel Science
Foundation (ISF) eine weitere Stärkung ihrer Zusammenarbeit. Zu den Zielen gehört, die gemeinsame Förderung deutsch-israelischer Forschungsprojekte zu ermöglichen und die Ausarbeitung eines
bilateralen Begutachtungsverfahrens. DFG-Präsidentin Katja Becker betonte, das sogenannte Memorandum of Understanding sei bereits vor dem Terrorangriff der Hamas ausgearbeitet worden. "Vor dem
Hintergrund der aktuellen Situation in Israel und in der Region bekommt die Stärkung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit nun zusätzliche Bedeutung, auch als Zeichen der Solidarität."
Dieser Artikel erschien zuerst im DSW Journal 4/2023.
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Die Wahrnehmung des Fremden, genauer, eines Menschen nichtdeutscher Herkunft in Deutschland, reduziert sich meist auf ein Wissen, das über Medien vermittelt wird und weniger aus eigenen Erfahrungen durch interkulturelle Kontakte erworben wird. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der medialen Konstruktion des Fremden, des Türken im Speziellen, in den Medien und auch hier insbesondere in deutsch-türkischen Filmen, seit Beginn der Arbeitsmigration nach Deutschland in den 1960er Jahren bis zur Gegenwart. Wie hängt Identität mit Migration zusammen? Eigentlich geht es um Ausländer, die keine sind; wo gehören deutsche Türken hin? Fatih Akın, Ayşe Polat, Neco Çelik und Sinan Akkuş gehören zu einer Reihe von Filmemachern, die als Lichtblick am deutschen oder deutsch-türkischen Film-Himmel gelten. Durch deren ethnischen Hintergrund werden ihre Filme oftmals als Migrantenfilm klassifiziert, einfach weil sich die Regisseure in irgendeiner Art und Form mit dem Thema Migration und Integration auseinandersetzen. Hier wird betrachtet wie sie ihre gewählten Motive und Themen im Lebensraum Deutschland konzipieren und charakterisieren. Dabei spielt die vom Regisseur intendierte Blickkonstruktion, also die Perspektive, die der Film dem Zuschauer nahe legt, eine große Rolle. Wie gehen die Regisseure mit Stereotypen um? Ändern sich hier Identitätsbilder, oder sind diese gleich bleibend? Mediale Wirklichkeitskonstrukte arbeiten vor allem mit Bildern und visuellen Vorstellungen, die die Menschheit seit Kindesalter als Vorurteile mit sich herum trägt. Medien verstärken und erzeugen selektierte und bereits interpretierte symbolische Wirklichkeiten für unsere visuell geprägte Welt. Sie erhärten diese Bilder, die wir von Fremden haben. Somit werden Stereotypen erzeugt, also sehr verallgemeinerte, einseitige Darstellungen. Selbst ein ratsames natürliches Misstrauen gegenüber den Medien kann dem nicht standhalten. Negative Stereotypisierungen sind an der Tagesordnung. Dabei werden ethnische Minderheiten oftmals als zu diskriminierende und auszugrenzende oder ausgrenzende Wesen gezeigt, als Opfer und Problemgruppe, bedrohlich und kriminell. Die Stereotype werden ins mediale Bild übersetzt, indem verallgemeinerte, einseitige Darstellungen visualisiert und konstruiert werden. Nachrichten berichten ereignisreiche Geschehnisse selten aus der Sicht oder im Interesse der Betroffenen und meist gibt es auch keine O-Töne. Solche negativen Nachrichten können Angst hervorbringen und die Einstellung des Zuschauers mitunter beeinflussen. Ausländer werden dadurch zum Auslöser eines Problems gemacht. "Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland werden als Sorgenkinder betrachtet, die ihrer einheimischen Umgebung Schwierigkeiten machen und dadurch Aufmerksamkeit finden." Medien entwerfen Weltbilder, analog zu den Mechanismen der menschlichen Wahrnehmung: die Standardisierung der Wahrnehmung als "Schubladen-Denken" und die Definition sozialer Situationen einer unübersichtlichen Gesellschaft. Türken in Deutschland haben sich noch immer nicht von Vorurteilen befreien können. Aber wie bekommt man konservierte Bilder aus den Köpfen der Menschen? Wie macht man aus Ausländern Inländer? Der Deutsch-Türke sollte endlich diese Bindestrich-Identität ablegen und als Deutscher mit türkischen Wurzeln, wie damals die Beutetürken, in Deutschland weiterleben dürfen. Denn, Die Stimmung vieler Deutsch-Türken wird immer gereizter. Mittlerweile löst allein die Frage "Woher kommst du?" einen gigantischen Aggressionsstrom aus. "Zeiten ändern sich und manchmal in die richtige Richtung!" , sagt zumindest Cem Özdemir, der Hoffnungsgeber der Grünen. Migranten haben auch heutzutage nur wenig Anteil am Diskurs über ihre Rolle in der deutschen Gesellschaft. So sind deutsche Mainstream-Medien angelegt. Der Blick von außen dominiert noch immer; der Fremde bleibt und ist ambivalent. Fernsehen und Printmedien funktionieren weiterhin über Klischees, weil Auflagen existieren, die noch nicht wegzudenken sind, schließlich ist man ja abhängig von Einschaltquoten und Verkaufszahlen. Das muss genutzt werden solange wie es Schubladendenken gibt, die dem zuzuordnen sind. Klischees vom fanatischen Moslem und der türkischen Importbraut erfüllen sich noch immer. Ehrenmorde sind interessanter als "migrantische" Alltagsgeschichten. Damit sich aber Meinungsbilder in der Allgemeinheit ändern können, muss integrativer berichtet werden. Auch sollten mehr Menschen mit Migrationshintergrund in den Medien arbeiten, doch sind es gerade mal 1/50, die hier tätig sind, und der Quotenausländer im TV ist immer noch gang und gäbe. In Film, Literatur, Kunst, Politik und Wirtschaft gibt es in Deutschland türkischstämmige Deutsche, die Karriere gemacht haben. Bei ihrer Suche nach einem individuellen Platz in der Gesellschaft scheint für Deutschtürken die ethnische Zugehörigkeit keine bedeutende Rolle mehr zu spielen. Die Prägung durch zwei oder mehr Kulturkreise ist für sie Normalität. Ziele und Lebensweisen von Türken und Deutschen haben sich angenähert und angeglichen und viele Deutschtürken denken sogar weiter als nur bis zum deutschen Horizont. Sie tun auch nicht mehr das, was von ihnen erwartet wird und was man von ihnen kennt. Der Begriff "Türke" klingt fast anklagend und für viele wie eine Beleidigung, die einen Stempel aufdrückt und eine Rolle zuschreibt, die man ablehnt. Man ist einfach viel mehr und eigentlich alles andere, als ein Mitglied einer radikal islamischen Vereinigung. "Die Türken" sind heute nicht nur im gesellschaftlichen Mainstream angekommen, sondern auch im filmischen. Die in Deutschland produzierten Filme der 70er und 80er, bis in die 90er Jahre hinein, die das Leben von Migranten darstellen, sind allesamt klischeebehaftet. Türken wurden als temporäre Gäste angesehen, sind aber mit dem Heranwachsen der nachfolgenden Generationen und ihren Integrationsproblemen endlich als Teil der deutschen Gesellschaft realisiert und akzeptiert worden. Empfindliche Berührungspunkte wir es noch eine Weile geben. Dazu zählen die Religion und einige Traditionen, die befremdlich wirken und sich nicht mit den deutschen vereinbaren lassen, wie z.B. das Beschneidungsthema in Meine verrückte türkische Hochzeit oder Evet, ich will. Es handelt sich teilweise um unvereinbare grundlegende Lebensansichten, die zu Konflikten führen können. Die Zeiten, als stereotype Bilder, den Zuschauer an streng isolierte Orte, mit mysteriösen islamischen Bildern führen, sind eigentlich vorbei oder sollten sie zumindest. Schlechtes Deutsch, fremder Glaube und Armut im Ghetto weichen realistischeren Bildern. Die Herkunft der Filmemacher ist in ihren Filmen zwar präsent, aber nicht nur darauf zu reduzieren, denn sie bedienen ebenso verschiedene Genres mit ihren Filmen. Die türkische und deutsche Sprache gehört zur Normalität der Filme, da sie in einem türkischen oder zumindest multikulturellen Milieu spielen – und damit sind die deutschen Teilkulturen mit eingeschlossen – und realistischere Alltagsgeschichten zeigen. Fraglich ist, ob das ökonomische Interesse an Türken verantwortlich ist oder es einfach Zeit ist die Parallelwelt der Türken aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten? Zumindest haben sich die Angehörigen der nachfolgenden Migrantengenerationen fast unbemerkt selbst befreit. Das ist daran zu bemerken, dass sich Künstler von dem Zwang befreit haben politisch korrekt zu sein. Aufgrund der Tatsache, dass deutsch-türkische Schauspieler in Deutschland nur klischeebehaftete Rollen bekommen, suchen sie sich immer öfter Arbeit in Istanbul. Dort werden sie noch herausgefordert. Die türkische Filmindustrie entwickelt sich konträr dazu. Migration spielt heute kaum noch eine Rolle und sie bedienen mit ihren Filmen sehr unterschiedliche Genres. Rollenbeschränkung auf Kleinkriminelle, Putzfrauen, mysteriöse Exotinnen und Gemüsehändler findet man hier zumindest nicht. Die Filme werden international vertrieben und orientieren sich dabei am amerikanischen Mainstreamkino. Sie stellen ein Türkeibild dar, das hierzulande in der medialen Wirklichkeit nicht existiert. In Deutschland fehlt noch die Selbstverständlichkeit für dieses Thema. Das Schubladendenken in den Kategorien Ethnie, Nation, Kultur lässt sich in den meisten Bereichen unseres Lebens noch nicht abschaffen. In einem Interview, dass "Tiger" mit dem Schauspieler Ismail Deniz in seiner "Süper Tiger Show" geführt hat, sagt dieser zu diesem Thema: "Ich wollte ja Schauspieler werden, um nicht Zuhälter und Drogendealer zu werden [.] Dann willste Schauspieler werden, machst 'ne Ausbildung oder machst keine [.] was wirste dann: Du wirst Verbrecher oder Ehrenmörder im Fernsehen [.] und wenn's 'ne gute Rolle gibt für Türken, dann wird die leider von Deutschen gespielt. Die sind wohl auch die besseren Türken." In Deutschland werden die Angebote der Rollen im Fernsehen nur ganz allmählich differenzierter. Nursel Köşe hat dasselbe Schicksal wie viele türkische Schauspielerinnen jenseits der 40, sie dürfen in Deutschland nur noch die Kopftuch-Mami spielen (Anam). In Auf der anderen Seite lässt Fatih Akın sie eine Prostituierte spielen, "weil sie so sexy ist", sagt er. Mehmet Kurtuluş hat die Rolle des Cenk Batu als Tatort-Kommissar türkischer Herkunft versteht sich, was noch als exotische Randerscheinung bezeichnen werden kann. Der Frauenschwarm Erol Sander war schon Kriminalhauptkommissar Sinan Toprak, Kommissar Mehmet Özakın in Mordkommission Istanbul und Durmuş Korkmaz, ein türkischer Unternehmer im Tatort. Er war aber auch schon Peter, Frank, Phillippe Russel und Winnetou. Es scheint, dass gutes Aussehen und Internationalität Rollenangebote ermöglicht, die nicht klischeebelastet sind. Dass Türken Rollen besetzen, in der sie als Vertreter einer sozialen Schicht der deutschen Gesellschaft fungieren, zählt nicht unbedingt zur Normalität. Sie besetzen weiterhin mehrheitlich ethnische Rollenprofile, wie z.B. Obst- oder Dönerverkäufer, gewaltbereiter Macho-Ali und unterdrückte Kopftuch-Ayşe. So werden kontinuierlich Klischees von vorgestern bedient. Die Vermischung der Kulturen ohne klare Abgrenzungen als ein Stück Alltagsnormalität zu betrachten liegt hoffentlich nicht mehr in allzu ferner Zukunft. Das Bild des Türken im Film dagegen hat sich verändert. Zumindest werden Klischees von türkischen Filmemachern wenn überhaupt nur noch in Komödien benutzt. Sie sprechen über sich selbst und sie lachen auch über sich selbst. Sie alle streben danach das Klischee zu überwinden und zum selbstbewussten Deutschen türkischer Herkunft anerkannt zu werden. Der postmigrantische Film der letzten Jahre ist mainstream-tauglich und diese Tatsache verliert fast schon wieder an Bedeutung, weil der "Türke" schon über diesen Problemen steht und gerne nur noch Filme machen möchte, mit Themen, die darüber hinausgehen. Für viele Filmemacher, ist es heute nicht mehr wichtig Mainstream-Kino zu machen. Mainstream-Kino, das sind Filme für die Masse; es bedeutet Kommerz. Trotzdem ist der Anspruch ein Millionenpublikum anzulocken und das zu zeigen, was die Mehrheit will, nicht weit verbreitet. Regisseure mit migrantischem Hintergrund haben sich durch ihre Filme emanzipiert und zum Teil etabliert. Die Filmer wollen als solche anerkannt werden und machen daher auch mal Spartenkino. Jenseits des Mainstreams zu arbeiten ist Underground und "angesagt". Ein Film voller skurriler Ereignisse und überzeichneter Klischees, der auf Mainstream keinen Wert gelegt hat, ist Schwarze Schafe. Darin werden u.a. drei junge Deutsch-Türken gezeigt, die unter allen Umständen Sex haben wollen, egal wo und mit wem. Aber wen wollen sie eigentlich beeindrucken mit ihrer plumpen Anmache, ihrem Playboy-Shirt oder einem Großdruck eines Leoparden-Gesichts auf einem Proletenhemd? Der KitKatClub will die Jungs nicht: falsche Sprache, falsches Aussehen, falsche Klamotten. Die Mädels auf der Goa-Party am Müggelsee, sind auch unter Drogen nicht zu haben und beschimpfen die drei als "Kanaken", die angeblich ein Portemonnaie geklaut hätten. Wie kommen die eigentlich dazu? Aber der Film will gerade provozieren. Ein Film über Verlierer, Deprimierte, Proleten, deutsche Schnösel, Klugscheißer, Perverse, Satanisten und Kranke – eben der normale Berliner Durchschnitt. Sie werden nicht als mitleiderregende Milieufiguren gezeigt und werden für ihre Taten, die sogar bis ins Lächerliche abdriften, in keinerlei Weise bewertet. Wenn es um Darstellungen geht, in denen Klischees aufgebrochen werden sollen, kann es auch von Vorteil sein, auf einen Schlag ein großes Publikum damit erreichen. Also kann Mainstream auch wichtig sein für deutsche Filmemacher mit ethnischer Herkunft. Wenn die Erfahrungen der eigenen Herkunft, auch wenn dafür die political correctness für einen guten Zweck über den Haufen geworfen werden muss, nutzbar gemacht werden kann, bevor es andere wieder auf eine falsche Art und Weise tun, ist das doch nur legitim. Filmemacher türkischer Herkunft sehen "den Fremden" aus einem anderen und weiteren Blickwinkel, als ihre deutschen Kollegen bzw. widmen sie sich anderen Themen. Der Gesinnungswandel der nachkommenden Generationen der einstigen Gastarbeiter bewirkt ein Umdenken in sich und hoffentlich auch in den Köpfen der deutschen Betrachter. Die Befreiung von veralteten Klischees und Rollenerwartungen, eine neue Selbstverständlichkeit und Normalität, die die Identität des Fremden, abseits der Scheinmoral der Gesellschaft und die Glaubwürdigkeit der Medien, annimmt, statt sie zum Problem zu machen, gehört auch auf die deutsche Tagesordnung. Zum Abschluss noch eine Anmerkung, um den Umgang mit der gegenwärtigen Generationen zu erleichtern: die heutigen Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund fühlen sich als Deutsche, Berliner, Europäer oder Weltenbürger. Bei Fragen, die die Wörter Kopftuch, Schweinefleisch und Alkohol beinhalten, könnte manch einer die Augen verdrehen, denn viele bemühen sich um ein deutsches Image und wollen "normal" behandelt werden. ". auch Deutsche (kriegen) ohne weitergehende Sprachkenntnisse ihr "Good Morning", "Buona sera", "Bon jour", ihr "Bye-bye", "Ciao", "Au revoir" hin, türkische Entsprechungen hingegen sind nicht geläufig." Es wird Zeit, dass "Merhaba" genau so alltäglich klingt und andere Lebenswelten und kulturelle Unterschiede in einer Gesellschaft als Bereicherung betrachtet werden. Gedruckte Version im Universitätsverlag der TU Berlin (www.univerlag.tu-berlin.de) erschienen. Format A5.
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