Die "neuen sozialen Bewegungen": moralische Kreuzzüge, politische Pressure Groups oder soziale Bewegung?
In: Alternativen zur alten Politik?: neue soziale Bewegung in der Diskussion, S. 177-195
In dem Beitrag erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit neuer sozialer Bewegungen (nsB). Ist die Moral der nsB eine Politik des kleinen Mannes (und der kleinen Frau?), der weder als Herr noch als Knecht Geschichte macht? Mit seinen Überlegungen unternimmt der Autor den Versuch, das Selbstverständnis der nsB (nämlich "neu" und eine "soziale Bewegung" zu sein) zu objektivieren, es auf seinen empirischen Unterstellungen und normativen Prämissen zu überprüfen. Zunächst geht der Autor die Schwierigkeiten der alten klassentheoretischen Erklärungsversuche kollektiven Protests durch und deutet eine genuin soziologische Erklärungsperspektive an. Dann unternimmt er den Versuch, eine Phänomenologie der nsB zu skizzieren, die gleichermaßen die sozialstrukturelle Basis wie die kollektive Identität der in den nsB mobilisierten Gruppen zu identifizieren sucht. In einem weiteren Schritt werden dann die mit einer Erklärung der nsB verbundenen normativen Probleme behandelt und die Rationalitätsunterstellungen expliziert, die jedem Versuch der Erklärung der nsB notwendig zugrunde liegen. Die Ausführungen enden mit der Feststellung: Die den nsB eigenen Formen zeigen, daß die soziale Lage des Kleinbürgers gleichermaßen die Möglichkeit einer radikaldemokratischen Bewegung wie eines biedermeierlichen Moralismus eröffnet. Es findet eine Mobilisierung des Kleinbürgertums statt, die diese zwischen Angst und Utopie hin- und hertreibt. (RW2)