Die Autoren beschreiben die Prägung der nationalen Öffentlichkeiten, ihre Abgrenzung als öffentliche Sphären nach außen und ihre Integration im Innern. Vor diesem Hintergrund werden die Dimensionen der Transnationalisierung öffentlicher Diskurse erläutert und die Bedeutung und das Verhältnis dieser Dimensionen im Rahmen normativer Öffentlichkeitsvorstellungen thematisiert. Abschließend wird ein Überblick über den Forschungsstand zur Transnationalisierung von Öffentlichkeiten am Beispiel der Europäischen Union angeboten und die Perspektive für die weitere Forschung diskutiert. (ICG2)
Der Aufsatz untersucht die Entstehungsbedingungen der Industriearbeiterschaft in Deutschland im 19. Jahrhundert am Beispiel von zwei großen Betrieben der Maschinenbauinduistrie Bayerns. Behandelt werden u. a. Produktionsstruktur und Herkunft der Arbeiterschaft, Lehrlingsausbildung und Fabrikschule, Mobilität und Fluktuation sowie das Konflikt- und Organisationsverhalten. Der Vergleich zwischen beiden Fabriken zeigt, daß trotz gleicher Branche große Unterschiede bei der Herausbildung einer modernen Industriearbeiterschaft vorhanden sein können, die auf lokale Traditionen, veränderte betriebliche Produktionsstruktur und unternehmerischen Entscheidungen beruhen können. Andererseits werden die Unterschiede durch die Gründung von Gewerkschaften und Unternehmerorganisationen allmählich eingeebnet. (WJ)
"Im Zeitalter der Globalisierung zeigen sich fundamentale Veränderungen der Arbeits- und Lebenswelt in den entwickelten Industriestaaten und damit auch in Deutschland. Die weltweite Verflechtung der Güter- und Dienstleistungsmärkte sowie der Finanzmärkte, nicht zuletzt aber auch die Öffnung der Grenzen für die Verlagerung von Produktion und die Mobilität der Arbeitskräfte führen zu strukturellen Verschiebungen in der Arbeitswelt. Angesichts höherer Wettbewerbsintensität und beschleunigtem Strukturwandel verstärken die Unternehmen ihre Bemühungen, über Innovationen in den Prozessen und Produkten sowie eine frühzeitige Anpassung und Optimierung der Produktionsstrukturen wettbewerbsfähig zu sein und den Anforderungen der Kapitalgeber gerecht zu werden. Damit geht tendenziell eine Auflösung stabiler nationaler oder lokaler Produktionsstrukturen einher. Dies drückt sich etwa in einer größeren Bereitschaft zur Verlagerung von Arbeitsplätzen insbesondere im Produktionsbereich aus. Aus Sicht der Erwerbspersonen bedeutet die Arbeitswelt im Zeitalter der Globalisierung höhere Anforderungen an die 'Beschäftigungsfähigkeit' und damit an die Fähigkeit und Bereitschaft zur Anpassung und Bewältigung der neuen Herausforderungen. Dies impliziert den Abschied von der Erwartung langjähriger Beschäftigung in einem stabilen Arbeitsumfeld und eine größere Notwendigkeit zu Aus- und Weiterbildung sowie beruflicher oder auch regionaler Mobilität. Bis zu dem Grad, wie diese Fähigkeiten nicht für alle Erwerbspersonen erreicht werden, ist auch mit verschärften Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Die Lebenswelt des Einzelnen wird schließlich auch von den neuen Anforderungen der Arbeitswelt geprägt. Dort entwickeln sich neue Herausforderungen im Bereich der Vereinbarung von Berufs- und Privat- oder Familienleben etwa unter dem Eindruck höherer Instabilität und Mobilitätsanforderungen - aber auch neue Chancen." (Autorenreferat)
Am Beispiel der Entwicklung der französischen Elektronikindustrie wird das Problem der Flexibilisierung von Produktionsstrukturen unter dem Einfluß zunehmender Verwissenschaftlichung der Produktion untersucht. Der Charakter und die Anwendungsweise der neuen Ressource Wissenschaft, die unmittelbar von Unternehmen geprägt und gesteuert werden kann, begründet für den Autor den Wandel hin zum "technologischen Kapitalismus", zu veränderten Organisationsformen und Methoden der Unternehmensführung: Flexibilität und Kombination bestimmen die Unternehmensstrategien zur Integration von Wissenserzeugung, Produktion und Vermarktung. Dies gilt auch für die Großunternehmen und setzt ein verändertes Verhältnis von staatlicher Förderungspolitik zu den Unternehmen voraus. (GF2)
"Rolf von Lüde behandelt in seiner Studie 'Transformationen von Wirtschaft und Arbeit im Globalisierungsprozess: Von der Effizienzlogik zur Lösung des Innovations- und Komplexitätsproblems' die Veränderungen der Wirtschaftsstandorte, Produktionsstrukturen und Arbeitsplatzkapazitäten unter den Bedingungen des globalen Wettbewerbs. Insbesondere alte Industrien wie Stahl- und Elektroindustrie geraten zunehmend unter Druck infolge auch asiatischer und osteuropäischer Konkurrenz, die mit deutlich niedrigeren Löhnen einen Wettbewerbsvorteil zu haben scheinen. Technologische Innovationen und fachliche Qualifizierung der Arbeitskräfte sind die geeigneten Mittel, mit denen sich Hochlohnländer wie Deutschland im globalen Wettbewerb behaupten können." (Autorenreferat)
Im Rahmen gewerkschaftlicher Handlungsfelder diskutiert der Autor die Umweltpolitik als relevanten Bereich betrieblicher und außerbetrieblicher Interessenvertretung. Er bezieht sich auf eine Literaturstudie. Umweltzerstörung als Folge industrieller Natureingriffe wird in Abhängigkeit der Produktions- bzw. Eigentumsverhältnisse gesehen. Die Gewerkschaftsaufgabe besteht in der Durchsetzung alternativer Mensch-Natur-Beziehungen in Form einer veränderten Industrialisierungsform, die sowohl Produktionsstrukturen als auch Konsumverhaltensmuster in Frage stellt und mittels einer mobilisierenden Politik, die auf der Betroffenheit der Beschäftigten durch Umweltgefahren aufbaut. Erste Ansätze einer Forderung der Ökologisierung der Produktion zeigen IG Metall und IG Chemie. (HD)
In diesem Aufsatz werden die Ursachen und Folgen der Flexibilisierung und Deregulierung im Arbeitsleben analysiert. Dem Beitrag liegt die Überzeugung zugrunde, daß die gegenwärtig zu beobachtenden Veränderungen im System industrieller Beziehungen Folge veränderter Produktionsstrukturen sind. Anhand von Regierungserklärungen und "Strategie-Papieren" wird für die Bundesrepublik nachgewiesen, daß die konservative Regierung in den vergangenen Jahren wesentliche gesetzliche Sicherungen zugunsten der Gewerkschaften und der abhängig Beschäftigten beseitigt hat. Dabei werden die politischen Ziele dieser Flexibilisierungs-, Entstaatlichungs- und Deregulierungskampagne aufgedeckt. Die Flexibilisierung wird als Teil einer umfassenden neokonservativen Offensive nach amerikanischem Muster begriffen. (GF)
Die tatsächliche bzw. mögliche Rolle des Außenhandels in der wirtschaftlichen Entwicklung von Staaten wird diskutiert. Dazu werden zunächst gängige Argumente kritisch beleuchtet, mit denen die Nachteile für die Entwicklungsländer aus dem Außenhandel mit den Industrieländern belegt werden. Es wird nach Begründungen und Konsequenzen einer Abkopplungsstrategie (Dissoziation) gefragt, und ihre Unterschiede zu einer sinnvoll konzipierten Integrationsstrategie werden erörtert. Der Verfasser zeigt, wie die Produktionsstruktur durch die fortschreitende Weltmarktintegration positiv modifiziert worden ist. Gleichzeitig wird demonstriert, daß eine Abkopplung durchaus angebracht sein kann, wenn und solange sie die eigenständige ökonomische Entwicklung schützt. Insgesamt wird eine binnenwirtschaftliche Reformpolitik bei fortschreitender Integration in den Weltmarkt empfohlen. (HA)
Der Aufsatz zeigt am Beispiel des Siemens-Konzerns die Strategien und Wirkungen internationaler Monopole auf die politischen und wirtschaftlichen internationalen Beziehungen. Die Fallstudie beschreibt auf der Grundlage von Geschäftsberichten und sonstigem vorliegenden Material die Verbreitung, internationale Produktionsstruktur und die staatliche Förderung durch die BRD und analysiert die Profitstrategien des Konzerns und die sich daraus ergebenden internationalen Konfliktbereiche. Dabei wird deutlich, daß internationale Monopole sowohl objektiv durch das Wirken der sozialökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Monopolkapitalismus als auch subjektiv durch ihr aktives Eingreifen in weltwirtschaftliche Prozesse eine Kraft sind, die eine Gefahr für die Souveränität der Staaten und den Entspannungsprozeß darstellt und den Klassenantagonismus verschärft. (MH)
Der Autor setzt sich mit der Entwicklung der Armutsforschung in Deutschland seit 1945 auseinander und skizziert den aktuellen Stand sozialwissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Thema. Der Autor beschreibt die Phase der frühen Nachkriegszeit und geht ausführlich auf die Entwicklung seit den 70er Jahren ein. Es wird versucht zu zeigen, wie Armut bis in die 1980er Jahre hinein als "exzentrische und periphere Ausnahmesituation am Rande der Gesellschaft" wahrgenommen wurde und aus der Forschung nahezu ausgeblendet gewesen sei. Eine Auseinandersetzung mit "sozialräumlichen Aspekten der Verarmung" schließt den Betrag ab; erörtert werden hier Fragen der Produktionsstrukturen, die Durchsetzung neuer Basistechnologien und die Auswirkungen auf die Stadtentwicklung bzw. Segregation einzelner Bevölkerungsgruppen. (rk)
Marx hat das Problem der Unterwerfung der Menschen unter ihre eigene, nicht kontrollierbare Geschichte gesehen und eine illusionäre Lösung vorgeschlagen, dialektisch verpackt in die Argumentation, daß dieser Prozeß selbst auf seine Lösung zutreibt. Mit der Abkehr von dieser Illusion wird der Blick frei für die Realität dieses Prozesses, so daß diskutiert wird, was Sozialismus heute noch heißen kann. Dazu wird Sozialismus in Europa definiert als diejenige Kraft, die unter Wahrung der sozialen Ansprüche einen ökologischen Umbau der Produktionsstruktur anstrebt. Es wird deutlich, daß heute eine sozialökologische Doppelstrategie angewandt werden muß: Die klassische Lohnpolitik und Sozialpolitik kommt ohne Konfrontation nicht aus; auf ökologischem Gebiet jedoch muß Kooperation angestrebt werden. Das bedeutet: Kontrolle für eine Anlaufzeit und Übergangszeit, dann Freisetzung der Kapitalverwertung für eine ökologische Produktion. (ICA)
In: Risiko Jugend: Leben, Arbeit und politische Kultur ; eine Dokumentation des gleichnamigen Fachkongresses vom 12. bis 14. Oktober 1987 in Münster, S. 39-47
In dem Beitrag wird die Veränderung der Situation der Jugend in der BRD diskutiert, wobei vor allem auf die Rolle des veränderten Bildungssystems eingegangen wird. Dabei wird nach den bildungspolitischen Grundsätzen und ihrer Einlösung gefragt. Erläutert werden sie anhand der Situation von ausländischen Jugendlichen und Frauen. Als nächstes wird die Frage gestellt, ob sich die Jugendlichen von heute geändert haben oder ob das, was als Indolenz des Jugendalters, als Lustlosigkeit oder als neuer Hedonismus erscheint, nicht eher die Folge geänderter gesellschaftlicher Verhältnisse ist. Die Zukunft der Arbeitslandschaft wird beschrieben, die durch Anpassungsprozesse und veränderte Produktionsstrukturen gekennzeichnet wird. Verschiedene Szenarien dazu werden skizziert. Es wird diskutiert, was diese Entwicklung für das Problem der Arbeitslosigkeit und die Arbeitsmarktsituation bedeutet. Ausgehend von den sich vollziehenden Änderungen wird deshalb für ein neues Verständnis von Arbeit plädiert. (KW)