Volkstümliche Bezeichnung für die Anhänger des sog. Protestantismus, d. i. der nach der "Protestation" der evangelischen Reichsstände gegen die Religionspolitik K. Karls V. auf dem Reichstag von Speyer/D (1529) hervorgegangenen christlichen Kirchen bzw. der v. a. im 19. Jh. darunter verstandenen Kulturströmung.
Die Einbindung der Kirchen in einen Staat und sein politisches System ist, so die Verfasserin, sowohl für die Zeit des Nationalsozialismus als auch für die des geteilten Deutschlands ein Thema, das trotz der genannten rechtlichen Vorgaben durch zahlreiche Spielräume immer wieder Interpretationsmöglichkeiten eröffnet. Die Haltung von evangelischen Christen zur weltlichen "Obrigkeit", also zwischen 1933 und 1945 zum NS-Regime und zwischen 1949 bis 1990 zur DDR und zum "real existierenden" Sozialismus, wird in den Blick genommen. Es werden religiös motivierte Gruppierungen und christliche Einzelpersonen vorgestellt, die sich dem nationalsozialistischen Regime widersetzten. Die DDR war zwar durch eine atheistische Staatsideologie gekennzeichnet, doch war die Verfolgung Andersdenkender oder politisch Unerwünschter subtiler und forderte weniger Opfer. Es wird aufgezeigt, wie das Verhältnis zwischen Staat und Christen bzw. Kirchen sich entwickelte und welche mit dem christlichen Glauben begründeten Formen von widerständigem oder oppositionellen Verhalten entstanden. Evangelische Christen haben, so die These, eine wichtige Lebenserfahrung gemacht, nämlich unter den Zwängen einer Diktatur ihr spezifisch christliches Profil auszubilden und zu vertreten. Die Protagonisten der ostdeutschen Kirchen mussten nach der politischen und kirchlichen Wiedervereinigung feststellen, dass sie mit den in der DDR erkämpften Spielräumen und politischen Erfolgen in der neuen gesellschaftlichen Heimat, der Bundesrepublik, keinesfalls Türen aufstießen. Das christliche Zeugnis und die Beeinflussung politischer Entscheidungen und gesellschaftlicher Weichenstellungen durch christliche Werte wie Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Friedfertigkeit, die während der NS-Zeit abhanden gekommen waren und in der atheistischen DDR zu Konflikten führten - in der pluralistischen bundesdeutschen Gesellschaft drohen sie kaum beachtet zu verhallen. (ICF2)