Buchbesprechung zu: Tilmann Habermas: Geliebte Objekte. Symbole und Instrumente der identitätsbildung. Berlin; New York: de Gruyter, 1996
In: Journal für Psychologie, Heft 4, S. 87-89
142 Ergebnisse
Sortierung:
In: Journal für Psychologie, Heft 4, S. 87-89
In: Journal für Psychologie, Band Doppelheft, Heft 4/1995 1/1996, S. 124-146
Die folgende Fallstudie schildert die psychoanalytische Begleitforschung einer traumorientierten Eheberatung; nicht so sehr, um dadurch einen Beitrag zur Theorie oder Technik der Eheberatung zu leisten, als vielmehr, um den dynamischen Zusammenhang von Beratungs- und Forschungsprozeß an einer Fallvignette zu verdeutlichen. Traummaterial ist wegen seiner bildhaften Dichte besonders geeignet, unbewußte Prozesse zu verdeutlichen. Es löst unmittelbare, unbewußte Reaktionen aus, wenn es mitgeteilt wird. Und frische Träume formulieren selbst oft sehr bezogene Antworten. In der Paar- und Familientherapie werden sie zwar in der Regel seltener verwendet als in psychoanalytischen Verfahren, doch haben einzelne Autoren ihr Rolle für die Bearbeitung von unbewußten lnteraktionen diskutiert (Calogeras 1977, Perlmutter & Babineau 1983, Strunz 1985, Buchholz 1987). Diese Eigenschaften von Träumen lassen hoffen, sie könnten ein geeignetes Medium bzw. ein Katalysator für die Analyse von Paarbeziehungen bilden. Doch vereinfacht uns das das Leben nicht, weder als Berater noch als Forscher: denn die Träume wirken geradeso auf uns selbst. Das Traumleben ist kein Versuchslabor. Der Versuch, Traumkommunikationsprozesse qualitativ zu erforschen, hat uns unübersehbar klargemacht, wie eng die Verwicklung des Forschenden in seinen Gegenstand ist und weIche Aufmerksamkeit der Analyse der Gegenübertragung bei solchen Forschungsvorhaben zuzuwenden ist. Deshalb liegen die folgenden methodischen Bemerkungen im Zentrum unserer Fragestellung.
In: Psychologie und Gesellschaftskritik, Band 20, Heft 1/2, S. 81-89
Zur Ergänzung der bereits vorhandenen Erklärungsansätze rechtsextremistischer Gewalttaten versucht der Beitrag, das Problem der Fremdenfeindlichkeit aus sozialpsychologischer und psychoanalytischer Perspektive zu untersuchen. Zu diesem Zweck werden Zusammenhänge zwischen den in der Psyche von Adoleszenten verankerten Befindlichkeiten, ökonomisch-sozialen Faktoren und fremdenfeindlichen Haltungen herausgearbeitet. Die Entstehung des 'Feindbildes' wird dadurch erklärt, daß im Rahmen der Reaktivierung des frühkindlichen Abwehrmodus' der Spaltung in Gut und Böse während der Adoleszenzphase Identifikationsobjekte gesucht werden, die Macht und Stärke verkörpern. Die unakzeptablen eigenen Anteile können projektiv auf ein verachtetes, äußeres Objekt gewendet werden. Eine Feindgruppe wird für die Projektion der eigenen negativen Selbstanteile benötigt. Bei einer ausreichend gelungenen adoleszenten Entwicklung wird diese Projektionsform auf ein höheres Niveau der Ich-Entwicklung gehoben. Aus psychologischer Sicht ist es daher wichtig, die Jugendlichen darin zu unterstützen, die frühinfantilen Spaltungs- und Projektionsneigungen zugunsten realistischer Wahrnehmungsmöglichkeiten aufzugeben. (ICH)
In: Journal für Psychologie, Band Doppelheft, Heft 4/1995 1/1996, S. 63-84
Durch das rasche Vordringen und die eminenten Bekehrungserfolge protestantisch-fundamentalistischer Missionsgruppen in Lateinamerika gerät das religiöse Monopol der katholischen Kirche zunehmend ins Wanken. Die dem asketischen Protestantismus zuzurechnenden Missionsgesellschaften verändern nachhaltig Kultur und Lebensformen der lateinamerikanischen Bevölkerung. Die dabei zugrundeliegenden, tiefreichenden und lebensgeschichtlich bedeutsamen, aber ungelösten und unbewußten Konflikte in den Individuen werden mit Hilfe ethnopsychoanalytischer und tiefenhermeneutischer Interpretationen von Feldbucheintragungen zu drei Kirchen-Szenen in Ecuador aufzuschlüsseln versucht. Vorangestellt wird eine eingehende Diskussion der mit der Analyse von Gegenübertragungen verbundenen methodischen Probleme. Im Rahmen der Analysen zeigt sich, daß die Bekehrung der Fundamentalisten im Rahmen einer Modernisierung traditioneller Lebensentwürfe zu sehen ist. Dabei geht es den Evangelikalen vor allem um die körperliche Dressur triebhafter Lebens- und Leibesäußerungen. Die Mormonen hingegen streben eher eine Überwindung mütterlich dominierter, regressiver und unstrukturierter Beziehungsmodalitäten an.
In: Journal für Psychologie, Band 1, Heft 3, S. 56-64
Der Beitrag geht aus von der Frage, ob wir heute am Ende jeder Fortschrittsutopie angelangt sind oder ob sich noch Möglichkeiten einer aktuellen Bestimmung eröffnen. Die Erörterung ist eine politisch-psychologische; sie orientiert sich an dem triebutopischen Modell Herbert Marcuses, welches jener in einer ausführlichen sozialphilosophischen Auseinandersetzung mit Freuds Kulturtheorie entwarf. In einer Metakritik Marcuses wird gezeigt, wie seine Konstruktion, der Freudschen Skepsis entbehrend, zu einer stark realitätsverzerrenden Einschätzung des Triebhaushalts spätmoderner Gesellschaften führt. Nur in einem in diesem Sinne gestutzten und um einige übertriebene Hoffnungen ärmeren Ansatz einer libidinösen Utopie kann der psychoanalytische Beitrag zur heute dringenderen Entwicklung moralisch-ökologischer Orientierungen bestehen.
In: ZUMA Nachrichten, Band 23, Heft 44, S. 108-129
'Nicht erst seit Freud und der psychoanalytischen Schule geht die Wissenschaft davon aus, daß gesellschaftliche Liberalisierungsprozesse sich immer auch in Form einer Lockerung der Moralstrukturen auswirken. Das Ausmaß sexueller Permissivität in der Bevölkerung eines Landes gilt als Indikator für Offenheit und Toleranz sowie bei Zeitreihenuntersuchungen als Maß sozialen Wandels. Mit dem vorliegenden Beitrag widmen wir uns diesem Konstrukt und betrachten es unter verschiedenen Gesichtspunkten: zum einen sollen methodisch - anhand der Überprüfung von Boden- und Deckeneffekten - Qualität und Adäquanz der häufig und interkulturell verwendeten Items zur Messung sexueller Permissivität analysiert werden. Dazu vergleichen wir sexuell permissive Einstellungen in Deutschland und Israel. Zum anderen replizieren wir das Vorgehen früherer, zumeist amerikanischer Studien auf diesem Gebiet und testen den diesbezüglichen Einfluß soziodemographischer Merkmale in den genannten Ländern. Darüber hinaus wenden wir uns der Frage eventueller systembedingter Unterschiede in den sexuellen Haltungen zu, indem wir die Antworten der Ostdeutschen und die der jüdischen Immigranten aus den Staaten der ehemaligen UdSSR nach Israel denen der westdeutschen und denen der übrigen israelischen Bevölkerung gegenüberstellen.' (Autorenreferat)
In: Journal für Psychologie, Band 2, Heft 3, S. 50-54
Der Artikel thematisiert Geschlechterverhältnisse, die weitgehend sozial hergestellt werden, wobei die biologischen Seiten nicht verleugnet werden sollen. Aber Geschlecht ist "ein Bezugspunkt des Handelns", der bei der Einschätzung anderer Menschen immer eine Rolle spielt. "Geschlecht" sollte daher im Kontext sozialer Situationen untersucht werden. Geschlechtszugehörigkeit ist ein zentrales Moment der Orientierung in der Interaktion, sie muss symbolisch dargestellt werden. Der Beitrag fordert, zu untersuchen, wie Geschlecht in historischen sozialen Kontexten hergestellt wird. Menschen sind immer in über-individuelle gesellschaftliche Strukturen und Kontexte eingebunden. Eine psychologische Forschung zu Geschlechterverhältnissen sollte daher Disziplin- übergreifend arbeiten. Als sinnvoll wird ein Vorgehen begriffen, das individuelle Lebensgestaltungs- und Selbst- Konstruktionsprozesse mit Prozessen der Reproduktion und Veränderung gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse verbindet. Der Artikel wendet sich dann feministisch- psychoanalytischen Fragestellungen zu. Männliche und weibliche Entwicklung sollten konzeptualisiert werden und die Konstitution von "Begehren", "Macht" und "Unterordnung" besser verstanden werden. Dann geht der Beitrag auf die Theorie der "Symbolischen Interaktion" und auf "poststrukturalistisches" und "postmodernes" Denken ein. Es wird die Auffassung vertreten, dass ein Konzept "prinzipiell nicht abgeschlossener" Konstruktion von Geschlecht für die Psychologie sinnvoll ist. Denn sowohl Männer wie auch Frauen handeln manchmal "männlich", manchmal aber "weiblich". (ICB)