Elizabeth Wilsons 2015 erschienene Publikation "Gut Feminism" liegt seit diesem Jahr nun auf Deutsch vor. In Rückgriff auf empirische Daten aus den Neurowissenschaften, auf Psychoanalyse und Dekonstruktion reformuliert sie nicht nur ihre langjährige Beschäftigung mit dem biologischen Körper, mit Depressionen und deren pharmazeutischer Behandlung, sondern schlägt vor, feministische Politik soll "radikal negativ" sein und ihr eigenes schädigendes Potenzial annehmen. Wilson fordert damit nicht nur die bisherigen "affirmativen" bzw. "reparativen" Lesarten feministischer Neomaterialismen heraus, sondern betont (unbewusste) Aggressionen, Verlust und Schaden in der "reparativen Wende" der Queer Theory. ; Elizabeth Wilson's 2015 publication "Gut Feminism" is now available in German. Drawing on empirical data from neuroscience, psychoanalysis, and deconstruction, she not only reformulates her longstanding preoccupation with the biological body, with depression and its pharmaceutical treatment, but also proposes that feminist politics should be "radically negative" and embrace its own damaging potential. In doing so, Wilson not only challenges previous "affirmative" or "reparative" readings of feminist neo-materialisms, but emphasizes (unconscious) aggression, loss, and harm in queer theory's "reparative turn."
Innerhalb des psychischen Apparats hat die Phantasie die Rolle eines «Mischwesens» inne. Zwischen Bewusstsein und Unbewusstem changierend, fungiert die Phantasie als Screen, welcher die psychischen Instanzen voneinander separiert und zugleich ineinander übergehen lässt. Darin entspricht das Mischwesen der Phantasie den filmischen Trickverfahren des klassischen Hollywood, insbesondere jener der matte paintings, die als Übermalungen störende Partien des Filmbildes kaschieren sollen, in ihrer Artifizialität zugleich aber selbst als symptomale Störungen fungieren, die den Blick freigeben auf ein Unbewusstes der / als Filmtechnik. Dass solch eine Analyse filmtechnischer Verfahren nicht zuletzt eine Kritik politisch-symbolischer Autorität darstellt, soll im Blick auf die matte paintings von Filmen wie Citizen Kane (USA 1941), North by Northwest (USA 1959) oder Million Dollar Mermaid (USA 1952) gezeigt werden. ; + ID der Publikation: hslu_78032 + Art des Beitrages: Wissenschaftliche Medien + Jahrgang: 9 + Sprache: Deutsch + Letzte Aktualisierung: 2020-07-16 16:15:16
Es ist nahe liegend, sich zum Thema 'Überleben' mit Freuds Schrift 'Jenseits des Lustprinzips' von 1920 zu beschäftigen, mit der traumatischen Neurose und mit Freuds Diktum, dass das Ziel des Lebens der Tod sei. Beginnt Freud doch damit, dass er gerade durch das Leiden derer, die den Krieg (oder einen schweren Unfall) überlebt haben, dazu kommt, ein Jenseits des Lustprinzips zu postulieren, einen Todestrieb einzuführen, da der traumatische Wiederholungszwang dem Lustprinzip so sehr zu widersprechen scheint, geht es doch um die Perpetuierung des Leidens, um die Wiederholung von etwas Schrecklichem. Ich möchte jedoch im Folgenden einen Umweg beschreiten und mit einer Konstellation aus den Anfängen der Psychoanalyse beginnen, von der sich ebenfalls sagen lässt, dass sie das Überleben behandelt, allerdings in einem gänzlich anderen Kontext, dem der Konstitution des Psychischen. Die Rede ist vom Befriedigungserlebnis und dem unbewussten Wunsch - zwei Konzepte, die für Freuds Denken um 1900 zentral sind.
Solnit, A J u a (Hrsg ) (1986) The Psychoanalytic Study of the Child (Volume 40). London. Dimitnev, V (1987) Frühförderung für "monogoloide" Kinder; das Down-Syndrom. Weinheim. Institut für analytische Psychotherapie (Hrsg) (1987) Psychoanalyse im Rahmen der Demokratischen Psychiatrie, Bd.I u. II. Zürich. Ebertz, B (1987) Adoption als Identitätsproblem. Freiburg. Rennen-Allhoff, B & Allhoff, P (1987) Entwicklungstests für das Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter. Berlin.
Auch dieses Heft greift ein Kernanliegen der Psychoanalyse auf, nämlich das der internationalen Vernetzung. Schon früh hat Freud die Notwendigkeit der Vernetzung erkannt und auf eine internationale Institutionalisierung von psychoanalytischer Forschung und Lehre hingearbeitet. Bis zum heutigen Tag verbindet sich damit eine überaus spannende, wechselvolle, aber auch spannungsgeladene Geschichte, die scheinbar fast zwangsläufig auf Probleme im Umgang mit Macht, Politik, Moral und Berufsethik hinausläuft. Die Geschichten, von denen in dieser Bestandesaufnahme die Rede ist, handeln von neueren Vernetzungsversuchen wie etwa dem der Generalstände (États Généraux de la Psychanalyse), vom steten Hadern mit der Institutionalisierung von Psychoanalyse in Europa, vom Weiterspinnen des "Plattform"-Gedankens in Lateinamerika, vom politischen Missbrauch der Psychoanalyse im Krieg, sowie vom steten Kampf politisch denkender Psychoanalytiker um gesellschaftspolitische Relevanz. Zugleich spinnen die Autoren Grundgedanken der Vernetzungsbewegung der 80er Jahre fort und gehen auf länderspezifische Entwicklungen ein, die selbstverständlich mit der jeweiligen Kultur der Gesundheitsversorgung zu tun haben. Die Komplexität dieser vielschichtigen Prozesse hat Isidro Fernandez, selber Psychoanalytiker in Spanien, in einem sehr ausdruckstarken Titelbild zusammengefasst.Während der Lektüre der verschiedenen Beiträge, die alle zugleich auch wichtige Facetten der Abspaltungsgeschichte des PSZ von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse beleuchten, ist mir immer wieder eine Parabel von Heinrich Popitz (1968) in den Sinn gekommen. Sie berichtet von Prozessen der Machtbildung und handelt von einem Schiff, das im östlichen Mittelmeer kreuzt. Der offenbar einzige Luxus waren einige Liegestühle. Anerkannten die ständig wechselnden Passagiere anfänglich keine Belegsymbole, womit ein begrenztes Gebrauchsgut weiterhin allen zur Verfügung stand, so wechselte das Szenario nach dem Auslaufen aus einem der Häfen. Die Neuankömmlinge beriefen sich auf ein gemeinsames Konzept alternativer Ordnungsvorstellungen und leiteten daraus einen dauerhaften Besitzanspruch ab. Seine Durchsetzung gelang dank einem gemeinsamen Kraftaufwand aller Auch-Besitzer: "Näherte man sich einem gerade freien Liegestuhl in irgend verdächtiger Weise, so wurde man durch Posen, Gesten und Geschrei der Auch-Besitzer zurückgewiesen. Die Abschreckungsaktionen waren so eindrucksvoll, dass ein handgreiflicher Konflikt (ausblieb) (.). (Schliesslich schoben) die Besitzenden ihre Liegestühle näher aneinander, (sodass sie) wehrhaften Wagenburgen glichen.Nach der Durchsetzung exklusiver Verfügungsgewalten einer Teilgruppe über ein allgemein begehrtes Gebrauchsgut bekam das Sammelsurium der Passagiere Struktur. Zwei Klassen hatten sich etabliert, Besitzende und Nicht-Besitzende, positiv und negativ Privilegierte. (.) Der nächste Schritt (war) die zeitweilige Vermietung der Liegestühle an einige Nicht-Besitzer. Als Gegenwert kamen neben Naturalien vor allem Dienstleistungen in Frage, und hier wiederum in erster Linie die Übernahme der Wächterfunktion. Die Delegation des Wächteramtes an einige Nichtbesitzende (brachte aber) nicht nur eine Entlastung der Besitzenden, sie führte auch zu einer weiteren Bereicherung des inneren Gefüges, das sich nun dreiteilig entfalten konnte (.). Damit (wurde) zugleich eine wesentliche Klärung erreicht: Die Nur-Besitzlosen sind von nun an aus freien Stücken und eigenem Verschulden in der schlechtesten Lage (.)." Selbstverständlich geht die Geschichte auch bei Popitz weiter. Er versucht anhand dieser Parabel die überlegene Organisationsfähigkeit der Privilegierten darzulegen, die sich aus ihrer positiven Selbstinterpretation ergibt. Während diese sich kraft "wohlerworbener Rechte" als zu Recht privilegiert erachten, bestreiten ihre Kontrahenten gerade dieses Privileg, selbstverständlich ohne es für sich selbst zu beanspruchen. Damit berauben sie sich aber gerade desjenigen Gutes, das sie organisationsfähig machen würde. Stattdessen droht ihnen ein permanentes Verharren in der einfachen Negation.Einige der Artikel sind aus der bitteren Erfahrung heraus geschrieben, die ein solches Verhaltensmuster in psychoanalytischen Gesellschaften immer wieder erzeugt. Zu denken ist namentlich an die ohnmächtige Wut im Umgang mit der institutionalisierten Lehranalyse. Noch immer beruft sich eine kleine Elite auf moralische Erwägungen, um den vertieften Einblick in die Lebensgeschichten Dritter machtpolitisch auszubeuten, indem sie sich ein Urteil über den Charakter des potentiellen Kandidaten anmasst und so den Widerspruch aus den eigenen Reihen möglichst zum Voraus verbannt. Immer öfter wird aber auch der Ausschluss des Politischen aus der Vermittlung der psychoanalytischen Erfahrung beklagt, der dann im Kleide wilder Agiererei wiederkehrt. So finden sich die so Verbannten in neuen Netzwerken wieder, wo das bunte Treiben um die Liegestühle scheinbar wieder von vorne beginnt. Ja gibt es denn keinen Ausweg aus diesem Circulus vitiosus, so möchte man fragen? Wohl nur das geistreiche Erzählen und Nachdenken über Prozesse zu wagen, die so oder ähnlich auch unsere Vorfahren schon beschäftigt haben. Dazu und zum Weiterspinnen solcher Gedanken bietet dieses Heft Hand.Markus Weilenmann LiteraturPopitz, Heinrich (1968): Prozesse der Machbildung. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck),Reihe Recht und Staat, Heft 362/363
J. Butler hob mit S. Freud die Identifizierungen des Kindes hervor (Psyche der Macht, 2001), wobei sie geschlechtliche Identität als Produkt einer melancholischen Einverleibung der frühen Anderen sichtbar machte. Was aber, wenn man nicht die ödipalen Identifizierungen, sondern das Begehren als bestimmenden Faktor der Vergeschlechtlichung erwägt? Dieser Frage soll mit J. Lacan, der das Begehren als ein strukturelles Vermögen begriff, nachgegangen werden: Dieses entsteht, sobald die mütterliche Bezugsperson durch Symbole substituiert wird, was dem Kind später erlaubt, den inzestuös verbotenen Anderen durch Objekte zu ersetzen. Dieser zweizeitige Prozess rückt die Vergeschlechtlichung in die Nähe zur Sublimierung, wobei Geschlechtliches als eine besondere Form der Sublimierung verstanden werden kann. Dabei erweist sich das Begehren nachhaltiger als die Identifizierungen, da es das Subjekt – jenseits der gefährlichen melancholischen Verstrickungen – zu Drittem in das Soziale führt. Eine derart über das Begehren aufgefasste Geschlechtlichkeit hat nicht zuletzt auch gesellschaftspolitische Relevanz, da Identitäres nicht als zentraler Angelpunkt der Subjektformation aufgefasst werden muss: Geschlechterpolitik wäre damit nicht nur Angelegenheit gleicher Identifikationsgruppen, sondern einer stets auf das Neue herzustellenden Gemeinschaft in Bezug auf den geteilten Wunsch nach lebbarem Begehren in unserer Gesellschaft.
Wissenschaft, die den Anspruch hat selbstreflexiv zu sein, sollte ihre unbewussten Anteile nicht ausblenden – das wird in den Beiträgen des von Christina von Braun, Dorothea Dornhof und Eva Johach herausgegebenen Sammelbandes auf überzeugende Weise gezeigt. Dabei geht es nicht primär um das Unbewusste als Objekt der Wissenschaften, sondern vielmehr um die Rolle des Unbewussten als Subjekt der Wissensordnung und Wissensproduktion, als "Krisis und Kapital" der Wissenschaften, gleichermaßen als Sand und Öl imWissensgetriebe. Anstelle eines systematischen Überblicks liefert der interdisziplinär angelegte Band eine Vielzahl kluger, manchmal überraschender und durchgehend lesenswerter Perspektiven auf das visuelle und politische Unbewusste, seine Wissensgeschichte und seinen Ort in der Wissensordnung. ; Science, which purports to be self-reflexive, should not ignore its unconscious element – this is convincingly proven in the collected volume edited by Christina von Braun, Dorothea Dornhof, and Eva Johach. The focus is not merely on the unconscious as an object of the sciences, but on the role of the unconscious as a subject of knowledge organization and knowledge production, as "crisis and capital" of the sciences, indeed simultaneously functioning as sand and oil in the transmission of knowledge. In place of a systematic overview, the interdisciplinary volume offers a number of clever, sometimes surprising, and always well-worth reading perspectives on the visual and political unconscious, its history of knowledge, and its place in the order of knowledge.
An computergrafisch realistischen Kriegsdarstellungen gegenwärtiger und zukünftiger ‹Theaters of War› fällt insbesondere beim Quellenmaterial aus US-amerikanischen Kontexten eine eigene unwirkliche, immer wieder entgleitende Qualität auf, die als Form der ‹information warfare› selbst Aufmerksamkeit fordert. Beispiele reichen von Schlachtfeldkonzeptionen als Simulationsraum einer 'total virtual reality', online Computer-Shooter-Games der US-Army, neuronaler Steuerung von Waffensystemen durch Bomberpiloten oder bis zur Psychotherapie von Kriegstraumatisierten mit immersiven Kriegsszenarien. Wie wird im digitalen Medium ein vereinheintlichtes Feld von so genannter Virtualität und Realität bildgebend inszeniert? An Beispielen, wie dem DARPA-Projekt Advanved Biomedical Technology und dem Visible Human Project lässt sich die Vorführung eines rigorosen Schlafschutzes des (kapitalistischen) Traums analysieren, der vor Begegnungen mit dem Realen (Lacan) sich zu schützen sucht. Es geht darum mithilfe von "ein kleinwenig Realität" (Lacan) in diesem Traum die un/mediale Grenze zwischen militärischer Simulation und Traum auszuloten. ; When focusing on realistic computer graphic representations of current and future the researcher often cannot help noticing an unreal, dream-like quality, especially concerning source material from U.S. contexts. This form of calls attention to itself. Examples range from battlefield concepts as 'total virtual reality, online computer shooter games of the U.S. Army, neural control of weapon systems by bomber pilots or to psychotherapy with immersive war-scenarios. How does the digital medium allow for the staging of so-called virtuality and reality? Looking at examples such as the DARPA project Advanved Biomedical Technology and the Visible Human Project a demonstration of a rigorous defense of sleep in a (capitalist) dream can be analyzed, promising protection of encounters with the Real (Lacan). It's about using "ein kleinwenig Realität" (Lacan) to explore the un/medial border of military simulation and dream from within this dream.
Die »Seele« wurde seit jeher als Kampfplatz von diversen entgegengesetzten Kräften betrachtet und in unterschiedliche Elemente gespalten. Entgegen geläufiger Missverständnisse, zu denen Freud selbst Anlass gab, ist doch für ihn der seelische Apparat nicht für immer als fixiert zu betrachten. Wenn psychische Strukturbildungen als historische untersucht werden, dann stehen wir durchaus in der politischen Dimension der Psychoanalyse. Die Konzepte (I, E, Ü) stellen ein dialektisch strukturiertes System dar, begrifflich nicht trennbar und nicht anders zu verstehen als Werkzeuge zur Analyse psychischer Konflikte, die in historisch spezifischer Weise bei vergesellschaftlichten Individuen vorkommen. Strukturen entstehen aus Verinnerlichungen von Objektbeziehungen. Am umstrittensten bleibt nach wie vor seine Todestriebhypothese.
Liebe Leserin, lieber LeserNachdem der Verein für psychoanalytische Sozialarbeit (vpsz) 2001 von einigen aktiven Mitgliedern des PSZ gegründet wurde, entwickelte er in den letzten Jahren eine Reihe von Aktivitäten in unseren Seminarräumen an der Quellenstrasse. Nicht nur damit bringt der vpsz eine enge Verbundenheit mit dem PSZ zum Ausdruck, sondern auch mit seiner inhaltlichen Auseinandersetzung, geht es doch dabei wesentlich darum, gesellschaftliche und individuelle psychische Konflikthaftigkeit in einen Zusammenhang zu bringen, der Dynamik der Widersprüchlichkeit auf beiden Ebenen Rechnung zu tragen. Die psychoanalytische Sozialarbeit beschäftigt sich mit Menschen, die gar nicht anders können, als ihre inneren Konflikte im Sozialen zu organisieren.Wir von der Redaktionsgruppe des Journals für Psychoanalyse finden die Veranstaltungen des vpsz sehr spannend und würdig, mit diesem Heft in einen grösseren Rahmen gestellt zu werden. Die Optik auf die Dynamik der oft sehr verzweifelten Menschen, mit denen es die psychoanalytischen SozialarbeiterInnen zu tun haben, ist sehr aufschlussreich für all jene, die ihren PatientInnen im Rahmen eines «gesicherten» Settings einer Privatpraxis begegnen. In diversen Artikeln dieses Heftes wird gerade der Konstruktion eines für die psychoanalytische Sozialarbeit spezifischen Settings grosses Gewicht beigemessen; eine Auseinandersetzung, die für den Umgang mit sogenannt «sozialpsychiatrischen» PatientInnen voller fruchtbarer Anregungen ist.Die ersten beiden Artikel gehen auf die historische Dimension ein. Achim Perner wirft einen facettenreichen Blick zurück auf die Pionierjahre der Psychoanalyse und skizziert von da aus verschiedene Entwicklungslinien der psychoanalytischen Sozialarbeit, um sich am Schluss ausführlicher mit der Ausprägung derselben in der BRD seit den späten 70er Jahren bis heute zu befassen.Esther Leuthard beschreibt als eines der Gründungsmitglieder die Entstehung und Entwicklung des vpsz aus einer persönlichen Perspektive. Im Zentrum ihrer Ausführungen steht die sozialpädagogische Familienbegleitung, die daraus entstandenen Projekte und die Vernetzung mit verwandten Institutionen, die sich darüber ergeben hat. Dabei wird deutlich, welche Bedeutung die Entwicklung der psychoanalytische Sozialarbeit in Deutschland für den vpsz hat.Nach dieser historischen Einbettung folgen drei Artikel von Mitgliedern des «Vereins für psychoanalytische Sozialarbeit Tübingen», welcher die psychoanalytische Sozialarbeit in Deutschland wesentlich prägt. Sie geben Einblick in die Entwicklung ihrer theoretischen Konzepte und in die Umsetzung derselben in die Praxis.Martin Feuling führt in seinem Beitrag «Angst – Wissen und NichtWissen. Settingkonstruktionen in der psychoanalytischen Sozialarbeit» aus, wie er ausgehend von Lacanianischen Konzepten und Begriffen, die Dimension des Mangels bei autistisch und psychotisch strukturierten Jugendlichen begreift und über eine hochspezifische Settingkonstruktion dieser Dynamik gerecht zu werden versucht. Bei dieser Settingkonstruktion stellt er das Wartezimmer mit seiner Struktur und Funktion als einen paradigmatischen Ort dar. In seinen zwei sehr anschaulichen Fallbeispielen stellt er die Ängste, die in der analytischen Beziehung mobilisiert werden, ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit.Achim Perner, der Verfasser des historischen Artikels zur psychoanalytischen Sozialarbeit in diesem Heft, zeigt in einem mit Fallvignetten gespickten Artikel die wesentlichen Unterschiede zwischen psychoanalytischer Sozialarbeit und Psychoanalyse auf. Ausgehend von Überlegungen zur Indikation für Psychoanalytische Sozialarbeit («Sie ist immer dann indiziert, wenn alles andere nicht mehr hilft»), schält er die Unterschiede in der Handhabung der Übertragung, der Abstinenz und der Deutungsarbeit sowie in der Gestaltung des Settings als Konstruktionsprozess heraus.Mit seinem Beitrag «Jahre mit Werner» verdeutlicht Joachim Staigle am Beispiel der langjährigen Betreuung eines Jugendlichen mit psychotischen Ängsten – der durch eine autistische und konfusionelle Abwehrstrukturen imponiert – entlang desVerständnissesderVorgeschichte,derSchilderungdesErstgesprächesund der Auswertung der ersten Beziehungserfahrungen in analytischen Supervisionen eine typische Vorgehensund Denkweise innerhalb der psychoanalytischen Sozialarbeit. Dabei zeigt er die zentrale Rolle der Supervision im Setting auf. Ebenso beschreibt er über ausgewählte Betreuungsaspekte den Umgang mit Übertragung und Gegenübertragung in der vorwiegend durch Handlung gekennzeichneten psychoanalytischen Sozialarbeit.Nach diesen Tübinger Beiträgen werden verschiedene Aspekte der psychoanalytischen Sozialarbeit, wie sie sich in Zürich entwickelt hat, ausgeleuchtet.Heini Bader, Gründungsmitglied des vpsz, stellt anhand von Fallvignetten aus einer langjährigen Geldverwaltung dar, wie im traditionellen Feld von Sozialarbeit Elemente psychoanalytischenVerstehensAnwendungfinden können.Dabeikommen die verschiedenen triangulierenden Aspekte der Geldverwaltung zur Sprache.In «Niemand hat mich gern» schildert Esther Leuthards zweiter Artikel in diesem Heft die Geschichte einer sozialpädagogischen Familienbegleitung. Die Falldarstellung handelt von der Geschichte verzweifelter Eltern sowie eines ebenso verzweifelten Mädchens, das nicht verstanden wird. Sie zeigt auf, wie sie selber in dieser Geschichte über ihre Begleitung im Alltag zum triangulierenden Objekt wird. Erst durch die Übersetzung der Handlungen in Sprache kann sukzessive erreicht werden, dass das Mädchen selber zur Sprache findet und ihre Gefühle nicht mehr destruktiv ausagieren muss.«Von Pflastern und Pflanzen» handelt der Beitrag von Antje Krueger aus Bremen. Sie berichtet von der Feldforschung im Rahmen ihrer Dissertation als Ethnopsychoanalytikerin am EthnologischPsychologischen Zentrum in Zürich1. Sie stellt die spezifische Konzeption psychoanalytischer Sozialarbeit im Umgang mit psychisch und sozial schwer belasteten Asylsuchende in einem komplexen interkulturellen Kontext vor. Der Fokus liegt dabei auf der alltäglichen Praxis des stationären Betreuungsangebotes des EPZ, die mit Hilfe von Interviewausschnitten und Feldforschungsnotizen empirisch belegt und illustriert wird. Als Ergänzung und Erweiterung zu den Tübinger und Zürcher Beiträgen folgen je ein Artikel aus Österreich und Frankreich.Elisabeth Rosenmayr aus Linz skizziert in «Damit Freiheit nisten kann», wie psychoanalytische Sozialarbeit im Verein EXITsozial realisiert wird. Der Verein gründet ausgehend von der AntiPsychiatrieBewegung der 60er Jahre in der demokratischen Psychiatrie. Dazu beschreibt sie das Selbstverständnis des Vereins und dessen Situation im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Sie hinterfragt die Bedeutung der psychoanalytischen Sozialarbeit und berichtet von ihrer Umsetzung.Mit MarieHélène Malandrin wird der Reigen abgeschlossen. Sie stellt eine französische Spielart von psychoanalytischer Sozialarbeit dar. Der von Dagmar Ambass aus dem Französischen ins Deutsche übersetzten Text «Empfangen, zuhören, hören. Das kleine Kind in der Maison Verte» beschreibt einen spezifischen Begegnungsort für Eltern und Kinder. Die Gründung des «Maison Verte» unter der Federführung von Françoise Dolto fällt in die Zeit der 70er Jahre, als aufgrund von Migration die Einbindung in den erweiterten Familienverband zunehmend wegfiel und als viele Mütter mit ihren Kindern in den eigenen vier Wänden ziemlich isoliert waren. Die Autorin schildert anhand von drei Sequenzen von Kleinkindern, wie über den Umgang mit dem äusseren Raum, der durch das spezifische Beziehungsangebot im «Maison Verte» strukturiert wird, sich für die die Kinder begleitenden Eltern, resp. Mütter Einsicht in die innere Dynamik und die Beziehungsgestaltung entwickeln kann.Zum Schluss kommen im Interview drei verschiedene Perspektiven zum Themenschwerpunkt miteinander in Berührung. Martin Feuling steht für die lange und konsolidierte Tübinger Tradition, Heidi Schär Sall betont als Leiterin des ehemaligen EthnologischPsychologischen Zentrums die ethnologische Dimension und Ursula Leuthard steht nicht nur für die aktuelle Entwicklung des vpsz, sondern auch für ein uraltes, schon beinahe vergessenes Anliegen des PSZ, nämlich für die Laienanalyse.Im Forum informiert uns Dagmar Ambass über «Die Fadenspule», einen psychoanalytisch orientierten Begegnungsraum für Kleinkinder und ihre Eltern, der in Anlehnung an das von Malandrin in diesem Heft beschriebene «Maison Verte» neulich in Zürich eröffnete wurde.Die 2. Preisverleihung von «Missing Link» dokumentieren wir mit der Laudatio von Sønke Gau. Ihr folgen die Dankesworte des Preisträgers Gregor Schmoll. Nach diversen Buchbesprechungen und Tagungsberichten stellt Johannes Reichmayr das «Studio und Archiv Paul Parin» an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien vor. Um den Ort gebührend zu würdigen, haben wir uns entschlossen, dazu auch einen optischen Eindruck zu vermitteln. Den Abschluss machen neben einer Tagungsankündigung zwei Nachrufe: einer auf Ilka von Zeppelin und einer auf Franziska Lang.Gregor BusslingerIn eigener Sache Emilio Modena, auf dessen Intitiative die Neulancierung des «Journals für Psychoanalyse» 2003 erst im «PsychosozialVerlag» und dann ab 2007 im «Seismo Verlag» möglich wurde, wird die Journalredaktion leider verlassen. Wir möchten ihm für seine unermüdliches Engagement, ohne welches das Heft in dieser Form wohl kaum entstanden wäre, ganz herzlich danken. Ein weiterer Dank gilt Gregor Busslinger, der die Redaktion ebenfalls verlassen wird und sich mit diesem Heft verabschiedet. Von der «Jungen Psychoanalyse» sind mit Julia Braun und Lutz Wittmann erfreulicherweise zwei engagierte neue Redaktionsmitglieder zu uns gestossen.Die JournalredaktionAnmerkung 1 Das EPZ existierte bis Mitte 2005. Zur Wegrationalisierung des EPZ vgl. Schär Sall und Burtscher (2006): Ethnopsychoanalyse im EthnologischPsychologischen Zentrum (EPZ) der AsylOrganisation Zürich. Ein ethnopsychologischer Selbstversuch im Journal für Psychoanalyse, 47: 67–85. Journal für Psychoanalyse 51
Liebe Leserin, lieber LeserNachdem der Verein für psychoanalytische Sozialarbeit (vpsz) 2001 von einigen aktiven Mitgliedern des PSZ gegründet wurde, entwickelte er in den letzten Jahren eine Reihe von Aktivitäten in unseren Seminarräumen an der Quellenstrasse. Nicht nur damit bringt der vpsz eine enge Verbundenheit mit dem PSZ zum Ausdruck, sondern auch mit seiner inhaltlichen Auseinandersetzung, geht es doch dabei wesentlich darum, gesellschaftliche und individuelle psychische Konflikthaftigkeit in einen Zusammenhang zu bringen, der Dynamik der Widersprüchlichkeit auf beiden Ebenen Rechnung zu tragen. Die psychoanalytische Sozialarbeit beschäftigt sich mit Menschen, die gar nicht anders können, als ihre inneren Konflikte im Sozialen zu organisieren.Wir von der Redaktionsgruppe des Journals für Psychoanalyse finden die Veranstaltungen des vpsz sehr spannend und würdig, mit diesem Heft in einen grösseren Rahmen gestellt zu werden. Die Optik auf die Dynamik der oft sehr verzweifelten Menschen, mit denen es die psychoanalytischen SozialarbeiterInnen zu tun haben, ist sehr aufschlussreich für all jene, die ihren PatientInnen im Rahmen eines «gesicherten» Settings einer Privatpraxis begegnen. In diversen Artikeln dieses Heftes wird gerade der Konstruktion eines für die psychoanalytische Sozialarbeit spezifischen Settings grosses Gewicht beigemessen; eine Auseinandersetzung, die für den Umgang mit sogenannt «sozialpsychiatrischen» PatientInnen voller fruchtbarer Anregungen ist.Die ersten beiden Artikel gehen auf die historische Dimension ein. Achim Perner wirft einen facettenreichen Blick zurück auf die Pionierjahre der Psychoanalyse und skizziert von da aus verschiedene Entwicklungslinien der psychoanalytischen Sozialarbeit, um sich am Schluss ausführlicher mit der Ausprägung derselben in der BRD seit den späten 70er Jahren bis heute zu befassen.Esther Leuthard beschreibt als eines der Gründungsmitglieder die Entstehung und Entwicklung des vpsz aus einer persönlichen Perspektive. Im Zentrum ihrer Ausführungen steht die sozialpädagogische Familienbegleitung, die daraus entstandenen Projekte und die Vernetzung mit verwandten Institutionen, die sich darüber ergeben hat. Dabei wird deutlich, welche Bedeutung die Entwicklung der psychoanalytische Sozialarbeit in Deutschland für den vpsz hat.Nach dieser historischen Einbettung folgen drei Artikel von Mitgliedern des «Vereins für psychoanalytische Sozialarbeit Tübingen», welcher die psychoanalytische Sozialarbeit in Deutschland wesentlich prägt. Sie geben Einblick in die Entwicklung ihrer theoretischen Konzepte und in die Umsetzung derselben in die Praxis.Martin Feuling führt in seinem Beitrag «Angst – Wissen und NichtWissen. Settingkonstruktionen in der psychoanalytischen Sozialarbeit» aus, wie er ausgehend von Lacanianischen Konzepten und Begriffen, die Dimension des Mangels bei autistisch und psychotisch strukturierten Jugendlichen begreift und über eine hochspezifische Settingkonstruktion dieser Dynamik gerecht zu werden versucht. Bei dieser Settingkonstruktion stellt er das Wartezimmer mit seiner Struktur und Funktion als einen paradigmatischen Ort dar. In seinen zwei sehr anschaulichen Fallbeispielen stellt er die Ängste, die in der analytischen Beziehung mobilisiert werden, ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit.Achim Perner, der Verfasser des historischen Artikels zur psychoanalytischen Sozialarbeit in diesem Heft, zeigt in einem mit Fallvignetten gespickten Artikel die wesentlichen Unterschiede zwischen psychoanalytischer Sozialarbeit und Psychoanalyse auf. Ausgehend von Überlegungen zur Indikation für Psychoanalytische Sozialarbeit («Sie ist immer dann indiziert, wenn alles andere nicht mehr hilft»), schält er die Unterschiede in der Handhabung der Übertragung, der Abstinenz und der Deutungsarbeit sowie in der Gestaltung des Settings als Konstruktionsprozess heraus.Mit seinem Beitrag «Jahre mit Werner» verdeutlicht Joachim Staigle am Beispiel der langjährigen Betreuung eines Jugendlichen mit psychotischen Ängsten – der durch eine autistische und konfusionelle Abwehrstrukturen imponiert – entlang desVerständnissesderVorgeschichte,derSchilderungdesErstgesprächesund der Auswertung der ersten Beziehungserfahrungen in analytischen Supervisionen eine typische Vorgehensund Denkweise innerhalb der psychoanalytischen Sozialarbeit. Dabei zeigt er die zentrale Rolle der Supervision im Setting auf. Ebenso beschreibt er über ausgewählte Betreuungsaspekte den Umgang mit Übertragung und Gegenübertragung in der vorwiegend durch Handlung gekennzeichneten psychoanalytischen Sozialarbeit.Nach diesen Tübinger Beiträgen werden verschiedene Aspekte der psychoanalytischen Sozialarbeit, wie sie sich in Zürich entwickelt hat, ausgeleuchtet.Heini Bader, Gründungsmitglied des vpsz, stellt anhand von Fallvignetten aus einer langjährigen Geldverwaltung dar, wie im traditionellen Feld von Sozialarbeit Elemente psychoanalytischenVerstehensAnwendungfinden können.Dabeikommen die verschiedenen triangulierenden Aspekte der Geldverwaltung zur Sprache.In «Niemand hat mich gern» schildert Esther Leuthards zweiter Artikel in diesem Heft die Geschichte einer sozialpädagogischen Familienbegleitung. Die Falldarstellung handelt von der Geschichte verzweifelter Eltern sowie eines ebenso verzweifelten Mädchens, das nicht verstanden wird. Sie zeigt auf, wie sie selber in dieser Geschichte über ihre Begleitung im Alltag zum triangulierenden Objekt wird. Erst durch die Übersetzung der Handlungen in Sprache kann sukzessive erreicht werden, dass das Mädchen selber zur Sprache findet und ihre Gefühle nicht mehr destruktiv ausagieren muss.«Von Pflastern und Pflanzen» handelt der Beitrag von Antje Krueger aus Bremen. Sie berichtet von der Feldforschung im Rahmen ihrer Dissertation als Ethnopsychoanalytikerin am EthnologischPsychologischen Zentrum in Zürich1. Sie stellt die spezifische Konzeption psychoanalytischer Sozialarbeit im Umgang mit psychisch und sozial schwer belasteten Asylsuchende in einem komplexen interkulturellen Kontext vor. Der Fokus liegt dabei auf der alltäglichen Praxis des stationären Betreuungsangebotes des EPZ, die mit Hilfe von Interviewausschnitten und Feldforschungsnotizen empirisch belegt und illustriert wird. Als Ergänzung und Erweiterung zu den Tübinger und Zürcher Beiträgen folgen je ein Artikel aus Österreich und Frankreich.Elisabeth Rosenmayr aus Linz skizziert in «Damit Freiheit nisten kann», wie psychoanalytische Sozialarbeit im Verein EXITsozial realisiert wird. Der Verein gründet ausgehend von der AntiPsychiatrieBewegung der 60er Jahre in der demokratischen Psychiatrie. Dazu beschreibt sie das Selbstverständnis des Vereins und dessen Situation im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Sie hinterfragt die Bedeutung der psychoanalytischen Sozialarbeit und berichtet von ihrer Umsetzung.Mit MarieHélène Malandrin wird der Reigen abgeschlossen. Sie stellt eine französische Spielart von psychoanalytischer Sozialarbeit dar. Der von Dagmar Ambass aus dem Französischen ins Deutsche übersetzten Text «Empfangen, zuhören, hören. Das kleine Kind in der Maison Verte» beschreibt einen spezifischen Begegnungsort für Eltern und Kinder. Die Gründung des «Maison Verte» unter der Federführung von Françoise Dolto fällt in die Zeit der 70er Jahre, als aufgrund von Migration die Einbindung in den erweiterten Familienverband zunehmend wegfiel und als viele Mütter mit ihren Kindern in den eigenen vier Wänden ziemlich isoliert waren. Die Autorin schildert anhand von drei Sequenzen von Kleinkindern, wie über den Umgang mit dem äusseren Raum, der durch das spezifische Beziehungsangebot im «Maison Verte» strukturiert wird, sich für die die Kinder begleitenden Eltern, resp. Mütter Einsicht in die innere Dynamik und die Beziehungsgestaltung entwickeln kann.Zum Schluss kommen im Interview drei verschiedene Perspektiven zum Themenschwerpunkt miteinander in Berührung. Martin Feuling steht für die lange und konsolidierte Tübinger Tradition, Heidi Schär Sall betont als Leiterin des ehemaligen EthnologischPsychologischen Zentrums die ethnologische Dimension und Ursula Leuthard steht nicht nur für die aktuelle Entwicklung des vpsz, sondern auch für ein uraltes, schon beinahe vergessenes Anliegen des PSZ, nämlich für die Laienanalyse.Im Forum informiert uns Dagmar Ambass über «Die Fadenspule», einen psychoanalytisch orientierten Begegnungsraum für Kleinkinder und ihre Eltern, der in Anlehnung an das von Malandrin in diesem Heft beschriebene «Maison Verte» neulich in Zürich eröffnete wurde.Die 2. Preisverleihung von «Missing Link» dokumentieren wir mit der Laudatio von Sønke Gau. Ihr folgen die Dankesworte des Preisträgers Gregor Schmoll. Nach diversen Buchbesprechungen und Tagungsberichten stellt Johannes Reichmayr das «Studio und Archiv Paul Parin» an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien vor. Um den Ort gebührend zu würdigen, haben wir uns entschlossen, dazu auch einen optischen Eindruck zu vermitteln. Den Abschluss machen neben einer Tagungsankündigung zwei Nachrufe: einer auf Ilka von Zeppelin und einer auf Franziska Lang.Gregor BusslingerIn eigener Sache Emilio Modena, auf dessen Intitiative die Neulancierung des «Journals für Psychoanalyse» 2003 erst im «PsychosozialVerlag» und dann ab 2007 im «Seismo Verlag» möglich wurde, wird die Journalredaktion leider verlassen. Wir möchten ihm für seine unermüdliches Engagement, ohne welches das Heft in dieser Form wohl kaum entstanden wäre, ganz herzlich danken. Ein weiterer Dank gilt Gregor Busslinger, der die Redaktion ebenfalls verlassen wird und sich mit diesem Heft verabschiedet. Von der «Jungen Psychoanalyse» sind mit Julia Braun und Lutz Wittmann erfreulicherweise zwei engagierte neue Redaktionsmitglieder zu uns gestossen.Die JournalredaktionAnmerkung 1 Das EPZ existierte bis Mitte 2005. Zur Wegrationalisierung des EPZ vgl. Schär Sall und Burtscher (2006): Ethnopsychoanalyse im EthnologischPsychologischen Zentrum (EPZ) der AsylOrganisation Zürich. Ein ethnopsychologischer Selbstversuch im Journal für Psychoanalyse, 47: 67–85. Journal für Psychoanalyse 51
Zeitschriftenübersicht und Buchbesprechungen: Weiss, H. (1989) Familie und Frühförderung. München. Speck, O. /Thurmair, M. (Hrsg ) (1989) Fortschritte der Frühförderung entwicklungsgefährdeter Kinder. München. Niederberger, J. M. /Bühler-Niederberger, D. (1988) Formenvielfalt in der Fremderziehung. Stuttgart. Walter, J. (Hisg) (1989) Sexueller Mißbrauch im Kindesalter. Heidelberg. Friese, H. J./Trott G. E. (Hrsg) (1988) Depression in Kindheit und Jugend. Bern. Inst. für analytische Psychotherapie Zürich-Kreuzlingen (Hrsg) (1989) Psychoanalyse im Rahmen der demokratischen Psychiatrie, Bd.III, 270 Seiten und Bd. IV, 350 Seiten Zürich.
Zuerst erschienen in Psyche : Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen ; With reference to 22 narrative interviews with psychoanalysts born before 1 January 193 7, the article discusses how these interviewees present the Nazi period in their professional biographies. The important role played by the time in which they lived becomes apparent. Various central aspects of their professional training and formation (choice of profession, etc.) are investigated against the backdrop of the Nazi era. Different types of biographical treatment are identified, enhancing our understanding of the history and development of German psychoanalysis through the testimonies of people actually working in that field.
Unsere Gesellschaft befindet sich gegenwärtig in einem Wandel von einer scheinbar ethnisch und kulturell eher homogen zusammengesetzten zu einer mit multiethnischen und multikulturellen Strukturen. Diese Entwicklung wird häufig, vor allem von verantwortlichen politischen Repräsentanten, nicht wahrgenommen. Sie wird zum Teil mit unbestimmter Angst beobachtet oder mit Gewalt zu verhindern versucht, was sich als "Ausländerfeindlichkeit" oder "Fremdenfeindlichkeit" in mannigfacher Form äußert. Sieht man sich die vielen Veröffentlichungen der letzten Zeit zu diesem Thema an, sei es in Zeitungen, Zeitschriften, sei es als Radio- oder Fernsehsendung oder als wissenschaftliche Publikation, so fällt eine Vielzahl von Begriffen auf, die in irgendeinem Zusammenhang mit "Fremdenfeindlichkeit" stehen. Beliebig herausgenommen und unvollständig kommen Schlagworte vor wie: Medien, Parteien, Pädagogik, Minoritäten, Politik, Antisemitismus, Familie, Arbeitsplatz, Asylbewerber, Rechtsextremismus, Rechtssystem, Fremdenfeindlichkeit, Ausländer, Wissenschaft, Kirche, Soziologie, Psychologie und Psychoanalyse. Diese Begriffe markieren unterschiedliche Zugänge zum Phänomen "Fremdenfeindlichkeit". Die Autorin versucht, in Anlehnung an einen Vorschlag von Andreas Zick sie zu systematisieren.(DIPF/Orig.)
J. Butler hob mit S. Freud die Identifizierungen des Kindes hervor (Psyche der Macht, 2001), wobei sie geschlechtliche Identität als Produkt einer melancholischen Einverleibung der frühen Anderen sichtbar machte. Was aber, wenn man nicht die ödipalen Identifizierungen, sondern das Begehren als bestimmenden Faktor der Vergeschlechtlichung erwägt? Dieser Frage soll mit J. Lacan, der das Begehren als ein strukturelles Vermögen begriff, nachgegangen werden: Dieses entsteht, sobald die mütterliche Bezugsperson durch Symbole substituiert wird, was dem Kind später erlaubt, den inzestuös verbotenen Anderen durch Objekte zu ersetzen. Dieser zweizeitige Prozess rückt die Vergeschlechtlichung in die Nähe zur Sublimierung, wobei Geschlechtliches als eine besondere Form der Sublimierung verstanden werden kann. Dabei erweist sich das Begehren nachhaltiger als die Identifizierungen, da es das Subjekt – jenseits der gefährlichen melancholischen Verstrickungen – zu Drittem in das Soziale führt. Eine derart über das Begehren aufgefasste Geschlechtlichkeit hat nicht zuletzt auch gesellschaftspolitische Relevanz, da Identitäres nicht als zentraler Angelpunkt der Subjektformation aufgefasst werden muss: Geschlechterpolitik wäre damit nicht nur Angelegenheit gleicher Identifikationsgruppen, sondern einer stets auf das Neue herzustellenden Gemeinschaft in Bezug auf den geteilten Wunsch nach lebbarem Begehren in unserer Gesellschaft. ; J. Butler emphasized with S. Freud the identifications of the child (The Psychic Life of Power 1997), in so far as she pointed out that gender identity is a product of a melancholic introjection of the early other. But what, if someone doesn't consider the oedipal identifications to be the determining factor for sexualization, but desire? This question I would like to raise with J. Lacan, who understood desire as a structural capacity of the subject. This capacity occurs, as soon as the maternal attachment figure is substituted by symbols, which enables the child later to substitute its next of kin, restricted by the incest taboo, with legitimate objects of desire. This two stage process shifts sexualization into proximity with sublimation, whereby sexualization can be understood as a special form of sublimation. In the process, desire proves to be more sustainable than the identifications, since it leads the subject - beyond dangerous melancholy entanglements - to the third and the Other in the social context. Sexuality thus understood through desire also has sociopolitical relevance, since identity does not have to be understood as the central pivotal point of subject formation: gender politics would not only be a matter for identical identification groups, but for a community that is always to be created by the shared wish for a new livable desire in our society.