Obwohl heutzutage die biographietheoretischen Konzeptionen und deren Methodologie weit über die noch positivistisch angehauchte dualistische Konzeption von "Erfahrungen und Fakten" dieser beiden Klassiker hinausgehen, sind wir soziologischen BiographieforscherInnen immer noch diesen Einwänden ausgesetzt und sehen uns immer wieder genötigt, sowohl die theoretische Verallgemeinerbarkeit unserer am Einzelfall gewonnenen Erkenntnisse als auch das Soziologische an der Biographie zu legitimieren. Seit den 70er Jahren stellten in der Bundesrepublik soziologische BiograpieforscherInnen zunehmend ausgefeilte theoretische Überlegungen zum sozialen Konstrukt 'Biographie' vor, das sowohl soziale Wirklichkeit als auch die Erfahrungs- und Erlebniswelten der Subjekte konstituiert.
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 589-593
Kann Kunst heilen? Dieser Frage geht (die Autorin) mittels einer medienwissenschaftlichen Neubestimmung von Michel Foucaults Konzepten der Techniken des Selbst sowie der Sorge um sich nach und analysiert die Medien und Ästhetiken von Christoph Schlingensief und Elfriede Jelinek als ästhetische Therapeutiken. Am Beispiel der späteren Arbeiten des Theater-, Film- und Aktionskünstlers Christoph Schlingensief zeichnet sich die moderne politische und ästhetische Geschichte von Kunst als Medium der Therapeutik ab: Der Wunsch nach einer Gesundheit des Denkens, Empfindens wie Lebens verschränkt sich dabei mit der biopolitischen Geschichte moderner, ästhetischer Heilsprogramme. Schlingensiefs Versuch, sich selbst zu heilen, schreibt sich in einen Komplex von Kunstreligion, modernem Vitalismus und Kolonialgeschichte ein. Elfriede Jelineks monumentaler Onlineroman "Neid (Mein Abfall von allem) - Ein Privatroman" experimentiert mit literarischem Schreiben in virtuellen Räumen und entwirft einen autobiographischen Roman, der jeder Form literarischer Subjektkonstitution eine feministische Absage erteilt. Diese Poetik erweist sich als Programm einer spezifisch modernen Sorge um sich: Medientechnisch ermöglicht durch das Heilsversprechen eines von der Realwelt abgetrennten Cyberspace, übt Jelinek im Format des frühen Onlinetagebuchs eine digitale Askese in virtueller Unendlichkeit, Leere und Weite und gibt so Raum für eine komplexe poetische Reflexion des Verhältnisses von Medien, Empfindung und Subjektivierung. Die Studie rückt zeitgenössische Medien der Sorge als Übungen der Heilung, der Gesundheit und des Überlebens in den Blick, und verbindet diese mit einer Archäologie der ästhetischen und medialen Geschichte moderner Konzepte von Gesundheit und Heilung.
Die in der Geschlechterforschung verbreitete Annahme eines durchgängigen Wandels der Geschlechterentwürfe auf der diskursiven Ebene (aber nicht auf derjenigen des Alltagshandelns) in Richtung einer Angleichung der Geschlechter wird in Zweifel gezogen. Zwar finden sich in den öffentlichen Diskursen Forderungen, die Begrenzungen der eigenen "Geschlechtsidentität" zu flexibilisieren und sich neue Potentiale anzueignen, gleichzeitig aber existieren essentialisierende, biologisierende und antifeministische Positionen. Diese Zweiseitigkeit zeigt sich auch im sozialisationstheoretischen Paradigma der "Selbstorganisation" (Hurrelmann): "Geschlechtsidentität" wird hier als kulturelle und trainierbare Überformung eines natürlichen Potentials gefasst. Über eine psychoanalytisch ausgerichtete Kritik an diesem Ansatz wird verdeutlicht, wieso sich die Geschlechterordnung im habitualisierten Alltagshandeln tatsächlich hartnäckig hält und welche unbewussten psychischen Funktionen dieses Doing Gender erfüllt. Die essentialisierenden Denkmuster schließen als Rationalisierung die Kluft zwischen "rhetorischer Modernisierung" (Wetterer) und "Habitus" (Bourdieu).
Eine zentrale psychoanalytisch-sozialpsychologische Diagnose moderner Befindlichkeit ist das "Unbehagen in der Kultur". In der spätmodernen Gesellschaft hat sich dieser seelische Zustand nicht etwa gemildert, sondern verschärft. Dafür sorgt weiter anwachsende Destruktivität, auch und gerade gegenüber der äußeren Natur. Das gegenwärtige Bewusstsein verfügt aber über Mechanismen, durch die es diese Zusammenhänge ausblenden kann. Doch finden die gesellschaftlichen Belastungen gleichwohl seelische Ausdrucksformen. Die Erschöpfungssymptome des flexiblen Selbst zeugen davon. Das Subjekt bedarf einer Anstrengung der "Affektbildung", um zu neuen Bewusstseinsformen zu gelangen, die eine Praxis der Lebenspolitik und des postnationalen Verfassungspatriotismus ermöglichen.
'Nicht erst seit Freud und der psychoanalytischen Schule geht die Wissenschaft davon aus, daß gesellschaftliche Liberalisierungsprozesse sich immer auch in Form einer Lockerung der Moralstrukturen auswirken. Das Ausmaß sexueller Permissivität in der Bevölkerung eines Landes gilt als Indikator für Offenheit und Toleranz sowie bei Zeitreihenuntersuchungen als Maß sozialen Wandels. Mit dem vorliegenden Beitrag widmen wir uns diesem Konstrukt und betrachten es unter verschiedenen Gesichtspunkten: zum einen sollen methodisch - anhand der Überprüfung von Boden- und Deckeneffekten - Qualität und Adäquanz der häufig und interkulturell verwendeten Items zur Messung sexueller Permissivität analysiert werden. Dazu vergleichen wir sexuell permissive Einstellungen in Deutschland und Israel. Zum anderen replizieren wir das Vorgehen früherer, zumeist amerikanischer Studien auf diesem Gebiet und testen den diesbezüglichen Einfluß soziodemographischer Merkmale in den genannten Ländern. Darüber hinaus wenden wir uns der Frage eventueller systembedingter Unterschiede in den sexuellen Haltungen zu, indem wir die Antworten der Ostdeutschen und die der jüdischen Immigranten aus den Staaten der ehemaligen UdSSR nach Israel denen der westdeutschen und denen der übrigen israelischen Bevölkerung gegenüberstellen.' (Autorenreferat)
Die an die Kritische Theorie angelehnte psychoanalytische Sozialpsychologie wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend marginalisiert und aus den Hochschulen gedrängt. Dieses ›Schicksal‹, das die psychoanalytische Sozialpsychologie mit anderen kritischen Wissenschaften teilt, hat aber durchaus auch zu einer erneuten Repolitisierung und einem erneuten Aufflammen des psychoanalytisch orientierten kritischen Denkens beigetragen, das auch von einer jüngeren Generation getragen wird. Der Beitrag zeichnet die Geschichte der psychoanalytischen Sozialpsychologie in ihren Grundlinien nach und berichtet vor diesem Hintergrund erstmalig von Ergebnissen einer Umfrage unter aktuell praktizierenden psychoanalytischen SozialpsychologInnen. Diese wurden zur eigenen Arbeit, zu wichtigen Themen der psychoanalytischen Sozialpsychologie, zu zentralen Ansätzen der Tradition, aber auch zu Anschlussstellen an andere sozialwissenschaftliche Ansätze, und schließlich zu den Zukunftsperspektiven der psychoanalytischen Sozialpsychologie selbst befragt.
In den Familienstudien geht es darum, den vorbewußten Bereich biographischer Organisation psychiatrischer Fälle aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Problem der Alltagsroutine, das zunächst erläutert wird. Es werden die in den Familienstudien angewandten Methoden beschrieben und am Beispiel der klinischen Geschichte von Alfred A. und der Geschichte seiner Familie erläutert. Der Gang der Familienstudie wird nachgezeichnet, wobei auf die Handlungsorganisation im Familienmilieu, auf die leiblich-räumliche Organisation und auf die sprachliche Organisation eingegangen wird. Auf dieser Grundlage werden die Dimensionen der Verstrickung der Person in das Familienmilieu aufgezeigt. (KW)
Der Artikel thematisiert Geschlechterverhältnisse, die weitgehend sozial hergestellt werden, wobei die biologischen Seiten nicht verleugnet werden sollen. Aber Geschlecht ist "ein Bezugspunkt des Handelns", der bei der Einschätzung anderer Menschen immer eine Rolle spielt. "Geschlecht" sollte daher im Kontext sozialer Situationen untersucht werden. Geschlechtszugehörigkeit ist ein zentrales Moment der Orientierung in der Interaktion, sie muss symbolisch dargestellt werden. Der Beitrag fordert, zu untersuchen, wie Geschlecht in historischen sozialen Kontexten hergestellt wird. Menschen sind immer in über-individuelle gesellschaftliche Strukturen und Kontexte eingebunden. Eine psychologische Forschung zu Geschlechterverhältnissen sollte daher Disziplin- übergreifend arbeiten. Als sinnvoll wird ein Vorgehen begriffen, das individuelle Lebensgestaltungs- und Selbst- Konstruktionsprozesse mit Prozessen der Reproduktion und Veränderung gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse verbindet. Der Artikel wendet sich dann feministisch- psychoanalytischen Fragestellungen zu. Männliche und weibliche Entwicklung sollten konzeptualisiert werden und die Konstitution von "Begehren", "Macht" und "Unterordnung" besser verstanden werden. Dann geht der Beitrag auf die Theorie der "Symbolischen Interaktion" und auf "poststrukturalistisches" und "postmodernes" Denken ein. Es wird die Auffassung vertreten, dass ein Konzept "prinzipiell nicht abgeschlossener" Konstruktion von Geschlecht für die Psychologie sinnvoll ist. Denn sowohl Männer wie auch Frauen handeln manchmal "männlich", manchmal aber "weiblich". (ICB)
La antología "¿La crítica como un enfoque? Métodos de investigación y critica social", editado por in equipo interdisciplinario, trata con un tema comúnmente ignorado: la relación entre los métodos de investigación en las ciencias sociales y humanas y la crítica social. Los dieciséis artículos se combinan en cuatro secciones 1) la crítica relacionada a las estructuras sociales 2) consideración crítica de sujetos y su posición social 3) critica a métodos y ciencia con relación a disciplinas ejemplares 4) la dialéctica como un método critico. Debido a su temática global y su gran atractivo, este volumen puede ser recomendado en general para investigadores de cualquier campo científico. Ciertos artículos, sin embargo, serán más útiles para discursos específicos que para sustentar discusiones generales sobre la capacidad crítica de los métodos de investigación y las críticas a la ciencia.
Vor dem Hintergrund von theoretischen Korrespondenzen und methodischen Synergien zwischen der qualitativ-soziologischen Narrationsanalyse und dem Erzählbegriff der neueren Psycho- und Beziehungsanalysen sowie der Psychotraumatologie wird das Desiderat eines interdisziplinären handlungstheoretischen Modells von narrativen Prozessen formuliert, das auch für Medien- und Kulturwissenschaften anschließbar ist. Die exemplarische narrativ-biografische Fallstudie untersucht die Interview-Erzählung der Abiturientin Leila, die aktiv und kompetent am schulischen und kulturellen Leben teilnimmt, hinsichtlich ihrer Lebensgeschichte und ihres Medienrezeptionsverhaltens. Psychotraumatologisch beschreibbare Belastungsfaktoren der früh zerrütteten und gewaltlatenten Elternbeziehung und einer auch in der Jetztzeit nicht spannungsfreien Familiensituation werden vor dem Hintergrund einer bis in die Zeit des Nationalsozialismus reichenden familiären Dreigenerationen-Dynamik sichtbar. Während Leilas Vater von irakisch-iranischer Herkunft ist, stammt ihre Mutter von einer vormals gut situierten Königsberger Bürgerfamilie ab, die nach dem zweiten Weltkrieg nach Norddeutschland geflohen war. Die historischen Täter- bzw. Opferaffiliationen der Familie stellen sich in der Präsentation auf unklare Weise dar. Diese verschiedenen psychotraumatologischen Belastungsfaktoren schlagen sich bei Leila zum einen in psychoaffektiven Wahrnehmungs-, Narrations- und Medienhandlungsmustern nieder, die auf dissoziative psychische Dynamiken schließen lassen. Diese werden sowohl in ihrem aktuellen Erzählmodus in der Interviewsituation als auch in der Rekonstruktion ihrer Fernseh- und Lektürenutzung deutlich gemacht. Zum anderen führen die psychotraumatologischen Belastungsfaktoren in Leilas gegenwärtigem sozialen Leben dazu, dass zentrale Freundschaftsbeziehungen ein rekurrentes (projektiv-identifizierendes) Konflikt- und Gewaltgeschehen aufweisen und dass sie in ihrer engagierten schulischen Arbeit einen Misserfolg erleidet. Eine korrespondierende Konfliktdynamik ist auch im (Gegen-) Übertragungsgeschehen zwischen Leila und dem männlichen der beiden InterviewerInnen erkennbar.
Der 2017 erschienene Sammelband, herausgegeben von Timo Storck und Svenja Taubner, nähert sich der populären Genre-TV-Serie mit Ansätzen aus unterschiedlichen Disziplinen. Neben den im Titel genannten Serien finden sich Texte über jüngere US-amerikanische Produktionen wie The Americans (Anna Tuschling und Till A. Heilmann), Girls (Rolf und Jan Schröder) und True Detective (Birgit Däwes). Aber auch Beiträge zu älteren Produktionen wie CSI (Lorenz Engell), Sex and the City (Nülüfer Aydin, Katharina Dinhof, Caroline Elz und Sarah Stepanovsky) und Supernatural (Christian Sell und Svenja Taubner) sind hier versammelt. Ausnahmen von den überwiegend in den USA produzierten Serien bilden die deutsche Lindenstraße (Bernhard Strauß), die österreichische Serie Vorstadtweiber (Jutta Menschik-Bendele) und die italienische Serie Gomorrha (Isolde Böhme). Da nicht im Einzelnen auf jeden der zwanzig Beiträge eingegangen werden kann, wird diese Rezension nur einen Gesamteindruck und die Lektüre einiger Texte zusammenfassen. Beim Durchblättern fällt besonders die Gestaltung des Bandes auf, zumindest der an Lektüre von akademischer Literatur gewohnten Rezensentin. Die Inhaltsangabe der einzelnen Aufsätze erscheint vor dem Hintergrund einer Kinosaalabbildung. Auf der Leinwand ist eine Szene der im Text besprochenen Serie zu sehen. Die darauffolgende Seite zeigt jeweils ein DVD-Cover, versehen mit Copyright-Angaben. Auf jeder zweiten Seite gibt es im linken oberen Feld, neben der Angabe der Seitenzahl einen etwa passfotogroßen Screenshot zu sehen. Darüber hinaus finden sich viele Farbabbildungen (genau 70). Zitate aus den Serien sind in doppelter Schriftgröße rot gedruckt, andere längere Zitate visuell mit durchgehenden Linien abgesetzt. Der Band ist also auffällig bunt gestaltet für ein inhaltlich akademisches Buch, oft jedoch mit wenig Erkenntniswert, wodurch sich der Eindruck einer Werbeschaltung nicht vermeiden lässt. Die tatsächliche Werbung des Springer-Verlags auf den letzten Seiten legt nahe, dass der Band, aufgrund der ähnlichen Cover-Gestaltung, Teil einer nicht näher benannten Reihe ist. Somit ist anzunehmen, dass nicht die Herausgeber*innen selbst, sondern der Verlag für die Gestaltung verantwortlich ist. Die Auswahl der Serien beruhe auf dem persönlichen Zugang bzw. der Vorliebe der Autor*innen, wie im Vorwort zu lesen ist. Die Motivation des Bandes wird wiederum mit zwei Gegebenheiten begründet: Zum einen die Beobachtung der Herausgeber*innen, dass Serien dem Film in vielerlei Hinsicht den Rang ablaufen. Zum anderen gaben Veranstaltungsreihen, wie z. B. "PsychoanalytikerInnen kommentieren Filme" den Impuls, Psychoanalytiker*innen über Fernsehserien schreiben zu lassen. Dieser wurde dann um einen transdisziplinären Ansatz erweitert, so dass auch Autor*innen aus der Sozialpsychologie, Medien- und Kulturwissenschaft, Amerikanistik, Philosophie und Forensik angefragt wurden. Die Herausgeber*innen Timo Storck und Svenja Taubner haben wie die Mehrzahl der Autor*innen einen psychoanalytischen Hintergrund. Taubner ist psychologische Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin, sowie Direktorin des Instituts für Psychoasoziale Prävention am Universitätsklinikum Heidelberg. Storck ist Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin. Dementsprechend wird bereits in der Einleitung auf die methodologische Schwerpunktsetzung der Psychoanalyse und psychoanalytische Filmtheorie eingegangen. Diese wird in den einzelnen Beiträgen freilich unterschiedlich angewandt. Für die Herausgeber*innen beinhaltet eine psychoanalytische Perspektive, die eigene Reaktion auf eine Serie zu betrachten und zu befragen "und sie so zum Ausgangspunkt einer Interpretation über Beziehungen zu machen"[1] (S. 5). Das Ergebnis sei nicht, etwas über das individuell Unbewusste auszusagen, sondern "potenziell über gesellschaftlich Unbewusstes" (ebd.), wobei hier auf einen ethnopsychoanalytischen Ansatz Bezug genommen wird. Dabei verstehen Storck und Taubner die Psychoanalyse als Ergänzung anderer theoretischer Zugänge, wie die der Medienwissenschaft, Kulturwissenschaft und Psychologie. Der Psychoanalytiker Ralf Zwiebel beschreibt seinen methodischen Zugang in den einleitenden Bemerkungen seiner Interpretation von In Treatment als einen Dialog zwischen Filmkunst und Psychoanalyse. Da die Serie In Treatment explizit Psychotherapie thematisiert – jede Episode zeigt eine Sitzung des Therapeuten Paul Weston – begreift Zwiebel die fiktiven Personen in der Serie als Repräsentant*innen eines Typus von Therapeut*in bzw. Patient*in und deren Problematiken wie Narzissmus oder Alterskrise. Er betont ausdrücklich, dass er sich nicht ausschließlich auf das Narrativ der Serie bezieht, sondern visuelle Komponenten, räumliche Gestaltung und filmtechnische Aspekte wie Verdichtung und Zuspitzungen ebenso miteinbezieht. Und obwohl die Serie von Psychoanalytiker*innen, wie Zwiebel selbst, als Anschauungsmaterial benutzt wird, geht es ihm nicht darum, wie realistisch die Therapie in der Serie dargestellt[2], sondern um die Frage, welches Bild von Psychotherapie vermittelt wird. Svenja Taubner bezieht sich in ihrem Beitrag "'We are the walking dead' – neue Formen des Altruismus in einer Zombiewelt" auf die Psychologie und Evolutionstheorie, um ihre Hauptthese zu erläutern, dass in der Serie The Walking Dead die Frage nach dem 'Survival of the Fittest' neu gestellt und Egoismus antagonistischem Altruismus gegenübergestellt wird. Die Frage an sich scheint gut gewählt, ließe sich jedoch politischer stellen und auch anders beantworten. Meiner Ansicht nach setzt sich die Ideologie des Überlebens des Stärkeren im Verlauf der Serie weit stärker durch, als es die Autorin beschreibt. Taubner demonstriert vor allem anhand des Hauptcharakters Rick Grimes, wie verschiedene Spielarten eines empathischen bis pathologischen Altruismus durchgespielt werden. Obwohl dieser alle sieben Staffeln überlebt, könnte man daraus ebenso folgern, dass er dies nicht wegen, sondern trotz seines Altruismus tut. Politisch ist nicht nur fragwürdig, dass dieser durch seine Funktion als ehemaliger Polizist als vermeintlicher Retter auftritt, sondern auch, dass die Evolutionstheorie einfach umgeschrieben wird. Denn laut Taubner wird "auf der Grundlage der Idee einer Multi-Level-Selektion das Überleben einer kooperierenden Gruppe" (S. 45) gegenüber 'egoistisch' handelnden Gruppen oder Gruppenmitgliedern gesichert. Das Narrativ der Serie vermittelt jedoch, dass es in einer regierungs- und scheinbar staatenlosen Gesellschaft[3] zwingend (An-)Führer geben muss. Es werden immer neue Diktatoren (wie der 'Governor') generiert, die das Publikum faszinieren oder abstoßen zu vermögen. Die Serie zeichnet entsprechend kein anarchistisches oder hierarchieloses Gesellschaftsmodell. Da aber gerade Zombiefilme oftmals Allegorien gesellschaftlicher Zustände produzieren, ist in dieser Hinsicht meiner Einschätzung nach die Serie reaktionär und stellt die altruistische Position auch als nervend dar, wie Taubner richtig bemerkt. Etwas strittig erscheint mir auch der Beitrag der Amerikanistin Birgit Däwes, die sich mit den ersten beiden Staffeln von True Detective auseinandersetzt. Da sie explizit einen semiotischen und intertextuellen Ansatz verfolgt, erstaunt es, dass Däwes nicht auf aktuelle philosophische Referenzen wie Ray Brassier oder Eugene Thacker eingeht, die selbst in dem Wikipedia-Eintrag zur Serie erwähnt werden. Stattdessen bezieht sie sich lediglich auf kanonischere Werke von Ambrose Bierce und Robert W. Chambers aus der Zeit um die Jahrhundertwende, die auch buchstäblich in der Serie zitiert werden. Zudem weist sie auf "vielgestaltige Grenzüberschreitungen" (S. 320) hinsichtlich Genres (hard-boiled detective fiction und andere klassische Detektiverzählungen wie denen von Edgar Allen Poe und Arthur Conan Doyle, sowie den Film noir und Alfred Hitchcock), Zeitebenen, Räumlichkeiten und gesellschaftlichen Normen hin. Auch ihre Kritik an der "Behandlung der Frauenfiguren" und der "ethnischen Repräsentation" (S. 230) bleibt oberflächlich, ebenso wie ihr Ausblick, der sich schlicht damit zusammenfassen lässt, dass aus (Lebens-)Zeitgründen die Ära der komplexen Quality-TV-Serien vorbei sei und im kleinen Format die Zukunft der Serie liege. Interessanter erscheinen mir die Beiträge, die sich eingehender mit der Signifikanz von 'race' und 'gender' in Serien auseinandersetzen, wie etwa Timo Storcks Beitrag zu Mad Men, Christine Kirchhoffs Analyse von Grey's Anatomy und Ulrike Kadis Interpretation von Masters of Sex. Mad Men zeige, so Timo Storck, dass Rassismus in den USA nicht nur ein Problem von 'rednecks' und 'white trash' in den Südstaaten sei, wie man sie in der ersten Staffel von True Detective sehen kann. Die Serie lege Rassismus vielmehr als Norm offen. Die zeitliche Verortung in den 1960ern habe keinen nostalgischen, sondern einen verfremdenden Effekt. Diese Verfremdung und Distanz sorge nicht nur dafür, dass Mad Men eine Identifikation des Publikums mit den Charakteren verunmöglicht, sondern schlägt sich auch in der Darstellung der Geschlechterverhältnisse nieder. Storck beruft sich (wie auch Ulrike Kadi in ihrem Beitrag) auf Jacques Lacans Formulierung "Es gibt kein Geschlechterverhältnis", um die Nicht-Beziehung zwischen den Geschlechtern in Mad Men zu thematisieren. Lacan wendet sich mit diesem Satz gegen die Illusion, dass sich Männer und Frauen gegenseitig ergänzen und somit gegen ein bestimmtes heteronormatives Liebesideal. Mad Men zeige dementsprechend vielmehr die verfehlte Beziehung zum 'Anderen', Masters of Sex dagegen die Versuche der Sexualwissenschaft dieses 'Fehl' mit Sinn, Bedeutung und Sprache zu füllen, wie Kadi analysiert. Es finden sich mehrere solcher Korrespondenzen in dem Band, sei es die zwischen Psychoanalyse und Film- und Medientheorie oder jene zwischen Co-Autor*innenschaften. Neben der genannten Formulierung Lacans, die in zwei Beiträgen aufgegriffen wird, werden auch in anderen Beiträgen Polaritäten und duale Ordnungen thematisiert: um die duale Geschlechterordnung und deren Subversion geht es auch in den Texten zu Girls und Sex and the City. Der Beitrag "Married. With a Mission" behandelt die Dualität von Privatem und Politischem in The Americans, die Polarität von Privatem und Beruflichen ist Thema in "Die ewig jungen Ärzte" von Christiane Kirchhoff. Das charakteristische Unterlaufen der Opposition von Gut und Böse im sogenannten Quality-TV steht im Fokus der Interpretation von Dexter (in dem Beitrag des forensischen Psychiaters Philipp Masing) und von Breaking Bad. Andreas Hamburger und Bettina Hahn folgen dabei dem bereits angesprochenen filmpsychoanalytischen Ansatz, das Unbewusste des Publikums zu analysieren, wobei sie die Serie als Langzeit-Psychoanalyse begreifen. Gerade der Fokus auf psychoanalytische Perspektiven hebt den Sammelband von vielen anderen Publikationen ab, sowohl von denen, die sich mit Fernsehserien befassen, als auch von denjenigen, die lediglich eine repräsentierte Psychoanalyse thematisieren. [1] Ein Beispiel für diesen Zugang wäre ein Kommentar zur Rede vom "binge watching". Es wird dabei auf den Begriff des "binge eating" aus der psychiatrischen Nosologie verwiesen, einem Symptom, bei dem die Betroffenen die Kontrolle über ihr Essverhalten verlieren. Timo Storck/Svenja Taubner: "Einleitung, oder Previously on TV", S. 2. [2] Zu einem solchen Vergleich zwischen Realität und Fiktion vgl. u. a. Brett Karr: "Dr. Paul Weston and the bloodstained couch". In: International Journal of Psychoanalysis 92, 2011, S. 1051-1058. [3] Scheinbar deshalb, weil das Publikum kaum etwas über den Zustand der Welt jenseits des Radius einer Gruppe von Überlebenden um Rick Grimes herum erfährt.
Die Systemische Therapie hat als eigenständige Grundorientierung in der deutschen Psychotherapie-Landschaft einen Platz als erfolgreicher Außenseiter einnehmen können, ohne jedoch bislang als anerkanntes Verfahren auch Zugang zu den psychotherapeutischen Versorgungssystemen zu erhalten. Der Aufsatz zeigt auf, dass die machtpolitische Organisation systemischer Interessen im Spannungsfeld konzeptueller Offenheit ("Brokerage") und organisationaler Schließung ("Closure") stets einer gewissen Ambivalenz unterlag. Diese Ambivalenz zeigt sich auch in der Geschichte des systemischen Feldes, die sich weniger als die Geschichte einer spezifischen Psychotherapie-Schule als die einer "Bewegung" beschreiben lässt. Die spannende Frage, die gegenwärtig auch den systemischen Diskurs dominiert, ist, ob die Identität des systemischen Ansatzes erhalten bleiben kann, wenn die Systemische Therapie sich auf die Folgen ihrer womöglichen Anerkennung einlässt oder ob die Außenseiterrolle gar konstitutiv für den systemischen Ansatz sein könnte.Schlüsselwörter Systemische Therapie, Therapieschule, therapeutische Bewegung, therapeutische Grundorientierung, Psychoanalyse, Psychotherapeutengesetz, Profession, Macht ; Systemic Therapy has achieved a position ofa successful misfit in the German psychotherapy field - still without getting access to the psychotherapeutic supply system as an approved treatment approach. This paper shows a certain ambivalence between conceptual openness ("brokerage") and organisational "closure" which underlied the political organisation of systemic interests. This ambivalence can be found in the history ofthe systemic field as well, which can be described as the history of a movement rather than of a specific therapeutic school. The exciting question dominating the current systemic discourse in Germany is whether the identity ofthe systemic approach can be maintained if it is confronted with the consequences of it's possible approval, or ifthe position as an outsider could be constitutive for the systemic approach.Key words Systemic therapy, therapy school, therapy movement, therapy orientation, psychoanalysis, psychotherapy law, profession, power, politics ; En tant qu'orientation de base autonome la thérapie systémique a réussi à acquérir une place d'outsider couronné de succès au sein du paysage psychothérapeutique en Allemagne ; mais jusqu'à maintenant elle n'a pas le statut de méthode reconnue qui lui permettrait d'accéder au système d'offres remboursées. L'auteur décrit en détail l'organisation et les institutions de thérapie systémique en Allemagne, y compris les points où elles se recoupent et ceux où elles diffèrent. Il pose l' intéressante question dominant actuellement le discours mené au sein de cette orientation : l'approche systémique pourra-t-elle garder son identité lorsqu'elle devra assumer les conséquences d'une éventuelle homologation ?Dans son article, il montre qu'une certaine ambivalence a toujours caractérisé les intérêts politiques de praticiens visant le pouvoir dans le cadre d'un champ de tension opposant une ouverture conceptuelle (« brokerage ») à une attitude fermée (« closure »). Cette ambivalence traverse toute l'histoire de l'orientation systémique, dans la mesure où celle-ci doit être considérée moins comme un courant de psychothérapie que comme un « mouvement ». Or, en fonction du point de vue adopté, il est possible de considérer la psychothérapie systémique comme une orientation autonome. Elle constitue certainement une approche de base.Pour l'auteur, cet aspect n'a pas forcément à voir avec le « concept d'orientation ». Il se réfère à la situation avant la promulgation en Allemagne de la loi sur la psychothérapie (1997) et à la période qui a suivi. Il s'intéresse aux aspects relatifs aux rapports entre une « orientation psychothérapeutique » et la manière dont les méthodes sont acceptées au sein du système de santé publique. Se référant à Kriz, il qualifie le travail effectué par le « conseil scientifique psychothérapie » de partial.Le phénomène de la formation d'écoles est ensuite examiné en détail sur la base de concepts empruntés à la sociologie de la science. L'auteur effectue une distinction entre les disciplines qui se sont développées dans les « trous structurels » laissés ouverts par les différents systèmes de référence - c'est ici que de nouvelles orientations peuvent s'établir - et les activités associées au domaine central des systèmes scientifiques ; ici, il s'agit avant tout d'unifier des modèles, de développer et de renforcer des structures, d'établir des standards, de prononcer des sanctions contre les dérives et de promouvoir l'identité du système.Selon les sociologues s'intéressant aux sciences, une orientation peut être comparée en ses débuts à une communauté religieuse, à une secte ou à une fraternité. Ses membres sont portés par le sentiment qu'ils ont une mission intellectuelle à remplir. L'auteur fait alors un rapprochement avec l'histoire du développement de la psychanalyse et les efforts entrepris par Freud pour établir cette dernière en tant que science.De manière similaire à la démarche menée par Fürstenau pour la psychanalyse, incluant une distinction entre la « psychanalyse ésotérique » et la « psychanalyse exotérique », il analyse l'évolution de l'approche systémique. Il en conclut que la situation est différente pour la thérapie systémique, dans la mesure où - contrairement à ce qui s'est passé pour la psychanalyse dans la tradition viennoise - l'approche systémique a changé de modèle et ses concepts ont été élaborés en des endroits très variés du monde.Dans ce sens, il serait en effet possible de voir l'orientation systémique comme un « mouvement social ». En mettant en évidence ses différents courants principaux et en les contrastant, l'auteur montre que « ces différentes perspectives coexistent » sans problème. Selon lui, cette coexistence pacifique joue un rôle d'autant plus important que, dansl'ensemble, les praticiens de cette orientation sont aussi peu « organisés » que possible. Il reste qu'il existe par exemple des directives concernant la formation, des contrôles de qualité à respecter, ainsi qu'une démarche de certification des instituts membres. La question de la reconnaissance de la thérapie systémique s'est posée - et c'est intéressant - plus pour des raisons d'ordre politique que parce que la méthode était controversée au niveau scientifique. Elle sera donc résolue à ce même niveau politique (et non pas scientifique).Il reste à attendre de voir comment le « grand écart » entre les contenus va évoluer - l'écart séparant la thérapie systémique en tant que processus relationnel qui ne peut pas être reproduit d'autres concepts psychothérapeutiques « agissant comme un médicament ».À la fin de son article, l'auteur examine le processus de maturation subi par cette orientation au niveau de son organisation, un processus qui n'a pas été sans luttes internes pour le pouvoir, sans prises de position et sans institutionnalisation. Il pense qu'il existe un risque que l'ensemble développe son propre dynamisme, en particulier dans le contexte politique, et devienne une fin en soi. À son avis, l'avenir de la thérapie systémique ne pourra pas être décidé « sur la base d'un vote majoritaire».
Psychotherapie befasst sich nicht nur mit individuellem Leiden, sondern auch mit den Leiden der Gesellschaft. Ich zeige auf, wie individuelles Leiden und gesellschaftliche Verhältnisse in Beziehung stehen und wie erfolgreiche Psychotherapie in die Gesellschaft hineinwirkt und somit eine politische Relevanz hat. Ich zeige Parallelen zwischen Zielen und Strukturen in den Bereichen Politik und Psychotherapie auf, aber auch Brüche. Als Psychotherapeut, der zugleich in einem Kantonsparlament parteipolitisch tätig ist, verweise ich auf die Bedeutung der Kommunikation zwischen Psychotherapie und Politik und ermuntere zu vermehrter Öffentlichkeitsarbeit und damit politischer Betätigung.Schlüsselwörter Psychotherapie; Politik; Gesellschaft; Gestalttherapie; Psychoanalyse; Sozialpolitische Verantwortung; Demokratie; Feldtheorie; System ; Psychotherapy does not only care about individual suffering, it also deals with the suffering of societies. I show how individual suffering and social background are related and how successful psychotherapy has an impact on society and in this way has a political dimension. I show parallelities between the aims and structures in the fields of politics and psychotherapy, but also frictions. As a psychotherapist who is also active as a member of a regional parliament, I point out the importance of communication between psychotherapy and politics and encourage efforts in public relations and political engagement.Keywords Psychotherapy; Politics; Gestalt therapy; Society; Psychoanalysis; Social responsibilty; Democracy; Field theory; System ; Lore Perls, l'une des fondatrices de la thérapie gestalt, dit dans un film de C. Weber et W. Lindner («An der Grenze -Lore Perls und die Gestalttherapie » ; Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie, 2005) consacré à sa vie et à sa contribution à la thérapie que « la psychothérapie, c'est un travail politique. » Tous les thérapeutes seront d'accord avec cette phrase, du moins s'ils appartiennent à l'un des courants au sein desquels on trouve une visée émancipatrice, le désir de promouvoir l'autonomie des clients, de les percevoir avec tous leurs besoins et de s'engager pour eux au niveau individuel mais aussi collectif. Lorsque quelqu'un dispose d'une meilleure compétence sociale, celle-ci influe sur son environnement social et a des conséquences concrètes pour ce dernier, ce qui contribue à le faire évoluer. Dans ce sens, la psychothérapie a des effets politiques. Elle les a d'ailleurs même lorsque les thérapeutes s'efforcent d'aider l'individu à mieux fonctionner dans une situation donnée, à s'y adapter et à l'accepter. Dans ce cas, c'est moins un changement qui se produit qu'une stabilisation des conditions sociétales - ce qui représente aussi un acte politique. Sa dimension politique ne peut pas être enlevée à la psychothérapie. Cette dernière n'est jamais apolitique. C'est pourquoi il faut mener une réflexion critique et un débat public à ce sujet. Le présent article doit être considéré comme une contribution à la discussion.Mon intention est de chercher à rendre ceux qui pratiquent une profession sociale, et en particulier les psychothérapeutes, conscients du fait que ce qu'ils font n'est pas seulement un traitement et que leur travail est aussi politique. On sépare trop souvent psychothérapie et politique. Il est faux de penser que ce sont uniquement les partis politiques et leurs représentants qui font de la politique alors que la pratique psychothérapeutique est apolitique. C'est méconnaître l'impact politique du travail du thérapeute et succomber à un mécanisme de projection permettant de refuser toute responsabilité politique et de la déléguer aux partis et aux politiques.Dans la déclaration rédigée par la Charte Suisse pour la psychothérapie, il est indiqué qu'en plus de sa dimension curative, la psychothérapie a également un aspect émancipa-teur. Il y est dit que la guérison ou le soulagement de la souffrance psychique n'est possible que si des ressources personnelles sont développées (émancipation) et sur la base d'une image complète du monde et de l'homme - ainsi d'ailleurs que si l'on se réfère aux travaux de recherche pertinents. C'est ainsi que la psychothérapie a aussi un objectif d'ordre éthique puisqu'elle soutient l'épanouissement des potentiels individuels, mais aussi culturels et sociaux et qu'elle tente de faire naître des rapports équilibrés entre autonomie et adaptation (Charte, version 1991). La psychothérapie doit contribuer à mieux comprendre les phénomènes culturels, sociaux et politiques. Lorsqu'elle ne refuse pas toute prise de conscience au niveau sociétal, socio-économique, sociologique et écologique, elle ne tente plus de simplement de soulager les souffrances individuelles dont la société est responsable et vise aussi à changer le système social auquel le patient appartient ; c'est sa dimension politico-culturelle et émancipatrice. Dans ce sens, la psychothérapie ne s'occupe pas uniquement de la souffrance individuelle mais aussi de la souffrance de la société. Elle ne se contente pas de soulager ou d'éliminer la souffrance individuelle, car elle soutient la capacité qu'a l'individu souffrant à s'engager sur le plan social et donc à influer sur son propre environnement social - ce qui modifie le contexte social à la source de la souffrance individuelle. Ce type de psychothérapie mérite le qualificatif de «durable» et il se situe à l'oppposé d'une démarche psychothérapeutique visant seulement à faire des clients des personnes bien adaptées à la société. En tant que citoyens d'une société, les psychothérapeutes ont le devoir de s'exprimer souvent en public, dans les quotidiens et dans les hebdomadaires, au lieu de se contenter de contribuer à des revues spécialisées et à des congrès réservés aux professionnels. Ils doivent chercher à établir des contacts avec les politiques de leur pays pour leur montrer que leur discipline leur donne la possibilité d'offrir des choses utiles au niveau politique ; ce qui ne veut pas dire qu'ils doivent laisser les politiques les monopoliser. La nature même de la psychothérapie fait d'elle un moteur de changement social. Ceci s'applique autant à son aspect curatif qu'à son aspect émancipateur. Il est clair que c'est ce qui fait que politique et psychothérapie entretiennent des rapports ambivalents.Dans mon article, je développe les idées ci-dessus en me fondant sur mon expérience en tant que psychothérapeute, formateur et membre du Parlement cantonal zurichois. Je traite des parallèles qui existent dans les objectifs que se fixent les thérapeutes et les politiques, mais aussi des conflits qui en résultent. J'indique quelles sont les structures (parallèles) du pouvoir dans le monde de la psychothérapie et dans celui de la politique et demande que les psychothérapeutes ne se contentent pas, comme c'est souvent le cas, de projeter des idées sur les politiciens en pensant, par exemple, que l'univers de la psychothérapie est fondamentalement bon alors que celui de la politique est par nature mauvais. Je montre aussi comment il est possible d'associer travail psychothérapeutique et travail politique.Un de mes articles sur ce thème a déjà été publié en français ; il contient également un exemple de la manière dont la pertinence sociale et politique de la psychothérapie pourrait être cernée dans le cadre de la formation (Schulthess 2005).
Der vorliegende Band gibt die Diskussion des 13. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft wieder. Das gewählte Rahmenthema sollte die Verständigung über die Weiterentwicklung und den Neuaufbau der Erziehungswissenschaften gleichermaßen am Problemstand der Tradition wie an modernen Gegenwartsfragen ausrichten. Neben den einführenden Referaten gibt der Konferenzband über die Berichte von 11 der insgesamt 12 Symposien sowie über das Podiumsgespräch "Zur Situation der Erziehungswissenschaft in den alten und neuen Ländern der Bundesrepublik Deutschland" Auskunft. Für die Berufsbildung sind Beiträge des 3. Symposiums (Thema: Modernität der deutschen Berufsausbildung im Kontext der europäischen Integration) und des 10. Symposiums (Thema: Modernisierung des Bildungssystems im Spannungsfeld von Entberuflichung und neuer Beruflichkeit) von besonderem Interesse. (BIBB)