Antisemitism and modern society are inextricably and intimately interwoven. This idea will be explicated by drawing upon major sociological and psychological theories regarding the relationship between the individual and society. The goal is to integrate individual, supraindividual, and structural dimensions into a political psychology of antisemitism. The main objective of this article is to gather various relevant theoretical insights and synthesize them into an integrated approach. ; Antisemitismus und die moderne Gesellschaft gehören zusammen und sind auf das Engste miteinander verwoben. Der vorliegende Beitrag versucht diese Erkenntnis unter Bezugnahme auf die wesentlichen soziologischen und psychologischen Überlegungen mit Blick auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft aufzuklären. Dabei wird der Versuch unternommen, individuelle, überindividuelle und strukturelle Dimension in eine Politische Psychologie des Antisemitismus zu integrieren. Das Hauptanliegen des Aufsatzes besteht darin, die theoretischen Erkenntnisse zu dieser Frage in einem integrativen Ansatz miteinander zu vermitteln.
Die Psychologie erfuhr im zwanzigsten Jahrhundert in vielen Ländern eine starke Entwicklung. Dieses Wachstum war am stärksten in industrialisierten, urbanisierten, westlichen Demokratien, was zur Folge hatte, dass die Disziplin wegen ihrer westlichen Beschränkung in die Kritik geriet. Obwohl diese Beschränkung nicht verneint werden soll, wird im Folgenden dargelegt, dass die historische Analyse zu einer tiefer gehenden Erklärung der Beziehung zwischen der Psychologie und diesen Gesellschaften führt, als es die `kulturalistische' Kritik vermag. Es gibt eines besondere Affinität zwischen Psychologie und der Art von Subjekten, wie sie in liberalen Demokratien leben, sowie deren Selbstverständnissen. Daraus ergibt sich, dass der Gegenstand der Disziplin selbst historisch variabel und dass die Psychologie reflexiv in diesen Prozess eingebunden ist. Wie die menschliche Subjektivität im Wechselspiel zwischen den herrschenden politischen Verhältnissen, der Psychologie und deren Gegenstand in diesen Gesellschaften konstruiert wird, bleibt unvorhersehbar. ; peerReviewed ; publishedVersion
Mit diesem Beitrag soll die Beziehung zwischen Wilhem Wundt und der Spanischen Psychologie dargelegt werden. Das besondere Augenmerk gilt den Arbeiten und Autoren vor dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Zwei wichtige Schulen, die von Madrid und Barcelona, werden untersucht; hierbei werden Unterschiede in deren Wundt-Bild festgestellt, ebenso Unterschiede bei den Psychologen, die vor der Jahrhundertwende und denen, die im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts arbeiteten. Die wichtigsten Unterschiede sind in Lehrbüchern, wie z.B. von F. Giner, M. Navarro, F. Herrero-Bahillo und E. Luis-André, sowie in den historischen Arbeiten von J. V. Viqueira zu finden. Der Einfluß Wundts war bedeutsam, obwohl er keine praktischen oder institutionellen Wirkungen hatte. Dieser eigenartige Sachverhalt ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß das Hauptinteresse der spanischenPsychologie in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts im Bereich angewandtpsychologischer Fragen lag. ; peerReviewed ; publishedVersion
Traditionally psychological research had assisted (de lege lata and de lege ferenda) jurisdiction, legislation, and law enforcement. However, the fol1owing three examp1es support the thesis that certain areas of psycho1ogica1 research gain new concepts and hypotheses by considering re1ated juristic thought. First, a developmenta1 study on the judgment about neg1igent damages suggested a three-step deve10pment of the evaluation of neg1igence. That threestep development wou1d contradict Heider's sequence of responsibi1ity levels. Second, a cognitive algebra approach to asses the chi1d's understanding of the duty to compensate the victim for his 1055 caused by a culpab1e actor suggested a two-step deve10pment of understanding that duty. The chi1d of the first deve10pment a1 step wou1d regard giving on1y half compensation of the 10ss as doing his duty to repair damages. Third, the concept of cul pa and the "Strafzumes sungs 1 ehre" in the German juri 5 ti c thought are d i scussed as key concepts for innovating psycho1ogica1 research on a moral algebra. Insofar juristic thought proved to assist psycho1ogica1 theory bui1ding what would make the relation of juristic thought and psycho1ogy a relation of interdependence.
Masaryk hat erheblich zum frühen tschechischen Denken über psychologische Aspekte des politischen Lebens beigetragen. Jedoch waren seine Beiträge fragmentarisch und verstreut. Er beobachtete seine politischen Partner und seine Gegner, untersuche die Funktion nachahmenden Verhaltens, lenkte die Aufmerksamkeit auf bedeutende sozialpsychologische und psychopathologische Aspekte in der Politik und beachtete Phänomene der Dominanzund Unterwerfung. Seine Gedanken bilden für uns nicht nur einen interessanten Gegenstand historischer Forschung, sondern auch einen Anreiz zur weiterem systematischen Entwicklung der Politischen Psychologie. ; peerReviewed ; publishedVersion
The outline of political psychology shows how the disavowal of societal power constitutes a decisive part of maintaining existing power relations in a bottom up process.Such disavowal happens »in the face of power«; »enforced« by power that is present in all societal circumstances: it is visible in its consequences, represented in its facilitators which is the political elite and the media which considers itself to be part of this elite.Given this, disavowal is at the same time subjugation by power (and its demands and impositions), affirmation of power, fosters the conservation of (the discourse of) power. It is the decisive mechanism of reproduction of power in a bottom up process.This disavowal intervenes on the level of the discourse of power. That's why Parrhesia's disobeying of the rules of the discourse of power entails a danger to power. ; Die Skizze zur politischen Psychologie stellt die Verleugnung der gesellschaftlichen Macht als den entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung der Herrschaftsverhältnisse »von unten« dar.Solche Verleugnung findet statt »im Angesicht der Macht«, »erzwungen« durch die Macht – von der die Verhältnisse durchzogen sind, sichtbar in ihren Wirkungen, repräsentiert in ihren Vermittlern, der »politischen Klasse«, wozu die Medien sich selbst rechnen.Deshalb oder damit ist Verleugnung zugleich: Unterwerfung unter die (Forderung, Zumutung der) Macht, Affirmation der Macht, trägt zur Aufrechterhaltung (des Diskurses) der Macht bei – der entscheidende Mechanismus der Reproduktion der Macht – »von unten«.Diese Verleugnung greift auf der Ebene des Diskurses der Macht ein. Deshalb ist Parrhesia, die Regeln des Diskurses der Macht nicht zu befolgen, so bedrohlich für die Macht.
In 1971 the social-psychologist Philip Zimbardo showed with his "Stanford Prison Experiment" that certain social and political conditions are favourable for the emergence of the "banality of evil" (see the film The Experiment, 2001, by Oliver Hirschbiegel).
In 1971 the social-psychologist Philip Zimbardo showed with his "Stanford Prison Experiment" that certain social and political conditions are favourable for the emergence of the "banality of evil" (see the film The Experiment, 2001, by Oliver Hirschbiegel).
In: Mülberger , A 2020 , Die Psychologie im Nationalsozialismus aus spanischer Sicht: Rassenideologie, Typologie und Psychotechnik . in M Wieser (ed.) , Psychologie im Nationalsozialismus . Beitraege zur Geschichte der Psychologie , vol. 32 , Peter Lang , pp. 195-222 .
In the history of psychology, historians have found that during the Nazi era in Germany there was a greater emphasis on the holistic and genetic approach, as well as a rise of applied psychology (psychotechnics). To this day, however, the question of what effects the political and scientific changes had on the contacts and the reputation of German psychology abroad has rarely been asked. How was the psychology of the Nazi era judged from the Spanish side? In the 1930s and 1940s in Spain, several positions can be found, often characterized by a certain ambivalence. In this book chapter I selected texts published by Spanish psychologists who were very interested in the work done in Germany, who spoke German and maintained personal contacts with academics in German institutions during that period. My research shows that there was concern and interest as well as criticisms with regard to the new trend. I point out several reasons Spanish scholars had for adopting their positions such as the typological comparison on a national level and the arrival of Jewish psychologists such as Wolff, who in 1933 started to work with Mira and his team at the Psychotechnical Institute in Barcelona.
Nach einem kurzen Überblick über die Luftmacht-Strategie, die ergibt, daß bei Beginn des Zweiten Weltkriegs die strategische Wirkung der Luftbombardements hochspekulativ waren, stellt der Beitrag die Entwicklung der politischen Beziehungen zwischen Winston Churchill und seinem späteren wissenschaftlichen Berater, F. A. Lindemann (Lord Cherwell) im Vorkriegs-England dar. Kurz nach Beginn des Krieges, als beide Seiten das Luftbombardement beabsichtigen, schlägt Solly Zuckerman, einer von Lindemanns Wissenschaftlern, Lindemann eine psychologische Befragung der Städte Hull und Birmingham vor, um die Wirkungen eines Luftbombardements auf die britischeMoral zu ermitteln. Zuckermann empfiehlt, daß als ein Element in die Befragung das psychologische Profil der Jugendlichen in den Ziel-Städten ermittelt werden soll. Die Genehmigung, eine solche Untersuchung einschließlich der Ermittlung der Profile von Jugendlichen zu erheben, wird erteilt und Zuckermann kommt zudem Ergebnis, daß Luftbombardements eindeutig nicht den Willen der Bevölkerung brechen; dies teilt er Lindemann mit. Dieser ignoriert - vermutlich aus politischen Gründen - die Befunde von Zuckerman und legt Churchill nahe, daß Luftbombardements den Durchhaltewillen der Zivilbevölkerung brechen.Churchill benutzt Lindemanns Bericht, um die Britische Luftkampfstrategie fortzusetzen. ; peerReviewed ; publishedVersion
What should we do if climate change or global injustice require radical policy changes not supported by the majority of citizens? And what if science shows that the lacking support is largely due to shortcomings in citizens individual psychology such as cognitive biases that lead to temporal and geographical parochialism? Could then a plausible case for enhancing the morality of the electorateeven against their will be made? But can a democratic government manipulate the will of the people without losing democratic legitimacy? This paper explores the problems that governmental manipulation of voters pose for democratic legitimacy and the tensions between non-manipulated input and morally acceptable output. These venerable issues of political theory resurface in light of recent suggestions to tackle todays global mega-problems by Ingmar Persson and Julian Savulescu. They suggest that to avert the looming catastrophe, governments should alter psychological traits of the citizenry through biomedical means, from pharmaceuticals to genetics. However, we argue that a government cannot rule with democratic legitimacy if elected by a will of the people it manipulated before. Normatively, conferring power from the governed onto governors is a one-directional relation that is incompatible with manipulation. But while it is tempting to rebut suggestions to morally enhance the people as antithetical to essential ideas of democracy, swift rebuttals tend to overlook the deeper challenge: Majoritarian decision-making may lead to inacceptable outcomes. The dilemma between input and output runs through major works in political theory. Rather than wishfully ignoring the dangers of democracy, democratic theory has to provide answers.
Titelblatt und Inhaltsverzeichnis Einleitung 7 1. Gegenstand und Ziel der Arbeit 8 1.1 Zeitliche Eingrenzung und Begriffsbestimmungen 9 1.2 Quellen 11 1.3 Methodik 12 2. Entwicklung - allgemeine historische Rahmenbedingungen 14 2.1 Zeitgeschichtlicher Kontext - Deutschland im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts 15 2.1.1 Die deutschen Universitäten 20 2.1.2 Die Rolle Berlins 23 2.2 Zeitgeschichtlicher Kontext - Spanien im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts 25 2.2.1 Die spanischen Universitäten 31 2.2.2 Die Rolle Madrids und Barcelonas 35 2.3 Historische Verbindungen zwischen Deutschland und Spanien 36 2.4 Historische Parallelen 40 3. Psychologiegeschichte in Deutschland und in Spanien 43 3.1 Die Entwicklung der Psychologie in Deutschland 44 3.1.1 Strömungen und Institutionalisierungsprozesse in Deutschland 45 3.1.2 Psychologie in Berlin 56 3.2 Die Entwicklung der Psychologie in Spanien 63 3.2.1 Strömungen und Institutionalisierungsprozesse in Spanien 64 3.2.2 Psychologie in Madrid und Barcelona 69 3.3 Repräsentanten der Psychologiegenese in Spanien 74 Luis Simarro (1851-1921) 74 Santiago Ramón y Cajal (1852-1934) 76 Ramón Turró (1854-1926) 78 Juan Vicente Viqueira (1886-1922) 80 Gonzalo Rodriguez Lafora (1886-1971) 82 Gregorio Marañon (1887-1960) 84 José Ortega y Gasset (1883-1955) 86 Emilio Mira y López (1896-1964) 90 Angel Garma (1904-1993) 92 José Germain (1897-1986) 93 3.4 Anwendungsgebiete der Psychologie in Spanien 96 Philosophiepsychologie 96 Entwicklungspsychologie 97 Sexualpsychologie 97 Psychoanalyse und Psychotherapie 99 Klinische Psychologie 102 Psychotechnik 103 Angewandte Psychologie im Spanischen Bürgerkrieg 105 4. Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Spanien unter dem Aspekt der Psychologiegenese in Spanien 109 4.1 Karl Christian Friedrich Krauses Bedeutung für die Entwicklung der Wissenschaften in Spanien 109 4.2 Institutionen der Wissenschaftsbeziehungen in Spanien 115 Die Junta para Amplicación de Estudios e Investigaciones 115 ...
Anhand des amerikanischen Bildungswesens wird aufgezeigt, wie eine Reformpolitik, die sich an ökonomischen Zielen und Konzepten orientiert, von Teilen der akademischen Psychologie ideologische Unterstützung erfährt. Sowohl im Behaviorismus wie im Kognitivismus ist ein wissenschaftliches Selbstverständnis auszumachen, das die Disziplin auf Kriterien der technologischen Formung und Umformung von Verhalten verpflichtet. Psychologisches Wissen gilt als Kontroll- und Herstellungswissen, was einer Bildungsreform, die auf Produktivitäts- und Effizienzsteigerung setzt, Plausibilität und Machbarkeit in Aussicht stellt. Die These wird an ausgewählten Beispielen aus der Geschichte der amerikanischen Psychologie belegt. (DIPF/Orig.) ; Based on the example of the US-American educational system, the author shows how some parts of the academic psychology give ideological support to a reform policy oriented by economic objectives and concepts. In both behaviorism and cognitivism, a scientific self-awareness is to be discerned which commits the discipline to criteria of the technological shaping and reshaping of behavior. Psychological knowledge is considered control- and production knowledge, which, in turn, holds the promise of plausibility and feasibility for an educational reform seeking an increase in productivity and efficiency. This thesis is substantiated by select examples from the history of American psychology. (DIPF/Orig.)
The paper deals with the personal situation of academic psychology in post-war Austria. With the exception of Hubert Rohracher (Vienna) and Theodor Erismann (Innsbruck) all psychologists teaching the subject at Austrian universities during the Nazi-period were politically incriminated: Sylvia Klimpfinger and Norbert Thumb in Vienna, Otto Tumlirz, Ferdinand Weinhandl, Franz Häussler, and - although his venia legendi had not been confirmed for political reasons before 1945 - Peter R. Hofstätter in Graz, Franziska Mayer-Hillebrand and Ivo Kohler in Innsbruck. They all could teach again after 1945 - not least because emigrated psychologists were not called back to Austria after the end of World War II. Drawing on the case of Hubert Rohracher it is demonstrated that through their participation in the de-Nazification of teaching-staffs at the universities the involved professors were able to gain influence on matters of academic politics. ; The paper deals with the personal situation of academic psychology in post-war Austria. With the exception of Hubert Rohracher (Vienna) and Theodor Erismann (Innsbruck) all psychologists teaching the subject at Austrian universities during the Nazi-period were politically incriminated: Sylvia Klimpfinger and Norbert Thumb in Vienna, Otto Tumlirz, Ferdinand Weinhandl, Franz Häussler, and - although his venia legendi had not been confirmed for political reasons before 1945 - Peter R. Hofstätter in Graz, Franziska Mayer-Hillebrand and Ivo Kohler in Innsbruck. They all could teach again after 1945 - not least because emigrated psychologists were not called back to Austria after the end of World War II. Drawing on the case of Hubert Rohracher it is demonstrated that through their participation in the de-Nazification of teaching-staffs at the universities the involved professors were able to gain influence on matters of academic politics.
Der vorliegende Text befasst sich heuristisch mit der Frage der Integration des Entfremdungsbegriffs der Kritischen Theorie in die Subjektwissenschaft, unter besonderer Berücksichtigung der subjektwissenschaftlichen Lerntheorie Klaus Holzkamps als Vertreter der Kritischen Psychologie. Ausgangspunkt ist die aus meiner Auseinandersetzung mit beiden Theorien entstandene Hypothese, dass (aus guten Gründen) der Begriff der Entfremdung in der Subjektwissenschaft gemieden, aber nicht durch ein anderes, kompatibles Konzept ersetzt wurde, dass die in der Entfremdung gefassten Dimensionen fassen könnte. Dies eröffnet auch die Frage, ob der Entfremdungsbegriff in einer Weise rekonstruiert werden kann, dass er für die Subjektwissenschaft anknüpffähig ist. Die Arbeit ist eine kategoriale und damit theoretisch-wissenschaftliche; sie betrifft aber in ihrem Bezug zu unserer Handlungsfähigkeit als gesellschaftliche Subjekte direkt Themen gesellschaftlicher (Selbst-)Organisation, in der Annahme, dass Theorie eine Bedeutung für die politische, pädagogische und andere Praxis hat und dass sie jene Erklärungsmuster bildet, mit denen wir für uns begründen, was warum passiert – und was deshalb getan werden muss. Wie Entfremdung in der bürgerlichen Gesellschaft funktioniert, in der Familie, in der Schule, auf der Arbeit, in Werbung und Fernsehen, das hat die Kritische Theorie in Anknüpfung an marxistische sozio-ökonomische Analysen umfassend analysiert. Den ersten Vertretern der Kritischen Theorie ging es bei der Ausarbeitung des Phänomens der Entfremdung um die Antwort auf die Frage, warum es weder in den 1920ern und Anfang der 30er Jahre noch nach dem NS-Faschismus eine Revolution gab. Beim Lesen vor allem der späten Texte von Adorno und Marcuse vermittelt sich eine relative Hoffnungslosigkeit; die kapitalistische Ideologie habe sich im Zuge der Vergesellschaftung so in den Köpfen zementiert, dass ein In-Frage-stellen des Status quo kaum möglich sei. Für eine emanzipatorische pädagogische oder politische Praxis sind diese Schlussfolgerungen enttäuschend, weil sie eine kritische Analyse der Gesellschaft liefert, dem Subjekt aber die Handlungsfähigkeit zur grundlegenden Veränderung seiner Lebensbedingungen weitgehend abspricht. Ein weiteres Problem liegt im Konzept der Entfremdung selbst, da von den Wissenschaftler_innen bestimmt wird, wer entfremdet ist und wer nicht. Die Menschen können (beispielsweise nach Marcuse) gerade aufgrund ihrer fortgeschrittenen Entfremdung dieser nicht mehr selbst gewahr werden. Die Kritische Psychologie im Gegensatz dazu setzt handlungsfähige Subjekte, die "nicht im Kapitalismus wie in einem Käfig" sitzen (Holzkamp 1984b). Dies begründet sich im subjektwissenschaftlichen Zugang der Erklärung menschlichen Handelns, das heißt der Einnahme des Subjektstandpunkts zur Erforschung desselben im Rahmen begründungstheoretischer Diskursmodelle. ; The paper on hand deals with the question whether it is possible to integrate the concept of Alienation, as outlined by Adorno, Marcuse etc. as one of the key concepts of Critical Theory, into the theoretical framework of Critical Psychologie (Subjektwissenschaft), while especially focussing on the learning theory of Klaus Holzkamp, one of the main representatives of Critical Psychology.