Die katholische Kirche: Religion und Arbeiterbewegung am Beispiel Polens
In: Arbeiterbewegung - Kirche - Religion, S. 110-140
Die Autoren thematisieren auf der Basis von eigenen Quellenforschungen in drei Abschnitten die gegenseitigen Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der Arbeiterbewegung. Der erste Teil analysiert die Einstellungen der Sozialisten und der sozialistischen Parteien in verschiedenen europäischen Ländern zur katholischen Religion und Kirche um die Jahrhundertwende bis 1914 und nennt die Gründe für das differenzierte Verhältnis der sozialistischen Bewegung zu Religionsfragen, zum Klerus sowie zur katholischen Kirche. Der zweite Teil charakterisiert die Einstellung dieser Kirche zur Arbeiterfrage und zur sozialistischen Bewegung und konzentriert sich dabei vor allem auf die offizielle Stellungnahme der höchsten Instanzen dieser Kirche bis zum Jahre 1988. Der dritte Teil versucht am polnischen Beispiel die Wirkung der katholischen Kirche und den Einfluß des religiösen Engagements der Arbeiter als Mitglieder der Arbeiterbewegung auf ihre Haltungen und Verhaltensweisen vom Ende des 19. Jh. bis zur Gegenwart darzustellen. Im Vergleich zu anderen katholischen Ländern Europas weisen die polnischen Arbeiter eine sehr starke und beständige Bindung an die Religion und die katholische Tradition auf, wobei diese bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als ein das politische Leben der Arbeiter stimulierender und organisierender Faktor eine geringe Rolle gespielt hat. Erst in der Solidarnosc-Bewegung von 1980-81 kam der Katholizismus in den politischen Protesten zum Vorschein. (ICK)