Außenwirtschaft, Reallohn und Lohnpolitik
In: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik 85
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In: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik 85
Das Studium der Löhne in Deutschland hat eine lange Tradition. Dabei lag das Schwergewicht der Erfassung sowohl bei Betriebslöhnen, Löhnen bestimmter Branchen oder Arbeiterkategorien als auch in der Ermittlung von langfristigen gesamtwirtschaftlichen Nominal- und Reallöhnen. Die Studie von Ashok V. Desai über die Entwicklung der Reallöhne im Kaiserreich zwischen 1871 und 1913 bildet einen wichtigen Baustein zur gesamtwirtschaftlichen lohngeschichtlichen Forschung. Ihr wurde ein beachtliches Maß an Originalität und methodische Mustergültigkeit zugeschrieben. Für den Aufschwung der historischen Lohnforschung in den 50er und 60er Jahren ist allerdings vor allem zunächst der herausragende Beitrag von Jürgen Kuczynski zu nennen. "Die neuere lohngeschichtliche Forschung in Deutschland ist unlöslich mit Jürgen Kuczynski verbunden. Zwar bilden die Studien zur Lohngeschichte in seinen weit gefächerten, schier unübersehbaren Schaffen nur einen Teilbereich, doch einen wichtigen, der sich durch sein ganzes Werk hindurch zieht und eines von dessen Kernstücken bildet" (Kaufhold, K.H., 1987: Forschungen zur deutschen Preis- und Lohngeschichte (seit 1930). In: Historia Socialis et Oeconomica. Festschrift für Wolfgang Zorn zum 65. Geburtstag. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, S, 83). Mit seinen ersten langen Reihen der Nominal- und Reallöhne in Deutschland auf breiter empirischer Grundlage regte er damit weitere Forschungen an. Von nicht wenigen wurden seine Zahlen und Schlussfolgerungen mit Skepsis aufgenommen, insbesondere deshalb, weil Kuczynski in der Diskussion um die langfristige und zukünftige Entwicklung des Lebensstandards (der Arbeiter) auf seiner pessimistischen Position beharrte. Der von Kuczinski konstruierte Lohnindex basiert hauptsächlich auf Veröffentlichungen der Gewerkschaften sowie auf den Berichten zahlreicher Handelskammern (vgl. Kuczynski, J., 1953: Die Geschichte der Arbeiter unter dem Kapitalismus. Bd. 1: Die Geschichte der Lage der Arbeiter in Deutschland von 1789 bis in die Gegenwart. 6. verb. A. Berlin). Die größten Schwächen liegen in seiner methodischen Inkonsistenz und seiner erheblich eingeschränkten Repräsentativität. So gehen sowohl Tariflöhne als auch tatsächlich gezahlte Löhne in seine Berechnung ein. Andererseits bleiben wichtige Industrien wie z.B. das Nahrungsmittel- und Bekleidungsgewerbe unberücksichtigt. Die Lohnangaben für die Landwirtschaft beruhen häufig auf Schätzungen oder sind Berechnungen, denen ungenügendes Material zugrunde liegt. Löhne für die Heimarbeit bleiben in der Indexberechnung unberücksichtigt. Überdies ist die Repräsentativität des Index auch in regionaler Hinsicht kaum gegeben, da den Städten gegenüber ländlichen Regionen ein zu großes Gewicht zukommt.
In der Studie von Desai wurde der durchschnittliche nominale Jahresverdienst ebenfalls auf der Basis der Berichte der Berufsgenossenschaften an das Reichsversicherungsamt über die in der Unfallversicherung versicherten Personen und ihr Einkommen errechnet. Desai beschränkt sich auf die industriellen Löhne, da nur für sie in den Veröffentlichungen des Reichsversicherungsamtes wenigstens seit 1887 zuverlässige lange Reihen zur Verfügung stehen. Da die Versicherungsbeiträge nach der Höhe des Einkommens der Versicherten bemessen werden, vertritt Desai die Auffassung, die Unterlagen der Berufsgenossenschaften und die daraus entwickelten Statistiken des Reichsversicherungsamtes zur Berechnung eines Index der Lohnentwicklung nutzen zu können. Desais Arbeit erwies sich darüber hinaus vor allem hinsichtlich der Berechnung eines neuen Index der Lebenshaltungskosten und damit für die Beurteilung der Reallohnentwicklung als ergiebig, weil er von dem Modell der typischen Arbeiterfamilie ausging. "F. Grumbach and H. König have used the same sources to derive indices of industrial earnings. The main differences between their series and ours are: (a) we have adopted the industrial classification followed by the Reichsversicherungsamt, while Grumbach and König have made larger industrial groups, (b) we have calculated average annual earnings, while they claim to have calculated average daily earnings (i.e. to have adjusted the annual figures for the average number of days worked per year per worker), and (c) they have failed to correct distortions in the original data" (Desai, A.V., 1968: Real Wages in Germany 1871–1913. Oxford. Clarendon Press, S. 4). Desai hat einen ausführlich begründeten Ausgleich der durch unterschiedliche statistische Erhebungsmethoden entstandenen Verzerrungen vorgenommen (vgl. Desai, a.a.O., S. 7-13).
Verzeichnis der Tabellen (ZA-Datenbank HISTAT):
A. Übersichten
A.1 Übersicht: Verschiedene Schätzungen der realen und nominalen Bruttolöhne im Kaiserreich, Index 1913 = 100 (1871-1913)
A.2 Übersicht: Die Entwicklung der Lebenshaltungskosten, Index 1913 = 100 (1871-1913)
A.3 Übersicht: Entwicklung der Nominallöhne und Reallöhne, Index 1913=100 (1844-1937)
D. Studie von Ashok V. Desai
D.01 Verschiedene Schätzungen von Reallöhnen im Kaiserreich, Index 1895 = 100 (1871-1913)
D.02 Durchschnittlicher Jahresverdienst (1871-1886)
D.03 Jahresbruttoverdienste in ausgewählten Produktionszweigen (1887-1913)
D.04 Jahresdurchschnittsverdienste in Industrie, Transportwesen und Handel (1871-1913)
D.05 Konstruktion des Lebenshaltungsindex, 1895 = 100 (1871-1913)
D.06 Reallöhne, in konstanten Preisen von 1895 (1871-1913)
D.07 Weizenpreise und Weizenbrotpreise (1872-1913)
D.08 Roggenpreise und Roggenbrotpreise (1872-1913)
D.09 Durchschnittliche Exportpreise nach Warengruppen, Index 1895 = 100 (1872-1913)
D.10 Durchschnittliche Importpreise nach Warengruppen, Index 1895 = 100 (1872-1913)
D.11 Durchschnittliche Exportpreise, Importpreise und Terms of Trade, Index 1895 = 100 (1872-1913)
O. Studie von Thomas J. Orsagh
O. Korrigierte Indizes der Lebenshaltungskosten und der Reallöhne nach Orsagh, Index 1913 = 100 (1871-1913)
GESIS
In: Politische und soziale Einflüsse auf das Wirtschaftsleben, S. 33-60
Es wird der Frage nachgegangen, ob zu hohe Reallöhne und/oder ein permanenter Nachfragemangel für die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich sind und welche Bedeutung der sog. strukturellen Arbeitslosigkeit zuzumessen ist. In einer Bestandsaufnahme werden sog. stilisierte Fakten präsentiert (Arbeitslosenquote, Arbeitsangebot, Arbeitsnachfrage). Anschließend werden theoretische Hypothesen und empirische Studien zu dieser Frage diskutiert. Es werden empirische Ergebnisse vorgestellt, die auf der Grundlage eines ökonometrischen Ungleichgewichtsmodells für die Bundesrepublik erste Anhaltsfpunkte dafür liefern, welche Bedeutung Reallöhnen, Nachfragemangel und strukturellen Komponenten zur Erklärung der Arbeitslosigkeit zukommt. Es zeigt sich, daß es schwierig ist, den Einfluß der Faktoren in ihrer Bedeutung für die Arbeitslosigkeit zu separieren. Die einzig sichere Folgerung ist, daß beide Aspekte wichtig sind, wenngleich auch seit Beginn dieser Dekade neben der strukturellen Komponente dem Nachfragemangel anscheinend zunehmende Bedeutung zuzukommen scheint. (GF)
Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist es nachzuweisen, daß der in der historischen Forschung im allgemeinen unkritisch übernommene Eindruck, das NS-Regime habe die Lebenshaltungskosten auf niedrigem Niveau weitgehend stabilisieren können und den Arbeitern - womöglich als Konzession für politisches 'Stillhalten' - ein hohes durchschnittliches Realeinkommen zugestanden, die tatsächliche Entwicklung grob verzerrt. .
BASE
In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte: Economic history yearbook, Band 21, Heft 2
ISSN: 2196-6842
In: Marxistische Blätter, Band 12, S. 13-22
ISSN: 0542-7770
In: DIW-Wochenbericht, Band 76, Heft 33, S. 550-560
"Die Netto-Reallöhne sind in Deutschland seit Anfang der 90er Jahre kaum gestiegen. Von 2004 bis 2008 gingen sie sogar zurück, eine in der Geschichte der Bundesrepublik einmalige Entwicklung, denn nie zuvor ging ein durchaus kräftiges Wirtschaftswachstum mit einer Senkung der realen Nettolöhne über mehrere Jahre einher. Maßgeblich hierfür ist nicht etwa eine höhere Belastung der Lohneinkommen durch Steuern und Sozialabgaben, sondern die - auch im internationalen Vergleich - außerordentlich schwache Steigerung der Entgelte. Dieser Befund ist umso bemerkenswerter, als sich die Qualifikation der beschäftigten Arbeitnehmer im Durchschnitt erhöht hat, was für sich genommen einen deutlichen Anstieg der Verdienste hätte erwarten lassen. Im Gegensatz zur Lohnentwicklung sind die Einkommen aus selbständiger Tätigkeit sowie aus Kapitalvermögen in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen, sodass die Arbeitnehmerentgelte einen immer geringeren Teil des Volkseinkommens ausmachen. Die bereinigte Lohnquote erreichte 2007 und 2008 mit rund 61 Prozent ein Rekordtief. Wie in früheren Rezessionen werden aber auch dieses Mal die Kapitaleinkünfte stärker als die Löhne unter Druck geraten." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Die Reallohneentwicklung
Lohnerhöhungen führen nicht unweigerlich zu einem Anwachsen des verfügbaren Einkommens aufgrund der Inflationsraten. Für die Einordnung der Lohnentwicklung werden zunächst die Reallöhne, differenziert nach Beschäftigungsart, Leistungsgruppe und Wirtschaftszweig dargestellt. Anschließend wird der Verbraucherpreisindex (VPI), sowohl auf Basis des Jahres 2015 als auch auf Basis 2020 dem gegenübergestellt. Hierbei werden die Güterbereiche der Nahrungsmittel und - auf Basis 2015 - zusätzlich der Wohnungsmieten noch einmal gesondert dargestellt.
Basisjahre des VPI (2015 und 2020)
Der Verbraucherpreisindex misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Er ist ein zentraler Indikator zur Beurteilung der Geldwertentwicklung und wird als Orientierungsmaßstab etwa bei Lohnverhandlungen herangezogen.
Mit dem Basisjahr werden die Berechnungsbausteine des Verbraucherpreisindexes (= VPI) zu den Verbrauchsgewohnheiten und dem Einkaufsverhalten privater Haushalte den Bedingungen des jeweiligen Jahres (hier: 2015 und 2020) angepasst. Darunter fällt auch, dass das Systematische Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte (Abkürzung SEA) umgestellt und in seiner neuen Form in die Revision des VPI einbezogen wird. Die Auswahl der einzelnen Preisrepräsentanten bildet die Festlegung des sogenannten Warenkorbes mit insgesamt 750 Gütern. Die Bestimmung des Gewichts, mit dem die Preisentwicklung der einzelnen Preisrepräsentanten in den Gesamtindex eingehen, bilden das Wägungsschema. Bei jeder Revision wird das Wägungsschema der Waren und Dienstleistungen neu berechnet.
Im Wägungsschema sind die Wägungsanteile für die Güterbereiche der oberen Warenkorbebene enthalten. Diese Gewichtungsinformationen spiegeln die Bedeutung der einzelnen Güterbereiche für die Grundgesamtheit aller Waren und Dienstleistungen in den jeweiligen Wirtschaftsstufen wider.
Grundlage für die Neuberechnung des Wägungsschemas sind die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, die Statistik der Laufenden Wirtschaftsrechnungen und Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.
Alle neuen Wägungsschemata beziehen sich auf das jeweilige Basisjahr (also im Fall der vorliegenden Datenreihen auf 2015 oder 2020) "und bleiben bis zur nächsten Revision konstant, um die Preisentwicklung unbeeinflusst von den Änderungen der Ausgabengewichte darstellen zu können (Laspeyres-Index)." Ute Egner (2019): Verbraucherpreisstatistik auf neuer Basis 2015. In: Wirtschaft und Statistik (WISTA), 5, 2019, S. 89.
In der Tabelle erscheint das Wägungsschema im Tabellenkopf in der Zeile ´Gewichtung in 0/00´ (Gewicht in Promille).
GESIS
In: Politische und soziale Einflüsse auf das Wirtschaftsleben. Ursachen der Arbeitslosigkeit: zu hohe Reallöhne oder Nachfragemangel?, S. 33-60
In: Annales Universitatis Saraviensis
In: Rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Abteilung 82
In: Wirtschaft und Gesellschaft, Band 33, Heft 1, S. 73-92
"In diesem Beitrag wird die Entwicklung der Brutto-Monatseinkommen der österreichischen ArbeiterInnen und Angestellten im Zeitraum 1990 bis 2005 untersucht, interpretiert und mit der Entwicklung des Verbraucherpreisindex verglichen. Stärkeres Arbeitskräfteangebot von Frauen, höhere Ausländerbeschäftigung und längere Perioden hoher Arbeitslosigkeit führten zu einem höheren Arbeitskräfteangebot, dem auf Grund der schlechten Konjunkturlage eine zu geringe Arbeitsnachfrage gegenüberstand. Dies erzeugte Lohndruck und ließ damit die Reallohnzuwächse sinken. Die unteren Einkommen waren von der negativen Einkommensentwicklung stärker betroffen als die oberen. Anfang der 1990er Jahre war deren Entwicklung schon etwas schwächer als im Durchschnitt, aber in der zweiten Hälfte der 1990er schlug die schlechte Entwicklung der unteren Fraueneinkommen negativ auf die Gesamtentwicklung durch. Seit 2000 sind aber auch bei den unteren Einkommensdezilen der männlichen Verdienste Reallohnverluste zu beobachten, sodass sich die Reallohnverluste insgesamt vergrößert haben. Durch die schlechte Entwicklung der unteren Einkommen kam es auch zu einer Zunahme der Streuung der Verdienste." (Autorenreferat)
In: Wirtschaft und Gesellschaft: wirtschaftspolitische Zeitschrift der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Band 33, Heft 1, S. 73-92
ISSN: 0378-5130
In: Forschungsberichte / Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, Nr. 103
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