Rechte Orientierungen unter Lohnabhängigen: Ursachen, Auswirkungen, Gegenstrategien
In: Kritische Theorie im gesellschaftlichen Strukturwandel, S. 289-317
Verschiedene Fallstudien haben gezeigt, dass gewerkschaftlicher Aktivismus eine rechtspopulistische Gesinnung keineswegs ausschließt. Selbst bei betrieblichen Interessenvertretern und überzeugten Gewerkschaftern lassen sich oftmals rassistische und rechtspopulistische Tendenzen feststellen. Der Autor weist in seiner Diskussion der möglichen Ursachen darauf hin, dass die in allen atlantischen Kapitalismen beobachtbare Tendenz zur Re-Kommodifizierung des Arbeitsvermögens die soziale Integrationskraft von Erwerbsarbeit insgesamt schwächt. Diese Problematik wird zunächst an der wachsenden Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse sichtbar, denn in den Betrieben und Unternehmen wird Erwerbstätigkeit wieder stärker an Marktrisiken angekoppelt. Die Re-Kommodifizierung erzeugt eine Vielzahl unterschiedlicher Desintegrationserfahrungen, die unter spezifischen Bedingungen in eine Offenheit für rechtspopulistische Strömungen einmünden können. Der Autor skizziert u.a. einige sozialwissenschaftliche Erklärungsversuche und Forschungslücken, er problematisiert den Populismus als ideologische Struktur im flexiblen Kapitalismus und einen reaktiven Nationalismus als Alltagsphilosophie von Lohnabhängigen. Im Hinblick auf notwendige Gegenstrategien skizziert er abschließend die Umrisse einer neuen Arbeitsverfassung. (ICI2)