Reichstagsbrand und Vergangenheitsbewältigung
In: Recht und Politik: Zeitschrift für deutsche und europäische Rechtspolitik, Band 22, Heft 4, S. 189-200
ISSN: 0344-7871
Darüber, wer für die Brandstiftung verantwortlich zu machen ist, tobt ein verbissen geführter Kampf. Es handelt sich um einen Wissenschaftsskandal größten Ausmaßes, in dem versucht wird, die These der Täterschaft der Nationalsozialisten zu untermauern. Das Problem der Vergangenheitsbewältigung erschwert die Aufklärung des Reichstagsbrandes. Die Alleintäterschaft van der Lubbes paßt weder in das Geschichtsbild von Anhängern noch von Gegnern des Nationalsozialismus. Für die Vergangenheitsbewältigung ist dies ein gewaltiger Nachteil, wobei es lächerlich ist, die Nationalsozialisten danach beurteilen zu wollen, ob sie das Reichstagsgebäude in Brand gesteckt haben. Die Historiker sind gefordert, für ihre Reputation in dem Wissenschaftsskandal Farbe zu bekennen. (MH)