A review essay on books by (1) Jurgen Habermas, Zwischen Naturalismus und Religion: Philosophische Aufsatze ([Between Naturalism and Religion: Philosophical Treatises] Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2005); (2) Lucas Swaine, The Liberal Conscience: Politics and Principle in a World of Religious Pluralism (New York: Columbia U Press, 2006); & (3) Paul J. Weithman, Religion and the Obligations of Citizenship (Cambridge: Cambridge U Press, 2002/2006).
In der deutschen Erwachsenenbildungslandschaft hat die Kombination "Religion und Erwachsenenbildung" besonders in der Praxis auffällig viele verschiedene Facetten. Religiöse Erwachsenenbildung ist deshalb in ihrer christlichen, aber auch in ihrer islamischen und jüdischen Ausprägung zu sehen. Religion ist jedoch auch Gegenstand säkularer Bildung Erwachsener und wird in diesem Zusammenhang gesondert betrachtet. Im Fokus steht außerdem die sich aus aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ergebende Notwendigkeit einer Thematisierung des religiösen Aspekts interkultureller Erwachsenenbildung. Daraus abgeleitet sind Arbeitsperspektiven für Erwachsenenpädagogen und Forschungsbedarfe in diesen Bereichen aufzuzeigen.
"Peter L. Berger nennt es eine der größten Fehleinschätzungen der Soziologie des 20. Jahrhunderts: das Ende der Religion im säkularisierten Westen. Nicht die Religion, sondern die Religionskritik sei an ihr Ende gekommen, sekundiert ihm Hermann Lübbe. Doch was bedeutet die Rede von der Wiederkehr der Religion konkret? Wie wandelt sich Religion unter den Bedingungen der Postmoderne? Inwiefern sind davon die Kirchen betroffen, inwiefern laufen diese Prozesse an der kirchlichen Religiosität vorbei? Der Autor analysiert in seinem Beitrag höchst aufschlussreich den Wandel der Formen der Religiosität heute." (Redaktion)
Die Diskussion über das Verhältnis zwischen Demokratie und Religion kann sich nicht auf den normativen Inhalt einer bestimmten Religion und deren - positiven oder negativen - Beitrag zur Herausbildung demokratischer Werte und Institutionen beschränken. Sie muß sich vielmehr um einen breiteren Ansatz bemühen, der das Verhältnis zwischen Religion und Politik auf theoretischer und historischer Ebene untersucht. Der vorliegende Beitrag versucht dies in drei Dimensionen: (1) Das Verhältnis zwischen Religion und öffentlichem Raum; (2) der komplexe historische Beitrag bestimmter europäischer Religionen und Kirchen zur Entwicklung einer modernen demokratischen Kultur; (3) der besondere Fall des Islam. Insgesamt kommt der Autor zu folgendem Fazit: Die Vorstellung von Religion als einer reinen Privatangelegenheit ist falsch und aus politischer Sicht nicht sehr hilfreich. Die Säkularisierungsbefürworter sollen von ihren theoretischen oder verfassungspolitischen Bemühungen ablassen, die Religion auf die Privatsphäre zu beschränken. (pre)
Der Autor greift die erneut geführte Debatte über das Wesen des Kapitalismus als Religion auf und diskutiert die unterschiedlichen Standpunkte der Wissenschaftsdisziplinen. Eine Funktionsäquivalenz von Kapitalismus und Religion ist seiner Meinung nach ein Anlass, um kritisch nach der über das Ökonomische hinausgehenden Bedeutung des Kapitalismus zu fragen. Es gilt vor allem, die theologischen Leitbilder des kapitalistischen Denkens zu entlarven, da diese nähere Aussagen über den materiellen Grund des Wirtschaftens erlauben. Die Reflexionen des Autors beziehen sich unter anderem auf die Eigenschaft des Geldes, das Verhältnis von absolutem Reichtum und ständiger Schuld, die kopernikanische Wende im moralischen Bewusstsein durch das Leitbild einer "unsichtbaren Hand" sowie auf die Rolle des Gewinnstrebens in der Wirtschaftsgeschichte. Er versucht insbesondere zu zeigen, dass hinter der These vom Kapitalismus als Religion die historischen Veränderungen von Religion und Wirtschaft seit dem Aufkommen des Kapitalismus stehen. (ICI)
Der italienische Faschismus und vor ihm das Abenteuer des Dichters G. D'Annunzio nach dem Ersten Weltkrieg in Fiume sind im 20. Jahrhundert die ersten und modellhaften Versuche einer integralen Version von Politik und Religion. In dem Beitrag wird der Zusammenhang von Faschismus und Religion untersucht und aufgezeigt, in welchen Formen sich die Verknüpfungen äußern. Ausgehend davon, daß Glaube durch Kult erzeugt wird, wird das kultisch überformte Mythengebilde des italienischen Faschismus betrachtet, das im Kern aus drei Kulten besteht: dem Totenkult, dem Duce-Kult und dem Kult der Romanita. Die Analyse macht deutlich, daß der Faschismus als Religion die wichtigste und beunruhigendste Neuerung im politischen Denken des 20. Jahrhunderts darstellt, einen Rückfall in längst überwunden geglaubte Formen von religiöser Hingabe an eine Führerpersönlichkeit. (ICA)
Schluchter geht von der Max Weberschen Fassung des Begriffes "Säkularisation" aus und behauptet, weitgehend vollzogene Säkularisation bedeute eine Subjektivierung religiöser Glaubensmächte als Folge des Entstehens alternativer Lebensbedeutungen, die prinzipiell nicht mehr in ein religiöses Weltbild integriert werden können, und eine Entpolitisierung der verfaßten Religion als Folge einer funktionalen Differenzierung der Gesellschaft, die prinzipiell nicht mehr durch verfaßte Religion integrierbar sei. Die Behauptungen sollen eine grobe Einschätzung der religiösen Entwicklungstendenzen in den westlichen Industriegesellschaften möglich, bzw. die "messianische Zukunft des okzidentalen Christentums" soziologisch kalkulierbar machen, wofür sich Schluchter die Methodik der "generalisierenden Weltanschauungserfassung" der religionssoziologischen Studien Max Webers zu eigen macht. Dem "religiösen Weltbild" stellt Schluchter ein "säkulares Weltbild" gegenüber. Beide "Gesamtweltbilder" haben die Tendenz, sich gegenseitig auszuschließen, die Träger eines religiösen Weltbildes seien allerdings in die Rolle einer "kognitiven Minderheit" geraten, die nicht mehr eine "dominante Sinnwelt" vertreten. Zudem sei die Gesellschaft seit dem Mittelalter und endgültig seit der Französischen Revolution durch funktionale Differenzierung geprägt, so daß die Zonen der Durchdringung der Welt mit religiösen Deutungen immer schmaler werden. Die Religion habe deshalb in der säkularen Welt keine Zukunft, auch wenn ihre bereichsspezifische Funktionalität bei dem Problem des Todes und in der Anerkennung nichtrationaler überpersönlicher Mächte, von denen das Leben abhänge, erhalten bleiben mag. (KA)
Two issues preoccupying post-Soviet society are a wish to oppose outside influences (mainly from the West), and to resist aggressive behavior in matters of religion. It is not difficult to point out inconsistencies and contradictions in these approaches, but more germane is the fact that both have survived, if in modified form, to the present day. When the possibility of further restrictions on freedom of conscience are being discussed, a key topic is invariably the need to protect society from the 'expansionism' of new religious movements and radical Islam. Here, Verkhovsky studies the new blasphemy act and discusses why freedom of religion and belief continue to cause conflict in post-Soviet Russia. Adapted from the source document.