Die Ringvorlesung "Rückkehr der Religion oder säkulare Kultur? Kultur- und Religionssoziologie heute" am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin (Sommersemester 2006) war Grundlage für den vorliegenden gleichnamigen Band. Die Autoren behandeln zunächst allgemeine soziologische Fragen in Bezug auf "Universalität und Territorialität", um sich dann spezifischer mit den Bereichen der Kultursoziologie, der Religionssoziologie und abschließend mit der Frage nach "Kultur und Religion – zu ihrem Sitz im Leben" zu beschäftigen. Trotz unterschiedlicher Themenschwerpunkte und Herangehensweisen ist allen Beiträgen die Fragestellung nach der Positionierung des Faches Soziologie in der Wissenschaft inhärent. Durch den Band wird es Studierenden der Kultur- und Religionssoziologie sowie Studierenden der Soziologie und Religionswissenschaften möglich, einen Überblick über die verschiedenen Themenfelder der Soziologie in Bezug auf Religion und Kultur zu bekommen, der bei Interesse anhand der ausführlichen Literaturangaben am Ende jedes Aufsatzes vertieft werden kann. ; This volume is based on the eponymous lecture series ("Come-back of Religion or Secular Culture? Sociology of Culture and Religion Today") that took place at the Freie Universität Berlin's Institute of Sociology in summer 2006. After laying out some general issues pertaining to 'universality' and 'territoriality', the authors focus on specific challenges confronting the sociologies of culture and religion. Finally, they analyse the place of culture and religion in our lives. The articles cover a variety of themes and methodologies, but each addresses the inherent question: What is the position of sociology in the sciences?This volume is recommended for students seeking an overview of current issues in the sociology of religion and culture, and includes bibliographies to guide more in-depth research.
Rechtsstaatlichkeit, der Respekt vor der Meinung anderer und die Nichtanwendung von Gewalt zur Lösung gesellschaftlicher Probleme gehören zu den spezifischen Besonderheiten von zivilen und demokratischen Gesellschaften. Gehen wir demzufolge von Hannah Arendt' aus und nehmen wir ebenfalls an, dass das Leben in einem staatlichen Gemeinwesen und politisch zu sein bedeutet, sämtliche Fragen durch Dialog und Überzeugungsarbeit zu lösen anstatt durch Zwang und Gewalt, dann können wir das Fehlen von institutioneller und struktureller Gewalt als Bemühen zur Schaffung einer Demokratie anerkennen. Die Menschen waren stets daran interessiert, die unterschiedlichen Formen von Gewalt aus ihrer Gesellschaft zu verbannen und an deren Stelle Frieden, Recht und Gesetz, Gerechtigkeit und Freiheit zu setzen. Die Menschen greifen aus ganz unterschiedlichen Gründen zur Anwendung von Gewaltmitteln. Zahlreiche Faktoren üben dabei einen Einfluss aus, einer davon ist die Religion. Aufgrund ihrer bitteren Erfahrungen, die die Menschen im christlichen Abendland mit der Einmischung der Religion in die Politik sowie mit Gewalt und Repression vonseiten der Kirche gemacht hatten, sahen sie in der Renaissance die Lösung für die Ausmerzung von gesellschaftlichen repressiven Zwangsmaßnahmen in der Trennung von Religion und Politik sowie dem generellen Rückzug der Religion aus dem politischen Geschehen, woraufhin allmählich im Westen eine säkulare Gesellschaftsform etabliert worden ist. In der Geschichte der islamischen Welt hingegen übte die Religion immer wieder dann, wenn sie mit der Politik verschmolz, ganz unterschiedliche Einflüsse aus. Beispielsweise waren Staat und Religion in der Epoche der ersten islamischen Kalifen maßgeblich für die Befreiung des Volkes aus Stammesfehden, Gesetzlosigkeit und Ungerechtigkeit verantwortlich. Aus diesem Grund konnte der Islam auch innerhalb kürzester Zeit sowohl das Römische als auch das Persische Reich bezwingen. In den folgenden Jahrhunderten verlieh die Religion in der islamischen ebenso wie in der christlichen Welt den Staaten die nötige Legitimation und Stärke, die sie benötigten, um vor dem Volke zu bestehen. Dementsprechend haben wir es hier mit der Frage zu tun, welchen Standpunkt die Religionen zu Staat und Demokratie einnehmen und in welchem theoretischen Verhältnis sie zueinander stehen. Sind die historischen Erfahrungen von Islam und Christentum auf diesem Gebiet identisch? Im Gegensatz zur Trennung von Religion und Politik in der christlichen Tradition ist im Islam das Einssein'' von Religion und Politik eine unbestreitbare religiöse Tatsache; im Islam sind Politik und Religion miteinander verschmolzen, während die Unterscheidung in religiöse und weltliche Angelegenheiten im Christentum eine Verpflichtung zu doppelter Loyalität bildet. Die Trennung von Religion und Politik hatte daher in der christlichen Welt nicht immer das gleiche Ausmaß. Die Vertreter Gottes und diejenigen des Kaisers zeigten teilweise eine gegenseitige Annäherung, bisweilen wandten sie sich voneinander ab. In Anbetracht der Tatsache, dass es im Verhältnis von Religion und Politik unterschiedliche Ausprägungen gibt, sind auch differierende Ansichten über die Frage geäußert worden, in welchem Stadium ihrer Einheit Despotismus und Gewalt hervorgebracht werden. Die Beziehung zwischen Religion und Staat kann auf verschiedene Weise untersucht werden. Eine Möglichkeit besteht in der historischen Methode. Es handelt sich dabei um den Versuch, die wechselseitigen Beziehungen zwischen Religion und Regiment im Verlauf ihrer parallelen Entwicklung bei sämtlichen Völkern und Kulturen in den einzelnen Epochen aufzuzeigen. Ferner können die in einer solchen Beziehung herrschenden Prinzipien phänomenologisch analysiert werden. Die ausschließliche Anwendung jeder Methode hat ihre Grenzen. Aus der ersten Methode entstehen zahlreiche sich überschneidende Materialien, bei der zweiten Methode könnte wiederum die Beschreibung mit normativen Gesichtspunkten verwischt werden. Daher ist es ratsam, die Mitte zwischen beiden Methoden zu wählen. Es sollen die Vorteile beider Methoden genutzt und die geeigneten Elemente in eine spezielle Methode der Religionssoziologie integriert werden. Die jeweilige gegenseitige Wechselwirkung zwischen der Theologie, welche die grundlegenden Begriffe der Interpretation eines religiösen Erlebnisses formuliert, der Religionsgeschichte, die dessen Manifestationen und Entwicklungen beschreibt, und der Religionssoziologie, die die gesellschaftlichen Wirkungen religiöser Phänomene und die Vielfalt der religiösen Institutionen untersucht, wird auf diese Weise illustriert? Die Besonderheit dieser Arbeit liegt jedoch in der in ihr angewandten komparativen und interdisziplinären Methode sowie der vergleichenden soziologischen Aspekte. Diese Forschungsarbeit begrenzt sich auf die beiden ReligiAnen Islam und Christentum. Zeitlich fixiert sich die Untersuchung auf die Epoche des Mittelalters. Es wird auf zeitgenössische Entwicklungen der Religion in islamischen Ländern und auf die säkulare Epoche in den westlichen Gebieten verwiesen. In Kapitel A und B dieser Arbeit wird versucht, die Themen Islam und Christentum jeweils in Bezug auf den Staat zu analysieren, in Kapitel C sollen Ähnlichkeiten und Unterschiede aufgezeigt werden. Die vorrangige Fragestellung ist, wie das Verhältnis zwischen Religion und Staat im Islam und im Christentum aussieht und welchen Einfluss die Religion in der Geschichte auf das demokratische Verhalten und Handeln der Staaten hatte? Die nachgeordneten Fragestellungen sind: • Welche Sicht nimmt der Islam in Bezug auf Politik ein, und wie gestaltete sich die Einheit von Religion und Politik zur Zeit des islamischen Kalifats zwischen dem 7. bis 13 . Jahrhundert? • Welche Sicht nimmt das Christentum in Bezug auf Politik ein, und wie gestaltete sich die Einheit von Religion und Politik während des Mittelalters? • Wo liegen die soziologischen Unterschiede und Ähnlichkeiten bei christlichen und islamischen Staaten im Mittelalter? • Lassen sich Islam und Christentum mit Demokratie vereinbaren? • Wie entstand der Säkularismus in Europa? Ist dieses gesellschaftliche Phänomen auch in islamischen Ländern möglich?
Abstrakt und Zusammenfassung Islamisches Recht und sozialer Wandel: Eine vergleichende Studie der Institutionalisierung und Kodifizierung des islamischen Familienrechtes in Ägypten und Indonesien (1950-1995) Ägypten und Indonesien sind Nationalstaaten mit einer sunnitischen-muslimischen Mehrheit. Beide Staaten weisen daher Traditionen und soziale Werte auf, die vom Islam geprägt sind. Sie deklarieren sich allerdings nicht offiziell als "islamische Staaten". Es ist bekannt, daß die vier sunnitischen Rechtstraditionen (Malikiten, Hanafiten, Syafiiten und Hanbaliten) von muslimischen Rechtsgelehrten abstammen, die vor ungefähr eintausend Jahren lebten. Ihre Gedanken, Schriften und rechtlichen Ausführungen wurden zwangsläufig durch ihre historische Umwelt maßgeblich beeinflußt. Die Zurückverfolgung der in diesen Schriften dargelegten Gesetze und ihre Kodifizierung und Institutionalisierung durch die ägyptische und indonesische Regierung in der heutigen Zeit ist eine schwierige Aufgabe; die sprachliche Logik, das soziokulturelle Umfeld, die expliziten und impliziten juristischen Indikationen in den Schriften dieser vier sunnitischen Rechtsschulen weisen große Unterschiede auf im Vergleich zum zeitgenössischen juristisch-administrativen Diskurs. Es ist daher davon auszugehen, daß die ägyptischen und indonesischen muslimischen Juristen auf Schwierigkeiten stoßen, wenn sie diese Texte in die heutige Zeit eines rapiden soziokulturellen Wandels zu übersetzen versuchen. Anliegen der vorliegenden Dissertation ist es, die Geschichte des islamischen Rechts und des islamischen Familienrechts im besonderen anhand der Fallbeispiele nachzuzeichnen. Der Denkweise der muslimischen Rechtgelehrten im komparativen Kontext sowie der Rechtspolitik und den Dynamiken des soziostrukturellen Wandels in den Nationalstaaten Ägypten und Indonesien wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Eingegangen wird auch auf die Frage, auf welche Weise die klassischen islamischen Rechtstexte in einer Gesellschaft rapiden sozialen Wandels reinterpretiert werden. Der Vergleich des Prozesses von Institutionalisierung und Kodifizierung des islamischen Familienrechts zeigt, dass die indonesische Konzeption des Nationalstaates die Auslegungspraxis so beeinflusst, dass hier - insbesondere in Bereich des Rechts der Frau - eine liberalere Orientierung gegeben ist als in Ägypten. ; Islamic Law and Social Change: A Comparative Study of the Institutionalization and Codification of Islamic Family Law in the Nation-States Egypt and Indonesia (1950-1995) Abstracts and Summary Egypt and Indonesia are nation-states with a Sunnite Muslim majority. As a consequence, both Egypt and Indonesia have traditions, customs and social values which are influenced by Islamic religion. Even though, it is necessary to note that both states do not formally declare themselves as Islamic states. It has been welknown already that the four Sunnite schools of thought (Malikite, Hanafite, Syafiite and Hanbalite) come from Muslim jurist who lived approximately ten centuries ago. Their thoughts, writings and legal assumptions inevitably were influenced by the trends and tendencies of their eras. Derivating the laws of these writings and then to be codified and institutionalized by the Egyptian and Indonesian governments in this era is difficult and hard work; the logic of the language, socio-cultural setting, the explicit and implicit juridical indication of the writing of those four Sunnite schools of thought seem to be different from todays legal-administrative discourse. Therefore, it can be assumed that the Egyptian and Indonesian Muslim jurists find some difficulties to translate those legal texts within the rapid socio-cultural changes. This dissertation tries to trace and identify the history of Islamic law in general and Islamic family law in particular, the way of thinking of Muslim jurists in a comparative fashion as well as the politics of law and the dynamics of socio-structural changing in the nation-states Egypt and Indonesia. It also includes to what extent the classical Islamic legal texts within the rapid changes of society are reinterpreted. The data gathered in the research shows that the concept of nation-state in Indonesia had influenced the practical implementation and evolution of Islamic family law. It is especially the case regarding the rights of women in the family that the Indonesian law tends to present a more liberal outlook than the Egyptian one.
Mit seinem Buch A Secular Age hat der Sozialphilosoph Charles Taylor einen aufsehenerregenden Alternativentwurf zum klassischen Säkularisierungsparadigma vorgelegt. Das Ziel dieses Artikels ist es, ihn auf die religionssoziologische Diskussion um Säkularisierung und deren verschiedenen Teilprozesse zu beziehen. Es werden drei Ansprüche formuliert, an denen Alternativentwürfe zu messen sind. Erstens müssen sie verständlich machen, warum "Säkularität" zu einer so wichtigen Selbstbeschreibungskategorie moderner Gesellschaften werden konnte. Zweitens müssen sie das in Jahrzenten religionssoziologischer Forschung akkumulierte Wissen über Entkirchlichung mit den von Kritikern hervorgehobenen Befunden genuin moderner religiöser Vitalität integrieren. Und drittens müssen sie die vielfältigen Muster der Differenzierung religiöser und politischer Ordnung im Gesellschafts- und Kulturvergleich beschreiben und erklären können. In kritischer Auseinandersetzung mit Taylor werden Grenzen kulturalistischer Theorien moderner Säkularität und bleibende Aufgaben historisch-soziologischer Forschung zu Religion in der Moderne identifiziert. ; peerReviewed
Die Radikalisierung von Religion prägt unsere Zeit. Die Debatte um Zivilreligion sucht nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. Sie stellt die Frage nach einem angemessenen Verhältnis von Religion und Gesellschaft – eine Frage, die für die "westliche" und die "islamische Welt" gleichermaßen gilt. "Zivilreligion als Verantwortung der Gesellschaft" führt in diese Debatte ein. Als Fallbeispiel dient die Republik Indonesien, die sich 1945 auf der Pancasila als Zivilreligion gründete. Damit sprach sich Indonesien gegen die Verpflichtung auf die Scharia als religiöse Grundlage für ihre Anhänger aus – und das als größtes muslimisches Land der Welt. Anhand ausgewählter Originaltexte, die zum Teil erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung vorliegen, gibt dieses Buch darüber Aufschluss, wie sich die Pancasila aus der Eigenart ihrer Vorgeschichte speist und somit gleichsam eine Antwort der indonesischen Gesellschaft auf ihre Herkunft darstellt. Die Vorgeschichte der Pancasila zeigt darüber hinaus, dass Religion stets Gefahr läuft, manipuliert und missbraucht zu werden. Erst kürzlich freigegebene US-Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg belegen, wie alle am Pazifischen Krieg beteiligten Parteien versuchten, den Faktor Religion gezielt für ihre eigenen politischen Ziele zu mobilisieren. Religion wurde als politischer Faktor entdeckt. ; The radicalization of religion characterizes our time. The debate about civil religion is searching for a way out of this dilemma. It works on the question how religion and society should relate to each other adequately – a question relevant to both: the "western" and the "islamic world". This book gives an introduction to this debate. Case example is the Republic of Indonesia based on the Pancasila as their civil religion in the year 1945. Therewith Indonesia pronounced against the sharia as an obligatory foundation for their followers – and this as the biggest muslim country in the world. "All the West sees in Islam its radicalism and its incompatibility with modern, open democratic politics… Indonesia, however, has the opportunity to show that politics based on confession – In Algeria or Iran – is not the only way. Not only can modernity and open politics exist in a Muslim-majority society, and here in Indonesia, but it can also be nurtured so that democracy can fl ourish well in Islam." Abdurrahman Wahid, President of the Republic of Indonesia (1999-2001) + + + Bahasa Indonesia : Civil religion sebagai tanggung jawab masyarakat : Agama sebagai faktor politis dalam proses perkembangan Pancasila di Indonesia. Masa kini ditandai oleh radikalisasi agama. Wacana mengenai civil religion mencari jalan keluar dari dilemma itu. Yang menjadi masalah ialah hubungan yang wajar antara agama dan masyarakat – sebuah masalah yang serta merta dihadapi baik di dunia barat maupun di dunia Islam. Buku ini hendak mengantar ke dalam wacana itu. Sebagai contoh telah dipilih Republik Indonesia yang sejak tahun 1945 diasaskan atas Pancasila sebagai semacam civil religion. Dengan demikian Indonesia – sebagai negara yang terbesar jumlah warganya yang memeluk agama Islam di seluruh dunia – menolak mewajibkan umat Islam untuk tunduk pada hukum syari'at. Berdasarkan nats-nats asli yang sebagiannya untuk pertama kali diterjemahkan secara lengkap ke dalam bahasa Jerman, maka buku ini menjelaskan bagaimana Pancasila perlu dilihat atas latar belakang prasejarahnya sendiri dan dengan demikian ia dapat diterima sebagai jawaban masyarakat Indonesia atas pertanyaan mengenai asal mulanya. Sejarah yang pada akhirnya berhasil merumuskan Pancasila sebagaimana adanya memaparkan pula betapa besar bahayanya bagi setiap agama dapat dimanipulasi dan disalahgunakan. Dokumen-dokumen dari dinas rahasia Amerika Serikat yang dikumpul selama perang dunia II dan yang belum lama baru dipublikasikan membuktikan bahwa semua pihak yang terlibat dalam perang Pasific berusaha untuk menggalakkan faktor agama demi kepentingan-kepentingan mereka masing-masing. Agama telah didapati sebagai faktor politik.
We investigate the effect of Reformed Protestantism, relative to Catholicism, on preferences for leisure, and for redistribution and intervention in the economy. We use a Fuzzy Spatial Regression Dis- continuity Design to exploit a historical quasi-experiment inWestern Switzerland, where in the 16th century a hitherto homogeneous re- gion was split and one part assigned to adopt Protestantism. We nd that Reformed Protestantism reduces referenda voting for more leisure by 12, for redistribution by 7, and for government interven- tion by 6 percentage points. These preferences translate into higher per capita income as well as greater income inequality.