Research in Social Science is usually based on survey data where individual research questions relate to observable concepts (variables). However, due to a lack of standards for data citations a reliable identification of the variables used is often difficult. In this paper, we present a work-in-progress study that seeks to provide a solution to the variable detection task based on supervised machine learning algorithms, using a linguistic analysis pipeline to extract a rich feature set, including terminological concepts and similarity metric scores. Further, we present preliminary results on a small dataset that has been specifically designed for this task, yielding modest improvements over the baseline.
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 430-434
"Bei der Betrachtung und Analyse von Gesellschaftstypen wird von soziologischer Seite ein Aspekt der gesellschaftlichen Entwicklung seltener thematisiert, der jedoch für die Sozialorganisation insgesamt von großer Bedeutung ist: Die Herausbildung von Schriftlichkeit als Medium der Wissensspeicherung und Informationsübertragung. Das bedeutet, daß, die (partielle) Umstellung von mündlicher auf schriftliche Kommunikation keinesfalls nur eine (mnemo-)technische Innovation darstellt, sondern die kulturellen und sozialstrukturellen Grundlagen der Gesellschaft tiefgreifend beeinflußt. Der Begriff 'kodifiziertes Recht' verweist bereits auf eine Unterscheidung, die als solche jedoch selten ins Blickfeld gerät, nämlich die Unterscheidung von Gewohnheitsrecht und schriftlich fixiertem Recht. Spricht man - vor allem im Kontext von modernen Gesellschaften - von Recht, so wird dieses mit kodifiziertem Recht gleichgesetzt. Durch diese Art der Betrachtung verschwinden die sozialen Implikationen, die mit der Einführung des kodifizierten Rechts einhergehen. Zunächst einmal stellt sich die Frage, inwiefern das Vorhandensein eines Schriftsystems die Herausbildung einer spezifischen Sozialstruktur und eines spezifischen Rechts bedingen und/oder ob man von einer allmählichen Transformation von Sozialstruktur und Recht durch den Einfluß einer Schrifttechnik ausgehen kann. Man könnte in diesem Sinne von einer (mindestens) doppelten Codierung von Normen sprechen, die erstens ihre Explizitheit und zweitens ihre Darstellung umfaßt. Die Form der (schriftlichen) Darstellung hat darüber hinaus eine eminente Bedeutung in bezug auf das Vertragsrecht, das seinerseits - wie von Durkheim bereits beschrieben - in enger Verbindung mit den differenzierenden und integrierenden Kräften der Gesellschaft gesehen werden muß. Darüber hinaus hat die Notwendigkeit des Vorhandenseins schriftlicher Dokumente weitreichende Konsequenzen etwa hinsichtlich der individuellen Rechtswahrnehmung, oder in bezug auf die Formen der Gemeinschaftsbildung." (Autorenreferat)
Anhand der Interpretation ausgewählter "Schlüsselstellen" aus einem Videofilm, der von den Ärzten eines reproduktionsmedizinischen Zentrums in der Schweiz an Patienten verteilt wird und beansprucht, über Verfahrenstechniken, Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung von Unfruchtbarkeit zu informieren, wird aufgezeigt, wie der - hier audiovisualisierte - Texttypus der "Patienteninformation" ideale Laien-Einstellungen evoziert und zugleich als Medium der Inszenierung der Expertenschaft dieser Mediziner fungiert. D.h., das filmisch vermittelte Expertenwissen läßt sich nicht auf die Dimension der "neutralen Sachinformation" reduzieren, sondern die Auswahl der Informationen und die Weisen ihrer Darstellung und Vermittlung verweisen auf verschiedene Bedeutungsgehalte und Funktionen der Arzt-Patient-Beziehung, die als exemplarisch erscheint für das Experten-Laien-Verhältnis schlechthin.
Der Autor widmet sich zunächst einer 'geopolitischen Einordnung der deutschen Sprache', sowohl in globaler, als auch in europäischer Hinsicht. Thema des zweiten Teils ist die 'deutsche Sprache als gesellschaftlicher Integrationsfaktor'. Dabei befasst er sich mit dem zentralen innenpolitischen Thema in der Bundesrepublik Deutschland 'Migration und Integration', der 'Begriffsdefinition beruflicher Sprachvermittlung' sowie 'Erwerb und Anwendung einer Zweitsprache'.
A discussion of Michael Hardt & Antonio Negri's Empire (2000) begins by acknowledging the value of Lacan's mirror stage, which is related to Dionysus' mirror, as a political myth & a model for migration dynamics. As migration is hardly attended to in classical political theory, it persists in the realm of myth. Augustine's & Slavoj Zizek's views on migration, or exodus, are looked at in this light & in relation to Hardt & Negri's multitude. For postmodernists, exodus -- typically seen to involve three phases -- has become a two-place relation. Hardt & Negri turn nomadism into the "Neoplatonic ascent of the soul" wherein their Augustinian rhetoric crosses with Deleuze & Guattari's nomadology; migrant & nomad refer to the same people whenever they wish to stress the liberatory potential of nomadism, made possible, they reason, because they believe that now this is a "smooth world" (ie, no longer striated) characterized by a withered civil society, the collapse of national boundaries, & the obsolescence of traditional forms of politics. According to Hardt & Negri, this smoothness is the condition of the multitude's utopian aggregation. Linkages between Durkheimian concepts, organic & mechanical solidarity & the Body without Organs, to Deleuzain/Guattarian ideas in Empire are noted before addressing migration as a model for a politics of unfettered political agency, a politics without sociology, ie, a politics of unimpeded movement. Yet this smooth politics winds up constrained anyway in the social forms it can take. It is then contended that while nomadism might effect political change, in late modernity, it is largely motivated by the desire for wealth. Remarks are then offered on the notion of desire, highlighting Plotinus, Lacan, & desire's centralty to Hardt & Negri. It is argued that Hardt & Negri are actually working with the illusion of a smooth world, ignoring the striations that still exist, however finely wrought. Thus, the multitude is able to see the fantasy of its own unity in this smooth mirror. It is asserted that reasserting Durkheim's organic solidarity against Deleuze & Guattari's conception of the Body without Organs exposes the striations beneath the illusion of smoothness. The example of the Wobblies is used to illustrate the fallacy in Hardt & Negri's rejection of hybridity, which is identity across striation, & suggest that the Wobblies make a productive model for a contemporary politics of migration. Ultimately, Hardt & Negri's secular utopianism retains the social dynamics of its mythological predecessors. J. Zendejas
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5299-5308
"Der Vortrag wird dem Wandel der Tier-Mensch-Grenze mit dem Aufkommen und der Verbreitung der Evolutionstheorie im 19. Jahrhundert nachgehen. Im Zentrum steht hierbei, dass mit der Auflösung der Tier-Mensch-Grenze neue Grenzen gezogen und evolutionstheoretisch begründet werden. So stehen von nun an Tiere wie der Affe dem Menschen näher als Personen wie der 'Wilde', der Verbrecher oder die Frau. Denn mit der für das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert maßgeblichen teleologischen Interpretation der Entwicklungsgeschichte wird eine hierarchisch strukturierte 'Stufenleiter' etabliert, auf der bestimmte, durch eine Serie von Merkmalen (physiologische, psychologische, soziale, u.a.) charakterisierte Personen zugeordnet werden können. Aus der evolutionstheoretischen Begründung des Sozialen folgt damit, dass bestimmte 'Menschen' nur bedingt bzw. überhaupt nicht als soziale Personen angesehen werden. Diese Konzeption der Entwicklungsgeschichte liefert nun den Rahmen oder anders gesagt: das Narrativ für die Humanwissenschaften um 1900. Denn in diesen werden Personen wie Verbrecher, Hysterikerinnen, Kinder oder 'Wilde' zu aus dem Sozialen ausgeschlossene Figuren, über welche die Wissenschaften vom Menschen ihr Wissen produzieren. Wesentlich für die evolutionstheoretischen Grenzziehungen ist, dass die zeitliche Achse in eine räumliche bzw. figurale Achse übersetzt wird. So wird der Verbrecher nicht nur aus dem Bereich des Sozialen ausgeschlossen, weil er für dieses schädlich ist, sondern weil er als Repräsentant der Vergangenheit des Menschen (d.i. der weiße und männliche Europäer), aus dem Bereich des Sozialen schon ausgeschlossen ist. Diese Übersetzung von Zeitlichkeit in Räumlichkeit zeigt, dass die jeweiligen Grenzziehungen zwischen sozialen und nicht-sozialen Personen über narrative Verfahren erfolgen, genauer und mit Michail Bachtin gesagt, über die Etablierung von Chronotopoi. Diese leisten mit der Vergegenwärtigung des Vergangenen die Begründung der Grenzen des Sozialen und Normalen. Abschließend wird der Vortrag am Beispiel von Robert Müllers Roman Tropen einen der wichtigsten Chronotopoi betrachten: die von so genannten 'Wilden' bewohnten Tropen. Müllers Roman wiederholt keineswegs nur das teleologische Schema der Entwicklungsgeschichte, sondern destruiert dieses, indem er deren Chronotopoi als das analysiert, was sie sind: narrative Strategien, die nicht nur illustrierende Funktion haben, sondern Grenzen des Sozialen allererst herstellen." (Autorenreferat)
Der Beitrag beschäftigt sich mit gestischen Zeigehandlungen in Präsentationen und argumentiert gegen eine analytische Auflösung in separate 'Modalitäten'. Zeigegesten haben eine enorme Bedeutung für die Powerpoint-Präsentation, weil Redner damit gestische und körperliche Zeichen einsetzen, die Rede und Visualisierung in einen sinnvollen Zusammenhang bringen. Insgesamt kommt in Präsentationen neben den klassischen Zeigeinstrumenten (Hand, Laserpointer, Zeigestock) dem Körper und einer bestimmten Körperformation als Dreh- und Angelpunkt eine zentrale Rolle für die Aufmerksamkeitssteuerung zu.
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 442-446
"Two major points can be raised regarding which I consider it to be necessary to reconsider Hollifield's thesis concerning the dilemma of liberal democracies in Controlling immigration. Both are based on the thesis that there is less continuity with respect to how the issue of immigration is politically dealt with and institutionalized in policy initiatives. Regarding the developments in Germany of the 1990th it is questionable to still speak about a dominant liberal consensus with a distinct commitment to human and civil rights in the field of immigration policy. The first argument is that processes of social exclusion have notably changed the legal rights for immigrants regarding both the formal requirements for immigration and the social and political rights that are granted to them once they have set foot into Germany. In particular, the dramatic drop in the figures of asylum seekers and immigrants of German origin over the last two years clearly shows that the nation-state still disposes of effective means to restrict immigration. These figures make manifest that at least to a considerable degree liberal states are able to regulate and control immigration. The basic mechanism by which the extremely rigid approach to immigration and political asylum is legitimized is the re-definition of the boundaries between members and non-members of the community. Today we are witnessing a new attempt to define the boundaries between the We and the Other both at the national and at the European level. The configuration of immigration politics and policy will not remain untouched by this development. In the 1990th this has created a consequential process of social exclusion of ethnically defined groups from equal access to societal resources and life chances. This aspect often escapes a perspective which primarily focuses on the policy debate and the resulting legal decisions. At least regarding a certain fraction of immigrants and asylum seekers this logic of exclusion has also become dominant in different policy areas and increasingly shapes the legal conditions and administrative restrictions under which these groups live in German society. This brings me to my second point regarding to which I think Hollifield's thesis of the stability of the liberal consensus needs to be revisited. There is a growing fraction of immigrants and asylum seekers that are systematically excluded from the liberal realm of humanitarian and civic rights. Manifestly, the liberal consensus does not refer to all immigrant groups and asylum seekers equally. Defining them by the status of being illegal this group is radically exempted from this consensus. In spite of the humanitarian rhetoric, the daily practice of dealing with immigrants shows that a right-based politics presupposes the decision of who is considered to be entitled to claim even the most fundamental rights." (extract)
Der Beitrag untersucht das Problem der Selbstbehauptung in modernen Gesellschaften. Anhand der Romane von Tom Sharpe werden (britische) gesellschaftliche Verhältnisse dargestellt, unter denen soziale Wertschätzung kaum erwerbbar ist. Aus einer soziologischen Interpretation der Romane wird deutlich, dass es nicht irgendwelche "Fehler" - Persönlichkeitsfehler - sind, die das Gelingen der individuellen Produktion von Wertschätzung vereiteln. Die strukturelle Anlage der Wertschätzungsproduktion lässt die Erzeugung von sozialer Wertschätzung vielmehr prinzipiell - also gerade dann, wenn alles 'funktioniert' - nur in Ausnahmefällen zu: ein modernes Wertschätzungsdilemma. Dieses Dilemma ist eine Konsequenz jenes gesellschaftlichen Arrangements, das Wohlstand als einen Mechanismus der Wertschätzungsproduktion nahe legt und zugleich als Konsequenz des Strebens nach Wohlstand "Brutalitäten" im zwischenmenschlichen Umgang durch Anspruchsinflationen auf der Interaktionsebene, durch Differenzhandlungen auf der Organisationsebene sowie durch die Macht systemischer Imperative fördert. Dies zu erkennen und vielleicht Lösungswege aufzuzeigen, wie man diesem Dilemma entgehen kann, könnte eine Anregung für die zeitdiagnostisch orientierte Soziologie sein. (ICA2)
In: Gesellschaft in literarischen Texten: ein Lese- und Arbeitsbuch. Bd. 1: Raum und Zeit, soziale Ungleichheit, demografische und biologische Aspekte, S. 15-32
Wer gerne literarische Texte liest, erfährt viel über soziale und/oder politische Verhältnisse der jeweils zeitgenössischen Gesellschaften, in denen die Autorinnen und Autoren leb(t)en. In manchem Fall könnte Literatur problemlos in ein sozialwissenschaftliches Studium einführende Lehrbuchtexte ersetzen. Will man allerdings die zu einem Themenfeld auffindbare literarische Vielfalt ordnen, kommen nicht nur individuelle Präferenzen bzw. Lesegewohnheiten ins Spiel, sondern es hilft auch eine gewisse Theoretisierung, die - aus der wissenschaftlichen Diskussion des Gegenstandes stammend - den Blick leitet. Für den vorliegenden Beitrag werden literarische Texte, die "Raum" behandeln, miteinander verglichen und kategorisiert. Die Rolle, die Raum in diesen Texten spielt, ist vielfältig - so wie auch die soziologische Betrachtung des gesellschaftlichen Raums inzwischen von verschiedenen, sich gegenseitig beeinflussenden Facetten ausgeht. Diese Vielschichtigkeit bezieht auch zeitliche Aspekt ein. Der Beitrag endet mit einer kommentierten Leseliste wissenschaftlicher Arbeiten zum Themenfeld "Gesellschaft und Raum" und Quellenverweisen für die verarbeiteten Literaturstellen (im Buch mit Textausschnitten einiger Werke).
Plausibilität spielt in allen Wissenschaftskulturen eine gewichtige Rolle - ob implizit oder explizit. Auffällig ist jedoch, dass es keiner spezifisch geschulten Kompetenz oder der Vermittlung eigenständiger Fähigkeiten bedarf, um einen Sachverhalt als "plausibel" zu beurteilen, während bei verwandten Begriffen wie etwa "logisch" je nach den methodologischen Gepflogenheiten der einzelwissenschaftlichen Disziplin besondere Schulung, Einarbeitung oder Expertise erwartet wird. Der vorliegende Text verfolgt zwei Ziele: Zunächst wird anhand von Auszügen einer Analyse die Verwendung des Wortes plausibel in Philosophie und Linguistik herausgearbeitet und strukturiert sowie schließlich in ein Modell seines typischen Sprachgebrauchsmusters überführt. Dieses Muster ist das erste Ziel, ein Zwischenergebnis, das als Basis für das zweite Ziel dient. Im daran anschließenden Teil wird dieses Muster hypothetisch auf möglichst vielfältige Wissenschaftsbereiche übertragen und auf seine Anwendbarkeit zur allgemeinen Beschreibung wissenschaftlicher Umbruchsprozesse hin überprüft, angefangen bei historischen Beispielen bis zur Gegenwart und darin dem besonderen wechselseitigen Verhältnis zwischen Laienwissen, Fachwissen und den dazwischen vermittelnden Medien. Das zweite Ziel ist es, zu zeigen, dass sich in den vielschichtigen und flexiblen Verwendungen von plausibel ein implizites Argumentations- und Denkmuster widerspiegelt, mit dem Wissen sowohl gefestigt als auch hinterfragt werden kann. Mit diesen Wissensdynamiken einhergehend wird entsprechend auch der Status wissenschaftlicher Tatsachen immer wieder neu zur Disposition gestellt: Was gilt unter welchen Bedingungen als plausibel oder nicht? Was ist das besondere an der Verwendung dieses Wortes?
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3736-3746
"Der Vortrag wird sich auf den Dritten nicht in seiner Lieblingsrolle als Vermittler, sondern als Unterbrecher von Konfliktdynamiken konzentrieren. Das Wechselspiel von Gewalt und Gegengewalt, das die feindlichen Parteien in einer potentiell tödlichen Symbiose aneinander kettet, kann nur durch einen Dritten, der zu keiner der beiden Seiten gehört, zum Stillstand gebracht werden: durch eine neutrale Person, einen Unterhändler oder Schiedsrichter. Seine Aufgabe besteht darin, in der dichten Reaktionsfolge sozialer Handlungen Diskontinuität zu erzeugen. Institutionen bilden sich am Ort dieser Unterbrechung. Sie sind auf Dauer gestellte und zum abstrakten Prinzip erhobene Figuren des Dritten: das Recht, das die Rachesistiert; der Machtstaat, der durch sein Monopol an Zwangsmitteln individuelle Gewaltanwendung unterbindet; der Souverän, der durch keine Partei im Staat angreifbar ist. Insoweit scheint, struktural betrachtet, Unterbrechung ein vergleichsweise simpler Mechanismus zu sein. Aber bei näherem Hinsehen bedarf sie einer ganzen Reihe von stützenden Narrativen, die genau an der Stelle der institutionellen Zäsur Übergänge und Verbindungen stiften. Ein Richter, ein Souverän, überhaupt jeder Repräsentant von öffentlichen Institutionen haben - jedenfalls der Idee nach - weder Freunde noch Feinde; sie sind durch ihr Amt aus dem Kontinuum des Austauschs von Freundschaftsgaben ebenso wie von Gewalttätigkeiten herausgerückt. Was versetzt sie jedoch in eine so enthobene Position? Welche Fiktionen der Trennung (etwa zwischen Amt und Person), welche Narrative der Investitur, des rite de passage, ja sogar der substanziellen Transformation sind notwendig, damit institutionelle Rollenzuschreibungen funktionieren? - Der strukturalen muss hier eine narratologische Betrachtungsweise an die Seite gestellt werden, um die ästhetische Form von Institutionen am Ort des Dritten analysieren zu können. Der Vortrag soll die soziologische Behandlung des Themas um einen literaturwissenschaftlichen Ansatz erweitern. Er bringt programmatische Überlegungen ein, die im Rahmen des 2003 eingerichteten Graduiertenkollegs 'Die Figur des Dritten' an der Universität Konstanz entwickelt worden sind." (Autorenreferat)